Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 08, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    Uns stiederrarbige Kleid. 11
Stizze von Marie Beßmertnhs
Als einer der unzähligen Sonntags
ziige die von Paris nach Versailles
abgehen, aus dem Bahnhose von St.
Lazare sich sast schon in Bewegung
sente. stieg Fräulein Eugenie Montegu
in ein Cvupee erster Klasse, richtete
sich behaglich ein und vertieste sich in
die Lettlire eines Buches
Obschon ihre hübschen blauen Au
gen anscheinend aufmerksam von einer
Reihe zur anderen flogen, lässt sich
doch nicht leugnen, daß ihre Gedanken
ganz wo anders waren, und zwar aus
folgendem Grunde:
Fräulein Eugenie Montegu liebte
Mauri:e Regnier, der diese Neigung
mit der hestigsten Leidenschaft erwi
derte. Aber das verwaiste junge
Mädchen mußte sich ihren Unterhalt
durch Musikstunden erwerben, und
Maurice war der Sohn eines der
reichsten Pariser Kaufleute, der von
einer Heirath seines Sohnes ohne
Mitgift nichts hören wollte. Die jun
gen Leutchen nahmen den väterlichen
Protest nicht gar sehr zu Herzen, son
dern hofften aus ein gütiges Geschick,
das manchmal die Liebenden begün
stigt und trasen sich ab und zu in;
Versailles bei einer Pensionssreundin
von Eugenie, die an einen Vetter von.
Maurice verheirathet war.
Die Ursache von Fräulein MonteU
gu’s Zerstreutheit war aber sent nicht
in der Erwartung des Wiederseheng
zu suchen, sondern vielmehr in dem
Umstande, daß sie heute zum ersten
Mute ihr neues, stiederfarbiges Kleid»
angelegt hatte. Vor einian Tagen
träumte ihr. daß sie ein sliedersarbi:
ges siteid anhatte, und daß sie in dem
selben alg Braut von Maurice seinem
Vater vorgestellt wurde, den sie noch
gar nicht kannte.
q
Etwas abergliiubisch, wie alle Ver:
liebten, entschioß sie sich. sofort ein
derartiges Alcid machen zu lassen, und
berwandte daraus einen bedeutenden
Theil ihrer bescheidenen Ersparnisse
Als sie lieute vor der Abreise nach
Versailles in den Spiegel sah, söhnte
sie sich rasch mit dem Gedanien an die
iebr große Ausgabe aus-, da das Kleid
ihre-n graziiisem von bellblonden
Locken umrahmten Gesichtchen vorzüg
lich stand. Dar- mit großem Cbic an
gesettigte Kleid umschlang vortbeilhast
«- ibre zierliche Figur nnd zeichnete wun
dervoll ihre jugendlichen Formen ab,
die sich unter dem boben Korsage ver
bargen. Zwei elegante Possen sielen
aus ihre Schultern, und ein Seiden
band in der Farbe des Kleides um
spann eisersiichtig den schneeweißen
Hals
Die Idee, daß dieses Kleid ihr Gtiick
bringen müsse, verließ sie heute keinen
Augenblick, und während sie zerstreut
die Blätter ibreg Buches umschiug,
ahnte sie nicht einmal das; sie der Ge
genstand eingehendster Beobachtung ib
reg Gegenübers, eines älteren, mager
und elend aussehenden Herrn, war.
Der Unbekannte batte längst seine
Zeitung zur Seite gelegt und beobach
tete das junge Mädchen mit einer Be
harriichteit, die man als beieidigend
aussassen konnte, wenn sein Gesichti
nicht zugleich den Ausdruck einer tiesen
Achtung siir die von ihm Beobachtete
oerrietbe. Es iit doch wunderbar —
murrnelte er vorsich bin, wie altei
Leute es öfters zu thun pflegen —
soich’ ein sliedersarbiaes Kleid gerade
hatte meine selige Elise an. als ich sie
zum ersten Mal in der Kirche sah
Wie viele Jahre sind seitdem verflos
sen!
er sich selbst als jungen Mann wieder
beim Beginn feiner kaufmännischen
Laufbahn, die alten, ietzt nicht mehr
vorhandenen Straßen der Eitn von
Paris mit den mannigfaltigsten Waa
renbroben durcheilend. Da steiat er
«in die siebente Giage eines einfachen
Hauses, um in der kleinen Fabrik, Ae
sich in der Manierrde befindet, Proben
zu holen. Später läuft er schon aus
den Bouleoards umher und bietet seine
Waare in allen Magazinen an: er
schwört, er lügt, feilscht, ermäßigt den
Preis bei Konkurrenten, und endlich
tebrt er, ermüdet von des Tages Ar
beit, in seine kleine Wohnung zurück,
wo leine junge Frau auf ibn wartete.
Eliie — die anspruchsloie Näherin —
arbeitet den ganzen Tag, um dem
Manne eine Stütze zu sein. »Aber»
Sonntags zieht er daiiir seinen
schwarzen Fract an und Elise ibr flie
derfarbigei Kleid. und sie machen in
die Umgegend von Paris einen Spa
ziergang.
Jn alie Erinnerunaen versenit, sah
(
Dann wird er der erste Erz-edlem(
eines großen Handelshauses, bald der»
Kompagnon des Chef-, und endlichl
der Ches und Fabrikant selbst! Er
hatte viel Glück, und ietzt in seinen
alten Tagen ist er Millioan . . . Ja,
welchk eine prächtige Frau, welche treue
Freundin, Mitarbeiter-in und muster
haste Witthin wak hoch seine Insel-—
Wenn meinem Sohne doch solch« eine
Gattin beschert wäre! Oder wenigstens
lolch’ eine, wie sie hier vor mir sint . . .
ich erlenne lehr wohl in ihr das guter
zoaene, bescheidene Mädchen . . . ba. sie
sieht nicht ein einziges Mal vom Buche
aus! . . . Zwar braucht unser Zeitaltek
Geld, viel Gelb . . . aber —- wir fin
gen doch schließlich auch ohne einen
i
Gtofchen ant. .Wirtlich ein reizen s
des Mädchen, und wie das fliederfar
hige Kleid ihr sieht! Von Kapitalien
dürfte bei ihr wohl nicht die Rede sein«
gsie hat teine Bepicht, tein Armband,
nicht einmal eine Uhr! . . . gerade wie
; meine Elife. als wir uns heiratheteten
. . . ihre ganze Aussteuer bestand in
Jdem fliederfarhigen Kleid. .und
T übrigens — hab’ ich nicht Geld genug
fiir Zweit. .Wie wäre es, wenn ich
fiit den Sohn urn sie anhieltei . . .
Dummheit! Alle Leute werden mich
;auslachen!. .und wenn jchonl Viel
lteicht hat das Schicksal sie mir gerade
jin den Weg geführt! . .Und der
sSohnL .Na der soll es mal wa
Igen mir zu widersprechen! . Und
wenn sie mir einen Korb giebt? . . .
.Mit. hunderttausend Franks jährlicher
iliievenuen —- ift es taum zu befürch
:!ten Und das möchte ich doch wirtlich
einmal sehen! Jch muß jedenfalls ver
suchen. . -wendet sie sich ab, fo hab’
ich mich geirrt . . . wo nicht — ver
heirathe ich den Jungen, oder ich ent
erhe ihn! . .
Bei diesem unerwarteten Entschluß
angelangt, nimmt der ehrwiirdige
Kaufmann feinen Hut ab, und nach
einem einleitenden Huften wendet ek
sich an Eugenie:
»Mein Fräulein!«
»Mein Herr!?« fragte das junge
Mädchen, ihre Augen erstaunt zu ihm
erhebend.
»Mein Fräulein, gestatten Sie mir,
fiir meinen Sohn um Jhre Hand an
zuhalten; er ist ein junger Mann von
25 Jahren, mit hunderttausend Franks
jährlicher Eintiinfte, mit zwei Fabri—
ten nnd vier Häufern in Paris.«
Fräulein Montegu hielt ihn nicht
ohne Grund fiir einen Verrüctten und
dachte. es wäre besser, sich in teinen
Streit niit ihnI einzulassen Mit gro
ßein Tatt antwortete sie ihm daher, er
möge ihr etwas Zeit zur lleberlegnng
gehen.
In diesem Augenblick fuhr der Zug
in den Bonnhof von Verfaillcs ein
und hielt. Ein junger Mann, der arg
nnd ab prornenirte, öffnete die Thüre
des Abtheils, sobald er den Alten er
blickte.
»Mein Fröulein," sagte dieser, höf
lich griißend und Engenie beim Aug
lteigen die Hand reichend, »ich erlaude
mir, Ihnen Mai-rice Regnier, Ihren
Bräutigam, vorzustellen. Hoffentlich
verständigen Sie sich Beide bald!«
Ray-cease als Cheftttteiu
Seit dem Tode Napoleons l. sind
90 Jahre vergangen; aber die Litera
tur uber diejen Giganten der Weltge
schichte schwillt noch immer lawinen
artig an. Renerdingg hat ein italie
nischer Gelehrter ein interessantes Buch
veröffentlicht iiber Napoleons merk
würdige Leidenschaft, Chen zu stiften.
Schon als junger Leutuant in ieiner
ersten Garnison vermitteln Rapa«eon
die Ehe zwischen der Tochter seine-«
ttortiers and einem jungen Mann sei
net Bekanntschaft, später verheirathete
er beinahe alle seine Generale nnd na
tiirlich seine Brüder, Neffen, Schide
stern. Wollte einer seiner besahigieiten
Heersiihrer eine seinerSchtoestern nicht
ehelichen, so bot er sie einem andern
an, aber in zwei Tagen mußte die Ehe
geschlossen werden. Auch bereits in
der Verbanuung aus Zi. Helena fuhr
Napoleon noch fort, Ehen zwischen sei
nem HaugdersonaL den Generals- und
Beatntensöhnen, bezw. Töchtern der
Herren seines Gefolges zu stiften, selbst
in seinem Testament wollte er den
Herzog von Jstrien noch mit einer
Tochter Durocg verheirathen. Der
Verfasser, ein italienischer Psychiater.
ist iibrigeng lein Gegner Rudoleon5,
er nennt ihn »den Großen«.
Nach Taine und· Lombroso, die na
türlich das militiirische Genie Natio
leono nicht bezweifelten, war Napoleon
l. Epileptiler, und es fehlte, seine-i
maßlosen Ehrgeiz durchaus an sittli
cher Größe, Sein Verstand war, ivie
Ferrerd sagt, der eines Gewaltmeni
schen, und hier beging er zahlreiche
Fehler. Fast keine seiner politischen
Prophezeiungen ist zur Wahrheit ge
worden. Wie es in der nachgelassenen
Schrift von C. Lombrosa heißt, tvar
Nadoleon anch sehr aberglänbisch
Einmal fürchtete er fiir seiner Gemah
lin Josedhine Leben, als-« das Glas ih
res Bilde-z entzweibrach das er immer
bei sich trug. Zu Schlachttngen wähl
te er gern die ihm günstig erscheinen-·
den Wochentage aus; den Freitag hielt
er natürlich fiir einen Unaliickstaa . ..
i
Napoleon l· hatte mach Lomwa
auch ruvinieniiire Zioanggvoritelluns
gen, z. B. jene, die er selbst als chef
einer Truppenabtheiiung nicht los-ver
den tonnte ,beim Durch-jun durch die
Straßen einer Stadt die Fenster zäh
len zn müssen. Sein Cvnisn1u6, iiir
den zahlreiche Beispiele beglanbigt
sind, ging so weit, daß er bei einem
öffentlichen Feste einer verbeirntbeten
Dame mit Absicht Oel auf das Kleid
goß. Lombroio erwähnt zahlreiche
körperliche Anomalien und Degenera:
tionszetchen bei Napoleon. Er war
erblich belastet.
Im Ren-nennt
»Na. wie get-PS Geschäfti«
«Großartig, ich kann nicht einmal
meine Mahlzeiten einholten. Sehen
Sie, was ich jeht esse, das ist erst mein
Abendbwt von gesternf
Blumen im Zimmer.
Blumensreunde giebt es unzählige-.
Kaum wird ein Haus, fa, taum eine
Wohnung anzutreffen fein, wo nicht
irgend ein blühendes oder immergrü
nes Töpfchen liebevoll gepflegt wiirde.
Hier stehen sie in Reihen vor dem«
Fenster des schlichten Mannes, doei’
fchmiicken sie in höchster Pracht den
Balton einer Villa; da sind sie ge
schmarlvoll in einein Stönder geord
net; in Ampeln fchanlelten sie in den
offenen Fenstern. Die mannigfachsten
Pflanzen und aus allen Theilen der
Erde zugeführt, zieren das menschliche
Heim. Sie verleihen ihm auch, wie
nicht leicht etwas anderes, Frische,
Anmuth und TraulichteiL
Man hört des öfteren klagen, daß
Diesem oder Jenem die Blumen im
Zimmer nicht gedeihen, trotz aller
Mühe und Sorgfalt. Bei einem Drit
ten w"achfen, entfalten und blühen sie,
ohne daf-; er sich viel darum kümmert.
Woher mag das loninien? Letzterer
hat eine glückliche Hur-) sagt man,
und es mag zum Theil fo fein. Er
hat mehr Geschick, mehr Talent zur
Blumenpflege. so wäre es richtiger
ausgedrückt Seine Liebe fiir die grü
nenden Pfleglinge läßt ihn stets das
Richtige treffen. Die Ersteren besitzen
wohl nicht das Talent, vielleicht auch
nicht die Liebe, nnd ihr Eifer ent
springt anderen Motiven. Jn diesem
Falle wird er gern zum Uebereifer und
an den Pflanzen wird mehr herum
manipulirt, als ihnen dienlich ist, Sie
bedürfen zum Entwickeln einer gewis
fen Ruhe und vertragen steten Wech
sel und Proben aller Art überhaupt
nicht
Das Begießen mit untemperirtem
Wasser soll man nie vornehmen,
wenn die Töpfe in der Sonne stehen,
weil der Temperaturunterschied schäd-.
lich ist. Jm Sommer erledigt man
dieses Geschäft am besten am Abend
wenn Lust und Erde sich abgetiihlt
haben· In den anderen Jahreszeiten
lann man es Morgens thun. Man be
aießt am niitzlichsten mit der Brause:
Knospen und Blüthen aber sollen,
wenn man schöne Entfaltung und
lange Dauer will, nicht benetzt wer
den. Nicht Zu sparsam und nicht zn
oerschwenderisch verabreiche man das
Wasser. Die Erde soll gut vollgesp
gen sein, nicht durstig und trocken,
aber auch nicht nas; und breiig aus
sehen.« Bei warmem Regenwetter ist
es unseren Pfleglingen ein Wohlthä
tiger Hochgeiiitß, wenn wir sie etliche
Stunden ins Freie stellen.
Ein nnerläszliches Erfordernisz ist
es auch, baß jeder Topf einen Unter
satz hat. Das überflüssige Wasser
iann ablaufen, darf aber nicht den
ganzen Tag oder gar mehrere Tage
darinnen stehen bleiben. Nach etlichen
Stunden muß es ausgeschüttet wer
den bei Pflanzen, welche sehr viel
Wasser lieben, bei anderen sofort.
Welte Blätter und Blüthen dürfen
weder im Untersatz, noch auf der Erde
des Blnineniopieg liegen. Sie faulen
im Zimmer schnell und setzen Schim
melpilze an: e? wird hierdurch die
Lust verdorben und die Pflanzen lei
den insbesondere.
Licht ist ihnen so nothwendig wie
tfrde und Wasser: desgleichen Lust,
und zwar gute, frische Lust. .
Die Moraem und Abendsonne iitI
ihnen ein Segen, die Mittagssonne
i- Sommer vom größten Nachtheitx
zumal wenn sie in Blüthe sind, soll
man sie an schattige und mäßig
warme Orte stellen und wenig be
gieszen Jm Lichte aber miifsen sie all
zeit sein. Ins Dunkle gebracht, ver
kümmern sie. Die Kattufse und Aloe
Arten und etliche dictblätterige Sorte-n
lieben die Mittagssonne; alle diinn
bliitterigen Pflanzen sind jedoch oor
ihr zu ichiitzen
Auch die Reinlichteit spricht eixi
großes Wörtchen bei der Blumen
pfleae mit· Der Staub muß, beson
vers bei Blattpflanzen, fleißig abqe
waschen werden. Die schädlichen Blatt
lönstz die den Blättern den Saft ent
ziehen, sind gleichfalls durch Waschen
zu entfernen. Die Schildliinse, die
sich an den Stengel festsetzen und wie
Rindenlnopel aussehen, entdeckt man
oft schwer. Diese dürstet man mit ei
ner Zahnblirste mea. haben sich Amei
sen in einen Topf einaenistet, so iit
das einzige Mittel, Nachts-, wenn alle
Thiere gesammelt sind, über einem
Gefäße mit heißem Wasser die
Pflanze auszuhebem alle Erde abzn
schütteln und nächsten Tages sie mit
frischer Erde in den gereinigten Topf
neu einrnsetzen Bei Reaentviirmern
ist das Umtovien ebenfalls notbwen
dia. Talrseiidfüßler und Asseln loelt
mais an, wenn man feuchtes Moos
obenan leat. Sie verkriechen sich da
rin und können mit diesem wegne
warfen werden.
«
dettekkett und Mist-nett
tsg ist ja so natürlich, daß sich die
Menscij bestreben, die kurze Spanne
Zeit, die ihr Erdendasein dauert, recht
glücklich zu gestalten und dadurch die
Leiden, deren ja so viele sind, ziemlich
auszugleichen- Manchem verlieh schon
die Natur die herrliche Gabe eines
leichten Sinnes. »Ich nett-es es leicht,
wie auch die Loose sallen«, singt der
Dichter, und ein solcher Mensch
scheint teine Empfänglichkeit sijr des
Lebens Unannebmlichteiten zu ha
ben. Aus der anderen Seite aber steht
die Anzahl von· Menschenkindern, die
des Geschickes Last schwerer empfin
den. Sie haben des Lebens Unaemacht
entweder wirklich in vollem Maße zu
kosten oder sie find mit einem feineren
Gefühl dafür begabt.
Gewiß, das Schicksal hat die hei
teren und die schwarzen Loose der-l
Menschen nicht gleichmäßig vertheilt
Daher kann sich dieser sein Leben
auch nicht vollständig selber bestim
men. Aber viel kann er doch dazu bei
tragen. fein eigenes Leben freund
lich zu gestalten und die Gesundheit
seiner Seele wie seines Körpers
dauernd zu beeinflussen.
Ein hauptmitteh sich seelisch unt
Ttärperlich gesund und stark zu erhal
.ten, liegt in einer heiterm Gewinns
;versassung. Um uns diese zu erwer
Hben und zu erhalten, werden wir un
sere Aufmerksamkeit erst auf das rich
-ten, was geeignet ist, uns den frohen
Sinn zu rauben. Da seien zunächst
idie Missetsolge genannt. Wie der
glatte Erfolg ein Hochgesiihl und
steudige Begeisterung erzeugt, st
schlagen Mißerfolge in der Regel un
sern Lebensmuth wie mit wuchtigen
Kenlenschlägen nieder. Und doch soll
ten wir auch dann noch den Nacken
steif halten und die Freude nicht ver
lieren. Mensch sein, heißt ja doch
Kämpfer sein. Käme alles so, wie wir
es gewollt, das ewige Streben in uns,
dieser unser eigentlicher Nerv, wär
bald unterbunden. Wir würden in
der Sattigteit unseres Glücks Mensch
los, und dieser Zustand wäre lein
Glück mehr.
Dann sei erinnert an die« lleinen
Unnnnehmlichteitem die gerade un
ser Beruf mit sich führt, die keinem
Menschen, und säsze er aus dem
Thron, erspart bleiben. Gerade diese
tleinen und lleinlichen Dinge sind es,
die uns so häufig unsere gute Laune
zveroerben Wie man Mückenstiche
ltaum beachtet, muß man auch über
derlei kleine Unbeguemlichleiten hin
-weggehen. Wer sich dazu nicht aus
rafft, ist freilich alle Augenblicke ein
mal trank und unglücklich, aber aus
eigener Schuld. Es bedeutet ein Ari
muthgzeugniß siir einen Menschen,
wenn er bei jedem geringfügigen
Zivisrbeiisall »aus der Haut fahren«
mochte, wenn er jedes kleine Uebel zu
einem großen Unglück aufbauscht· Er
bekundet damit ·nur seine eigene
Schwäche.
Der Mensch ist auch so leicht ge
neigt. sein Ungliirl für größer zu bal
ten, als es ist» Dächte er manchmal
ein tlein wenig nach, er täme bald
genug zu der Ertenntniß des Dich
ters3:
i
Was Dich bewegt und tief erregt,
Was ist es denn so Wichtges eben?
Hast Du Dir’s recht zurechtgelegt,
So ward ein Stückchen Alltagsleben
Idinzuweisen wäre auch noch aus
den Verkehr mit unserenMitmenschen.
Ein großer Theil unserer Leiden
rührt davon her, daß wir uns gean
seitig nicht verstehen, nicht verstehen
zwollecn Jeder Mensch hat seine
Eigenart, nach der sich sein Dasein ge
:staltet: lassen wir sie ihm. Ehren wir
eines Jeden Weise, wie mir wünschen,
daß dies- uns gegenüber geschehen
möge.
Drum lasset uns in Freundschaft
Einander recht verstehn
Die kurze Strecke Weges,
Die wir zusammen gehn
Wir haben alle unser Leben nur
einmal vor uns. Mancher möchte
wohl sein verfehltes Dasein, das er
sich zum Verdruß gelebt hat, noch ein«
mal sröhlicher durchleben; allein datz
geht nicht an. EH ist eines jeden
eigene Sache, mit sich selber am be
sten fertig zu werden, gesund, froh
und start durch das Leben zu schrei
ten Wer das lzustande brinat, und
zum großen Theile tann es ein Je
der, der hat die idstlichste,deael1rens
wertheste Kunst begriffen die heitere
wahre Lebenstunst
Or tits, sie 24 Jahre alt.
Eine eigenartige Hochzeit wurde
tiirzlich in Brighton gefeiert. Mr.
James Toughty, der sich siir den älte
sten Clown nicht nur Englands, son
dern der Welt hält, was ihm wohl zu
glauben ist, denn er zählt bereits Its
Jahre, vermählte sich mit einer Mis;
Aliee Zilpha Underioood, einer jungen
Dame von nur 34 Jahren. Seit
mehr als 77 Jahren ift Mr. Doughtn
abwechselnd Clown, Zchauspieler und
Hundedrefseur gewesen, und er soll
noch munterer und lebendiger sein als
mancher Manu, der zwanzig Jahre
junger ist. Die Heirath fand vor dem
Standesamt in Brighton ftatt nnd
eine ungeheure Menschenmenae hatte
sich vor dem Haufe versammelt, um
das merkwürdige Brautpaar anzu
staunen. Der »junge Ehenmnn« war
beim Heraugtreten offenbar ganz
tnohlgemuth gelaunt und wurde mit
einem riesigen ballo empfangen. Nach
englischer Sitte wurde das Paar mit
Reis und mit Konsetti beworfen, ein
Theil der Neugierigen fand aber of
senbar die Heirath anstößig und zischte
träftig. Die Menschenmenge war fo
dicht gedrängt, daß ein Polizist den
glücklichen Bräutigam in seine Arme
nehmen mußte, um ihn in seinen Was
gen bugsiren zu können. Unter den
Hochzeitsgeschenten befand sich auch:
eine 5 Lst.-Note von Baron Alfred de
Rothschild. hoffentlich hat der alte
Herr, dessen Unternehmungslust sicher
Bewunderung verdient, nicht noch ei
nen echten und rechten Clownstreich
außerhalb der Arena beaangen.
Yumoristisches
Harmonik-.
»Sie wollten sich doch scheiden las
sen und Jhr Gatte auch wie kommt
es, daß nichts daraus geworden ist?
Der Richter erklärte wohl, es sei kein
triftiger Grund da?«
»Im Gegentheil: er meinte, da un
zweifelhaft beide Theile triftige Grün
de hätten, paßten wir ja ganz gut zu
sammen und da sind wir halt wie
der zusammengeblieben!«
Schnelle Hilfe-.
»Jn dem Kleid siehst du etwas zu
detolletirt aust«
»Ja, Du hast recht. Jch muß wirk
lich ein breiteres Perlenhalsband ha
ben.«
Bosheit
»Was glauben Sie, Herr Doktor,
wieviel Körbe ich ausgetheilt dabei-«
»Bei Ihren Jahren ist das lein
Wundet.«
Ungefähr-e Höflichkeit
; A.: »Mirkwiirdig, zu allen geselli
: gen Veranstaltungen kriegt der Meier
J Einladungenz dabei ist er gänzlich un
s musikalisch, kann nicht fingen, nicht
.deklamiren, nicht tanzen...«
« B.: ,,Allerdings! Es ist aber auch
»betannt, daß er leiner Einladung zu
folgen pflegt!«
Nicht zu verbliissem
z Der unzufriedene Kauer »Gar
fnichts taugt Jhr Haarwasseri Seit
: drei Wochen reibe ich mir täglich den
Kon damit ein - - umsonst! lind sie
sagten, auf einem Billardball brächte
es Haare hervor.«
Der Droguist: »Wenn Sie das
Zeug aus Ihren Kopf schütten, können
Sie doch nicht Verlangen, daß der
Billardball Haare lriegt!«
sthast.
Seit die Anna wieder geheirnthet
hat, scheint sie sich über den Tod ihres
ersten Mannes ganz getrostet zu ha
ben.«
»Sie schon aber ihr Gotte
nicht!«
Ehrlichkei.
Mann: »Wenn Du meine erste
Frau gekannt hättest, wiirdest Du be
greifen, wie sehr ich ihren Tod be
trauere.«
Frau: »Glaubt- mir, ich betrauere
ihn noch mehr.«
Im Theater-.
»Jn dem Lustspiel fehlt es an einer
komischen Figur-I«
»Die kommt erst nach Schluß des
Stückes aus die Bühne, wenn der Au
tor sich dem Publikum zeigt!«
Kinder-mund.
Die kleine Else ldie gerade vom
Papa Prügel bekommen hat): »Ma
ma, warum haft Du eigentlich diesen
Papa geheirathet?«
Mamat »Weil ich ihn liebt gehabt
hab’, mein Kino!«
Die kleine Lilie-: »Ja wenn man
liebt, ist man zu allem fähig, nicht
wahr, Mania?«
Schcrzfrnge.
Wer geht immer in seinem Beruf
zu Grunde?
Antwort: Der Taucher
Moder-ne Bedenken
»Du, oer Vortrag scheint mir etwas
gepfefferi fiir einen Herrenabeno Ich
)ioiirde ihn lieber fiir den Damentlub
aufsparenf
l - . --, «
l Varietan
Wehrer den Frauen,
Sie singen und malen·
Kaufen sich Rohen -
Und der Mann muß bezahlen!
Sie versteht das Geschäft
»Ach, bitte, kaufen Sie mir doch
’iva"5 ab. Vielleicht einen Ausklopfet!«
»Liebe Frau, wir haben gar keine
Teppiche, danke«
»Aber einen Mann werden Sie
doch haben.«
Naiv.
»Wie kannst Du nur auf dem
schlechten Wege barfuß laufen, thun
Dir denn die spitzen Steine nicht
weh?«
»Die Steine nit aber b’ Fnaß!«
Vor Gericht.
Staatsanwalt: »Ich möchte den
Herrn Vertheidiger daraus aufmerk
sam machen, Daß der Angeklagte seine
Schuld selbst eingestanden hat«
Vertheidiger: »Das ist ganz richtig,
aber die Herren Geschworenen haben
eine viel zu schlechte Meinung von dein
Angellisgtem als daß sie seinen War
ten Glauben schenken sollten.«
Erfreulich.
A.: »Wie bist Du denn init Deiner
Hausmannslost zufrieden? Jch stelle
sie mir doch etwas eintönig vor. Die
Abwechslung, wie in einem größeren
Restaurant, hat man jedenfalls nicht!«
B. (lurz verheirathet): »Ach, Ah
wechslung genug! Wir Haber alle acht
Tage eine andere Köchin«
« Ver-lichten Wiss gut haben-s
itmm die Nrdatteurcl Tic brauchen mir
» in dtju Pkchrforh zu greifen, gleich haben
like cm Lichcssgcdtmri
»Ist kann Mnczt inne-m Frau Nin-Iz
"11a1nsvnt dir mirn Mieter in iznsum
Ismucs stclplcm davon mmhcn Er stij jnr
Form-n Vesriffl Wenn man nich als- Nr
Ivanfwc oodi ljjc nnd da «n bis-im zu
qjxiffc häm- man bald jm« ferne Sachen
Wlvtsr liebes Wisibrlm um«-n kode
du mir denn niemals nnjn «ciln1-.1i(i1i’«
»Im wrisjtdn,«.1l!t;sm,dn steht im
Komm-du daß man ji«-suc- Undnöifcl Sah
nc dazu nehmen soll, und i-.-1) lmlsc doch
Hur im Gan zcn zwei Etüu «!' "
»Der Lenz Ivnxc schön, ach, nntnschtribii
lich ichan wenn n nicht schon nuin Iünf
ktxnddrckIzszIIIcI mäch«
— W i tt tzmn Pittolo« der ans rinck
Takte Bontllon etwas istvrtsttsijtlctk
»Tolpcl, gerade dass- Anmel«
Galant.
»Wer ist denn das entzückende Kind,
da drüben?«
»Das ist meine älteste Tochter.«
»Ist das möglich? Ftnu Baronin
hasben auch schon eine - älteste Toch
ter?« «