Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 21, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats- Anzetger und II cerold
Ja Mo USZ rtTh l) Nummer36.
Frühling-stimmung.
Du lieblicher, lachte-even kleiner Bach
Wie bist du doch sa froh Ununt
Sag’ an, mass wohl der ireTraum
Was heut du mir ins Ohr gekannt:
»Daß balde der holdeste Knabe,
Der Frühling. den Einzng nun hält,
Mit griinenden. sprossenden Gaben,
Erfreuend die sonnige Welt.«
Wir wallen ihn jauchzend empfangen,
Die Pforten ihm öffnen gar weit,
So mög« uns auch Frühling des Her
zens
Erbliihen zur seligsien Zeit.
O. v. P a l e z.
Hundert Pflichten.
Sljzze von Elle sit-IM.
Sie tqu ein Empiretoitiim aus
weißer Seide. Die Schleppe ra
schelte hinter ihr ber, und sie fühlte,
daß sie schön tvnr heute abend.
Vom Rinderzimmer her kamen ha
stiqe Schritte.
Das Mädchen
-,Jch weßi nicht, aber ich alauße,
Hart-i ist lranl, gnädige Fran. Er ist
so heiß und unruhig und llagt über
Schmerzen im hals.« . . .
»Unsinn!« sagte Frau Lliire ärger
lich. »Bist einer Stunde hat er noch
durch alle Zimmer nett-lit. Der Jun
flt hat sich nur heiß gespielt.« . . . .
Sie gan aber doch mit —- hinter
ihr Alfred, der das Gespräch in feinem
Zimmer gehört hatte.
»Wir müssen ihm in den Hals ie
,. Bringen Sie einen silbernen
L fiel, Anna«
Der Professor trat gleichzeitig mit
feiner Frau in das Kinderzimmer.
lind da saß das kleine, dreijährige
Bübchen snit beißen Biittchen im Bett
und weinte.
Frau Kläre schalt.
»Das tommt von deiner Wildheit,
Junge . . . hab’ dich doch nicht fo!
Hals mal still, Papa will bloß mal
in den Hals hineinfehn . . . fo . . . sag
mal »a« . . . Aber. Hart-i, wer wird
sich fo anstellen-P
Der Professor zog den Löffel zu
rück, den er in das fchreiende Münd
chen gefteclt.
»Mir etwas belegt . . . hoffentlich
kommt da nur ein Schnunfen heraus.
Jedenfalls halte ich es fiir beffer trr
ftreifte flüchtig das weifie Feftgewand
der jungen Fran), wenn dn heute
abend hier bleibst, Wäre-" .
Sie lachte nervös.
»Das geht nicht. Was denlit dn
tsennt Jch habe ia das ganze Fett im
Frauentlub mit arrangiert. Jch habe
hundert Pflichten da. Jch muß ge
hen. Bleibe dn doch hier, ob du dce
Si ung heute befuchft oder nicht, ist
d ganz egal.«
»Das ift es nicht.« meinte er be
stimmt. »Wir haben heute eine außer
ordentliche Versammlung Es handelt
sich non wichtige naturwissenfchaftliche
Entdeckungen des Professors Kunder
aus Stockholm. Jch muß das hören.
fonft hätte ich dich ja ebensogut auf
dein Fett begleiten können . . . ja.
Vorausfichtlich werde ich felber spre
chen, und« . . .
»Voransfichtlich!« fiel sie ihm ae«
vinafchätzig ins Wort. »Du haft tei
nen Vortrag anaeineldet, und was dn
faqen ivillft,werden andere heute eben
foant faaen können. Einer ift ja ins
mer gelehrter bei euch als der andere.
nnd nnfere Frauenbewegnna ift nur
Mitmpitz fiir euch . . . ja . . . das weiß
ich längli. Aber das mußt du doch ein
fehen, dafz ich beute hundert Pflichten
habe nnd dein Fefte nicht fernbleiben
kann . . . Junqe, nun hdr’ endlich auf
mit Briillent Schlafe lieber! . · .
Watte . . . ich hole dir auch Schola
lade, eine ganze Tafel, rrenn du artig
bift. ja Hardichen?«
etSIZ . . . ja.« fliifterte das Kind kläg
li .
»Und dann thut dir auch nichts
mehr weh, nein?«
«N . . . nein,« faate das Kind.
Frau Kläre lief ins Speifeziinnier
und holte die Schololadr.
»So, nun bist du aber biibfch brav, i
ic-, which-us Anna bieivs auch heil
dir, nicht wahr. Anna? Und wenn der s
Junge schläft, können Sie sicki mit ei
nem Buch nebenan ins Zimmer fet
zen.« «
»Ja,« saqte das Mädchen gähnend.
Der Professor hielt die-band des
Kleinen. "’
«Ol: wir lieber nicht erft mal niii
dem Jielsertlietmometer melfen?«
Die junge Frau chilttelte den Kopf.
»Das ift gar ni tnitthigl Du stehst
ja, wie ihm die Schott-lade schmeckt.
Adler-, fchlaie wohl, mein herzel.« . .
Beinah wie fliehend ging die junge
Frau aus dem Zimmer-.
Der Prof or folgte langfarner.
Er hilf fe ner rau in den Abend
mantel und zog fl felbet an.
»Du tannst mich übrigens in dei
netn Ante mitnehmen bis zum Völker
rnuseurn, die Philharnwnie ist ja dicht
dabei."
»Bitte,« niette sie kühl. »Heute bitt
test du mir wirtlich rnal den Gefallen
thun können und hierbleiben. Man
wäre viel beruhigter fortgefahren«
»Ohn- du mir,« sante er.
Und so stiegen sie stumm die Treppe
hinunter.
»DeinMann wird alt." dachte Frau
Kläre in einer Art körperlichen Unbe
hagens, als sie die seinen Falten in
seinem Gesicht sah. »Die Gelehrten
haben teine Zeit, um junq zu bleiben.
Und über dein kostbar-es Kostiim hat er
irin Wort gesagt« Ein Glück. das;
heute andere sie bewundern werden aus
dem Fest . . . .
Jtn Anto schwiegen sie beibe. lind
als sie sich trennten, sagte er mit eine-n
Versuch zu scherzen:
»Wir sind Rabenelterin Klärr.
Adieu. amiisiere dich gnt.« ,
»Adieu.« . . .
Sie suhr allein weiter. Und als
das Ante wieder hielt, versuchte sie zu
lachen. Es ging aber schlecht
Ju den großen Spiegeln der Gar
derabenräume sah sie aar nicht ihr ei
neues, qliihendes Gesicht —-- nur Hat
bis blondes deschen lind irgend je
mand sagte laut hinter ihrer Schultekz
,Wir sind Rabeneltern. Kläre."
Mit einem trotzigen Zug um die fei
nen Lippen trat sie in den geschmück
ten Saat Ein prmr Bekannte stürz
ten nns sie zu, ek- bildete sich sosnrt ein
großer Kreis uns die schöne Fran.
Sie hörte gar nicht uns die vielen
Worte hin. Mechanisrh setzte sie sich
aus den ihr nngebotenen Stuhl nnd
sah ans die Bühne Aber sie hört:
nicht. was da qesnnaen wurde. Sie
hatte auch ganz vergessen, daß sie als
eine der ersten Vorstands-darum gar
nicht hier sitzen dürfe, daß sie Pflich
ten habe heute abend.
Sie hätte doch Hatdi mit dem Fie
herthermometer messen sollen. Dann
hätte sie setzt diese lindische Angst
nicht. Wenn da nun eine schwere
Krankheit heranslam in der Nacht,
Scharlach oder Diphtheriet
Aber das war ia alles Unsinn, sie
mußte mit Gewalt darüber fortzu
tominen suchen. Sie wiirde hinter die
Bühne neben. wo man aus sie wartete.
sie mußte den jungen Mädchen die
Loose zum Verlauf abzählen, mußte
nocki mit Frau von Grätz iiber die
Gewinne sprechen.
Frau Kläre stand aut. aina mit lei
ien Schritten durch den Saal und
stand doch plötzlich in der Garderobe
vor dem langen Holztiseb nnd ver
lanate nach ihrem Mantel.
Sie konnte in einer guten halben
Stunde rnii dein Auto hin und zutiick
sein« wenn Hakdi nichts fehlte. Sie
würde Alsred beweisen, das: sie leine
Rabenmutrer war.
Schon ian sie im Anto nnd fuhr
nach Hause.
»Mir der Bernhiauna lreaen.«
dachte sie. »Sie-ebbet lannst du dich uin
so besser amiisieren.«
Als das Auto dar dem Hause in der
Lüßonsstraße hielt, gebot sie dein
Chaufsenr, zu warten, und zog den
Hauöschliissel aus demSilbertiischchen.
Sie brauchte ihn aber nicht, weil vor
ihr, in der dunklen Niiche bereits je
,,Alsred,« sagte iie namenlos er
staunt
Er subr herum.
»Was ist denn los, warum kommst
du denn sei-In zuriick?«
Sie lachte geiivungein Er brauchte
von ihrer kindischen Angst nichts zu
wissen
»Jch . . . ach, ich habe etwas vernei
"sen, was ich nothwendig brauche, mein
Auto wartet, weil ich gleich wieder zu
rücksahre. Und du?«
Er ließ sie aus der Treppe voran
gehen
»Jch wollte nach demJunaen sehen,
ich hatte keine Ruhe,« meinte er ehr
lich. »Wenn alles in Ordnung ist«
sahre ich auch wieder zurüct.«
Darauf antwortete sie nichts. Aber
beide bestiigelten ihre Schritte.
Der Professor schloß die Korridors
thitr aus, zündete Licht an und trat
gleichzeitig mit Frau Kläre in das
Kinderzimmer.
’ Sie wurden beide roth.
hart-i laa ruhig in seinem Bettcksen
» nnd schlies, er lachte sogar im »
Traum . . . . .
»Da siehst drt’s,«· sagte die junge
Frau vorwurssvolh »viel Lärm um
nicht«
«Ja,« meinte er, das Kinderbänd
chen hochhebenT »Gott sei Dant! Wo
ist denn das Mädchen?«
Frau Miire trat ins Nebenzimmer.
Da saß Anna, liber ihr Buch geneigt.
und schlief auch. Und alles todtenstill
in der Wohnung. Nur unten vor der
Tiir ratterte das wartende Auto.
maud stand, der die Tiir aufschloß.
i
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,,Anna," ermunterte der Professor,
»Sie können ins Bett geben«
Und als das Mädchen erschrocken
bochfuhr und unter Entschuldiguan ;
tnorten in ihre Kammer lief, zog sichs
der Professor feinen Mantel aus. i
Frau Kläre fah bewegungslos zu. .
»Ja,.... winst du rem- suchet
mebr". . . .
.,Nein,« unterbrach er sie nerviiee
»Du tannft beruhigt wieder fortfah
re.n So ein Msnkdchem das sich den
Taa über miide gearbeitet hat, braucht
fein bißchen Schlaf. Und dann, ich
babe Hunger. Jch finde wohl noch
etwas in der Speifelamnrer, Klärc?«
Sie nickte und lief gleich darauf
felber hinaus, um etwas zu essen zu
bolen. Als sie das Tabletst auf den
Tisch ftellte, glitt ihr der Abendmans
tel von den Schultern.
Der Professor hob ihn auf, wollte
ihn der jungen Frau wieder umlegen
und that es plötzlich doch nicht.
»Alle Achtung,« faate er bewun
dernd. »Dein Kleid itt ia geradezu
Inärchenhaft. Dreh« dich doch, bitte,
mal ums«
Sie that es und begann leife zu zit
tern. Das war fo feltfarn und fo un
aewobnt, mit Alfred allein zu Haus
in foäterStunde — und beide in Fest
toilettc — und kein-I der Dienstboten
mehr wach. .
»Mein Auto,« faate fie ablentend,
als sie feine Augen fah.
»·ilchfo...ja«...
cfr trat zuriick und griff nach Mes
fer und Gabel auf dem Tisch.
Aber fie aina noch nicht. Es war
fo warm im Zimmer, und drauf-en
blies ein fcharfer Nordost.
»Ach bitte, aeh’ doch hinunter nnd
lohne den chausfeur ab. Jch . . . ich
habe leine Lust mehr . . . ich . . . ich
glaube, ich habe auch Hunger'·«·
Er stand sofort aus und ging. «
Als er wiederkam, war der Tisch
aedeckt, das Brot geschnitten und vor;
jedem Teller stand ein Glas-.
»Wein?« fragte er nls er die No
mer sah. »Aber was ist denn los,
Kläre?« I
,,.N nichts, « sagte sie schen.
Wir Rabeneltern essen zusammen
AbendbroL «
Er blickte sie aufmerksam an: ihr
heißes Gesicht, ihre hellen Augen nnd
die slimmernde Gott-spitze über dem
freien Hals.
»Du bist heute sehr schön« flüsterte !
er.
Sie lachte. ’
»Nur heute?«
Er nickte.
»Sonst zeigst du dich mir nicht so. l
Aber heute. .jedt da du hierbleiben s
willst, tonnte ich beinahe denken, du
hättest dich ganz allein für mich ge
schmückt.«
Er saß ihr gegenüber auf seinem i
Platz am Tisch und asz und traut.
cie sah ihm zu. Jbre Finger hiel !
ten trampfhaft den dünnen Stil des
Weinglases fest. :
»Deine es doch,« sagte sie »Denn
die andern da draußen in meinem
Klub —— die werden ausser sich sein
über mein Verschwinden.«
»Und deine hundert Pflichten mit
iibernebmen,« vollendete er bitter-. «
»Leider,« sagte sie trotzig. »Bei dir
ist’s ja ganz genau so.« . . .
Er schiittelte den Kauf.
»Nein, Klare, ich ftehe iin Beruf.
Ich habe tvirllich Pflichten da dran
ßen. Und wenn du heute bei dem Kin
de geblieben wärest, so wäre ich trat-l
auch nicht sofort wiedergetoiinnen.
Denn schließlich . . . einer von unz—
beiden muß doch nachgeben. wenn die
größte nnd beste Pflicht nicht verletzt
werden soll. Nur« . . .
Er stockte.
»Nur?« fragte sie aufgeregt
,,Nnr würden diese Pflichten leichter
Vielleicht fiir mich fein, wenn du mir
die andern hier im Hause alsniminit.«
Filirr · . . da war der diinne Stil
des aesrhliffenen Glases ucngetniat.
Der Wein tropfte über den Tischtuch,
iiber das seidene Empiregewand nnd
über den roten Teppich.
Der Professor war anfaeivrungen
und zu der jungen Frau heriilserges
kommen. »Ach laß doch,« sagte sie, als
er eifrig mit der Serviette die Fleac
auf der hellen Seide rieb. »Halte
mal still . . . wahrhaftig . . . dn haft
graue Haare, Schatz.« . . .
Er hielt anch still. ,,Schat3« hatte sie
gesagt. Und ihre Finger waren ihm
dabei tiber Stirn und Schläfe geglit
ten, da, wo die vielen Fältchen schwin
dender Jugend waren, Runen der Ar
" beit und Sorge, damit Kläre ihr inn
ges, lachendes Leben da draußen in
« der bunten Welt leben kannte . . .
Ob sie das fühlte in diefern Augen
blick —- in dieser unerwarteten, ge
schenkten Stunde, von der das ge
wohnte. moderne Leben nichts wußte,
sdas den einen dahin siihrte und den
andern dort?.
Sie hielt mit beiden Händen seinen
Kopf fest
»Wenn ich nun diese hundertVslichs
ten da draußen aufgebe. ’Lllsred? Ob
cs dann wohl est so zwischen uns sein
wird wie heute abend?"
Schon hielt er sie im Arm.
,,Vielleicht noch schöner, Kläre.«
sagte ek. »Du brauchst dich ja deshalb
nicht von der Welt zu verschließeti,
Kind. Nur dein Heim biet bei mir
und dem Kinde iiber das Leben da
draußen stellen, alles andre kommt
dann von selbst, was wir beide zum
Glück nöthig haben-«
Kläte neigte den Kopi. Und unter
seinen Küssen erwachten iu ihrer Seele
hundert neue und bessere Pflichten . . .
Ob
Explosionen
Plaudern von Hans Tomi il.
Wenn im llrwnlde der Blitz einen je
ner riesigen Stämme entzündet und
ter Wirbelsturm den brennendenBaum
niederlegt. so dauert es wohl vierzehn
Tage, bis das Feuer, langsam schwe
lend, den Stamm verzehrt bat. Wenn
wir denselben riesigen Stamm zu
Brennholzgröße zerlleinern und einen
Scheiterhaufen daraus errichten, so
thut dasFeuer seine Arbeit in wenigen
Stunden. Geben wir denselben Baum
aber in die Schleifmiihle. lassen ihn zu
Holzmehl zerschleifen, und blasen den
gewonnenen Holzstaub in die Luft, so
ergibt sich wiederum ein anderes Bild.
Kommt jetzt ein zündender Funke an
das Holz-Luftgemenqe, so verpufft die
ganze Holzmenge im Bruchtheil einer
Seinnde. Neben demSchwelen des
massiven Stamme-L neben dem lodern-·
den Brennen des Scheitholzes haben
wir da die Erplosion des Holzstcittbes.
Dies-z Beispiel zeigt besonders dra
stisch die Bedingungen, unter denen
feste und sonst ganz harmlose Körper
erplodiren können. Es ist nur noth
wendig, sie möglichst fein zu zertleinern
und mit sauerstoffhaltiger Luft zu ver
mengen. Körper, die überhaupt
brennbar sind,erplodieren dann mit
absoluter Sicherheit.
Zu solchen Körpern gehört in erster
Linie.die Kohle. Sie brennt ja im
massiven Zustande bereits recht gut, in
den Kohlenbergwerken aber wird beim
Brechen der Kohle, bei ihrer Gewin
uunq durch Sprengschiisse sehr viel
Kohle zerpuldert und in die Luft zer:
stäubt. So bekommen wir das so sehr
gefiirchtete explosible Kohle-Luftges
menge, das an Gefährlichkeit leinem
Schlagwetter nachsteht. Wie bekannt,
sind die Kohlenbergioerle mit ausges
dehnten Berieselungsanlagen versehen,
um diesen gefährlichen Staub möglichst
schon bei der Entstehung an Wasser zu
binden und inForm des gänzlich harm
tosen Kohlenschlammeiz niederzuschlas
ksclL
Aber auch der Zucker kann erplodie
ren. Einen nmssiven Zurkerbut wird
man nur mit sehr großer Miihe zum
Brennen bekommen, denn an nnd siir
sich ist der Zucker wegen seine-Z starken
chemisch gebundenen Wassergehaltes
sehr viel weniger brennbar alsJ Holz
und Kohle. Wo aber der Zucker staubi.
beispielsweise in den Maschinensälen
der Rasfinerien, in denen die Zucker-«
brote zu Streu-— und Staubzucker ver
mahlen werden, da muß man mit dein
offenen Licht selir vorsichtig umgehen.
Man kennt Zuckerstanberplosionen, die
an Fürcliterlicliteit hinter keiner-Schien
pulvererplosion zuriietstehen
lind an dritter Stelle iii das ge
wöhnliche Getreidemehl zu nennen.
Auch das Mehl ist ein kohlenstosshaltis
ger Körper und bildet mit der Lust ein
hocherplosibles Gemenge Schon man
ckse Mühle ist jedem Pulversclnrppen
zum Trotz in die Luft gegangen.
Nach den festen die sliissigen Körper.
lsin sliissiger Körper tann auf zweier
lei Manier zu Explosionen Veranlas
sung geben. Er kann ebenso wie irgend
ein sester Körper im seinvertheilten
Zustande in der Lust schweben. Das
geschieht beispielsweise in der Technik
mit dem Petroleum und dem Benzol
beim Betriebe derPetrolenrn- und Ben
zolmotorew Das Petroleum wird
durch ein Zerstäuber, der in seiner!
physikalischen Wirkung dem bekanntenl
Parsiim erstäuber sehr ähnlich ist, in!
einen sogenannten Sprah, einen«
Sprühregen, verwandelt und vom Mo
tor eingesaugt. Ein elektrischer Funke
genügt dann, um das Gemenge von
Petroleumspray und Lust im Zylinder
zur Explosion, d. h. zur momentanen
Verbrennung zu bringen
Weiter aber können brennbare Flüs
sigkeiteniauch erst verdunsten, und die
ser Dunst kann sich mit der Lust zum
explosiblen Gemisch vereinigen. Das
geschieht beispielsweise mit dem Benzin
beim Betriebe der Benzinmotoren
Der Benzinoergaser arbeitet also we
sentlich anders als der Pettoleum- oder
Benzolzerstäuber, obwohl die Apparate
in der Praris häufig durcheinander ge
worfen werden und auch unter demsel
tsen Namen als Carburateure gehen,
isom lateinischen einbo, die Kohle, weil
sie die zugefiibrte Lust mit lohlenstoff
haltigen Substanzen anreichern.
Jm täglichen Leben gewinnt der
Unterschied insoweit praktische Bedeu
tung, als Flüssigkeitem die nicht nen
nenswerth verdampfen, wie Petroleum
und Benzol, verhältnißmäßig unge
fährlich sind. während beispielsweise
Venzin zu den gefährlichsien Dingen
gehört Man lann Petroleum unbei
sorgt in Räumen, in denen offenes
Licht brennt, übetfiillen, wenn man es
nur verhindert, daß die Flamme mit
dem Petroleum in direkte Berührung
tonnnt. Dagegen bedeutet dasselbe
Maniiver. mit Benzin vorgenommen»
den Gipfel sträflicheu Leichtsinns.
Schließlich find die luftförniigen
lsrennbaeen Stoffe zu nennen, an erster
ctelle das Leuchtgas. Man weiß,
daß das ausströmende Gas, sofort ent
-;iindet, durchaus harmlos verbrennt.
Aber ebenso ist bekannt, daß ein Zini s
mer, in welchem das Gas aeraume Zeit f
in die Luft strömte, ebenso gefährlicle
ist wie eine Pulvertammey daß eins
»Wie genügt, um eine Explosion her
vor,3urufen, welche dicke Mauern um
wirft und Menschen tödtet. s
Betrachten wir nun die Folgen alleri
solcher Erplosionen, gleichviel, ob est
sich um Staub oder Spray oder Gass
handelt. Jn jedem Falle findet mo-i
mentan, im Zeitraume einer Zehntel-»
ja einer Hundertstel-Setunde, die Ver
brennung einer beträchtlichen Masse
statt. Dabei wird zunächst eine Hitze
entwickelt, die fiir Seinnden der Wär-.
me des weißglübenden Eisen-B gleicht«
eine Hitze, die start genug ist, um auch
in dieser kurzen Zeitspanne leicht ent
zündliche Gegenstände zu entflammen
nnd Menschen, die etwa im Explosions
raume sind, die allerschwersten Brand
wunden beizubringen. Zweitens be
wirkt diese Erhitzuna eine ebenso plötz
liche Ausdehnung des erpkodierenden
Gases. Ein Gasaemenae, das um
tausend Grad erwärmt wird, nimmt
ungefähr das vierfache Volumen an.
Das beißt. wenn es kann. Jst aber
dies Gas in einem Zimmer eingeschlos
sen, so steht es zunächst unter einem
gesteigerten Druck und sucht sich mit
Gewalt seinen Ausweg. Fenster flie
gen mitsammt dein Rahmen aus die
die Straße. Aber auch das Mauerwert
mufz daran glauben. Denn alles das
spielt sich in so unglaublich kurzer Zeit
av, das; die berstenden Fenster fiir das
Mauerioert noch keine Entlastung be
deuten, sondern das; auch dieses fiir
Bruchtheile einer Setunde den Explo
sinnsdruck aushalten muß, der in die
Tausende von Zentnern gehen kann.
Der Mensch, der etioa in einem sol:
ctien Raume ist, bekommt natürlich den
Truet ebenfalls in seiner ganzen Ge
tralt zu kosten. Steht er in der Nähe
einer offenen Thür, und das wird fast
immer der Fall sein, wenn eben einer
mit offenem Licht solchen Raum be
tritt, so packt ihn der Erplosiongdrurt
und fchleudert ihn mit unwidersteh
licher Gewalt viele Yards fort. Ohne
zlnochenbriiche geht es dabei selten ab.
Jst aber jemand in der Mitte eines fol
ehen Raume-L so schlägt ihn der Druck
kurzerhand zu Boden.
Und dann kommt das Nachspiet
Nach der Explosion befindet sich im
Erpiosionsraume keine athembare Luft
mehr, sondern ein höchst giftiges Ge
menge von Kohlensiiure, Kohlrabi-nd
gas und anderen Gasen. Dieser soge
nannte Nachsekiwaden vollendet, was
Flamme und Druck etwa noch nicht zu
Ende gebracht haben. Er tödtet die
von der Erpiofron Getroffenen sicher,
wenn sie von Rettungsmannschafteu
nicht sehr schnell ins Freie gebracht
werden« Wenn aber die Retter ohne
Iliauchbelme vorgehen, so fallen sie nur
allzuteisyt auch dem Nachschwaden zum
Opfer.
Man wird nun aus die bisherigen
Ausführungen vielleicht einwenden,
daß doch auch Petroleum zu den expla
siblen Dingen gehört. Man wird an
die zahlreichen Explosionen von Betro
leumlampen erinnert· Damit kommen
wir zu einer anderen Reihe höchst un
liebsamer Erscheinungen. die jedoch
nicht mehr zu den Explosionen gehören.
Wenn wir beispielsweise im Freien auf
sandigem Felde ein Faß Petroleum
entzünden, so wird die Flamme zuerst
verhältnißmäßig ruhig aus dem offe
nen Fasse hinauöbrennen. Jn dem
Maße aber, in dem sich das Petroleum
selber dabei erhiht, wird der Brand
immer wilder und höher werden« Und
schließlich kommt der Augenblick, da
das ganze Petroleum bis zum Siede
punlt erwärmt ist, da es Petri-kennt
dämpse in gewaltigen Mengen aus
stößt. Von dem Augenblick ab wird
der Brand dramatisch. An die Stelle
Eder srei lodernd-am rußenden Flamme
!treten ietzt die extrem heißen, bläulich
kweißen Stichslammen, die in schneller
Folge und zu gewaltiger Höhe aus dem
Fasse hervor-schießen und schon stark an
Explosionen erinnern. Das kochende
Petroleum stößt jetzt beständig gewal
tige Gasmengen aus, die sich sofort mit
der Lust mischen und in Theilexplosio
ncn verbrennen. An ein Löschen kann
dabei kaum noch gedacht werden.
Eine solche Erhitznng brennbarer
Flüssigkeiten ist natürlich bei jedem
Brande denlbar und kommt häufig ge
nna vor. Nicht nur Petrolenm, son
dern auch Rüböl und Firniß, ja sogar
Schmalz und Butter verbrennen dann
unter explosionsartigen Erscheinungen
und liefern jene aräsjlichen Stichflam
men, die einen Menschen im Laufe ei
ner Viertelsekunde bis aus die Knochen
verbrennen können. Jn diesem Sinne
ist natürlich jede überhaupt brennbare
Flüssigkeit mit Vorsicht zu behandeln.
Jn diesem Sinne muß man beispiels
weise jede Petroleumlampe, deren Bas
sin sich etwa so erhitzt, daß man es
nicht mehr anfassen kann, als expla
sionsoerdächtig sortwersen. Denn man
muß immer mit der Möglichkeit rech
nen, daß das Petroleum zu kochen be
ginnt, die Stichslammen zum Zylinder
hinaus-schlagen und daß jenes Ereig
niß eintritt, welches wir als dieExplo
sion der Petroleumlampe bezeichnen,
obwohl es genau physikalisch betrachtet
etwas anderes ist. Gerade die zahlrei
chen Erplosionen der letzten Zeit weisen
daraus hin, daß auch hier die Vorsicht
die Mutter aller Weisheit ist, und daß
nxit brennenden Flüssigkeiten ebenso
wenig zu spaßen ist wie mit explosiblen
Gemengen.
Die Sternwarte.
Der Nimbus des Geheiinniszvollen
umschwebt jenes seltsam gesormte,
’ einsame Haus, worin die Sterntnndi
lgen in stiller Abgeschlossenheit ihre
’ Forschungen in der Himmelskunde an
stellen. Die bevorstehende Verlegung
der Berliner Sternwarte nach der
Nähe von Potsdam, ist nur noch eine
Frage kurzer Zeit; denn eine Stern-«
warte, in welcher Präzisions-Unter
snchungen ausgeführt werden sollen,
muß immer weit außerhalb der Stadt
ausgebaut werden, weil der lebendige
Pulsschlag des Stadtverkehrs ein
sortdauerndes Erzittern des Bodens
hervorruft, das dem Astronomen mit
seinen seinsten Meßinstrumenten sehr
fühlbar wird, da bei diesen Berech
nungen oft die Breite eines Haares
den Werth von Tausenden von Mei
len besitzt. Jn der That verdeckt
schon ein Menschenhaar, welches man
in der Sehtveite hält, auf dem Monde
z. B. siir uns eine Strecke von etwa 4 »
geographischen Meilen·
Wegen der bedenklichen Vibrationen
des Bodens Cweniger wegen der Ver-—
duntelnng der Lust durch den Dunst
der Großsiadt, über den ja die Re:
srattoren hinausschauenj sucht man,
während die Instrumente selbst auf
Pseilern aufgerichtet werden, eine
Sternwarte auf einem Boden auszu
stellen, in dem sich irgend welche Et
schiitterungen am leichtesten verlieren.
Auch siir jede Präzisionsuhr existirt
da ein besonderer Pfeiler, um die re
gelniäszigen Schwingungen des Pen
d·els, eines der feinsten Meßwerlzeuge
des Astronomen, durch keinen äußer
lichen Einfluß zu stören. Auch sind
Heiznngsvorrichtungen durchaus ver
oönt, weil diese stets eine ungleiche
Wärme-, eine bewegte, zitternde Lust
hervorbringen Bei der neuen zu ers
baunden Berliner Sternwarte wird
man jedenfalls das moderne System
anwenden, bei dem jedes astronomische
Jnstruinent in einem besonderen Bau
ausgestellt wird, so daß sich die heutige
Sternwarte in eine Anzahl von Häus
chen auslöst, an welche sich ein größes
res Wohngebiiude anschließt. Diese
Vertheilung ist z. B. bereit-Z siir die
mustergiiltige Sternwarte der Univer
sität Straßburg eingeführt, bei der
Meridianhaus, Restaltorbau allein
stehen, während im Garten andere
weniger große Gebäude in Kiosken
kleinere Instrumente ausgenommen
haben.
Der ,.gebtildete« Fremdenttihrer.
Von diesem Felsen bat sich vor vier
Wochen ein junges Mädchen herabge
stürzt.
Wohl aus Melancholie?
Nein, aus Mersebnrg.
Duminheiten begehen eigentlich nur
die kluan Leute: bei den anderen sind
ssie setbstkckstauvnch.