Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 13, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    Wen-r schreihkbkikk von f
kizzie jauksttngkh
No. 588. Seil sin ja ganz schöne
Getihichte mit Jhnet Wenn ich emal en
Htttoeis von Jhne hen will, dann
dnhn se mich nit ennsere un wenn ich
kein hen will, dann sin Se immer da
mit Order-seh Mistek Edithor, wer
duht ennihau die Schreiwebriese
schreiwe« Sie odder mich's Jch denke,
daß Sie se nit schreitve duhn un sö
kang als ich zu den Schapp tende, lann
ich auch nit sehn, for warum ich mich
Ordersch von Jhne gewtoe lasse soll.
Es is ja gut genug. wenn Sie in en
diesenie voleite Weg e Sucktschetschen
zu mache hen. For so ebbes mach ich
immer meine sämmtliche Ohre auf und
treie einiges sor Jhne u pliese. Wenn
Sie mich awwer schke we: »Mir denke,
daß es endlich emal Zeit wär, daß se
Jlme Jhren Fämillietrobbel for sich
behalte deine, un emal ebbes schreiwe
behie, wo die Riedersch auch sor lehre.
For warum ichreiwe Se nit emal eb
bes immer den neue Steil odder itvs
wer die sozial-republikanischeidemos
kratische Arweiter - Ktoestschem odder
so ebbes in die Lein, too mer auch eb
bes draus lerne kann? Mir easpeekte,
daß Sie sich das ad Nodumm nemme,
ich sage. wenn Sie mich den Weg
schreiwe. dann iann ich nit helfe. dann
muß ich auch siissia werde. Jn die
erschte Lein miclo ich neie nit ans mit
Palliticig un dann noch e anneres
- Diim, hen Sie sor den Stoii Ihren
politiekel Editle un ich hen immer
gedenlt, daß-Sie das duhn dehte. Bi
seidsz das stn ich nit inkleind Jhne Ih
ren Schapp eweg zu nemme. Un hier
is noch e anneres Ding: sor Steils
ven ich auch nie nit viel gekehrt un
wenn Ze da von mich Peuntersch hen
wolle, dann sin Se an die verkehrte
Fdreß komme.
Jch kann Jhne sage, ich hen mich
immer Jhne Ihren Brief so geärgert,
daß ich mich sor lauter Desperehschen
den Licker in die Arme hätt schmeiße
könne. Ich denie doch, wenn e Per
son schon so lange Zeit Jemand sg
trei nn gut schrie duht, wie ich, dann
hätt mer doch e paar sceindlichere
Worte viesehrft. thvtoer es is halt
die alte Ztorie, wenn en Mensch keine
Etinkelzscnen hat« dann kann mer keine
Poleitneß von ihn eckspecktr.
«.7«.«e:«.n Se ebbes von mich wisse
wolle, was ich von die Steils denke
duhn, dann kann ich nur soviel sage,
daß se fiers sin. Denke Se doch nur
emal an die teite Schkörts, wo se jetzt
mehre dnhnk Wei das is der Limmit.
Jch hen den annere Dag gesehn wie e
Lehdie, too so en Fisch-Stinn-Schtiirt
gewohre hat« in e Stritttahr steige hat
wolle. Die Bleps nn e wenig nocy
von den Graund gewese un nachdem
se e halwes Das-end mal eteinptet hat;
die unnetschte Steps zu rietsche hat se
zuletzt en Tschump gemacht un was
war das Riesolt? Der Schtöet is ge
bostet! Jch sin schuhe, wenn die Menn
sohls — wo ich auch init viel Juhs for
hen »s- treie dehte, sich denselwe Weg
zu dresse, dann dehte se von die Bo
lies errestet wek’n. Dann hen ich auch
noch e Wort oddet zwei iwwee die
Posss un Miit-Z zu sage, wo jetzt so
atig in Steil sin. Zu meine Zeit, das
meint, wie ich noch jung war, da hen
alte Lehvies, wenn se an chronischem
haarschwund gelitte ben, un unner
alle Zirlumstenzes ebbes an ihren
Kopp hen howwe müsse, wo se ihren
Hut dran stecke konnte, bilahs se hen
die Hättpinns doch nit in ihre Schlinn
stecke lönne, ganz stelret en Zovp ge
ordert un hen ihn so gesielst, daß es
kein Mensch genohtißt hat; un wenn
se Abends ins Bett gange sin. dann is
her Zoop versteckelt worde, so daß nit
emal die eigene Kids ausgesunne den«
daß die Mo falsche Haar wehte duht.
Heutzudag o du mein, da gehn die
junge Mehderchee in den Stoht un
lause sich ganz osse e Buschelhäslet
voll falsche Haar, grad wie mer in den
Stoht geht un sich Törnips un Spots
lause duht, wo met sich auch nit zu
schäme braucht. Die Lohn Haar, wo
se gelaust hen, die wet’n dann all an
den Kopp gepehst un wenn se dann
on vie Stellt lomme, dann sehn se
aus, daß met sich for se serchte muß.
Jedes Kind weiß, daß es e Ding der
Unmöglichkeit is, daß soviel Haar an
en menschliche Kapo wachse, awwee es
is der Stell un den wisse se mit
moche. So viel is e schuhees Ding,
doß ich den Steil n it mitmache. For
mich is der alte Weg gut genug un ich
gleiche enniweh nit baß, wenn ich an
die Striti gehn, die Mennfohis sich
etum drehe un ihre Riemarkg iwwer
mich mache un ich weiß, daß felle Rie- i
maris nit die allerschönste sin. Jch I
meine, je schneller ieller Steil abge- !
schafft werb, desto besser is es for die i
viehmehle Weiblichkeii. Jch könnt noch
e ganze Latt iwwet den Peunt schrei- «
we, awwer dann müßt ich Sache tot- «
sche, wo nit in Publick belange un es
soll Niemand sage, baß die Lizzie e
Kapiitel toische buht, too die Mena
fahls nicks von zu wisse brauche. Aw
wer dieselwe Zeit, wenn Sie mich noch
emal so iktiihete, dann fin ich im
Stand un lasse emal die Katz aus dem
Sack un dann sin ich schuhr, daß Se
mich dann nie nii mehr bulldolyse, ich
folli ebes iwwet ben Sieil schreiwr.
Jch gen-me gar nicks drum, ob die
Piebels sage, bie Lizzie is e alte
Schachtel un se dubt sich bkesse, wie se
fufzig Jahr zurück gange sin —- das
macht mich gar nicks aus un enniwea
sin ich froh, daß ich emal e Tfchehns
gehabt ben, mein Herzche Lust zu
mache.
Mit beste Riegards
Yours
Lizzie Danfstengel
W
- i c :
»Unser Morij II ist ein Inn-much
Am, um« m der smon vcrdcusts
come lhmcL how Mut-km
Hut et tun- von du« accrbtk
C r :
»Nun, id- sann nicht Itsidcrsmccksen
Tem, muss On mn lcgst zur Last;
Muts-. nun dxr nnd mdxt du: chlcu
ist-J du shka ja noch hcm.«
Städter sZommewattie): Da kom
men ja wieder zwei Schauspielek heran
ctaumelt, jede-r mit einem riesigen Af
ch gerade so wie die früheko zwei Mi
meu. Dac- fchint ja das- tciujte »Mit-n
Tlpcatcr« zu sein«
—
»Was, gleich fünf auf einmal?«
»Mi- weaen eenem lassen Ivir«n Zylius
der nicht gleich uffbiigelni«
Nasid-lieh
Schwiegermutter: »Wi- liegt denn
eigentlich Honolulu?«
Schwiegeksohm ,,Möchten Sie ein
mal hin?«
Die junge Hausstan. ;
Junge Frau-. »O weh! Diese Eier ’
sind aber kiein.« I
Krämer: »Das sind sie allerdings,
Madame, und ich weiß wirklich nicht,
wie das iom-mt.«
Junae Frau: »O, ich denke mie.
das kommt dabei-, daß Sie sie zu ftiih
aus dem Nest nehmen.«
Zurück zum Pampyrus.
Jeden Tag werden große Wälder
gefällt und fallen Jahrhunderte alte
Bäume unter der Axt, um in Papier
niasse verwandelt zu werden. Noch
den Berechnungen des Herrn W. Day
werden die einst siir unerschöpflich ge
haltenen Vorräthe an Holzfleifch die
die Vereinigten Staaten aus Wiscon
sin, Michigan und Minnefota gewan
nen, in dreißig Jahren vollständig ver-!
schwunden sein. »Ein Kapital von
625 Millionenf schreibt Day in ,,Cas
stets Magazineh und ein Heer von
875,000 Mann arbeiten an der Aus
beutung oder vielmehr an der gänzli
chenErsehöpfung der Waldreichthiimer,
deren jährlicher Ertrag eine Summe
von über einer Milliarde Dollars dar
stellt.« Zu den Verwüstungen durch
Menschenhand lommen hinzu die durch
die Waldbrände verursachten Kata
strophen, die in den letzten zehn Jahren
54 Mill. Bäume iin Gesammtwerth
von 40 Millionen Dollarg vernichtet
haben. Bald war das Feuer durch die
» Unvorstchtigteit der Holzfäller entstan
; den, bald durch den verbrecherischen
i Leichtsinn der Kolonistem die die Fol
’ gen dieser Art rascher, aber höchst ge
fährlicher Urbarmachung nicht genü
J gend ins Auge saßten, bald durch die
» Beutegier der Jäger, die durch dieses
wenig weidgerechte Mittel das Wild
zu Paaren treiben und ohne große
. Mühe niedertnallen wollten. Die am
liäufigsten lonstatierte Ursache der
Waldvernichtung aber war der Blitz
schlag, der in Ländern mit feuchtem
Klima nicht sehr zu fürchten ist, in Ge
genden wie Arizona aber, wo die Ge
witterstiirme nicht von Regen begleitet
find, in der Statistik der Waldbrände
in sechzig von hundert Fällen eineRolle
E spielt.
i
Die Gelehrten, die in der Kunst, die
Zahlen sprechen zu lassen, Meister sind,
könnten ausrechnen, in wieviel Jahren
es der zivilisierten Welt an weißem
Holz zur Herstellung von Papiermasse
fehlen wird. «Dem Menschengeschlecht
wird dann nur ein Hilfsmittel iibrig
bleiben: es wird zum Anbau des Pa
4pt)rus, der im geistigen Leben des Al
terthums eine·so große Rolle gespielt
und einen so bevorzugten Platz einge
nommen hat, zurückkehren müssen.
Wenn man heute einen jener Wälder
fällt, aus welchem die Papierindustrie
ihr ioichtigstes Material gewinnt,
muß man vierzig bis fünfzig Jahre
warten, bis die Bäume wieder so weit
gewachsen sind, das; man sie von neuern
ausbeuten«t(1nn. Eine Papyruspflanze
: dagegen gibt drei Ernten im Jahre,
)
l
f
fund man schätzt den durchschnittlichen
Ertrag dieses Produkts, das wieder
recht werthvoll werden dürfte, aus 100
Tonnen pro Acke. »Der Papnrus«,
schreibt Horace Vickars Nees im Lon
doner ,,Graphic«, »ist eine schilfartige
Pflanze, die mit erstaunlicher Nasch
heit eine Höhe von 12 bis 16 Fuß er
reicht. Die alten Aegypter zerschnitten
sie der Länge nach in feine Streifen.
» Diese Streifen setzten sie so nebenein
« ander, daß sie eine erste Lage bildetenx
- die Lage wurde aus eine mit Leim be
strichene Tafel au gebreitet und dann
mit einer zweiten age oderSchicht be
deckt, Und zwar so, daß die Fasern sich
in einem rechten Winkel lreuzten. Nun
wurde das Ganze einem starken Druck
unterworfen, bis die meisten Lagen fest
I aneinander klebten; auf diese Weise
entstand, tvenn alles getrocknet koa:,
« ein äußerst feines Blatt, das als Be
schreibmaterial zu verwenden war.«
T Das aus Holzmasse angefertigte Pa
pier ist eine ganz moderne Erfindung,
die aber, wenn man so sagen tann,
schon die Zeichen des Verfalls an der
Stirn trägt. Die in unseren Tagen
gedruckten Bücher sind verurtheilt, in
einer Zeit von zwei oder drei Jahrhun
derten in Staub zu zerfallen. Die
Papyrusrollen dagegen sind unver
loiistlicht die ältesten, die man kennt,
reichen in das Jahr 3600 vor Christo
zurück.
f Aegypten, das allein in der ganzen
Welt Papyrus lieserte, nahte sein Mo
nopol voll aus und weigerte sich rund
weg, gewissen Potentaten von geringe s
z rer Bedeutung das werthvolle Produtt
zu vertausen. Das sollte aber siir den
I Papyrus verhängnisvoll werden; die
! Noth macht erfinderisch, und so erfand
man bald m den Ländern, die sias nicht
tnitPapyrus versorgen tonnten tirsatz
, sür Papyruörollen. Das Pergament
tauchte aus« die Kunst, Papier zu sa
brizieren, machte rasche Fortschritte
und es kam der Tag, an welchem der
Paphrus, der schon zu Karls des Otto
szen Zeit aus der Mode war, ganz in
Vergessenheit gerieth. Ost besteht jedoch
der Fortschritt darin, daß man wieder
zum Alten zurücklehrt·. Da die Pa
piernoth in bedrohliche Nähe rückt, hat
die moderne Jndustrie ihre Aufmerk
» samteit wieder aus eine Substanz ge
I richtet, die während so vieler Jahr
1 hunderte unter den Anwohnern des
Mittelmeeres das einzige Mittel zur
Verbreitung geistigen Lebens gewesen
« war. »Während mehrerer Jahre,« so
schreibt Ries, »hat ein wohlbetnriuter
Forscher, HerrSmelleyNortom Aegypi
ten durchquert, unt die tostbarePslani
»He, die zur Papyrussabritation diente,
zu suchen Nachdem er Gegenden, in
welche die Ausländer nur höchst selten
ieinenal kommen, bereist und viele Ara
.berstämme besucht hatte, gelang es ihm
,unter großen Mühen, die berühmte
» lxhiIsartigePslanze zu finden; er brach
l
te sie sosori nach dem Nildelta, aus
welchem sie seit langer Zeit vollständig
verschwunden gewesen war. Eine An
pslanzung in der Nähe von Alexandria
ergab die denkbar giinsligsien Resulta
te; die Erzeugnisse dieser Pslanzung
werden nach England versandt und
dort zu einem Papier sehr guter Qua
lität verarbeitet.« Die seit elf Jahr
hunderten vergessene Pflanze ist also
ganz Plötzlich ihrer früheren Bestim
mung wiedergegeben worden. Der un
ter den Zhlindern der modernen Indu
strie zu einer breiigenMasse zermalmie
Paphrus wird allerdings wohl nicht
die Widerstand-straft haben, die ihm
das Fabrikationsversahren im alten
Aeghpten sicherte. Aber von den in
unseren Tagen veröffentlichtenBiichern
diirsten nur wenige vier oder fünf
Jahrtausende überdauern, »und die
Hauptsache siir das von großer Noth
bedrohte geistige Leben des Menschen
geschlecht-Z war, so rasch als möglich
für die Papiersabritation eine neue
Pflanze zu finden, die als Ersatz ein
treten kann, wenn dieMenschen des 20·
oder 21. Jahrhunderts gezwungen sein
werden« den lehien Baum ihres letzten
» Waldes zu fällen.
Deutsche und französische See
macht.
Aus Paris wird geschrieben: Man
hat sich in jüngster Zeit in Frankreich
viel mit Vergleichen der deutschen und
der französischen Wehrmacht befaßt
Stubengenerale schlugen die schönsten
Schlachten, in die der größte Theil der
europäischen Armeen berwickelt waren.
Man wies auch den Kriegsflotten ihre
bestimmte Rolle zu, ließ aber jeweils
in die Rechnung den Seeriesen Eng
land eintreten. Jetzt, wo die Gefahr
eines europäischen Krieges nicht mehr
so sehr in den-köper spukt, ist es viel
leicht angezeigt, die deutsche und die
französische Seemacht miteinander zu
»rergleichen. Vor einigen Tagen hat
der Abgeordnete Nail seinen Bericht
tiiber denAusbau der Kriegsflotte, den
ser im Auftrag der französischen Ma
’ rinetommission augarbeitete vollendet
Er hat fiir die französische Marine bis
«um Jahr 1920 rund eine Milliarde
vierhundert Millionen Franken gefor
dert wozu fiir Hafenbauten noch etwa
bundert Millionen kämen. Der Be
richterstatter nannte dieseSumme sehr
ungenügend, da die Kosten auf die
neuen Schiffe nach jetzigen Verhält
nissen berechnet seien, es sei aber an-«
f zunehmen, daß die Schiffe noch größer
und damit noch theurer würden. Für
s rie»Vollendung großer Bauten rechnet
man drei Jahre; die letzten Schiffe
des französischen Flotienprogrammg
müßten also 1917 auf Kiel gelegt
werden. Jn der Zeit von 1912 big
s 1917 wirdDeutschland sechs Schlacht
Ischiffe und sechs Panzertreuzer auf
»Viel legen: die Werften haben also
jährlich zweigroße Einheiten zu lie
»fern. Jn Frankreich müssen also
während des gleichen Zeitraums alle
zehn Monate zwei große Schiffe vom
sStapel gehen; denn das französische
Flottenprograrnm sieht dieVolienduna
for-n 16 großen Bauten bis 1920 bor.
An kleinern Schiffen tvird Deutsch
stand im angegebenen Zeitraume 84
!hervorbringen, während es in Franti
reich tauni möglich sein wird neben
den großen Bauten auch noch zahlrei
ehe kleine fertig zu bringen. Von dem
50 großen Schiffen, die Deutschland
.in 8 Jahren besitzen wird, sind stit
nach dem Tnp Dreadnought gebaut:
22 Schlachtschisfe und ll Panzertreu
zer. Frankreich wird 1920 22
Dreadnoughts besitzen, ohne Panzers
kreuzer dieses Tode-. Dafür hat
Frantreich die t; Schiffe bom Typ Po
trie, die auch noch 1920 ins Gewicht
fallen werden, ebenso haben die neuen
Kreuzer Waldect Russeau und Ed
gar? Quinet mit ihren 14,00() Tonnen
und ihren H 19 Hentimetergeschiitzen
einen hohen Gefechtswert obschon sie
teine Dreadnoughts sind. Rechnet
I man zu diesen Schiffen noch die funf
JKkeuzer vom Thp Ernest:Renc1n und
EJules Ferry, so stände der deutschen
fHochseeflotte von 50 Schiffen im
TJahre 1920 eine französische Hochsees
jslotte von 35 Linienschiffen, darunter
22 Dreadnoughtis, gegenüber
s Jnteressanter noch als dieser Ver
s gleich, der sich auf die Zukunft bezieht
Hist ein Vergleich zwischen den jetzigen
sStärken der beiden Kriegsslotten
sDeutschland besitzt jth 29 Schlacht
schiffe und il Panzerkreuzer, Frank
reich 22 Schlachtschiffe und 16 Pan
zerkrenzer. Fiir den Kampf auf ho
her See wäre also Frankreich fiir die
großen Schiffe mit zwei Einheiten im
Nachtheil. Außerdem ver-drängen diese
40 deutschen Schiffe 470,()t)0 Tonnen
Wasser-, während die französischen nur
415,000 Tonnen verdrängen. Nach
der Gliederung u. Vertheilung finden
wir in Deutschland tt Geschtoader mit
28 Linienfchisfen t22 Schlachtschjffc
und 6 Panzertreuzer), in Frankreich
ebenfalls 3 Geschivader mit im ganzen
27 Linienschiffen tit? Schlachtschisfe
und 9 Panzerkreuzer). Jn Deutsch
land bestehen neben diesen Geschtvn
dern noch zwei, in Frankreich drei Di
visionen. Das stärkste cchiss der
französischen Divisionen ist der Wut
deck Noussean mit 14 Hm Tonnen:
das stärkste Schiff der deutschen Divi
sionen ist der v. d Jonn mit 19000
Tonnen, der die außerordentliche Ge
ichwindigkeit von 28 Knoten besitzt.
Aus beiden Seiten sind den Divifio
nen ZOTorpedoboote und -;erstore:
fzugetheilt Mach-Zahl und Tonnenge
halt ist-also die deutsche Hochseeslotte
der französischen etwas überlegen.
Uebetbliett man die Verhältnisse bei
der Kiistenverteidigungsslotte, so fin
det man denBortheil auf französischer
Seite, was sehr erklärlich ist, da
Frankreich eine ansgedelmtere Küste
zu vertheidigen hat, als Deutschland
und da lanae Jahre in diesem Sinne
die sranzösische Marinebeljtorde große
Anstrengungen machte. Es stehen da
französischerseits 8 Kiistenpanzer, 191
Torpedoboote. 58 Unterfecboote und
ein Teil der fis-I Torpedojäger, den 4
Küstenfahrzeugen, 80 Torpedobooten
8sUnterseebooten und einem Theil der
92 Torpedojiiger auf deutscher Seite
gegenüber.
Was nun die Bewaffnung der gro
ßenSchisfe anlangt, so ist der Vortheil
wiederum ans deutscher Seite. Die
.gros,en französischen Schiffe besitzen
alle mindestens vier Its) Zentimeter
jlsjeschiitze; Deutschland ist bei 28 Zen
timeter als Hischstmafz fiir daH Kali
’ber geblieben. Neben diesen Riesenka
nonen fährt Deutschland als große
Kanonen noch 21 Zentimeter - Ges
schiitze, denen Frankreich nur die 19
Zentimeter —- Geschiitze entqegenznsetzen
hat. Eine interessante Aufstellung
rersfsentlielne vor einigen Tagen der
Marineschriststeller A. Roussean im
Tempsx er rechnete das Gewicht der
Geschosse ans. das die oben aufgezähl
ten Schisfe von der deutschen und der
französischen Flotte aus« einmal von
sich schleudern könnten und fand für
die deutsche Flotte 91-:-31.2 Kilogramni,
fiir die fran,;i.isische 72Bkts Kilo
aman Eine große Bedeutung tcmmt
der Geschwindigkeit zu. Das schnell
ste Schiff besin Deutschland; es ist
der v. d. Thon-L der vier Knoten mehr
zuriicklegt, als die schnellsten französi
schen Kreuzen Zwischen der Damen
nnd der Thuringklasse ist ein Unter
schied von einein Knoten zugunsten
Deutschlands Dagegen legen die
Haugsamsten der französischen großen
Schiffe 17 Knoten in der Stunde zu
rii(t, während es bei der deutschen
Schlachtflotte noch Schiffe geben soll,
die nur 15 Knoten machen können.
Es ist klar, daß dieser Nachtheil den
Vortheil der Schnelligkeit einzelner
Schiffe wieder aufheben toiirdr.
Man kann annehmen, daß die An
gaben, die man aus dem Papier macht,
nicht alle unbedingt richtig sind. Viele
Schiffe haben bei den Versuchen schon
Geschiriudigieiten entwickelt» die sie
nachher nie mehr erreicht haben. Eben-«
so weiß man nicht, ob die ganz gro
ßen Italiber wirklich die Erfolge haben
werden, die rnan von ihnen erwartet.
Aber es ist sicher, daß Frankreich in
den letzten Jahren ganz bedeutende
Fortschritte gemacht hat; dank den
Anstrengungen sind in den letzten Mo
naten sieben Einlxeiten die 124,000
Tonnen verdrängen, in Die Kriegs
slotte eingereiht worden. Daraus er
klärt sich. daß die augenblickliche Lage
Frankreichs gegeniiber Deutschland
zur See günstiger ist« als sie ers iu ei
nigeu Jahren sein wird.
»Und nie gefchaute Schichten
werden plans-.
Aus der S .tvei,3 irird aeschrieden:
Allerlei Wirkunaen hat dieser heiße
Sommer gezeitigt: Flüsse versieateu
und Wasserleitungen trockneten aus;
Hitzschläae gingen unt ini Lands die
Zahl der beim Baden Ertruntenen er
kletterten einenRetordx Vieh trieb man
vorzeitia von den Almen des Wasser
inangelg wegen; dieBrauereiattien sin
aen an zu steigen; dagegen fielen die
Aktien der Zuckersadriten, weil dietliii
ben aus den Feldern verdorrten .
Die Liste ließe iick noch lanae sortset
zen . . . Da kommt zuletzt noch eine
eigenartige Kunde ans der Schweiz:
Die Gletscher geben ihre Todten wie
der. Wir lesen in den Zeitungen:
Bern, den ZSX August Am List
schenaletschcr hat ein Vergfiihrer ae
stern Kniee einer Leiche aug dem Eise
ragen sehen. Es ist die Leiche eines
schtveizerisehen Elettriters, der vor
zwölf Jahren dort verunglücktr.
Zurich, den 28. August. Das Grab
im Gletschereig. Die Gletscher bei
Chasnonir haben Vor 41 Jahren einen
Engländer verschlungen Seine da
innig zwanzigjähriae Tochter liest an'
Ort und Stelle wissenschaftlich feststel
len, daß durch die Wanderung deg
Gletseherg mit der Leiche auf seinem
Grunde diese an dem Ins-, des Gut
scherg wieder zum Vorschein kommen
müsse. Wann der Gletscher sein Op
ser wieder herausgeben werde, war die
Frage. Jetzt nach 41 Jahren steht die
seckszigjähriae Tochter des Berungliiek
ten an der schmelzenden Gletscherzunge
und wartet --—-- wartet aus den Vater.
Die Gelehrten haben berechnet, diesen
Sontmer wilrde sie ihn wiedersehen.
Die ungeheure Hitze des- Jnli und
August hat an den Gletschern geleckt
hat Schichten um— Schichten abge
schmolzen. Schichten lagen schließlich
bloß, die die Lebenden im Thal noch
nie gesehen hatten. Und da haben dann
dieTodten aus längst vergangenen Zei
ten Rniee nnd Köpfe aus ihren Eis
gräbern gehoben, Zolisfiir Zoll, haben
ins Land hinanSgesclnnit. ins Land,
das sie zuletzt gesehen ehe sie versanken.
nnd haben gewinkt —- gespinlt, daß
man sie endlich begrabe in sester, stiller
Erde . . . Treu haben die Gletscher die
ihnen anvertrauten Todten bewahrt,
das muß man sagen. Treuer vielleicht,
ials die Erde es je gethan hat. Es ist
vorgekommen, daß die Eitmassen den
Todten, den sie eingeschlossen hatten,
zwanzig Jahre lang, unversehrt und
nnverwest wieder zurückgegeben haben.
»Da habt ihr ihn wieder-, eurenTodten,
er hat es kühl und gut bei uns gehabt
nach eurem allzuheißen Leben,« so sag
ten die Gletscher . . . Was die Glei
scher nicht herausgeben wollen,das ha
ben sie sich noch nie entreißen lassen.
Was sie aber dann nach einein Men
schenleben wiedergeben, das geben sie
sreiwilliq. Und nicht von Menschen
sondern nur von dem heißen Kusse ei
ner starken Sonne dazu ükerredet . . .
Und nie geschaute Schichten liegen
bloß . . .
W
Deutsche Küsse.
Unsere deutsche Küche, schreibt man
von draußen, hat drei Vorzüge, die
von keiner andern erreicht werden. Da
ist erstens der deutsche Braten, möge es
ein Kalbschlegel sein oder eine Rehteu
le; ein Hirschrüclen oder eine Gan-Lein
Recshnhn oder ein Krammetsivogeb
Kein Braten einer fremden Küche kann
sich an Wohlgeschmack nnd an schönem
Ansehen mit diesen herrlichen deut
schen Kunstwerken vergleichen, zu de
nen reichliche Mengen bester Sahne
verwendet werden. Der zweite Vor
zug ist die klare mit zierlichen Zeitau
gen verschönteRindssuppe ohne Zuthiv
ten außer etwas Gemiise. Wer verur
theilt war, jahrelang dieSuppen ande
rer leter zu essen, mögen sie Schtschi,
Borstht oder Minestra, Okroschta oder
Tsetxorba heißen, seiert einen Festtag,
sobald er die erste nach deutscher Art
bereitete Suppe vor sich sieht. Sodann
rechnen wir die Zubereitung der Ge
iniise zu den Vorzügen deutscher Kit
che. Wer Gefallen an dem in Salz
tvaffer gekochten mit etwas frischer
Butter durchsetzten Gemüse findet, der
möge in Geschmackssachen überhaupt
nicht mehr mitreden. Mohrriiben und
Schoten, Tgltower Rübchen, Schwarz
wurz, Schnittbohnen auf deutsche Art
bereitet, sollen wir uns nicht zugun
sten irgendeiner andern Art vergällen
lassen. Leider sind damit die Vorzüge
der deutschen Küche erschöpft. Unbe
iannt ist der deutschen Köchin und dem
deutschen Chef in ersten Gasthäufern,
was ein richtiger Pilam ein richtiger
tstisooto, ist; welche Gerichte man aus
Reis bilden kann, Reis mit Chutnern
mit Curry und zwar so, daß die Kör
ner die richtige Härte behalten, weiß
weiß man in Deutschland nicht. Da
tann man vothnlien und vom Orient
lernen. Dürftig arm ist die deutsche
Küche an Mehlspeifen, zum Entsetzen
des Oesterreichers, der darin erfinde
risch ist und uns auch durch die Man
nigfaltigkeit feiner Fleischfaucen weit
übertrifft. Die Reichhaltigieit schwe
discher und dänischer Butterbrotschils
sem- die Poesie eines- russischen Sams
ka, wobei der Uebelgelaunte zufrieden
lächeln muß. wenn er sieht, mit wieviel
Sorgfalt und Liebe die reizenden Sä
chelchen des Saht-Hin gemacht sind, ge
rade fiir ihn, uur für ihn, er braucht
nur zu wählen, und mit der Popowka
zu begießen das find unsrer etwas
leusckien Küche unbelannte Dinge. Un
sere Salate find gut aber arm, appe
titreizende Kleinigkeiten find oft im
Rufe der Gottlofigteit, und das Obst,
wie selten findet man an sanft gut und
reich besetzter Tafel fehlerloses Obst,
wenig, aber vom besten. In Deutsch
land wird zu Viel mit der Zunge ge
gessen. zu wenig mit dem Auge. An
richtung. Tafelschmuei, Aufmerksam
keit auf jede, auch die tleinste Kleinig
keit, die auf dem Tische steht, erhöht
fiir jeden Feinfühlenden den Genuß
und hat Bedeutung für fein Urtheil
iiber die Güte der Kiiclte Es bedarf
keines Reichthum, um feinen Tisch in
Ordnung zu halten, esJ bedarf nur des
Grundsatzes-, daß sijr die Tischgenossen
dac- Beste aerade gut genug ist und daß
sich nichts-, gar nichts andere, sobald
Gäste an der Tafel sitzen.
Eingegangem
Die »Allgemeine Automobil - Zei
tung« berichtet folgendes niedlicheVor
ionnnniß: Der Chauffeur des Fürsten
zu Sahn-Wittgenstein in Tegernsee
hntte sich wegen Schnellsahrens vor
Gericht zu verantworten und wurde zu
einer Geldstrafe von 30 Mart verur
teilt. Als der Richter ihn fragte, ob
er dazu etwas zu sagen habe, entgeg
nete er patzig: »Mir tann’«3 gleich sein
wieviel Geldstrafe Sie mir geben, ich
zahl’s ja doch nicht« lsondern die
Herrschaft). Als das Gericht diese
Antwort erhielt .verurtheilte es den
Chauffeur zu drei Tagen Haft, da ja
nach seiner Antwort eine Geldstrafe
ihn nicht treffen wiirde. Man lann
sich das- Gestcht des Chauffeurs den
ken, als er die Folgen seiner unüber
leqten Antwort gewahrte.
-——-..--——-·
Harm: »Wie kommen Sie zu der
Vermutung, dasz ich schon einmal ver
liebt tvar. gnädiges Fräulein?« —
Erna (fchiichtern): »Weil Sie immer
ic- vorsichtig nach den Stecknadeln füh
len,'" bevor Sie Ihren Arm um meine
Taille legen.«
sit Il- It
1leber den Aufenthalt der Mona
Lisa fehlt der Pariser-Polizei noch die
genau-: Kenntnis, doch ist sie gemein
sam mit anderen Leuten nicht im Un
tlaren darüber, wo sie sich während ih
res Pariser Aufenthalts befand.
F It- If
Jn California ist eine Männerliqa
gegen das Frauenstimmrecht gegründet
worden. Wie ungalantl