Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 03, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats-Anzeiger und Ilserolä
Jaysgang z
———
J ( he ) Nummer 29.m
Großmnners Trost
Von H. L u d wig
Und wenn dir auch all dein Hoffen ge
nommen.
Und wenn du auch nirgends ans Ziel
gekommen,
Das hochgecnuihek du dir gesteckt -—
Und wenn auch dein Denken nnd all
dein Sinnen
Und edles Streben und all dein Be
ginnen
Auch nirgends ein liebevoll’ Echo
weckt, —
Vielleichi ist doch noch ein Trost dir
geblieben:
Hast du ein kleines Kind zum Lieben,
Ein Wesen, was zärtlich sich an dich
schmiegt —
Darfii du ein weiches Händchen
drücken,
Jn ein unschuldsvoll’ Kindesange
blicken,
Jn dem noch ein ganzer Himmel
liegt
Und hast du’s im Herzen, im liebes-.
warmen,
Und kannst du, es wiegend in deinen
Armen,
Sein holdes Kindergeplander ver
stehn —
So darfst du in deinen alten Tagen ;
Nichi über ein sreudloseg Alter klas;
gen: (
Jm Sonnenschein wirst du zur Ruhe
gehn. i
Vie Brodm’ri.
Von Anna Croiiiant Run·
Taalich zieht die Alte ils-en Karten
von der Scharnijz nach Mittenwald
und wieder zurück. Ob es lrachend lal
ter Winter ist und der Weg so voller
Eisplatten, daß sie alle Augenblicke
nach iiielwiirts rutscht und wie ein
braves Roß die Eisen einhauen muß,
um nur weiter zu loninien, ob es
schneit, daß sie laum die Landstraße
zu erkennen vermag, oder die Sonne
herunterbrrnnt, daß ihr der Kopf zers
springen möchte, ob das Schneewasser
im Frühjahr, wenn es »aper" wird,
aus der Straße dahinschiesit, tvie wenn
diese ein Bachbett und er in seinem
vollen Rechte wäre, oder im Herbst der
tviiste Wind durchs Tal pfeift und sie
fast umwirst: das alte Weiblein zieht
gleichmiitig seinen starren hin nnd her,
iiber eine Stunde hin, weit iiber eine
Stunde zurück. Es siillt ihr nimmer
ein, etwa hinauf nach dein jähen Ab
starz der Karmendelwand zu schauen
oder drüben nach dem kühnen Ausbau
des Wettersteing, sie trabt wie ein alter
Gaul itire Straße in Staub und
Schnee, in Regen und Wind. Jhr
gilts gleich, ob sie allein unterwegs ist,
oder ob iich ein Jäger oder Grenzer
ilir ziiaesellt, oder gar Touristen, die
nach Seeseld wandern, nach dein Hin
teraiital vielleicht. wo oie junge griinr
Jsar schäumend -aui:— der Einsamkeit
stiirmt: ob geputzte Städter »in Toi:
lette« sie überholen zur Zeit der ,,Sai
son«, too das biedere Voll der Mitten
walder seinen echten und innigen Na«
tionalgesang mit der echten und inni
gen Melodie anzustimnien pflegt:
Kennst du das Tal ani Fuße des
Kartoendelbergs?« Der M’ri gilt das
alles gleich« wenn sie auch gern ein
paar Worte itn Vorbeitraben redet; sie
bat nur den einen Gedanken: ihre
Werten und Semineln, von denen sie
siir jeden Haushalt in der Schorniß
eine bestimmte Anzahl ohne Zoll iiber
die Grenze bringen dars. Tapfer auf
geladen hat sie jeden Tag, die Schar
nitzer lieben das Brot« das die Mitten
tvalder Böcker ,.baclon«, voraus das
des IaseL des Zunterer, in dem alten
Fuggerhaus an der hauptstraße Dort
hält immer der Karten der Alten,
während sie ihre anderen lleinen Be
sorgungen im Markte macht. Da
buckelt sie frisch und geschäftig in den
Liiden herum, immer murmelnd, irri
mer ihre Aufträge wiederholend. Nie
schreibt fie sich etwas auf, es ist aber
doch noch nie vorgekommen, daß fie et- !
wag verqeffen hat. Ihr Amt nimmt
fie deshalb auch fo in Anspruch, daß
fie während des Eintaufens auf keinen
Gruß hört und niemanden sieht. Erst,
wenn sie befchaulieh ruhend auf ihrem
Böntiein sitzt im Laden der klugen
nnd hübschen ,,"fafelin«. die .fo viel
von der alten Mittenwalder Chronik
321 erzählen weiß, ift sie zugänglich,
und die M'ri und ich halten ftets einen
kleinen Schwan, während die ,,Bäcke
ein« vie Semmeln und Werten ab
zählt. Manchmal treffen wir uns
auch auf der Landstraße, wo fie immer
gern eine Stehpaufe macht und plan
deet·
Gewöhnlich geben unsere Gelpräche
fo an: »Griifz Gott, M’ei, wie
gel)t’s?«
»Wie geht’s? Alleweil ziahchen nnd
ziahchenl« Dabei lacht sie über ihr
ganzes braunes, verrunzeltes und ver
wittertes-, gutes, altes Gesicht, in dem
die schwarzen Anaen ganz verschmitzt
aliszern können, wie die Augen einer
Jungen.
Sag ich: »Eine Hitz isi’s, schauder
hast!« oder »Aber der Wind heut,
M’ri, hat er dich denn nicht umge-:
schinissen?« »Oh mei’, ischt gleich,«
meint sie und wischt sich den Schweiß
von der Stirn oder die Tränen aus
Jden Angenwinteln, die ihr der Sturm
Tdrauszen bei der großen Wilden Wiese,
beim Schandriwandriwant, wo er gar
so unheimlich sauchen kann, herausge
vrcszt hat. Und dann trabt sie wieder
ihre Straße weiter, gelassen und fröh
lich.
Einmal trefse ich sie, als ich eben
ins Hinterauthal will, hart hinter der
Scharnitz, hoch oben am Wald krabbel:
sie herum und recht Laub zusammen.
Einen hohen Hausen hat sie schon aus
geladen und trägt noch immer mehr
zu. Sobald sie mich sieht, kommt sie
über die steile Anhöhe herunter wie ein
Junae. Jch hab’ ihr Kuchen mitge
bracht, den sie geheimnißvoll schmun
zelnd verschwinden läßt.
Sie deutet ans den großen Hausen
»Straa«, den sie schon zusammenge
tra und nachher ins Dorf bringen
will zu ihrer Tochter. »Alleweil ziah
chen und ziahchen.« Jch seh’ mir den
hohen Streuhausen an: »Und heut
warst du schon in Mittenwald?« Sie
schaut mich verwundert und ganz ver
stöndnißlos an und nickt. Während
dem kommt ein Blondlops aus sie zu
gesprungen -nnd hält sich halb hinter
ihrer Schürze verborgen; von dieser
aedeckten Stellung aus sieht er arg
wöhnisch aus mich. Fast verschämi
zieht sie den Kuchen aus der Tasche
und schiebt ihm ein tüchtiges Stück in
den Mund, während sie nur ein bis-. "
asen versucht. Der hübsche Krauskopf, i
der mir so seindselige Augen anmacht,
gehört ihrer Tochter, bei der sie auch
wohnt, und der sie die Streu bringen
will. »Ein sauberes, kleines, weißes
Haus haben sie miteinander, alles vol
ler Blumen und Vögel, ich hab’ mir’s
nachher angeschaut.
Jmmer wieder erzählt sie mir von
ihrem Schwiegersohn, der »Jager« bei
dem Fürsten ist und ost ,,lang5« Zeit
nicht daheim; daß er lreuzbrav und
sauber ist und so ,,viel guat« mit ihr.
»Und die Kinder?«
»Alleweil mehret werdln s’.«
»Ein Stück? Zwei - -- drei-«
Sie nickt: ,,Mög’n a mehrer werdn
wie’s kiinmt.«
»Da muß die Großmutter Kinder
warten?«
Sie macht die Bewegung des Fah
ien5. Auch die ,,,iiahehst« sie! »Mei’,
sctticr’n di’ halt!« - - Ob sie nie tranl
usar, sraq’ ich sie wieder einmal.
zirantZ Sie denli einen Augenblick
darüber nach. Eigentlich nie. Nur
einmal, ja, ist ihr"5 zu Herzen gegan
gen, aber nicht das Kranksein, nein,
das nicht arbeiten können war’5, das
Faulenzeih das Zuschauenniüssen, wie
die anderen arbeiteten, das Hände,in
den«-Schoß legen. Der ,,Verdrnß« hätte
sie beinahe umgebracht, meint sie, es
seT die schlimmste Zeit ihres Lebens
gewesenl Nun erzählt sie ausführlich,
sehr wichtig, aber immer dabei schmau
zelnd, immer ein wenig belustigt: mir
einer gewissen humorvollen Ueberlegen
heit: »Also, der Wind wehte wieder
einmal recht wüst durch das Thal, so,
wiss die Mittenwalder haben wollen«
damit es schön Wetter bleibt. Er knal
terte u. brüllte u. ioiithete herum, wie
wenn aller Ding letztes Ende wäre.
Die M’ri safz gemüthlich in der Stube,
freute sich ihrer Ruhe nach demStrauß
mit dem Sturm. Eben war sie von
Mittemvald gekommen, hatte ihreWek
ten und Semmeln abgeliefert und lös
selte ihren Hasses Da hört sie das
große Seheunenthor draußen wiithend
schlagen· -
»So laß es doch,« sagt ihr die Toch- i
ter ärgerlich, »bleib sitzen« j
Die Junge bleibt, der Alten läszt es
teine Ruhe. Wohl hätte sie ebenso qui
durch das haus, den Gang und den
Stall hinten herum nach der Scheuer
gehen lönnen, aber das ist ihr zu weit.
Schnell Faust sie außen herum, in den
immer rasender werdendenSturm hin
sein. »Bausz! Bautz!-—- Bumm2« schlägt
»das Thor mit dumpfem Krachen auf
imd zu, daß man meint, es müsse split
tern. Die Alte rennt hin und tvill’s
aushalten, beide Arme stemmt sie dage
gen --— ein neuer wilder Windstoß und
schon liegt sie aus demNiickem mit aller
Wucht ist das schwere That aus ihre
Arme aeslogen und hat sie umgewa
sen. Da liegt sie und lann sich nicht
mehr rühren, kann nicht mehr aus
stehen und in den Schultern brennt’s
und teisi’s und iobi’s —
»Boade setn’s ausg’sall'n g’toes’n,
bcade!« sagt sie und zwintert, wie
wenn das ein löstlicher, von ibr aus
.geheckter Schabernack gewesen sei, sich
beide Achseln auszusallenl
»Als der Arzt tam, schlug er freilich
über diese Art der Schelmerei die
Hände über dem Kopf zusammen.
Beide Achseln! Und dabei saß sie ganz
vergnügt im Bett und wartete daraus,
daß er schnell den kleinen Schaden res
pariere, damit sie morgen wieder ihren
Karten nach Mittenwald »ziahchen«
lönnel Späterbin erzählte der Dot
tot das alles in der ,,Post« in Miit
wald; auch daß sie teinen Seh-taufen
keinen Schrei gethan, als er idr die
Achseln einrichtete.
»Je; es ist ietzt a’scheba’n·« Das war
alles, was das alte Weiblein frua.
Heute konnte sie sich noch kindisch
darüber freuen, daß die Leute sich alle
iiber sie verwundert und diesiöpfe über
sie geschüttelt hatten.
»Das sell ischt doch nir g’wesen,"
meint sie, »aber das Feiern!« Sie war
glücklich, als sie sich wieder vor ihren
Wagen spannen. tonntex unnütz sein,
sdas war schlimmer als trank sein, das
lwar beinahe der Tod!
» Was sie wohl machen wird, die
Alte?
»Alleweil ziahchen und zial)chen.«
NO-—
-(
Alte Gebrauche nnd moderne
Bestrebungen in China.
Von Martltn Stint-g «Ifinanfn).
Fast in keinem Lande der Erde tref
sin heutzutage die Gegensätze von Akt
hergebrachlein und der angestrebten
Neuerungen so hart aufeinander wie
gerade in China. Aus der einen Seite
sehen wir dieVertheidiger alterGebräu-(
che, die auf keinen Fall irgendwelchen »
Resormbestrebungen Raum gewähren?
wollen, während andererseits eine nicht i
zu unterschötzende Partei aus die Ein
führung von Neuerungen in Sitte und s
Tracht hindrängen, die dem europäi«’
schen Muster angepaßt werden sollen.
Besonders rein erhalten haben sich die
alten Gebrauche bei den zerernoniellen
Handlungen z. B. bei Trauerseierlichs
eiten.
Frau Li, die Gattin, eines höheren
ckinesischen Reaierungsbeamtem ist ge
storben. An alle Bekannten nnd
Verwandten werden Traueratneigcn
geschickt- TaS find gros;e, drei bis
fiinf doppelte Bogen von rosa Sei
denpaviere, mit 23 Zoll arofzen
schwarzen Schriftzeichen bedeckt· In
der Ar.zeiae steht der Lebe«-slaitf dei
Todteu und die Namen der männli
clien Faniilieninitaiieder. Weiblisisss
Namen in der Oeffentliiktitiit zu nen
nen. tvkire unfrin Ju der Vlrzeiasr
steht ferner, wann der lsspnbsanagtui
der Fiondoleiubesnelyer ist. Jeder, der
folili eine Ankeiae erhalt, muß seiner
steiidolenrbesnch matt-»ein Kleider few:
det er Tinae nach dein Traiierlmtiie,
die der Mensch im Leiden ule nach its-i
nesilscher Ansicht anct irss Tode is-:
braucht All-: da findt Noli nnd
Zilberberae, Wagen, Pferde-, Sauf
ten, Kleiderloffrr unt soziar Diener
Alles alles aus buntem Papier und
auf Rohrgeftellen gearbeitet und viel
leicht ein Fünftel bis ein Febntel per
natürlichen lilrösie entsprechend
Die Kondolenzbesitckier machen ilIr
dreinialiaeg stotau nor dein Same
des oder der Todten. Wie lanae die
Leiche im Tranerhanse Verbleibt, ist
ganz unbestimmt Jedoch im Son
iner iiirzere und im Winter längere
Zeit. Der Tag. an dein der Leichnam
nach der Heimath oder ooriibergeheno
nach einein Tempel riet-reicht wire-«
toird alles Bekannten bekanntgeaebea.
Die dabo Venachrichtigteti srtienten
jetzt ein ungefähr zein Ellen lanack
Stück blauer Seide. Die Armen
schenten sich untereinander einfachen
blauen Stoff.
-Zwischentäuiiien verbrannt· Die Zi
Bei der Frau Li. welche lliunere
Zeit im Steklselmuse vei«t)liel), wurden
die oben befchriebeneu Nistsiersnclien
es war eine ungeheure Menge davon
geschenlt worden — iu siebentäniiien
remonie ging vor dein Hause, unter!
dem Geläute einiger Tauiften over-i
Vuddhaprietter. vor sich. Die beiden
Söhne der Todten lnieten, in weißen;
baumtvollneu unaefäumten Kitteln
und mit weißen Schuhen und Mützen
angethan, während der Zeremonie
Dee ältere Knabe hielt eine Hol«itnfei,
auf welcher der Name seiner Mutter
stund, in seinen Händen. Jnnuer
wieder wurde dem Feuer neue Ratt
runa zugeführt Darunter ein vräitt
tigeg Schiff, das mit seinen Thürin
cben und Fäbnchen alterliebst aussah
und mir fiir has Feuer zu schade er
schien. Tie annze Szene fand icli
äußerst erneeifend und feierlich, noch
dazu der gnnie Abendbimmel vom
Feuerschein röthlich leuchtete und das
Feuer sich im voriiberfließenden Bache
widerspiegelt-:
Die Trauerseierlichteiten sind bei
Frauen immer größer als bei Män
nern, toer ich mit einer Geschichte er
klären will s« überhaan wenn sie
die Gattin eines höheren Beamten
war. Die Achtung nnd Ehre, die ihr
im Leben versagt geblieben war, toiro
ihr im Tode zutheiL
Der Bürgermeister eine-«- sDrtesz is
bei Betanuten zun- tilbendessen einge
laden. Als man fiel; gerade zum
bitten niedersetzen will, temmt ein
Bote mit der Nachricht. daß die Frau
aeg Gouvernean soeben verstorben
ist. Der Bürgermeister riistet sieh in
aller Eile zum Ausbrnrt» denn er
mus-, sofort zum Gouvernem, um ihn
; seiner Trauer und Ergebenheit in al
Ilen Lebenslagen zu tsersicherin Er
Ihosit nämlich, daß der tttouvernenc
"ihm zum Danke fiir seine Ausmerti
samleit in seiner weiteren Karriere
tehilslich sein wird. Als- der Bär-»
acrmeister sick Von seinem Gastgeber,
ohne ertrag genossen zu haben, verar
srhieden will, kommt ein anderer Bote
und meldet, daß die Mutter und nicht
die Frau des Gouverneurs todt sei.
»Nun«, sagt der Biirgermeister, »Jetzt
tann ich erst ruhiq essen« und setzt sieh
sum Schmausen nieder. tsr weiß qe
Hau, daß der Gouverneur sosort sei
neu Posten wegen der Trauer verläßt
und ihm daher nicht mehr viel nutzen
kann. Während desJ lisseus kommt
ein dritter Bote mit dersttachrich daß
weder die Frau noch die Mutter deg
Gouverneurs todt sei, sondern der
Gouverneur selbst. »Nun brauche ich
überhaupt nicht mehr hinzugehen,
denn nun hat ja die ganze Geschichte
mit dem Gouverneur ein Kindes saat
der Bürgermeister "
Gibt diese Beschreibuna einen Be
weis ftir die Z,iihigteit, mit der sich
alte, traditionelleGebräuche inChina
erhalten haben, so läßt sich doch an
dekerseits nicht verkennen daß man
mit der Einsühruna gewisser Refor
·inen immer energischer Ernst zu ina
Mtkii scheint. Von den ungeheuren
Schwierigkeiten aus die die Neue
rnnqgsiichtiaen hier in Chitin stoßen,
macht rnan sich in Europa gewöhnlich
teinen Beariff.
So sollen in China neben manchen
cnderen Köpfen aucks die Menschen
Ziipse bald verschwinden. Der Un
einaeweikite wird sanent »Das ist doch
ganz leicht, man schneidet sie einfach
ab«. Natürlich qebört dass Abschnitt
den mit dont, nnd doch brinat esJ eine
arosie Unnrälznna mit sich. Denn
ein isbinese in chinesischer Kleidunsi
ohne J-·’.obf sieht ebenso lomisch ane
wie ein linrobäer in eurobiiisitter
sileidixna mit einein Kopf
Ein nnbeznpfter lsliinese in ebinesc
scher Zileidisna ist in isliina einsam
undenlbar; also mirs-. mit dem Zoos
anett die ebinesisiite sileidnna ver
schwinden, nnd dass ist das-« Silnoie
riastc bei der aanien Siebe-.
Die enaliscben Beamten miissen nmb
Vorschrift alle vierielm Taae ilzre
llnisorm oder Staate-kleidet wechseln.
Da aibt es isjewänder von der durch
sichtigsten bie- linr sestesten Seide, von
’Schasbel«ien bis zu den kostbarsten Ho
bel- nnd Liermelinpelzem je nach Jal)
reözeit nnd Vorschrift Der tltinesisitie
Beamte mus: in einem Jahre 24 ver
fchiedene Kleider tragen. Izu einein
Staatstleid aelsoren ein langes Ge
wand aus blauer Seide nnd ein an
deres, etwas tiirzeretz Gewand ais-:
dunller, oioletter Seide. Beide Kleider
bestehen immer in derselben Qualität,
mögen sie tinn mit Seide, Watte oder
Pelz aesiittetst sein· Da die Gewänder
so arosi nnd weit sind, daß Damen
sie als Abendtnäntel benutzen liinnen,
so kann man sich denken, wie thener
die Kleider sind.
Tie Chinefen iniissen ausser-dein
noch iiber einen grossen Posten vmi
Privattleidern verfügen tönnen Da
sind lange Gewanden Juden nnd
Welten, alles natürlich and-, ans Sei
de, Der Chinese besitzt in seiner silei
dung ein Vermögen, daz- Tausende
und Abertansende beträgt. Da jede
Art Kleider nur rierzelnt Tage lang
iin Jahre getragen wird, so trägt der
Beamte seine Kleider gar nicht aus.
das Rkiinieren besorgen die Motten
und die Zeit.
Da jeder Mann in den Finlturstaa
ten die iivliche Kleidung, besteliendi
ans Anzug nebst Kragen, Manselsets
ten nsio., trägt, so wollen die Sinne-—
sen auch dasselbe thun. Einsttoeilen
können sie sich noch nicht recht dasiir
begeistern Denn Kragen nnd Man-·
schetten gibt eH bei den bequemen chi«
nesisetien Kleidern nicht. Daran wür
de man sich schließlich gewöhnen Was
soll nun aber mit den chinesischen
Kleidern geschehen?
Da die Pelzgetvänder doch ziemlich
dauerhaft sind, so können Kinder und
Kindes-linder, wenn sie sie fiir ento
päische Zwecke verwenden, gar nicht
auftraaen. Was sollte mit den seide
nen Kaidern geschehen? Die Männer
können doch nicht blaue oder drachen
gestickte Ansüge nach enropäischem
Schnitt tragen. Wenn der chinesische
Zon fällt, so sind auch ungeheure
Werthe der Vernichtung preisgegeben.
Der Zopf soll abgeschnitten, die
chinesischen Kleider sollen verschwin
den nnd enropiiifche Kleider getragen
werden. Wo sollen aber so schnell die
.«2ln,;iige orser vielmehr Stoffe dazu
beklommen? »Ganz einfach aus dem
Auslande-t« werden viele sagen. China
kann oder tdnnte genug Wolle oder
Baumwolle herbeischaffen, aber nicht
zu Stoffen verarbeiten. Daß die Pro
dntte nach dem Auslande ausgeführt
und als fertige Waare wieder einges
führt werden, geschieht ja schon genug.
Bei dieser Kleidersrage würde dieses
in ungeheurem Uinfgnge geschehen.
Dein Lande würden dadurch große
Einnahmen entzogen, die dem Aus
lande zugute kämen.
Die Regierung weiß das gan-. gut.
Es müßten nun in China zuerst Fia
briten gegründet Werden· Dazu fehlt
es an tüchtigen Männern, die die
Sache leiten können und das nöthige
Geld dazu besitzen. Beides ist im Aus
lande schwer zu finden. Aus dein
Auslande kann alles geholt werde:;.
Aber jeder sträubt sich dagegen. Denn
wo fremdes Geld und fremde Thaten
sind, da ist für China nichts zu holen
als nur Aerger nnd Verdruß. Dass
die Fremden so große Epoisten sind,
tann man in China nicht recht be
greifen
Die Sache mit dem Jovfabschneig
den tann also vorläufig nicht erledigt
werden
«---.-. ---.—. -.
Trbnrn und Montfancom
Die leiden berühmtesten Hinrich
ii.ngsst"citien des Mittelalters waren,
wie .nan sagen kann. Tyburn und
Montsaucotn wo die Galgen von Lon
don nnd Paris standen. Sie haben
beide das Ende manches wilden Aben
teurerk nnd manches Verbrechers, aber
auch manches unschuldigenOpfers und
wand-et Berühmtheit gesehen, und sie
könnten jedenfalls lzur Geschichte der
Justizirrthiimer schauerliche Beiträge
liefern. Thburn lag ein bißchen itn
Osten des heutigen Londoner Hyde
Paris-, da, wo sich heute der Gros
oemr Lfguare und Brooi Streei be
finden Dieser letztere Name erin
nert Zwar an die alte Hinrichtnngss
statte da Tolsurn urspriing"ich ein
Takt- Hin-»k) war, der heute net
schien-»Den ist. Hier fanden schon nn:
lLtttt in London die Hinrichtunaen der
verurttieilten Verbrecher statt, und
tmar mittels des aus der altge1·-ns.mi
schen Basis stammenden Galgen-L dei
mast ;.- aut) bis in die neueste vZeit sei
Der-alten hat. Der Galgen, bestehend
ani- ,;:aei Längsbalten und einem
Querbaltein wurde am Tage einer
Hinrichtung dort am Morgen an Der
LtraLentrenznng errichtet: bom Val
lon eines gegeniiberlieaenden Hauses
in Ebnen-are Road, wo man zugleich
den Balten aufbewahrte, wohnten die
Sheriffs der Hinrichtung bei und be
anssichtigten sie. Eine grosse Menge
Volks begleitete natiirlich immer den
Wenn-theilten wenn et durch den Vor
ort .t,·)o!lsorn aus dem Stadtgesängnis
anlam. Es ist überflüssig zu er
wähnen, daß hier nur gemeine Verbre
clier fängt-richtet wurden, nnd das; in
London wie überall im Mittelalter
Standespersonen sich desVorrechts er
freuten, mit dem Schwert hingerichtet
zn werden Solche innrichtungen san
den in Lotoer HilL dem Platze außer
halb III Totvers, auf der Nordseite
der Festung statt. Einige wenige trie
Anna Voletm Catherine Hoto.1rb,
Ladh tijiey nnd Graf Esset find inner
halb des-J Totuerg im Totverhof hinge
richtet worden. Tnburn bekam in Der
Regel mir die gewöhnliche Masse der
Diebe, Bänder und Straßenrijnder.
Doch kann eg immerhin mit einer An
zahl herrihmter Namen prnnten. Jtsi
Jahre NUFJ starb hier der Letannte
Prätendent Pertin Warbech nachdem
er im Jotver gefangen gehalten wok
den mar. 1628 wurde John Feltaih
der Mörder des Herzaas von Bnrtinak
ham, hier aufaehangen. Am Ists-. Ja
nuar 1661 sah Inban eine Mauer
liche Szene, die ihres-gleichen nur im«
finiterster Mittelalter hat. Die Leisj
then der Königsmörder 6rmnkvetl,’
Jretnn nnd Bradfhani wurden aus in
ren Litrkilsern gerissen nnd hingen in
ihren tssrabtleibern :··4 Sinne-en tanxi
in Thksnrn am Galgen, woran man
ihnen ten Kopf abschlug nnd sie stntkr
dem Galgen verscharrte während ihre
Köpfe var Weitminfter Halt aufge
pftanzt wurden. Es war die Rache
der fiegreichen Stnart Restanratirm fiir
die Hinrichtung des ersten Karls. Jm
Jahre 1724 endete der bekannte Ein
brecher Jack Sbeppard hier feinen Le
benslauf. Die letzte Hinrichtung in
Thburn fand 1783 an einem gewissen
John Austin statt. Von da an vers
legte man die Hinrichtungen nach dem
Newgate - Gefängniß und Tyburn
wurde siir die Londoner nur noch eine
Erinnerung Nicht weniger berühmt
als sein Londoner Kollege war Mont
fanron, der Galgen von Paris-. Er
hatte sogar vor jenem den Vorzug der
»Solidita«t voraus, der sonst gewöhn
lich dem Engländer eigen ist. Mont
faucon lag nicht weit von dem heuti
gen Pariser Nordbahnhof, etwa da,
wo heute die Untergrnndbahnstation
Or-mbat liegt. Er wurde schon im
txt. Jahrhundert errichtet, damals
außerhalb der Pariser Stadiumwal
lung zwischen den Thoren Saint Mar
tin und Saint Denis· Für die
Ucisthetischen Liebhaber der Verbrecher
Romantit stellt dieser mittelalterliche
Galgen Montfaucon einfach ein Jdeal
dar, schon durch seinen Anblick. Wenn
man sich von weitem der Stadtumwal
lung näherte, sah man auf einem
sanft ansteigenden Hügel sechzehn lo
losiale Steinpfeiler durch Balken der
bunden, an denen sich halbverfaulie
Leichname im Winde hin und her
schautelten. Es waren die Leichen der
Verbrecher, die man hier aufhing, und
die man in das unter dem Galgen ge
grabene große Gewölbe warf. Hier
her tamen auch die Opfer der übrigen
Galgen von Paris, so daß sich mit der
Zeit hier eine gewaltigeMenge mensch
licher Ueberreste ansammeltc. Jn den
Tagen der Jacquerie und in andern
bewegten Zeiten kam es vor, daß mehr
ali« M Leichname zugleich an diesem
Galgen hin und her schaukelten, viele
in Vettern wie es die damalige Justiz
liebte. Da hier zugleich das Haus
des Schinders war, so war es kein
Wunder, daß Montfaucon als-Matten
gnartier heriichtigt wurde und noch
lange in Paris geblieben ist. Zu den
berühmtesten Opfern von Montfaucon
gehörte außer Samdlancay, dem Jn
tendanscn Franz l., und Oliver le
Daim, dem Giinstling Ludwigs Xl.,
der unglückliche Admiral Colignh, den
man in seiner Wohnung in der Stadt
ermordete, hier hinauEschleifte und an
den Füßen aufhing. Belannt ist der
Spaziergang den am andern Tage
der .»’:.f starlg IX. zum Galgen mach
te, um sich diesegSchauspiel anzusehen.
Jm Jahre 1789 wurde Tlltontfaucon
feiner Vlmtspflichten entledigt-. man
ging bald darauf zur Guillotine über-,
wie man sich damals ausdriicitez im
Interesse der Lljtcnfchlichleit.
Das Blutfchwttzem
Dass Blutschxoitzen lommt bei kniste
rischeir Frauen in zwei verschiedenen
Formen vor, einmal erscheinen Bluts
tröpicrien auf der Haut, ein andermal
Islntblasem welche anfänglich eine wäs
serige, dann blutig gefärbte Flüssigkeit
enthalten, und später ausbrechen Doch
qilsi es Ilerzth die in Abrede stellen,
daß reine Fälle von Hautblutungell
Vorkommen Prof. Binsiranger in
Jena hat zwei hierher gehörige Fälle
gesehen, in welchen gleichzeitig schwere
Stosfioechselstörungen vorhanden wa:
ren, wie cl)r.-)nisd)-e Nierenentzimdunq
und schwere Blutarmut. Jiingst wurde
ein hierher gehöriger Fall ans der
Strratg-Jrren«.1nstalt in Liibeck fJescllrief
ben. In diesem Falle konnten weder
eine körperliche Erkrankung, eine
Strsflvechselstörung noch absichtlich
oder nnabfichtliche Verletzung ursächlich
qemir t haben, da die Kranke lestiindia
und intensio beobachtet und bewacht
wurde-. Fiir das Entstehen dieses
Vlutsrlaoitiens aus hhsteriscber Grund
lage sprechen aber auch positive Mo
mente. Das Blatschwitzen trat näm
lick jedes-sinnli- in einem Ansall von la
taleptischer Starr-.- auf und war ans
gesiisse Zonen beschränkt, die qeaen
Schmersi außerordentlich einpfindlicls
traten
Von allen Künsten die größte ist es,
seine Kunst richtig zu verwerten.
Its Its s
Jn den ttjliiclsscbmieden des Lebens
bleiben die meisten Menschen innner
Lehrlinge
:!. ts: H
Fsreund der Wahrheit bleibt man
gewöhnlich so lange, als sie einem nicht
gesagt toirtn
-·· :Te s
Ter historische toeltberiibmte vae
Dianmnt ist von dein englischenLord
;an eine Dame der ersten Gesellschaft
Washingtong fiir 8:-30l),l«;0() verkauft
worden. Nicht nur vie ältesten Titel
lau-en diese Ameritaner, alH sei es
alltjiglichc Ware, sondern auch die
tostbarsten deronjutvelem