Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 21, 1911, Zweiter Theil, Image 12

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    v
Vier wilde Büssei.
Hei-se Mtqstischx Geschichte von
F-- Eva-säh
III set Tectasse eines Hamburger
»I- sajen zwei Männer bei’m
, en. Sie hatten sich am Abend
M sei Freunden kennen gekent,
HYO gesuinsnme Interessen hatten
,-.:. « , gefähxh daß Keossen den an
-- , Dambueget zu sich in’5 otel
T « , . Er wollte sich am anderen or
J nach den-i wilden Westen ein
isxrsig wo ilmann einige Jahre
t hate und wotkbek et
mvll ans dem Schaje seiner
richtungen zu plaadetn wußte. So
war Mitternacht variibee vetsttichen,
als et von Rossen Abschied nahm.
»Ich kann doch ni t schlaer ..
Kommen Sie met ou mein Zimmer,
wie trinken auf dem Ballen weiter
s— —— die Nacht ist herrlich. . ."
.Sind Sie nervös s— —-— — vor
der Seereise?«
»Ach, das nicht! Aber —- —— —
det Kerl läßt mich nicht schlafen3'
»Welche Kerls«
»Der Büffel!«
Feil mann uderzadlle im kjtuge deie
leeren Flaschen aus dem Tische
blieben immer nur drei. soviel er auch
zählte.
Krossen lachte belustigt aus: No
nö — da lann ich ganz andere
Dinge schaffen und Sie sicher auch.«’
»Na eben ..»! Aber was der
Biifsel..."
»Ja, seben Sie. jetzt lann ich Ih
nen auch ’rnal was erzählen
eine Schnurre aus meinem Leben!
Kommen Sie, ich stelle ihn Jhnen
persönlich vor den Büssel!«
Krossen betrat als Erster sein
Zimmer und schaltete das eleltrische
Licht ein s» - die Thüren zum
Ballon standen offen.
»Und wo ist das wilde Thier?«
sragte Feilmann neugierig.
«Wird später serditt!«
Es wurde weiter getrunken und
getaucht Feilmann hatte sich behag
lich in einem Peddingrobrsessel ein
gerichtet, pafste gegen den Sternen
bimmel und war aus »Gruseliges« ge
faßt.
Reine Schauergeschichte, nein —
-——— aber doch sonderbar —---«, begann
der blonde Gastgeber. »Meine Kind
heitzerinnerungen gehen nicht weit
zuriich es war ein gar zu lebhaftes
Haus, in dem ich auswuchs -—-— -—- die
Eindrücke und Begebenheiten jagten
sich, selbst in der großen, hellen Kin
dersinbe, die ich mit meiner etwas
itingeren Schwester theilte. Aber llar
und deutlich schwebt rnir heute noch
der Wandsries dor: Biifselheerden
und Büsseljsagdem Und eines dieser
Vnchet das mit gesenkten Stahl-ör
neru immer aus uns z irr-stampfen
schien, war der kleinen nziarie nie
beMlich
In sich ein sonderbarer Schmuck
Mr eis Kinderzimmer. aber unserem
Vorwoer hatte der Raum als Jagd
museum gedient, und so war es denn
bei der Büsselheerde geblieben deren
— Marie sriiher entwuchs als
sich wilder Junge. Jch weiß heute noch.
daß ich beim Büfseln siir die Schule
ganz plöslich don dem Gefühl über- «
W wurde das mich ein paar heiße ’
bintritnstige Augen anstierten. Ich
wußte dann. das ist der Biissel und
suchte hingneben — ich zahmte ihn
dann rnit meinem Blick. Kehrte ich
ihm den Misen zu, so wurde das Em
pfinden noch intensiver. —
Erantbaste Kinderphantasie!«
»Ja das sagten Eltern und Lehrer
auch, und schließlich wurde dem Vieh
Jeug der Satans gemacht —- das
sättige Zimmer wurde blau übern-we
s.
.. Aber lange Zeit hindurch stierte
sich der Kerl auch durch die Tapeten
as- Ich lonrrte ganz genau die Stelle
Ostern Finger mitpr wo seine
Material-seyen Lichter glatten.
Ins Sei-Ida war tch dann langst
Mut in mit harrt and haar,
Miss- diesen nnterhaltsamen rea
len Dingen verlor sich die Phan
iafierei.
Aber -- das erfie Bild, das ich er
blickte, als ich zum erstenmal meine
k üße in eine Ansstelluna setzte: eine
iisselheerdel Der einzige Gewinn.
den ich jemals im Leben einer Lotterie
verdanke: ein Büffel in Bronze!
Sogar ein Prachtstiick, das immer
meinen Schreibtiich zierte, bis sich ein
Liebhaber dafiit fand der es, ohne
mein Zutbun in sein Bereich ver
schwinden ließ
So verschwand der Biiifel wieder
aus meinem Leben· Jch war Land
wirih, fühlte mich auf meiner Schelle
fest wohl, bis eine ungliickliche, schon
» Mund halb erwiderte Meinung zu
Mk Nachbars Frau mich zum
J» ff trieb.
Es harte ich Verhandlungen
eines neue-Ia Mr esrltleezenege Oft-:
-M n- n , as cn re
F M in- Teamn die Bisses-Heeren
: . W Ott- Kinderzirntner an den Bän
» .Os m seh herumtanziem und —
Ists-s erhielt ich den Brief ans
- »«.aerit?apen Dir-Les THOSE-i fein
M seid-r e Isegeri
» Ieise-b ern-d Tendean
· » send-sich Lusihstteindie
l use-r- euizmu ais Mii
DMMM fast mir
« IT legte ihr Mist
rein-, rein He dermal
i
·
I
«vkkfeshkekisch zu unterm-schen Ich
konnte den hiidfchen Augen nicht wi
derstehen, und — morgen schwimme ich
ihnen entgegen. wie Sie wissen-«
»Der Biissel hat Sie also von
Kindheit an den richtigen Weg füh
ren wollen —— Sie verstanden ihn nur
nicht«
»Mein wobei Das bestätigte ich
mir auch ganz heiter, als ich zurück
telegrnpbirtu ich komme! Und seit
jener Nacht ist der Rüssel wieder da
wo ich auch mein Daupt zur Ruhe
niedetlegen will. Ich bin im Ein
schlafen, die Augen zwintern noch.
und plötzlich reiße ich sie weit auf:
drüben an der Wand sieht der Biissel
in Lebensgröße.«
»Wenn Sie im Begriff sind, einzu
fchlummern. setzt also Ihre Phantasie;
ein, und . . ."
»Nein, mit wachsen Sinnen auf-;
(
i
rechtßtzend, in voller Klarheit stehti
das Bild da, unvereiickbar.«
Feilnsann lachte zwar dazu, aber
fein junger Freund wurde ihm etwas
verdächtig und unheimlich.
»Sie sind doch fest sp nüchtern wie
der Mond da ooenr fragte Kronen.
»Das weiß Gatti«
; «Also dann machen Sie» bitte, selbst
gleich die Probe aus das Exempel
Treten Sie gesälligst in das Zimmer
zurück « -- legen Sie sich hier aus
das Bett, ganz lang, oder aufrecht
sigend, wie Sie wollen. So, nun
schalte ich das Licht aus, und - — was
sehen Sie nun, bitte, an dieser
Wand-Is«
»Bei Jooe, ja! Deutlicher tann das
Vieh sich nicht materialisirent Aber,
bitte, nehmen Sie doch ’mal die Kon
sole von der Wand und riieten Sie
den Schrant ein wenig . . .«
»Ich habe aber das Zimmer so mit
Schrank und Konsole vorgefunden,
also mit dem Biiisel an der Wand
bezogen —- daraus kommt es
an! Er ist im Zimmer! Jst das nun
tranthaste PhantasieW
«Doch, doch! Wer weiß, ob ich ihn
gesehen hätte, hätten Sie mich nicht
mit der Nase darauf gestoßen! Wer
weiß· ob andere nüchterne Leute ihn
schon jemals hier bemerkt haben
darauf tomrnt es an, lieber Freund!"
«Ec giebt Tausende nüchterner
Menschen und sogar Poeten, die über
haupt von ihrer Umwelt nichts sehen
—- dsas beweist gar nichts. Aber mir
scheint, man müßte doch, schon mit
leiblicher Blindheit geschlagen sein,
um dieses lebensgroße Relies zu über
sehen."
Feilmann sprang aus die Füße —
auch jegt blieb die Gestalt greisbar
deutlich stehen. Ein unertlörliches
Unbehagen bemächtigte sich seiner «
er turdelte schnell das Licht aus:
«Uebri ns —- -— beunruhigt das
Vieh ie? Einentlich ist ej Ihnen
doch von Lindesheinen an nur ein
Propbet gewesen: »verlier’ Deine
Zeit nicht!« hat es Ihnen immer sa
gen wollen- .,Jch stehe von Uransang
an in Deinem Wappen. Du endigst
doch bei mir, Du entgebst mir nicht !'
»Nun endlich solgen Sie seinem Rus
und gehen hin, um ihn zu züchten.
Dritben wird er Ihnen so alltäglich
werden. dass vor lauter lebendigen
sBiisseln satamorganische Locruse der
»sturnmen. Dann ist Alles in Ord
inung —— in der Erfiiaung sterben alle
«Sehnslichtige — —- — Sie haben
den süssel und der Büssel hat Sie
s— —- FintjP
»Ja, wenn der Bittsel mich hat«
heißts freilich: Finii!« wiederholte
Krossen mit leise melancholischem
Lächeln Und dann ließen Beide den
Biissel Bittsel sein und redeten von
anderen Dingen aus der Vergangen
heit und Zukunft.
Es waren kaum sechs Monate ver
gangen als Feilmann durch die ge
meinsamen Freunde erfuhr: Massen
set don einein rasenden Bsssel ausge
spießt und zertratnpelt worden.
sah-les- I nnd dte Ies.
Das niederliindifche «Medifche
Weelblad« erinnert an die betannte
Thatfache, daß während des Feldzuges
in Aegypten irn französischen Heere die
Peft ausbrach. welche einen wesent
lichen Einfluß auf das Schickfal die
fer Unternehmungen hatte. Auf St.
helena feste Rapvleon dem Arzte Dr.
Williasn Warden feine Ansicht über
diese Seuche auseinander und nach den
Aufzeichnungen dieer Arztes fpll er
sich folgendermaßen darüber geäußert
haben: »Da-den Sie jemals einen
Peftfall gefeheni Mein Heer hat in
Aegypten furchtbar darunter gelittenl
Ei war äußerft schwierig, die von der
Krantheit verschont gelbiedenen Sol
daten vor vollständiger Muthlofigleitt
zu bewahren. Und dennoch ift es mir
gelungen, vor meinen Leuten das ge
heim zu halten, was ich felbft lange
Monate wußte. Die Pest sann nachi
meiner Ueberzeugung allein durch diel
Athrnnngiorgane til-ertragen werden.
Jorttviihrend habe ich die Spitöler
Macht, habe die Kranken wiederholt
berührt, nnt den Pflegetn Muth und
Vertrauen einst-flößen aber ei hat
rnir nicht das Geringste gefchadet.
weil ich eben überzeugt war, daß die
Seuche nur durch Uebertragang auf
kie Lungen fartgepflanzt werden
ME«
sz Ist- Perlen W W Etat-hunge
ich-ta- aknigekee wichtigsten-die gehe-H
we r- « «
Vie Ueltestr.
Stizze von L. M a l te n
Enblich waren sie fertig angezogen,
die fünf jüngeren Geschwister Listeth
halt-ergeht Sie hatte ihnen gehol
fen, bis sie vvr der Thür des netten
Häuschens sinnt-en nnd über vie mit
Bäumen und Vorgärten gefännrte
»Ein-he zum Kindergottesdienft wan
Eberten. Allfonntiiglich . . . Aber her
rnach war das junge Mädchen. das et
E was bleich und zart war, auch reichlich
E til-gespannt
- Mit müdem Seufzer fuhr sie über
Hdie Stirn nnd strich ihr blondes Ge
»locl hinauf, dann öffnete sie die Fen
»fter, es war heiß im Zimmer nnd
dumpfig. Mit einem Male fiel ihr ein.
daß sie noch nicht einmal Kassee ge
trunken hatte; abscheulich flau war ihr
zu Muthe.
«Guten Morgen, Lisbeth!« tlang ei
munter und frifch vom Fenfter ber,
und es war ein reisenden dunkler
Miit-denkend der sich hereinfcheln
»Hm-e —- lomm Adoch nur her-ein« . .
»Damit Fennerra v
»Auch durchs Fenster, wie du«
willst.«
»Na, weißt du —- meinsrifchges
waschenes Kleid, da will ich doch mal
vorsichtig sein."
Sie zog dai Köpfchen zurück und
war mit wenig Schritten im Zimmer.
«Denle dir bloß, Lisbeth2 Ganz
unernsartet ist gestern Abend unser
Frits heimgekommen.«
Lijbeth wurde roth bis unter die
öaarwurzeln Aber Hilde that, als
bemerke sie das gar nicht« und fuhr
fort:
«Prachtvoll sieht er aus, sage ich
dir! Und den Amtsrichter hat er . . .
Vater ist furchtbar stolz! Läßt es na
tiirlich nicht merken. Aber du sagst
doch gar nicht-ex List-eth? Freust’ dich
denn nicht ein bißli Hm?« Sie schob
den Arm in den der Freundin nnd
suchte deren Augen. Lisbeth hob die
Lider und blickte der Freundin tief
ins Gesicht. »Hilde". Dann hielten
sie sich stumm umschlungen Dad, was
unausgesorochen zwischen den beiden
Mitdchenherzen hin und her wogte,
schloß Lisbeths ganzes Mödchengliiek
ein. Sie wußte ja, weshalb der präch
tige, liebe Mensch —- der Fris. fo wa
cker gearbeitet hatte — immer tapfer
ans sein Ziel los . . . Fiir sie . . . Für
sie . . . Aber bevor er nicht auf eigenen
Füßen stand, wollte er nicht sprechen
Sie fühlte das. Und sie begriff ihn . .
und liebte ihn darum um so tiefer.
»Du mußt nun heute mit zu uns
kommen,« bat Hilde leise und küßte
die Wange der blossen Freundin. «Ei
ist so surchtbor gemiithlich bei usi
Grofzchen hat so viel Kuchen gebacken,
sagt Mutter, daß wir eine Kasfeego
selkfchaft von dreißig Personen geben
könnten! Aber Iris will niemand ha
ben wie —- unsi«
Lidbethö schlanke Mädchengestalt er
bebte leise. »
.Uns!« Und dazu gehiirte sie. —
Aber sie liimpste . . .
»Wenn ich nur fort tann, Hilde,'
sagte sie leise. .Du weißt doch, wie
et bei uns ift. Meine Mutter ist doch
noch gar nicht auf dem Posten seit
Bitde Ankunft ·- und unsere beiden
Mädchen —- damit ist auch gar nichts
los. sag’ ich dir.«
»Na hör’ mal zu, Ligbethl Einen
Tag wird es doch wohl mal ohne dich
gehen!«
.Ja, ja, gewiß —- aber gerade
ute "
»Deine oder ein anderes Malt —
Schwierigkeit-u gibt es bei euch vors
immer. Und ich frage eben deine Mut
ter selbst.«
Frau halberger war sehr nervöi.
Die fiins Kinder hate sie schon fort
geschiekt, um Ruhe vor ihnen zu ha
ben. Sie waren bei den Großeltem
Zaghast brachte Bilde ihren Wunsch
VII.
»Aber liebste Hilde . net rig
beths Mutter erstaunt. »Wie können
Sie nur annehmen, daß ich die Lis
betls entbehren tann«
»Dann aber vielleicht am leend?«
behartte Hilde. . »Der Bruder« ,
dachte sie. .i.ind sie wußte, wie er
wartete . . . Aber Frau Halberger
wurde durch dje Beharrlichteii des
jungen Mädchens noch verstimmtes
und sie tramte gedankenlos dieselbe
Redensart aus, mit der sie in solchen
Fällen immer bei der hand war, so
bald sie sich obendrein nicht wohl
iiihlte
Nein, die jungen Mädchen von;
beutei Was habe ich in meiner Ju
gend leisten müssen! Eine blinde
Mutter hatte ich der teiner etwas zu
l
l
Dante machen konntet Und einen
tranken Vater dazu! Und noch mehr
tleine Geschwister, wie Liebeth sie
dat, und alles lasiete aus mir. Das
ist eben so, wenn man die älteste ist
von so vielen.· Ihre Stimme bebte
nerbiis in Erinnerung der schweren
nnd freudlosen Jugend, die sie ertra
enhatte. Die Verwegenheit stieg
heraus, sie wälzte sich wie eine schwere
Kugel vor ihr setz —- und schloß es
zu hiide seh die Scheltende mit
ihren grossen erstaunten Kinderauen
ou und eiserne ihm-v one n
terteit nnd aller Zorn den sie ent
vstrnden hattesecn diese mit i en
Angst-a gxw VIII-»Zw- sie M
ir san-f age
jnitjikt sonsten Stint-un
»Sie sind doch aber eine schenke
Mutter. liebe, gute Frau halb-erget
und Herr holdetger ist doch ein ge
sunder Vater!« Leise strich sie iider
den Arm der-betrofan Frau, Leise
und bittend, und der Applhelerin
feuchte Augen ruhten auf den wei
ßen Mädchenhänden, die nichts wuß
len von schwerer handarbeit, wie die
ihres Kinde-. Und dann blickte sie
hoch, gerade hinein in Hildens liede,
lluge Mädchens-wem Ausgesirichen
war aller Groll darinnen. sie quellen
über von heißem Mitleid.
Frau beiderser nielle leise. Thriine
um Thräne siel in ihren Schoß- »Sie
sind doch eine sehende Mutterl« . .
Wie mit leisem festem Pendelschlag
ilopfien die Worte an ihres herze-is
Thiir und wälzien die schwere Kugel
von Froh und Bitterleit hinweg. Es
jagte durch ike Seele wie heiße
Flammen. Auf was für einen Weg
war sie denn nur gerathen! Jhres
Kindes Jugend ebenso zu brechen, wie
die ihre gebrochen war — durch eine
hart gewordene Frau, die leine Kin
derluii mehr verstand-und die tflein
lKinderherz mehr begriffen. Weil ihr
teigenes Herz verstummt war unter
»der Schwere ihres Schicksals! Und
Tfie . . . liimpste sie nicht heute noch
mit dem Schatten, der aus ihr jun
ges Leben gesallen war und der auch
ihres Kindes Lebensluft morden
wollte? Die Aelieste, war es denn
wie ein Feuerzeichen — die Aelieste
sein zu müsseni Wo war sie gewesen
mit ihren Sinnen, mit ihrem herzeni
Ein junger Mödchenmund mußte sie
weder-! Leise tickte die Wanduhr. Und
draußen vor dem lleinen Hause
rauschte der Frühlingswind durch die
tnoidenden Linden, während einer
Mutter verirrtes Herz sich wieder zu
ihrem Kinde sand.
i - i
Lisbeth glaubte zu träumen. Aber
sie rührte sich nicht. Stumm lauschte
sie den zarten Worten des hochgewach
senen Mannes an ihrer Seite. dessen
dunkler Blick in dem ihren ruhte, des
sen seste, schlanke Mönnerhand die ihre
warm umschloß.
»Wenn du nur ein lleines Jahr
noch warten wolltest aus mich', tlehte
sie leise.
»Nicht einen Tag länger, wie ich
sagte, in drei Monaten ist die Hoch
zeit."
.Ader die Mutter, die Geschwister,
Fris! Sie brauchen mich doch so
nöthigt«
»Und ich, brauche ich dich nichi?«
Seine Stimme llang weich, aber
sesi. Da niate sie.
Der Apotheter halberger war nicht
äherrascht iider die Werhung des sun
gen Freundes. Nur die Schnelligkeit
machte ihn stutig Und etwas betre
ten meinte er in seiner tingsilichen,
schwersiilligen Art, die alles Schwie
rige sorgsiiltig vermied
»Da —- muh meine Frau natiirs
lich entscheiden. die hat das lekte
Wort. lieber Amtsrichter, das lehte
Wort.«
Frau halberger trat ein. Sie sah
etwas bliisser aus als sonst, etwas stil
ler. Der Apotheter schob es aus die
Ieierlichleit des Augenblicks
»i— und ich denke, gnädige Frau,
auch Sie werden sich uns nicht ent
gegesrstelien«, schloß der Umisrichter
seine Liede.
her-r Halherger aihrnete einige Male
sehr ties und laut. Er dangte siir die
Nerven seiner Frau. Und wie sie noch
nazu aussah, wie vergeisiigtt Es
schien, sie hatte geweint. Ihm war
sehr hange.
.Und Sie —- sind einverstanden —
gniidige Frau?«
Es war ein leises Jubeln in des
jungen sWerbers Stimme.
»Ich lönnte mir leinen werthvolle
ren schwiegersohn wünschen und lei
nen lieberen«, sagte sie leise mit einem
sonsten Lächeln. Er tiisrte ihre schmale
zeauenhand, die sest war und sehnig,
mit warmen Lippen
«Uher das Lind«, siigie sie schmerz
lich lichelnd hinzu, .es . . . es hat ja
eigentlich noch nichts gehabt von seiner
Jugend«
Ei war ein rerievokiee, schmerzlicher
Weheruf, und in des Apotheters Mie
nen spiegelten sich die schweren Ge
danken wieder, die ihn drückten. Da
bei hielt er die schiuchzende Frau unr
sangen und deutete ihren Ausbruch
vielmehr als eine Ablehnung denn als
das, was er war: die schmerzliche Er
tenntniß dessen, daß ihr Kind nun
schon die ersten Jahre der Ehe kennen
lernen sollte, bevor es des Lebend töst
"Iiche Siiße mit ihrern unbefangenen
Mädchensinnen genossen hatte. Aber
Lisbeth stand plöhlich neben ihr. Es
hatte sie nicht mehr geduldet draußen,
wo die Geschwister on ihr hingen und
durchaus wissen wollten· was »Nein
hat« Iris« so lange bei Vater und
Mutter wallte»
« »Ich hab' ihn ja so lieb, Mutter
n , itiisterte sie der erschiitterten
Brat- au, «und das andere alles iit ja
’ ebensaehe, ich bange mich nur unt
» Alle hier, wenn ich gehe, aber« »
s , n vier Monaten muß ich mein
iUmt in Neustadt antreten«, sagte
FZris neit festem Ton, »und Verzwe
krung mit der hoch-eit, das brächte erst
wiege- Werkchen-; schth m
« sinenei n , agte eu
hiser. «Pü ihr es wollt. Und Du,
neetne Lis, Du reisest nächste Woche
, Dresden Lief-Laute Sena. Dort
ist ben und gniisenand Freude.
O
, v
f· sWo wollen Sie denn hin. Herr Bär »meine-P
, »Ich will nur die Amt-state versehen et Mut-L der vie Steuern ein-reibt,
ist krank ziemt-ent
,
Da bleibst Du vorläufig. Wir wer
den biet fchon fertig. Eine Stütze
und eine ordentliche Köchin wird ge
miethet. Ach· Kinder! Verzeiht mir,
ich war blind. Aber ich bin sehend ge
worden, fehend!« E
Der Apotheter ftand sprachlos. So
gesund und oerniinftig hatte er feink
Frau überhaupt noch nie gesehen.
Und das Schönste war, sie blieb fo.
Rein, sie wurde von Tag zu Tag fro
her und freier. Der Schatten, der
das biife Wort: »Die Aeltefte«, ein
büllte, war oerfchwunden. Frau Hal
berger’s herz war frei geworden und
weitete fich. Die große Ertenntniß,
daß aller Pflicht voran die Liebe gehen
muß, wenn sie nicht eine lalte fein foll,
eine harte, quälende Pflicht, fand
Raum in ihrer Seele. Ein junges
Menschengetniitb braucht die Sonne.
braucht Luft und Freude —— es muß
Heiligkeit in feiner Seele fainrneln
auf daß ei Vorrath habe, wenn die
Sonne feiner ulunft einmal hinter
Wollen ftebt. as war ihr tlnr ge
worden« erschreckend fäh. Aber sie hielt
Ihm ftand. Sie war in der Jrre ge
gangen ,weil sie felbft leine helligteit
gesammelt hatte in ihrer jungen Seele.
Und nun fuchte fie das Licht.
Alte Tischecselm
Viel essen und viel trlnlen war alte
deutsche Sitte; tein Fest, ohne ein
gutes reichlichee Essen und noch reich
licheren Trunk dazu. Für unsere Be
grisse ging es nicht immer sein zu bei
solchen Gastmählern, und selbst der
einsachste Mann würde es heute ge
waltig übelnehmen, wollte man ihn
aus eine Tischzucht aus allen Zeiten
oerweisen, selbst aus eine Tischzucht,
die siir die Vornehmen bestimmt war.
Dass man .auc dem Lössel nicht
schliirsen und beim Essen nicht wie
ein Schwein schmatzen soll«. ist milde
ausgedrückt Eine hosordnung aus
dem 16. Jahrhundert gebietet, daß
man sich während des Essen-S »alles
gottlosen Wesens, schandbar unhöslis
cher Worte, Fluchen, Schwören, laut
Lachen und Rufen, handscherz usw«
enthalten solle. Die Knochen soll
man nicht in die Schüssel zuriick oder
aus die Erde werfen, auch nicht abge
schnittene Bissen in die Schüssel zu
riicksteeten, nicht mit den Fingern in
die Schüsseln fahren« und noch sehr
viele recht unappetitliche Sachen wer
den angeführt. die man vermeiden
sollte, um nicht ali »Ein-hinaus
Knecht« zu gelten. Es muss doch
manchmal etwas seltsam aus einer
Tasel aucgesehen haben. wenn solche
Regeln wie die folgenden ausgestellt
werden mußten: «Jsz auch aus deinem
Teller sein reinlich, daß nicht die
Mildt- Iett oder dergleichen von dem
Teller aus den Tisch hin und wieder
laule oder ein anderer. so aus deinen
Teller siehet, einen Abscheu davor hat,
wenn du ein Schwadrament daraus
gemacht-« »Welche nicht um den Tel
ler einen Schutt von Rinden und
Beinen wie die Schatgräben die sich
vor grossen Kartbaunen itirchten·«
Auch das Tischgespriich ist Gegenstand
rablrricher Verordnungen. neben der
schon angeführten Hosordnnng giebt
es noch andere, die unzieniliche Rede
bei Tisch verbieten: denn selbst an den
Hösen war die Unterhaltung bei Tisch
ost nichts weniger als gesittet und die
Fürstinnen und adligrn Frauen des
Mittelalieri vertragen schon recht
trästige Scherze. Besonders siir die
Frau war aber Schwei arnlrit bei
Tisch ernvsoblen« eine Ede rau gebot
ihren Töchtern bei Tisch nur tnapp
zu antworten. Sollte der Nachbar
aber gar mit Schmeicheleien anfan
gen, so sollte ibrn das Fräulein «eins
aus« Maul geben«. Eine Anstande
regel, mit der heute wohl weder un
sere jungen Damen noch herrrn ein
verstanden sein möchten.
sitt .
»Ist ht tt Sohn noch immer
Unterieu ant «
. »Nein, des ist schon längst General
if- · AIUL« .
Odise sit stät-um« site-.
Es ist wahrscheinlich, daß die Be
wohner des Meeres binnen lurzem
Gelegenheit haben werden, sieh in
Spiegeln zu betrachten, die der
Mensch den Meeressluthen anvertraut.
Je- London sind die Experimente be
cijdei worden« welche die Braucht-ar
ieit eines Glnsiihetzugeo siir See
srhifs3 erweisen sollen. Die Versuche
erstrecken sich zunächst aus ein Motor
hoot. aber die Ergetnisse waren so
günstig, daß sie jetzt aus große
Ozeundanipser ausgedehnt werden
sollen. Belanntlich bildet der
Schisssboden eine bevorzuate Wohn
stätte siir alle Arten von Muschelthies
ten, die sich in so arcsrem Maße an
dein unter Wasser liegenden Theile des
Schissstumpses festsetzen, das-s die mo
dernen Scedoinpser durchschnittlich
olle halbe Jahre in Dort gehen müs
sen« botnit diese lebende Steintruste
entfernt werden innn. Die Miiicheln
am Schissiboden iiben aus hie Ge
schwindiateit des Fuhr-enges einen
viel größeren Einslusz aus, als der
Laie annimmt. Experimente haben
gezeigt, daß z. B. ein 6300 Tone
grober Dame-sey der Täglich 70 Tone
Kohlen berbrennt, um eine Durch
schnittsgeschwindigteit von 14 Knos
ten aufrecht zu erhalten, nach 6 Mo
naten atn Tage 110 Tone Kohlen
verbrennen muß, irenn er bie gleiche
Geschwindigkeit erzielen will. Der
Plan, ben unter Wasser liegendenIhetl
des Schiffsrurnpsee mit Glas zu über
ziehen unb so der Anhäufung von
Muschelthieren entgegenzutreten ist
schon mehrsach ausgetreten, er schei
terte aber immer wieder an der Un
möglichkeit, einen wirllikh bauerhasten
Glastiberzug und vor altem ein siche
res Befestigungsmittel zu gewinnen.
Nun hat ein Gualanden I. Z. Lintan«
nach langen Versuchen sich ein neues
System patentieren lassen, das die
Schwierigkeiten überwindet Es war
sriiher nie möglich getreten, ben eiser
nen Schisssrurnps mit Glas zu über
ziehen, weil iirh bei einer geringen
Steigerung ’ber Temperatur der
Stahl ausdehnt unb bann die Glat
srhicht sprengt. Linton hat nun ein
neues Binbernittet das aus Harz
unb Leiniil besteht, erprobt und zu
gbeieh die Schwierigkeit der Stahlausi
behnung beseitigt. indem er zwischen
rein Schiissrumps und den Glasiibers
sag-eine btinne hol-schickst einlegte.
Rath beni Urtheil berFachrniinner sind
die Kosten dieses Schuhu gegen die
Muscheln verhältnismäßig gering; ein
tot-her Olaiiiberzug wird etwa soviel
kosten, wie eine zweimalige Bewa
lung. unb ba die Servante-set in ber
Regel im Jahre zweimal in Dort
gehen müssen, wiirbe sich der dauernde
Muschelsehuhbau aus Glas bereits
innerhalb eines Jahres bezahlt Ina
I
-
sie-e ensltth - fes-mische Vis
Untie.
Die »Entente Corriale«, von der in
den lehten Zeiten eigentlich weniger
vie Rede ist als skühek, soll seht auch
siie die Mattensantmlee Bedeutung
erlangen. Eine englisch-scanzösische
Postmatie tvikd in iukzent sitt die
neuen hebeiden ausgegeben werden.
die Juselgruppe im Stillen Ozean, die
von einem Romite btitischek und
stanzösischet Seepssiziere gemeinsam
verwaltet wird. Die neue Matie
with itn Mittelselde eine Landschast
mit Palmen zeigen, während in der
linken Ecke die seanziisische Tritoloee
und in dee rechten der Union Jan an
gebracht ist. Aal dem oberen Rande
der Matten werden das britische und
Psaseansssische Monogtamm ausge
eu t. «
.«,-....—
Dee schreitet-.
Jena A·: »Das ist ja ein reizendes
Lin-; ich möchte wissen, was aus dein
Kleinen einmal werden· wievi«
Frau Q: « , wenn man aus ver
Gegenwart an die Zulnnst schliefen
kenn. dann ev er weht 'raus Int
ensee weil-ein« «