Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 15, 1911, Zweiter Theil, Image 12

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    Der Heirath-kurbett.
Mkietie von serv Max
Diese Bogelspecieg flammt nicht aus
Jes- Paradiese her und wurde nicht
m fiiniten Schöpfungstage erschaf
sess sie iß eine Erscheinung der Reu
isit nnd Sißand wie ein Dominiku
iss in ihrer Retorte, seit die statisti
fche Zahl der weiblichen Erdenbewdhs
M die der männlichen immer mehr
Ihrwncheri. Der Heirathsluckuel ist
sur weiblichen Geschlecht-T und feine
Iehnlichieit mit dem Waldiucluck be
sehi darin, daß er für seine junge
Mk schöner-en Geschlechts fremde
Rester sucht und dementsprechend fei-:
Den Reilnmerns erschallen läßt, sp
iald ein nhnnngsloser Besitzer eines
solchen in die Nähe kommt
Diese Bogelspecies besiht viel schwie
germätterliche Würde und wird allen
reisenden, jungen, weiblichen Eis-gnä
gelrh die in die Nähe ihrer Brut kom
ssem gefährlich durch ihren gefürchte
Ln Schnabel. Sie leidet an Nervosi:
Si, sobald der Candidnt eines schönen
Wes in ihren Gesichtskreis tritt.
Oel-he sich steigert, je glänzender und
Xsssibarer das Gefieder von Jenem ist·
Durch fabelhoste Zungengeläufig
seit sucht sie die Vorsicht und Ur
iheilskrafi ihres ersehnien Opfers zu
Der-wirren und zn lähmen.
selchßstöndigen Charaktere nicht, die
Aus der Landstraße rollt eine
Ganibagr. Die Jnsassen sind der
junge talentvolle Maler Edtnund
Stand und eine schöne, würdige Ma- .
tronr. Es ist seine von ihm hochbers .
ehrte Mutter-, die keinen innigereni
Wunsch kennt als sein Glück. Sie;
fahren von ihrem Lanvhaus zurl
Stadt, utn der sehr liebenswürdigens
Einladung einer Dante dort zu fol-?
gen, welche sich Edrnund«g Mutter
ganz enthusiasmirt genähert bat.
Drei hübsche Töchter blühen in ihreran
Haust. . . ·
Es ist ein heller, blauer Maitag (
Die Bäume an der Chaufsee blühenj
Und hauchen berauschenden Duft aus
—- Triiume von Glück.
Beide schweigen, Mutter und Sohn.
Was mag Edmunv denken? Das
Auge feiner Mutter hängt fragend an
seinen Zügen. Dann bricht sie plötz
lich das Schweigen:
»Du kennst bereits die Töchter der
Frau von Kuckuck-heim Z« fragt sie.
«.Vabe sie auf einem Reunivnball
im lehten Winter getroffen, ganz hüb
sche Mädels«, entgegnet Edtnund.
.Die Mutter hat mir sehr Viel
Riihmenstverthes von ihren Vorzügen
erzählt, es müssen wahre Perlen sei-«
Dirst Frau Brand hin.
»Id, da dürfen wir ja gespannt
seis«, sagt Edmund gleichmiithig und
schleudert das Ende seiner Cigeirrette
ins dem Wagen.
« Die Matrone lächelte still vor sich
Un. Es ist ihr sehnlichster Wunsch
daß bald eine Schwiegertochter ihre
alten Tage erheitere vielleicht ist
das Ziel nahe - -- sollte nicht eine un
ter drei so vorzüglichen Wesen Evsi
works herz fesseln können? —- -s
Während sie den geliebten Gebein-L
ten weiter ausspian sind sie nagt-I
langt. Das Dienstmädchen führt die
Gäste in das Gartenzinimer, wo deri
Mfseetisch gedeckt steht.
Frau von Kuckucksheim strahlt bei
der segriißung wie ein Gletscher bei
Abendbeleuchtung und schraubt die
Flamme unter der Theemaschine
»Sie entschULdigenC hebt sie dann
an, »ich tviirde ja gern Jhre junge
Unbeserim Fräulein Helene, mit ge- i
beten haben, aber « ich habe meine
drei Töchter nach strengem Muster er j
« zogen und liebe jene hyperniodernen, I
jedes Mannes Unglück werden müs
ses«, haucht sie, hüstelnd, rnit süßem,
etwas Ierlegenern Lächeln. s
»Meine Töchter werden gleich er-’
scheinen«
Auf dieses Stichwort thun sich drei
Thiiren aus, wie in einein Zauber
rnärchem und das Kleeblatt tritt in’"g
Zimmer. Die Mutter beginnt die
Vorstellung:
»Meine Tochter Eulalie, unsere
Mierim meine Tochter Melusine,
unsere kleine Gelehrte; meine Tochter
—Wechtildis, unsere Pianistin« sagt
-s « sie gefühidoll mit einem zuckenden Blick
« . nach dein jungen Mann.
- Man nimmt Platz hinter den Tas
s; sen, und die Unterhaltung beginnt, o.
h. Frau non Kuckucksheim ergreift oas
Wort
Jssp . »Wir-wert es Sie nicht, Herr
« Brand, alle schönen Künste in unse
- rein Hause vereinigt zu sindeni Aber
sich dulde nicht, daß nieine Töchter in
Ue , tlichteit hervortreten Jm
P Kreise sollen sie mit ihren
, W wieiern Die moderne ot
, weibliche Selbststiindigteit,
M nicht ihre Besteebnngen in den
Mk Mannes Fest sie ist mir
st- t! Wie sagt Goethes Selbst
einein rauhen Saiten zu gehorchen ist
Trost uns Pflicht! Und nach diesem
W ich meine Mädchen
Wiss-in späteren unentmu
.Zeesisen -dabei f ägt sie die
Mit-it Würde in Ihn-und ans,
. « Meer-ern sie eines ieistimmenden
. »aber mel- die praktisch
s M ich nicht deran
«" " ( sie Musen allein lebt neun
nicht ---— ich weis, was ich ihren Ans
tigen Gatten schuldig bin! Gewiss
nur der Mann kann sich glikkeklich
schiiIen der eine warmenisch ausgebil
dete Feine findet, in welcher sich Idea
lei und Restes vereinigen! Eulalia
schmückt unsere Zimmer mit geschick
ten händern Melusine ist Gärtner-in
und Mechtildifi eine Köchin, die es
wohl mit jedem »Enan bleu«· aus
nehmen könnte!«
Edmund schwindelt es ein wenig
Seine Mutter blickt lächelnd vor sich
hin
»Zeeiiich«, sährt Frau von
Kuckucksbeim eilig sdrt, »ich wüßte
nicht, welche ich missen könnte. Ach.
Wenige ermessen den Schmerz einer
Mutter, wenn sie an die Trennung
von einer Tochter denken soll. selbst
wenn der Gotte einer der vortrefflich
sten Menschen wäre!« Und wieder
fährt ein zuckender Blick über den be
giiterten Maler-hin
Will denn die Festung noch nicht.
kapitulirens
»Die künftigen Gatten Jbrer Fräu
lein Töchter werden diesen Schmerz
zu würdigen wissen«, sagt Cdmund.
Sie wirst ihm einen beuchlerisch
klagenden Niobebiick zu und hebt den
Kasseetisch aus.
»Aber Sie glauben vielleicht. es sei
iibertriebene Muttereitelteit, die aus
mir spricht, » ach, nur ein bescheide
nes Mutterlob! Sie mögen sich selbst
überzeugen davon. was die Madchen
leisten«, sliistert sie Edmund holdselig
zu.
»Nun, meine Töchter?« wendet sie
sich daraus an die Grazienschaar
»sorgt siir die Unterhaltung unserer
lieben Gösie2«
Die Mustertochter Eulalia erhebt
sich gehorsarn —-- auch das ist ein Er
ziehungsresultat der Mutter » - und
holt ihre Malmappe herbei; hübsche
Dilettantenarbeiten, die im Schein der
Mutterverliebtheit zu Kunstwerien
wurden.
Mit höflicher Artigleit legt Ed
mund die Sammlung aus der Hand
Frau von Kuckucksheim ivintt wir
der, und Melusine legt den Gästen
einige Betrachtungen über ein spani
sches Citat vor·
Edmund macht eine höfliche Bemer
tung über so viel Fleiß und schaltet
ein, daß ihm spanische Citote leider
so gut wie böhmische Dörser seien
- Da winkt die Mutter erregt zum
dritten Male, und Mechtildig tritt an
das Klavier.
Sie spielt Chor-im ohne Geist, aber
mit brillanter Fingersertigteit
Da läßt Frau von Kuckusheitn die
letzten Rateten steigen:
»Wilrden Sie es glauben, daß die
scx Pudding, den Sie ieht tosten müs
sen, unter denselben Händen entstan
den ist. welche Jhnen soeben den gro«
spen Chopin nähergesiihrt haben?
Und jene Blumen « bitte, einen Blick
über die Terrasse hinaus - zog meine
Tochter Melusine, unsere tleine Spa
nierin. Und dieser gestickte Ofen
schirm — bitte. dort in der Ecke
rechts - — ist eine Erfindung unserer
Malerin!«
Edmund schwindelt’3 nun erst recht,
Seine Mutter lächelt still vor sich hin
is- i «
Die Eguipage führt Brands wieder
heimwärts. Die erste Sichel des
Mondes steht iiber den Blüthenbiws
men. Beide schweigen. Mutter und
Sohn. Endlich meint die Matrone
etwas schelmisch:
«Welch’ niedliche, gehorsame, tleine
Mädchen und welche mannigfachen
Talente, Edmund!«
»Dssen gestanden, Mutter, rnir
graut vor so viel iorkirier Vortreff
lichieit. die nur Eins bezweckt, den
Mädchen als Köder zu dienen! und
vor dieser dieser Kuckusschwie
aermamal Nein, Mutter. in Kuckuck
heim bekam mein Vers aus einmal
einen sanften Mua wie Schuppen
siel es mir von den Augen bei der
Predigt, die ich dort hörte: strahlend
sab ich Eine vor mir stehen, die es
sein soll: Deine geistvolle, liebliche
Borleserin und Vflegetochter, die siisze
Blume Helene, Mutter-, die ich kürz
lich als Mignon gemalt habe - das
Mädchen, die es versucht bat, mit star
tetn und kräftigem Willen sich ibren
eigenen Weg in der Welt zu bahnen
- sie ist von Kindheit nn mutterlos
-— und «
Frau Brand streicht ibrern Jun
gen liebevoll über die Stirn:
»Recht so. mein Jung’, ist mir auch
zu viel geworden bei den Kucknck5.
Ich seane Dich und Deinen Ent
schluß!«
Der heiratbstuckuck zweifelte fast
an feinem Talent. als er das Ergeb
nis; seiner Retlame kurz daraus
schwarz aus weiß in händen hielt.
—.-.
Linden-III
Bei Tisch ärgert die kleine Margot
unausgefest ihren größeren Bruder.
daraus sagt die Mutter, er solle sie
nicht weiter beachten und sie mit Ver
achtung strafen Eine Weile herrscht
spät-innrem Ruhe, dann sagt Mar
got plötzlich weinerlich: WMama oben
straft er mich mit Verachtung, aber
unten stößt er mich mit-dem- Fuß.«
« Me
Die Menschen sind nus einmal spi
scsmere Vikch nicht denqu
D- ein-at m grasen Seg
II M It Dir-K ten-unt
Hnmoresle von Anna Julia
Wolss
Felix Dornbach war das Muster
eines gut erzogenen Ehemanns Nicht
allein. daß er siir die Laune-n und
Tollheiten sein-es lavriziösen Weib
schens die nachsichtigste Beurtbeilung
’hatte, er erfüllte ihr auch in geradezu
ausapfernder Weise jeden.ilrrer rnit
«unter etwas lostspieligen Wünsche.
Frau Eva hätte also allen Grund
gehabt, in ihrem Mann einen Ideal
gatten zu sehen. wenn nicht ja.
das war eine eigenthiimliche Sache.
Wo viel Licht ist. ist auch viel Schat
ten, und so besaß auch der ideale Felix
zwei Eigenschaften die seinem jungen
Weibchen die mitunter so unverwüst
lich rosige Laune empfindlich trübten.
Erstens war er eiseriiichtig wie ein
Otbello; jeder Blick. den irgend ein sa
der Geck dernreizenden Frauchen nach
tvarf, konnte ihn in Raserei versehen,
und dann besaß er eine fast lrnntbaste
Animosität ihrem greadezu tlassischen
Mangel an Ordnungsliebe gegenüber.
Ein abgerissener Knopf, ein beschmuss
ter Bluseneinsas vermochten seine
Laune auf Stunden zu beeinflussen,
und wenn gar die junge Frau. was
allerdings etwas häufig vorkam, wie
der einmal einen werthvollen Gegen
stand verloren hatte, dann konnte der
sonst so nachsichtige Mann unerbittlich
bis zur Härte werden.
Herr und Frau Dornbach bunt
rnelten durch die Straßen und machten
Saisoneinliiuie. Ein neues Sommer
lleid, zwei Hüte, eine Federboa und
sechs Paar Handschuhe waren bereits
das Ergebnis ihrer Wanderung, als
Frau Eva plötzlich vor einem Schirm
laden in subelnde Vegeisterung aus
brach, »Nein, Männchen, sieh nur die
sen entzückenden Spißenschirtm wie
ein Gedicht, den muß ich haben!« Das
Gedicht kostete die Kleinigkeit von 80
Mart. und mit schwerem Herzen und
erleichtertem Gelobeutel bezahlte der
galante Ehemann den geforderten
Kaufpreis.
»Du stehst, liebe Eva, ich ersiille
dir jeden Wunsch und ich thue es
gern: aber nun tornm auch du mir
ein wenig entgegen und versuche end
lich einmal, die entsehliche Sorglosig
teit deinen Sachen gegenüber etwas
einzuschränken«
»Aber natürlich, liebes Männchen.
du sollst dich wundern.«
»Siehst du, Kind, wenn ich da
dieses zierliche Nichts in deiner Sand
betrachte, siir das ich soeben einen ge
radezu unmenschlichen Preis bezahlen
mußte, und ich erwägesdie Möglichkeit
daß du den tostbaren Gegenstand viel
leicht in einiger Zeit in irgend einem
Straßen-bahnwagen stehen lassen könn
test. weißt du. herz, der Gedanke tönns
te mich geradezu in Raserei versehen«
»Aber, Männchen, ich schtoöre
dir.« s-«
Wenige Tage daraus kam Frau
Eva mit schweren Parteien beladen
von einem Waarenhausbummel nach
hause. da —— ein tödtlicher Schreck
durchrieielte ihre Glieder der neue
Spitzenschirm war verschwunden! Sie
wars sich eiligst in eineDroschte, durch-«
suchte den großen Kauspalait vom
Keller bis zum Boden: der theure
Schirm sand sich nicht wieder
Jn grenzenloser Niedergeschlagen
heit und banger Furcht ging sie nach
Hause. O Gott, was würde das geben?
Sie zitterte und bebte in dem Gedan:
ten an die stürmischen Szenen, die sich
voraus-sichtlich abspielen würden, und
ihre leidenschastlicheNervositiit steiger,
te sich, je näher die Riiatehr ihres Gat
ten bedorstand. Nun steckte er den
Schlüssel ins Schloß, allmächtiger
Gott, ihtn nur jth nicht vor Augen
kommen! Sie flüchtete sich in einen
entlegenen Raum und duckte sich wie
ein oeriingstigtes Vögelchen in den
äußersten Wintel des Zimmer-. s
Da schoß ihr urplötlich ein Gedanke
durch den Kaps, ein toller, erlaubten
der Gedanke, und nun war auch mit
einem Schlage die dumpse Bangig
—
teit verschwunden, und mit einem
diadoliichen Lächeln auf den Lippen
ging sie in das Zimmer ihres Man
nes. Auf der Schwelle allerdings
wandelte sie das verheißungsvolle
Lächeln in eine Schwermuthsmiene
um, und jeder Zoll eine büßende
Magdalena, reichte sie ihrem Gatten
die Lippen zum Kuß.
»Na, Weines-, was ist denn gesche
hen, wie siehst du denn aus«-T«
»Ach nichts, was soll denn gesche
hen sein?« Der Menschheit ganzer
Jammer lag in den Worten und in
dem begleitenden Blick.
«höre mal, Kind, hier ist etwas
nicht in Ordnung, und ich habe wohl
als dein Gatte ein berechtigtes Jn
teresse, zu fragen, was es gibt-«
Da warf sieh die jun-ge Frau lei
denschaftlich zu feinen Füßen nieder:
»Ach, Felix, du bist «a so gut und ich
bin so erbärmlich f lecht.«
Felix Dorndach fuhr empor. Er
faßte sich mit den hönden nach dem
Kopf. Ein grauenhaiter Gedanke hat
te ihn erfaßt nnd ließ ihn nicht wieder
lei
«Steh auf, Beil-P er zerrte sie an
den Irr-en einst-. «Steh auf nnd
stehe mir steh-. Use haft du Fett-ank«
Sie Muth-te sue unaufhörlich;
, ,
Idee iein Luni kam von ihren Lip
pen.
Die Eifersucht steigerte sich bei ihrn
bis zur Raserei, und rnii iskrnlichenr
Brüllen stieß er die Worte hervor:
»Ich willen reisen tout du gethan
basi; sprich, Weib ich ienue mich nicht
mehr. wenn du nicht die Wahrheit
ssgst!'
Da wars sie sich mit lautem Aus
weinen an seinen Hals.
»Ich habe » o, Felix-, ich sterbe
vor Qual und Reue -- ich hobe«
-- nun ein abermaligei derzweiselies
Ausschluchzen —-— »ich habe meinen
neuen Sonnenschirrn verloren.'
Da iam es wie ein besteieuder
Jubel von den Lippen des Mannes.
»Du Dummchen du liebes entzücken
deö Dummchen, mich so sehr zu er-1
schrecken und dich so uuszuregeni« - (
»Ja. aber bisi du mir denn nichi
mehr böse?«
.Warum soll ich dir denn böse sein
Närrchen? Das lann doch schließlich
jedem pussiren, und morgen laufen wir
einen neuen Schirm nicht, Herzs«
Die junge Frau deugie sich iit
woriloser Ergrissenheit iider die band
des Gatten, nnd wieder umspielie das
saiale Lächeln von worhin ihre rosigen
Lippen.
Frau Evas Frau Eva!
sulsisktltoso
, Jede hausfrau weiß es, wieviel im
täglichen Leben, besonders in Familie
und Haushalt, oon Kleinigkeiten ab
hängt: es giebt Haushaltungen, in
denen alles, toie man zu sagen pflegt,
«am Schnürchen geht«. Und warum
das? Weil auch das tleinste nicht ver
säumt wird, damit Rad in Rad und
Mädchen in Rädehen greift; weil die
Hausfrau unerbittlich bei sich selbst
und bei den Dienstboten darauf hält,
daß auch die geringste und unschein
bnrfte Arbeit unid Handreichung piintt
lich und exnlt gethan wird; weil die
Hausfrau unerbittlich darauf hält,
daß alles und jedes zu seiner Zeit ge
than und teine Minute unniitz deri
loren wird. Eine vernünftige Zeitein
theilnng gilt vielen fiir eine Kleinig
leit, mit der man eo »nicht so genau
zu nehmen braucht«. und doch hängt
von ihr vor allem die geregelte Ab
wicklung aller häuslichen Geschäfte ab.
»Ach, auf ein paar Minuten mehr
oder weniger tommt es ja nicht so
an!« hat schon manche Frau gesagt,
und hinterher doch zu ihrem Verdruß
erfahren müssen, wie sehr es in vielen
Fällen darauf ankommt. Ebenso wie
mit der Zeit und Piinltlichteit nehmen
es auch viele Frauen mit der Ord
nung nicht so genau. Ganz abgesehen
davon, daß Unordnung im Haushalt
immer abstoszend wirlt, sollte sich jede
Frau daran gewöhnen, auf peinlichste
Ordnung zu halten« Wer sparsam
wirthschaften will, muß vor allem or
dentlich wirthfcbaften Zeitverschwens
dung und Unordnung toften immer
Geld: jede erfahrene hausfrau weiß
dies. Und welch dantbare Mitgift sind
auf der andern Seite Ordnungssinn
und Pünttlichteit fiir unsere Kinder
»Friih gewohnt alt aethanl" heißt
es auch in diesen Dingen
W
Miteoeuteuek eines sure-off
iters lie Italien-.
sDer in Szegebdin .ftationirte Hon
ved-Leutnant Friedrich Lenl unter
nahm unliingft eine Urlauboreise, die
ihn auch nach Chiusnforte in Jtalien
führte. Dort wurde der Offizier von
einem Karabinieri aufgefordert, sich zu
legitimiren. Als der Offizier dies der
weigerte, entstand ein erregter Wort
roechfel und der Offizier wurde in die
Kaserne abgefiihrt. Dort wurde der
Leutnant einem Verhör unterzogen,
trohdern er sich durch Vorweisung sei
ner Militiirdapiere’ legitimirt hatte.
Der das Verhiir leitende italienische
Offizier machte dem Leutnant schließ
lich die Mittheilung, dasz der Verdacht
vorliege, er lreibe Spionagr. Der
Offizier wurde, troddem er seine Un
schuld betheuerte, vier Stunden lang
in der Kaserne zurückgehalten und
nach einer Berothung der italienischen
Offiziere von zwei Offizieren und
zwei bewaffneten Karabinieri zum
Stationögebiiude gebracht, von wo er
sofort Italien verlassen mußte.
Ae quersetueftn der Oste.
Aus Dresden wird berichtet: Wie
im Jahre 1904 bei ver großen Dürre.
so sind auch jetzt wieder auf der höh
mischen Strecke infolge niedrigen Was
serstanbes zahlreiche »hungersteine«
im Strombett der Elbe zum Vorschein «
gekommen. Der interessanteste ist ber
unterhalb ber Tetschener Kettenbriiae,
aus dem die Jahre-zahlen 1616, 1636,
1707, 1716, 1790, 1800, 1811. 1842,
1868. 18. August 1892, 16. Juli
1893 und 16. Juli 1904 zu lesen sind.
ia eine verwitterte Zahl deutet aus
1115l Da urlundlich nachweisbar die
Elberschiffabrt mit Salz unb Gemi
be schon 1057 betrieben wurde scheint
es immerhin nicht ausgeschlossen, basi
die damalige Bevölkerung den niedri
gen Wasserstand als eine große wirts
schastliche Schädigung empfand unbs
die Jahreszahlen zur Erinnerung ein- -
meißeln ließ.
Its-see seelisch
Vamperl lzu seinemzreunb): Geh
August, ess tllchtig, damit Du auch
nrit nach Marienbab ernstl« ’ »
Yrauencclke
Oas·
Gliick ist wie ein Sonnenblick «
Nientand lann·ö erjagen.
Niemand von sich sagen,
Daß er heut’ und eine Frist
Ohne Wunsch und glücklich ist.
Glück ist wie ein Sonnenblict -— —
Erst wann es rietgangem
Erst in Leid und Bangen
Denkt ein Herz und fühlt ei klar,
Daß es einmal glücklich war.
II I O
Fresse- us der yet-roth
In der heimath war ich wieder,
Alles hab’ ich inir beseh’n.
Als ein Fremder auf und nieder
Mußt’ ich in den Straßen gehn
Nur im Friedhof fern alleine
Hals ieh manchen Freund ertannt.
Und bei einem Leichensteine
Fühlt’ ich eine leise hand.
Martin Greis.
—
Ireeuedfsatterh
Es wird viel über »Freundsehast«
geschrieben, und noch öfter hört man
das Wort »Freundin oder Freund«
aussprechen - doch geschieht lenteres
meist recht gedankenlos. Machen wir
z, B. irgendwo einen Besuch und es
werden uns zur Unterhaltung Photo
graphien gezeigt, so wird uns die lie
benswürdige Hausfrau sbald hier,
bald dort-· auf ein Bild aufmerlsam
machen - auch eine Freundin von
mir! Man macht überhaupt oft diei
Wahrnehmung. daß diese oder jenes
Dame viele Freundinnen hat, sie bess
zeichnet eben all ihre weiblichen BH
tanntfchaften mit diesem Titel, ohne«
im entfernteften darüber nachzudenken
wie groß der Werth und die Bedeu
tung einer wirklichen Freundin ist«
Aus wie verschiedenen Gründen
werden oft Freundschaften geschlossen.
Hier ist es der Ehrgeiz oder der Vor
theil, welcher mit lächelndem Munde
und glatten Worten Freundschaft heu
chelt. Dort ist es ein augenblicklicher
Rausch; man ist entzückt oon der neuen
Bekanntschaft -- doch man sah sich
nur im Festtagsileidr. Bietet sich dann
später Gelegenheit, sich genauer zu be
obachten, kommen wir wohl oft in die
Lage, die betreffende Person von ei
ner Seite kennen zu lernen, die uns
überrascht und unsere Znneigung ge:
waltig abfchroächt. Auch werden
Freundschaften geschlossen, weil man
sich langweili, man mischte neuen Ver
kehr haben, und es ist ja interessant
mal wieder in die Verhältnisse ande
rer hineinzuschauen.
Solcher und ähnlicherFiille, Freund
schaften zu schließen, giebt es unzäh
lige. doch nur wenige, wo das Herz
zum herzen sich in inniger, herzlicher
Freunde-liebe neigt. Es genügt nicht,
daß wir diejenige. welche wir als
Freundin erwählt haben, hochachten
und schätzen, vielleicht auch ihre Ta
lente bewundern. sondern wir müssen
die Freundin auch von ganzem Herzen
lieben können, sie verehren. Allerdings
kann sich die rechte Freundschaft nur
dann zu ihrer ganzen idealen Voll-—
kommenheit entwickeln, wenn sie aus
innere, seelische Harmonie gegründet
ist« Wir dürfen uns-nicht durch Aeus
ßerlichkeiten bestechen lassen, sondern
wir müssen das Herz, die Seele zu
ergründen suchen.
Oft dauert es längere Zeit, bis
das Freundschaftsband fest zwei Her
zen umschlieszt. wir entdecken hier und
da kleine Schwächen und Mängel
an der Erwählten« doch wir dür
fen nicht vergessen, dass es keine En
gel aus Erden giebt, dasz wir alle
mehr oder weniger, neben den guten
Eigenschaften auch Fehler haben, die
wir einander verbessern, entfernen
helfen und vergeben sollen. Nur in
fortwährendem gegenseitigem Ver
zeihen kann sich treue Freundschaft
erhalten.
heissen-dem
Herr Freberick Mußt-ach einer der
europäischen Einiäuser ber Firma
Bloorningbale Brothers, ist kürz
lich aus der ,,Otympir" aus Europa
zurückgekehrt, wo er sich in ben Mo
den-Centren, in Paris. Berlin, Wien,
London etc. nach ben neuesten Schöpf
ungen der Mode umaesehen hat. Aue-i
vern reichen Schafe seiner Erfahrun
gen und Beobachtungen hat er Eini-l
ges mitgetheilt. Die Pariser Mobel
schreibt vor allen Dingen Fransen vor;
Fransen werden überall getragen, ani
allen nur denkbaren Kleidungsstiickenl
und Teiletten. Filet, Laeet unb Ehe
nille sinp nrn meisten bevorzugt Gar
nirungen aus Wolle unb Chenille sind
allgemein beliebt. und Marabout bleibt
in Gunst. Für KleidersBesatz wird
Marabout vorgezogen, neben ekrypti-I
schen Dessins, Farben und geometri-«
schen Zeichnungen in Taillen. Die vor- j
herrschenden Farben sind Monat-Maus
Krönungsssiotb und EmpiresGriinJ
Fkauzäsitche napinneu in wissend-l
bung schließen Maeie Antoinettm nur-«
Charlotie CorboysFichue rvie auch ein«-?
seitige Effekte in Jabotj ein. Arn»
Strande trägt man Quarer gMühem
zierlich, eigenartig und ein·sach, und sie
»Mit-en einen nusfallenben Kontrast mit
den lebhaften nnd piianten Its-stürzend
die stets in französischen Badeniiitzen
zn sehen sind. Zur Verzweiflung fran
zösischer und englischer Schneider ge
winnen amerikanische Kleider in Lon
twn und Paris immer mehr Freunde-,
während in Oesterreich und Deutsch
land die Männer sich amerikanischen
Faconi in Hüten zuneigen
—
sösesmser Kissen-erret
S o n n tn g
IChcmpignpnsSupph Tauben — Fritasg
see mit EIN-Kartoffeln Erbien
mit Karottem Geichmorte
Birnen.
l M o n t a g.
Sappe von grünen Erbsen mit Ckous
; tons. Geschmertes Rinvfleifch.
Kartoffeln, Weißtth Pfan
men-Klöße.
D ie n it a g.
TomatosSuppe, KalbfieifchRoulnpetk
Schiner-Kartoffeln Kopf-Salat,
Eier-suchen mit Manneladr.
M i t t w ach.
Nabel - Sappe, Farcirte Coteiettei.,
Salz-Kartoffeln, Iomato Satan
Obstiuchen.
D o n n e r st a g
Bouillon in Tassen, Rustisches Nino
fieisch. -Kattpffel-Klöße, Garten
Fritassee, Artischockem
Omeiette.
F k e i t n g·
Clam - Sappe. Gebratener Pinereh
Salz-Kartoffeln, Grüne Bohnen.
NhabarberwideL
S n m it n g.
Brot-Sappe. Hammeiflciich mit Stolzi
rabi und Kartoffeln Gme
Pudding mit Wein-Sause.
i
Erde-hie time-te
Giir sechs Personen berechnet).
RsussischRinbsleisch Ein
Stück sastiges Rindsleisch wird mit
Butter-, Zwiebeln und einigen aelben
Rüben, ki- Tasse Weißrvein, enan
Essig und soviel Wasser zugesetzt, das-,
die Brühe das Fleisch nahezu bedeckt.
Dann läßt man bag Ganze unter Zu
gabe von Salz so lange lachen, bis es
ganz eingetocht ist und anfängt, Farbe
zu bekommen, giebt nach Bedarf Mehl
dazu, welches man einige Auaenblicte
anziehen läßt und löscht dann mit
Ileischbriibe oder etwas beratinntem
Ileischextralt ab. Die Sauee muß von
schöner brauner Farbe unb pitantenr
Geschmack sein.
Iarcirie Coleletten.
Zwei Pfund Kalbseoteletten werden
getlopst. alles Uebersliissige abgeschnit
ten. gesalzen und dann mit folgender
Zaree bestrichen: TI« Pia rohes oder
getochtes Schweinesleisch. il Eier, eine
in Milch eingeweichte unb wieder aus
gebriickte Semmel, Salz, Psesser. in
Butter gebämpste Zwiebel unb Peter
silie wird gut miteinander vermengt
und dann schön hoch aus die Coteletten
ausgetragen. Hieraus werben diesel
ben mit viel frischer Butter in eine
Bratpsanne gelegt, mit Brofamen und
Parmesantiile bestreut und unter Zus
gabe von saurem Ralnn etwa eine
halbe Stunde im Bratosen gebacken
Die Coteletten miissen natürlich von
Zeit zu Zeit übergossen werden, damit
sie eine schsne braune Farbe bekommen
und zugleich sastig bleiben.
Gutten-Frilassee. Die
in Scheiben geschnittenen Garten wer
den in etwas Essig nebst einer Prise
Salz halbweich gekocht unb aus einem
Siebe abgetropst. Dann schwitzt man
sie in etwas zerlassener Butter durch,
streut einen Lössel seines Mehl bar
iiber. stillt eine Schöpftelle leichte
Brühe dazu, giebt Salz und Psesser
daran, läßt sie unter öfterem Schütteln
ver Kasserolle ganz weich werden unb
zieht zule t das Fritassee mit zwei, in
etwas sri cher Sohne verattirlten Ei
bottern ab.
Nhabarbertvickei. Man
rührt aus einem oder zwei Eiern,
Milch und soviel Mehl, das-i der Teig
flüsslg bieibt, aber dickiich ist, einen
Ausbacketeig. Nhabarber abgezogen,
in viereckige Würiel geichnitten« in
Wasser nbgemällt, dann nbgegossen
nnd in viel Zucker kurz eingescheuert,
nach Belieben Korinthen beigemischt
nnd Citronen - Aramo gegeben. Ja
den Teig eingetaucht, mich umge
wickelt, damit wenig abliinit, und in
Schenle oder tochender Butter zu schö
ner Farbe gebacken.
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Instit-stunk
Pedell tin den Freien Bei-ich her
keistxizlirendyzq «Dies ist der Prüfungs
aa «
Besuch:« Qherricht hier eine Mo
derluft!"
Vedell: »Ja, hier liegt auch manche
Oeffnung begraben!«
Hart beste-in
»Mi- Jhr Freund hat Ihnen Ihre
Geliebte iveggeichnqppt3«
»Ja, das hat er, aber er ist dafür
genügend bestraft worden«
»Nicht denn?«
»Er hat ste heirathen tniissen.«