Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 15, 1911, Zweiter Theil, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M Mgnrhaitung in
-z.
, Wieder ßsd die Sängen der ziviiisir
M Bett ans Fes, die in den lesten
Mk so berühmt gewordene Haupt
ssdt MaroktU gerichtet Wer nie
ZU Fez Zetvseilt bat, wird mit der Sul
tanstadt in Marotko die Vorstellung
von einer ärmlichen und völlig tut-»
tut-tosen Anhäufung von Hütten undj
weißen Höusern verbinden, und ini
der That empfängt der Reisende beims
Betreten von Fez den Eindruck vonl
Rotb, Armuth und Schmutz. Nur
fes-wenigen ist es vergönnt, wirklich ei
nen Einblick in die Lebensweise der
riet-nehmen Maroitanek zu thun, und
nur wenige ahnen, daß hinter den
unscheinbaren Mauern und Wänden
sich vie prachtvollen Reste einer ras
finirten orientalischen Kunst und Kul
tur verbergen, inmitten derer die
Vornehmen des Landes ihr Leben ge
nießen. Jm »Ternps« schildert ein
französischer Beobachter eine Abend
unterhaltung in dem hause eines rei
chen Bürgers von Fez und giebt ein
enschauliches Bild von dem unvermit
telten, fast unheimlichen Kontrap, den
der Europäer erlebt, wenn er aus
dem schmutzigem engen Gäßchen plötz
iich in das Jnnere eines vornehmen
marotkanischen Hauses tritt. Die
Sonne sinkt im Westen der Abend
kommt, und von den Minoretä ver
Moscheen tönt weithin ballend der«
Ruf des Muezzins, der sein «Allah"
atba!« (Gatt ist groß) gegen alle vier
Himmelörichtungen erklingen läßt. Die
Stunde des Gebets ist gekommen, und
in der ganzen Stadt beginnt plötzlich
ein dumpfes Murmeln und Summen:
die Gläubigen verrichten ihre Andacht.
Wir sind bei unserem Gastgeber
eingetroffen, schwingen uns aus dem
Sattel und betreten die Gärten. Wenn
rnan aus den schmalen, staubigen Gas
sen, die zwischen halbverfallenen Häu
sern dahinsiihren, in so einen mark-t
tanischen Garten tritt, bleibt man un
willkürlich stehen ook der Pracht dem
Luxus und dem Rassinement, das ei
nem hier entgegen leuchtet, nur durch
eine dünne Lehmwand von der Ar
muth und der Untultur getrennt.
Man wird plötzlich in eine Art Al
hambra versetzt, wo alle Wunder und
Feinheiten maurischer Kunst und
maurischer Civilisation sich aufthun.
Drei Gärten reihen sich in terrassen
sinniger Anlage aneinander, in jedem
von ihnen steht ein zierlicher Mosk,
der mit rassinirtem Formensinn in all
seiner Zärtlichkeit der Umgebung und
. der Begetation angepaßt ist. Jn
sahllosen kleinen Bächen rauscht und
murmelt das Wasser-, der schwere,
schtoiile Duft üppiger Orangebliitben
M durch die Luft, an den Seiten
III-u Apritosem Psirsiche, Rosen
nnd Jazmim Langsam schreitet man
durch diesen Märchengarten, über
Treppen und Treppchen zu dem ei
gentlichen Hause, und betritt den
großen, viereckigen Hos, um den sich
das maurische Heim gruppirt. An
der einen Seite plätschert ein kunst
vollee Springbrunnen, zehn kleine,
mietisch verschlungene Kaniile leiten
das Wasser zu einem Basftn; überall
ßnd die Mauern von schiechthin
prachtvollen Mofaiten bedeckt. de
ren bunter Wiederschein im Wasser
ßch spiegelt und hundertsachsgxsden
vielfältigen scheint. Der Boden des
Hofes ist mit großen, leuchtenden
Marmor-platten ausgelegt, um deren
Ränder frch als pitante Farbengnir
landen tapriziöse Mosnikarbeiten
schmiegen. überall wirbeln, drehen
c
und leuchten farbenfrohe Ornatnente,
und an den Wänden kehren jene selt
samen Stuckverzierungen wieder, wie
die Albambra sie zeigt. Auge und
Ohr werden durch rastlos wechselndes
Formenspiel berauscht, der Lärm des
Alltags scheint wie durch ein Wunder
von dieser Stätte verbannt, die milde,
kühlende Abendluft und das sinnende
Raufchen der kleinen Gen-Ziffer laden
zur Ruhe. Jn den Räumen der
gleiche raffinirte Luxus. Dei-Pla
fond der Gemächer ist mit zierlichen
holzschnitzereien bedeckt, von denen
wunderliche Malereien sieh abhebenx
die Villen der römischen Lebenstiinst
ster können diese löstlichen Früchte der
jahrtausendalten maurischen Kultur
nicht übertroffen haben. Und in die
ser Umgebung sieht man die vorneh
men Mart-klomm feine, stille Leute,
die im Laufe der Jahrhunderte ge
lernt haben, die schwindende materiel
le Kraft durch Wunder der Geschick
-«»- « liehleit, der Schlauheit und des Ruf
t« fiemnmti zu ersetzen. Welche Biolo
« vneatte mag nicht dazu gehören. solche
«««· .- stecktpr und eine solche Lebens
Æruug gegen die ersucht eines
--serrs0esri oder die bgtet seiner
» Unterthanen zu vertheidigen.
Jst-wischt- hut das Mehl begon
.-Iet. wundemll gemachte-n- schlanke
Auge Dieser-innern die tote Bitt-werte
M Ebenholz agent-them Immer-(
TMI mit- wirke-indem wie sehen
fass seidenen Kissen um einen flache-,
. - z niedrigen Tisch unt-tauchen un-«
ko- häsde in die seiucifelirten alten-l
seenije mit darfst-nimm Waf
sek. die zu Beginn des Mohleö jedem
Gifte gereicht werden. Da eiuiit
Qpr anwesend sind, sind Wer
M M Eies dein Tische erschiene-h
III- dk Mel-i der Anwesenden
W pi- ssdsokis esse-s sk
Wichaerichteu sei-dick mit den Fis
gern. die Tauben wie die Hühner, das
Dammelsleifch wie den Braten. Die
Isadl der Gerichte, Braten und Ra
Fgeuts nimmt tetn Ende, wundervolle
EFriichte, süße schwere Konfitiiren und
iexotisclpe Leckerbissen schließen sich an.
Und dann, wenn das Mahl beendet
ift, kommen die Sänger und Tänze
rinnen. Durch die Stille wirbekn
plötzlich die Schläge des Tamburinz«
und eine bronzesardene maroktanifche
Sängerin mit wundervoll metallischer
Stimme beginnt eine alte sehn-ermit
tdige Romanze zu fingen, die an die
Volksweisen Andalusiens gemahnt.
Eine diisiere Schwermuth, ein leiddol
ler Weltscbmerzsdurchziebt diese alten
Dichtunaen, und sinnend lauscht man
den Klängen, die von dem Werden
Bliihen und umuMsumen Welten
einer kostbaren then Kultur Trauri
ges undeErgreifendes erFiihlen
Ob
Dee Wee seit schnit
Den einzigen Lavasee aus der Welt
außer dem fast erloschenen Kilianea
in Hawaii schildert Dr. Furt Weae
ner in einem Artikel der »Umfchau«,
in dem er auf Grund eigener An
schauung den Vulkan Matawanik der
iin August 1905 am Nordostadhang
der Samen - Insel Sawaii neu ent
standen ist, ausführlich beschreibt Die
Insel stellt einen einzigen großen
Vuktan dar, auf dessen mächtigen
Lavaschild sich allenthakden lleine
Kratertuppem die Durchbtuchgstellen
der Lava, von 50—100. höchstan
80—400 Meter höhe und 500 bis
1000 Meter Durchmesser aussehen.
Bei der Bildung des neuen Vulkanö,
bei der einer der schönsten Dissrikte
der Jnsel betroffen wurde, wurden
aus der neuen Ausdruck-Meile An
fange Steine und Lavabrocken in die
Höhe geschleudert; dann floß zabe
Lava in größeren Magen aus wo
bei sich Dampfe entwickelten TM
kam ein schmaler Strom bis gerade
an die Küste. 1907 und 1908 lersolxste
dann eine große Lavaausschichtung,
die etwa 30 Quadratkilorneter Lano
unter einer 5—10 Meter dicken
Steinkruste begrub. Jeßt fließt die
Laoa in einen diinnen Bach, aber mit
einer Geschwindigleit von etwa 4 M-:
tern in der Selunde, in den Sek.
Das war erst möglich. nachdem sich
aus dem Krater ein Laoasee gebildet
hatte. in dem die aashaltigen flüssi
aen Gesteine im Aufsteigen und bei
der Abliihlung sich stärker ausdehnen
als die gasarmen und daher in die
Höhe schnellen. So springen aus drin
seurigen See iiberall und fortwährend?
Fontänen von Lada, in denen dies
Gase der Lava ausgeschieden werden «
und die rasch hin und her wandern
Das Bild des rothleuchtenden
Sees, der etwa 100 Meter unter desn
oberen Rande liegt und 50 Meter
breit und 20 Meter lana ist, macht ei
nen überwältigenden Eindruck, beson
ders zur Nachtzeit. Die roth und weiß
glühenden Massen schwimmen hin
und her und tlatschen aussdtitzend ge
gen die Wände des Kraters, während
man zahlreiche, 5———10 Meter hohe
Iontänen ans dem See ausspringen
sieht. Unter dem sinnbertoirrenden
Eindruck der Erscheinungen sind die
Schätzungen der Ausmaße des Kra
ters sehr verschieden. Die Anna
ben über die Tiefe des Sees unter
dem oberen Materrand schwanke-i to
zwischen 50 und 200 Meter. Auch vie
Stellen, wo die Laoa in die See ein
tritt und absließt, sind nicht snit oiili
liger Sicherheit zu erkennen· Nach
dem Verlassen des Sees sließt die
Lada als unterirdischer Bach den
Berg hinab, wobei ihr Weg durch
einzelne Dambsstellen bezeichnet wird.
und ergießt sieh dann an der Steil
tüste unter mächtiger Dann-sentin
lung in die See. Wenn sich der enge
Kanal verstopft hat. sucht sich der
Bach rasch ein neues Bett in den zahl
reichen Spalten und Hohlräumen des
Laoaseldes. So wird allmählig der
rissige Lavasteom, der einem Glei
scher ähnlich steht- in eine dichte Ge-«
steinimasse verwandelt. Der Ausfluß
der Lava in die See erfolgt an wech
selnden Stellen; nur zwei Haupt
sirähne haben sich dabei als ziemlich
beständig erwiesen, und bei dem einen
tritt die Lava unter mächtigen Explo
sioazerscheinungen unterseeisch auf.
Dr. Wegener hat von einein Boot ans
Messungen der Wassertemderatue bei
den Ausslußstellers vorgenommen und
sand bei ein-a 100 Meter Entfernung
50 Grad Celsiui, während er oor sich
Siedebewegunjg sah.
,
HaudchåndlekI »Und dann -- wie ge
sagt. prägt-i dürfen Sie den Bund nie
—- Sie müssen ihm ans andere Beis
Fktzu lassen, daß Sie der Stärke-e
- Die Anssiellung in Turin.
Die Turiner sind selbstverständlich
ganz andere Menschen als die Körner
und diese hatten zur Zeit ihrer Welt
herrschast ganz recht. wenn sie den
Landstrich zwischen Alpen und Appem
nin nicht zu Italien, sondern zu Gal
lien rechneten. Dahin gehören die
Lombarden und Piemontesen auch
lxute noch. und es ist vielleicht schade.
daß Rapoleon lll. sich damals rnit
Nizza und Savohen degniigt und
nicht noch wenigstens Piemont dazu
verlangt hat. Die Pieinontesen sind
doch weiter nichts alk- eine Vorstadt
von Paris. Und sin das ganze
Deutschland oder vielmehr für die
deutschen Lande wäre die Annexion
von Piemont sehr wahrscheinlich vor
theilhast gewesen. Jeht tragen alle
Norditaliener ihre französischen Stirn
vathien offen Zur Schau und ver
stecken ihre deutschen Antipathien nur
sehr schlecht: hiitte man sie aber vor
fünfzig Jahren zu Franzosen ge
macht, so wäre wohl das entgegenge
sehte Resultat erreicht worden. Diese
Antipathie ist ja freilich spkziell gegen
Oesterreich gerichtet, nnd sicherlich hat
sie ihre guten Gründe, denn die
Oefterreicher haben in der Lombardei
und in Venetien arg gehaust. Indes
sen, was vor zwei oder drei Genera
tionen geschean ist« könnte schließlich
vergessen sein, und arn Ende thnnen
die heutigen Bewohner der habilitie
gischen Monarchien nichts dasiir, was
zur Zeit ihrer Großviiter geschehen
ist« Die Abneigung geht aber nicht
sowohl gegen vie havsvurgnche Mo
narchie als ganz ausgesprochen gegen
die Deutschiisterreicher. Die anderen,
die Ungaren und Tschechen besonders.
machen in Italien wie in Frantreich
und Rußland ihre eigene äußere Po
litit und verstehen es sehr gut, alles
Odium auf die bösen Deutschen abzu
tviilzen Wir Deutsche halten es siir
selbstverständlich daß bei der grausa
men Unterdrückung der verschiedenen
rev tionären Erhebungen in der
Lorn rdei die Tschechem Kroaten u.
»s. w. in österreichischer Unisorm sich
mindestens ebenso eisrig betheiligt
haben als ihre deutschen Kameraden;
den Jtalienern aber haben die nicht
deutschen Oesterreicher die Ueber-zeu
aung beigebracht, daß alles Böse von
lDeutschen ausgedacht und ausgesiidrt
Iworden ist. Und so würde man beim
Lesen der norditalienischen Zeitungen
oder sonst bei der Beobachtung der
öffentlichen Meinung niemals von
selbst aus den Gedanken kommen, sich
hier in einem Lande zu befinden, das
.mit Oesterreich und dem Deutschen
ZReiche in engem Bunde steht.
Diese Gedanken, die eigentlich
nichts mit der Turiner Ausstellung
’zu thun haben drängen sich dem Be
ssucher auf, sobald er aus dem Bahn
shos tritt und den reichen Fahnen
schrnucl der Häuser durchrnustert. Von
hundert ausländischen Fahnen sind
achtzig oder neunzig französisch und
eine deutsch. Sonst sind alte Staaten
vertreten, sogar Japan. China, Me
xito und Brosilien, nur einer sehlt
ganz und gar: das verbündete Oestep
reicht
J
i Unter diesen Umständen habe ichn
imich beinahe gefreut zu entdecken
daß. der aus dem ossiziellen Plane der
Aussiellung verzeichnete österreichi
sche Pavillon in Wirtlichteit garnicht
existirt, denn man soll den Leuten, die
uns nicht mögen, nicht nachlausen:
Dadurch werden diese doch nur iiber
mitthiger. Oesterreich hat ja seine
guten Gründe, bei dieser Gelegenheit
nicht mitzuthun, und es ist schon aller
Mögliche an Geduld und Nachgiebig
keit, daß es in Rom erschienen ist und
obendrein seinen Gesandtschaitgdalast
den schönen alten Palazzo Venezia
hat halb niederreißen lassen. um
Platz siir das Denkmal Viktor
Emanuels zu schaffen. Denn man
mag sich stellen, wie man will: Ita
lien ist aus Kosten Oesterreichs geei
nigt worden, so gut wie Deutschland
aus Kosten Frankreichs. Wenn dag
eDeutsche Reich in zehn Jahren das
halbe Jahrhundert seiner Einiguna
feiert, wird sich kein Mensch wun
dern, wenn Frankreich da nicht mit
ihut, und was man von Frankreich
nicht verlangt, soll man auch von
Oesterreich nicht verlangen.
An Stelle Oesterreichs ist natürlich
Ungarn erschienen und hat die gute
Gelegenheit benush um den Italie
nern und der iibriaen Welt wieder
einmal zu zeigen, daß es mit Oester
reicht nichts semein hat und siir die
iisterreichischen Schaut-thaten in Jta
lien nicht verantwortlich gehalten
werden kann. Die Mai-scharen, die
ich in dem ungarischen Baue arbei
ten sah und nach dem Berbleib des
aus dem papier-meet Plane stehenden
österreichischen Baues stagte, sprechen
übrigens deutsch miteinander und
hätten vielleicht stanzssisch geantwor
tet, wenn ich fee aus madscharisch hät
te anreden können
Dje Ilud us in Turin ist« rein
III W . betvtschkaukäs säh-weitem
er W un e t als
rdie römische. Mr zeichnet sich die
letztere durch mehret-e sehr gute Ge
danken end die nur leider sehr un
Wnieu duechgesiihrt worden sind.
per Wie pu- seispieh Andenken
M Erweise- as die breit
W, biet- Im Ieleht
kspezufnaen M seh- gitieiich; m
die Idee, die sämmtlichen einsttgen
Pridinzen des alten römischen Belt
reiches mit ihren römischen Denkens
lern nach Rom einzuladen. war gros
artig. Beide Ideen sind höchst man
gelhaft ausgrsiihrt worden. Die drit
te schöne Jdee, dasz alle Landschaften
des heutigen Italiens Nachbildungen
ihrer schönsten Bau- und Kunst-werte
nach Rom schicken sollen. wird in eini
gen Wochen oder Monaten glänzend
derwirtlicht sein, und andere ento
pöische Nationen, die an Ansstellun
gen denken. mögen sich dieser Jdee
erinnern. Jn Deutschland, Frank
reich, England könnten die einzelnen
Landschaften ebenso Jnteressantes
und Schönes bringen wie in Italien.
Die Idee selbst aber ist nicht neu: sie
wurde schon in Cbicago und in St.
Louis ausgesät-et wo aber die einzel
nen Staaten der Union selbstverständ
lich bei weitern nicht so eigenartig
und charatteristisch erscheinen tonn
ten, wie es den alten europöischen
Kulturlöndern möglich ist. Denn
außer den wenigen alten spanischen,
französischen und englischen Koloniem
die aus die Architettur ihrer Mutter
ltinder zurückgreisen konnten, desin
tein Staat der amerikanischen Union
eine eigenartige Kunst oder eine cha
rakteristische Architektur.
Die Turinersttlusstellung ist etwas
ganz ähnliches wie die französischen
Theater-. Esset Restnurante u. s. w
in der Provinz. Das beißt, sie ist
ganz genau nach Pariser Vorbildern
gemacht, und abgesehen davon, daß
die legte Pariser-Weltau3stellung 20
oder 40mal arötier. reicher und präch
tiger war, lann man die aniner
recht wohl mit ihr dergleichen. Es
weht hier viel mehr als in Rom die
wahre Ausstesungslust. obschon man
eine Weltausstellung, die wie in Tu
rin um sieben Uhr Abends geschlossen
wird, nicht gut siir voll ansehen kann.
Jedenfalls aber ist die ganze Anlage
eine Miniaturausgabe der Pariser
Auestellung don. 1900. Die Römer
haben das diel schlechter gemacht, in
dem sie ihre beiden Ansstellungepliiße
— denn von den Thermen des Dio
lletio:· nnd von der Engelsburg lann
rnan hier wohl absehen « in mäste,
baum- und wasserlose Einliden ver
legten. Sogar die Aussicllung am
Piazza d’Armi dreht dem vorüber
sließenden Tiber resolut den Rücken
und lehrt die Stirnseiten ihrer Ge
bäude dem Lande zu. Und doch hat
ten die Pariser vor els Jahren ge
zeigt, wie schön und reizend man ei
nen Fluß als lebendige hauptader
einer Ansstellung benußen kann, in
dem man die Fassaden der Bauten
oon beiden Seiten darin spiegeln
läßt, Jn Rom wäre das sehr gut
möglich gewesen« und in Turin hat
man mit dem Po das gleiche erreicht,
was damals- so geschickt mit der Seine
gemacht wurde. Obendrein liegt der
Haupttheil der Turiner - Aussiellung
in einem schönen schattigen Port mit
guten sesten Wegen, die sogar dem
stärksten Vlaßregen standhalten. Bei
einem solchen Ungewitter. wie ich es
in Turin erlebt habe, wäre-man in
römischen Aussiellungsgeliinde bis an
die Knie, wenn nicht bis an den halb
im Schlamm versunken. Daß die
Dächer auch in Turin die Sündsluth
nicht aushieltem sondern in großen
nnd kleinen Wassersällen undSchauer
giissen den Regen durchließen auf die
Maschinen und Fabrikate, dars man
oon Auestellungodächern nicht besser
erwarten: eher muß man sich wun
dern, daß die Mauern aus Gips und
Pabbe nicht ganz wegichwammen.
Dieser gewaltige Regen ist übri
gens schuld, baß ich nicht die sämmt
lichen Gebiiude besuchen konnte, ——
der Regen und dann die telvttders
ständliche Thatsache, daß ein Theil
der Gebäude überhaupt noch nicht
vollendet und eingerichtet ist. Wie das
nun schon lange üblich ist und beson
ders in Italien nicht anders sein
kann, streiten sich auch in Turin1
Frankreich und Deutschland um den
Vorrang Frankreich hat große An-(
strengungen gemacht: es hat nichts
nur einen eigenen großen Padillons
und stellt in den gemeinsamen Pa-:
lösten aus, sondern außerdem habeni
t
die französischen Kolonien ihr eige-:
nes Gebäude, und eine ganze Anzahl
französischer Jndustrieller haben sich:
ihre Extrawiirstchen gebraten. Das
Deutsche Reich bedeckt mit seinem
Papillen ungefähr den gleichen Raum
wie Frankreich mit dem seinen, und»
hat im Maschinenpalaste wohl reicher
und besser ausgestellt als jene-. Jn
dem deutschen Panillon ist die Mariae
Trumpsz im hauptsaal steht die ver
goldete Kolossalstgur des Kaisers in
Admiraliunisoim eine oben umtan
sende Inschrift meldet, daß die Sanss
-sahrt nöthiger sei als das Leben,
ringsum stehen die sehr hübschen sil
bernen Schissimodelle, die dem Kai
ser zur silbernen Hochzeit geschenkt
word-en sind, und weiterhin reihen sich
in unendlicher Zahl die Modelle so
Iziemlich aller großen Dampser an.
Idie unter deutscher Flagge die Meere
sbesahmn Unter diesen Umständen
fist ei nur natürlich, daß die Deutschen
tdie Ständsluth besser überstanden als
Iihre sranzitsischen Konkurrenten; diese
smuhten wegen der eingedrungenen
lWchwemrnung ihr haus schließen
tiend haben wohl ein paar Tage n
sei-m gehan, eh- qapi wieder tu Dei-«
Las-s
i
Inung war« Dein ungarischen Papil
lonåiss es nicht besser, und der gro
je der Vereinigten Staaten war
iiberhaupt noch nicht fertig
Wie in Rom, wo Serbien mit ei
nein eigenen Palaft aufgetreten ist,
wundert man sich auch in Turin iiber
die verschiedenen Grade von Ansstel
lungslust bei den verschiedenen Na
tionen. Jm allgemeinen tonstatirt
man. daß neben den Großmöchten
nur die kleinen Gernegrosre viel
Lärm machen. Diejenigen kleinen
Nationen, in denen wirklich solide
Tüchtigkeit steckt, lassen sichan den
Retlamewih des besonderen Pavillons
nicht ein. stehen aber ihren Mann in
den gemeinsamen Gebäuden So macht
zum Beispiel die Schweiz sowohl in
Rom als auch in Turin einen ganz
vortrefflichen und sympathischen Ein
druck; hier wie doti hat sie auf ein
besonderes Gebäude verzichtet, das sie
sich doch so gut wie Belgien, Ungarn
und Brasilien hätte leisten können, um
von Serbien, Persren und Neu-See
land ganz zu schweigen, die alle in
Turin ihren eigenen Palast haben.
Freilich sind diese Leute auf den Son
derbau angewiesen, denn in den ge
meinschaftlichen Räumen, wo zumBei
spiel alle Nationen ihre Maschinen,
ihre Gewebe, ihre Stahlwaaren zei
gen, wiirde man von ihnen nichts mer
ten. Sie wollen aber gesehen werden
und miissen darum ein möglichst ab
sonderliches und auffallendes eignes
Gebäude errichten.
Die Zusammenstellung der in Tu
ein vertretenen fremden Nationen ist
vielleicht noch sonderbarer als in Rom.
Standinavien, Oesterreich, Spanien.
der ganze Ballan außer Serbien und
die meisten iiherseeischen Länder sind
nicht vertreten, und wirtlich gut und
einigermaßen start sind nur Frant
reich, Deutschland und Großbritan:
nien erschienen! Jtalien selbst zeigt
uns in Turin. was wir sreilich vorher
schon wußten: das eigentliche Italien,
also das Land siidlich vorn Apennin,
existirt nicht in Handel und Industrie,
von Genua abgesehen, das ja auch
mehr zur Gallia cisalvina als zur
halbinsel gehört. Piemont mit Tu
rin. die Lombardei mit Mailand und
Ligurien mit Genua redetisentiren die
gesammte italienische Industrie, Vene
tien und die Emilia geben sich Mühe
nachzutommen, Tostana Inacht hier
und da auch Miene, als ob es Schritt
halten möchte. weiter siidlich lebt man
vom Fette des Landes. Die ganze
Ansstellung in Turin wird von der
Gallia cisalpina gemacht. und neun.
Zehntel aller ausgestellten italieni
schen Erzeugnisse stammen aus Pie
mont oder aus der Lombardei. Sehr
großartig nehmen sich die italieni
schen Maschinen und Fabrikate gerade
nicht aus neben den aus England,
Deutschland, der Schweiz Belgien
und Iranireich gelommenen. Sie
zeigen aber jedenfalls. daß in Nord
italien fleißig gearbeitet wird, und
daß die Lombarden und Piemontesen
durchaus moderne Menschen sind, die
an der Jagd nach dem Dollar eisrig
Antheil nehmen, während ihre soge
nannten Landsleute im Süden heute
noch mehr Spaß an der Sonne ha
ben als an einem Banltonto. Wel
cher recht hat. weiß ich nicht, und ver
muthlich muß ein ordentlicher Mensch
beides haben. um vergnügt leben zu
tönnem die Sonne und das Geld.
Karl Eugen Schmidt.
Der stumme-passe.
Der vor turzem seiner Bestim
mung übergebene und schon vor seiner
Fertigstellung berühmt gewordene
»Ur-vierten - Damm« dient dazu, ein
unsruchtbares Land von mehreren
Millionen Morgen zu erschließen.
Es handelt sich um die Betviisse
rung de5.Salzslußthales in Arizona,
die jedoch nicht aus- unmittelbarer
oder niichster Nähe erfolgt, sondern
die Anlagen befinden sich ca. 100 Ki
lometer von dem zu bewässernden Ge
biete entfernt.
Hier haben wiederum amerikani
sche Ingenieure ein Riesenwert in
kurzer Zeit geschossen. Ende 1906
wurde der erste Stein gelegt und An:
sang Februar dieses Jahres war das
gesarnntte Werl vollendet· Jn dem
unwegsamsten Theil des Staates,
zwischen sentrecht absallenden Ab
gründen von hunderten von Metern
ist der Riesenstaudamm entstanden,
der das Wasser - Reservoir abschließt
Die Grund- und Bodenverhältnisse
waren die bentbar ungünstigsten. Als
lein bei ver Anwerbung von Arbeitern
kstieß der Unternehmer aus ungeheure
Schwierigkeiten; benn die Arbeit in
dem heign trockenen Klima war
schwer. ie Bezahlung war zwar
gut, siir europöische Verhältnisse viel
leicht vorzüglich doch erst nachdem
dazu übergegangen war, schwarze
Arbeiter aus dem Westen Amerilas
arm-werben, und zwar zu demselben
Lohn« welchen die weißen Arbeiter er
-ielten, machte bie Arbeit ivtrlliehe
Zortschrlttr.
Der größte Theil der Materialien
mußte an Ort nnd Stelle gewonnen
werden. da zum heranschassen leiste
Wege existtrten.
sSo wurde das Material sitt ben
Ze t in der Nähe bei Dammes ge
sun n, während die Baustelne slir
den Damen zu gleicher Zelt aus dem
.- MW -.-— - H-;
W Weisen worden Hi
cder gemacht werden mußte, mn den
Damm In bauen. Der Sandsteiu tssae
m verzöger Qualität. Jn dem
M 45 Kilometer entfernten Fotsi
wurden wei Sägemiihien errichtet,
um Bretter, Hatten und dergleichen
zu schneiden. Fiir die Nahrung der
Arbeiter sorgien zwei Farmer, mit de
nen man einen Kontratt abgeschlossen
hatte. Auch siir die Betrieb-straft,
schließlich dem wichtigsten Theil, wur
de in sinnreicher Weise Fürsorge ge
kksssem indem 29 Kilometer oberhalb
des großen Dammes ein anderer ans
Beion quer über den Fluß gebaut ,
wurde. Dann wurde ein Theil des
Wassers durch einen viele Kilometer
langen Damm bis zu einem bestimm
ten Punkt an der RooseoeltsSeite ge
führt. wo es aus einer Höhe von SIE
Meter auf Wasserturbinen stürzte und
so eine Kraft von 4000 Pierdetriiften
erzeugte. welche zum Antrieb der ver
schiedenen Kraft-« und Licht-einschika
benuht wurde
Der Damm ist an seinem untersten
Theil ca. 50 Meter dict, während sich
aus seinem oberen Rande eine ca. 5
Meter breite und 325 Meter lange
Fahtsiraße befindet. Die Gesammt
böhe der Dammes beträgt ca. 85 Me:
ter. Der an seinen Auslanispnntten
durch Strebepseiler gestützte Damm
bst die Form eines Vierteltreise5. Jn
dem Damm sind drei Oessnungen mit
sechs unabhängig voneinander arbei
tenden massrven Thoren.
Unterhalb des Dammes befindet
sich die Kraftstatiom welche mit Tut
bitten von 100 Kilowatt in Verbin«
dung steht. Unterhalb dieser Kraft
station befindet sich das Transiorma
toten-Haus« wo der Strom auf 4:'-,
000 Volt transiormirt wird. Mittel-«
einer sechsdrähtigen Leitung wird er
durch die Berge und Wüste nach den
umliegenden Ortschaften geleitet, um
diese mit Licht und Kraft zu versor
gen. ·
Die Schneete.
(Eine Fabel)
Eine Schnecke die an einem Bahn
damm fvohntg iirgeete sich alle Tage
iiber einen Schnellzug, der vorbeisauste
und sie durch sein ungeschlachtesz Be
nehmen in ihrem behaglichen Geschäfte
störte
«Das will ich ihm austreiben!«
sagte die Schnecke zu sich selbst, stellte
sich zwischen den Geleisen aus und
lsireckie drohend ihre Fühler aus als
isie den Zug in der Ferne auftauchen
Riederstosien werd’ ich ihn!· sagte
sie voll grimmen Muthes.
Der Zug kam heran und brausie
iihet die Feindin hinweg
Die Schnecke drehte sich um und sah
dem Davoneilenden nach
,.Er hält nicht stand«, sagte sie ver
ächtlich, «er ist ein Feigling.«
tee Erst-dein
Er setzte sich mit einem Großindu
striellen in Verbindung und erzählte
ihm den einem unverbrennlichen Stof
se, den er erfunden habe: Also ich
sage Ihnen, gegen meine Substanz ist
Ast-est der reine Phoephor. Meine
Substanz brennt noch nicht einmal bei
ehntausend Grad Hide. Sie können
ich denken, was das für die Industrie
siir eine Bedeutung hat.'«
»Sagen Sie mal. haben Sie denn
Jhren Stoss schon dem Patentnmi
vorgelegt?«
»Selbsiverstiindlich.«
»Und wie hnt sich das Patentamt
geäußert?«
»Da hätten Sie dabei sein sollen:
wie ich bloß meinen Stoff hereinge
hracht habe« ist gleich alles Feuer und
Flamme gewesen!«
WNuttet der den Dotter hat mich zu
cis-er satte-bit ejnzkmdenst
«M ögh liebe-;- ud diese Atctfabkt
lauch eine Mwuäahrt sitt die wetdenk
—-..--..-.« ..
XII-,
F e l v Iv c b c l : haben was verstehen
Sie alio unter t owns-nein unten-Mk
H u be r : Ein merkte-by welcher nicht
praktisch ists