Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 16, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    Æmk Ochrkkbtbrikt von E
TUUX IMMUYPL ;
«
Ro. 571. Jch kann Jhne sage, ich
hen schreckliche Dage verlebi, wo ich die
Suspischen gehabt hen von wege den
Philipp, wag mein Hoshand is. Es
is ja gut genug, mer sann die Fahrt
scveniellersg nii alles glauwe, awwer
in meinem Käs is es das rechte ge
wese. Wo soll sie denn her gewißt
hen, daß der Philipp e Schwieihart
hat« wenn es nii wahr gewese wär?
Wisse Se. Misiee Ediihor. wenn ich
auch keine von die allerschcnariesie sin,
weiß ich doch soviel, daß sich en Mann
nii ausfickse duht un sei Fehs schehse
duru n e Aahrnehschen in sei Ratten
hohl stecke vuht —- jehs, das duhi et,
die Miß Gunietschblnm, wo en seckend
Kasse-I von die Wedesweilekn ihre
Ehniie ihren Oniel is, hat ihn an die
Siriii gesehn, wenn er e Karnehschen
in sei Boitenhohl gewohte hat — well,
ich hen also gewißi, daß en Mann nii
das alles dnht. wenn er nit e Schwin
hari hat. For mich dnhi er ieine
Kahrnehfchen wehte, nat bei en lange
Schatt. Un denie Se nur emal an,
ich hen auch Perijuhm an sei Henker
schiis genohtißU Ich hen awwer noch e
annere Diskowwerie gemacht: Er
duht auch nii seine Schnusfbaas mit
nennne, wenn er an die anmen
iahie duhtk Weil, wenn das bei den
Philipp iein fchnhkes Sein is, daß er
irehsig geht« dann möcht ich es wisset
Wie et das letzte mal von sein
mistieeiusse Ttipp heimkomme is, da
hen mit osf Kohrs schon all ins Bett
gelege, awwek ich hen nit schlase tön
ne, ich sin zu eclseitet gewese. So hen
ich denn meine Ohre gespitzt un hen
alles höre könne, was vor gange is.
Jn die etschte Lein hat et sich sei
Schnufibactg getiictelt un hat wenig
stens siwwezehn Schnusss in einen
Steing getäckelt, den Weg hat ee wid
der ausmache wolle for was er gemiszt
hat: sehn Se, wenn e menschliche Nos
an so ebbes gewöhnt is. dann dnht se
eebellisch werde un htiillt nach Schnuii
wie das Aamel in der Wieschte Saeah
nach Wasser. Well wie et sein Ge
sichtsdotspkuna sättisseit gehabt hat,«
da is sein Dokscht an die Neid lomme.
Er hat sich en ganze Hiep Battele aus
die Eishacls geholt un nach den Spied,(
wie die Battle geohpend sin worde,·
muß er en ganz bakhakische Dotscht
gehabt hen. Wie das Battelöfine in
etwas grössere Zwischekäuine toinme
ig, da hat er gestatt zu wissele. Der
Philipp hat nie nit in sei Lewe singe
könne« das is eine von die viele Gabe,
wo ihn die Mutter Naduhk versagt hat
-—— awwer wissele hat et gar nit ge«
könnt un soe den Riesen hen ich auch
trotz mei musikalische Ohre den Tuhn
nit ausmache lönne. Awwek es is
doch ennihau strehnsch un susoisches,
wenn en Mensch edhes duhn will, was
et gar nit kann. Well, damit war sein
Ptohgkamm awwer immer noch nit
Miit-. Beicht dasz er ins Bett gange
is, hat er auch noch en Etempt ge
macht zu singe. Das Lied ben ich
auch nit getennt, awwet mit einem
mal höt’n ich wie er singe duht «holde
Susanne«. So das hat es iot mich
gesettelt. Also Susanne heißt das
Frauenzimmekt Well, es is Zeit, hen
ich zu mich gesagt, daß ich die Ge
schicht emal stappr.
Jch den gar nicki gesagt, bis sein
Ausgehdag komme is. Wie gewöhn
lich hat er sich wtddee in en große
Schebp ausaeiickst un wie er noch bei
den Schehse war, sin ich schnell zu die «
Wedesweilekn gelause an hen die ge
sagt, se sollt emal teiteweg komme, ich :
wollt se mit wo hin nemme un ich
deht fte an den Weg alles ecksplehnr. !
Neigierig is ja die Wedesweilern im- »
mer un wenn es edbes auszusinne gibt,
dann is se immer reddig. Nach e paar
Minnits is se auch bei mich gewese;
mer hen uns ganz still verhalte, bis
der Philipp aus den haus sort is.
Dann sin mer nach geschnielt. Mer
hen uns immer in e Distenz halte
miisse, bilahs ich hen doch nit gegliche,
»daß uns der Kunnesehn sollt. Die
Wedesweilern is puttiaier sor Neu
gierde gehostet. Jch hen awwek nicks
gesagt, bis nach so ebaut e halwe
Stund wahte der Philipp in e haus
enei geschniett is. Jetzt hen ich zu die
Wedesweilern e lliene Brest gemacht.
Sie hat mich ganz ruhig zugehört un
wie ich sertig gewese sin, da hat sz
gesagt: »Lizzie ich tann nit annersch
ter leigele, es duht leinder suspisches
gucke. awwer besohr, daß ich so ebbes
von mein Hosband denle deht, deht
ich mich doch noch emal lang besinne-·
»Das hen ich auch gedahn, hen ich ge
sagt, un ich sin sogar bei die Fohrt:
schenteller gewese un die hat mich eck
siicltlie das nämliche Ding gesagt.·'
»Du machst mich stel, hat die Wehes
weilern gesagt, un wenn ich das ge
wißi hätt, dann wär ich nit mit dich
gange; ich hen e bessere Opinjen von
dein Hosband; der is sättisseit, wenn
er in sei Haus sei Ruh un in unser
Haus sei Bierche hat un sein Schnusf
in alle Beide«. Well, hen ich gesagt,
du kannst seht sage, was du willst, ich
sin ietzt hier un jetzt sind ich aus, was
es is«. Jch stn in das Haus gange
un sm obstehrs un da hen ich an e
Dohr e Sein geneohtißt, wo es dran»
gesagt hat: »Joe Schwingbein, Dehnz«
zing Etademie«. Jch hen die Bell ge
runge un da hat einer die Diehr auf
gemacht un bat mich inseit gelasse un
da hen ich mein alte Fuhl gesehn, wie
er mit e Lehdie, wo wenigstens zehn
Jahr älter gewese is wie mich, en
Schattisch gedanst hat un der Mister
Schwingbein hat das Peieno gespielt·
Jn den Ruhm ware noch drei odder
vier annere Schentelmänner un ich
hen dann ausgesnnne, daß der Phi
lipp sich e wenig in die neimodische
Dehnzes ettjutebte hat wolle un hat
sich von den Mister Schwingbein un
seine Frau instroctte lasse! Jch hen
arig emberrest gefühlt un hen mich
widder enausgeschnielt, mitaus daß
mich der Philipp genohtiszt hat« Ich
hen gesehn, daß ich en Fahl aus mich
gemacht hen un hen dieselwe Minnit
mein Meind ausgemacht, das; ich das
Wort Schellusie aus mein Dicksche
"nerrie ausiotte wollt.
Mit allerhand Achtung
Yours
Lizzie Hansstenget
.-——
Der virsichttqe haust-nich
Er: »Da Du nlfo heut« selbst zu
kochen anfangen willst, habe ich Dir
ein Buch als Angebinde mitgebracht.«
Sie: »Gewiß ein Kochbuch.«
Er: »Nein» — Erste Hilfe bei Plötz
lichen llngliictsfällen.«
Beim Wirt sen-aimen. X
»Ich möchte Sie um etwas bitten,
hoffe bestimmt, daß Sie es für fich be
halten!« - »
»Gem, mit dem größten Bekann
gen!«
»Leihen Sie mir 50 Mart!«
»Gut. die werde ich für mich be
halten«
Eulant terriblr.
Tante (erzählend): »Vor Wuth
habe ich mit den Zähnen getnirscht!«
Der kleine Neffe: »Mit den neuen,
Tante"?«
Schünelretmlicher Mist-les
Die Gentlernen bei Regenwetter
Sind nur des Flirteg wegen Retter
Heirathsanttas. ;
Junge Wittwe, Mutter von acht
Kindern, des Alleinfeins müde, fuchtI
passende Partie.
still-ti
Gläubiger-: »Endlich treffe ich Siel
einmal zu haufe, Herr Sitffel Da l
werde ich heute doch mal mein Geldj
bekommen!«
Süffeh »Mein Lieber-, wenn ichl
Geld hätte, wäre ich nicht zu Haufe!«
wHJWWHMHIHLUWJUMWUII l lä. k
R ich t c r : Haan Sie außer diesem noch einen Wunsch?
Zum Tod Verm-Uns Ia, —- lassen Sie sich nachher iük mich hänge-It
.——..—.—- » ..-.... ·—.-.—.--»..,
Warolko und seine Krieger.
Angesichts der neuesten Kämpfe in
Marollo ist es vielleicht nicht unan
gebracht, einiges von der Kampfes
tveise der Mauren zu erzählen. Ja
Mattollo ist jedermann Krieger, fo
bald er sich im Besitz einer Waffe
befindet. Darum ist das höchste
Ziel jedes Mauren ein Gewehr.
Es lommt ihm dabei zunächst
nicht darauf an, « ob es auch
trifft. Die Hauptsache ist, daß es
tnallt. An diesem Geräusch hat der
Maroltaner eine unbändige Freude,
wie er überhaupt starke Töne liebt.
th ist das Lieblingsinstrument die
Trommel. Immerhin wissen die
Mauren, die mit Europäern in Ver
bindung gekommen sind, denWertheii s
necs modernen Gewehr-s zu schaden s
und in den Kämpfen um Casablanca »
haben sie eg baldgelernk auch zu tref
sen.
Die Gewkhte, die man im Besitz Ver
Eingeborenen findet, sind von über
raschender Mannigfaltigkeit Da ist
zunächst der alte einheirnische Vorder
lader mit dem turzen reichverzierten
geschweisten Griff und dem trichtersör- -
mig endendenLaus, der zumTheil noch
mit Steinschlofr arbeitet. Dannsind
da sämmtlicheGewehre, die in Europa
einiual ausrangiert wurden, vorn
Chassepot an bis zu den neuesten Kon
struktionen. Der Araber ibt den
Systemen herrliche Namen. " o heißt
das Steinschloßgeweht: Vater des
AugenlidesL Andere heißen: Vater
der Kapsel, des Hebels· des Dorneg
usw. Besondere Heldenthaten erlauben
dem Besitzer, eine oder mehrere Trod:
deln am Gewehr anzubringen.
So sehr er die Flinte liebt, so we
nig hält er sie aber sauber. Besonders
bei der eigentlichen Truppe befinden
sich die Gewehre in jammervollem Zu
stande; verrostet und verbogen, so daß
esJ lein Wunder ist« wenn der Soldat
sich vor der eigenen Waffe fürchtet,
wie ich selbst beobachten konnte. Sie
tlennnen meist den Kolben gegen den
Magen und drücken seit abgewandt-ein
Kopfe los. Sobald die Kugel im
Lauf ist, überlassen sie es Allah, ob sie
ihr Ziel findet, und es scheint diesem
gleich zu sein, ob sie sich bei ihrem
Lauf in einen Feind oder Freund ver
irrt. Bei den Kacnpfspielen ist den
Marollanern der Gebrauch der Platz
patrone fremd. Nur bei Vorderladern
stopfen sie einen Papierpfrovfen bin
ein. Oft thut aber auch ein Stein die
selben Dienste, und dann tnallt es
besser.
Bei der Pattion der Mauren fur
das Schießeisen ist der Waffenhandel
das beste Geschäft, das man in Ma
rolto machen kann. Er wird alsJ
Schmuggel in reichstem Maß betrie
ben. Die Strafen sind nicht so hoch,
daß sie abhalten könnten, bei diesem
Geschäft mit einem Gewinn von ein
paar Hundert Prozent zu arbeiten.
Jch habe von den witziasten Methoden
reden hören, unter denen man Waffen
einschmuaaelte: als Instrumente fiir
Krankenhäuser, oder in Schmalzfasfer
einaeaossen Patronen werden natür
lich auch ungewöhnlich hoch bezahlt·
Während der Casablancaaffiire tain
eine Patrone oft auf 75 Cents zu
stehen.
Außer dein Gewehr trägt der
Maure an Waffen, was man sich im
mer nur wünschen kann. Säbel,
Dolche, Spiege, Hellebardem Renten
nnd gebogene KniitteL mit denen be
sonders hirten gut zu schleudern ver-i
stehen Jch selbst wurde einmal von
einem Bengel im Haschischraufch mit
einein alten französischen Bajouett
attaiiert, was, da ich unbewafsnet
nsar, ziemlich litzlich wirlte.
Geht der Maure auf den Krieg-J
pfad, so zieht er die Kapuze feiner
Hutte tDjillaba) über den Kopf,
schlingt den Turban darum, wag ihm
einsehr martialisches Aussehen gibt,
und schützt das lange Gewand hoch,
daß es die Beine zum Sprunge frei
läßt.
Notmalertveise liimpfen die Mauren
zu Pferde. Sie haben dabei eine alt-i
hergebrachte Tattil, ·die sie auch im!
Frieden stets üben. in der sogenannten T
Fantasia. Sie besteht darin, daß’
zwei Abteilungen gegeneinander an
reiten, zuletzt in fausenden Galopp»
übergehen und aus ein gegebenes Hei
chen des Führers ihre Flinten los
knallen, dann wenden, zurückrasem
auf der lucht leiden und wieder von
vorn beg nnen. Das Spiel setzen sie
ftundenlang fort, sich an dem Knall
berauschentx ohne auf die Ermüdung
der Pferde Rücksicht zu nehmen.
Pferde sin ja kein großer Werthgegen- ’
stand in Marotlo, und von der zart
lichen Liebe des Arabers zu feine-n
Neitthier merkt man dort wenigstens
nichts. Sie peinigen die Thiere mit
langen Stacheln und den spitzen Enden
der breiten Steigbiigel bis aan Blut,
lassen sie ruhig hungern, nutzen fie faft
nie. Sie können in unserem Sinne
nicht reiten, und fallen nur dank der
schen Sättel nicht ab, in denen sie ein-—
gelleinmt sitzen, und die für den Euro
päer, der Fühlung nlss dein Pferd zu
haben gewohnt ist und freie Bewegung
will, eine Qual sind. Dadurch, daß
die Marottaner das Pferd nicht lei
ten, hat es eine große Selbständigkeit,
und die maroltanischen Pferde gehen
Galopp in einem Gelände, wo der
Europäer absteigen würde, um das
Pferd an die Hand zu nehmen.
Ebenfo wie bei ihren Fantasias
shalten sie es auch im ErnftfalL Sie
schwärmen-« ldlisfchnell gegen den
Feind an, drücken ab, fliehen, ladenl
und kommen zurück. Haben sie einen
Gegner erlegt, so ist ihr Hauptbestre
ben, sich in den Besitz seines Kopfes zu
setzen, der die Trophöe bildet. Hat
zum Beispiel die Armee gesiegt, so
werden die abgeschnittenen Köpfe ein
gesalzen und an den Sultan geschickt,
der damit die Stadtmauern sinnig
ausschmiickt Wehe aber dem Feind,
der lebend in die Hand des Gegner-s
fällt. Er wird mit den unfinnigften
Martern zu Tode gequält oder, wenn
er sie übersieht, als Sklave verkauft.
Die Krieger-, die nicht beritten sind,
schwingen sich hinter die Reiter aufs
Pferd und springen kurz. bevor sie an
den Feind gelangen, herunter, um zu
Fuß zu kämpfen. Es gibt auch eine
Fantasia zu Fuß, die aber weniger
eine Kampfweise markiert, als viel
mehr eine Art Exelution. Die Theil-«
nehmer schleichen katzenartig hinterein
ander her im-Kreife, dann, auf ein
Zeichen, schwingen sie sich im Bogen
herum und drücken ihre Flinten nach
der Mitte des Kreises zum Boden hin
ab, wo man sich das SchlachtopferJ
den-ten mag« «
Ver Antrieb zum Krieg nqu sur
den Mauren entweder in der bgier
cder in der Liebe zur Freiheit, beides
gemischt mit religiös sanatischen Emp
findungen. Jst doch jeder Ungläubige
»i- ins» Feind, und ein gutes Wert ist
es, ihn zu tödten. Darum machen sie
auch Landsleute. mit denen sie Streit
anfangen wollen, mit Vorliebe der
.«21btriinnigteit verdächtig. Der ber
» slossene Sultan Abdul Asis wurde im
Imer Rastan (Chtist) gescholten, und
)eins der beliebtesten Schimpsworte ist
Rassen das heißt Heide. Andererseits
sind gerade die Heiligen, die Scheris
feu, wieder dazu ausersehen, den Frie
den zu vermitteln. Besonders die
Heiligen von Wasan sind hierzu prä
destiniert.
Wenn auch jeder Maure Krieger ist«
so ist doch nicht jeder Soldat. Es be
steht zwar so etwas wie eine allge
meine Dienstpflicht. jeder Stamm, je
des Haus muß ein bestimmtes Kontin
gent liefern, doch der einzelne tann sich
sreitausen· Wer jedoch einmal Soldat
ist« bleibt es sein Leben lang, wenn er
nicht desertiert. Solange tein Krieg
ist, besteht das Soldatsein in Marolto
im Schlafen, was man dort Wache
balten nennt, im Singen, Spielen und
Essen Manchmal werden in den
stiistenstädten auch militärische Uebun
aen vorgenommen, wobei man unter
aräßlichem Gequiele und Getrommel
im Gänsemarsch herumläuft Da der
PaschasGouverneur einer Stadt Zi
vil, toie Militärperson ist, so bilden
die unter ihm stehenden Soldaten auch
die Polizei.
Aus dem platten Land wird« die
Poiizei von den Mobasni ausgeübt,
der eigentlichen Kavallerie. Es sind
Elietruppen, taktisch zwar werthlos,
aber einzeln sehr brauchbare Leute.
Sie sind Lehngleute des Sultans und
haben ost erblich ein Stück Land zuge
wiesen erhalten mit der Verpflichtung
beritten zum Kriegsdienst bereit zu
Hein. D r. J. J m i g.
s -- .- —-·-.---«
Und kostet die Entdeckung
Nmeeilaöt
Jn Genua wurden vor einiger Zeit
einige sehr wichtige Dotumente gefun
»den, die sich auf die Seefahkten des
Christoph Colnmbng beziehen nnd eine
Art von Rechnungslegung darstellen.
Aus diesen Schriftstiicten lann man
mit Leichtigkeit feststellen, ioie viel dem
Columbug und seinen Leuten fiir die
Fahrt gezahlt worden ist, auf der er
Amerika entdeclte. Wenn man damit
die Summen vergleicht, die heutzutage
für wissenschaftliche Experitionen aus
gegeben werden miissen, dann tonimt
man zu dem Schlusse. daß in früherer
Zeit die großen mmvälzenden Leistuu
gen billiger gewesen sind. tshristoph
Columbus hat jedenfalls die Ent
deckung Amerilag sehr billig bereits
net. Die Posten, aus denen sieh dis.
Gesammtunlosten zusammensetzen sind
das Gehalt des Christoph Coluiiibii5,
die Gehälter der beiden ihn begleiten
den Kapitäne und die Gehälter der
Mannschaften. Christoph Columbus
erhielt nach den in Genua gefundenen
Auen-eier als Chef der Expedition
einen Jahresgehalt von 1600 Lire,
also rund 25 Dollars monatlich. Je
der der beiden Kapitäne, die ihm un
terftellt waren, erhielt ein Jahresge- s
halt von 900 Lite. Die Mannschaf «
ten bezogen pro Kopf monatlich eine
Löhnung von 12!--;» Lite. Die Aug
rüstung der Flotille, die Columbns
nach dem neuen Erdteile trug, lostete
insgesammt 14,000 Lirr. Die Lebens
mittel, die den Seefahrern mitgegeben
waren. und in lebendigem Geflügel,
Brot« Mehl, hülsenfrüchten und Wein
bestanden, wurden pro Kon mit 6
Lire monatlich berechnet. Die Ge
fammtverpflegung kostete 2900 LireJ
Wenn sich die Völker nicht immer.
wieder weis machen ließen, daß sie
,,berechtigte Interessen« in anderen
Ländern hätten, dann wären Heere·
und Flotten überflüssig und der Welt- ’
stiede das natürlichste von der Welt. »
·- -I· so- (
Sie: »Das Essen hat den Herren»
allen recht geschmeckt; aber um eines
unserer Töchter hat keiner angehal-»
ten.« —- Er:G »O;.c diese Zechpreller!«
· s
Da Zeit Gelb ist, sollte im Stras
gesetz ein Paragraph vorgesehen sein«
wonach die bestraft werden können, die
uns die Zeit stehlen. s
Robinfon und seine Insel.
Von Tli. v. Wirtemberg
Der Held der berühmten Jugendn
zählung ,,Rabinson Crufoe«, die der
englische Schriftsteller David Defoe
im Jahre 1719 verfaßte, ist keine blo
ße Phantasiegeftalt. Sein Urbild ist
vielmehr bekanntlich der fchottische
Matrose Alexander Sellirt, dessenBe
richte Defoe die Anregung zu feiner
Erzählung gaben. Man hat eine Zeit
lang behauptet, daß Defoe die Tage
biicher dieses Seemannes in unerlaulp
ier Weise ausgeniitzt und sie zum
größten Theil abgeschrieben habe.
Heute aber steht es fest, daß Defoe sei
ne Erfindungsgabe in den Einzelhei
ten frei walten ließ und auch die er
zieherische Grundidee, die die Ent
wicklung eines Charakters zeigen soll,
der alles seiner eigenen Kraft ver:
dankt, selbständig schuf.
-.- s
Ebenso hat Desoe den Schaupratz
umgeändert. Während sich in der Er
zählung Robinson auf eine Insel rei
tet, die unweit der Orinocomiindung
liegt und darum zu den Kleinen Ans
tillen gerechnet werden kann, verbrach
te Selkirk die Jahre seiner Abgefchie
denheii auf Mas a tierra, einer Insel
die zur Jnselgrupve Juan Fernandez
»im Stillen Ozean gehört, unter fast
derselben Breite wie Valparaiso liegt
? und rund 850 Meilen von der chileni
schen Küste entfernt ist.
Alexander Seltirt wurde 1676 in
» Largo, einem Dörfchen in der schnitt
schen Grafschaft Fisc, als Sproß einer
I Schifferfarnilie geboren. Seine un
s mittelbaren Vorfahren führten ein
abenteuerliches Leben u. geriethen auch
verschiedentlich mit den Gesetzen in
Konflikt. Sein Urgroßvater ertranl
im Eismeer, sein Großvater wurde
Von einem Haifisch verschlungen, sein
Vater war ein allzu eifriger Verehrer·
des Grogs und wurde wegen seiners
Vorliebe fiir fremdes Eigenthum an«
der Brarnstange eines Westindicnfalpi
rers ausgesunpr Seine Großmutters
büßte im Spinnhaus, und seine Mut- i
ter war durch den Strick geftorben,ais
den jungen Alexander, der mancherlei
auf dem Kerbholz hatte, die Aben
teuerluft erfaßte und er zur See ging.
Wie er in seinen Mitteilungen, die
1712 in der Zeitschrift »Ihr Englisch
man« erschienen, erzählt, begleitete er
auch den Weltumfegler Darunter als
Bootsmanu auf dessen Entdeckiings
fahrten nachNeuhollxind unt der Siidi
see im Jahre 1699 Später trat Sel
tiri in den Dienst des Kapitäns Har
ding, der mit seinem Schiff »Einem-:
ports« nach der Siidfee auslief Mit
ihm konnte sich Seltirl nicht vertra
gen, wobei die Schuld nicht allein an
ihm gelegen zu haben scheint, da der
Kavitiiki ein Trinter und mikster
Mensch war. Auf der Riickfahrt nach
England einigte man sich dahin, daf;
das Schiff die Juau Fernandezs
Gruppe aufsuchte, wo sich Seltiri auf
der schon erwähnten Jnfel Mag a
tierra aussetzen ließ.
Die Aussetznng erfolgte iin Seit
tember 1704 in einer seithten Bucht.
Die ganze Jnselgruppe war eine be
liebte Zufluchtstätte der Seeräuber-,
die damals unter dem Namen »"flibu
stier« in den siidameriianiscben Ge
wäffern ihr Unwesen trieben. Auch
Danrpier, der friibere siapitän Sei
fide-, hatte eine Zeitlang den Fiibu
stiern angehört und gelegentlich die
Inseln besucht. Jin Gegensatz zu
Defoesz Schilderung, nach der Rohm
In aller Hilfsmittel bar an den
Strand gefviilt wird, strittete Har
dina Seltirt mit Kleidung nnd
: Schuhiveri, einem Bett, Veil, Messer
Innd Feuerzeug, einer Musiete una
einigen Pfund Pulver, verschiedenen
i Zchiffkinftrumentem einer Bibel und
Samen von Weizen, Riilsen und siii
; chentriiutern aus. Da, wie bemers1,
; die Flibustier die Insel zeitweilig als
IZufluchtsort benützten, so. fand Sel
» tirl auf ihr zahlreiche verwilderte Zie
;gen vor, die von entlaufenen Ziegen
ider Flibustier abstammen sich leicht
s jagen ließen und ihm genügend Frisch
nahrung lieferten. Jn der Nähe des
Aussetzungsplahes erbaute sich Sel
, tirt zuerst zwei Hiitien nnd legte sich
sodann amBergabhang eine Höhle an,
i die noch heute vorhanden und ziemlich
; geräumig ist. Jn ihr brachte er auch
die eingefangenen und geziihmten Zie
’ gen unter, von derenMilch und Fleischl
s er bei einer etwaigen Erkrankung zu
» leben gedachte. Er lag denn auch wirt
lich einmal vierzehn Tage krank, als
er bei der Ziegenjagd einen Abhang
s heruntergestiirzt war.
» Jcn ganzen verweilte Sellirl vier
s Jahre nnd vier Monate auf der Insel
»Obgleich ersieh ganz wohl fiihlte,
» fehlte ihm doch mit der Zeit mehr und
lniehk die menschliche Gesellschaft so
daf; er immer sehnlicher von einen-.
Felslegel unweit seiner Wohnstätte
nach einem vorbeipassierenden Schiff
auslugte Einmal landete ein spani
sches Schiff. Selkirl, der eine Klei
dung aus Ziegenfellen trug nnd ziem
lich verwildert aussah, suchte sich den
Spanier-n zn nähern. Doch gaben
diese auf ihn Feuer, so dafi er schleu
nigst die Flucht ergreifen mußte.
Endlich nahte ihm aber doch die Er
lösung. Am l. Februar 1709 erschien
unter dem Weltumsegler Wood Ro
qers eine englische Fregatte, die ihn
aufnahm. An Bord des Schiffes traf
et auch Dampiek wieder, der den Po
’ften eines Steuermanns versah· Jin
iJahte 1711 lehrte Sellirl nach Eng
i land zurück.
"0
Das ist in tut enZiigen die Grund
lage zu der Erzä lang DesoeiL
Die Juan Fernandez-Gruppe, die
zu Chile gehört, zerfällt in drei Jn
seln. Die lleinste dieser Inseln ist
Santn Clnra, die wegen ihres Ziegen
reichthums auch Goat Island genannt
wird. Gegen 100 Meilen westlicher
liegt die Insel Mas o sue!a. Mas a
suera ist mit dichten Waldungen be
deckt, und an seinen Küsten-finden sich
zahlreiche Seehunde vor.
Die östliche der Inseln ist Mas a
tierra, Sellirls Einsiedlerstätte. Sie
mißt 14 Meilen in die Länge, sast 5
Meilen in die Breite. Sie ist onlin
nischen Ursprungs, meist bergig und
erreicht im 3280 Fuß hohen Cerro del
Yunque ihre größte Erhebung. Die
Küste ist wenig gegliedert, doch ge
währt die SanssJuan-Bautista-Bucht
im Norden einen ·brauchl:saren Hasen
Platz. Außer der Chontapalme wird
die Pslonzendecte von einer großeuAn
zahl verschiedener Farne sund Farn
bäuine gebildet, die in ihrer Gestal
tung der Flora Neuseelands ähneln.
Die Thierwelt ist vertreten durch ein
geführte und verwilderte Ziegen, Esel,
Schweine, Rinder und Pferde, sowie
durch eine Drosselart, mehrere Raub
vögel und einen nur hier heimischen
Kolibri.
i
.-. --- -sk ...-L
Das Klima ist mild-ozea.mcn unu
gesund. Bei vorherrschend östlichen
Winden dauert die Regenzeit vom
April bis September, so daß die Jnsel
gute Weiden darbietet und sich auch
fiir den Aeterbau eignet. Allerdings
ist für landwirthschastliche Kulturen
bei der bergigen Natur nur ein gerin
ges Gebiet vorhanden, und außerdem
leiden diese auch durcb die verwilder
ten Ziegen. Eine reiche Beute an Fi
schen aller Art liefert das Meer.
Verschiedentlich ist versucht worden,
Mas a tierra zu besiedeln. Jin acht
zehnten Jahrhundert legten auf ihr
die Spanier, um einen Stützpuntt
zur Unterdrückung der Seeräuber zu
gewinnen, ein Fort an, von dein noni
Reste erhalten sind. Jm Jahre 1868
gründete aus ihr der deutsche Inge
nieur Robert Wehrdan eine Kolonir.
die aber bald wieder ein-ging Jn die
sem Jahr besuchte auch das englische
Kriegsschiff »Topas« die Jnsel. Die
Offiziere stifteten zur Erinnerung an
Seltirls Aufenthalt eine Gedenktasel,
die kurz seine Lebensschicksale schildert
und die Namen der Stifter aufsiihrt.
Dann suchte imJahre 1877 wieder ein
Schweizer aus der Jnsel Fuß zu fas
sen. Jin Verein mit einer Anzahl
Kolouistem die zuletzt bis aus zwanzig
Köpfe wuchsen, legte er eine Meierei
größeren Stiles an, um ihre Produk
te, Butter und Käse, nach Chile zu er
portieren Jnfolge der mangelhaften
Schiffsverbiuduna aelangte aber das
Unternehmen zu keiner rechten Blüthe.
so daß es aufgegeben wurde. Nach
dieser Zeit haben nur noti) Walfischs
fänger gelegentlich aus der Insel ihre
Hütten aufgeschlagen, um sich hier mit
frischem Fleisch zu verprovinntieren
Jetzt scheint nun das Geschick der
Insel siir lange Zeit endaiiltia ent
schieden zu sein. Die chilenisehe Re
gierung liest uulängst Atlas a tierrn
durch eine Kommission aus ihre Be
wohndarleit und Bodeuverhbiltnifse
untersuchen Da der Bericht befriedi
gend ausinel, so beabsichtiatChile nun-.
mehr, aus der Insel eine Deporta
tionsstation fiir Stiiisliuae zu errich
ten. Es sollen zu dieiem Zweck
J Wohngebäude, Scheuneu und Ställe
erbaut werden, damit die Sträflinge
unter Aufsicht von Beamten Land
wirtbschaft und Viehzucht treiben. V
--—-—
Wie der Clstnefe pmmm
Der »Oftafiatische Lloyd« veröf«
fentlicht einen interessanten Artikes
iiber den ,,t5-hinefen in Geldverlegeni
heiten«· Das Pfandhauswefen ist in
China bekanntlich sehr entwickelt nnd
nicht nur der Nothleidende nimmt, wie
bei uns, das Leihhancs in Anspruch·
fondern auch der tleine Spetulant
nnd das ist jeder Chinesr. Das
Leihhaus ist fiir den Chinefen des
Mittelstandes Kleiderschrant und Ge
räthetammer, der Ort, wo er dein Ver
derben auggesetzte und von Dieben be
droht-e Gegenstände aufbewahrt und
zugleich Geld dafür geliehen erhält·
Die Zinsen betragen 3 proz. pro Mo
nat. Jst der Chinese arg in der
Klemme, hat er auch schon seinen
Grundbesitz belastet, so kann er immer
noch Frau nnd Kind verpfänden. -—
Ost toinmt es var, daß der geldbes
dürftige Chinefe, um ein Darlehen zn
erhalten, einen Verein gründet. An
genommen Herr Wang braucht 60
Dollars, besitzt aber nur 5. Dann
» ladet er zwölf Bekannte zu einer ver
ltraulichen Befprechung ein und eröff
net ihnen, daß er einen Leihverein
griinden wolle. Selten schließt sich
jemand aus, da ja jeder in eine ähn
liche Lage kommen kann. Wang wird
Vorsitzender des Vereint und nimmt
nun von jedem einen monatlichen
Beitrag von 5 Dollars entgegen. So
hat er zunächst feine 60 Dollarg. Jnr
zweiten Monat zahlt wieder jeder 5
Dollars und nun erhält das zweite
Mitglied 55 Dollars. So wird die
Zahlung jeden Monat fortgesetzt bis
im zwölften Monat das zwölfte Mit
glied feinen vollen Beitrag zurücker
halten hat. Dann löst fich der Ver
ein wieder auf, denn Herr Wang hat
feine 55 Dollars in nionatlichen Ra
Hten abgezahlt.
SchmeicptekHezIengek wird Miß
ttauen zur Tugend.