Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 07, 1911, Zweiter Theil, Image 12

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    . R- Dissens-z.ff
Ehe Leeres-me Geschw- vgn
; O t t o L e n g i.
Js dein Pensionat von Mis. Gran
,Wn zur Zeit drei Pensionsre.
-Fr russischer Baron mit seiner
-Zssu, die während der Revolution in
Beet Heimath vor der Muth ihrer
Bilduqu in der englischen Haupt
.Sdt Schuh suchten. Und eine le
Miustige Französin, die dort Zwecks
Intiisement einige Zeit zu verweilen
gedachte Kein Wunder, daß diese
drei vom Schicksal so zufällig Zu
isann-neugewiirselten sich in der Fremde
eng aneinander schlossen, um gemein
schaftlich die Freuden» der Großstadt
In genießen. Heute wollte man den
Ball in der Albeet Hall besuchen.
Eine Stunde dor« dem Ball klopfte»
die Baronin Pettowsta an die sit-H
Iterthiir ihrer Freundin.
»Liebsie.« sagte sie mit einem Ton
von Unmuth in ihrer Stimme, »ich
sehe mich gezwungen, Sie um eine
große Gesälligteit zu bitten. Der
Spidschmied der das Schloß an mei
Ier Perlenletie ausbeisern sollte« hat
sie nicht zur rechten Zeit fertig machen
können Besiysen Sie vielleicht irgend
ein Kettchen, das Sie mir sür heute
Idend leihen können?«
sicher gern!« sagte Mlle. Levier in
aufrichtiger-n Ton. »Wählen Sie aus«
Scheu Sie, dies zum Beispiel,« und
sie hob ein kostbares und künstlerisches
halsdand aus, das lebhaft im Lam
penlicht funkelte. »Wenn es Jhnen
- lit, nehmen Sie es. Jch leihe es
n mit Vergnügen — Warten
Sie, ich werde es Ihnen selber um
binden«
Seriihrt fiel die Baronin ihrer
Freundin um den Hals und um
armte sie rnit Jnnigteit.
, «Dant, tausend Dant! Ohne Sie
stärkt ich aus den Ball verzichten müs
as
seid daraus traten die beiden
Damen Arm in Arm in das Wohn
Jibämey wo der Baron bereits war
Dann stiegen alle Drei in ein
Auto und sausten davon.
Gegen vier Uhr Morgens hatten sie
genug gesehen und baten den Baron,
sie nach hause zu bringen.
Während der Fahrt wurden die
Damen nicht mühe, ihre Eindrücke
des Abends auszutauschen, und auch
noch zu Hause wurde das Schwaden
aus has Lebhafteste sortgeseßt Das
Zubettgehen vergaß man völlig.
Ctsi als der Baron schüchtern einge
, nd. baß seine Kräste erschöpft
» , singen die Damen an, sich aus
Rachtruhe vorzubereiten.
- Jn diesem Augenblick erinnerte sich
die Baronin rnit etwas Befugniß an
das halsband ihrer Freundin, und sie
bat ihren Mann, nachzusehen, wo sie
es wohl gelassen haben möge. Nach
einigem bergeblichen Suchen fragte her
heran, ab sie auch sicher wäre, es ab
gesponnen zu haben.
»Aber gewiß, da ich es nicht mehr
Muse-X
b sie bemühte sich, zu lächeln,
aber ihre Aufregung wuchs sichtlich.
»Gott — mein Gott! Wenn ich
G —«
Sie beendeie den Saß nicht, aber
ihre Stimme, die wie ein Hauch wen-,
Yetlor sich in tragischem Stillschwei
M· - - . -
g »Statut-ff du —?« unterbrach sie ihr
Mann im Flüstetton, von entsetzlichem
Schwindel ergriffen.
Echte um, Petrowsla!« tief mit
verzweifeltem Eifer die Baronin und
faul bleich und erregt auf einen
Sessel. »Aha um« schnell, sieh in
der Ulbett Hall nach, durchsuche den
Besen. —- Etinnetst du dich der
Rvmess Schnell, o mein Gott, mein
Stift«
Mit einem Sah war der Baron
auf der Treppe und dann auf der
Straße. Sein Kopf stand ihm in
»Motive-im Die kalte Nachiluft tühtte
fein Blut etwas ab. Er bemerkte,
das Mademoiselle Leviet ihm nahe
Mk.
»Suchen Sie im Waqu nach. Gott
gebe, daß Sie es finden. Jch werde
nach der Albett Hall fahren,« sagte
die etfchtockene kleine Französisc.
Sie machten es so. Der Baron
nach der einen Seite, Mademoifelxe
Levis-r nach der anderen, verloren sich
alsbald im Nebel, beide in entschlichek
Aufregung und den trübsten Ahnun
gen Sie irrte- lange in London use
dense- eine aus der Suche nach dem
Mk das andere auf endlosen Jer
faW nach der All-est Hall, mit vot
Wspisamwschniirtem herzes-.
Während der Baron, wie er der
kteknen Französin versprochen, ver
iweiflungövoll nach dein Wagen
suchte und ihn nicht fand, und Mode
Melle Leviet die Albert Halt ohne
ihre Kette verließ. hüllte sich die Ba
tonin Petrowsta ruhig in einen
Pelzmgntel und verbarg darunter
di- Ressetaschr. die sie aus dem Ka
ntin ihres Schlafztmmers hervorge
ptt hatte. Nachdem sie sich verge
M. das eine Menge Geld und das
« nd ihrer Freundin sich darin
" · verließ sie ohne Bedauern
feiedüche Quartier von Meg.
it dem He eiuises angenehme
W Mk set Aue
PPi
kxs H- H »s- peg stkiXäI
Bedahpt Ur- vms do so schnell wie
ask-glich in die weite Welt bis-us zu
NEM
Jn einem Aniall von Verzweiflungl
ließ Baron Peirowsta den Brief zur
Erde fallen, den er in den Händen
hielt, und sank auf einen Sessel
iehluchzend wie ein Kind. Jn diesem
Augenblick trat Mademoifelle Levier
ganz fnssungslos in’s Zimmer.
»den Baron,« rief sie rnit heiserer
Stimme. .
) Jn plZilichern Schreck hielt sie inne
; Sie sah den Mann an und den
;Briei der auf der Erde lag, und stieß
Idann einen Schrei aus.
F Taumelnd ging sie einige Schritte
weiter in’s Zimmer hinein, und wäh- I
rend das Schluchzen des armen By
rons lauter und schmerzhafter erklang,
biickte sie sich, um den Brief aufzu
heben. Dann las sie die wenigen Zei
len, die die Treulofe ihrem Gatten
hinterlassen hatte. Mit zärtlichen
Worten bat sie ihn wegen ihrer Flucht
um Verzeihung Jn einer Nachschrift
entschuldigte sie sich bei ihrer Freun
din wegen des an ihr verühten scheus
lichen Betrugs.
Mit verzweiflungsooller Gebärde
schlug Madernoiselle Levier die Hände
vor’s Gesicht. Jhre Vorahnung hatte
sich«hewahrheitet. Und durchzuckt von
einem anderen entseglichen Verdacht,
stürzte sie zu der Thiir ihres Schlaf
zinimers. Doch diese war verschlossen,
und sie seufzte auf. Der Kasten mit
ihren Schmucksachen war gerettet. Sie
ging in das Zimmer zurück, um den
Brief noch einmal zu lefen. Es war
ihr, als wäre Alles ein entseslicher
Traum. Zum Schluß lündigte die
Baronin ihrem Gatten nn, daß sie sehr
weit fort ginge, und geftand ihm, daß
weder die Zeit, noch die Nähe eines
Anderen jemals in ihrem Gedächtnis;
die Erinnerung an ihren einstigen Ge
fährten, noch die Großmuth ihrer
Freundin würden auslöfchen können·
Die schönen Augen von Wade
rnoiselle Levier füllten sich mit Thra
nen. Sie lehnte sich an den Tisch, um
nicht zu Boden zu fallen· ,
Das tragische Schweigen, das nun
entstand, wurde nur von den Klagen
des Baroni unterbrochen. Der Ver
rath jener Frau hatte iiher Beide eine
dumpf Verzweiflung gebracht.
Endlich hob Baron Petrowsla sein
Gesicht empor und sah die junge Dame
an.
»Madempiselle Levier." stotterte er,
»wieviel war es werth?«
Ein Schluchzen schnürte ibk die
Kehle zusammen, und sie vermochte
nicht« zu antworten. Bewegt erhob
sich Baron Petrowskm näherte sich ihr,
nahm ihre Hände in seine und drückte
sie an feine Lippen.
«Jch werde es Ihnen zurixsersiak
ten, um die Jnfamie jener Frau wie
der gut zu machen, und um die
Schande ausser-verzeih mit der sie
meinen angefehenen Namen befleckt
keck-«
Und et warf sich stolz in die Brust-·
«Einige Tage muß ich Jht Schuld
ner bleiben.' fügte et etwas tleinlaut
hinzu. »Sie ettathen —- meine Mit
tel sind diesen Augenblick etfchövft.«
Mademoiselle Leviet schüttelte ah
wehtend den Kopf. Sie war aufge
III-: in Rührung. ihre Thtänen
strömten unaufhaltsam. Dagegen
hatte Baron Petrawsta seine Fassung
wieder erlangt.
Mit einem innigen Händedruck
trennten sie sich.
Der Dreibnnd hatte sich in einen
Zweibung verwandelt, der um so fester
zusammenhält
Eines schönen Tages lehrte Baron
Peirowsla ungemein glücklich und
zufrieden lächelnd von einer Mome
nade zurück in Mrö. Gran-o achtbares
Pensionat. Mademoiielle Levier be
fand sich allein im Wohnzimmer.
Frisle larn der Baron zu ihr bit-.
nnd überreichte ihr mit einem hand
tuß ein elegantes Etui. Jn demselben
lag eine mächtige Rette, die der ge
«raubien sehr iibnlich sah. Madernoi
ielle Levier errötbeie iiber und iiber
und wurde ganz verwirrt. Dann er
ging sie sich in endlosen Ausrufen der
Bewunderung und des Dankes. .
H Einem pliislichen Einfall folgend.
fliei sie nach ihrem Schlafzimmer,»
holte ihren Schmucklasten aus seinem:
Versteck hervor und brachte ihn dem
Baron. Er selber sollte das« Ge
schenk an den leeren Platz zurücksiellem
Dieser zarte Gedanie riihrste Baron
Paroan tief. Während er der jun
gen Dame innig in die dunklenAugen
blickte, gestand er ihr, das er keinen
Groll mehr gegen feine Frau im Her
äu trage, die ihn mit einein An
M —
Die kleine Französin sah ihn vor
wurisvoll an. Er lächelte und er
klärte von Neuem, daß er seiner
Frau nicht mehr-zürne. Er wünfche
nur· daß sie mit einem Andern das
Glück finden möge, das er ihr nicht
hätte bereiten können. Mademoiselle
Levier erwiederte schüchtern, daß auch
sie ihrerseits- nicht mehr bedauere, ih
res halzbandes beraubt worden zu
sein· Durch diesen Vorfall habe sie
Gelegenheit gehabt, den Edelsinn des
Baron- zu bewundern.
Dieser fM hinzu. daß man tm
nasses seine wahren Freunde les-en
lerne. Madernosselle Lenker demerkteæ
tröstend daß alle Menschen im Leben
Bitterkeiten erdulden müßten. Aber
geratn noich dem Sturm schiene dåe
Sonne am so schöner.
Da trat Baron Person-Un ganz
nahe an fee heran, ergriff ihre Hände
nnd strich sie sanft. Und während
er die SMM ihrer kleinen, reisenden
Fäße betrachtete fragte er in flehen
dem Tone, ob sie diese Sonne sein
wolle.
Wie vom Glück berauscht sont Ma
demoiselle Leviet in seine Arme
»Sie lieben michs« hauchte sie mit
süßer Stimme.
Selig träumend ging Mahemoiselle
Levier im hyoe Pakt spazieren. Jrn
Geist sah sie sieh schon als Mronin
Petrowsla aus einem Schloß in Ruh
land. Wie gliicklich wollte sie ihn ma
chen, ihn. der so viel gelitten! Wie gern
verließ sie um seinetwillen fiir immer
Frankreich, ihre sonnige Heimatht Fiit
ihn war lein Opfer zu groß —
Während die arglose tleine Franzis
sin sich die herrlichsten Zukunftshilder
vorzauherte, ftieg ihr edler Verlobter
auf der Station eines Landes aus«
das sehr weit von London entfernt
wart Dort wurde er triumphirend von
feiner ersten Gattin empfangen.
Strahlender Laune hegah er sich an ih
rern Arm in das nächsten Neftanrant.
Bei Austern und Seit theilte er hier
seiner treuen Gefährtin mit, daß sich
hie Schmucksachen ihrer lieben Freun
din in seiner Neisetaiche befanden.
Nur die Kette die er ihr vor einigen
Tagen getauft habe er vergessen.
«Kostete sie viel?« fragte ängstlich
die Gattin.
Bei Gott, nicht weniger als zehn
Schillingef
Die lleine leichtgläubige Französin
bereute bitter ihr Leben lang die tus
sische Allianz.
Der sit-u eines sechtoauvalts tu
tötet un- Tode verurtheilt.
Das Verbrechen des Rechtsanwaltss
sohnes Ernst Hartmann, der am 18.
November v. J. in Lübea die Ren
tiere Jda Jensen ermordete, bat im
dortigen Gericht mit der Verurthei
lung des Thäters zum Tode seine
Sühne gefunden. Jn der Verhand
lung wurde festgestellt, daß Hart
mann, setzt 21 Jahre alt, schon früh
zeitig seinen Vater verloren hat. Er
wurde Kaufmann, verlor aber seine
Stellungen und gerieth in Schulden.
Schlechte Lettüre brachte ihn aus die
Jdee, einen Erpressungsversuch an ei
ner alleinftehenden Dame auszuführen.
Aus dern Adreßduch suchte er sich den
Namen irgend einer Rentiere aus und
verfiel dabei aus die in der Erd-Wor
der Allee wohnende Jda Jensen.
Arn Nachmittage des 18. November
erschien er bei der Dame und über
reichte ihr einen Bries folgenden Jn
halt5: »hierrnit werden Sie aufgefor
dert, dem Ueberbringer dieses die
Summe von 8000 M. in Baar oder
Check auszuhändigen. Sind Sie wil
lig, geschieht Jhnen nichts, andern
falls Sie sich darauf gefaßt machen
wollen, von gegenwärtige-n Herrn den
Todesstoß bezw. Todesschusz zu erhal
ten. Es wird von teiner That zu
rückgescheut. Sie haben auch dann die
längste Zeit hinter sich, wenn Sie von
dieser Sache auch nur ein Wort ver
rathen, geschweige denn zur Anzeiae
bringen. Sie haben die Wahl zwi
schen Leben und Tod«
Als Fräulein Jensen nach der Let
tiire des Brieer meinte, sie wisse
nicht« was sie damit solle, zog Hart
mann seinen Revolver und schoß drei
mal. Gleich der erste Schuß drang
ins Gehirn und war tödtlich Jnfolge
der Schüsse eilten Nachbarn herbei, die
hartrnann festnahnren. Er behaup
tete bei seiner Vernehmung daß er die
Dante nur habe erschrecken wollen. Der
Sachverständige bezeichnete hartniann
zwar als mindern-ewig aber auch
voll verantwortlich. Nach dem Spruch
der Geschreis-retten fällte daraus der(
Gerichtshof das Todeöurtheih ·
sie-er teurer Rief-untern
Jm Gersthof, einem Villenort im
Norden Wiens, hat der Sohn des Di
rektoro im Finanzministerium Johann
Schob seine Stiefmutter, die 46
Jahre alte Franziska Schob erwürgt
Des Thau- Fkievkich Schob ist 2:å
tJahre ait und gleichfalls im Finanz
Tministerium als Rechtsprattitant an
gestellt. Die That wurde in der Küche
verübt, während der Vater im an
stoßenden Zimmer schlief. Alle Thü
ren waren verschlossen, und der Thä
ter mußte durch ein Fenster über eines
Leiter in den Garten steigen, um znj
entkommen. Der junge Schob ftelltes
sich aber selbst im Laufe der Nacht der;
Polizei. Seinem Cestöndniß zufolge
wollte er wegen Mnnebmlichteiten
im Amte« Selbst-Und begehen. Da
ihm aber seine Mutter den Thür
fchliissel verweigerte, würgte er sie
etwa fünf Minuten lang am halfe,
raubte ihr 17 Sronrn nnd entfloh
dann auf dem angegebenen Wege· Den
Nachmittag verbrachte er in den Ber
gniigungtlokalen des Praters.
seis- Wams-tm
Lade: »Möch’sie nich ooch fo'n
Avisttker sinds«
.,Ede: »Me. ich liebe Aquavatitet!«
Vom condoner Kkysiallpalast
! Der Londoner Kristallpaiash einst
eine Wettberiihrntheit ist in diesen
Singen wieder öfters Gegenstand ös
sentticher Gespräche und Verhandlun
gen geworden. Jn der Presse ist dee
von einer bekannten Persönlichteit,
dem Carl os Plyrnouth, befürwortete
Plan ausgetaurhh ihn umzugestaiten
und ihn durch dauernde Ansstellungen
und neue Bauten zu einer Art Mittel
punkt des Reichsgedontens zu machen.
Dies soll in der Weise geschehen» daß
jede der überseeischen Koionien hier
einen eigenen Papillon bauen läßt.
wo sie ihre Landeserzeugnisse und ihre
natürlichen Hilfsauellen ausstellt. Ei
ne Gallerie von Biiften und Bildsäu
len von Berühmtheiten jener Länder
soll eine Art toioninler Walhalla dat
stellen. Als neuer Gedanke taucht da
bei aus, regelmäßige Schülersahrten
nach den überseeischen britischen Be
sihungen von London aus zu veran
stalten, um die Jugend-der Koionien
und die des Mutterlandes einander»
näher zu bringen Eine «König
Eduard- -Stiftung«, nach dem derstorsl
denen Honig benannt wird die Mit-i
tel hierzu aufbringen. Um dem Gan
zen eine finanzielle Unterlage zu ge
ben, soll der Kristallpalaft in die
Hände einer großen Attiengefellfchaft
von 750,000 Mitgliedern tommen,t
von denen jedes eine Attie zu einem
Pfund auf Lebenszeit erhält. Man
will Theater, Concertballe und Ver
gnügungseinrichtungen dabei bestehen
lassen, aber man hofft vor allem, auf
der obengenannten Grundlage und mit
dem nationalen Aushiingefchild dem
Kristallpalaft neues Leben einzule
ßen. Und das ift nöthig. Denn die
Geschäfte gingen schon fett einiger
Zeit schlecht, und die Befürchtung
ward laut, daß die gefammten Grün
de des Palastes mit den prachtvollen
Gärten im Umfang von mehr als
8000 Ar. verkauft würden und dann
in die Hände der Baufpetulation ge
riethen. Für das heutige Vergnü
aungslehen von London liegt der etwa
13 Kin. im Süden bei der Ortschaft
deenham gelegene Riefenbau zu weit
entfernt. Inzwischen haben in der
Stadt selbst Musikhallen und Ansstel
lunasvaläste zugenommen; insbeson
dere ist der störtste Wettbewerb in der
»Weißen Stadt« entstanden, die in
Shepherd’s Bush im Westen nunmehr
seit drei Jahren beständig neue Aus
stellungen zeigte. Das gab es früher
nicht. Als der Kristallpalast 1854,
aus dem Material der Industrie-Aus
stellung von 1851 erbaut, eröffnet
wurde, ward er sehr bewundert. Der
Bau aus Glas und Eisen. die Aus
stellungen darin. der große Concerti
faal und die malerisehen höfe mit den
,Arehitettur-Nachahmungen, das war
setroas ganz Reue-. Jeder premde
mußte den Londoner Kristallpa ast ge
sehen haben; man ahmte im Ausland
nach; so ist der Münchener Ansstel
lungspalaft nach seinem Muster er
baut worden. Noch heute gehören die
Gärten und die hier befindlichen
Sammlungen zu den Sehenswiirdig
leiten Londons. Für die große Menge
sind heute die hauptanziehung des
Kristalloalastes die Feuerwerle, die
am Donnerstag und Samstag abge
brannt werden. Sollte der obige Plan
ausgeführt werden« so würde man
aueh eine neue elettrische Bahn bauen,
da die heutigen Verbindungen nicht
übermäßig günstig find. Das ist
aber eine Kleinialeih denn, wo es sich
um ein neues Unternehmen mit dem
Beiwort »imperial« handelt. spart man
heufe in London tein Geld.
Its seltsasser see-platt bei der
frohes-net per-träumend
Aus Berlin wird geschrieben: Die
kommenden großen aviatischen Ereig
nisse der deutschen Flugwoche baden
die Flieget in Johannistbal veran
laßt, besonders große Vorbereitungen
zu treffen, um in den bevorstehenden
Kämpfen möglichst ehrenvoll abzu
schneiden· So sieht man überall in
den Schuppen Neubauten entstehen.
Recht eigenartig wirkt unter den Kon
struttionem unter denen der Eindecker
irnrner mehr Plan gewinnt, ein riesi
ger Fünsdeaer eines ungarischen Kon
struttenrs, der in turzer Zeit vollendet.
sein wird« Aus das Debiit des Ko-?
lossei dars man einigermaßen gespannt
sein« Der Fünsdetter gewinnt jedpch
dadurch an Interesse, dasz die Heeres
verwaltung der Maschine einige Be
achtung schenkt. Wie oerlautet, soll
Leutnant Mackenthuni den ersten Flü
gen des Aeroplans beiwohnen. »
Unter den Neukonttruttionen finden
sich manchmal auch Kuiosm So er
regte vor einigen Tagen der Statt ei
nes veritablen »Maikäfers« heiterteit
und Verwunderung. Die Maschine,
deren Erbauer ein here Joachimezeck
ist, besiht einen spindelförmigen
Meva ist vorne als Zwei- und hin
»ten als Eindecker ausgebaut. Den
; Antrieb erhätt der Apparat durch zwei
’Ageneinander versetzte Prooellee. Vor
einigen Tagen brachte der Erbauer die
kMafchine herauf-, bestieg den Führer
sth, in welchem et vollkommen ge
fchütt und von der Außentvelt abge
schlossen ist. Der Aeroplan rollte
etwa 50 Meter über den lockeren Bo
den und btieb dann im Sande stecken.
Einige hilfsbereite Monteure spran
gen hinzu nnd halfen den .Maitäter«
aus dein Sande herausziehen Plö ·
M Col-»der Zitheer dem Motor Vo -
tust sub plösltch feste sich das Fahr
zeng Inii rnitnder Geschwindigkeii in
Bewegung Dir Manier-re ils-amer
ien sich am Gestänge feil und wurden
nun rnii einer Geschwindigkeit von 50
Kilometern in der Stunde iidek das
Feld geschleifL Endlich gerieth der
Apparat in eine Bodenfenlung. kivpie
vorn iibrr und der Führer sowie seine
unfreiwilligen Passagiere flogen in
weitem Bogen iiber die Maschine hin
Iweg; während der »Mailäfer« völlig
in Trümmer ging, kamen die Fahr
gäfie mit einigen Quelschnngen und
lblonen Flecken davon
das seh-ernstge- «tter Leut-.
; Jn den Zeitungen findet man oft
«Mitheilungen darüber« daß jemand in
sehr hohem Alter verftorben sei und
sich eines so guen Augenlichts bis zu
seinem Tode erfreut habe, dasz er ohne
Brille habe lesen und schreiben tön
nen. Jn der Centralzeitung fiir Op
tik und Mechanik macht nun Dr. Op
penheimer daraus aufmerksam. daß
der Nichtgebrauch einer Brille im hö
heren Alter nicht ein Zeichen gesunder«
sondern kranker Augen sei. Wer»
nämlich in der Jugend und im bestens
Mannesalter gute und gesunde Augen
gehabt hat, der brauchte unbedingt in
höherem Alter zum Lesen unds
Schreiben eine Brille. Und wer in?
jüngeren Jahren kurzsichtig gewesen
ist, also leine guten und gesunden Au
gen gehabt hat, der braucht im Alter
teine Brillen zum Lesen, er braucht
sie aber zum Sehen in die Ferne.
Wenn also jemand thatsiichlich in ho
hem Alte ohne Brille gut lesen und
schreiben kann, so sind seine Augen
niemals wirklich gut, entweder ist er
turzsichtig, dann tann er schlecht in die
Ferne sehen, oder er ist auf einem
Auge iurzsichtig und auf dem anderen
normalsichtig, dann braucht er beide
Augen nicht gleichzeitig, wie es bei ge
sunden Augen die Regel ist« sondern
wenn er liest, beniiht er nur das tats
sichtige. und wenn er in die Fern
sieht, nur das normalsichtige Auge.
Oder schließlich sieht er mangelhaft
fiir die Nähe und für die Ferne, dann
iann er ohne Brille nur schlecht lesen
und schlecht in die Ferne sehen. Es
soll also nicht geleugnet werden« daß
bie und da Leute in sehr hohem Alter
ohne Brille bald besser, bald schlechter
lesen können, aber das beweist keines
wegs, dass ihre Augen noch gut sind,
sondern, so merkwürdig das erscheinen
mag, sie sind mit irgend einem Mangel
behaftet.
Der seen unserer Gemüte
sur Zeit der jungen, frifchen Ge
rniife follte es jede hausfrau als eine
wichtige Pflicht erachten möglichft oft
und viel davon den Ihrigen auf den
Tisch zu bringen; denn fie tann nichts
Zweckmäßigeres für deren Wohlbefin
den« zur Verbesserung ihrer Gefundheit
und zur Abwehr von mancherlei
Krankheiten thun.
An der Spitze der Geiniife fteht der
Kopffalat, dessen ausgezeichnete Be
ftandtheile zu wenig bekannt und ae
achtet sind. Er wirkt verdauungsbe
fördernd, blutreinigend, anregend und
erfrifchend auf den ganzen menschli
chen Organismus-L Deshalb, Jhr
Hausfrauem seht Gatten und Kindern
Salat, viel Salat vor, nicht nur ein
zierliches Schüffelchen voll fiir die ge
famtnte Familie, sondern, wenn es
geht, einen Ron auf die Person, we
nigstens den Erwachfenen. Die gute
Wirkung wird nicht auf sich wartenä
lassen. Aber vermindert diefelbe auch·
nicht durch Zufiigung von schlechte-n
allzu scharfem Essig oder übermäßig
viel Gewürz! Laßt keinen Tag verge-!
den, folange es frifchen. zarten Kopf
falat gibt, an dem Jhr ihn nicht am»
Mittag oder Abend auf den Idiniiieng
tiich bringt :
Auch dee Spinat ifi nicht hoch genug
zn achten! Sein hoher Eisengehali
wirkt giinstig auf die Blutbildnng und
Imncht ihn zu einem wahren Heilmittel
List blutaeme Kinder und bleichsiichs
Itige Mädchen. Eine ebenso günstige
sWittnng iibt ee aus die Nierentiyiiiigs
Ileit ans. Es sei deshalb oft dem
Fwohlfchmeetendem zarten Gemiise ein
FPlCd im Küchenzetiel eingetiiuth
Eine vor iigliche mundende und gesun
sde Speise sind Zimmer-, Qmelettes
Jeder auch weichgelottene Eier mit
;Spinot.
Spaegel Wohl wenig-e Menschen
lieben dieses ine Ftiinjahrsgemiise
nicht« Und ins Recht ift es hochge
schöhte Jeine dlutreinigenden, günstig
auf die Thötigleit der Nieren mitten
den Eigenschaften sind nicht gering.
Rasch im Salzwasser abgefotten, mit
Wahnsinn-eh in einer Einbrenne mit
leichter Essigiauce, oder als Einlage
in der Fleischbrühsupve sind sie gleich
gesund und sehr leicht verdaulich. Ob
die Köpfchen noch blendend weiß sind
oder ins grüne und violette spielen,
macht durchaus leinen Unterschied,
pur Feinschmecker werden darauf ach
en.
Gelde und weiße Rüben sind sehr
appetitanregend Gelde Rüben haben
auch dluireinigende Wirkung, eine
nicht zu unterschsötzende Eigenschaft!
Ferner genießen sie den Vorzug, dass
sie lange noch aus dem Markte zu fin
den sind, wenn die eigentlichen Früh
jahrsgemiise schon längst ihren Ab
schied genommen haben.
Blumenkohl isi auch ein Gemiise,
das uns lange treu bleibt. Man
schreibt ihm ähnliche Eigenschgsten
wie dem Spargel zu. Seht besiebi
isi er als Einlage in Fleiichsuppen
oder als selbständiges Gericht mit
Rahmsaucr.
Die Stütze der Kaiserin-steure
Jn Peling erhält sich das Gerücht,
daß Gott-harren im Wer-the oon 80
Millionen Dollarg heimlich fortge
schafft worden sind. um nach England
gebracht zu werden. Diese Gan-bar
ren stammen aus dem Besitz der ver
storbenen Kaiserin - Wittwe, der
langjährigen Regentin des chinesischen
Reiches, die in den Jahren ihrer Re
gierung es verstanden bat, mit einer
an Geiz grenzenden Sparsamkeit zu
dein großen Vermögen ihres Hauses
ungezählie neue Schätze hinzuzufügen.
Der Werth der Juwelen allein, die
die Kaiserin-Wittwe sammelte, toird
auf über 300 Millionen Mark ge
schädi
saseetzenssastsno.
Eine Entdeckung wonach die Ge
lehrten aller Länder jahrelang vergeb
lich gesucht, ist ietzt Dr. Friedrich
Proelchkr vom Alleghenn Allgemeinen
hospitaL Pittsburgh, Pa» gelungen.
Dre Arzt hat nicht nur den so lange
vergeblich gesuchten Bazillus der Was
serscheu oder Tollwuth gesunden, son
dern ihn auch durch photographische
Aufnahme festgehalten. Jn 1500
sacher Vergrößerung ist der Bazillus
etwa halb so groß wie eine gewöhn
liche Steelnadel und von dern gleichen
Umfange. Dr. Proescher hat ebenfalls
ein Heilversahren silr die furchtbare
Krankheit entdeckt, welches sich in 160
Fällen als wirlsam erwiesen haben
soll.
.
Ja der Gemächegalletir.
»Gehst Du, Einma, wie anspruchs
ios einst die Frau bezüglich der Tei
lette wars-«
»Ach geh! Die wird auch nicht im
mer ein- und dasselbe Feigenblatt ge
tragen habe-W
I Amt-seu- ....Wei du, Mimh der Iahut ist ein Steiqcäsit Tcr fürchtet sich
M einmal m dem Mai-geh"