Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 31, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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Ver Findling «
Von D-. F. Fronzelu
E- wollte Frühling werden. Jn
den Modezeitungen war der »Der-riet
Cri« aus Paris abgebildet und die
Einwohner des tleinen Städtchens
machten sich auf den Weg zu ihrer
Schneiderin Und Kaman Renner
war. um ihre eigenen Worte zu ge
brauchen, «bio auf.« den Tod mit Ars
beit überhäufi". Vom frühen Morgen
bis spät in die Nacht hinein flog ihre
Radel eilfertig hin und her. Wenn
die Bevölkerung des Städtchens längst
der Ruhe pflegte, dann weilte das
Surren ihrer Nähmaschine in ihrem
tleinen Stäbchen laute Echo-L die von
Mühe und Arbeit erzählten
Das Schicksal hatte sich Kaman
Renner gegenüber nicht von der hoch
herzigsten Seite gezeigt. Als ihr Va
ter vor 25 Jahren das Zeitliche ge
segnet, hatte er ihr das kleine, ftart
verschuldet: Häuschen auf der tleinen
Anhöhe am Ausgang des Städtchens
hinterlassen. Gegenüber der großen
Schuldenlast verschwand das tleine
Eintomnien, das ihr das Klappern
ihrer Scheere und das Surren ihrer
Nähmnschine einbrachten, wie der
Tropfen auf dem heißen Stein. Es
reichte gerade hin zum täglichen Brot
zur Begleichnng der Zinsen an jedem
Quartalserften nnd zur Anfchaffung
eines einfachen schwarzen Kleide-.
Ueber diese bescheidenen Ansprüche
hinaus Ivar ihr dag- Leben eine Terra
Jncognita
Jhre einförmige, wunschlose Eri
itenz hatte ihr nie Zeit nnd Gelegen
heit zu einer Liede, einer Freundschaft
geboten und sogar die menschliche Ge
sellschaft in weite Ferne aeriickt. Sie
wußte nicht, daii es in ihrem Herzen
eine gähnende Leere nat-. die nur die
Sympathie eines Menschen zu siillen
vermochte.
Kaman Renner stand vor ihrem
lleinen Tisch, der mit Riihuteusilien
reichlich bedeckt war, nnd probirte mit
ihren Papier-anstan. wie sie die Thei
le des Rock-es aus dem nur tnavv be
rechneten Stoff herausbringen tonnte.
Die Hönaelamve wars ein matteg
Licht iiher ihre Arbeit. Der gelbliche
Schimmer ließ die icharten Linien ih
res ausgeprägten Gesichte-— weiches et
scheinen, und als sie fich. den Mund
voller Stecknadeln· iiver den Tisch
beugte, begleitete hin nnd wieder ein
Stirnruneeln oder Zusammenziehen
der Augenbrauen ihre Arbeit.
Sie war in das Arrangement ihrer
Muster so vertiest, dass sie unwirsch
aussuhr, als draußen an der Thür ein
derbes Pochen ertönte. Die Nadeln
slogen in aller Eile aus- dem Munde.
Sie band ihre Schürze ab, nahm
von einem Sime in der Küche eine
angezündete Lampe und schritt auf die
Thiir zu. Doch als sie diese öffnete,
war Niemand zn sehen.
tsg war ein wundervoller Abend.
Der Mond stand in seiner vollen Ge
stalt dicht iiher den Hiigeln vor der
Stadt. Di-: warme Luft war von
einem milden, feuchten Geruch er
stillt, der vom nahenden Werden ver
liindete. Kamilla schätzte ihre Augen
vor dem Lampenlicht und blickte hin-:
aus aus di-: vom Mondschein erhellte
Straße. Sie sah leinen Menschen
nnd glaubte, sich getäuscht zu haben.
Als sie sich seufzend umwendete, blieb
sie jedoch plötzlich erstaunt stehen. ltlsi
der Ihiir angesteckt iah sie ein Blatt
weißes Papier, und bei näheren Hin
sehen erlannte sie auch, das; deseg mit
unaelentten Schrift-tilgen bedeckt war.
Sie nahm die Lampe hoch und las:
»Liebeg Fräulein! Wir wissen, daß
Sie allein in der Welt dastehen und
daß Sie ein freundliches Herz be
sihen Wir sind zwei arme Leute« die
am Ende ihrer Mittel stehen. Wir
werden morgen zwischen sieben und
zehn Uhr ein kleine-z, sechs Monate nl
te- Kindchen niederlegen Wir können
es nicht mehr ernähren Bitte, neh
men Sie sich des Kindes an und ziehen
Sie es aus. Die dankbaren, tmaliicl
lichen Eltern«
»Der Himmel stehe mir bei·’, ent
inhr es der erstaunten Anntilla. »Das
ist ja unmöglch, das kann ja nicht
sein!«
Sie hatte völlig ihre Fassung ver
loren. ((Wöre sie in diesem Augen
blick weniger aufgeregt gewesen, so
hätte sie bemerken können, wie sich die
Stämme dei- Fliederbnschee neben der
Thitr leise bewegten, und sie hätte die
leisen Stimmen hören tönnen, die
aus den Stämmen hervortlangen.
Doch sie war viel zu sehr mit dem ihr
nnsaßbaren Jnhalt des Zettelg be
schäftigt, als daß sie ihrer Umgebung
Jntere e hätte ahnen-innen können).
Jhre niee zitterten, und die hande,
welche die Lampe hielt, bewegten sich
unruhig hin und her. Sie nahm das
Stiiet Papier ab. trat wieder ein und
ließ sieh vor dem Tisch in einen Stuhl
sinken, um die Schritt wieder und
wieder zu studiren.
»Ein kleine-, sechs Monate altes
Kind« stammelte sie vor sieh hin. »Das
ist ja ungesehlieh Jch werde die Po
lizei alarinirm —— »Bitte. nehmen
Sie sieh des Kindes an und ziehen
Sie es aus.« -—— Ju, das lönnte
ich schon, wenn ists-l aufnehme. Aber
das lann ia nie meine Absicht sein.
Das gebt is gar nicht· Jch bebe ge
nug zu thun, um mich allein durchzu
bringen ,an so ein junges Ding nicht
S- »-—. - -—..—--- h
zu denken Aber gesehen hätte
ichs doch gern einmal. Sechs Mo
nate alt! -- Wie mag es- nur
aussehen?«
Sie saltete das Blatt zusammen.
brachte es in einer Schublade unter
und beschäftigte sich von neuem da
Init, die Papiermnster zu ihrer Zufrie
denheit zu arrangiren. Doch ihr
Geist wollte nicht bei dieser Arbeit
weilen. Aus Seide und Satin her
aus schien ein Kindergesichtchen »in ihr
auszublielen, es war, als wenn sich ihr
lzwei niedliche Kinderarinchen entge
genstreckten
»Ich wünschte, ich könnte es aus«
nehmen« Bei diesen Worten ertabbte
sie sich, als sie in ihrer Arbeit einhielt
und den Gedanken in ihrem Kopie
solgte. »Ich wünschte, ich könnte es
ausnehmen.«
»Friiher ,als sie es sonst gewohnt
war. gab sie an diesem Abend ihre Be:
schästigung aus« obgleich sie wußte,
daß sie wenig oder gar nichts zu Wege
gebracht hatte. Dann saß sie lange
Zeit am Fenster hres Schlaszitnmers
und sah hinaus aus das traulich-:
Bild, welches der Mondschein und der
Schatten der Häuser hervorzauberten
Jhr Herz, das die vielen langen Jal)
re in einem Dornröschenschlas gelegen
hatte, wurde plötzlich wach. Jn ih:
lrent Jnnern verspürte sie eine Leere·
.sie siihlte ein Verlang-en, wie sik es
Jbisher nie gekannt hatte.
j Schließlich legte sie sich zur Ruhe
Jnieden Doch sie konnte teinen Schlaf
finden. Winzige, dünne liinderstint«
smen trasen ihr Ohr, aus allen duni
Ilen Ecken des Zimmers schauten ihr
iliebliche Kindergesichtchen entgegen.
T So stand sie schließlich wieder aus und
Ischritt im Zimmer hin und her.
»Ich werde alt mit den Jahren«,
bekannte sie sich. »Es könnte mir
später zu einer guten Stütze werden·
-- Und wo einer durchgetonnnen
ist, wird's auch noch für einen zweiten
reichen. Wenn es schließlich gar
nicht mehr reichen sollte, wird auch
die Stadt eine Unterstützung nicht
versagen. Ja,ich« - - sie hielt ein,
ihr Athem ging schneller. ihre Augen
leuchteten in der Dunkelheit - »ich
werde es thun ja, ich werde es
ich werde es ausnehmen und behalten
- mag kommen was will!«
Sie kehrt: in ihr Bett zurück, mit
leichterem Herzen. alrs sie es feil Jah
ren gethan, nnd fiel bald in einen
tiefen Schlummer.
Am nächsten Morgen war sie schon
früh auf den Beinen. Nach einem ei
lig eingenommenen Frühstück kramte
sie lange Zeit in einer alten Truhe
hernni, aus der ihre gefchäftigen
Hände schließlich einige Stücke alten
Leinene und alter Spitzen hervor
brachten, und so kam es. daß sich der
Ein-sag der neuen Frühjahrsmode in
das kleine Städtchen um einen Tag
verspätete. Denn wag Fräulein Ren
ner anbetraf: die saf; am ganzen
Morgen vor ihrem Tisch und schnitt
Kindertleidchen nnd Rinderwiifche zu
recht. Und am Nachmittag h.·rtauschte
sie ihren Platz mit dem Eis-, vor der
Nähmafchine.
Schließlich lant ihr aber doch der
Gedante, das; fie ohne Hilfe nicht fer
tig werden könnte so lange wenig
stens mußte sie Unterstützung haben,
bis der erfte Anfturm der Frühlings
mode vorüber war. Alls der Tag sei
nem Ende euneigte, setzte sie ihren Hut
auf, band sich ihr schwarzes Tuch um
und schritt die Streite hinunter nach
dem Markt zu, um sich die Hilfe der
Tochter des alten Brinning »in sichern,
die ihr stets zur Hand gewesen, wenn
ihr die Arbeit über den stods zu wach
sen drohte.
Als die Tochter des alten Vrinning
die Thürschwelle von Fräulein Ka
milla Renners Haus überschritten
hatte, dauerte es nicht lange, bis ihr
Fräulein Kantilla den wahren Grund
der vielen Arbeit ertlärt hatte.
,Emrna sah auf dem Tisch zwei ser
tige Kindertleidchen liegen.
»Was ist dac- .-" nagte ne.
Fräulein sinniilla Reuuer errbtueie
..siinderlleider! Können Sie das
nicht seh-kul«
,.Kinderlieider?« wiederholte tim
ina. »Für wen-«
Fräulein sinmillu umri den Moni
doch. während die roth- Farbe ihres
Gesichteg um eine Nunuce tiefer
wurde.
»Der wabee Grund. weshalb icii
mir Jlsre bülse erbot ist iit, das-,
ich ein Kind adovtiren will«. antwor
tete sie nach langer Ueberleguun
»Werks
Emmo blickte Fräulein Kouiille ou,
als wenn sie an ihre-n Geisteszustand
Zweifel begle.
»Es wird heute Abend zu iuit ge
bracht werden«, sprach Fräulein Ko
milla weiter.
»Fräulein Rennen wissen Sie, was
Sie sogen?« ries Einma aus. »Wen
gehiirt es denn?«
»Das weiß ich nicht«, bekannte
Fräulein Komilla.
»Das wissen Sie nicht«-« Wie oit
ist es denn? « —- —— Wie sieht es
denn out? Und ist es ein Junge oder
ein Mädchen?« Der Strom der Rede
wollte schier tein Ende nehmen.
»Es isi sechs Monate olt«, antwor
tete Fräulein Komme-, »und wie es
aussieht und ob es ein Knabe oder ein
Mädchen ist. davon können Sie sich
selbst übersiihrem wenn Sie es nach
her mit eigenen Augen sehen.'«
»Haben Sis- eg denn schon geir
hen?« sragte Emma weiter
Friiulein Kantilla schüttelte ihren
Kons.
»Na, das ist ja ganz merkwürdig
eine ganz merkwürdige Sache«
war Enituas wenig tomplimentvolle
Erwiderung,
Der Abend fand Fräulein Karnilla
Renner in einer in diesen Räumen
unbekannten Gemiich Verfassung
Man merkte ihr an, daß sie ihre Er
regung gewaltsam unterdrückte. Nach
dem Essen fing sie nochmals an« eines
der bestellten Kleider zuzuschneiden
Jhre Aufmerksamkeit galt jedoch mehr
dem Fenster alr- dent Arbeitstisch
Als die Ubr neun schlug und sich
noch immer keine Anzeichen von dem
arbeinmiszvollen Besuch der letzten
Nacht bemerkbar machten« wurde
Fräulein Kamilla etwas nerv"o«5. Ein
ma stand der Sache sehr skeptisch ge·
geniiber.
»Ich kann mir nicht denken, daß sie
Ihnen das Kindchen so spat bringen
werden« bemerkte sie.
,,Sie können sich in oerspeitet ba
ben." Fräulein Kantilla versuchte,
mit diesen Worten gleichzeitig ihre
eigenen Zweifel zu unterdrücken
Doch als die llhr die zehnte Stun
de anzeigte und die Grabesstille drau«
seen noch immer nicht unterbrochen
wurde fühlte Fräulein Kamilla ei
nen Todesschreeken in sich aussteigen.
Was dann, wenn sie das Kind vor
einer anderen Thiir niedergelegt hat
ten? Was aus diese Enttäuschung
folgte, konnte sie sich nicht augdenken.
Die zeig-r der Uhr tviesen aus halb
» els Uhr: es schlug els.
l Ennna saß auf dem Sofa nno
gähntr.
»Ich glaube es ist am besten, ich
gehe zu Vett«, sagte sie »So spät
wird sicher keiner mehr tonnnen«
»Sie haben recht, gauhe ich«, be
stätigte ffriiulein Kaman während
ihre Unterlippe leise zitterte.
timma erhob sich steif.
»Wer wollte denn das Kind liber-1
haupt bringen"?" fragte sie. - »Das-»
wissen Sie nichts Ja, wissen Sie denn
überhaan ob Ihnen jemand eint
Rindchen bring-en wolltet«
»Gewiß gewiß«, antwortete Ftäu !
lein Kamilla voller Verzweiflung j
Sie zog die Schublade auf und
nahm das Blatt Papier heraus.«
»Hier, lesen Sie das«, sprach sie, in
dein sie eg Emma in die Hand driieltr.
Einnia lass. Dann warf sie plötzlich
ihren Kopf zuriiet nnd lachte lange
nnd herzlich. i
»Aber Fräulein Rennen Sie ah-"
nunggloses Geschöpr riet sie aus-J
»Da hätte ich doch gedacht, daß Sie
die Sache gleich durchschauen. Das
ist das Wert irgendeines nichtgnutzis
gen Buben ein Scherz nichts
weite t als ein Schenk« s
Fräulein Kamilla war in einen
Stuhl gesunte". ·
»Ein Scherz!« stöhnte sie volletttter ;
zirseiflung Ein Scherzt« i
i
l
Als am Nachmittag des nächsten
Tages Frau Barvata Gringer von
Fräulein staman Renners Hang an::
die Straße hinunterlam, traf sie an
der Ecke auf Frau Peter-» die tttattiiH
des Posthalt erg- .
»ier hat aar keine« s3,iueet daik Si-:
erst hinansg hen liebe Frau Beter:«
sprach sie ärgert ich »Fräulein Menner
hat noch leine- von unseren Kleidern
zugeschnitten Und wag glaub-en -ie
wohi, was die ursache dazu iste« l
».-Woh r soll ich dass missen-« Hans
Peters durfte ahue weiteres nicht inj
die Gattung der Jntelligenien einge
teiht werden. (
»Si- iit nach der banntstadt, nach
dein Waisenhaus gefahren nnd will
sich einen zehn Monate alten Knaben
adontiren!'«
»O du Land der Liebe«, rief Frau
Peters aus. »wer hat ihr nur den We
danten beigebracht?«
-.-.—-·-.-—---.
Tyrannen von heute-.
.)iiciioriitisc1)e Ltizzr Von M a r i a i
Janitsctiet ;
Ihrer drei taiuen an.
tfin blausannntness Toguecheik sin»
grauer Dreimaitek, zu meiner «."i.-.,
garnitnr passend, nnd kr.
Er war der TheehnL Er bestand
aus einem schwarzen Soitzengestelt,
das eine Straußscder (24« Maus
umschlang. Jch sah unter ihm aug,
toie ein izlusrusungszeichen unter ei
nein ausgespannten Regenschirm. Die
beiden anderen tagen brüdesiich in
einein Karton zusammen« er Jan
allein seine Pappebehausung·
Jch konnte, wollte ich ausziatncm
nur ossene Droschicn benutzen, dknn
es war keine Möglichkeit, mit ehkn
durch eine Wagenthiik zu kommen.
Einmal, ais es regnete und ich den
Versuch machte, in einen geschloFcnen
Taxameter zu steigen, wag nasuslich
nicht gelang. schnauzte ich den tin-·
schek an, wegen seines vorsintsl.«t1)li
chen Wagens. .
»Aber, Sie haben ja Platz, meine
Dame!«
Der Gute rückte aus seinetn Boot
zur Seite nnd tvintte mir: »Ko« nun
Se man ungenirt russ!«
Die Feder 240 und das Spitze-sae
stell 170 Markt Unmöglich kannte ich
einen so kostbaren Hut gleich in den
Vätern versammeln, das heißt in die
Kiste auf den Speicher tragen, wo die
anderen angelegten ruhten.
Das alles aber wäre noch nichts
gewesen im Vergleich zu einer anderen
Qual« die das Monfttuni mir
schaffte. Jch besitze eine elegante, aber
der thenren Zeit entsprechende kleine;
Wohnung. Mein Entre ist entziisx
elend, doch mehr als den Spiegel nnd
oier geschnitzte Stiihle faßt es nicht
Jm - Badezimmer lann man den,
pappewoitentratzer nicht gut unter
orcngen. Hm Oalon in jedes Eckchen,
oesekspu Das Dpeiseznnmer ifi fast
üdeissllh blieb alfo nnr das Schlaf
zimmer übrig.
Ein Einfalt-« lam mir. «
Ich nahm den Hut ans der Schach-«
tel nnd versuchte, inn in einen der vers-;
den Schranke unterzubringen. die«
hier standen. Jch horte ordentlich sein!
Vohnlachem warf die Spiegelthur zuj
nnd ging zu dem andcren doppelthu-«
eigen Rieiderfchrant Der Hut schienf
wieder zu lachen, doch auch ich lachte.
Jch merkte nämlich daß er hier Platz
finden lönnte, wenn alle Kleider her
ansgeräumt würden. .
Alfo frisch ans Wert! «
Schlante Gewänder aus Chiffon
nnd Seide flogen auf Stiihle und
Tische und als alles andere entfernt
war, besaß der Hut die Gelvogenheit,
auf dem Boden des großen Schranleg
Aufstellung zu nehmen.
Ich wollte erleichtert aufathmen,
doch da fielen mir die Kleider ein.
Nach einiger Ueberlegnng garnirte ich«
den Spiegel im Entree mit ihnen.
Wenn Besuch lain war tein Haken
frei, uni Mantel nnd andere Dinge
aufzunehmen Doch war those-s Der
Hut war nntergebracht!!!·
Nach einigen Tagen fragte mich
eine Bekannte, ob ich »das da drau
f;en« zum Verkauf hingehängt hätte.l
Vielleicht gäbe es etwas Passendeg fiir
sie darunter. .
Einmal von einem Ausgang heim «
tel)rend, fand ich meine Köchin mit ei ; l
ner anderen Köchin vor meinem feinen i
Abend-Gängen Sie hatten ihn wohl
annrobirt. Nein, dag ging doch nicht
io weiter. Jch sprang ine- Schlaf-tim
mer, riß den Mörder meines Friedens-·
heraus und hätte ihn am liebsten mit
tseiden Fiifren zerkreten .
Ilber das ging nicht« 240 di: Fe·
der, th) Mark das Ziiiszengeftells
Jch that den Hut in die lltavpschachtel
nnd ftellte fie auf den Tisch im lif-,
iimmet Dann macht- ich mich daran,s
die ltleider wieder an ihren früheren
Platz zu hängen. (
eten mußte, stellte sie die Pappschachtel
Als Babette zum Mittaabrod des
l
in den Salon. Nachmittaa trua sie sie
wieder heraus nnd dostirte sie ins
Schlafziinmen denn es kam Theebej
such, Jn der Frühe wanderte der:
Karton wieder in den Salan, wo ihn«
die Frau Geheim: Regierungsrath
Liider5, die mich um zwölf llhr be,
suchte, verwundert betrachtete. sT
Später begann er abermals seine«
Rundreife. Er war iiberall im Wegesli
selbst aus deni Speicher fand sich lein·
Platz fiir ihn.
Schließlich ging ich ins Mädchen
zinnner nnd befahl Babettk iin Ton
einer erzürnten Herrin, sie cniiszte ihn l
bei sieh beherl·eraen. -
,,Wo dennk« fragte sie. Tag- sei niir l
gleichailtig, rici ich unwirsch
»Hier hat ja tanni Bett nnd Korn
mode Platz. Aber ich lann ja in der
Badetvanne schlafen nnd den Hut
aufs Bett setzen!« .
Jn meiner Gereizthsit liindiate ich
ihr. Sie war fchon ini elften Jahr bei
mir nnd eine Perle Von einer tiöehiri.«
Es tam feine bessere nach, ich aber,
rathlog wie Brnnhilde, die von ihren
Schwestern ein Roß aepumpt haben
will, ergriff die neue ani Aerinc-l. «
«Schlafen Sie auf dein Sopha iin
Eßziminer, aber lassen Sie die Hut
schachtel in Ihrer Kammer stehen!«
Genau wie Roßweisse nnd ihre un
gefällian Schwestern, schüttelte sie
ablehnend das Haupt.
Die tstesctnchte siinat an, mir tu
bunt zu werden. Weshalb habe ich
auch-To enae tltiiumek tsspz bleibt mir
nichts iibria. als disk Wohnung zu
kiiudiaen. Jctt werde mir einen nro
szen Schrank bauen lassen, icti ums-,
aber natiiklich baut ein Zimmer mehr
haben. Die Miekhe wird mich jiilir
lich, alle Rekmaugluaeu mitaercdmet,
NO Mark mehr als bisher kosten.
Aber was will ich machen, ich ums-;
doch meinen Hut unterbrinaen kön
nen.
W—
Bett-elend
Vatek ttrestellt beim Vuchoructek die
Vetlobungganzeiaen fin seine Toch
ter): Machen Sie’5 billig meine
Tochter verlobt sich seht häufig«
Aus der Kinderituhc
Klein-Elscheu heult so furchtbar,
daß sie der Bock stößt. Endlich tust
Mama: »Nun höre aber bald ausl«
Darauf KleitiElschem »Ich kann
nicht, es heult von selbet.«
Aas mästdermttnd.
Elschem Es ist doch schrecklich, daß
gerade die Schwaben, diese etligen
Thiere, so sehr alt werden tönnen.«
Vater: »Wie meinst Du denn das-,
Eltchen?« s
Elcchem »Nun, gestern sagtest Du
doch selbst von Onkel Fris, er stände
fett im Schwabenaltett«
giumori sti schee
Kindltche Aufs-Mutes. l
Die kleine Else sitzt mit den Eltern«
beim Mittagstisch Es ist ihr die
Speise wohl in die unrechte Kehle ge
kommen, denn aus einmal befällt sie
ein anhaltendet Husten, so daß sie
launi wieder zu sich tomn1t. Besorgt
blickt die Mutter auf ihr Töchtetchen
und sagt, als es besser zn werden
scheint: »Armes Kind Dn hattest
Dich wohl verschluckt?« i
Die kleine Eise seufzt noch einmal
li: f und erwiderl treuherzig:»’1iein,
Matna, ich bin noch da. «
t
Kindes-mund. i
Elschen spielt bei Großmnnia Eines
alte wunderhlibsche Kasseetasse email
ihren Gefallen nnd sie bettelt: »Er-aß
matna schent’ mir die Tasse «
»Nein, mein Kind. Später sollst
Du sie haben. «
»Wann späetr?«
»Nun wenn dzr liebe Gott niiclii
mal ruft. «
Elschen schweigt nnd svielt weiter.
Nach einer Weile horcht sie plötzlich
aus: »Du, Großinama!«
»Ja, mein Kind?«
»Ich glaube, eben hat der liebe Gott
Dich gerufen. «
i
i
l
Viel verlangt
Ptotzr »Mein Sohn möchte einen
Erdglobu5!«
Händler: ,,Jn welcher Größe,
bitte?«
Protz: »Wir tönnen’5 thun, geben
Sie ihm halt einen in natürliches
Größe.«
Maßstab.
Hotelier lzur neuen Köchinsx »Den
Schinken schneiden Sie viel zu start
richtig geschnitten ist er, wenn
man durch den Schinten die Malerei
des Tellers sieht!"
Der kleine Forscher-.
»Es ist unglaublich, was mein
Junge manchmal siir Einfälle hat!
Wie ich gestern in’·"5 Kinderzitntner
trete, steht der Bengel gerade im Be
griss, dent Baby den Vacuutnreiniger
aus die Brust zu setzen. ,Junge’, rusc
ich entsetzt, Joas machst Du denn da
mit Deinem Briidcrchen?’ ,Aber,
Mutth antwortet der Kleine ganz
vergnügt, »ich will doch mal sehen,
ob’g wahr ist ,was wir in der Schule
gelernt haben dasr der Mensch aus
Staub gemacht sei’ «
lisrtaptit
»Er: ,,Adieu. mein Schatz sollte
ich durch eine ernstliche Abhaltung
verhindert sein, zum Abendessen zu
kommen, werde ich dich durch eine
Posttartc benachrichtigen.«
Sie: »Nicht nöthig, dich zu bentii
ben, ich habe dieselbe bereits in der
Tasche deineLs Ueberziehers gesunden.«
Die höheren Töchter.
Filara liest: »Bunte Schmetterlings
durchfliegen die Luft nnd tiissen
tstoett) -- aus blühenden Blumen den
Thau aus den dnstigen Kelchen.«
Lehrerin: ,,«Llnna ,lie5 du einmal
die Stelle!« Anna liest, ohne zu stocken
Lehrerin: »Was hat Filara falsch
gemacht, Anna?«
Anna: »Sie hat beim ,,.ttiissen"
stillgehalten und - das sollen wir
nicht!«
Ter Vltvnograptt alcs Brantwertusr.
Dienstmann: »Besten Gruß an der
jnädigie Fräulein, ttnd Sie möchten
doch mal anhören- lvat der Herr hier
eingesprochen hat: er will usf'n Abend
herkommen und sich die Antwort ho
len.«
tetihne Aus-rede
Tourist: »Aus der Rechnung stehen
zwei Flaschen Wein, nnd wir hatten
bloß eine?«
ObertellnerJ »Daran ist gewis-, tvie
der das verfluchte Echo schuld!«
Der Dichter nnd fein Lilien
Lytiter, seine Gedichte obrlefend:
,,.f,)örst Du mir auch zu?«
»Oh, gewiß!«
»Aber Du gähnst ja.«
»Ist das nicht Beweis- genug, daß
ich zuhöre?«
Aus ver Kinde-stunk
Der klein-e Paul, den soeben die
Mama ziemlich laut abgetan-Zelt ver
bittet sich das mit den Worten: »Was
schreist Du mich denn so an, Main-.1,
ich bin doch nicht Dein EsJiann"33«
Hunde-verstand
»Ich sage Ihnen so einen Hund wie
meinenTell giebt’s nicht wieder. Beicht
da vor einem halben Jahre Feuer bei
mir aus. Alles geht drunter und
drüber. Wir rang aus dem brennen
den Hause. Gott sei Dant, die Kin
der fämmtlich heil und gesund. Plötz
lich meine Frau: ,,Mariechenl« Na,
der Schreckl Ehe wir einen Entschluß
fassen, springt mein Hund in’g Feuer,
eins, zwei, drei apportirt er dieKleine.
Große Freude! Da, was bedeutet dass
Hund nochmals in's Haus. Halb g.k
braten kommt er wieder heraus, und
was glauben Sie trägt er im Junge-P
i- »Die Feuerversicherungg - Polier
eingewickelt in ein feuxhtes Tuch.«
Aste-mens
Hausfmn isteise zu ihrem Gatten):
»Du, Many sag’ dem Klavierspieler,
er soll etwas recht Lustiges spielen,
während die Fische servitt werden
sie riechen schon!«
Ja der Ansstellung
»Jst da aber ein Haufen Kunst bei
einander!«
»Oui! Was so Viele können,
kann keine Kunst fein!«
scsetaugqepinim
Kiiciienchef (,-.u einein jungen
Monm: »Habt-i Sie schon einmal ei
nen Hasen zugekichiei?«
»Ja gräßlich!«
Wirtin-ne krolmmk
»Sie: »Du willst also meinen Hut
wirklich nicht bezahlen? Nun, da
muß ich schon an meine Mutter schrec
ben, daß sie mir das Geld s--- bringi!"'
a," WI.
Erz »Mein Fräulein, bemerken Sie
unein, Nuß W Ihnen wie ein Schauen
! folge ? "
Zie: »An, missen Eie, meinen Schatten
lnwr ieu mit- ementlieh ufel schöner vor
gesnstn 1«
s— I x x Y-«—.s Xxx
»Ach, wcc Jlms Lehrlinge schon arbei
ten könne-Il«
»Im lusi mir lernen sie mag-! Tast
41ilvi"s.-i nämlich lsci mir nicht, dan sie zum
misdcr Wien nnd sm- Omtgartwit ver
wendet werden dass mnrisi irr Mon
s(’llu’l' I«
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Nmftz »Nu, lmjt gestern wohl Angs
zmng g«lmlsi, Mit d’ net dn warst«.-··
Pistolox »Nein; dcr Herr Prinzipal
lmt mich m «n steiler Mist-nd da hab ich
»den ganzen Tag französischen Coqnnc
»und-Mk müssn !«
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Tumx »Tu, Pun, du insmt hin, nmä
lmt denn der junge Oulnsr l)ctst" für cinrn
’suf1«ch-hcn SUCH das-, » tin-J nicht einmal
nnfmnnt".-«
Panz »Ju, tut-tm du, der geht molk in
dir Stadt nni"«:s" Gericht, do lmt et heul’
scan erste- anmndlmm tut-gen Körper
urrlcsuuim!«
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chchI. schmeckt ja qtäszlniw
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lmbc bereits wichen III-backen ehe Sie- Iqu
ch- Welt IvausII.«
»Tai- glaube idIl Dir fchkiIIt auch
noch III-s jcncI erIt zII jtaIIIIIIcIIX