Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 19, 1911)
F — Sin Roman WW Äneue Menschen Von A. Flach l14. Iortsekung und Schlus« ( Mathiide rief jedes Mal in freudi- l set Unruhe Herein, wenn an die Thiir · Mochi wurde. .sie erwartete im Aet, daß Robert eintreten würde ! Uker es war einmal der Diener, ein«l ander Mal das Mädchen ein drittes Mal eine Pensionsgenosssikz. . Freyung lag, vom Schmerz über Mathilden-s Verfchwinden betäubtJ auf dem Bett die Augen unverwandt zur Thüre gerichtet So oft die Klin gel ertönte richtete er sich ein wenig auf und laufchte doch er vernahm nie den leichten Schritt feiner Ma thilde und sank jedesmal aufftiihnend zurück. Um die Mittagsstunde trat der Wirth ein und verlangte ruhig, aber entfchieden die Begleichung der Wirthe Freyung gab ihm vorläufig einen Theil und erlangte auf die Ver sicherung daß er jeden Abend in einer Concerthnlle Gelegenheit finde, recht viel Geld zu erwerben, und an jedem Morgen den dritten Theil davon ab liefern wolle, die Erlaubniß, is der Wohnung big auf weiteres zu bleiben Eine Uhr im anstoßenden Zimmer cschlug zwei Mal. Frehnng hielt es fest nicht mehr zu Haus aus. Er sprang auf und eilte auf die Straße, von Gewissensbissen gepeinigt; vor dem Haufe blieb er unschliifsig stehen — » was sollte er beginnen, die Spuren Mathildens aufzufinden? Sollte mir der Zufall nicht auch einmal ein ein gigej Mal in meinem Leben gewogen sein und mich meine arme Mathilde rgendwo finden lassen? dachte et und W frisch darauf log. Wenn er von item eine blonde Dame fah« die der Genau nach Mathcwe ähnlich sah, rannte er wie toll hin und blieb dann plötzlich bitter enttiiuscht stehen« Zwei Stunden lang war er schon in vielen Straßen hin und her gelaufen; er hatte auch den Centralpark und die Anlagen der Battery abgesucht, da kam ihm. plößlich Ur Gedanke: Am Ende ift Mathilde schon zu Hause? Er besaß nicht mehr die Geduld auf einen Zug zu warten, der ihn rasch in die Nähe seiner Wohnung gebracht hätte, son sdern rannte nach Hause. Er stiirmte die fünf Treppen hinan und als er Ma thilde nicht vorfand« wußte er nicht, ob et wieder nach ihr suchen oder auf H- Ie zu Hause warten soll. Er entschied TO für das Letztere. Stunde um Stunde verrann langsam· Draußen bade es schon dunkel. Freyungi Be fargniß und Unruhe steigerten sich bis zum Unertrijalichen Er hatte schon use Möglichkeiten durchdacht, blos die Vermuthung, daß sie sich das Leben genommen hätte, war ihm bisher so entseßlich vorgekommen, daß er sich rnit ihr gar nicht besassen wollte. JeWt » aber mußte er auch das in Betracht ziehen und da verlor er alle Kraft des Charakters und brach in Schluchzen aus. Er beschimpfte sich dabei laut mit den häßlichsten Worten, er ver wünschte seine Leidenschaftlichkeit, welche ihn zu rauher Behandlung Ma thildeni veranlaßt hatte. er hieß sich einen beschränkten. eingebildeten Menschen. welcher das Zarte ihres Wesens nicht erfassen konnte. er schalt sich einen Schurken. Da klingelte es im Korridor dann pochte-es an der Thiir . . . eisi Telearamni wurde ihm Eber-reicht tkr Nackte mit iitteruden Händen Licht sente sicli an den Tisch und entiattete mit qnaehaltenemAtbem das Telearamm . . . Zornia zertniillte er das Papier und warf es zu Boden. Wenn Mathilde dagewesen wäre. hörte ihm die Mittheilung unsaabare Freude bereitet. Er blieb eine Weile;l regungslos sißen. Dann erhob er sich, nahm das Papier vom Boden auf scattete es und las das Telegramnr Doch einmal mit Aufmerksamkeit Mr. Crolrnan forderte ihn auf, für einen Mr erkrankten Sold-Geiger eines Insektan sofort, das iit heute Abend um 9 Uhr, einzutreten; hone rat pro Abend 20 Dollarg, wovon der Agent den vierten Theil für sich in Anspruch nahm. Voll Bitterkeit fragte sich Fremingk konnte das nicht um zwei Tage früher kommen? Er war nun etwas gefaßten nahm für alle Fälle feine Geige und ging fort Er kaufte sich vor Allem mehrere Zei tungen und fuchte beim Lichte eines rieuchtetewSchaufenfters in den «·iken, wo Unglücksfälle und Seldftmorde gemeidet werden. mit ’pochendem herzen nach dem theuren Namen -- Gott fei Dank -—«-- er fand ihn nicht. hieran begab er sich z m Wen Polizei-Office und erstaiäte Ue Anzeige Jeht regte sich in ihm Mder hunger. er hatte ja den pur-en Tag nichts zu sich genommen. M Wie er sich in einer Bierdalle Ist fast dann zum Konzert. Gegen et- Uhe Meier machte er sich auf des Dein-weg mit der leifen Hoff W das ihn zu hause eine erfreu Tse W erwartet. Er erlebte T - siedet eine WEBER-um schlief aber kssxs sur dem Kummer des Tages, vom RM nnd vom«Svieles müde »Hm Zufammenfintea. bald ein. . seine sen-scheu fah er vom Bett M MI, tin-nach der helle die XI sie erratben —- er Iadm au. daß - nat-te Stunde vorbei war. Er .W Ich rasch an nnd eilte in den Korridor, nochzufehem ob von Ma thilde Nachricht da war. Nichts. Er verließ dald feine Wohnung und wie der los er mit ängstlicher Neugier die Zeitungen. Nichts. Auf dem Poli zeiamt wußte man auch nichts von Mathilde. Das gab ihm die Hoff nung. daß ihr nichts Hofes wider fahren ift und sie irgendwo Aufnahme gefunden hat. Diefe Meinung ver ftiirtte sich in ihm immer mehr und er« lomhinirte fogar, daß Mathilde von den Eltern hat Geld kommen lassen, um nach haufe zu reifen. Diefe Muth- i maßung bereitete ihm faft ebenfovielj Seelenpein wie feine früheren Beil fürchtungen. Er ging in den Zentral-« parl. suchte ein ftilles Bläschen und« saß ftundenlang faft unbeweglich da, in fchmerzliches Brüten versunken. Grimmiger Zorn breitete sich auf fei nem vom Kummer verzerrten Gesicht aus, fo oft er an die Tücke des Schick fals dachte, das ihm um einen Tag zu foät die Stellung im Konzertorchefter verschafft hatte. Er ging noch haufe. griff zur Geige. Jn feiner wehmüthigen Auf reaung fand er weiche. melancholiiche Töne. welche die namenlofe Trauer feiner Seele um die Geliebte in herr licher, fein eigenes Herz bewegender Weife fchildertem und es war ihm, als ob die Elegie. die er fast unbewußt auf der Geige improvisirte, ihm den Schmerz oerfiißtr. Und er spielte die traurige Weifetvieder und fo entstand ein eigenartiges Tonftücl, das er Ma thilden-Elegie nannte. Er gab es endlich aus, nach Ma thilde zu sahnden, er glaubte sie schon aus der Reise nach Europa und wollte nicht einmal Ertundigungen einziehen -—-« sie läßt nichts von sich hören, da ziemt es ihm nicht, sich ihr auszu drängen. Der Zeitpunkt des Konzertes in Lang : Brauch war nun sehr nahe. Zwei Tage vorher besuchte Freisng dem Manager und bat, daß die »Ma thilden - Elegie« aus das Programm gesetzt werde. Mr. Grolman str"ubte sich dagegen, das sehe geschma los aus, nichts hindere herrn Fredung sie als Zugabe zu spielen. Dieser aber bestand daraus, er fühlte, daß seine Komposition bedeutend war, war überzeugt. daß sie rasch belannt wer den würde, daß andere Geiger sie auch spielen würden und glaubte hof sen zu diirsen, daß Mathilde, mag sie. noch diesseitsv des großen Meeres oder schon in Europa weilen, früher oder später davon hören würde — und diese Komposition soll siir sie eines Huldigung und eine Bitte um Ver-I zeihung sein. Als Mr. Grolnran da raus nicht eingehen wollte, nahm Frehung eine gerade im Ossire befind liche Geige zur Hand und trug die . Elegie vor. Der Agent ging ärgerlich iiber den Zeitverlust ans Fenster und ? blickte hinaus. Während der Einlei Itung der Elegie drehte er sich um, s dann trat er näher an Irebung heran und starrte ihn, sichtlich bewegt. an. Frehung war-zu Ende. Mr. Grol man blieb eine Weile regungslos ste hen. Hieraus sagte er halblaut: «Wahrhastig . . . . wunderbar . . . Ja, ich sehe die Elegie aus das Pro aramrn.« Als Fteyung, eine ausgezeichnete Geige unter dem Kinn. aus dem Po dium stand. bereit, nach dem Vorspiel des Klavierö einzusetzen, iiberslog er mit raschen Blicken des Reihen des vornehmen Publikums, und ein Ge siihl des hasseö trat in ihm aus gegen die Lebensfreude, welche die farbigen Toiletten der Damen, das Junteln ihrer Geschmeide, die eleganten hellen Anziige der herren, die sorglosen Ge sichter Alter verriethen. Jn dieser Stimmung konnte er auch der ersten Nummer des Programms, einer von frischem Frohsmn durchwebsten Phan tasie, nicht ganz gerecht werden und eg war tein Wunder-, daß der Beifall tu wünschen übrig ließ. Beim Vor trage der anderen Kompositionen wurde das Publilum allmählich wär mer. Die legte Nummer bildete die Elegie »Im ever Mathilde«. Freyung war seltsam erregt, sein Gesicht bekam einen schmerzlichen Ausdruck, die hohe Gestalt war jetzt etwas zusammenge sunten, dieLippen und die Nasenle gel zuckten ihm. Er schloß die Augen und legte den Bogen an. Wie aus weiter Ferne her lamen diistere Klänge eines Todtenmarsches, breite, llagende Töne. langsam, in unheim licher -Regelmäßigteit. Dann hörte man eine schlichte, ergreisende Weise, das führende Motiv der Elegie, das llang wie gesprochene Worte . . . . . Worte, die eine Mutter am Sarge ib rei plöhlich in der Blüthe der Jugend dahingerassten Kindes schluchzen mag. Ein Schauer ergrtss die höret. Nun übernahmen Variationen deu musika lischen Grundgedanlen, bald klang es wie das verzweifelte Seufzen eines unternamenlosern Unglück zusammen aebrochenen Menschen bald rote das telige Seufzen glücklich Liebender. Als Schluss- tehrte die Todtenllage der Einleitung wieder, blos noch langsa mer. noch nagenden noch herzzerreii sener von Junung ans der S-Saite l hervor-gesondert Während er den Bo gen im leiten tin-klingenden Ton über die G- Saite führte begannen sihm die Thriinen zwischen den ge schlossenen Wimpern hervorzusickern »Er blieb dann wie in dumpfem Schmerz versteinert stehen. Jm Publi lum war es eine Weile still, Alles stand unter dem Banne des schmer zensreichen Gesange-J der Geige. eine weihevolle, saft tragische Stimmuna hatte sich unter diesen lebenssrohen Genußmenschen ausgebreitet Plöt lich hörte man einen Bravo-Ruf und nun erhob sich ein enthusiastisches Ge töse. Das brachte Freyung etwas zu sich. er vergaß die übliche Verbeugung und schwankte vorn Podium fort. Das Beisallsgellatsche, die Rufe schmollen immer mehr an, Mr. Grolmann. der vor Ausregung seine Kaltbliiligleii verloren hatte, stieß Freyung sörnilich aus das Podium. er verbeugte sich steis. deutete an, er sei zu erschöpft, um die Elegie zu wiederholen nnd ging wieder ab. Wieder-holen? dachte er. So kann man nur einmal im Leben spielen. Ach. daß Mathilde ihn doch hätte hören können, sie hätte ihm verziehen, was immer er gegen sie ge sündigt. Das Konzert Frehungs bildete nicht blos in Lang Brauch das Tagesges spräch. Auch in New York hatten die« Zeitungsberichte von dem Wundergeig ger, von seiner Elegie und davon, dasz er bei dem Vortrage geweint. in sast allen Schichten der Bevölkerung Aus sehen erregt. Frevung war mit einem Male ein berühmter Mann und erhielt glänzende Antrage. Ein New Yorler Millionär ließ sich ihn vorstellen und erbat sich die Ehre, ihm eine Geige von wunderbarem Tone scheuten zu dür fen. Freyung lehnte dankend ab; der Mäcen ließ sich aber nicht abweisen und bestand so lange aus seiner Bitte. bis Frevung nachgab. Czr hatte aber teine reine Freude an dem edlen Jn strument mit dem weichen und doch auch traftvollen Tone: er dachte web miithig: Warum hat mir das Schick sal ein« solches Instrument nicht sriis ber schon gegönntZ Was sich nicht pünktlich. zur rechten Zeit einstellt, kommt immer um vieles zu spät. hat durch sein Zögern unschähbaren Scha den angerichtet. Jn seiner Wonung wurde Frevung nun von Jntervietverg überlauien: er ließ aber keinen vor. Er haßle die Oessentlichieit, die Menschen, machte Niemand sehen, er wollte allein seinl mit seinem Unglück, wag ist ihm Ruhm« und was alles Gold. wenn dessen Glanz nicht auch aus Mathilde sasnx kann? Jn ohnmachtigetn Zorn gegen T die Niedertracht des Geschickes tnirschte er mit den Zähnen und stöhnte und raste und schluchzte . . . I Die Wärterin im Hospital war eine eisrige Zeitungsleserim ihr entging daher auch ein übrigens spaltenlanger. romanhast ausgeschmückter Aussatz ih res Leibjournals iiber Frehung nicht. Der Name lam ihr belanni vor, ihr schroaches Gedächtnis lonnte ihr aber darüber nichts Näheres sagen. Erst als sie später ihre Nebeneinnahmen zu sammenrechnete und dabei aus 10 Dol lars Trinkgeld von Mist Mathilde Schtvendt stieß, erinnerte sie sich auch der Visitentarte dieser Patientin Und die Wärterin als eine neugierige Frau die dahinter einen Roman wit terte und als vrattische Amerilanerim welcher die allerdings sragwiirdige Aussicht aus eine neuerliche Nebenein nahme winlte. dachte ernstlich nach, er kundigte sich dann nach Frehungs Wohnung und richtete an ihn einen längeren Brief. Der tacn Freyung zu, als er eben seine Wohnung« den Geigentasten in der Hand, verließ, um dem New Yorter Mäcen zum Dant siir das Ge schenk etwas borgt-spielen Frehung mußte auf der Treppe stehen bleiben, sich am Geländer festhalten; er mur melte heiße Dantesworte s- an wen wußte er selbst nicht. Dann fuhr er ins HospitaL entlohnte die Wärterin fürstlich und fuhr in die Pension, in der Mathilde wohnte. Mit ausgeregter Miene bat er den Diener, ihn Misz Schwendt zu mel den, und vergaß, seinen Namen zu nennen. Der Diener, der davon wußte, daß Robert sehnsüchtig erwar tet wurde, hielt Freyung stir jenen und führte ihn zu einer Thür. Frehung klopfte. sein herz schlug ihm bis in den hals Bitte!« tlang es sanst heraus Er öffnete die Thür, Mathilde sprang mit einem turzen Schrei aus .Beide standen wie angewurzelt. Darf ich's« sragte dann zagast leise. mit behenden Lippen tehung. »Bitte« .treten Sie nii r« , erwi derte nach einein Augenblick des Zö gerns Mathilde, die leichenblaß war. Sie deutete ans einen Stuhl nnd sant in einen Zauienil Ohne ein Wort zu wechseln, fassen sie mehrere Minuten still da nnd blick ten einander an. Sie haben, wie ich gelesen und ge hört habe, einen grossen Sieg errun gen« begann dann Mathilde. »Das sreui mich aufrichtig-« Irenung seufzte tief auf: «Zu spät, zu spöt! Hätte sich das Blatt um zwei Wochen früher gewen det, so wäre mir mein ganzes Glück nicht zerstört worden.« Mathilde machte Miene. etwas zu sagen, er bemertte das nicht« denn er hielt den Kon gesenkt und seine Blicke hefteten auf dem Boden. Er sprach wie zu sich selbft weiter: .Es verfolgt mich wie ein Fluch-i daß ich niemals zur richtigen Zeit er langen rann· was mein bete-stigm Sehnen ist. Und immer, immer hat. es sich um Geld gehandelt. das ich ver achte nnd hoffe und doch so sehr lieben muß. Wer da weiß, welch unerträg liche Tortur es ist, zehn, fünfzeth Jahre lang Tag fin Tag entsagen zul müssen« wenn man hunger im Ma-l gen fühlt, wenn der Durst nach Wissen » nnd Können einem die Seele verdorrt f ,—— oh ich glaube nicht« daß ei ein größeres Leid fiir ein Menfchenherz. giebt llnd dabei fiihlt man in fich diie Kraft der Größe man lechzt nach Entwickelung und Ausbildung, man iehnt iich iniiinltiv nach diefem oder jenem Genuß nach einem Konzert, ei jnem guten Instrument, nach einer IReiie, nach Lettiire, man fühlt, wie das die inneren Kräfte anfeuern und » itärlen würde, und man tann es nicht erlangen wegen des abfcheulichen Gel . des. Man iampft mit der niedrigflen Noth fünfzehn lange Jahre fünfzehn ider allerfchiiniten Jahre des Lebens ! da Alles im Innern iproizt und zu bliihen beginnt und vor dem rauhen, I vernichtenden hauch der gemeinen All I töglichieit geichiiizt werden iollte. Nein. es giebt lein größeres Leid für einen redlich itrebenden Menichenk Er machte eine turze Pauie und ( )fuhr dann in ruhigem Ton fort: l »Ich lernte Mathilde tennen und »fühlte mich zu ihr hingezogen. EI» ivackte mich da wie Wirbelsturm War« jbei dieser Liebe der Hintergedanle an jden Reichthum im Spiele? Jch ichwiire: Nein, wenigiteno war es mir nicht bewußt. Dann freilich, ich ge ftehe es offen, als ich wünichte, Ma ithilde Schwendt möchte meine Lebens gefährtin werden, da dachte ich mit HFreuden daran, daß das Leben mei iner Angebeteten frei von niederiger fSorge verlaufen wird deren fchwere Laft ielbft Kraftnaturen wie ich nur Ieine bestimmte Zeit zu tragen vermö gen. Und ich iagte mir freudig auch sdak uniere Kinder das Elend nicht ! aus eigener Erfahrung kennen würden. kbloi aus den Erzählungen ihres Va Iterj . . . hatte ich denn das Recht ;anderi an die Ehe zu denken? Jit es Inicht gewissenloi von einem armen jManm ein Weib, das er liebt, und die Spröleinge einer ungewissen, von Noth und Kummer wahrfcheinlich nicht freien Zutunft entgegenzufiihs seeni Es wäre ja auch blos eine aus gleichende Gerechtigkeit, wenn immer nur Reiche und Arme einander heira- f theienl Und darf ich denn ein Mädchen nicht lieben, darf ich iie nicht heira- : then wollen weil fie reich iit? Jn die ; fem Sinne war ich geldgierig fiir uns? Beide. Daneben aber lebte in mir noch eine itiiriereGier nach Geld. Dort itrebte ich als Menich fiir mich und die Meinigen danach, hier der’ Kiinftler fiir die Kunst: Ohne Sorge leben, iich ganz der Kunit widmen zu können . . . blos eine Küniilerieele vermag zu ermessen, welch faszinirende Macht eine iolche Möglichkeit ausübt. Als ich bemerkte, welche Abneigung Jhre Mutter gegen mich empfand, be fchloß ich, mir zu erobern, was man mir nicht gütlich geben wollte —- mein Gliick. meine Mathilde. Ich wußte, das hies; der sinnst untreu werden« zu früh die Virtuosenlaufbahn einschla gen. Jch entsagte nicht leichten Her zens dem schönen Traum von einem sorgenlosen Künstlerleben in der trö stenden hoffnung, daß die Liebe mich dafiir reichlich entschädigen wird. Dann tam die böse Ner Yorler Zeit. Als das Geld zusammen schrnolz« iain ich mir bei dem Gedan len an das rettende Konzert vor wie einer, der nach schwerer Gefahr in freiem Meere endlich den Hasen er reicht und da Angesichts des Ufer-T zwei Spannen weit davon, von den Kräften im Stich gelassen wird und unterfintt. Und all das Gift, dae sich ini Laufe meines Lebens in mir ange häuft hatte, larn hervor und ich träu selte ei in die Seele des Menschen, der mir am theuersten auf Erden ist. Oh, ei tvar niedrig und roh, ader wahr hastig . . . ich lann nichts dafiir. 's ist nicht meine Schuld . . . nein, ich lann nichts dafür . . .« Er hielt erschöpft inne. Mathilde lannte seine Leidensges fchichte, war aber so bewegt, ali hätte sie davon zum ersten Male gehört. Ei lag soviel traurige demüthige Erge bnng in das unerbittliche Geschick in seinen Worten, sein Ledznemuth schien gebrochen. Sie sprach tröstend und bewlyigend ein nnd maß sich selbsi ei nen grossen Theil der Schuld an sei nern Ungemach bei. Ader das tagte fie in dein Ton einer liebenden Schwe fier. Frevung fühlte das und wurde noch trauriger. » Er schüttelte wehmüthig den Kons. Dann erhob er den Kopf, stand aus« kössnete den Kasten. ergriss die Geige rund spielte die Elegie . . . Die melan »chplischen Klänge erschütterten Ma sthildq das war Irenungs Leidensge xschichte in Tönen geschildert. J Er hatte den les-ten Ton ausklingen jlassenz dann legte er die Geige ans Hden nächsten Stuhl. Die Arme über der Brust verschränlt. den Kopf ge senkt, siand er da, ein Bild der Trost losigleil. Mit einem Male stürzte er zu Ma thildens Füßen hing. umschlang ihre Knie und verbarg seinen Kopf in ih rem Schooß. »Verzeih, Mathilde,« schluchzte er. »Ich kann nichts dafür, das Unglück hat mich schlecht gemacht . . . verzeih . . . verzeih!« ! l l Sie streichelte ihm mit ihren seinen weißen Händchen iiber das dunkle« wallende Haar, aus ihren Augen fiel eine heiße Thriine herab aus seinen Nacken; sie sliisterte: »Mein armer. lieber Martin!« Es ist ein klarer, angenehm liihler Abend zu Anfang September. Auf der Terrasse einer zierlichen Van am Züricher See sitzen herr und Frau Schwendt in lautem Gespräch mit herrn Wählt-. Sie philosophiren iiber den Zweck des Lebens. Unten im Garten, der sich vor dem Landbause ausbreitet, spazieren zwei stille, junge Paare umher: sie vermei den es, einander zu begegnen, machen hin und wieder unter dem Blätter dache eines Jasmins oder Fliederbus sches Halt und . . . tiissen sich. — Endr. W Øee findet-r der·spektralassatsfe. Große Gelehrte, Mitter, Swan. Foucault u. n» hatten sich mit den Lipettrallinien befafzt, aber erst die Deutschen Wilhelm v. Bunsen und Gustav Kirchhofs erlannten, daß jede verdampfbare Substanz, in eine Flamme gebracht, oder jeder glühende Dampf ein charalteristisches Speltrum hobe. Damit war die arohe Entdec tung der Speltralanalnse gemacht, die dem tForscher in seinem Laboratorium oerriith, aus welchen Stoffen unendlich weit entfernte Welttörper bestehen. Vor hundert Jahren. am Al. März 18U, wurde der qenialeForscher Bun sen in Göttingen geboren, er hnt sich dann auch nach vielseitiqu Studien in Berlin, Wien und Paris als Privat dozent ebendn habilitiert. Schon mit 25 fahren wurde er als ordentlicher Pro essor der Chemie an das Volk-tech nilum nach Kasse-l berufen, ging dann nach Marburg, Breslau und schließlich noch Heidelberg, wo er 37 Jahre ge wirkt und Unsterbliches aeleistet hat Belannt wurde in weiteren Kreisen sein Name oor allem durch den soge nannten Bunsenbrenner, der darauf beruht. daß das ausströmendeGas oth mosphärische Luft einsauat und voll ständig oerbrennt. Die Flamme leuchtet nicht, entwickelt aber eine ges waltige hine. Unsere Gliihlichtbren ner sind nlle nach dem Bunsenschen zPrinzip konstruiert. Von weiteren Erfindungen Bunsens sind zu nennen sein Photorneter (Lichtmesser) und das Nach ihm benannte gnlvanische Ele inrnt. Seine zahlreichen, rein chenn schen Arbeiten lassen sich taum auszah len, ebensowenig lässt sich an dieser Stelle niiheres von seinen Unterer Hcknmgen über die Gase sagen. Er itdiihnt sei nur noch· das-, er einine neue .Elemente, wie das Caesinm nnd Rubi Idiurn, entdeckte. Er sand ein tresss Hliches Genenrnittel qegen die Vergis itsing durch nrsenige Söure, itellte zu Zerst Munnesium in größererMerrge dar Hund lehrte durch Verbrennung von sMagnesiumdrnht ein ungemein helles, chemisch wirtsarnes Licht erzeugen. iDabei trieb er u. a. aus Jolnnd wich )tige geologische Untersuchungen Kurz, die verschiedensten Wissenschaften tön nen ihn unter ihren Großen zählen. An äußeren Würden und Titeln hat es ian nicht gefehlt. er wurde Erzetlenz nnd mit vielen Orden geschmückt Er starb in hohem Alter. doch einsam; eine Familie hinterließ er nicht« Unwissenden-ennu Zu der Angabe der englischen Fach. zeitschrist «The Motor Boot«, daß in England eine Gaimaschinen - Anlage im Bau sei, mit der eines der neuen grossen Linienschisse ausgerüstet wer den solle, wird aus London geschrie ben: Die Geriichte, daß Großheitanien sich mit der Absicht trage, ein Linien schiss mit einer Gasmasehine aus-zurü sten, sind schon vor gekannter Zeit aus getaucht, ohne indessen rechten Glauben zu sinden. Jeit veröffentlicht die Fachgeitschrist «The Motor Boot« die Nachricht aufs neue und ist in der Lage, so eingehende Einzelheiten rnit zutheilem daß. wenn es auch nicht ange. zeigt erscheint, alles gläubig hinzuneh rnen, doch wohl die Annahme berechtigt ist« daß diesmal dem Geriichte irgend welche Thotfachen zugrunde siegen Es heißt dort: ,Wns die Ingenieure noch vor ganz kurzer Zejf als in ferner Zu kunft liegend erttorten ift heute be reits Thotfochr. Die Nachricht rfl er ftounttch und tornmt fo unerwortet, daß zunächst ein Zweier an ihrer Richtigteit ganz natürlich wäre. Aber unfere Jnformationsauetle obwohk wir das Geheimnis nicht lüften wol len, tann als durchaus oerläleich gel ten.... Das Projekt steht Acht-Zy tinversMafchinen vor, genauer zwei zufommengetoppelte Vier aninder Motoren mit einer Gefmnmtleiftung von 12,000 Pferdekräften, fo daß 3000 Pferdekräfte auf einen Zyltnder kom men. Drei von diesen Zwölftoufend Pferdekräfte-Einheiten sind zur seit im Bau, fo oofz vie gefammteKroftent wicklung 36900 Pferdekräfte betragen würde. Diese Maschinen sollen in einen DreadnoughtsPanzer eingeban wer den, der in diesem Jahresprogramm oder im nächsten vorgesehen ist. Die Schnelligteit ist auf 21 Knoten veraii schlagt. Die Motoren sind vom Die selthp mit doppeltem Kolbenhutx Das Brennmateriat ist Oel. Zum Antrieb uiid zur Uiiifteuerung wird kompri mierte Lust verwandt. Kolbeii und Ventile sind wassergetiihtt. Besondere Kompressoren werden gebraucht und zur Erzeugung des hochdrurts wird ein besonderer Dieselmotor von 1000 Pferdekräften dienen. Die Abmessun gen der Hauptmaschiiien sind ungefähr 56 Fuß in der Länge, 16 Fuss in der Höhe und 8 Fusz in der Breite. Der höchste Punkt der Maschine wird daher bedeutend unter der Wassertinie liegen, was als ein besonderer Vorzug der Anlage angesehen wird. Was die Ko sten anbetrisft, so sind sie keineswegs sehr hoch: aus eine Pferdetraft koni. men ungefähr 850.« Das Blatt fährt dann fort: »Wir bedauern, aber es ist weiter kein Un: gtiiel, daß der erste Motor : Dreads nought tein britischeo Schiff sein wird. Frantreich wird wohl die erste Macht sein, die ein solches Fahrzeug dienst bereit haben dürfte. Deutschand wird zwar voraussichtlich thatsächlich zuerst eiii Kriegsschiff mit solchem Riesen motor auf dem Wasser schwimmen ha ben. aber die deutschen Versuche« ob wohl sie am weitesten vorgeschritten sind, sind doch bescheidenerer Natur; das Fahrzeug diirfte bedeutend tteiiiee sein alg ein Dreadnought. Der zweite Motor-Dreadnougdt wird aber die britische Ilagge fähren.« see-trete stimme Eg ist schon öfters dageweten. daß sich Walfische, diese gewaltigen Riesen des Meeres, wenn man so sagen darf. verirrten und in seichteBiichten, in dä sen, ja in größere Ströme geriethen. So wurde tiirzlich gemeldet, daß sich mehrere Wale an die holsteinische Miste verirrt hätten. Diese Thiere seien auf der Jagd nach Sprotten und heringen. die sie verfolgten, in die Ostsee gelangt und lönnten nunmehr nicht wieder den Ritdweg durch den Sund iind den Bett finden. Zu dieser Meldung wird ge tchriehent Hauptsächlich ist es der Grindwat, welcher derartige Iahrten unternimmt, und manchmal ereignet es sich, daß dieser Wirt in größerer Zahl strandet. So oerunaliickte im Jahre 1779 eine Herde von zweihundert die fer Thiere und 1805 eine solche von enna dreihundert Stiia auf den Shet iandinfeln Arn 7. Januar ftrandete ein Trupp von siebzig Stüet an der Nordtiifte der Bretagne. Jrn Jahre Will verirrten sitt: an hundert Wale in tie Kieler Bucht. lfs tonnte jedoch nur einer davon gefangen werden. Auch iin Rhein wurde ini Jahre 1688 ein Wal. ein fogenannterButotopL be obachtet ist war, wie überliefert wird, aus feiner Heimath den nordi lchen Meeren. in den Rhein eingedrun aen und hier, an Köln. Bonn, Oppen heim, Speyer und Straßburg vorbei, bis gegen Basel hin anfaeftiegen, wo er dann umtehrte und ftrotnabträrts ei lend, nach monatelanaer Irrfahrt ins April 1699 unterhalb Köln feinen Tod fand. Es iit begreiflich, daß das Er fcheinen eines fo gewaltigen Thieres in denFluthen deöRheins allenthalben das größte Aufsehen erregte. Dies spie aelt fich auch deutlich in den Berichten iiber den Vorfall wider: Das entfes liche Meerwunder fei an Größe und Farbe einem fchrvarzen Pferde gleich ewefen. Etliche hielten ei fiir ein eerpferd oder Wassermonftrum, wel ches alles das Unglück, fo die Pfals und die Rheinlönder betroffen, der rnuthlieh angedeutet. Ei erfchreckte durch feine Größe und Geftalt alle Einwohner. Man hatte anfangs mehr fach nach dein Thiere geschossen. Es hat aber der Schiiffe fo weni Miet, als wenn man ein paar so en tach ihm geworfen. —- Wenn es, wie qef t, auch öfter vorkommen mag, daß Wohle in größere Fliiffe verirren. fo ift doch ein Bordringen foleher Thiere nach dem Dberlauf eines Stromes von nicht weniger als 500 Meilen ein cr eigniß, das wohl einzig dastehen durfte.