Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 21, 1911, Zweiter Theil, Image 10

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    Eine Erzählung
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EEin Friedensstorer
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Utmjk Inm Wm
E Von Vietor Blüthgen
(4·» GENIUS-)
».: skier degrei en Sie doch: wenn bie
xd site Mann nnderftiindig genug isi
II hartnäckig bleibt, so bin ich ge
gen« die hülfe der Behörde in
. - « zu nehmen. Das giebt einen
Standort Und gefest, daß
— Its-J Ist ihen immerhin gnzntrauen ist.
L ans Sen-ask ankommen läßt. wird
däeslaneage noch« größer; et fest sich
gerichtlicher Bestrafung ans. Das muß
gehindert werden, nnd Sie müssen
dabei helfen.«
curt koar sieben geblieben; er batte
M heftig gesproche- uud sah finster
ant. Blaue-Mark bückte sich seitwärts
is einem Resedabeete nieder und brach
ein- Stenge1.
«Jch verstehe bon diesen Dingen
nichti«, meinte sie zögernd, indem sie
sich aufrichtetr. Sie hatte nicht den
Mid, ihn anzusehen. »Vielleicht re
den Sie selber noch einmal mit dem
Onkel, oder wenden Sie sich an herrn
von Parmein auf Branitz, der fein
set-trauen genießt!«
«Berzeihen Sie, wenn ich Jbre Fas
fnngsgabe oder Jbr Vertrauen in mei
ne Wahrhaftigkeit überschögt habe,
mein gnädigeö Frönlein!« sagte er bit
ter nnd scharf. »Da Sie mir Jbre
Seihiilsi versagen, bleibt mir in der
that nur der von Ihnen bezeichnete
Weg übrig; für die Folgen des Miß
gzgent aber sind Sie mit verantwort
Er og den Hur, machte rnr em
rasche erbeugung und fchritt dem
Ausgange zu. Ame-Mark blieb ste
hen und warf ihm einen scheuen Blick
nach; sie war bleich und betreten. Jn
diesem Augenblicke hatte sie ein Ge
fiihh als sei sie nicht die Natur dazu,
um einen Kampf mit dem starken,
wlllensklaren Mann durchzufechten,
Und ein Verzugen überiam sie, als
miisse sie weinen. Das war nun der
Ertrag ihrer Feindseligkeit: am un
rechten Orte hatte sie dieselbe hervor-—
getehrt, und nun hielt er sie fiir dumm
und kindisch und für wer weiß was
noch. ür unordentlich hatte er sie
heute orgen erst ertliirt. -- Aber
was konnte ihr im Grunde daran lie
gen, wie er sie schästes Er war »Luft«
siir sie, wie sie es fiir ihn war. Höch
siens konnte er in der Verwandtschaft
ieine iible Meinung von ihr verbrei
ten; er schien ja« sehr viel daraus zu
gehen, was man in der Verwandtschaft
von Jemandem sprach· Das war ihr
gleichgültig Jn Einsamkeit groß ge
worden und nur mit Frau von Banne
tpih und deren Töchtern intimer ver
lehrend, hatte sie keinen rechten Begriff
davon, was in der Gesellschaft ein
.Onf« zu besagen habe. » Ob man
nicht doch lieber mit Onkel über die
Sache verhandelte? Sie glaubte zwar
nicht, daß, wenn die Folgen bedenklich
fiir ihn waren, derselbe in der That
Widerstand leisten würde, aber es
konnte ja nichts schaden, wenn sie aus
den Busch klopfte und die Warnung
des Vetters auf geschickte Weise ein
stießen ließ.
Sie ging im Garten auf und ab;
das erste Nesedabiischelchen war längst
gepflückt; sie zapfte hier und zer
pfliickte und riß dort ab, um das Ah
rissene nachdenklich in den Wind zu
. en. Dann rief sie Dann und
vste nnd spielte mechanisch in dem
ansen Fell des Bernhard-meet Nach
geraumer Zeit fuhr sie aus ihren Ge
danken auf: sie vernahm Wagenrollen
auf dem Hose. Anfangs dachte sie, es
kämen Fremde gefahren; als sie indes
en bit zur Gartenthiir geschritten, sah
Enrt von Boddin in den Wagen
des Onkelg steigen. Jv n saß steif
auf dem Bocke· den Peit chenftiel auf
das Ante gestemmt, wie eine iigyptische
Miststatur. Und plöylich entte
seine-Mark blihschnell den Ko und
Its-de roth und ging weiter, bis zur
Iartenpfvrtr. Der Vetter hatte sich
III-sehen nnd konnte meinen, daß sie
dastand. Die Pferde g
e
seinetwegen
an; der Wagen rasselte um
Eis-;- .:.--»--»is.sss»s«i.«
. n n rten ri
III-sind fragte, wohin Jochen sahe-. .
,,Oer here von soddin wollte nach
; er hat sich was zu friihstiicken
ed sen, aber hat nicht viel egesi
nnd ntenz dann ist er gelitufen
— tsd gekommen nnd hat in sei
" sen Papst-re- herumgetramt, bis
« sichertä Maanåsi Phä- ist ein
sitt-W r r n ; er o was
- Nishi-ei u sichs . s
tet sonst nichts gesagt?«
a, et hat gefragt, woan wir zu
Mittag äßen, und ich hab’ ihm gesagt:
W Eins, aber er brauche sich nicht
if- sieht zu spuken; denn was den alten
und Sie anbettäfe, da hätte der
Eisen gesagt, Sie wollten auf Ih
ben essen, und da könne et hin
Oel allein essen wann er wollef
t Mk der Onkel das aufgetra
ftnxie Biene-Mark heftig.
Morgen ja«, war die ver
M YOU-ät- f h ? D
ist n ns u t et a
« M diese ja nun gleich kennen
.Æ.. Zwist-cis Ida-« ji«-ichs
M heb-XI Inn-Dis iibek
— J Ists-. Das Inn-tief
-. W ow »
zf die Ists-:
Zungen Mädchen wohl ihm selber ge
asen toiirdeni Leonore war- schöner.
aber hedtoig toar entzititentx Arn
Ende verliebte er sich in eine von den
Izeidern Aber sir waren zu gut fiir
r n.
Es tvar eine schweigsame Fahrt, die
Curt von Boddin rnit dein alten
Jochen machte; nur selten eine Frage.
und immer eine einsilbige, zu welcher
die nächste Umgebung des Wagens
Veranlassung bot; ebenso selten und
einsilbig war die Antwort. Endlich
tauchte Branis auf, Curt beugte sich
vor und studirte nrit sichtlichen Inte
resse die biibschen Verhältnisse des
Baues, die stattlichen Bestände des
Parti, einen Theil der Anlage nach
dein andern. Ali Jochen das Tbor
passirte, wurden am Fenster ein paar
weibliche Köpfe sichtbar. allein Curt
hatte nicht Zeit, genauer hinzuschw
denn gleich ani Thore hielten dre Psers
de vor Herrn von Pannetoihz der jun
e Mann stellte sich oor und stieg,
Freundlich willkommen geheißen, bin
unter.
»Na, Jochen«, fragte Dei-r von
Pannewii mit verschmistern Lächeln
und streichelte die langen gefärbten
Barteoteletten, »wir seid ibr denn ge
stern Abend nach Hause gelonimeni«
Jochen betrog den breiten Mund zu
vergjtiigtern ein-sen.
»Es in so aogegangen« Verr. unser
Baron war aber höllisch fuchtig, so
daß ich umtehren mußte, und ich dach
te schon, er würde über das Thor stei
gen. Unterwegs hat er sich«aber gege
ben, indem daß er sagte, er hätte Ih
nen zweihundert Thaler abgenommen
und hätte Sie auch mal mit Bartiarbe
gefoppt —- dasiir hätten Sie sich wohl
reoanchirt."
Herr von Banne-in lachte, als ob
er erstiefen sollte, toie denn die ganze
rundliche Figur der Ausdruck des Be
hagens und munterer Laune war.
»Ein Original. Jhr Herr Onlelk«
sagte er, zu Curt gewandt. »Wir ha
ben gestern einen Spaß mit ihm ge
habt« —— und nun erzählte er die Ge
schichte. »Sie werden Jhre Noth mit
dem alten Baron haben, herr von
Boddinx denn er tann sehr trahbiirstig
sein wenn er gereizt wird. ja unter
Umständen mehr als grob. Jm Grun
de ist er ein guter alter Bursche, voll
der possirlichsten Einfälle Aber kom
men Sie hinauf! Ich will Sie meinen
Damen oorstellen."
»Berzeihung!' sagte Curi, dem zu
nächst die burschitos lustige Weise der
neuen Bekanntschaft wenig zusagte;
»Die Sie sehen, bin ich zu einer for
mellen Visite nicht geriistet; ich wollte
mir das auf einen späteren Tag ver
sparen. Was"mich zu Jhnen führt. ist
nur eine dringliche Ungelegenheit«
Er klärte herrn von Bannen-is iiber
die Erfahrung aus« die er mit dem
Ontel ser-tacht
»Das sieht ihm ähnlich«, lachte Die
ser auf der Treppe, dein Gast die
hausthär öffnend. »Sie risciren im
mer, daß er aus seiner Drohung Ernst
macht. Na, tornrnen Sie nur heraqu
Meine Damen sind nicht so scharf aus
den schwarzen stach und ich will Sie
schon entfchuldi n. Vleiben Sie über
Mittag hier un seien Sie mein Gast
— keinen Widerspruchs Den sieht's
aus Branih nicht. In Pelchoto schlu
cken Sie nur mit Vergr. was Ihnen
der alte Drache, die iirten, zusam
menbraut. Nach dein Essen fahre ich
mit hnen nach Pelchoio —- tvifsen Sie
toas Jch nehme das ganze Weiber
dolt mit hinüber; meine Mädchen und
Idie Lebzoto sehen sich gern einmal wie
der; die können helfen, den Alten zahm
machen. Nettes Ding« die tleine Leb
ioto« stets Die mäsien Sie auch zur
itlse nehmen; die t ’ne Urt, dern
ufel ein Ohr absn chrneicheln. Das
ist auch die Cinzigh die Pelchow ein
sischen menschlich zu machen verstan
den hat. —- Kinden hier bringe ich
Euch deren von soddin aus Teteronn
der seht Helchoto fsr den« Ilteer be
toirthschaften wird —- rneine Frau,
ineine Töchter Les-note Dedtoig —«
cnrt von Voan sing bald an. sich
in diesem Kreise zu ge allen. Die Da
men toaren liebenstoii ig, Frau von
Pan-cerva die einst in Schwerin Hass
dame wesen, hatte sogar etwas Di
stingu rtei. Beide Mädchen gaben sich
freier· besonders die jüngere, hedwig,
welche mehr in die Art des Vaters
schlug· Nur war ei Eurt satal, daß
here von Bannen-in seine Angelegen
heit den Frauen zum Besten gab und
daß auch diese sie nur von der komi
schen Seite nahmen. Unwillkiirlich
sehweisten seine Gedanken in den ma
eren herbsiiithen Garten hinter dem
rrenhanse von Welche-v zurück, in
den Garten mit seinen Sonnenrosen,
Dahlien, Asterm seiner Reseda, und
mit jer seindlichen Tons-ne Lebst-m
die heute in Clure's Erinnerung eher
varnehrn nnd stolz aussah, als länd
lieh ,wie sie ihm gestern erschienen. Die
dürre wisste Umgebung, in der sie lebte,
hab ihr Viid mertwsirdig sarhig her
aus, und ihm, dem meist zum Ernst
neiget-den Manne ,war se abwehren
de« seindliehe Zaltung reizvoller, all
die hehaglkche sehen-würdigtest hier,
Ue ihn wie ein laues sad umspiältr.
dennoch- venn ine Aufmerksamkeit
pack-der Uninis UM Its-seit Dar,
fühlte er freundlich das Wohlthuende
guts Formen und einer leganten Um
gebung« an welche feine Vergangenheit
ihn gewähnt hatte. Das Essen war
gut, der Wein vorzüglich —- die Ei
garren mathmaßlich auch, allein Stett
tauchte nicht. Die Idee, nach Pel ow
zu ahren, fanden die Damen a er
lieb . und der Gaft hatte wieder das
ausfehweifendfte Lob der Consine Leb
zow zu hören, welches er ftumrn und
doch innerlich befriedigt aufnahm. Als
der hübsche offene Landauer verfahr,
mußte Citrt mit den Damen zufam
tnen irn Fand Plan nehmen, während
Herr von Pannewih fieh zurn Kutfchet
auf den Bock feste. Jochen hatte man
löngft voraus gefchicltz es wäre ja viel
gemiithlieher fo, feste Pannewitz aus
einander. »Je näher, je deffer —- wie
der Dieb zur Mettwurft fagte."
Ali die Gefellfchaft um die Wald
ecke bog. erhob sich hedwig von Pannes
wiß ein wenig und rief dann dlöslieh:
»Dort lotnmt AnnesMarie uns ent
gegen.«
Der Wald war auf der Braniier
Seite ungefähr ebenfo weit von Pel
chow entfernt, wie auf der Lan endors
fer, fo dauerte es noch zehn innten,
ehe der Wagen neben Fräulein von
Lebzow hielt, welche die annewijifche
Familie lebhaft begrüßte, Cutt indes
keines-Blickes würdigte. Es entstand
ein Streit, wer ansfteigen und gehen
und wer weiterfahren sollte; here von
Pannewii entschied, daß der Kutfeher
zu Fuße nachtomnien. der junge Bod
din deffen Stelle auf dem Bocke. Insek
Marie den leer gewordenen Pia im
Feind einnehmen falle. Curt we felte
innen den Sitz
Man kam bald in Pelchow an. Der
alte Baron ließ sich nicht sehen, und
sum-Mark lud die Damen rnit ei
nem Anslug von Verlegenheit ein, ihr
in den Gatten zu folgen, um den Kas
iee in der Laube zu trinken. here von
iPannewih übertrug Jochen die Pferde
und nahm Curks Arm, der sich sliichi
tig von den Damen verabschiedet hatte.
»Kommet Sie," Herr von Boddinl
Wir müssen den Bären in seiner höhle
aufsuchen.« «
Er spähte in das Fenster; welche
den Zugang zum Zimmer des alten
Herrn bildete ,und klopfte dann.
« .Mach’ mal auf, Boddinl Was den
Teufel: bift Du ungesund, oder was
fehlt Dir« Franz?«
Curt gewahrte durch die Scheiben,
daß der Onkel rittlings auf einem
Holzstuhle saß, dieLehne nach vorn, wie
im Friseursalon .Er lehrte ihnen in
idieser Positur den Rücken In. Neben
ihm kauerte der Bernhardiner. so steif
wie sein Herr.
«Schweig still, Frist« tönte es
dumpf aus dem Zimmer-. .Jch will
nichts von der Sache wissen. Du bist
auch so’n Eujonz haft mir gestern den
Sack mit " fel aufgeschnitten, nnd
nun läßt u Dich mit dem Teterower
ein. Wenn der Teufel zwischen Euch
eht, ist der Beste in der Mitte —
« I sag’ ich. Wenn Ihr mich genug
lvon meiner Rückseite gesehen habt,
jdann kiinnt Jhr wieder gehen-«
’ .Du bist ’n rechter alter Esel', rief
Bannen-is Curt zublin elnd; »wenn
ich zu Dir hinein will. »chlag’ ich Dir
einfach dasllxenger ein —«
»Das so u mal probiren —
das probik malt« rief der alte Baron
zornig. «Dazu half ich meine Fenster
nicht einsehen lassen. Und ich habe hier
meinen hund, der ist auf den Mann
dressirt.·
»Du bift doch wie die Kinder-,
Franc meinte Pannewi einlenkend.
indem er Curt einen W nk gab, bei
Seite Fu treten-: »wenn sie sich vor et
was surchten, stecken sie den Kon in’I
Bett. Jch will, ganz allein, wegen ’ner
ernsten Sache mit ir reden, daß Du
nicht in Unaelegen iten kommst, und
nun detreibfi Du olche Damm-eilen
Ueden tanntt Du to immer mit mir;
wenn Dir meine Worte nicht gefallen,
haft Du Deinen freien Willen-«
«Die Worte sind gut, aber in’s
Do lomme ich doch nicht, wie der
Vol sagte«, lnurrte es drinnen be
ruhigter.
»Wenn Du Deinen besten Freund
aufgeben willst, dann bleib’ sitzen,
Frank! Dann fahre ich wieder nach
Brand zuriich und Du kannst Dir
auf Pelchow die Zeit rnit Mäuieiangen
vertreiben und mit Diieten Schoeits
Sechzundiechzig spielen. Mich trieqft
Detemnicht wieder zu sehen. Adlchits
ou .«
«Wart’ mal, Fris. work neuli« riet
der Alte hastig. Und nach einer Weile
s te er hinzu: »Na, ich lann ja wohl
m t Dir reden, aber blos mit Dir. Der
Teterower tonnnt mit nicht zu nahe-«
Turt von sei-bin war innerlich em
pört. Die Rolle, die er hier verurtheilt
war zu spielen, kam ihm liicheelich und
entipiirb v genug vor. Allein er
bekam-S auch diesmal nnd schritt,
se nein erbiinveten zwei-end um die
excl-ein Er ’ete« wie jenseits das
stee ansgel den wurde und here
von Banne hineinftiez Dann
Kettt er lang ne auf und ab. Die
rinnt-lang onnte ja so lange nicht
dauern, nnd allein zu den Damen sich
zu begeben, tpce er nicht tn dee Stirn
nnen . ,
kesladene sc langten an, met- ee
amtierte die i Milcqten Pferde·
und die allzugeringe Belastung. Die
Leute iiimmerten si anscheinend nicht
urn ihn, und doch ins er verstohlene
und, wie ihm diinlte, nicht eben
freundliche Blicke aus. Sein Entschluß
stand Mi, der pejnlichen Situation, in
der er sich befand, rasch ein Ende zu
machen.
Endlich erschien Heer von Pannetoix
wieder, verdrießlich lachend und entt
dein Kopie schüttelnd.
»Sie werden wohl nicht um die ge
richtliche Hälse herum kommen, here
non Boddin. Der Alte ist ganz aus
dem Häuschen und «tvill es aus einen
Standal antotntnen lassen. Als er mir
sa te, daß Blaue-Mark schon enit ihm
gesprochen und daß er auch sie abge
wiesen hätte« wußte ich Bescheid. Was
die nicht sertig bringt« schassen wir
Anderen alle nicht! Geben wir zu den
Dameni Vielleicht besinnt er sich doch
noch. Aus einen Schlag giebt der
Bauer die Tochter nicht sort’, sagt das
Sprüchwort.«
»Ich lann nicht daraus warten. ol-'
es meinem Onlel gefällig ist« sich zu
besinnen«. sagte Tutt finster. ,. ch
bade Pslichten übernommen. und ich
bin sür ihre Wahrung oeranttvortlich.«
»Kann ich Ihnen nicht oerdenlen«,
meinte here von Pannetois, die Ach
seln zackern-.
Als sie in den Garten kamen, wur
den sie von den Damen sosort wegen
des Erfolges der Verhandlung befragt.
Nichts zu machen« sagte Herr von
Bannen-ig. »Anne-Mariechen hat ihm
ja auch schon versucht den Kopf zurecht
zu sehen; der Alte war gan elegisch
darüber. Er hätte es nicht eiir mög
lich gehalten, daß sie sich mit seinem
ausgesprochenen Feinde in ein Bünd
niß einlassen könnte. Jhm ist eben
nicht zu helsen.« -
Anne-Marie war glühend roth ge
worden und blickte einen Moment zu
Curt von Boddin hinüber, der sie sor
schend ansah und damit ihre Verwir
rung nur vermehrte.
»Ich tonnte nicht anders«. sianimels
te sie; .es geschah ja zum Besten des
Ont els —«
Nein, nein mein liebes Kind«, siel
here von Pannervitz ein, »Du hast
ganz recht gethan. Er ist Dir auch
nicht weiter biise darum."
»Ich bilde mir nicht ein, dasz Jhr
Wort zu meinem Besten gesprochen
wurde, Cousine LebzowT wars Curt
ernsthaft hin. .Sie werden mich aber
entschuldigen, wenn ich u anderenl
Mitteln greife, um dem Re te Geltung !
zu derschaisen Möchten Sie dein;
Onkel gesälligst mittheilen, ·tch
morgen von seiner Erlaubni Ge
brauch machen und Jochen siir eine»
Fahrt nach Demmin in Anspruch neh- ’
men werdek i
Es wollte teine rechte Stimmungj
austonnnen. Man trank den Rassen
promenirte ein wenig — dann ging
Derr von kannewik um anspannen
zu lassen. urt hatte Frau von Pan
newih den Arm geboten; die jungen
Damen blieben unter sich. nnd da
es vorsichtig in der gehörigen Entar
nuns Madchengesprache
un wie sindet Ihr ihni« Es war
hedwig von Bannen-is die so fragte
»Steisleinen und arrogants sagte
Unsre-Mark heftig. «Jch«btn schons
gan mit ihn- fertig.
ch finde ihn ganz hiibsch«, meinte
gedämpst die volle Altstirnrne von
Leonorr. Eine stattliche Figur, und
auch sein Gesicht gesallt mir.«
Aber die Nase ist vorn etwas breit ·
und der Mund zu scharf«, meinte
Feste-g »Ja- giaube nich-, daß ichl
rnal Verlangen haben tiinnte, ihn
zu tilgen, trog des hitbschen Viirti
«Du bist nicht gescheidt, Hedwig.
Ver denkt an so etwasi Aber er hat
frisch- quhe —- m have ich
Steis i er —- das ist wahr,
und ich halte i nicht rade siir el
nen anriisanten Sesells fier.«
»Und doch bat er Geist und etwas
Mnnlichscntschiedenes, etwas Kräf
tiges«, wars Haue-Watte hin. . «
i
i
i
»Ich hin der ueverzeugung. pas er
sich aus Damen nicht viel macht und
es nicht fiir der Mühe werth höll,
Geist In —- —- pst!"
hedevig legte den Finger an den
Mund und slüsterte blos noch rasch
Sinne-Mark in's Ohr
.Wenn er nur nicht immer Den
bräulichen Kneiser auf der Nase hiittei
erlieb’ Dich nicht in ihn, Arme
Marielen!«
»Bitte, ich lasse ihn Ditt« war die
leise Antwort.
Papa Pannewih lam und ries zum
Wa re, und bald saß die Familie zur
A hrt gerüftet. . ·
»Min- Unne-Mariechen« und grüße
den Oulelt Er wäre heut sehr ungezo
gen gewesen. «
»Ist-iet- hetr von Bot-din, aus hal
diges Viel-ersehen in Bran t - Kom
men Sie, so est Sie Zeit ha ni«
Adieu liebstes AnneiMarieieu —
mrd was ich Dir gesagt habet«
dir-ist inger drohte vor dem
l den S cht, als der Wagen am
die Ecke bog, unt- IrmeiMarte, der die
Drohuugpalh stand blutroth und iu
nerlsch Wegen da md seste is ihrer
serleseuheit und setlpsmeesheit eine
sau- uunahiare Miene asi.
Sie hatte nicht vermeiden tsnnem
das der Wagen sie neben Eurt non
Boddin neiteiließ, nnd wie peinlich
war es, c allein rnit einem Gegner
zu fein, den man am Liebsten als nicht
auf der Welt vorhanden betrachtete!
Endlich raffte sie sich qui und ging
unter sit-mater Berneigung gegen ihn,
der tnit verschränkte-i Armen dastand,
zur handthiin nni ihr Zimmer aufzu
lnchen Sie fiirchtete in diesem Au
genblicke« er möchte sie ansprechen.
Curi folgte ihr mit den Angen. bis
lich die DunstHiir hinter ihr geschlossen
hatte· dann wandte er sich kopsschiits
telnd herum.
«Thiirichtes Kind!« sagte er zwi
schen den Zähnen,
Z.
Curt suhr amniichsten Tage doch
nicht gleich nach Demmin. Irgend eine
heimliche Macht zwang ihn, aus etwas
Anderes zu denten, was etwa geeignet
war den Onkel wirksamer u beein
flussen, als dies Herrn von Zannewih
elungen. Der Jurist und Mann des
strengen Geseses wurde plöhlich von
Scrupeln der Weichherzigleit geplagt,
iiber die er sich gegen AnnesMarie so
we weriend geäußert
r besann sich. daß der Landratlf
des Kreises, here von Wedel au
Borniß, der Vor eseste des Onlels in
dessen Eigenschat als Ortsobrigteit
von. Pelchow, ein alter Freund der
milie war. Zu diesens suhr er,
este ihm die Ver "ltnisse aus einan
der und bat um se n persönliches Ein
greifen. Ihn miisse der Onkel anhö
ren: ihm werde er auch glauben, wenn
er ihm die Consequenzen seiner hals
starrigleit llnr mache.
»Vielleicht. und sicher zum Vortheil
des Gelingens. erinnern Sie ihn auch
an das Schicksal meiner Cousine Leb
zow, die er bei sich hat und siir die er
eine große Vorliebe emvsindet.«
Fett von Wedel ließ anspannen und
su r sosort mit Eurt nach Pelchow,
während Jochen mit dem Pelchower
guhrwerk in Bornih verblieb. Der
aron war ausgeritten .und man ariss
den ersten besten Mann aus. um ihn
durch diesen aus den hos bitten zu las
sen. Jn der wischenzeit unterhielt sich
der Landrat mit Baue-Marie.
, Curi ging im Garten mit Beiden
»aus und ab ,sroh, daß die Wege meist
zu schmal waren, als daß er aus einer
Linie mit ihnen hätte gehen können.
Nur zuweilen wandte der Landrath
sden Kopf ein wenig und zog ihn zu
sein paar flüchtigen Bemerlungen her
zan. Ei schien ihm. als seien Anne
MarieW brttere Magen, wie sehr dein
Onkel der Wechsel der Verhanmsse aus
dem Gute nahe gehe, an seine Adresse
gerichtet, und einmal war’s ihm sogar,
«als "tte das braune Auge, welches ihr
Pro il ihm zeigte, mit raschem Sei
tenblicke sein Gesicht gestreift. Uebri
gens hatte sie andere Toilette gemacht;
das mattgriine Kleid mit weißem
Spihenbesase erschien sitt die ländliche
iUmgebun vielleicht etwas zu an
Jspruchsvo , aber es stand ihr ut.
» Endlich ließ husschlag «en eits der
jMauer die Antunst des arons ver
zmuthen« s
i »Seit-leben Sie mir, daß ich Sie zu
sihm führe, here Landrath!« sagte
lennesMarie hastig: »Sie müssen ohne
shin durch mein immer gehen. Onlel
»das die seltsame ngewohnheit, durch’s
JFenster zu steigen, und ist nicht zu be
»toe en, sich einen besondern Eingang
her ellen zu lassen.«
.Das tenne ich von seiiher her, lie
.bes Kind; damals tvar überhaupt nichi
anders zu ihm zu gelangen. Aus Wie
derxehem Geer von Boddin —- ich gehe
»Ist-fix Jlitger ohne Sie. Jrh hosse das
L Der Baron war in sehr til-let Laune
n elnn t; denn ee ahnte den Zweck
die es esuches. Er war inzwischen
bereits durch ein Fenster gestiegen und
empfing den andeath mit milnischem
Gesichte, was dieser indeß nicht zu Ie
metlen schien.
»Weder Boddin«. setzte et gemiitlks
lich und doch theilnadmsvoll von einem
Stuhle lIee ans einander, den ee sich
herangezogen, »die: hilft lein Zittern
vorm Frosiz Sie hoben die Wahl: ent
weder Sie überlieseen Ihren Nessen
das Gut und bleiben in aller Ge
müthseuhe biet-, oder Sie lassen sich
den det Poliei einspekeen und viel
leicht einen Tzeil Jheer Leute mit, le
ben viel, viel tömmetlichet in einem
lleinen Neste und ziehen das Geschick
Jheee liebenswürdigen Nichte mit in
diese Miseee hinein.« «
»Das ist aber eine onenoare unge
rechtigleit«. murrte der alte herr aus
geregt, und die lleinen wiisserigen Au
en sahen aus« als vb sie die Absicht
gättem aus den Landrath zu springen
.Das ist mein Gut« und ich hatte die
verdam ien Juden auch bezahlt. Und
das wi ·ich mit meinen Lentemschon
zwingen, daß mich leine Polizei hier
wegboit. Soldaten schicken sie mir doch
wohl nicht her-«
»Warum nicht· lieber Freunds Die
können Sie in drei Tagen hier haben,
wenn Sie’s draus ablegen.« »
Der Alte brummte wie eine lnurs
rende Dogge vor sich bin.
»Wie lange können sie mich denn
einspunden?«
«Je nachdem. Bester-; ein Paar Mo
nate, auch ein paar Jahre, wie Sie’s
haben wollen. Machen Sie sich keine
Flausen vor. und stellen Sie sich vor
die nackte Thatsachet«
Jn sinsterem Nachsinnen brach der
Widerstand des Barons«
»Dann dol’s der Teufel! Meinetwes
gen will ich dem Kerl die Pariere alle
geben, die ich babex damit mag er
machen was er Luft hat. Aber ärgern
kann ich ihn doch, Landratsh --— wies«
»Wenn Sie in den Grenzen des Ge
sehes bleiben, obne Zweisel Jch rathe
Ihnen indessen nicht dazu, alter
Freund; denn es könnte Ihrem Reisen
eines Tages einiallen, das Gut nicht
nur allein bewirthschoiten. sondern
auch allein bewohnen zu wollen«
»Das soll er nur tbunx er soll sei
nen alten Vatersbruder nur aus sei
nem ererbten hause ’rauswerien! Muß
ich ibm die Tagelöhner auch übergeben,
Landratbk ’
«Sotveit sie in festem Conttatt zum
Gut stehen und nicht freie Arbeiter
sind. fa. Ich denke aber, daß auch diese
Arbeiter hier in häuieen wohnen, wel
che Gutseigentlsnni sind; natürlich un
tee dee Bedingung· daß sie fiie das
Gut arbeiten. Weiser-i sie sich, weiter
zu arbeiten, so entsteht man ihnen ein
fach die Wohnung.«
»Sonst paisitt ihnen weiter nichts?«
fragte der Baron mit gespanntem Sei
tenbliet.
»Ich heule. das wiiee autng
.Rein, das reicht nicht«, meinte der
Alte trocken. »Du is ’n Spaß, sägt
Nie-ask Und ee lachte einen Augen
bliet tin-s auf, aber es ipae ein weniges
Lachen.
»Ich kann Ihnen nue eathem ped
:»en.Sie vie Sache in Guteni, Bod
In.«
»Na adschiis, Landtatb2 Nun isss
mie leichter unt das Herz-«
Gottfetung folgt.)
Am schnellsten wird gewöhnlich dee
mit seiner Rede fertig, der wittlich et
was zu sagen hat:
i i «
Dilettanten find Leute« die, ohne die
Kunst einst zu nehmen, ecnit genom
men fein wollen«
DR
K .ok·q »Ur-answer-« ei- mssclw W Mi- smchi ex ev
i »aus-i Ins tm W si- qiik di- aeism— sue-I