Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 29, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    »Einem Augenblick l«
Epiiobe von Stegsrteb Stutz.
»Einen Augenblick, bitte!"
chieine Frau sagte daj zum vierten
a e.
Sie war wie alle Frauen des ersten
Ehkjahres jung, schön, liebenswürdig
und besaß alle Tugenden. die eine
- Frau hat. wenn man sterblich in sie
« verliebt ist, wie iches war.
Und wie süß, wie schmeichelnd das
klang: »Einen Augenblick, bitte!« So
sprach sie immer, wenn sie etwas
wünschte, so berückend, daß selbst ver
bartgesottenste Frauenverächter ihr
hätte zu Füßen stürzen miissen und
um die Gnade flehen, ihr alle gegen
wärtigen und zukünftigen, bis an die
Möglichleitsgrenze gesteigerten Wün
sche erfüllen zu dürfen.
So sehr michs auch drängte, ich
that es nicht. Erstens waren wir nicht
allein, zweitens hatte ich noch zur rech
ten Zeit den Einfall, baß durch diese
Prozedur, welche sraglos eine längere
Debatte liber ehemiinnliche Galanterie
und Pflichten« weibliche Rechte, seeli
sche Harmonie usw. hervor-gerufen bät
te. der erbetene Augenblick unnötbig
in die Länge gezogen würde. Wir hat
ten nämlich Eile· Jch war mit Hand
tasche, Hutschachtel und Regenschirm
beladen und im Begriff, mit besagter
jungen Frau ans den Bahnhos zu
fahren.
Alfo war keine Veranlassung, Zeit
zu verlieren.
Jch wartete dennoch geduldig an der
Thür.
Meine Frau planderte wirklich rei
zend. Und jetzt beim Abschied von den
lieben Verwandten kamen ihr die
Worte besonders warm und lebhaft
heraus. Jch war entzückt.
Sie hatte vergessen zu bestellen daß
die Vögelchen denen sie stets die größ
te Sorgfal; widmete, von jth an statt
zwiilf Hanftöener nur noch fechs pro
Nation und Kopf bekommen sollten.
Sie zeigten infolge zu fetter Nahrung
bereits Anlage zur Trägheit im
hüpfen und Singen.
Die Tante versprach, peinlichft dar
über zu wachen.
Der Onkel blies eine Wolke ans fei
ner Pfeife und versicherte umständlich,
daß er in der Pflege der Vögel und
Kenntniß ihrer Bedürfnisse sich ganz
besonderer Umsicht nnd Erfahrung
rühmen könne. llnter feiner Aufsicht
würden die kleinen Lieblinge der
Nichte sich ausgezeichneten WohlfeinsJ
erfreuen. E
Hella umarmte ihn für diefe trvst
reichen Worte Meine Frau heißt He
iena. Jch nenne sie della, das höre ich
lieber
Ich war ebenfalls gerührt über fo
tieie Empfindung für das liebe Fe
derbieh dankte im Namen meiner
Ehehiilfte und fagte nochmals Lebe
wohl. Der erbetene Augenblick war
nach meiner Meinung vorüber. Schon i
stand ich im Ihiirrahmen. Ich glaubte,
wir konnten geben
.Einen Augenblick noch, bitte!«
Jch sah erfchreat auf. Meine Frau
stellte den Zonnenfchirm an einen
Stuhl und suchte etwas in ihrer
Hiiflbiclschc«
«Da hätte ich beinahe vergessen
wo ift denn nur ?'«
Die Tasche gab ihren Inhalt von
fich. Haarnadeln, Kamm. Spiegel,
Migriineftift, titiechfläichchen, Ta
fchentnch, Vonbonv und viele andere
Kleinigkeiteri, deren eine Dame auf
der Reife nnunigiinglich bedarf. Alles
wurde auf dem Tisch ausgebreitet
Alles fand sich. nur nicht das- Ge
fuchtr.
»Es ift doch ineriwiirdig«, janrnier
te Heila. Jch weiß genan, ich habe es
eingesteckt. Zonderbar!«
Sie tramte noch einmal die Gegen
stünde durch, jedoch erfolglos.
»Was fuchfrTsn denn, Kindh« frag
te die Tante beforgt.
»Weißt Du, Iante«, entgegnete die
Nichte. »es ist die alte Geschichte.
Man mag tausend Kleinigkeitem die
man nothwendig braucht, zufammen
suchen und denten, nnn wird gewiß
alles da fein. Natürlich gerade das
Wichtigste fehlt.«
»Aber was denn, mein Schatz?«
fragte ich und fah ungeduldig auf die
i
(
i
!
i
i
Uhr.
Mein Schatz llappette ;veiter, olnie
auf mich zii hören. »Ich hatte es zu
recht gelegt, nin es ja nicht zn veraes
sen -- und nun doch! Gott, man hat
sa auch an so Vieles zu denlen bei ei
ner Abreise! Haft Du es vielleicht
eingesteckt?" wandte sie sich an mich,
ihre Tasche stillem-«
»Sage doch nur, was Du meinst«,
iraeite ich unruhig. »Ich weisse doch
nicht « «
«Slelle Dich doch nicht so an. Du
weißt es recht gut«, erwiderte Helle-.
»Wir haben doch die. Sache lang und
breit besprochen und Du warst natür
lich völlig icieinerMeinuiig. Du stimm
test zu, dass ich Recht habe.«
Jch wurde neu-ös- ,,Wenn Du nicht
sagst, was «
Nun wurde auch sie nervös. »Mein
himmel, bist Du schwersiilligl Du
haft es doch selbst ausgesetzt nnd abge
schrieben. Besinne Dich doch.'«
Mir ging eln Licht aus. Jeht wuß
te ich’6. Es war ein einziges Wort.
Hätte sie es anstatt der vielen anderen
Worte gleich ausgesprochen, wikt
Eik- Häk- ---—z----- -- -1, ;
,tonnten schon im Wagen sitzen. Jeyt
skänch ich es aus: »Wäscheverxeich-s
ni «.
»Gut-licht« athknete meine Frau aus.
«Wo ist es venn?«
»Hier-P sagte ich. setzte eilig mein
Gepilck ab und suchte nusTer Brief
tasche due vielbesprochene Schriftstiick
hervor«
»Nun hätten wie es richtig mitge
ommen«, schmollte Hella und über
brachte der Tante das endlose Ver
zeichniß. »Du hast mir versprochen,
Taute, hin und wieder nachzusehem
ob nichts fehlt. Den Mädchen ist nicht
immer zu trauen. Nicht wahr, Du
bist so gut?«
Tante gelobte auch hierfür ihre
Sorgfalt. Onkel ebenfalls Er wußte
auch in der Wäsche Bescheid. Somit
schien alles sit-gemacht Jch nahm mein
Gepiick wieder aus.
»Nun gehen wir doch?«-' wagte ich
schüchtern zu fragen.
»Gewiß, mein Lieber". erwiderte
Heller zu smeiner Beruhigung und
Akiss nach Tasche und Schirm. Jch
athmete aus.
»Aus lebt wohl, lieber UnleL
Tante, Nichte. Nesses Glückliche Nei
se, amiisirt Euch! Bleibt gesund!
Schreibt recht ost!" schwirrte es von
vier Stimmen durcheinander. Hände
schiitteln, Küssen. Wangenstreicheln,
wie es eben zum Abschied gehört.
Jch stand in der Thür. »Also
tornrn. Schatz!«
»Ja. Lieber, ich tomine!« So ein
erster Abschied ist nicht leicht. »Lebt
wohl, meine Theuren!" Nochmnlg
stiirmische Umartnung nnd leises
Schluchzen. Helln suchte nach dem
Taschentnch.«
»Um Gotteswilten", ries ich verstört
und zupste sie am Arm. »Es ist die
höchste Zeit, wir miissen eilen«. Da
mit lies ich zur Treppe.
»Richtig!'« sagte Ontet, und Tante
sagte etwas ähnliches. Sie drängten
ihre Nichte mir nach.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich
hörte den betannten leichten Schritt
Hellas hinter mir. Doch gleich daraus
ihre Stimme:
»Einen Augenblick!«
Ich kutschte vor Schreck einige
Stufen hinab und blieb dort wie an
gewurzelt sitzen.
»Was ich noch sragen wollte«, flö
tlsete mein Schatz mit süßer Stimme.
»Ihr babt ja dieselbe Reise gemacht.
Ierche Hotels lönnt Jbr uns empfeh
len? Besonders in der sranzösischen
Schweiz und Jtalien?«
»Das sinden wir ja alles im Beide
ter'«, schrie ich plöylich rnit einer mir
unbetannten Gereiztbeit und fremden
Stimme. »Warum uns deswegen hier
aushalten!"
»Ach, weißt Du, der Bädeler!« er
widerte meine Frau von oben herab
in geringschätzendem Ton. »Der gibt
ost wenig besriedigende Auslnnst
Denn gerade in der Auswahl der Ho
tels entscheidet nnr der Geschmack
Der Bädeter zum Beispiel sagt «
Jch unterbrach sie in wirtlichem
.-iorn. »Der Biideter sagt zum Bei
spiel, dasz der Express in Zwanzig Mi
nuten s«llig ist und wir sitzen bleiben.
Ich fiir mein Theil sitze liier ganz ant,
aber wir torninen ans diese Weise
nicht nach Italien«
Oniel nnd Iante lachten.
»Diesmal basi Du Recht«, gesund
meine einsichtsvolle Gattin ein nnd
nabin mit beroischeni Entschluß inin
letzten Male Abschied.
—-.s--—
Ziel-Its Jahre verheirathen
tfin seltener- aniliinin ist liirtlieh
in Pest-Zonen gefeiert worden: Der
Hostischlernieister Fritz Ferse, der oie
Last von lts Jahren auf feinen Schul
tern trägt, der älteste Bürger Pote
dani5, und seine ltljiihrige Gattin, be
gingen das Fest ihres 7(t. Hochzeit-.
tage5. Am S. Mai 1841 ist das- Paar
in der Hof- und Garnifontirche fijrkz
Leben verbunden worden nnd in der
selben Kirche ist das Jubelpaar feier
lak einaefeanet worden, von demselben
Hofprediger Dr. Roage, der auch bei
der goldenen und dianiantenen Hoch
zeit die Einseanuna vorgenommen hat«
Betonnderungowiirdig ift die verhält
nißinäßiae geistige und lörperliche
Frische des Paar-es. Jni Jahre Ist-ei
trat Ferse als Rekrut in das 24. Jn
santeriesReainient in NeiiiRuppin ein.
Die um sieben Jahre jüngere Braut
Lnife Bisoorf, genannt Brannsdors
wurde geboren zu Berlin am 7. Jan.
1820. Vor siebenitndzroanzia Jahren
hat Ferse sich vorn Geschäft zurückge
zoaen und es seinem ältesten Sohn
übergeben. Der Kaiser, der den Hof
tischlermeister aus seiner lllrinzenzeit
tennt« hat ihtn sein Bildnis-. überrei
chen lassen. Vor dein mit festlichen
Grün geschmüdten Haufe erschienen
am Festtage zwei MilitärMusittavels
len zu einein Morgenftändchen llnter
den Gratulanten befand sich auch
Prinz Joachim mit dein Offiziertorvg
des l. GardesRegiments zu Fuß.
Und- tun das Jubelpaar versammelt
war die ganze, aus 43 Mitgliedern
bestehende Familie, darunter zwölf
Urentel.
-.s-———
In der Lise.
A.: »Sehen Sie dort die.Gräsint
Finden Sie nicht auch, fo alt wie
heute hat sie ner nie aisögesehenl?«
Q: »Nein Wunder! So alt wie
heute me sie ja auch noch nie!" «
Ver Ver-folgen
Slizze von Felir Dörinanm
»Ich weiß nicht. was meine Minerli
ans einmal hat,« sagte die freundliches
Frau Anna Klager, Spartassenbeam-j
tensgattim zu ihrer Nachbarin der
Kausmannsgattin aus Linz, gewen
det. »Ich weiß nicht was meine Mi
nerl aus einmal hat, früher lonnte siej
mit mir die größten Fußtauren met-s
chen, ohne eine Spur von Ermüdungs
zu zeigen, und jetzt ist das plöhlich
aus! Kaum daß mir eine halbe·
Stunde her-aufgestiegen sind. wird sie
müde, beginnt zu hinten, und lvik
miissen Unitehren Jch iann mit ihr
beinahe nur mehr aus der Promenade
spazieren gehen. Das ist der einzige
Weg, der sie nicht anstrengt! Und ich
soll doch Beratonren machen, hat mir
der Arzt aesagt." ,
Promenade zu Gmunden am 16. Juli
des laufenden Jahres-! MinerL eine
junge Dame von siebzehn Jahren, wel
che ihre Mutter zu diesem Klagelied
inspirirte, wandelt-, ohne irgend einen
Schmerz zu bekunden, indessen am
Arm ihrer unzertrennlichen Freunden
Fifserl die Promenade rastlos aus und
ab. Wenn sie sich unbemerkt glaubte,
griss sie hastig nach ihren wirllich
hübschen kleinen Ohren, und mit be
wunderungswerther Selbstiiberwiw
dung tniss sie mit Daumen und Zeige
singer hinein —-— so sest sie nur tonnte
—-—- bis die Ohren blutroth wurden.
Jhre Freundin sah sie bei dieser Pro
zedur jedesmal mit großen Augen be
wundernd an und fliisterte erregt:
»Minerl, Du bist großartig!« woraus
Minerl jedesmal mit stiller Hoheit
antwortete: »Was willst Du, Tisserh
es ist nun einmal nicht anders, die
Männer wollen betrogen sein« wenn
er sähe, daß ich zu blasse Ohren habe,
er toiirde sich enttäuscht von mir ab-j
wenden, und welche Opfer bringt man
nicht, wenn man einen Mann dauernd
sesseln will.« Unterdessen waren Beide
wieder in belebteren Theilen der Pro
menade angekommen. »Siehst Du, da
lommt er uns entgegen,« sliisterte Mi
nerl und deutete aus einen jungen»
Mann von kleiner-, aber zierlicher Sta
tur und geradezu hervorstechender Ele
ganz. »Jetzt pass’ aus, mit welchen
verzehrenden Blicken er mich anschatit,l
wenn ich an ihm vorübergehe! Wenn’
er mich nur endlich einmal ansprecheni
wollte, dort in einem abgelegenen
Theil der Promenade -·-— ich gebe ja
immer so aussällig gerade dorthin.
aber er ist unglaublich schüchtern s— er
bleibt nur immer wie eine Bildsäule
stehen und starrt mich an. Er wagt ja
nicht einmal zu grüßeri!«
Und wirklich, als die beiden Miid
chen in die Nähe des jungen Mannes
lamen, rührte er sich minutenlang
nicht von seinem Platz und starrte wie
in stiller Verzückung aus die vorüber
wandelnden schlanlen Mädchengestal
ten. Minerl konnte ein leiseg Lächeln
nicht verbergen! Der junge Mann re
tnerlte es, und sein hübsches, srisrtses
Antlitz iiberzog sich mit einer glühen:
den tltöthel tfr schien große Verlegen
heit dariiber zu empfinden, das-, die
Damen ossenbar sein Anstarren je
mertt hatten und ihre Glossen daiii
der machten. Xslber die Reden schienen
nicht allzu böser Art zu sein. denn rr
hörte ein heller-s stichern und Latinen
nnd sah unzweideutiae halbe Ftoii
wendnngen. tir ermannte sich, can
seine mo.iumentale Stellung Hi,
setzte sich langsam in Bewegung nnd
schlug die Richtung der beiden Dank-n
ein. Allerdings in gediihrendem Isl
stand. Aber Minerl nnd Fiiierl nie-l
ten ers doch. »tindlich,« sagte Mitte-L
»Ich fürchte mich Zu Tode.« sagte Fif j
serl. «
Dieses Jammerlied ertönte »aus der
l
Aber der junge Mann schritt ckns
beiden Damen so lange nach, otme iie
anzureden, bis Mineri aus einmal izn
verututtset ibrer Mama in die Hände
fiel. Miner! wars einen balb ängst
lichen, balb oortourssoollen Blick nach
rückwärts, der ungefähr sagen sollte:
Du bist aber ein ungeschickter Mensch,
zuerst gehst Du mir nach und der
säuntst die besten Gelegenheiten und
dann machst Du noch die Mania aus
Dich aufmerksam! Du wirst thlles
noch verderben Und richtig, so war ecs
auch! Manto batte schon von Weitem
gesehen, daß die beiden Mädchen rier
solgt wurden nnd daß sich ihr Minerl
bei der Sache .aar nicht ,,coinnke il
iaut« benahm! Sie hatte ein paar
sioosntendungen und ein paar Blicke
autgesaugen toelche an Deutlichkeit
nichts zu toiinschen übrig ließen.
Gott sei Dant, dass sie noch den
Ereignissen allem Anschein nach »zu
vorgeiommen war. Aber ein rascher
Entschluß that noth s« das sal) sie
ein!
«Minerl,« sagte sie, «da Dir das
Bergsteigen nicht gut thut und ich aus
dkk Promenade von »der seuchteu See
tust immer Zahnschinerzen betoinme,
so werden loir von morgen ab immer
in denSartoriananlagen spazieren ge
ben. Dort sind auch weniger zudrings
lichen Menschen als bier.« Sie hatte
das Wort ,,zudringlich'« sehr deutlich
ausgesprochen -— so deutlich, daß dem
Minerl schtviil wurde. Sie toar ver
rathen, Alles lvar verloren· Manto
sagte zwar kein Wort weiter, aber
Minerl toar ganz stumm und traurig
geworden. Sie nahm einen hastigen
Abschied non ihrer Fisserl die ihr mit
beredten Augen ihr tiesea Beileib aus
drückte, und überließ sich dann ganz
ihrem Gram! Wie glücklich hätte sie
werben lönnenl Er war so hiibseh und
so bescheiden und so ergeben und ver
liebt, und seht Alles aus! Sie war
verrathen, das Geheimniß der jungen
Liebe war entdeckt, eine Rose gebro:
chrn, ehe sie erhliihen konnte. Das Le
ben nnd die Liebe sind furchtbar trau
rige Sachen. Und eine schwere Thriine
stahl sieh heimlich über ihre Wangen.
»Jetzt zwick ich mich auch nicht
mehr in die Ohren —- ich brauche lei
nenc Mann mehr zu gefallen, ietzt
lann ich auch mit blassen Ohren her
nmlaufen, die Mama will mir ohne-»
die kein Giliick gönnen. Jch soll os
ienbat eine alte Jungfer werden, wie
Tante Philivpine, und Strümpfe
stricken iiir arme Waisenlinder, oder
ivll gar in’S Kloster gehen, wie meine
Tauspatbin, die Tante Hermineki
Sie kam sich unendlich bekam-« i
meriiswerth vor, wie sie so an der
Seite ihrer Martia dahinschritt.
»Minerl, fo halt Dich doch grade!«
Dieser Ausruf einer vorsorglichen
Mutter, der von einein kleinen, sanf
ten Puff begleitet war, ließ sie aus
ihren Träumereien auffahren. Jhr
Athein stockte ihr, als sie plötzlich, wie
auc« den Wolken frisch herabgefallen,
den jungen Manu, der in ihren Ge
danken eine so große Rolle gespielt
haite, mitten in ihrem Wege stehen
fah. Er machte gar keine Miene, aus-:
zuivcichen. Wenn ich ihm nur ein Zei
chen geben könnte, daß ich morgen in
die Sartokianlagen gehe, war ihr er
ster Gedanke. Wenn nur Mania ihn l
nicht bemerkt, ihr zweiter. Und ängst- !
lich schaute sie Mama von der Seite l
an. Mama hatte ihn offenbar be-;
merkt, denn ihre Augenbrauen waren »
Ieicht zusaiiunengezogen. O Gott. was L
wird das werden: das Herz stand ihr J
stille. Und der Unglücksinensch ging :
nicht aus dein Wege. Sie waren schon -
ganz nahe. War der auf einmal tiihn s
geworden! Ja, was ift das, er grüßte, f
sie traute ihren Augen nicht. Er tritt ;
auf Maina zu, um Gottesivillem er I
stürzt unk- Beide in’"s Unglück, er kennt
Martia und ihren heftigen Charakter
nicht! Es wird ein Unglück geben, sie ;
wollte schon uin Hilfe schreien oder l
davonlaufen oder ohnmächtig werden. I
»Gnödige Frau, Sie müssen ver- s
zeiben.« z
Pause.
Frau Anna Kluger wurde dunkel
roth und rang hörbar nach Athein und
nach einer passenden und nachdriiekli
chen Antwort. Das war beispiellos.
Die Kühnheit dieses jungen Menschen
ging zu weit
»Gniidige Frau —- Sie niiifsen ver
zeineii.« begann der junge Mann ieii
chend von Neuein, »inein Name ift »
Richter —-- ich bin Schneider —
wer hat das Kleid Ihrer Fräulein
Tochter angefertigt das Kleid ist
nach einein Pariser Modell gearbeitet
und ich glaubte, das Modell bis heute
allein zu besitzen verzeihen Sie mir
meine Rülmheit!«
Die uöthtge per-sum
Aus Reisen, Zpazieraänaen n. s. w.
tann man leicht zu Schaden tommen,
ist äkztliche Hilfe nicht zu erreichen,
muß tnan versuchen, sich selbst zu hel
fen, so gut es eben geht. Eine Ver
stanchnna des Knöcheld z. B. ist höchst
unangenehm und schmerzhaft und tann
ernste Folgen haben, idens sie nicht
richtig behandelt wird. Am besten ist
es, eine in heißes Wasser aetanchte
Binde sestiinizu:dicte1n, lann man tein
heißes Wasser haben, nehme man t.il
teg mit ein wena Ebiritug darin, der
schnell verdampst und die Echwellnnq
verhindert. Wasser nnd Essig tu alt-i
chen Theilen sind auch anwendbar, vor
allem aber ist Ruhe die Hauptsache
Wenn man sich in den Finger ae
schnitten hat, halte man die Hand in"
die Höhe, damit die Wunde ant aus
bluten kann, ehe man ein Pflaster oder
einetf Verband anlegt. Brandwun
den sollen, wenn irgend niiialich, mit
Oel und Kaltwassei behandelt werden«
ist dies nicht erhältlich, streue man dick
Mehl über die Wunde. die Hauptsache
ist. daß der Liistzntritt der dert
wird. Jede Hausfrau lasse sich
angelegten sein, die Dienstboten dar
über zu nnteerichten. wo der Arzt
wohnt, allenfalls liiinae man einen
Zettel mit deutlich aeschriebener Adres
se im Kindees oder Schlafznnmer aus«
sollte dann einem der Familienmit
glieder in Abwesenheit der Hausfrau
etwas zustoßen. so weiß das Mädchen.
an wen sie sich zu wenden hat.
Cinceldvontbeifemhurk gestorben
Eine historische Persönlichkeit ver
Ober-ausschei- a. D. Heinrich Fun! in
Angst-neg, der im Deutsch-Französi
schen Kriege bei der Batierie Anselm
Bauer am 4. August 1870 bei KWei
ßenbnra den ersten deutschen-K ano
nrnfchnß des Krieges aelösi h«1t,isi,
75 Jahre alt. gestorben Angelo Jank
hat diesen deniiviirdiaen Vorgang be
kanntlich · in einem großen Gemälde
festgehalten, das das Offiziersiasino
des 4. Feidartillerieregiments schmückt
c weh!
»Weißt Du, Mann vorhin hab’ ich
mich halb todt über Dich geärgert!«
»Du machst doch auch immer nur
Alles halb.«
ginmoristischeg
Der Dienstmags aus Vorm-um«
Dienstmädchen: »Diesen Mittag ha
ben die gnädige Frau ganz vergessen
mir Fleisch auf den Teller zu legen!«
Madame: »Ach, wir hatten eine
vommersche Gans, Anna . . . und da
dachte ich Sie würden vielleicht Heim
weh triegent« ;
Moderne- Berhiittnisse. l
Herr: »Was ist denn das fiir eine
reizende Kleine?«
Kindermiidchem »Das ist das Mii
del von Geheimraths.«
Herr: »Und Sie?«
Kindermädchem »Ich bin dass-Träu
.ein.«
. txrziehintk
Mutter tden Sohn verdriigelnd, der
eine Cigarre getaucht hat): »Daß Du
Dich nicht noch einmal nnterstehst zu
tauchen, (leife) und tvenn Du ’s
thust, Karlchen, dann sorge wenig
itens daß Papa es nicht sieht .ichi
darf Dich dein doch nicht vorziehen!«s
Ein guter Mensch
Bräutigam tzur Brauttmttter, die
oor der Trauung von ihrer Tochter
Abschied nimth «Weinen Sie nicht,
Mama —— ich kann Sie nicht weinen
seh’n ——, es bricht mir das Herz! . . .
Nehmen Sie in Gottes Namen Jhre
Tochter wieder zurück!«
Wider-legt
» . . . 500 Mart --- das ist ja ein
Riesen Honorar siir Ihre Behandlung
Herr Doktor!«
»Aeineswegg — das haben Sie al
lein an der einfachen Diiit gespart,
die ich Ihnen verordnet!«
Zweit-klei. »
Professor tnachdem er den Patienil
ten untersucht hat): »An Ihren
Schmerzen, Herr Baron, sind nicht
die Nieren schuld, sondern ’s Divi
ren!«
Schein-am- Widerspruch
»Mit Ihrem Freunde sieht man
Sie ja ietzt gar nicht mehr zusam
men! Sie sind wohl Beide auseinan
der aerathen?«
»Ja, wir sind Beide zusammenge
rathen!« «
Variatio delertnt.
iein Herr, Sie müssen etwas
mehr Abwechslung im Tanz bieten·!«
»Wie meinen Sie das, gnädiges
Fräulein?«
»Ich meine, Sie können mir nun
auch «mal aus den lin l e n Fuß tre
ten; der rechte hat genug.«
Bedeiitliches sämt.
Einem Gefängnißdirettor wird zum
25jiihriaen Arntsjubitiium von den
Beamten eine Adresse überreicht, wel
che mit dein Schiller-schen tsitate be
ginnt: »Wer den Besten seiner Zeit
aenua gethan, der hat aelebt für alle
se
Zeiten.
Naiv.
Der tleine Fritz tnachdem er liin
aere Zeit mit Hilfe eines Brennalases
Papier verbrannt hat): »Papa, schlaa’
einmal eine Mücke todt. dann spielen
mir ein bischen Krematoriurn!«
Seine Ansicht
Bauer tder beim Notar soeben ein
Schriftstiiet mit drei Fireuzelu unter
seriiat bat, als ein anderer eine llr
tunde ebenfalls mit drei Kreuzem un
terschreith »Da schau, Alte, der heißt
auch so wie ich!« .
I
sei-streut
Professorsaattim »Dent’ Dir nur«
Lililhelnu Dein Kolleae Duselineier ist
bei einem chemischen Experiment in
die Lust ariloaenk«
»Nun er wird schon wieder her
untertonuneu!« l
. Wettbewerb.
»Fra·uleiu, ich bin in Sie bis iiber
die Listen verliebt!'«
»Aber das bat mir mein Vetter
auch schon aesaatI«
»Ja aber ich hab· längere Oh
ren !«
- l
hört Abends in seinem Hoftyeater
eine neu engagiete Sängerin Auf
seine Frage, wer vak- fei, erwiderte
ihm der Jntendant, e5 wäre die nene
Koloratut Sänaerin.
»So,« meint Serenissiniu5, »nialen
Sercniisinmes l
i
thut sie auch?« F
Maßregel-L
A.: »Dein Rock sitzt aber morka
schlecht, da miissen mindestens die
Knöpfe versetzt iverden!«
B.: » Meinst Du? Dann versetze ich
schon lieber den aanzen Rock!«
Gleiche Wirkung.
»Nun, haben Sie es schon ’mal niit
der Elektricität bei Jhrer leidenden
Frau versucht, Herr Goldstein«? i
»Nein, Herr SanitötgratM Mit
Benzin geht es ebenso gut!«
»Wieso?«
»Ich habe ihr ein Automobil ge
kauft«
Tor tlciIIc Max-: »Gut-l mal, Taufe
Linn, das iI«I du Ami, den iclI zIIIII Ge
burtstag III-kriegt habet«
Tann- LIIIa IdiI Nase rüIIIpskIId):
pfui, das ist ja ein lIåstliklIcs Tin; gib
IIIIr acht, daß rr dich IIijII lecktl«
T u kleine Men: »Ab« kI ist so schlan·
IIIId IklI habe ihm mich sItmII was VIII-ye
bI«,III«lII — dir WallIIIIIst dIc dII vorhin
gIIIcIIIII l)nII,1Iat alles du- Ami gemach-·
»Ich acl)’ ietzt inm, Wurm-, wenn Flur
mm artig seid, Unmut drt Mappers
itorml«
»Tu- fommt ow, wenn wir nich artig
sind, Vaterl«
Oben csz rinn- Fmtk dir den Verlust
ihn-: gestorbenen klkcnnnccs lscflnmit »No,
nnstrn Ei( si(11, rnn so lnjhsitns Flan nne
Ei( lnfusnnn lmld kinrn Mann mir«dct.
L l
»Nun-t- Psnuxs, um« tmnm du denn das
Heilmitt- «L«’u"h, den Mus« Ist-»un- Tanze.
immer so juristan und In«ls-tc«s(«n!«
»Mir-! Ist-nnd! Jus m doch mein
C 1«l1mov-."—I«
PMEMM ·
- megckisek (
d-- -.
Modus-steten ,- «
hist · «
--.-»TL..
Wurm-« mor antun ilhiindisiulz »Ach
bittr, klkimmh imm« ulli discli tu cmc Vil
lmctimsamt limi«
Theaka Nachtquartier-.
isivei Bekannte treffen sich zufällig
aus der Heimreise von der Haupt
stadt, wo sie sich zwei Taae aufgehal
ten.) »Na, ich dank schön --— so ein
Aufenthalt im Hotel ist etwa-L Kost
spieliges! Jch war im »Er-weiten
Frosch« mir eine einzige Nacht s--— ei
ist aber unerhört, wag ich da Geld ge
braucht habe!«
»Und ich etst!«
»Wo haben Sie iibeniachtct".3«
aBei meinem Nesseu!«