Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 07, 1911, Zweiter Theil, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    pfr- Weg zur Mutter:
Wette von Roman Albert
Meli.
Herrgott, hat sich der lleine Gustl
Listen ver elfjährige Sohn des Leh
ter-Ehepaares in KrispL schwer ge
trennt von seinen geliebtenBergen und
Wäldern und besonders von feinem
Reben Mutterl, an dem er mit allen
Fasten feines Kindetherzens hing!
Der Abschied vorn Vater, der ihn
persönlich nach Salzbutg gebracht
wurde erheblich leichter-, als Gustl
selbst gedacht. Nach ein paar Ermah
nungem wie: »Halt dich brav: mach
keine Dummheiten und lerne fleißiq«.
gab es einen kühlen Kuß auf die
Bangen, und Vater war draußen.
Noch hörte Guftl ihn mit Frau Mül
ler reden, doch konnte er nicht viel ver
stehen, nur die Worte: »Nicht verwöb:«
nen!« und »anhalten!« klangen ver
nehmlich und deutlich un scin Ohr.
B Ik Ist
(
III-»ewka »s- .
- Und so war Gustl also in Salz-!
burg; als tleiner Student, der sichs
kümmerlich von ein paar Mittags-l
fischen, die ihm gütige, wobltltätiges
Familien am Küchentiichchen serviren
ließen, nährte. und in dessen Lebens
nur hier und da von der Quartierszl
fran gest-endete Tassen diinnen Kas
fees einige Abwechslung und Er
frisch-Lag brachten. Trotzdem bielt er
sich so tapfer. wie er nur irgend
konnte. War ganz zufrieden mit sei
nem Schicksal, dachte fleißig an sein
Mutterl und freute sich auf Weih:
trachten
Mit einem Male jedoch nahm es
mit feiner Tapferteit, seinem Muth
nnd seiner Stärke plötzlich und jäh
ein Ende. Der Vater hatte aanz tun
geschrieben, Mutter wäre schwer trank.
man wüßte nicht. was daraus werde.
Diese Hiobsbotschaft war wie ein lal
ter Strahl in seine Rube eingedrun
gen und trieb ihn herum in rastloser
Anast, in bellonrmener RaitlosigleiL
So oft er nach Hause kam. fragte
er Frau Müller. ob der Brieibote da
gewesen sei, und immer wieder trieb
ihn ein ehernes »Nein« weiter. Von
Altar zu Altar: er kniete sich die Ge
lenke wund. Er betete im Wachen, er
betete im Schlafen. »Herr-gott, nimm
mir mein Mutterl nichts Nur das
nicht! Schick mir alles ,wag du willst
nur mein Mutterl las-. am Leben!«
Und er betete so. er betete andere-. um
doch immer wieder zu dsmieltscn Auf
tchrei aus seinem zerrissenen Kinder-—
betten zu gelangen: »Nimm mir
meine Mutter nicht!« Das war aleich
sam der traurige. schmerzliche Resrain
eines tranriaen Liedes-. das die in Fie
berbinen feedende Knabenseele iana.
Fünf Taae waren so verganaen
Noch immer hatte Vater nicht geschrie
ben. Diese Angst. diese Angst! Frau
Müller ionnte dieses- Knabenaefickst
iiker das der Jammer todtenblasses
Schleier und aramdolle Furchen ae l
breitet batte. nicht mehr ansehen. Sie,
die sonst so kühle, berechnende Frau,l
ließ sich zu warmen, gütigen Worten
desMitleids-herbei, ater immer schnitt
das ausbreitende Schluchzen des Kna
ben ihre woblgemcinten Reden in der
Mitte ab. Sie sah die hoffnungs
lssigteit der tröstenden Worte ein und
verließ lopischiittzlnd das Zimmer.
Nun hörte Guttl. wie sie draußen mit
irgend jemand sprach. Und er merkte
auf, denn es war inm, als habe er·
seinen Namen gehöri. Gespannt
twrchte er. Die schrille Stimme der
Quartierfrau sprach über ihn, das
stand fest. Aber was-» Er schlich sich
zur Thüre, um zu horchen. Jetzt
nannte Frau Müller den Namen sei
nes Vater-, und ganz deutlich klang
es herein: »Wie man auch nur so
hariherzig sein kann wie der Herr
Mien- der arme Bub liimmert sich
nnd thut sich herunter. Und ich darf
MS ja nicht sagen, daß es mit sei
ner Mutter schon so schlecht steht. Das
» »Ist mir der Herr Winter extra in den
sties hineingeschrieben t«
Fieternv vernahm der Junge die
Worte-. Der Tbränenftrom war ver
si-:at, vie Kehle troclen. Mit feltfami
kalter Schärfe überlegte er: also war
tscr Brieftrager doch da, und man
wußte, wie fchlecht es um feine Mut
. ter stand. Deshalb war man so
freundlich und gut zu ihm. Das alles
sagte er beinahe laut vor sich hin. Jetzt
nicht mehr weinen, jetzt gilt nur noch
das Handeln. Sein Entfchluß stand
fest. Nur nichts merken lassen.
Endlich ivar es Nacht und Zeit
zum Schlafengehen Wie langsam
« waren heute die Stunden veraangenl
Gustl war es beinahe, als könne er
fssz spüren« daß er in der Zeit von der
P Nachmittagsfchule bis jetzt merklich
Iltee geworden fet. Er Jst-, wie Frau
Uliller die Thüre ihres Zimmerö hin
ter steh zuschloß. Er hatte aufjubeln
passen, sehan und jauchzen zu
.doch nein. .inan könnte
See hMlsörenl Nur nicht rühren, man
Its-hie ihn sonst wohl halten!
- Leise klinkte et das Fenster auf. Es
var nicht sondeettch M das konnte
et schau satt-M Zur-litt in das Zim
yet hist und Mantel genommen, und
Inst —- fteht arti der Straße. Es
TM the-, wie er leife und vorsich
· as den häutet-sauern entlang
W; aber es wird kbm bald war
Da er tat schnelle Geben kommt,
ia er M Castel-, an den besten·
. vorbei allein auf der
äw—j«q-k»
nach Hallein iiihrenden Linditraße
sieht glüht er
Sein Herz pocht Er hat Angst
Mitten in der Nach. altein auf weiter
iStrecle zwischen einsamen Feldern
Er spricht sich selbst Muth zu. Nur
weiter nur weit-« r! »Lieber Gott« laß
mein Mutterl warten, bis ich bei ihr
bin. Nur noch zehn Stunden! Lieber
Gott, ich bitte dichl« Und seine«4
Schritte werden immer schneller, tm l
mer folgenden Wie ein non Verfol
lgern gehehtes Wild rast er vorwärts
Nicht rechts noch links schauen! Nur
immer geradeauss Dort isi das Ziel:
die Mutter!
Halleins Guftl passirt die kleine
Stadt: es wird etwa drei Stunden
nach Mitternacht sein. Und er rech
net sich vor: der halbe Weg. »Noch
fünf Stunden und ich hin bei dir,
Mutterl!" Die Füße schmerzen imb
sein Körper ist in Schweiß gebadet.
Kaum lann er noch. Aber nur jetzt
nicht müde werden. Um Gottes
willen! Da wäre ja alles umsonst.
Nur weiter .. .. weiter! Und er biegt
ab von der großen Landstraße
und sieht den Wald vor lich. Einen
riesigen weiten Wald zu dessen Sei
ten der Wildbach floß. Gustlg Zähne
tlappern auseinander vor Angst. Er
weiß, daß da Eulen und Schlangen
hausen. Aber er will tapfer sein« Er
könnte auch cinen andern Weg neh-«
men. doch der ist um zwei Stunden
weiter. Und eine unsögliche. matternde
Angst peitscht seine Schritte zur dop
pelten Schnelligleit auf. Ein vorhan
gender Zweig schlägt ihm eine tiefe
rotbe Schratnme übers Gesicht. Aber
nichts tann ihn halten, schon ift er
nah.
Endlich ist er oben am Berg: in der
Ferne schimmert das Kreuz des Kirch
thurmes von Krispl aus dem däm
mernden Grau des herausziehean
Morgens. J
Schon sirbt et sag Von-. Jener
kann ihn nichts mehr halten. Er läuft
bin, schneller. als er selbst je laufen zu
können geglaubt hätte, nnd pocht stür
misch an die Thüre.
Drinnen bat man's vernommen.
Die Mutm war aus ihrem leichten
Schlas ausgesabren: »Jesus, ’5 wird
doch nimt mein Gustl sein? Jch hab'
gestern und beut von ihm geträumt,
und seit der Zeit wird’g immer besser
mit mir!«
Die Wärierin bört gar nicht bin,
sie fürchtet sich beinahe ein wenig vor
dem Oessnen. Jeyt brebt sie den
schweren Schlüssel um. »Um Gott«-IS
willen«, schreit sie. Jest ist er’s wirk
lich. der Gustl!« Der aber stürmt
schweißiiberströmt, Blut im Gesicht,
weiter, an der Wärterin vorbei, ins
Zimmer, ans Bett. Da werden plötz
lich wieder all: Thriinen stei. die ee
acwaltsatn seit seinem Entschlusse nie
bergebriiett hatte. und aufschluchzenb
in Glück unb Seliateit bricht er über
der Brust seines Mutterlg nieder. Die
richtet sich mühsam aus, leat ihre
blassen Hände auf Guitls schweißnafsr
Haare nnd sliiftert selig: »Geber« bra
ver Bub bu!«
C- Q —
Ei- bat lange gedauert, vie- isjiifti
wieder richtig geworden ist. Vom
Bett der Muxter weg mufkte er selbst
aufs Reantenlager. Eine Lang-Inein
ziindung hielt iyn Lang-s daran ge
fesselt. Aber seltsam, die Mutter
machte seit jener Stunde cneilenmeite
Fortschritte zur Genesung, und es
dauerte nicht laiine, da tonnic sie schon
selbst ein wenig zur Pflege ihre-Z lie
ken, braven Buoen beitragen.
Dem Lebesr Winter war ja das al
les nicht willkommen gewesen Lief-,
eg- sich doch aar nicht inii seinen stren.
gen Grundsätzen vereinbaren, aber der
Ernst der Situation am Krankenlager
der Mutter und zugleich seines Sob:
neg verbot sederlei Anspielungen. So
mußte Vater denn alles hinnehmen,
wie es kam, und fand schließlich; als
er die Genesung der beiden mit Rie
fenscheitten herankommen fab, selbst
alles in Ordnung. Gelobt freilich bat
er Gustl ob seiner heldenreichen That
niemals-. Das konnte auch wirklich
keiner, der Herrn Lehrer Winter und
seine Anschauungen in punrto Sentii
nientalitiit oder Leidenschaften tannte,
von ihm verlangen.
Visite Ietzpeetsh
Die aus Sibirien eintreffenden Be
richte über »die diesjiihrige Beute der
Pelzjiiger lassen hoffen, daß gegen
Schluß der Saison di: rastlos steigen
den Pelzdeeise sich verringern werden
Die Preise, die in den Pelzgegenden
gezahlt werden« sind bereits herunter
gegangen. Für hernielinpelze, die iin
dergangenen Jahre drei Rubel für den
Pelz einbrachten, wird heute nur noch
ein Rudel bezahlt, und der Eisfuchs,
der in der leiten Saifon den Pelzni
aern 30 Nabel fiir das Stück erzielte,
kostet · t nur Is. Wenn dieser gün
stiit A ang sich fortsesi. so darf man
hoffen, dass die Wem-Ieise in Zukunft
wieder etschwinglich werden und daß
die Nachahmnnaen zu denen man
deute oft seine Zuflucht nimmt,,in ad
sehbarer Zeit wieder verschwinden
sandige-L
Amtmanm «. . » Sie transportiren
den Arteftanten also zum Gerichts
Kgnä tx« Freschdaufeni Bissen Sie
M - Mein — aber der Irre
M M III-«
, Die erfolgreiche Kur.
Humoreite von is. b. Partien-id
Dr. need» Hans Herrnann Stein
war in Verzweiflung. Hätte er sonst»
wohl seine Sprechttunde oersänint,1
in welcher sein alter Diencr Fliegen«
sing nnd wo eine ungeaynte Aus-I
regung sich des Herrn wie des Die
ners bemächtigte, wenn einmal die
Flurgloche schellte? Ach, selten ge-«
nug passirte es so wie so. und wenn
der alte heinrich eilig öffnen ging.
weil ein altes Weibchen mit zagen
dem Schritt nahte, so war es gewiß
eine, die junge Hühner, frische Eier
oder Bauernliise anbot.
Geitern Abend hatte es zwar stür
misch actlingelt, die Hausfrau von
unten wars gewesen, die mit ste
hendem Ruf »Herr Doktor, retten
Sie meinen Hans« an sein mitfüh
lendes Here aebocht limite.
Mit erhobene-n Haupte war er ibr
aesolat. riielsichtelos sein Abendessen
im Stich lastend, galt ers doch einem
Wert der Nächstenliebe ein Men«
schenleben stand aus dem Spiel, da
galt ee tein Zögern noch Söuthnl
»Hier liegt er« dell erglänzt:
ein Streichho!z, und als das trübe
Licht sich zum Brennen entschlossen
hatte, da sah er aus dem Sofer, sast
im Verenden, Hang -— den rappr
gen Hauetater, der sich an einer
Maus verschluckt hatte.
Hätte er wütlzen sollen, toben?
War es nicht auch eine Kreatur, die
da vor ihm sich wand in ibren To
desängstens Mit schnellem Griss
besreite er dac- unaliialiche Thier
und begleitet von den Segenswiins
schen der haussrau und ihren Fra
gen nach ihrer «Schuldigteit« konnte
er nach kurzer Frist wieder zu sei
nein kalt gewordenen Abendbrod
eilen. ;
Das war gestern Abend gewesen,
und betete Früh hatte er all seinen
Groll, seine Verzweiflung hinausge
tragen in die Natur, hier floß Ruhe
und Balsam in sein tiss verwundetess
Herz.
Im grünen Moose lag er sinnend
und Stunde um Stunde verrann.
Längst hätte er zu Hause sein müs
sen, --- aber es kam ja doch Rie
niand, vielleicht wiirde er heute zu
einem kranken Hunde geholt?
Mochte verendenk —- Er war doch
in des Kuckucks Namen kein Thier
arth Hatte gelernt und gearbeitet,
war der liebste Assiitent seines hoch
verehrten Professor gewesen und
hatt: dann seine vielversprechenden
Aussichten ausgegeben, um sich in
dies gottverlassene Nest zu begehen,
wo er zum Katzendoktor degradirt
wurde!
Es war, um auf die Bäume zu
klettern! Und weßhalb hatte er den
Unsinn begangen? llm ein haar
blaue Augen, um blondes, seiden
weiches Haar, das ihn fester hielt als
das stärkste Schissstau --- war das
nicht Narrheit? Aus der Reise hatte
er sie kennen gelernt, aus dein
Schiff, als es die blaue Adria durch
furchte, und sie hatte ihm Namen
und Heimath genannt! So war er
seinem leuchtenden Jdeal gesolgt,
und jetzt sasz er als unprattischer,
praktischer Arzt in Krähwinkel und
hatte seit sechs Wochen erfolglos ver
sucht, sich ihr zu nähern· - Von
hier hatte er den Blick aus ihr
Haus, dort lag die stattliche Villa
unter Bäumen halb versteckt. wo sie,
weit vor den Thoren der Stadt, mit
ihren Eltern lebte. Sie gingen viel
aus Reisen, die alten Herrschaften,
die sich dem kleinstiidtischen Verkehr
gegenüber so ablehnend verhielten,
daß es sast unmöglich erschien, -dii
Schwelle ihres hauseo zu betreten.
Und doch ,er mußte sie wiederse
hen, seine holdselige Else, wie er in
Gedanken das sugendschöne Mäd
chen, mes dessen blauen Augen ihm
ein ganzer himmel entgegenleuchtete,
zu nennen pflegte. -- Aber wie —
Doktor Hans lag griibelnd in dem
weichen« Moos und schaute sorschend
hinüber nach dem Hause. das sein
Glück bota- «
Cr merkte es nicht, das-, die Zorn-F
niersonne nur noch sahle Strahlen
durch die immer dichter sich aus
thiirrnenden Wolten sandte, und erst
als leise der erste Donner in weiter
Ferne grollte, wurde er unsinni
sam. Mit Kennerblick schaute er den
hleisarbenen Himmel an, von oem
die Sonne gänzlich verschwuner
war, dann jauchzte er auf: ·-— »Ich
hat-M —- und mit langen Schritten
rannte er der Stadt zu, die er mit
den ersten Regentropsen erreichte·
Jn seiner Wohnung angekommen,
packte er sein rhirurgischeö Bestect,
Verband-lachen aller Art zusammen.
sah befriedigt aus das immer toller
hereinbrechende Wetter und herrschte
dann seinen treuen Diener an: «eine
Droschtes aier schnell« —
,,Bei dem Wetter? Wollen der
here Doktor nicht wart-ni« wagte
heinrirh zu bemerken. denn die
Blise slamrnten nnd die Ninnsteine
tonnten die Regenmengen nicht mehr
fassen.
»Schnell, es eitt«, und mit Alt
beinrieh zugleich stiirmte er die
Treppe herab.
Mit Mühe ward ein Kutscher ge
funden. Die dreifache Tore machte
ihn willsähriz nnd während der Re
MAX-IM- f
Igen niederprasselte und die Blice den
Weg in ein Feuermeer wandelten
»gtng der halt-blinde Droschrnganl sei
nen Weg der Vikta anr Walde ent
gest-!
Unter Donnerkrachen und Blitze
sprühen ward die Van erreicht der
Wagen rollte davon und lant und
gebieterisch ballte die Thürgloeke
durch das stille Haue-. von Doktor
Steins zitternver hand gezogen.
Verwundert öffnete ein nettes
Studenmiidchen. »Wo ift der Pa
tient« -—— nnd tnit Bandagen nnd
Pflafterkasten irn Arm wollte der
Doktor Hans die Treppe hinanfstiir
men. Das Mädchen stürzte an ihm
vorbei. riß eine Thür auf nnd ver
schwand. s
Aber dann kamen fie von allen
Seiten. der Herr des Hauses nnd
seine Gattin, die Dienerfchaft und
ganz zuletzt glänzt: es auf von gol
denem Genick
Doktor Linn-:- Hertnnnn Stein
ließ sich nicht stören. »Bitte, wo ift
der Patient?" klang die erstaunte
Gegenst-irae des Hausherrn »Nun,
der alte Herr, der iich den Arm ge
brochen bat«. Neues Staunen. —
»Mein Name ift Dr. Stein« ich
mußt-.- sofort kommen« O »
,.Bei dem Wetter!« ließ sich die
hausfrau vernehmen. Endlich hatt:
der Hans-here sich gefaßt. »Ich be
wundere Jbr Pflichtgefühl, here
Doktor-, welches Sie in deinWetter
hinan-strich um einem Kranten
.fchnell zu helfen, aber es muß sich
nin eine Verwechseluna handeln, hier
sind alle Arme nnd Beine in bestem
Zirstande." — « Verwirrt, zö
aernd satt Hang von einem zum ans
dern. Dann drückte er seinen Kasten
an sich nnd mit einer Verbeugung
schien er die Hanstbiie gewinnen zu
wollen.
Da trat die Hausfrau an feine
Seite. »Nein. lieber Herr Doktor,
Ihr Wagen ilt fort« und in das Wet
ter lassen wir Sie nicht hinaus. Eife.
beforge den Kaisertifch« —
»Gniidige Frau find zu liebens
würdig« — allerdings nach der Auf
regung« - s—
«...-ie ti: fänftigeu wir bei einer Ci
aatr:, lieber Doktors· Behaglich
lächelnd faßte der Hait«herr ihn am»
Arm und führte ihn i ein freund-!
lichez Gemach, too Elle, bis iiher dieI
Ohren erglüht, ani Kasseetifch ihres
Amtes toaltrte. »
»Sollte-i wir uns nicht fchon voni
der Jtalienreise lennen", ilüfterte sie
hold erröthend. Nun gab es ein leb
haftes Hin und Her. Welch« glück
licher Zufall. welch angenehme Aus
sicht auf näheren Verkehr in dem
elenden Nefts 4
Und als tieiathm nd Doktor Hatth
die freundliche Van verließ da ian i
len schon die Atendschatten aui viel
Walderle in der er heute früh so
verzweifelt im Mooik gelegen
Dem erften Befnch folgten viele
andere und als der neue Len! die
Erde hräutlich lchmiiette da schlang
mich in das Goldbaar cflles sich der
Morthenlranz. Und als die hoch
zeitereise die aliicklichen sen-ei wieder
auf den Adriadmnpfrr geführt da er »
söhlte Tr. bang feiner aliiellicbenl
l
Gattin von der erfolgreichen Kur!
—--—-.-- «
Its-erneu- dswhturuh
Jni Geleite der alten Prochtstoife,
der Ta:naste, Brotars und Samrnete,
ist auch der vielfach veriierte Schuh
wieder erschienen. Allerdings- von den
sfrtravaganzen der Zeiten, in denen
einst jene Stoffe die Mode beherrsch
ten, hält sich der most-tue Schuh fern·
Der zierlickiz Nototo Schuh ist es, der
iioer den breiten amerikanische-i und
den iiberlangen französischen Schuh
den Sieg errunaen hat, der Schuh
mit dein hohm Absatz, der schon dek
bald bei der Frauenwelt in Gunst
steht, weil er den langen Linien. ohne
tsie heute nun einmal lein: Schönheit
der Gestalt denkbar ist, noch etwas
eusetzt. Aber nicht nur in der Form.
sondern auch in der Ausstattung darf
sich der moderne Schuh mit jedem sei-:
nee Vorgänaer messen. Namentlich der»
Ball und Gesellickiasteschuh ist des
Füßckiens. das er schmücken und schü
nen soll, würdig. Den Material nnd
Verzierung muß er sich der ietoeiäigen
Toilette der Tröacrin anpassen. Zu
einer duntlen Rot-e wird sie den vor
nehmen Sammetsehuh wählen. dessen
tieses Schwarz durch eine Schnalle
von Aesgold oder Stroh-Steinen ge
hoben wird. Allerdings ist der Seien
metsehuh nur den Frauen anzurathem
die auf besonders tleinen Füßen durch
dieses irdische Jammer-that
l
pilgerm I
die anderen werden lieber den schwur-«
ten oder sarbigen Atladschuh tragen.
«der seit weniger ties ausgeschnitten ist
als sonst. und dessen hoch hinausgehen
des Fahl-satt ganz mit Perlen oder
Stickereien besetzt sein darl. helle Ge
sellschsstclleider erfordern einen gleich
sarbiaen Atlasschuh: ist dieser ttes
chnttteen so wird er durch ein
reich ibesicktes anlband festgehal
ten. Sehr drastisch. weil zu allen hel
len Kleidern passend, sind die wunder
bltbscken Schuhe aus Gold- oder Sil
berbrolat, die in ihrer lxuchtenden
Pracht an Aschenerdeks gläsernen
Pantoffeln erinnern. »
—.-—--—-·s
Junge Frau: «. .. Nichts erlaubst
Du Inset Wenn das so weitergehn
kehre ich zu meinen Eltern zurückt«
Mann: »Das erlaub« ich Ditt«
»M- H-» sc---—sp-Li« j-- - - ...-------—- J, - Ja ,
sassssesssrrern
Der selige Mart Twain hat der
deutschen Sprache einmal den wahns
tsn Vorwurf gemacht, einige ihrer
Wörter seien so lang, daß sie im ge
druckten Zustande perspeltivtsch wirt
tui. Eine italienische Zeitschrift, die
assendar noch tenerisenere Ansichten
iider unsere Sprache hat« verössentlichr
nun zum Vergleiche ein paar beson
ders lange italienische und französisch
Wörter und setzt diesen als Schläger
ein langes eutsches Wort gegenüber,
vor dem die Länge der anderen Bei
spiele zu nichts zusammenschrunipst.
Als längstee italienisches Wort wird
dort als Adverbiuin »preripit:valissi:
mevoltnente" angeführt, das 11 Sil
den hat und aus 26 Buchstaben be
steht. Im Französischen finden sich
die folgenden Adverhien, die auch nichts
gerade lurz zu nennen sind: »antiron:
stitutionnellement, deconstitutionnali:
sationnellenrent, pseudopatallelipipedi
cationnelletnent«. denn sie bestehen
aus 25, III und sitt Buchstaben Und
nun daa deutsche Wort. das noch län
ger ist«-» Es hat 104 Buchstaben und
lautet: »Virivaldstätterseedampsschiss
iahrts attien gesellschasts aber verwal
tungsraths bureaudieners uniform
lnopspolitur«. 104 Buchstaben find
hier allerdings hintereinander gereiht
und es steht wirklich ein Bandwurm
»da, dessen einzelne Bestandtheile deut
sche Wörter sind: aber das Ganze ist
lein deutsche-.- Wort. wenigstens leine,
dag- irgend ein Deutscher jemals
Ischreiden oder sprechen wird. enn
lman die Fähigkeit der beut then
Sprache, Zusatnrnensetzungen zu dil
» den, die sie mit der griechischen theilt,
»und um die sie den übrigen Kultur
sprachen Europas überlegen ist« miß.
brauckt, kommt man natürlich zu
Sprawungetbiiniem gerade wie man
es itn Fransössschen und Jtalienischen
auch thun könnte.
bin sie-Ilsenstein Ins-leier- I. «
Jn einem alten Werle finden sich
folgende Roten des Herrn von Bera
lis, Jnfveltoks der Brienner Milstär
schale, über den jungen Bonaporte,
die arn l7. Oktober 1784 dessen Aus
nah-ne in die Pariser Kriegsfchnle
veranlassen: »Herr von Bonapnrte,
geboren nnt lö. August l769, 4 Fuß
10 Zoll ll Linien. Gute Konstitu
tion, vortreffliche Gesundheit nehorz
sam, ehrlich und dankbar, sehr ordent
liche Ausführung großen Fleiß file
Mathematik, tennt sehr vqsfab:l Ge
schichte nnd Geographir. Sehr schwach
in Latein und schönen Wissenschaften
Wird einen vortrefflichen Seenmnn
geben« —- Und was ist wahr gewor
den von dieser fchnlmeistetlichen Men
fchentenntnißP
W
Jeden las wartet ee pünktlich aus«
die Theseus-se Ists Bretter-Uni.
Der »Franti. Ztg.« wird auc- Un
aarn g-:fchrieben: In unserem Mann
ten Badeorte Piftvan besitzt der lei
tende Ztationgsbeatnte des Bahnhafs
einen mächtigen Bernhardiner, der
sich ganz in die Gewohnheiten des- Ei
fenbahndienftes eingetebt hat. Das
etwa fünfjährige Thier bewegt sieh
ftändig auf dem Bahnfteig und pflegt
dort auch ganze Stunden vor der
Thiir feines herrn ruhig zu verfchla
feu. Nur zweimal am Tage unter
bricht der Hund präzise fein Nicker
chen, und zwar bevor die beiden gro
ßen Jageszüge auf der Strecke Vuda
peft Berlin und umgekehrt einlaus
fen: das sind nämlich die einzigen
Schnell-füge mit Speifetvagen. Und
noch ehe der Zug aus der einen Nicki
tung zu hören ift, ift der Bernhardis
ner auf und raft ihm entgegen. Wie
klug nun das Thier ift, tann man
daraus erfehen, daß es genau weiß,
an welcher Stelle ei- den Sdeifewagen
zu erwarten hat: der Mittaaszugs
führt dieer am Anfang, der Abend
zug am Ende. Und noch während der
Zug fährt, fvringt das fchlanle, ziem
lich große Thier auf die Wagentreppe
sind beariißt laut hell-end feine
Freunde, die Köche und Kellner des
Speifetvageng, die ihrem alten
Stammgafte die töftlichften Leckerbifs
sen reseroirt haben. Do gibt es denn
tagtäglich herrliche Knochen, mächtige
Apistik ja sogar — troß der enorm-n
Fleischpretset —- hin und wieder
Fleischftiicke.s Aber da heißt es auch,
sich knnhaltem denn die seit drängt,
der Disun hätt nur eine einzige Mi
nute. Der Hund aber weiß sich Ratt-.
Mit den Vorderpfoten schleudert er
alles rasch aus die Erde. ieckt schnell
dantbar die band des freundlichen
Streut-ers und hellt dem davonrollen
den Speisewagen noch einen kräftigen
Dantesgruß nach, bevor-er an’s Ver
zehren all der kostbaren Dinge gkdki
Chinafltche Ieise-Treus Messer.
Die Modernisirung des« FIVW
lebens in China macht weitere n«
schritte. ,,Jn erster Reihe«. so W
tete die altchinesische estehotsomismui
tiir die chinesische Frau, »Das VIE
Miidchen dem Vater zu gehorchen.
später die Frau dem Manne und nach
dessen Tode dem Sohne!«» Die Jn«
ieressen der Frau mußten sich. in den
unteren wie in den overeu Schichten
des Volkes, aus das Haue-wesen, den
Kochtops und die Scheere beschranten
Um si: vollends zu unterdrücken taur
das Institut der Polngainie, das die
Sitte des Fußbindenxs in sich schloß.
und das untergeordnete Verhältniss
hinzu, das die Frau in Lilian zu In
rer Schwiegermutter oder. toenn sie
nur Nebensrau ist. zur Hauptsrau
des Mannes einnimmt. Diese Knech
tung beginnt jept endlich auszuhoreir.
Wie Dr. Maruuitian Krieger us
»Ostasiatischen Llond«' erzählt haben
vor allen Dinzreu die Aueliinder seit
ihrem Erscheinen in China in das Le
benoelend der chinesischen Frau man
chen Lichtbliet gebracht: der Uni
schrnung ltuin Besserein der sich da
vollzogen hat, wird so recht deutlich
wenn man heutzutuae in einer besse
ren chinesischtn Familie zu verkehren
Gelegenheit hat. Heute wird man
nicht selten der Hausfrau des Hauses
dargestellt, die sehr häufig bei Tische
erscheint nnd, iuie man aus der tin
terhaltung ost entnehmen tann, it
.,rebuo douiestiria« selir wohl das
Zepter sitt-tri- Tie Töchter erscheinen
und beginnen mit dem Gaste eine
englische Konversatiou und plaudern.
vertrauter geworden, aus der Schule
und von ihren spdrtiichen Erfolgen
aus dein Ziveirnd und im LasnnsTen
nis. Frauen und Töchter sind nich-«
mehr so teht an·o Haus gebunden wie
ehedem und seitdem der Prinzreaent
in weiser Voraussietu besonders der
Reform des Mädcheuschulwesens seine
Aufmerksamkeit toidmet und d"
Töchter des Hauses in fremden Stirn
chen und Musit auch außerhalb des
hause-·- erzogen werden. soqar ein
Lebterinnenseniinar in Peting be
sieht, steht dein iutelliaenten chines
schen Mädchen die Ibiire in’s Frei-.
essen Uebriaeus hat auch unser
Kinderziarten in China bereits seinen
Ein-tun gehalten Freilich ist dass
Loog der kleinen Chiueien und tflii
nesinnen sonst noch vielfach demitlei
dengioerth und der Eilavenhaudel
steht trotz aller Anstreuaunaen itist
est unterdrücken noch in hoher Viiitlie.
—"·——
Beim Lin-kannst
PaIienk »Wieviel bemägt meine
Schuld, Here Saiiitäistall)?«
Arzt: »Wer-W Matt «
Der Paliem leat zwanzig Mark
auf den Tisch und will aehen
Arzt llauiek sprechend» »Ich sagt
vierzig Mark.«
PalienlJ »Du hol die Kur also dont
nichts geniin - denn ich höre auch
ietzt nur vie Hälfte von dem, was ge
sprochen wide
Futtles Miåveelliinsniü
Siuviolus lam lfiglaufplakseit
»Mit ist die Uhr sieh n lieblichem und
nun möchl’ ich gerne wissen wie spät
es ist Sobald ich aber zu einem
der Schlilllchnbfahmidm sage: »Hälts
nen Sie mit nicht. " da -- hast IN
mich g leh’n — ist et auch schon ver
schwanden!«
Arniek Viert-!
Vater ldas Schulzeugniß seines
Sohnes lesend): »Für Deutsch eine
silan Junge, Junge, Du machst
mich Sorge! Stuf mich nur mal, von
wem let-ist Du das schlechte Deutsch?«
—- -Z"—'
»Aber, Herr Moll-Ha warum ach-en Sie drum zur Regt-siegen imme
mit zwei Schirmen ais-»
— »J- nuu, wenn der eine naß wird" s— « —