Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 21, 1911, Zweiter Theil, Image 10

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Der falsche Adjutant
Von
Freiherr v. Schicchi
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(13. Fortsetzung)
Sie mußte unwillkürlich lachen,
ais sie sein verdautes Gesicht sah.
Wer wurde über und ilber roth
·Jes bitte tausendmal urn Verzei
Fniidige Frau. wirklich tau
.nra-·'« Er hatte sich gebückt und
das Packet wieder überreicht,
III: als sie dieses nun in die Hand
nehmen wollte, entsiel ihr ein zwei
tes und gleich darauf ein dritte-.
Er hob auch diese beiden aus, aber
saks er sie ihr zurückgeben wollte. be
sann er sich eines anderen. »Wenn
Sie gestatten, gnädige Frau. behalte
ich diese beiden Packete und trage
sie Ihnen-« , ,
..Gern'«, stimmte iie ihm bei. »Ich
wäre Ihnen sogar sehr dankbar.
Jch wollte mir die Sachen eigentlich
ins Haus schicken lassen. aber die
Leute sind in dieser Hinsicht hier so
furchtbar unzuverlässig. die denken:
iornrnt es nicht heute. so kommt es
wohl morgen oder übermorgen-« »
»Es ist überhaupt ein elende-is
. l
Wieder lachte sie lustig aus. »Sie;
scheinen sich heute in etwas pefsinriij
stischer Stimmung zu befinden, Herr
Leutenant. das sah ich Jhnen schon
von weitem an. so lenne ich Sie ja
gar nicht, im Gegentheil, ich habe
Sie als einen sehr lustigen Gesell;J
schafter in Erinnerung Erinnern
Sie lieh noch. wieviel wir irn vori»
sen Jahr zusammen gelacht haben.i
als Sie rnich einmal zu Tisch
Mens«
Sein herz schlug hörbar. »Dei
Fu erinnern Sie sich nach, gnädige
rau?
»Gegen ganz deutlich. Den gan
u Tag hatte mir davor gegraut.
km mir mehr als unsympathischen
hauptmanm der ja jetzt nicht mehr
im Regitnent steht, als Tischherrn zu
erhalten, und es war mir eine große
Freude, als Sie mir dann den Arm
boten.« Und nach einer kleinen
Pause sragte sie: »Tanzen Sie im
mer noch so leidenschaftlich? Jch
sagte es Ihnen ja schon an dem
Abend, ich habe noch nie einen so
glänzenden Walzertänzer tennen ge
lernt, wie Sie es sind.«
»Meine Gnödigste, Sie beschämen
mich. Jm übrigen glaube ich aller
dings, mich wenigstens in dieser Hin:
gcht wenig oder gar nicht zn meinem
achtheil verändert zu haben; aller
dingä hat man hier nicht allzuost Ge
legenheit, seine Kunst zu zeigen.«
«Biel1eicht aber bietet sich Ihnen
irr der nächsten Zeit einmal wieder
Gelegenheit Jch sprach schon mit
meinem Schwager darüber; ehe ich
abeeise. möchte ich noch ein Fest im
Kasino geben, um mich sür alle mir
bewie enen Liebenåwiirdigteiten zu re
pan ren.«
, Ganz erschrocken war er stehen ge
sichert »Sie wollen schon wieder
fort, gnädige Frau Z«
Weite und morgen noch nicht«, be
ruhigte sie ihn, aber einmal wird der
II sa doch kommen. ewig tann ich
nicht hier bleiben.«
»Und warum nicht, gnädige Jena«-»
sraate er.. »Ich sagte schon eben, diese
etkiue Seavt ist ein estsketiches New
nnd wenn Sie dann auch noch fort
gehen, dann ist es einfach, nm sich ans
Indiingen.«
»Und warum daä?" fragte sie be
lustigt.
· »Weil Sie, gnädige Frau, das ein
zige Wesen hier sind, das Zeugnis da
von ablegt, daß eH auch noch eine Wel
gibt, in der Mian nnd Eleganz den-Pl
schen. Ja. ganz ernsthafiC fuhr ers
sort. »Sehen Sie, meine Gnädigfte, :
wenn man jahrelang in der Finster- I
niß steht, dann ist man mehr ale
glücklich, wenn endlich einmal dies
Sonne scheint und man betrachtet diel
dann mit ganz andern Augen als der- s
nige, der sie täglich sieht, sie erscheint’
rann wie etwas ganz Ungeheures in’
ihrer Pracht Und ebenso geht es uns
hier mit Ihnen, meine gnädige Frau,
oder wenigstens mir. Jch erzahlte Ih
neu schon einmal, ich bin viel gereist,
Mich kenne die Welt, in der man sich
langte-eilt Jch war in Paris in
Monte Carlo und in vielen anderen
Stadien, die so schön sind. Das Le
ben dort und hier will ich natürlich
nicht miteinander vergleichen, nur die
Irt und Weise, wie die Damen sich
dort und hier Heiden. Wenn ich hier
M dein sogenannten Modetvaarenge
schsst stehen bleibe und an einem
Jahrzehnte aiten Hut oder an einem
M gären äsnsnensxiriöie die Worte
. te ri er eu it«, dann
Mich beinahe Krämpsr. Brrrc
M er schstteite sich daß ihm bei
nahe wieder eins der Wete entfal
ten wäre.
« Sie amtisirte sich über seine Art.
»Und dann meinen Sie. da sollte ich
nur hier bleiben, so gewissermaßen
als lebendiges Modejoiirnal?«
»Aber ineine Entwing Sie spot
ten iiber mich. und dabei ist es mir
hiligster Ernst mit meinen Worten.
Eine-time rote Sie, jun schön,
III. l beiitioördtz geistre
enSie aber. bitte,
askM muss-« re is- wie-v
»Hu vor-in dein-K fragten
Ist III-st- .ts ist M alles
Irr-abr. was ich fa e.'«
«Unter den Blenden ift der Ein
äugige Königc versuchte sie dem Ge
spräch eine andere Richtung zu ge
ben
.Aber der wirkliche König bleibt
auch unter den Dellfehenden König« .
gab er fchlagferiig zuriich »und Sie
find eine Königin im Reiche der
Schönheit das brauche ich Jhnen
nicht erft zu sagen, das wissen Sie
ja feibft ganz genau.«
»Meinen Sie?« fragte sie.
»Sicher. Uebrigens gnädige Frau,
ich mache nie Komplimente. Aber ich
habe Sie gestern zu Pferde gesehen,
und da muß ich wirklich sagen, alle
Hochachtung Seibft in Paris im»
Bois habe ich keine besseren und keine
etegnnteren Reiterinnen gefehen Wenn ·
es nicht unmilitötifch wäre wiirde ich
vor Ihnen den Hut abnehmen.«
»Hätten Sie nicht einmal .Luft,
mich auf einem Spazierritt zu be
gleiten? Vielleicht könnten Sie sich
irgendwie ein Pferd besorgen«
»Aber meine Gnädigfte. Sie brau
chrn nur befehien, Jhre Aufforderung
macht mich zu dem giiicklichften aller
Menschen«
»Das hätten Sie nicht sagen dür
fen«, meinte sie etwas verstimmt. »Ich
haffe diese Redensarten
.Und wenn es nun fiir mich keine
wäre s« fragte er ganz ernsthaft. »Ich
fngte Jhnen schon vorhin, ich bin hier
nicht verwöhnt, fiir mich sind Sie
wirklich die Sonne. die nach langen
Monaten eines grauen Himmels end
iich durch die Wolken hindurch
fcheint.« «
»Aber Herr Leutnant, Sie werden
ja ordentlich ooetisch.'·
»Für-thun Sie nichts, meine Gniiss
digste. Poetische Leutnantg gibt es
nicht. wenigstens habe ich noch keinen
kennen gelernt, und abgesehen davon,
daß ich ein große Verehrer von Hein
rich Deine bin, habe ich sür alle Poesie
sehr wenig Berständniß. Es ist mir
sogar ganz unmöglich, selbst zu dich
ten, sogar als Schüler habe ich nicht
einmal das kleinste Liebesgebicht sers
tig gebrachi.'« .
«Trot3dem Sie doch sicher zweien
verliebt 1oaren?« neckte sie ibn.
»Trotzdem ich sogar immer verliebt
war«, versicherte er ernsthaft. .Ver
sucht habe ich das Dichten natürlich
oft genug ,sogat einmal während der
Religionostunde, und das wäre mir
beinahe sehr schlecht bekommen. Der
Lehrer entdeckte meine schlechten Verse,
und wegen Entweihung des Religions
unterrichts sollte ich zuerst nicht ver
sent werden« aber schließlich beruhig
ten sich die Gemüther doch wieder-'
Sie hatte ihn, während er so plan
derte, ganz verwundert angesehen. nnd
jetzt fragte sie: «Bitte, her-r Leutnant,
tvenn es nicht indistret ist, dann sagen
Sie mir, bitte, was hatten Sie vor
hin? Da machten Sie ein Gesicht, als
wenn Sie jemand umbringen wollten,
und jetzt scheint mir rnit einem Male
Jhr ganzer Aerger verslogen zu sein.
Zwischen dem Leutnant. der mich
vorhin mit seiner Säbelscheide beinahe
ermordete, und dein Leutnant, der fest
neben mir geht, ist wirtlich ein ganz
gewaltiget Unterschied.«
»Das macht der Sonnenschein«,
sagte er galant. »Der verscheucht alle
Sorgen« s
»Fangen Sie schon wieder mit den»
Komplimenten an?'« schalt sie. ;
Einen Augenblick schwieg er. dannl
meinte er: »Es ist doch eigentlich et
was Sonderbares um das Wort
Wahrheit. Man wird dahin erzogenJ
immer nur die Wahrheit zu sprecheni
und befolgt man im späteren Lebeni
diese gute Lehre. dann wird man ent
weder ein Grobian genannt, oder man !
kommt in den Verdacht, immer nurJ
Komplimente zu machen.«
Frau Konstanze wußte nicht, wieI
es tam, aber ihr gesiel die Art und
Weise, in der Konnrih ihr huldigte»
und der der Freude, mit ihr zusam
mengetrossen zu sein« ossen Ausdruck
gab. Es machte ihr Vergnügen, sich
von ihm bewundern zu lassen und
seine Huldigungen entgegenzunehmen.
Und so beeilte sie sich auch nicht son
derlich, nach Haus zu kommen, ja, sie
schlug ihm sogar vor, einen kleinen
Umweg zu machen. »Der Abend ist
wunderschön, wenn es Jhnen recht ist,
gßhen wir noch durch vie Schloß
-a ee."
s Und ob ei ihm recht war! Er war
berauscht von ihrer Schönheit, von
ihrem leisen Parsiim. von der Pracht
ihrer Toilette, von dem Rauschen der
seidenen Japani, von der Eleganz, die
sie umgab.
»Ist ei Ihnen recht, gnädige Frau,
wenn wir Ihre Packete nach Haus
schicken lasseni Dort kommt ein Sol
dat, der kann die Sachen besorgen.«
Sie willigte ein; er ries den Solda
ten ran und drückte ihm dann einen
Ihn r Trinksld in die hand.
· »Aber here Leutnant, Sie sind ja
eixherschtoenderC schalt sie, «siinszig
Psenn e hätten es doch auch geil-um«
«Un wenn er gar nichts betont
Isenhsttg währeesauchnochso -
«, meinte er. Aver, mene
v »Mehr-Ausschusse
henie so name-riet glwk ge
, warum soll ich da ans nein
Glückegefitdl heraus deute nicht einein
andern armen Teufel auch eine Freude
bereiten?«
»Das ift sehr hübsch don Jheten«,
lobte sie. und sie empfand das, was
ee gethan. don neuem als eine Er
dorgedrachte Huldigung. So schritten
sie denn, von ihrer Bürde befreit. im
lustigsten Gespräch dahin. und beide
waren enttäufcht. als sie früher, als
sie es erwartet hatten, wieder vor dem
Hause des Hauptmann Mehr-ins an
kamen.
I »Schade«, sagte er. »sehr schade,
Jgniidige Frau, es war so wunder
hübsch."
»Schade«, dachte mich sie. dann
aber meinte fie: »Vielleicht führt uns
der Zufall einmal wieder auf der
Proinenade zufammen. im übrigens
vergessen Sie nicht: wenn Sie einmal’
Lust haben, mich aus einem Epoziee- J
ritt zu begleiten, brauchen Sie es mich;
nur durch meinen Schwager wissen;
zu lassen.« i
»Wenn es Ihnen recht ist« ans-(
dige Frau. schicke ich Ihnen doch litt-ers
einen anderen Boten«, meinte er nnchi
kurzem Besinnen. »Unm- uns gesagt,
ich bin nicht gerade der Vorzug Ihre
Herrn Schwagers. der wäre sogar irn
Stande, mir im letzten Augenblick
Dienst anzusetzen, nur um mir dass
Vergnügen zu rauben. delonders seit!
dein heutigen Nachmittag-« l
»Was haben Sie denn da ange
stellt-t« fragte sie lustig.
»Ich habe den lriinrmften Kerl der
ganzen Kompagnie derartig due-no
tiscrt. daß er sich vor unser aller
Augen plöylich in einen Adonis ver-I
wandelte.« «
»,.Können Sie denn hnpnatisiren?'
erkundigte sie sich neugierig.
Reine Ahnung", erwiderte er lu
stig. »Eine nusaeauetschte Zitrone hat
mehr annvtismus in sich. als ich in
mir. Die Sache glückte nur aus mir
selbst unbekannten Gründen.«
»Warum machen Sie denn aber
auch solche Ihorheiten?' schalt sie
»Ja, waruin?" sragte er tiefsin
nig. »Es liegt in Ihnen nun doch
ein eigener Reiz, und dieses Leben
wäre noch elender, til-z es so wie so
schon ist. wenn man nicht ab und zu
durch eine kleine Thorheit siir Ab
wechselung sorgte·«
,.Werden Sie nur nicht wieder pessi
mistisch«, bat sie. »Ich habe mich ge
freut, daß Sie Jhre gute Laune wie
dersanden.« und jetzt zum Abschied
sangen Sie von neuern an zu llagen.«
»Die Sonne geht auch wieder un
ter«, sagte er.
Sie that· als hätte sie seine lenten
Worte nicht gehört oder wenigstens
nicht verstanden nnd reichte ihm zurn
Abschked die Hand, aber als er sich
niederbeuate, uin sie zu küssen, wehrte
sie ab. »Erstens küßt man aus der
Straße einer Dame überhaupt nicht
die hand und zweitens küßt man tei
nen handschuh«
»Ich weiß, meine Gnädigste«,
stimmte er ihr bei, »aber wir sind
hier nicht mehr aus der Straße. san
dern aus der Schwelle Jhreö Hauses.
Und außerdem kennen Sie sa auch
wohl das alte Wort: »Kann man
nicht küssen. was man möcht', na.
dann küßt man, was man hat."
Fiir einen Augenblick dachte sie da
ran. den handschuh abzustreisen« dann
aber besann sie sich eines anderen.
«Lassen wir trohdern den Handlusz sür
das nächste Mal.«
Mit ganz traurigen Augen sah er
sie an. »Mus; das sein?"
Sie wollte über ihn lachen. aber
irgend etwas, über das sie sich selbst
nicht klar war. hielt sie davon zu
rück, und ehe sie eigentlich wußte, wie
es gekommen war. hatte sie nun doch
den Handschuh abgestreift. Stürmisch
ergriss er ihre Rechte und drückte ei
nen langen Kuß daraus. »Ich danle
Ihnen, gnädige Frau.«
Das klang so warm, so ehrlich.
daß sie merkte, es war ihm wirklich
Ernst mit seinen Worten, und als er
sie nun noch einmal mit seinen gro
ßen dunklen Augen ansah, da sühlte
sie. wie ihr das Blut in die Wangen
steigen wollte. Mit einem schnellen:
»Aus Wiedersehen, herr Leutnant',
sperabschiedete sie sich von ihm, und
’wie in Traum sehte Konnritz seinen
Weg sort. Er hatte das Gefühl, als
ob er berauscht wäre. noch nie war
ihm so zumuthe gewesen wie seht»
Ganz mechanisch ging er noch ein-T
mal denselben Weg, den er vorhinj
an der Seite der schönen Frau u
riickgelegt hatte, er sah sie im Geiste
neben sich- er hörte ihre Stimme
und ihr helles Lachen, er athmete noch
einmal ihr Parsünn er hörte da
Nauschen ihrer Kleider — er war
total verliebt.
9. Ka p i t e l.
Major Gebhard war vor einigen
Sarg-en mit seiner Frau vom Urlaub
se ckgekägy und auf seine Veran
s ssuiäg M onlltersiellsiech heiiettedikbend
orvo We w -
milienbsdessusataillmiän u eiseam
wo en aus-nen m ro n
ist-Tän- es »Juki«-«
en mit
when rüst, var es doch wenig
etne sbtoechselung in der
stillen Sommersaison, arn meisten
aber freute sich der Bittgertneister
darüber, der hatte am Vormittag
»von dem Masor ein großes Lob über
»die vortreffliche Aet, in der er in der
Zwischenzeit das Oatatllon gefiiHrt
httn geerntet, so befand er sich in
der allerbesten Stimmung. und die
wurde womöglich noch dadurch ge
hoben, daß er die srohe Aussicht
hatte, wieder einmal einen Abend mit
Frau Konstanze zusammen sein zn
können. Je öfter er sie sah, desto
besser gesiel sie thin, und er glaubte
zu wissen. daß er auch ihr nicht
gleichgültig sei. Aber wenn er tros
dem noch nicht daran gedacht hatte,
das entscheidende Wort zu sprechen.
so lag das daran. das-, er ganz im
tiefsten Jnnern immer noch eine ges
wisse Abneigung gegen die Ehe ge
hegt hatte. Er war nicht mehr der
Jüngste, var allem oder hatte er zu
lange als Junggeselle gelebt und war
in vielen Dingen zu redantisch ge
worden, als daß er es sich.so ohne
weiters vorstellen konnte, wie das
alles werden würde, wenn nnn plötz
lich eine Frau »in seinen Räumen
herrschte, wenn die jetzt·alle An
ordnungen trai, wenn er in mancher
Hinsicht nicht mehr der alleinige
herrschet in seinen vier Wänden
war.
Lange hatte er laute Nachmittag
in seinem großen Lehnstuhl gesessen
und sich immer wieder die Frage
vorgelegt: Soll ich oder toll ich
nicht? Und schließlich hatte er sich;
dabei ertappt, daß er mit lauter:
Stimme ver sich hinfprach: »Ja. ichs
will ,ich will wenigstens nach ernst-;
hafter als bis jetzt versuchen, mir
Frau Konstanze-· Gunst zn erringen;
und gelingt mir das. dann verbrenne»
ich mich als Junggeselle und sieiaei
als Chrmann ans der Asche hervor.«l
Und er nahm sich vor, gleich drittes
Abend ichtveres Geschük anzufanremi
geplänlelt hatte er ja schon genug
mit ihr, das Borpoitenaeiecht, um
sich mililärisch auszudrücken war
bereits erfolgt. nun lani der Llngrifi
der hauptrnacht. i
So pfifs er denn ietzt, während er!
sich ankleiden-, ein lustiges Lied vor
sich din, als es plötzlich an die Tbiir
tlovitr. »Herr Bürgermeister, das-i
Adendessen iit aufgetragen«
»Um Gottes willen«, dachte er.
Dann zog er sich rasch feinen lieber
rock an nnd trat auf den Korridor.
wo seine Haushalterin ihn erwartete.
»Beste, liebste Frau Briirnmer. neh
men Sie es mir nicht iilsel." bat er.
»ich bin heute nicht zum Essen zu
Haus, ich gehe ins Rastatt-«
Die siennnte beide Hände in die
Seiten und sah ihn vernichtend an.
»Und das tagen Sie mir erst ietzt?«
»Seien Sie nicht böse«. bat er nach
einmal. »Ich habe total vergessen, es
Ihnen mitzutheilen.«
»So was darf man aber nicht ver
gessen!" fuhr sie ihn mit einem hoch
rotlten Gesicht an.
Er nahm sich fest vor, sich seine
gute Laune nicht verderben zu lassen,
in seiner fröhlichen Stimmung nahm
er ihr die Worte auch gar nicht ernst.
sondern meinte lustig: »Was Sie
sage-il«
»Was Sie sagen!« wiederholte sie
höhnisch. «Glauben Sie, daß ich
weiter nichts aus der Welt zu thunt
habe, als fiir nichts und wieder
nichts am Herd zu stehen und das
Abendbrot zu bereiten? Meinen Sie,
daß es ein Vergnügen ist, einundein
halb Pfund Spargel zu schalean Wer
soll den nun essen I«
»Na, Frau Briirnmer Sie wer
den schon tein Unmensch sein, wenn ich
Sie darum bitte.«
»Ich efse teinen Spargei. Das
könnten Sie, nachdem ich so lange bei
Ihnen im Hause bin eigentlich auch
wissen.«
»Ach so, ja richtig«, sagte er immerl
noch lustig. »Verzeihen Sie das:
hatte ich ebenfalls vergessen. Na,l
dann ißt Luise sie.«
»Und Sie meinen, ich hätte siir
daf- Mädchrn die Spargel geschiilt?
Reh dafür dante ich denn doch. Was
die ißt, lann sie sich gesiilligsi selber
tochen; siir die bin ich nicht da, ich
bin mir meiner Stellung im hause
voll bewußt. "
Der Bürgermeister sing allen gu
ten Vorsätzen zum Trotz nun doch an.
sich über ihren Ton zu ärgern. »Das
scheint mir denn doch nicht so ganz«.
meinte et. »denn sonst müßten Sie
wissen, dasz hier in diesem hause in
erster Linie mein Wille gilt. «
I »Ach nein, wirtlichi« fragte sie
stronisch »Das ist mir ja ganz
neu, aber in Zukunft können wir es
Ija so halten, ich bin nur begierig,
was dabei berauslomrnt, Ordnung
und Pünttlichteit ganz gewiß nicht,
und ohne die geht es nun einmal
nicht in der Welt. Sie wissen ja
gar nicht rnek was Ordnung ’ t.
viel haben S ja nie davon vers
den, aber seitdem die sogenannte
schöne junge lasWittwe anen den
stopo
ind s watlsnsinnia geworden?«
fuhrer Mrgerineistee sie an.
esa gar nicht daran« ,
gab sie gelassen sur Antwort, »aber
ich neiißte ja wahnsinnig sein, wenn
ich nach nichts aernerit hätte. Glau
ben Sie vielleicht. ich hätte neulich
beim Ausrönmen den Zettel nicht ge
sunden, aus dem Sie in einem sort
den Namen »Konstanze'· geschrieben
habe-ti«
Der Bürgermeister wurde ganz
verlegen. Jetzt erinnerte er sich auch,
daß er neulich, als er von einem ge
meinsamen Spazierrit: zurückgetow
jenen war. ihren Namen beständig auf
;ein Blatt Papier geschrieben hatte.
LWie hatte er den nur nicht vernichten
slönnent .
J »Ich habe eine neue Feder aus«
probirt'«, suchte er sich herauszuliis
gen, »und da ich gerade an die gnä
dige Frau ein vanr Worte schreiben
wollte. habe ich ihren Namen aug
probirt.«
»Jarvahl, nnd ein Herz herumge
inalt, mit einem Pfeil da drin, nnd
’ner ganzen Masse Bluts-irdenem die
innn ordentlich so heruntersiclerten
Ner, Herr Bürgermeister. das Leim
nen hat nun teinen Zweck mehr, mir
machen Sie tein X für ein ll.«
Der Bürgermeister erschrak. hatte
er wirklich ein Herz gemalt? Er
wußte es selbst nicht« Aus seden
KFall hatte er ein schlechtes Gewissen,
nnd um sich reinzuwaschen. wurde er
Frau Brilminer grab. »Und wenn
dem wirklich so wäre, was ginge Sie
dar- alles on Z«
Frau Briimmer lachte spöttisch aus.
»Nun wird’s immer besser. Was
mich das angeth Glauben Sie, daß
mir die Wirtbschast, die jetzt hier im
Hause herrscht, ganz einerlei ist?
Da rniißte ich ia gar lein Pflichtge
siibl im Leibe haben, und ich habe
Pflichtgefühl, das lassen Sie sich bei
der Gelegenheit noch mal gesaat sein,
here Bürgermeister. Ich bin siir Jbr
Wohleszehen verantwortlich und da
rum lann ich es nicht niit ansehen, wie
Sie seht leben und wie Sie nicht ein
mal mehr die Mahlzeiten innehalten.
lind glauben Sie. daß es mir einerlei
ist, was die Leute reden?'«
»Die Leute reden gar nichts!"
herrschte der Bürgermeister sie an
«So, meinen Sie?'· fragte Frau
Briimrner voller Hohn. »Ist-neu
wird natürlich lein Mensch sagen.
wie"er denkt, aber mir sagen sie es.
Sie sollten es nur mal rnit anhören,
»wir die Leute sprechen, wenn ich des
Abends selbst die Einläuie mache,
damit Luise, Oas- unersabrene !iind.
sich nicht üben-urtheilen lößt.«
»Und vor allen Dingen, damit sie
nicht die Prozente in die Tasche steckt«,
dachte der Bürgermeister, dann sagte
er: »Was die Leute iiber mich reden,
ist mir ganz gleichgültig.«
»Was? So weit sind Sie schon?«
fragte Frau Belimmer. »Na, aller
dings. wenn Sie sich selbst nichts
mehr daraus machen. dann tann es
mir ja auch einerlei sein.«' Und ge
ringschäkig wandte sie sich ab und
ging davon.
Am liebsten hätte der Bürgermei
ster sie zurückgerusen und ihr ganz
gehörig seine Meinung gesagt; aber
was dann, wenn Frau Btiimmer ibm
vielleicht, um zu beweisen, dasz sie die
Wahrheit gesprochen hätte, wörtlich
wiederholte, was Hinz und Kunz über
ihn gesagt hatten? Was dann? Sollte
e r dann diese Aeuszerungen als gar
nicht gefallen betrachten oder sollte er
sich deswegen mit den unter ihm Ste
henden in einem Wortstreit einlassen?
Nein, das durste nicht sein« aber ge
schehen mußte etwas, und es konnte
nichts anderes geschehen, als daß er
dem Gerede so schnell wie möglich da
durch ein Ende machte, daß er sich mit
Frau Konstanze berlobte. »Und als
erstes sliegt dann Frau Britmmer«,
beschloß er. »Schon deshalb dars ich
nicht länger zisgeem den entscheidenden
Schritt sit thun« denn lange halte ich
die Jinpertinenz und die Unverscharnts
heii dieser Person nicht atebr aus. Jch
werde einfach trank dabei.«
Untetdessen saß, Frau Briimmer
in ver Küche und aß Abendbroi. und
wenn Esie einmal eine lleine Pause
machte, urn Athenr zu holen, Faun
rieb sie sich vergnil i vie Hande.
»Jdchen« —-- see hieß Eva, aber sie
nannte sich selbst nie anders als
»Jdchen« p-, «Jdch:n, das hast du
einmal wieder sehr gut gemacht. Ob
ver Bürgermeister wohl wirtlich
glaubt. daß die Leute iiber ihn nnd
die schöne Wittwe reden? Leid thun
sollte es mir trotz alledem. wenn er
aus diese meine sromme Nothliige bitt
einaesallen wäre, aber der Wurm
lkiiinmt sich, wenn er getreten wird.
nnd ich bin ein Wurm, nnd wie muß
ich mich treten lassen! Mit welcher
Deliiatesse bat der Bürgermeister mich
sriiher behandelt, nie war er CWM
mich unfreundlich. und jesk Jch
eriftiere überhaupt nicht mehr siir ihn.
Nicht etwa, als ob ich ernsthaft daran
geglaubt hätte, daß er sich nrn meine
Gunst bewiirbe, und daß ich eisersiich
tig wäre. O nein, das nicht, aber ehe
ich zugebe, daß eine andere die Schwel
le hier überschreitet, mir Vorschriften
macht und mir womöglich die Wirth
schaftöbiicher lontrollirt, da habe ich
auch noch ein Wort mitzureden, und
zwar ein cslir ernftes. Na, für heute
habe ich ihm ja mal meine Meinung
über den Punlt gefagt. Ob es was
nützt. weiß ich nicht, auf alle Fälle
habe ich aber meinem herzen mal Luft
gemacht, und das thut wohl. aberles
zareift doch an", und unt lieb zu star
Ilem ergriff sie ihr Glas Braunbier
lund führte es an die Lippen. Gleich
darauf aber feste sie es wieder ab.
«Vfui Teufel, Luife, wie oft foll ieh
Ihnen sagen, ich bin es gewöhnt.
zwei Löffel Streuzuaer ins Bier zu
nehmen."
»Die find auch drin«, vertheidigte
ssich Luife.
I «; a, was Sie fo zwei Liiffel nen
Inen«, schalt Frau Briimmer, »ich
thabe Ihnen schon tausendmal er
zlliirL es gibt zweierlei volle Löffel.
.Fiir die herrschaft ift der Löffel voll.
swenn er bis zum oberen Rande ge
Ifiillt ift, fiir unsereins erft dann,
kwenn er darüber hinaus ehöuft ift«,
fund sie fuhr mit einem ßlöffel in
Idie Dofe mit Streuzucker und brachte
sihn fvo voll wieder heraus. daß Lage
Fsich dachte: »Warum fehiittet sie ni t
sgleich den Inhalt der ganzen Dose in
tdas Bier hinein, oder warum aiefrt fie
fnicht gleich das Bier in die Intervan
iDas wäre doch viel einfa r.«'
; Da llingelte es kurz zweimal. Das
;war das Zeichen, daß Frau Brümmer
Ierfcheinen lallte, aber die war noch
lnicht mit dem Essen fertig. »Gehen
ISie mal hin. Luife, und fehen Sie
mal nackt. was er denn n« will. er
müßte doch eigentlich fehon lange fort
em.·'
CFortfetzung folgt.)
Philadelphia hat einen bund der
singt, Chestet eine Katze die ganze Me
lodien smninn und Sharan Hill be
sitzt sogar einen hohn. der die Tonlei
ter lrähen lann, mehr bedarf es nicht
um den Anspruch Pennsylvaniens, ein
musikalischer Staat zu sein« zu recht
fertigen.
si- n- ·
Unter den Jägern auf die Mitgift
von Amerilanerinnen befinden sich ge
genwärtig zwei Prinzew Infolgedes
ssen sind geringere Titel zeitweise zu
Bargainpreisen zu haben.
i i- i
Der Mensch lann. was er soll; und
swenn er sagt: ich tann nicht« sa will
er nicht.
E d e Tzu Lade): «...·Fi·mf Monate hat dich der Uebetzieher gekostet, den s
dq trägste
L use: .J«.... ick mig- nix um«-sc