Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 10, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    zahrgan 31.
Nebraska
Staats— Anzetger und J set-old.
31911 Zwei k(Tth c-)
Num
mer 30. J
Bitte.
Von Adamine v.,Diemet.
Was dit bereitet Leid und Schmerz«
O quäl· damif lein anderes Her-il (
Nie hast du selbst«zu allen Tagen »
Gern- wohl ein teäntend’ Wort eksi
tragen. I
Du trugst dran stets voller Leid I
lind oft voll Groll und Bitterleit. J
Drum red« auch du allzeit bsdacht
Und nimm der andern hekz in acht!
Bedenke, ans geliebte-n Munde
Schliiat jedes Wort noch tiefe Wunde,
Ob diss- im Zorn, im Spott, im
hol-n
Vor-schnell und ziigellos entflohe-L
Wenn du’s schon längst vergessen halt,
Drüclt es wohl noch wie schwere Last,
Und lange noch die Saiten klagen.
Die einst so rauh du angeschlagen
Drum, was die selbst bereitet
Schmerz -——
D quäl, damit tein anderes herz!
Wolkenkuckucksheirm
Humoreote von Viktor Blütd :
g e n.
, », ... - --.«--«
Himmel, was träumt man nicht al
les zusammen!
Jch hatte aber auch mein Seil-ge
richt zu Mittag gegessen, nämlich
Knödel mit Backpslaumen und gebra
tenem Speck und draußen war eine
Hundstagsditzr. und meine Frau
hatte, ihrer leidigen Gewohnheit nach.
sobald sie merkte. dasz ich schlief, das
Fenster aufgemacht. Außerdem hatte
ich aus dem Sosa nur das dicke Dan
nentissen gesunden und mir unter den
Kopf gelegt.
Die heiße Nachmittagetun strich
iiber mich hin.
Die Lust ja. darum handelte
sichs eben!
Ich stand bei einem Gehöitx vor
mir ein ofsener Schuppen, davor ein
Mann, der ein seltsames Gebilde aus
Rädern aus dem Schuppen zog: einen
dünnen vierbeinigenSitz mit einem rn
lindersörrnigen Ding vorn, das wie
ein bleigraues Kanonenöschen aussah,
nnd etwas wie einem Vogelschwanz
hinten. Der Mann ging in den Schup
pen und brachte zwei mächtige Flügel
heraus, die er rechts nnd links unter
dem Oeschen an einein Geitiinge de
sestigte, mit dem, wie ich bemerkte,
auch der Schwanz zusammenhing
»Guten Tag«, sagte ich, »was ist
denn daö?«
»Guten Tag was das ist? Na,
meine Flugmaschine«.
»Ach, so«, nictte ich; »Sie entschul
digen, ich besise noch keine, und ich
bin fremd hier. Sie wollen ausslies
aen?«
»Jawohl ich will nach Wollenluck
nasheim und meinen Sohn besuchen,
der hat sich dort ansiisftg gemacht."
.Wolkentuck...Hm. Wo liegt denn
Das?«
»Na ,da5 ist doch das nächste Lust
dors. Dort können Sie’s ja liegen
sehen!«
Er zeigte nach dem Himmel.
»Der tausend!" sagte ich, dann
itand mir der Verstand stille.
Ein mächtiges Stück Himmel war
in einer Höhe-, in der man sonst nur
nach singenden Lerchen sucht, verdeckt
durch einen Wirrwarr, von dem man
nichto deutlich unterscheiden konnte,
als eine große Anzahl Liistballong.
«Bcrzeihung———ich bin nämlich von
gestern, da gab es so etwas noch nicht.
Ich hätte das nie siir möglich gehal
ten, und das ist ein regelt-echter
Vorsi«
,,Natiirlich«, sagte der Mann ber
dutzL »Wir Alten tönnen nn- ia gleich
nicht dazu entschließen, aber das junge
Volk siedelt sich immer mehr oben an.
Sie miiszten sich’s ’mal ansehen»
herr." J
»Und aus der Erde hat alles solche
Ilugmaschinen wie die hier?«
»Ja, sreillch. Die droben auch; aber
sie kommen nicht gern herunter. Es
gestillt ihnen so gut und ist so ge
sund da oben: da giebt’s nämlich teine
Bazillen Da wird alles steinalt. Und
Gewitter giebt«s auch nicht, und Re
gen, höchstens ’mal bißchen Nebel -—
na, da heben sie eben das Dors ein
bißchen höher.«
»Ja i-- ja s-— poß, das möchte ich
sehen. Jst das nicht zu mach-mi«
«Warum nicht? Jch will ihnen die
Maschine von meiner Frau bergen.
Oder wollen Sie die nächste Zeppeltne
abwarten? Diegeht in der Stunde
hinaus?«
»Das ist wohl so eine Art Lustoms
nibusli"
»Jawohl. «
»Sie meinen daß ich mit der Ma
schine von Jheer Frau fliegen konnt-«
»Warum nicht? Jch zeig’s Jhnen."
»Dann ziehe ich die vor."
Der Mann nickte und holte eine
zweite Maschine aus dem Schuppen.
»Ich muß erst Benzin anfaießen«,
sagte er.
Zehn Minuten später hatte ich die
Handgriffe lapitt, feyte mich in das
Gestiihl, und wir wurden von den
Flügeln facht vornaus in die Luft ge
führt. Jn dem Oeschen schnuttte es
wie ein aestrcicheltek Knien und die
Flügel kauschten Ivie Adlerfliigel; mit
leichtem Druck auf Handhaben konnte
man sie und den Stenerschwanz vor
stellen. I
»Göttlich!" rief ich. »So hin ich
sonft nur im Traum durch die Luft
gebttnItstelt.«
»Vorsichtia!" rief der Mann.J
»Bleiben sie mir vom Leibe. Solches
Kapriolen diirfen Sie nicht machen.'«s
»Gut-is denn viel Ungliickssiille?« I
»Friiher bei den Automobiten
gabs mehr. Der Mensch lernt immerI
mehr Vorsicht, das ist kein Fehler. " I
Höher gingOH immer höher -- im
mer näher tam und immer größerI
ward Woltentuckucksheiun Eine Flä- I
che, wie ein handliches Dorf. KleineI
Häuschen dicht aneinander, i.;ber je- I
dem ein Lustballonx im Umkreise abI
und tu mächtige tanggestreette Kasten. I
Von unten sah das Dors aus wie lau- I
ter graues Blech, durchsth mit lau-I
gen, sich verschiedentlich treuzendenj
Gitterstreisen I
Jetzt waren wir in der Höhe desI
Dorfes-: die Gitterstreisen waren;
Straßen, ich sah Menschen gehen . . . .I
Mein Führer schliipste in einen os
fenen Schuppen hinein; ich ihm nach "
Dort standen noch andere Jlugmaschi I
neu. .
Wir stiegen aus. I
Nun gingen wir aus einer der san-I
derbaren Gitterstraszen hin ein biß
chen unsicher aber das Gittertvert
war von getreuztem Eisengestiinge ge-I
tragen, das von hiiben nach driiben
lies. Meine einstiiclige Häuschen, buntI
gestrichen oder bemalt: und iiber ihnen!
die mächtigen, gesiillten Luitballonst
Männer und Frauen drückten sich an
uns vorüber und griiszteu
Ein Haus wies ein Schild auf:
»Gut guten Pille«.
»Ist das etwa ein Wirthgbaits?«
sragte ich.
»Jaivoht.« I
»Schön, dann gehe ich hinein und»
erwarte Sie.'«
Ein Mann empfing mich. »SieI
wi5«nschen?« I
»Den Kellner«, sagte ich.
«Kellner? Die giebt-H hier nicht·«.
»O«, ries ich erfreut. »Aber ichI
möchte ein Glas Bier haben. "
»Mein Herr«, sagte verächtlich der
Wirth, ,,hier trinlt man keinen Allo I
hol. Man lutscht hier JruchtbonbongI
und trintt Wasser dazu« I
»Wie? Kein Bier, teinen Wein, tei
nen Kittnmel?. Schön, dann einen.
Fruchtbonbon mit Wasser·« -
Der Mann brachte einen Bonbon
und ein Schnavsglas voll Wasser.
»Das soll siir den Durst reichen?«
»Bei uns, int«
»Hm. Dann geben Sie mir etwas
zu essen.«
Er ging an ein Glasgesäsz, griss
hinein und tegte mir drei Pillen hin.
Jch blickte ihn sragend an
»Was ist das?«
»Niihrpillen«, war die latonische
Antwort. ,
« a - kann ich vielleicht ein But
terdrot mit Schinten bekommen?«
»Nein, mein Herr. Wir tödten
nicht mehr. Der Kohlentheer enthält
alles-, was der Mensch zur Ernährung
braucht. Sollten Sie das noch nicht
wissen?«
Ich entsetzt: mich. »Wieso? Keinen
Schuttern teine Wurst mehr? Reinen
Gäntebratent .... Oh!«
»Wir beziehen von der tsrde nichts
mehr als diese Willen nnd etwas Was
; ser«, saate er streng. »Hier oben voll
ineht sich der bedeutsamste Schritt zur
zWeiterentwtcklung der Musik-dein
die Entwicklung zur Unsterblichkeit
und zur höchsten Vollkommenheit
Kun: zum Uebermenschen.«
»Der tausend ja, wie denn
das?"
»Auch Verlangsamung des Stoff
wechsels bis zum völltaen Stillstand«
»Und das kriegen Sie hier fertig?«
Er sah mich durchdringend an,
dann tagte er: »Ja der dünnen. reiz
losen Luit dieser höhe ist der Stosi
wechsel ein taum merkbarerx kin paar
Pillen, ein paar Tropsen Wasser ge
niiaen, unt den Abaang eu ersetzen.
Es aiebt infolgedessen ietne Ernäh
rungistöennaen. wie es hier keine Ba
zillen und andere störende Fremdlin
per giebt. Je langsamer aber sich der
Stoffwechsel vollzieht, je mehr ver
längert sich das Leben. Je länger aber
der Mensch lebt, desto länger und aus
giebiger lann er an seiner Vervoll
ztommnung arbeiten. Bei der frühe
’ren Kurzlebigkeit ans der Erde sing
’einer kaum recht an, sich zu vervoll:
»tommnen, so war er todt, das ist der
Hanptgrund weshalb die Menschheit
nicht vom Flecke lam. Begreisen Sie
das, mein Herr?"
Mir wirbelte der Kopf. »Ja, ja,
das hat etwas für sich ..:. s Ent
schuldigen Sie « ist das nicht doch
furchtbar langweilig hier oben? Was
machen Sie denn da den ganzen lieben
Tag?«
»Wir denken nach über das, was
war. wag ist und was sein wird«,
sprach er feierlich.
»Da will ich Sie nicht weiter stö
ren«, versetzte ich, da mir die Sache
unheimlich wurde, faßte ausspringend
nach meinem Hut nnd begab mich
schleunigst aus die Straße — auf den
Weg zum Schuppen.
»Gott bewahie«, sagte ich fiir mich,
,,hier ist ein Tollhaus." Und ich griff
nach meiner Flugmaschine, rollte sie
nach dem Eingang, setzte mich hinein
nnd flog hinaus, in der Absicht, das
Gehöft unten auszusuchen nnd die
Maschine abzuliefern.
Jch war lau-n abgefahren, da ver
nahm ich hinter mir heftiges Ruer
und Schreie-m Ein Blick rückwärts:
drei Flugmaschinen sanften hinter mir
drein, die Jnsassen gestilulirten ---— in
einer saß mein Fiihrer und rief:
»Spiszbnbe --- faßt den Dieb...«
Mein Schrecken! Man glaubte of
fen bar, ich wolle mit der Maschine
durchgehen. Ein Angrifs — hier in.
der Luft um des Himmels willen
Sie lamen rasch näher, ich
verlangsamte den Flug, schrie: »Halt,
halt, ich habe die ehrlichsten Absich
ten . . .«
Da lam der Erste gesanst, ich
bremste höchst unvorsichtig lrach!
Meine Maschine tippte um, ich flog-.
heraus - flog flog «
Bumsl
Ich war vom Sofa gefallen und lag
auf den Dielen.
Der Angstschtveisz stand mir ans
der Stirn.
»Aber« Mann!« - sagte meine
Fran, die eben zur Thiit herein
trat . . . .
,——-,
Die Pflanzen im Kampf ums
Leben.
Hart nnd gefühllos ist der talte
Stein; unbarmherzig und grausam
find die Thiere. Auf dem Vernim
tungskainpse der einen baut sich das
Leben der andern auf· Von allen
Lebewesen auch der Stein lebt
zeichnet sich die Pflanze allein
durch Güte und Sanftinnth durch
Mile nnd all die andern schönen lfi
aensckaften aus, die von jeher alr- die
höchsten sozialen Tugenden gepriesen
worden sind. Die Pflanze tennt kein
Exiackr. Willig und opferfreudia bis
tet sie ihre Schätze dar, ihre Blüthen
und Früchte dem Menschen, ihre Vlät
ter dein weidenden Vieh. Und die glei
clsen edeln Gefühle, die sie gegen die
Vextreter anderer Naturretche heilt«
bethätigt sie auchimVertehr mit ihren
Aammeradinnen Kann man sich et
MU Lieblicheres vorstellen, alr- eine
lsunl übersäete Wiese, auf der die ver
lchiedenartigften Blumen und Pflänz
chen einträchtiglich beieinander woll
nen, ohne Haß und Mißgnnst, olme
Streit nnd Kampf?
So malt sich der Mensch von den
Julien KindernFlorns ein wunderlich
jlicheg Bild, und die Poeten aller Hei
ten bestätiaen es ihm. Nannte nicht
schen Goethe die Botanit die lieblichsle
zder Wissenschaften? Doch Dichter sind
lunsichere Kantonisten Ganz anders,
wie in andern Köpfen malt sich in ih
rem Ilon die Welt!
Wo Künstler am Werte sind, ou
fehlt der Krititer nicht, der das iste
schlsssene unter seine Sonde nimmt,der
die Perspettive prüft und die Höhen
und Tiefen desJ Bildeg berechnet· Wo
Dichter am bunten Teppich der Natur
»in weben versuchen, da erscheint mit
Lupe und Pinzette der Naturforsctfer.
Der beschaut sich das rosenrothe, zarte
Bildcben, nimmt den Blaustift nnd
streicht eH durch von oben bis unten.
Dann schreibt er sein Urtheil: »Un
lrnLt.«
Das schöne Märchen von den sanf
ten Blumen sollte nnnsnlir seint In
detThat, wie wenig haltbar ist doch die
schöne hypotheset Jst nicht die Natur
eingestellt nuf den Kampf ums Du
seinp Macht sie mit den Pflanzen eine
Ausnahme?
Kampf bleibt Kampf. Er tennt
keine sozialen Gesetze und macht aus
den schönsten Tugenden nnr uner
fiillte Wünsche. Der Kampf ums Da
sein kennt nur das Recht des Stärke
ren. Der Unterliegende hat immer
unrecht. So ist es bei den Menschen
nnd denThierenx so ist es auch bei den
Pflanzen. .
Die buntenWiesenpslanzen branchenl
Sonne und Luft, ihre Wurzeln snchen
in der Erde nach Wasser, ihre Blüthen
tnsen die Jnsetten herbei, daß sie den
Pollenstanb der einen zur andern tra
gen. Sonne nnd Lust, Wasser und
Insekten sind den Pflanzen nothwen-.
ist-r, damit sie gedeihen nnd sich vermeh
ren können. Wo aber viele nach den
gleichen Gütern streben, da erwacht der
staran der die Beute dern Stärksten
verspricht
Blicken wir noch einmal ans die ·
bunte Wiese, den dunkeln Wald, der
sie nni Westrande begrenzt nnd in des
icn Schatten die kleinen Waldpiliinz
eilen ihr bescheideneg Dasein sristen.
Jetzt schaut das Bild ganz anders ans. l
Gar to nnichuldia sind die kleinen
Wiesenblumen nicht« wie sie aussehen.
Sucht nicht eine jede iiber die andere
ninausszntvachsem um ibr den Platz an
der Sonne streitial zu machen? Drän
qen nicht die großen Stiimtnek nnd
Dillstanden die kleinen Veraißtnein
nicht und Stiesmiitterchen beiseite, um
Platz fiir ihre Blätter zn betonimen3
Selbst die Wurzeln unter der Erde
nehmen theil am Kampfe· Die großen
nnd kräftiaen senden ihre lesiglänfer
bis zu den entlegenen Wasserpliitzen
nnd sangen sieh voll und tiinnnern sich
nicht dar11n1, ob auch die andern etwas
haben
Zart nnd schmiegsam windet sich
der zierliche weiße Tenselisztoirn um
die griine Nessei. tkin trefflichereg
Beispiel für Liebe nnd Eintracht isti
schwerlich zu finden. Aber die Nessel l
stirbt an dieser Liebe: denn der Tcu
felszwirn ist ein Schmarotzer, der sei
ne Wurzeln in die Nessel bohrt und iie !
aussauat, solange noch etwas in ihr’
zn holen ist. Erst dann macht er sich
los und sucht sich sein Opfer. Noch
Martanter ist« im Wilde ist die Ers
scheints-ig.
Einst vor Jahrtausenden standen;
dort am Waldesrande, der dass bunte
Wiesenbild einiäumt, zitternde Espen
Dann waren die Kiefern aetommen,
die hatten die Espen vertrieben. Der
Wind hatte ihre Samen Vrn weithcr
herbeigeführt: die waren in den wei
chen Waldboden gefallen und aufne«
gangen. Zu niiicbtinen Stiimmeu ent
wickelten sie sich, die über die Espen
hinauswnchten und ihnen das Sen
nenlicht raubten· Da sparen die Espen
eingegangen. Dort nicht lange freu«
ten sich die Kiefern ihre-;- Siege-J.
Bald machten ihnen die Eichen das
Feld streitig. Den Eichen aber fotn
ten die tirten nnd denen die Buchw
Denn die Titaldbiinme liiuipsen mit
den Nadelbrinmen durch Jahrtausende
hindurch ihre Schlachten, in den-tu
stets die Art Sieger bleiben, die sich
am besten den vzeitweiligen Boden uns
ttlimnverliiiltnissen anzupassen net
steht. Und nicht friedtieliender als-«- Die
arosJenBäume, die hoch oben mit Den
Wipfeln ihre Kann-te aus-fechten, sin-)
am Boden die tleiuen Pitcnieu des
Waldes-. Heidetrant und Heidelbeere,
die qetrenen Vasallen der Kiefer, die
ziehen in den stumpf gegen alle bun
ten Blumen und schlagen sie in die
Flucht. Manni, daß ein Köpfchen vom
Giniter oder Scnnenaold sich verstoh
ten hervdrwagt.
Eo entsendet disk «t«fla11»ierireiet)’
feine Krieger in den arisnniiasten alter
Kriege, der vnn Anbeginn aller Zei
ten trahrt und mähren wirts, solange
zwei Lebewesen sich den Blatt an der
Sonne streitia machen. Dort-« nicht
genug damit. Auch gean isen Men
schen und die Thiere man die Pflanze
rüstet-« Sie ist ja von allen Lebense
sen das- einziae, dass ans- den llrstof
feu, den Elementen, sich seineNalsrung
aufbauen lann. Menschen und Thiere
sind auf das angetrieer war- die
Pflanze ihnen darbietet. Nicht frei
williq! Sie fllsnsst fiir sitt-, und ihre
Nachkommen, schafft so lance, his
Mensch und Thier lonnnen und ihr
das Ertvorbene rauben.
Dann nbrr tornmt ec- .;:nn Arie-ac·
znin Miene in dem die Pflanzen die
Angegriffeuen sind, nnd entsprechend
dieserjiautpsesart wählen fie auch ihre
Waffen. Weit friiher til-:- die Men
schen haben die Pflanzen erlannt, daf;
derVertheidignngstrieg am wirkungs
vollften von einer Festnncs ans ge
führt, lzumal wenn diese Feftnnq nn
einnehmbar ist. Die Festung der
»Pflanzen ift die Erde. Jn die Erde
Hhringeu sie all ihre Schätze, die werth
, vollen Knollern in denen sich der Win
eervorkath befindet. und die kostbaren
« Wurzeln. die eigentlich Träger des-ze
hens sind. Denn Blüthen und Blätter
können ftetg aan nene gezeugt wer
iden: wenn aber die Wurziln vernich
! tet sind geht es zu meist ans Leben.
Die Wurzeln müssen ruhig und unge
stört ihrerThätigteit nachgehen können,
wenn die Pflanze gedeihen soll. Dar
um bleiben sie in der Festung, der Er
de; da sind sie vor Feinden sicher bis
ans die Würmer Engerlingc, und die
graue und btaunschwarze Gesellschaft
der Feldmänse, Hamster nnd Maul
wiirfe.
Was über die Erde siey ausbreitet,
das mag den Menschen und Thieren
verbleiben, sofern es sich nicht um die
werthvollenLeitungsbahnen derBäume
handelt. Die werden vom harten Holz
und tnorriger Rinde umkleidet zum
Schutz gegen die Thiere des Waldes.
Toch der Mensch, der die Axt an den
Stamm legt, macht den stolzen Baum
wehrlos, der den stärksten Thieren zu
trotzen vermochte.
So gibt die Pflanze nur Blätter,.
Stengel und Blüthen, die sie jederzeit
erneuern tann, ohne Kampspreis.
Ohne Kampr- Pfliickt eine Rose vom
Strauch und achtet darauf, ob er sie
gutwillig gibt. Schon quillt ein
Troper Blut am vorwitzigen Finger;
der erste Angrifs wurde abgeschlagen
Erst nach längere-n Kampf, in dem ihr
nnd oft auch euer Kleid mehr denn
eine Wunde davongetragen, seid ihr
Sieger geblieben.
Was stürmt das Kalb so wild über
die Wiese, als ob ein ganzes Heer von
Ovrnisfen hinter ihm her wäre? Das
arme, veränastiateThier kommt näher.
Erbarmungswijrdig schaut es aug.
Riedaräser hat das Tier vom Boden
reißen wollen; das ist ihm böse betont
men. Die scharfen Blattränder haben
ihm das Maul blutig gerissen
Ein ganzes Arsenal von Waffen
stellt die Natur den Pflanzen lzur Ver
fügung. Schar-se Dornen schützen die
Rosen, Atazien und Stachelrsalmen
ror nnberufenen Gästen; spitze Sta
cheln am Rande der Blätter der Vikto
ria Regia wehren den Fischen Jii
nadelförmige Spitzen wandelt die
Festuca alpestris der südlichen Alpen
ihre Blätter, die den Thieren die
Rüstern zerstechetn Zu scharfen
Schwertern formen sich die Blätter der
Bonaparte nnd DasnllaJLlrten Mexi
loe· Mit Anaklhaeten, die sich in dass
Fleisch einbohren, umkleiden sich die
ziattnsse und Opuntien.
Doch neben diesen offenen, ehrlichen
Waffen, deren sich tein Edelmann zu
schämen hätte, versügt die Pflanze
diese-J zartefte. anmuthigste Kind der
Natur, da noch iiber eine ganze Reihe
endet-er, minder ehrlichen Waffen. die
Gifte. In den Blättern und Blüthen,
in Wurzeln um Samen, überall weiß
die Pflanze ihr Gift zu bergen, das sie
iinn nnheimlichsten und gefährlichsteu
Gegner macht. Giftigesz Saponin
beraen die Wurzeln deiJ Seifentraiiteg.
Vltropin die Blätter der Tolltirschet
andere Miste erzeugt der Stechapfel
nnd das BilsentrauL der Schierlina
und EisenhnL die Zeitlose und der
Niefnonu nnd der giftigen Pilze zahl
toieLs Heer.
liislanzengisn ein unheimlicheg Fia
tsilsel! Immer mehr und mehr ver—
blafzt die Jdealgestalt, die wir uns
von den lieblichen Kindern Florag
machen. Denn selbst im Dufte der
Blumen, den tvir genießen tönnen
dhne die Pflanze iraendtoie zu schädi«
aen, lauern die Gifte. Und die lieb
lkchen Vjiaiglöctchen und Rosen, zumal
aber die start dnstenden Trossenblu
men, sind, Giftpslanzen in diesem
Sinne.
So schnitt die lzarte, liebliche Blume
ausz- anf dem Seiiertische der Natur
wissenschaft. Doch Ideale wurzeln zu
tief im Volle. bis feat Lune, Mitro
stot) und Pinzctte vom Tische nnd
glaubt Schiller, der firr Sehnen und
Sinnen noch stets dies schönsten Worte
sc::nd «Rnhiae Pflanzenivelt, in dei
ner tunstreichen Stille vernehcne ich
das Wandeln der Gottheit; deine ver
dienstlose Trefflichkeit trägt meinen
Geist hinaus in dem höchsten Ver
stande: aus deinem ruhian Spiegel
da strahlt inir sein aöttlicheg Bild. «
Heinz Welten.
i Wh
Das vorm-mitteilt der Kaiserin
Jofephiuh
Alg eine der tostbarsten und inter
essantesten llieliquien aus franziisisaser
Zeit, die in Mainz aufbewahrt wur
den, aalt von jeher das zu einein
Charinantel verarbeitete Hochzeitstleid
der Kaiserin Josephine der Gemahlin
Napoleons l. Josephine trug das
Kleid bei ilirer Trauung mit dein
großen Korsem die in der Nacht Vom
1 zum 2. Dezember 180l in der Kir
ehe Notre Dame zu Paris erfolgte-,
nachdem die Ziviltrauung bereite am
SI. März 1796 visrgenmnmen worden
war. Das-«- Hoihzeitslleid der neuen
Kaiserin war wegen seiner Kostbarkeit
und seiner geschmaelvollen Ausfüh
rung hochberühmt. Jnsbesondere
überstiegen die an dein Gewande be
findlichen Valenciennes-Spitzen an
Pracht nnd Wert alles bis dahin aus
diesem Gebiet Dngcwesene. Nach der
Hochzeit schenkte Josepbine das kost
bare Gewand dem Bischof Colmar in
Mainz, der am napoleanischen Hofe
boch angesehen und beliebt war. Col
mar lief; aus« dein Kleide einen Chor
inantel anfertigen, den er der St.
Stephanskirche in Mainz schenkte.
Daß diese Schentung nicht an die
Mainzer .cJainttircl)e, den Dom, er
folgte, kann nicht tonndernehmen, da
Damals die altehrlriirdige Kathedrale
in Gefahr stand, niekergelegt zu wer
den· Das; dieses- nicht geschah, ist
hauptsächlich dem Einsliksse Bischof
Col-Unre- bei Napoleon zu verdanken,
der es soaar sertia brachte, daß der
Rot-se deniDcsm ebenfalls ein Geschenk
in der Form dreier Geschiitze machte,
die in derSchlacht bei Jena den Preu
iien abgenommen worden waren und
ans-«- denen sechs Glocken nenossen wur
den, die noch jetzt im Thurme des
MainzerDomeg hängen. Der aus dem
Hochzeitstleid der Kaiserin hergestellte
siborcnantel wurde in der St. Ste
phanstirche in Main-, in hohen Ehren
gehalten und nur bei Entfaltung eines
besonderen kirchlichen Poinps hervor
aebolt nnd verwendet. Jnsbesondere
lieszen der Verstorbene Pfarrer Körner
nnd Priilat Schneider sich die Ueber
wachuna der dentwiirdiqen Reliquie
onqeleaen sein, nnd wiederholt erzähl-—
ten diese engem nnd weitern Kreisen
mit Stolz von dem kostbaren Kirchen
schatz. Auch der verstorbene Groß
verzog Ludivia HI hesislitigte den
Schatz unter der Führung des Präch
ren Schneider-. Wie nunmehr aber
sum Schrecken aller Kunst- und Ge
fchichtgfreunde festqeftellt worden ist,
st der Chors nantel bald nach Pfarrer
Körner-z Tod verschwunden Ob er
ebenfalls von dein Küster Bicking, der
mehrfach Werthgegenstände aus der
Stephanslirche heimlich verschleudert
hatte und deshalb zu einer längean
Gefängnißstrafe verurtheilt wurde-, ei
nem Althändler verkauft worden ist,
erscheint zweifelhaft Vielleicht tra
aen diese Zeilen dazu bei, daf- auf ir
aendeine Art doch nccks der Verbleib
des interessanten und werthvollen
Etiictii festgestellt werden und es der
Mainzer St. Stephanstirrhe wieder
entronnen werden kann, denn es ist
uieht iiiirtiöaliclr, das-; der Lchortnrrntel
nur durar Verfehen nach einein unbe
tannten Lrte außerhalb der Stadt
Mainz gerieth, wo er sich jetzt noch
unerkannt befindet.
Der Athem unter dem Mikroskop.
Selbstverständlich ist die chemische
Zusannnensetzung der auggeathmeten
Luft längst bekannt, nnd auch iiber Sie
bhhsiologischen Kräfte, die bei der-Ath
mung zum Ausdruck tommen, haben
vlnisitalische Methoden Aufklärung ges
l«- «act.:. Nun scheint etwas ganz neues
lunznzukonnnem und zwar durch den
Segen des-J lIltrkiiiiitroslrt)5-, dieses
itberaug feinen Instruments, das es
Iexn Forscher ermöglicht hat, seinem
Eler eine Schärfe noch iiber dieGrenze
hinaus zu ertheilen, die sogar einHelms
holt-, al Idag Aenszerste bezeichnet, wag
nmn von einein Mikroskop erwarten
könnte. Dr. (sourtade hat vor der
Medizinischen Gesellschaft in Paris
die Ergebnisse von Untersnantngen des-«
Athenig mit diesemApparat angezeigt.
Sie bringen die erstaunliche Enthül
lnng, das; die anggeatlnneteLuft nicht
nnr aus Gasen wie Stirtstoff, Kohlen
saure, Wasserdampf usw« besteht, soni
rcrn auch eine Menge von festen Kör
perchen enthält. Diese sind von Inan
nigfacher Art und Form, bald starr,
bald beweglich· Jn einigen kann man
winzige Batterien in Stäbchen- oder
inKugelsorm Utottenl vermuthen, und
zweifellos ist dagVorkonnnen von llei
nen Hantzellen ((spithel) iin Atheni.
Tao Verfahren, das der Forscher bei
diesen Untersuchungen benutzt hat, ist
sehr einfach Man braucht nur ein
paar Tröpfchen deSAthems auf einein
Max-streifen verdnnsten zu lassen, um
dann an diesen Stellen init dem Ultra
mikroskop Staubslecten zu beobachten,
die nicht weniger reichlich zusammen
gesetzt sind alg diejenigen, die man bei
der Verdnnstuna von Trintwasser er
haklen kann. Vielleicht wird die weis
tere Prüfung iurn Nachweis von Un
terschieden dieses 5tlthemstaulns bei ge
sunden und tranken Menschen führen
RO
Die Dankbarkeit ist eine so schwere
Bürde-, baß nur ganz starke Charaktere
iie tragen können.
I- st· J.
Nun ist auch der deutsche stronprinz
Zum Doktor promoviert worden, und
zwar von einer indischen Universität.
sDarin ist er decn Papa voraus-.