Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 31, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    N Oasen-r scheut-weist von
I Tkzzit sank-ungel.
No. 560. Sie könne es nit an
nerschter leigele, als daß ich Jhne so
weit mich un meine Famillie lonzernt
sin, daß ich Jhne da puttie snt ge
pohstet halte duhn. Jch weiß, daß Sie
große Interesse an mich nemme un
das is der hauptgrund; biseids daß
duht es einem auch viel besser fühle
mache, wenn mer emal zu en Freund
sich ausspreche kann, mitaus daß mer
esrsho zu sein braucht, daß es die
ganze Taun aussinne dicht. Sie wisse
daß ich Jhne sor Jnstenz schon Stichl
cher von den Philisp, wag mein Hos
band is, mit getheilt hen, wo ich noch
nit die Wedesweilern verziihle deht un
Wimmen unner sich sin doch sonst ge
wiß nit die Leut wo aus ihren herz
e Mördergruhe mache duhn. Tschust
bilahs ich sin so e anneste vssenherzi
ge Naduhr, will ich Jhne heut noch
emal ebbes verziihle, awwer behalte
Se es unner Ihren Hut.
E paar Dag zuriick hen mich die
Kids gebattert wie alles, ich sollt sie
zu e Mäslerehd gehn losst. Die Tur
nersch hätte e Mäskerehd un da berste
von siwwe bis 9 Uhr auch die Kinner
hintomme. wenn se von ihre Ma ge
bracht dehte werde. Ich sollt se e paar
schöne Suhtcher mache, so daß se nie
mand rielonneise deht uu dann hätte
se schuht e gute Zeit. Well, wag duht
nit e Mutter un Ma alles-, sor ihre
«Kinner zu pliese! Jch hen mit die
Wedesweilern gesproche un die hat ge
sagt, se wollt mich helfe, die Suhtcher
siase un sie un ich mir dehte dann auch
hin gehn un dehte sor e Weil die
Mästerehd von die Giillerie aus wat
sche. Well. da frn ich zuseidde gewese,
mer hen awwer ausgemacht, daß die
Mennsvhls nicts von wisse sollte« bis
iahs die mache doch immer gleich ihre
Rieniarts drin-wer- Mer hen also die
Suhtcher in die größte Hurrie ges
siast. Den-Hennie hen mer als en
Onlel Sehnt ausgesiast, der lsddie,
bitahtp der is e wenig tleiner un
mackeliger, den hen mer e Suhtche, wo
die Wedesweilern noch aus ihre junge
Jahre gesehst gehabt hat, zurecht ge
macht un da is der als Bauernmth
che gange. Er hot die Eidie nit recht
gegliche. bilahs er hat gedenkt, die an
nere Kids dehte ihn dann Fig- Sissibeu
tiefe. Jch hen gesagt, er sollt sich da
driwwer nur nie wurrie, es deht ihn
ja leiner kenne. So hen mer for all
die Buwe gesorgt un soie ec- Zeit sor
zu die Mäskerehd zu gehn war, da
hen ich doch meine Freud an disk Kun
ne gehabt. Wie mer hin sin tout-ne
da is schon e ganze Latt nraglirte
Kidsi dagewese un se hen alle e große
Zeit gehabt. Mir hen alles von ob
stehrs gelvatscht un ich muß sage, ich
hätt gar zu gern gegliche, wenn ich
auch so hätt mit mache tönne un ich
hen sogar mein Meinh ausgemacht,
daß wenn nächste Jahr tvidder ebbes
in die Lein los wör, Vaß ich mich auch
emalmäöiire deht.
i So sin e paar Stunde grpiißt rnit
aus daß mer es genohtißt heu. So
bei un bei sin auch die Grohnob Pie
bels lomme, all mäglirt un ich muß
fage, dann is der Fonn erfcht los
«gange. Mer hen da fo allerhand Beo
Jbachtunge angeftellt un hen gesehn,
wie manche Piebels sich fo dumm an
fielle un widder annere fo frech wie
Oskar sin. Das meint nit nur die
Mennfohts fonnern auch die Wimmen
un ich könnt puttinier sage, daß in
diefen Riegard die Wimmen die
Mennfohls noch gebote hen. Ganz
efpefchellie hen mer zwei Fellerfch ge
nohtißt. wo geiickt heu, als wenn sie
die ganze Schuhtingmätfch eigene deh
te. Wo ie e Wummen ausfinne konn
te, hen fe sich angefchlängelt un hen
geschmuhft un gefpuhnt, daß es mich
ganz sick in mein Stommeck gemacht
hat. Es hat nit lang genomme, da hat
jeder von se e viehmehles Mehdche bei
sich gehabt, wo fe dann immer mit
zufamme ware. Jch deht ebbes drum
gewwe, wenn ich wißt, wer die Fel
lerfch sin, hat die Wedesweilern ge
sagt. De sehm hier, hen ich gesagt.
Well, es is fo bei un bei ziemlich spät
geworde un mer hen unfern Meind
aufgemacht, daß mer jetzt besser dir.
Kidg tahle un mit se heim gehn.’
Grad wie mer uns fertig gemacht heu. s
»,zu gehn, hen mer genohtißt« daß sich’
»auch einer von die Fellerfch reddig ge
»macht hat, mit feine Freindin fort zu
gehn. Mrr sin schnell daunitehrs un
grad wie mer an die Hahldohr fin
«lomme, da is der Kunne mit feine
Flehn-! autfeit lomtne. Er hat fei
Fahlfehs abgenomme un da heu ich
puttienier die Fitz triegt: es is der
sisbilipp gewefe wo mein Hosband
isltt Well, ich hätt in die Leht
itfchumpe könne, fo miihd hen ich ge
ifiihlt Er hat mich noch nit gefehn
gehabt un ich hen zuerscht nit gewißt
gehabt was ich hen duhn falle- dann
is rnich awwer mit einemmal die
Eidie komme, daß ich am Befte ihn
in Front von die ganze Kraut blum
lmire wollt. Jch sin zu ihn hin un hen
igefagh »Du misserabliger Schuwiat,
ihen ich dich jetzt emal geletfcht? Du
follft dich in den Hals enei fchehme
du alter Gränpa! Off Fiohrs mußt
du dei rinleltgeg Fehs zutowwere,
wenn du noch Eroberunge mache
willft, bilahs wenn e Mehdche dei al
tes Fehs sieht, dann lriegt se die
Schillsk Kommt emal herbei Jhr
Buwe un betracht euch emal euereu
brave Pa! Un Sie Feeileiin sollte in
Kuhznnst e wenig mehr tehtsull sein
un nit jeden alte Fahl seine Fliitteties
soc läsches Geld nemine." Der Philipp
hat kein Wort sage könne, er is wie
mee aus deitsch sage duht daumsaun
det gewese. Awivet seine Freindin hat
ihr Fahlsehs jetzt auch abgenomme, un
denke Se emal, es is en Feller getvese
mit WißtetschS Da hen mer aiowee
den Philipp ausgelacht! Ach, ich hen
in mei ganzes Leioe noch nit so ge-—
lacht tvie jetzt! Un was wer’ii Se den
te, der Vhil hat gesagt: «So, Lizzie
bist du jetzt emal tnrirt? Siehst du.
wie dumm im siltie es is von dich, daß
dn mich niemals nit tioste duhsts Die
ganze Geschicht is nur ausgemacht ge
wese. iok dich zu iuhle un ich hosse
daß du in Finhtscher nit mer tschellusz
lan mich bi.« Mister lsdithor ich
möcht nur wisse ob so ebbeg möglich
is un ob mich der Vhil westlich nur
hat iuhle tvoll:. Sehn Se, das Ding
dicht mich ietzt iouttie. Mit beste Nie
gatds
Yonfs
Linie HansstengeL
Umsetniebem
Ein Einjähkigek hat einmal dem
Feldwebet einen Hasen verehrt, der
von dem Vater deg Einjähkigen selbst
erlegt mak. Nach einiger Zeit meinte
der Feldtoebel zum Einjährigem »Ihr
Herr Papa ist wohl trank, daß er
schon so lange nicht aus der Jagd
warf«
ALLE-s
« »I, I Äsls
»Sage-c Sie smal. Hen- Föciicr. habe Eh denn den Hasen ischt getroffen?«
.Re1nl Hoheit geruhko ihn zu besuadiqeu.«
Zins der Pestsradt Cljarvun
Dein Brief eines deutschen Juge-»
aieurg aus Köln über die jetzt von der l
Pest heimgesuchte Stadt tsharbin sind
folgende Stellen, die fiir die rasche
Verbreitung der Seuche bezeichnend
sind. entnommen: -
Also, ich sitze hier in Charbin, im
besten Hotel am Platze. Es ist nicht
schlecht. Trotzdem kann sich die Be
leuchtung im Speisesaal nicht iiverl
zwei hängende Petrvleumlampen und’
zwei von Tisch zu Tisch wandernde
Kerzen erheben, im Schlasziminer gibt
es nur eine Kerze und keine Lamves
Diesimmer sind übrigen-Z nicht schlecht,
die Preise entsprechend. Ich bin ein
ungeheures Geld los geworden in den
paar Tagen. Mit der Reinlichleit
scheinen dieNussen tliatsächlich aus ge
spanntem Fuß zu stehen. Der Wasch
tisch hat stritt einer gefiillten Wasser
lanne einhähnchem aus dein nur iron
seniveise Wasser in eine lächerlich tleis
ne, telterartige Schüssel rinnt, in der
sich unten ein verstvpsteg Loch befindet.
Jch verlangte daher eine besondere
Schüssel mit Wasser und machte, um
mich bei mangelnden russischenSprach
tcnntnissen verständlich zu machen, die
Gebärde des Fußtviischerisz. Dies er
regte einen argwöhnischen Blick der
Stubenmaid, die aus dem Verlangen
nach einem Fußbad aus Aussatz zu
schließen schien. Als ich am ersten
Morgen nach Unstiindiaer Eisenbahn
Fahrt ein richtiges Bad in heißer Wan
ne verlangte, gerieth das ganzeHaus in
Aufruhr-. Nach dreistiindigen Versu
chen, die liibrigens gute, nur wegen
langen Nichtgebrauchs verrostete und
iloriichig gewordene) Heißtvasserleitung
s
in Gang zu bringen, war dann endlich
das Badezirnrner mit dichtem. heißem
Wasserdamps ersiillt und die schöne,
weißlaclierte Wonne zu einem Viertel
mit tnltem Wasser. Na, es ging ja
auch so. Aber mir scheinen diese
Waschzustände bezeichnend siir hiesige
Verhältnisse zu sein; das Vaug tst
nämlich bis zum letzten Zimmer besetzt
und zwar nur n it Leuten aus den bes
sten russischen reisen, meist Lssizie
ren tnit ihren Familien. Daß diese
Leute ein derartig eingerichteteo Hotel
weiter bestehen lassen, ist eben das Jn
teressanteste an der Geschichte. Es ist
gut, daß ich meinen wärmsten Winter
mantel nnd einige Decken mitgebracht
habe. Es ist hier schon kühl. Jn der
Mandschurei liegt leichter Schnee, der
aber in derMittagssonne wieder thaut.
Die Pfützen sind gefroren, ebenso die
Ränder der Flüsse. Heute nachtnittag
machte ich einen Spaziergang zu dem
vor der Stadt in etwa halbstiindiaer
Entfernung fließenden Suttgari. Ve
sonders reizvoll ist er nicht. Er wird
in Cbarbin von einer eisernen Eisen-—
bahnbrürte in 8 Bogen über-spannt und
ist etwa lz bis 2 mal so breit wie der
Iihein bei Köln, also schon ein recht
ansehnlicher Strom. Aus der Char
biner Seite (aus der anderen Seite ist
teine Bebauung) sind Hasenanlagen ita
Entstehen. Einige Speditionsschub
pen, ein schlechtes GeleisJ. einige lö
schende Schiffe, ziemlich viel chinesifche
Hasenarbeiter, herrenlvse Hunde·
Schweine, teine Europaer - das ist
das Bild, das sich bietet. Tas- schwarz
grau-grüne Wasser strömt mit Zietnli
cher Schnelligkeit dahin. und schon die
leichte Brise hob weiße Schattttttiitttttte.
, Wie die Verladetverst, so macht die
l ganze Stadt init ihren mit Zttnent
oeetleisterten Holzsassaden einen durch
aus improvisierten Eindruck, alH ob sie
aus Abbruch gebaut ware. Sie ver
dankt ihr plötzliches Wachsthum dem
- rnsstschsapanischen Kriege, tvv sie ali
Stützpuntt hinter der Front besonders
siir die Verproviantierung tind die
Ambulanz von Bedeutung war. lssg
soll hier ein lockeresLeben geführt wor
den sein. Der Krieg brachte eine Men
ge Menschen aus naszland hierher, von
denen manche tleben blieben. Geschäf
te thaten sich aus; Handel mit China
entstand: die Stadt war fertig. Heute
soll ste 135,()00 Einwohner zählen, da
von etwa lt)(),00() chinesischeKulis and
Krämer Ein Adreßbnsh gibt es nicht,
nich teine Wiisserlcitiinn, nur eine an »
sxerordentlich spärliche Straßenbeleucb- i
trinkt« jedoch Fernspreciier Die Krise!
dei- varigen Jahres scheint ietzt iiber
Ivnndeii zu fein. Es ivirk viel und so
lider gebaut. Seit voriqem Jshre sind
mehrere arößere, bessere Geschäften-in
ser und Gasthöfe entstanden. Die rns
fifch chinesische Bant in ihrem schönen
Hause tannte ich von 1908 her. Aber
jämmerlich ist die Pflege der Strasxen
Pflaster gibt es nur an wenigen Esel
len« und da verwünscht nian eg. Die
Bebanung ans Berg nnd That nnd
sieben Hiiaeln ivachsendenStadt ist an
szerordentlich unregelmäßig. Manni
inal kann man fünf Minuten gehen,
ohne an einem Hause vorüberzutonc
men. Links und rechts Miillablade
stellen hinter zerrissenen Stacheldrahts
zäunem deren frei in die »Strakze«
hineinragenden Enden heimtiietisch
nach den Dosen der Vorübergehenden
’angeln· An zwei Stellen kristallisie
ren sich bessere europäisehe hör-set und
bilden Ansiihe zu einer ioirtlichen
Stadt· Es ist die Gegend des Bahn
hofs und gegen Osten eine hochgelegene
Ansicdlung. Dort liegen die besten
Geschäfte, darunter ein reichhaltiges,
gutes Waarenhaus, auch eine hübsche
Konbitorei. Der ganze Rest ist unre
gelmäßig bebaut, meist mit ziemlich
elenden Holzbudem in denen chinesische
Krämer Kurzivaarem Teppiche- Töpfe
und anderes feilvieten Trotz der vie
len Chiiieseii macht die Stadt einen
durchaus russiichen Eindruck Mag
sein, weil die Chinesen sieli liier ettuaii
anders tragen als daheim. Vliieti eini
ge russische Kirchen lich sali ilirer drei)
mögen das ilirige dazu tlziiii.
Das Straßenlelzeii ist sehr tun-: und
sehr lebhaft. Den Grundton gelten die
zahlreichen kleinen russischenffialer an,
die, von einein schädigen Fiutscher ge
leiitt und von zwei Gäuleii gezogen,
den Fußgängern das Leven unsicher
machen. Denn init liaaritriiubender
Ritckstchtslosigleit tarioleit sie dieStra
ßen heraus. herunter-. bergauf und sub,
linlS herum, rechts um die Ecke, und
doch scheint nichts- zu Passieren. Da
zuiischeii sieht man vielsgcti ein Reit
pferd. Auch dieses wie die Droschten·
gäule iiteist im Galopp, seltener iiu
Trabe, niemale iinSchritt. So sprengt
alles daher« hier und da einmal eine
ttllitlieilungsjltilitär mit der liajotiettbe
mehrten Flinte quer iiber den Rücken.
Prachtige große Kerle. Militiir sieht
man sehr viel hier. Der vierte Mann
ist sicher ein Soldat. Jiii iibrigeii
scheinen sich doch viele Familien zu
liingereui oder bleibendem Aufenthalt
hier eingerichtet zu haben. Wenigstens
sieht inan viele liiytiinastasten in ihrer
«lliiisoriii biicherbeschtuert eilends von
der Schule zu Mutterssiochtöpsen lau
tieri. Auch Schuliiiädels der besseren
ssklasseii sind zahlreich, iiberliaupt eilt
J behrt das Straßenleben durchaus nicht
« aller Elegiinz. denn der gebildete Rasse
igibt aus«-, tvas er hat und meist noch
ietioag mehr. So sieht iiiaii denn die
Damen recht schicl und modern auf
diesen gräßlicheii, zur Zeit furchtbar
siaubigen Straßen wandeln, nnd
manchmal sah ich Tailetten, die wirt
lich ein-es besseren Pslasters tverth ge
wesen wären. Der Typus-« der Dame
hier ist nicht uninteressant. Man sieht
vielfach, besonders bei den Ossiziers
samilien,Ziige von eigenartigem, stem
tsein Reiz, der aus eine Mischuna aus
europiiischern und burjätischem Blute
schließen läßt. Die Frauen undMäd
wen aus demVolle sind dagegen wasch
echte, lleinrussische, dralle Bauernge
sichter, wie Milch und Blut, frisch,
lerngesund slachshaaria mit einem hel
len llmschlaatuch oder einein schwarzen
Pelzcniitzchen aus dem Kopf. Leider
habe ich in der ganzen Stadt nicht ein
einziges Blümchen austreiben lönnen,
das ich meiner Frau, wenn sie diese
Nacht niit dem sibirischen Zuge an-(
toinint, zur Beariißuna überreichen
töunte. Das ist auch bezeichnend.
-- —— l
Vom Briestanbenweseu. s
—O
Jn dein lleinen Belaien werden
jahrlich für Briestauben vierzig Mil-:
lionen Dollars ausgegeben! Diese siir
ten Laien unioahrscheinlich hohe An«
anbe machte Herr Janssens3, General
instsettor des belgischen Finanzniini:
steririing, aus dein Kongresz siir Brief
tuubenwesen, der iui vorigen Jahre
aus Anlaß der Briisseler Welt-ins
s stelluna abgehalten wurde. Die be
i deutende Suuune erklärt sich daher,
bas; ei- in Belaien II bis 121 Millionen
i
Brieftanben gibt, deren Unterhalt.
Beringuna, Trangvort nnd Konstatie
rung eben solch aewaltiaen Aufwand
erfordert. Das; dieser Llskssvand von
Jahr zu Jaixr steigt, ist ein Beweis
siir die Anziehunagtrnst und die Be
I friediauna, die dieser Sport gewahrt«
I In Deutschland ist act Briefeauveu
s sport erst seit einiaeu Jahrzehnten
von Belaien loiiiineiih, recht heimisch
geworden dort hat er daher noch uictn
’ die gleiche Taubenzahl er:«;-icht, wohl
aber ist er deuBelaiern in eineiuPantic
weit iiberleaenr - in der festen Lr
ganisation Es aibt einen einziaen
s Verhand, der, unter detn ««ttrotettorate
des Kaisers stehenb. die litesamsntheit
der deutschen Brieftisubeiiliet)hat1er
umfaßt: lfuui Vereine iuit etwa "lt;,
000 Mitgliedern uiit iilser tmjmn
geschulten Militiirbriestautien Präii
dent des Verbandesz ist Gras start zu
Alten -- Linsinaen in Oanncneh wo
sich auch der Sitz des- Verstandes-«- be
findet. Der Verband ain eine eigene-,
wöchentlich in 1t),WtI tireiuplureu er
scheinende Zeitschrift heraus.
Worin liegt nun der Werth der
BriestaubenZ
Von Tauben lmir bi- in dernonnnetk
Tie nn-» den fernncn Landen tonnnen
Un llsrejs Lisette-—- Vrnt und Ums-.
So lemueirhnet tiioethe Minist, J.
Theil) in glücklicherweise dur- Wesent
liche. Nimmt man als-) eine z. B. in
Hannover heimische Taube mit nach
Köln und lciskt sie dort fliegen. so
trifft sie in wenigen Stunden in Han
nover ein. Eine on ihren Bein de
festigte Depesche hindert sie durchaus
nicht. Tie Nachrichtenittsennittlung
durch Brieftauben ist in der Tlmt von
größtem Werth. Bei der Belagerung
von Paris 1871 trsar nur durch die
gefiederten Boten den Eingeschlossenen
der Verlehr mit andern Städten
möglich. Reuters Telegraphenduremt
hat sich seine beherrschende Stellung
durch sie erworben, und Rotschild ist
den Brieftnuben, die ihm drei Tage
vor den amtlichen Kurieren den Aus
gang der Schlacht von Waterlon nn
zeigten, zu größtem Dank verpflichtet
Falsch tviire es. zu glauben, daß durch
die drahtlose Telegrupbie die Brief-:
tauben überflüssig geworden wären.
Durch die Erfindung von Empfän
gern, die auf allen Wellenlängen an
sprecheu, tunn die drahtlose Telegrn-·.
phie sich leicht aus einem Freund in
einen Feind verwandeln. Das Kriegs
miuifterium hat deshalb mit Recht im- s
mer groszen Werth auf dieBrieftaubens
geles1t, die ihm in alle im Kriege-falle «
zur Verfügung stehen. Im Felde wer
den die Thiere hauptsächlich auch zur
ilebermittluna von liteländezeirtnnms
gen, Ereignis-, verwandt, trag mit
Hilfe der Telegrapbie natürlich nichts
möglick ist. -
Wettfliiae finden in Deutschland
mit steigenden Entfernungen während
des ganzen Sommers statt. Gewöhn
lich beginnt man mit etwa 150 Mei
len nnd hört mit etwa 500 auf. Doch
gibt es auch Fliige von 700 nnd mehr
Meilen. Eine Anzahl von nahe Mein-«
anderliegenden Vereinen schließt sich
meist zu einer Reisenereinigung zu
sammen Es wollen also z. B. die
sechzig bis siebzig Vereine der Kölncr
Reisebereinigung einen Wettflng von
Hannover veranstalten. Einige Tage
vorher begeben sids die Mitglieder mit
ihren Tauben ins Vereinslolai. Dort
erhält jede Taube eine Fliigelnnmmer
aufgestenipelt. Diese Nummer wird
mit der auf dem Fußring angebrach
ten Nummer der Taube zu Protokoll
genommen. Ferner erhalt jede Taube
noch einen besonderen tituminiring der
als-« Wahrzeichen siir die Identität der
Taube gilt. Der doppelte Gnmmirina
befindet sich ans einem Streifen Pa
vier, der auszen eine Nun mer trägt,
die sieh nach nuszen auf dein Gnnimi
ring findet nnd die gleichfalls notiert
wird. Jnnen sieht auf Papier und
Ring noch eine übereinstimmende Gc
heimnunimer. Die Tat-den werden
nun in einem besonderen Wagen Cin
Belgien meist in Sonderziiaensf nach
dem Auslaßort geschafft dort ausge
lassen und in Köln. sowie sie in ihren
Schlag zurückkehren, sofort ergriffen
Sehnlich erwartet der fjiichter seine
Lieblinge. Priisend betrachtet er die
Wolken. Jeder dunkle Punkt, der mn !
Himmel austaueht, erregt seine siebet
haste Aufmerksamkeit aber nur eine
Schwalbe oder eine Krähe ziehen iiber s
dac- Hans3. Endlich, endlich erspäht der ;
Liebhaber seine Taube. Wahrhaftig er J
ist·s. der alte blaue Vogel, der Stolz i
des Schlaaes! Rasch kommt er näher, i
ietzt senkt er sich iiber das Dach, kommt J
aus den Aus-sing nieder und qeht rasch ?
durch das belvealiche Gitter in seinen i
geliebten Schlac» Jm Nu hat ihn der i
Ziichter erarissen, ihm den Gummisx
rina abgenommen und das-·- ermattete z
Thier aus den gewohnten Platz gesetth
loo Futter und Wasser seiner warten.
Was siir eine aeivaltiae Leistung hat
aber auch der tleine Vogel vollbracht,
Hunderte vcn Meilen in einem Stint
durchsloaen! Den Gummirina hat der
Ziichter sosort in den Konstaiterappa »
rat gesteckt und durch eine linidrehuna l
einer Knrbel die Zeit der Einlage fest
gestellt. Die Konstatieraplmrate sind
recht tomxlizierte Uhren, die erst den
anaenehmen Briestanbensbrrt von
heute ermöglicht haben. tig sind das
Gehäuse, die in ihrem Innern einen
tshronorneter bergen, der mit einer
Walze zur Ausnahme der Guinmi
rinae verwinden ist. Von aussen steckt
man in ein Abtheil der Wahre den
Ring, daraus dreht man eine Kurbei.
und die Zeit in dem betreffenden Au
genblicke wird auf einem im Innern
der Uhr befindlichen Papiertsande in
Tagen, Stunden. Minuten nnd Se
lunden abgedrückt Da die Uhren der
Liebhaber alle in demselben Augenblick j
anaelassen worden sind, laßt sich dann
in eitler Versaininlnna, zu ier all-;
«J.tiitalieder ihre versieaeltsn Uhr-In .
mitbrinan, leicht feststellen, messen
ilhr die kiirJeste Zeit ;ei.1,t, wer also
den ersten Preis aewonnen hat. Durch
diese Preise tmn ein Lieb-hast«- szz
Belaien iider Jst-»O un Jahre aesoin
nen!
—- -—--.-ss- Q-- — ——
Die Temperatur der Speisen
und Getränke
Jn Laientreisen spielt die Verdau
lichteit der Speisen eine sehr große
Rolle, nnd nickt selten ist die Frage an
den Arzt, mag schwer und was leicht
verdaulieh ist. Nun hängt aber lein
organischer Vorgang von so vielen
Möglichkeiten ab als gerade die Ver:
daulichleit, und selbst die gleiche Speise
lann fiir den einen gut, siir den andern
schwer verdaulich sein, theils nieil der
erstere sie besser kaute und langsamer
aß als-«- der vWeite, theils wegen der
disseienten individuellen Verhältnisse.
Wenn also auch eine richtige befriedi
gener Antwort in dieser Beziehung
nicht so leicht ist, wie der Frager ge-«
niöhnlich annimmt, so tennt man doch -
die Bedingungen siir die Verdaulichleit
unserer Nahrungsmittel nnd unter
diesen steht die Temperatur des Ge-!
nosseneu nicht an letzter Stelle Es ist s
unglaublich, welchen extremen Tempe- l
raturschtoauknngen miser Magen aus- !
gesetzt, wie die Verdaulichteit dont
Speisen und Getränlen dadurch beein: ;
trächtigt, die UJtagensehleimhant get
schädigt wird, und alle Nationen be ;
theiligen sich an dieser llnsitte, der dort
allem die Amerilaner zu einem großen
Theil ihre vielen Magentatarrhe ver
danken. Man nimmt zu glitt-end hei
ster Snppe eisgetiihlten Champagner
Die mannigfachen alloholischen Eis
getränle finden leider immer mehr
Eingang, und die Frauen genießen
Eis-speisen ost in Mengen, die dann
unbedingt zu Magen-, oder Darmka
tcirrhen führen müssen und auch siihs
ten. Wie Blei liegen dann mitnnter
die Speisen im Magen, auch das
Leichteste wird schwer verdaut«ch, nnd
die belegte Zunge läßt tret aller
Mundspiilungen nicht den häßlichen,
fsareu Geschmack aus dem Munde ver
schwinden Wenn wir dagegen das
Thier betrachten, so werden wir stets
bemerken, dass Hund und Katze, un
sere Hausgenossen in ihrer Nah
usnggausnahme sich von allen Tempe
raturextremen sernhalten: sowohl bei
Speisen als bei Getränken bevorzugen
sie mittlere Temperaturen« so daß wir
schon daraus unsere heutigen Gepflo
genheiten als der Natur zuwider er
kennen können, wenn unsere eigenen
bösen Erfahrungen uns nicht zu einer
besseren Einsicht genügen sollten. Al
lerdings stellen sich solche Magenka
tairhe selten sofort ein, meistens ge
hört eine längere Zeit fortgesetzter
Temperaturmißbrauch dazu, um sie
hervorzurusen, da uns die Natur gegen
derartige Unvernunst mit einerSchutz
boirirhtung versehen hat, die neulich
Professor Müller einer eingehenden
Untersuchung unterworfen und dabei
Ergebnisse gefunden hat, deren Kennt
niß auch für weitere Kreise werthvoll
ist. Der Forscher fand, daß im
Munde und in der Speiseröhre eine
überaus schnelle Ertviirmung und an
dererseits eine überaus schnelle Ablüh
lung genossener Speisen mit extremen
Temperaturen erfolgt, und zwar er
wärmt sich im Munde Wasser von 40
Grad schon in der kurzen Zeit von 5
Sekunden auf 50 Grad, wonach dann
die weitere Erwärmung zu höheren
Graden freilich nicht mit gleicher
Schnelligkeit sortsehreitet, sondern we
sentlich langsamer wird, so daß 70
Grad erst bei :;() Setunden erreicht
fini- Also zwischen Lippen und Ma
gen wird von der nachtheiligenTempe
ralur vieles ausgeglichen. Der Ma
gen selbst reguliert dann in diesem
Sinne weiter, so daß innerhalb der er
sten Minute eine Erwärmung von 10
Grad erfolgt, welche Schnelligkeit bei
weitererer Erwärmung resp. Abiiih
lung gleichwie in der Mundhöhle ab
nimmt. Jm Magen scheinen aber ne
ben der Wär111eregulierung durch die
LIEaaenschleimhaut auch noch chemische
Produkte mitzuwirken da Professor
Müller z. B. beobachten konnte. daß
Zusatz von Altohol zu sehr kaltem
Wasser den unschädlichen Einfluß auf
die Magenwände durch vermehrteAus
sa:eidung von Salzsäure verminderte
Also entbehrt die alte Gewohnheit der
Touristen, dem kühlen Trank unter
wegs einige Tropfen Kognak hinzuzu
fügen, nicht der Berechtigung, und
wenn man diesen Zusatz auch nicht
gerade zu empfehlen braucht, da länge
reg Verweilen des kühlen Trankes im
Munde zur Erwärmung vollständig
genügt, so braucht man ihn doch noch
nie-et zu verwerfen. Allerdings konnte
der witnschengwerthe Aus-gleich sowohl
bei talten als bei warmen Speisen nur
nachgewiesen werden, wenn sie in mä
ss,iget. Mengeu genossen wurden. Wa
s in größere Mengen sehr taltr Flüssig
teit getrunken, so traten diese schon
vor ihrer Erwärmung in den Darm
ude».«, und während sie auf den Magen
gewissermaßen lähmend wirkten, reiz
ten sie den Darm zu lebhaften Bewe
gungen, die in Diarrhöen äußerlich in
Erscheinung traten. Professor Müller
fand, daß, wac- wit genießen, zwischen
50 nnd li« teinueriert sein muß; nie
drigere Temperaturen sind stets ge
fundl)eitc5scliädlich, und höhere Tempe
rtstureu sind in Augnahntefiillen bei
Getränken wie bei festen Speisen ges
stattet, doch sind auch Getränke mit
mehr alLs 120 Grad unbedingt zu ver
tssesxfeu
-
Bei-irrem Ameisen-.
Nach den Beobachtungen Dr. Karl
Meißen-;- gibt es in lEiam eine kleine,
matt granschwarz gefärbte Ameisenart,
die sich vorzugsweise an feuchten Or
«ten, z. B. in Baderäunicn aufhält, wo
man sie häufig in breiten Rolonien von
beträchtlicher Länge sich fortbewegen
steht, irgendeine-r Tltahrnnasgnelle zu.
Sie leben von Stoffen animalischen
Ursprungs-. Tag Arbeiterbolt mißt
an Körpertiinqe etwa die Hälfte Einse
rer gewdhnlichen Woldnrneife. Jn
npitten der Kolonien marschieren nun
in gewissen Abständen einzelne bedeu
tend größere Thiere; ab lind zu aber
erscheint, lanafam und bedächtig ein
l)erschreitend. ein wahrer-Anieisenlolof-«
ein Elefant an Größe im Vergleich zu
ten übrigen. Sein dicker, glänzend
ichlvarzer Flolsi ist arikßer als der übri
ge Körper, nnd auf seinem Niielen rei
tet oder sitzt zeitweise eine der kleinen
Arbeiteranieisen Von Zeit zu Zeit
tonnnt plötzlich Inebr Bewegung in das
Reitthier, es durchbricht die inarschirens
de ilolonne und rennt mit seinem Rei
ier außerhalb derselben eine Weile wie
besessen umher, uui danach wieder in
Reih und Glied zuriiitzntebren und sich
zu beruhigen. Wie man diesen son
kerbaren Vorgang zn erklären bal, ist
nicht ohne weiteres- ersichtlich Es ift
besanut, daf; oie Vlnieifen nmtitdiszi
Plinierte Heere haben und auch eine ge
ordnete Polizei unterhalten Demnach
lann man vielleicht daran deuten, daß
der tteine Reiter ein Ameisen General
ist, der sich beim Jiispi,;ieren der Trup
pen eine-z- itteitthiereszi bedient, oder dasz
die beritteneu Thiere neben der großen
Masse der Jnsanterie den Vortrupp
.)er Reiterei bilden. Vielleicht gar be
steht anch bei den Ameisen das-, ander
wärts- so bewahrte Institut der beritte
nen Schutztente. Jedenfalls gibt die
interessante Erscheinung, die übrigens
den Sianiesen selbst längst betannt ist,
der Phantasie loie der niiebternen For
xctiixing genügenden Anlaß zur Thätigo
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