Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 03, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    FO—4—— W · ,
i We schnitt-links von
s Uizzik Haufme
Ro. J56· Wenn mich- Jemand sage
belie, daß ich inhpeifiifchecz wör, dann
dein ee in große Tendel komme« bi
lalics ich sin nil. Soviel weiß ich auch,
daß wenn mich morgens mein linler
Fuß iische dichl, daß ich an den Dag
noch Geld spende, nnd wenn der Phi
iipis. wag mein Hosband ig, morgens
beivt Bteckfeii siivwemal ichniesse
dicht, dann weiß ich auch for schul)e.
daß ei Nachts mit en Ass heim lam
me dichl. Wenn die ane morgens
in allee iriiii schon singe nn lache.
dann ie- es e ichnlices Ding, daß se
den Dag noch e ganz gehörige Lilien
kriege un wenn ich mei Packellsnch ver
liere, weiß ich nnch ganz gewiß, daß
ich es- nil nwslie iniddee stiege. Wenn
mich die Jnieii von meine Hand
iifche dicht« dann find ich ebbes Io
feinin wie es Nachts dnnlkl is, aw:
wer inhvetiliiches sin ich nil. Meine
Geiimnia felia. die lial immer in
Hist-I geglaubt nn iot alles bat se e
(4.l.--s-Jennebschen geliabl: ich sin froh.
da ich nil den Weg sin.
Den annere Dag hen ich Morgens
mei Haus aufgestemmt nn wie ich
en tlxine Nest genomme heu, for en
Brig zu esse, da hen ich ans einmal
so e fonnie Senniehfchen in meine
Hand gehabt. Es hat gar nit ttappe
wolle un da hen ich oss Rohr-i ge
wißt, daß ich den Dag noch ebbeg
werthvolles finne deht. Das Jtiche
is noch dreimal widder lornme an den;
nämliche Morgen un da hen ich ges;
dentt, ich besser mache mich esnal redH
dig un gehn fort, belahs in den Haus
hen ich doch leine Tichehno gehabt
ebbes antkrfchter zn sinne, als wie
Hohl- in die Buwe ihre Stackinas un
for die lieu ich ith nit gesucht. Jch
hen mich also e wenig anfgefittst un
tin ist-re sinnge. O, well, hen ich ge
dentt, du besser itappft eelcht emal e
Minnit bei die Wedesweilerih meh
bie, daß die mit gehn dnht. Die We
des-weitern is auch gleich reddig ge
weei. wisse Se, die Frass lyat immer
Zeit nn ich denle, ich tönnt dreimal
am Tag zu le tomme nn se wiir eis
nige Zeit reddig mit zn gehn. Wie
mer widder an die Stritt ware, hat
ie gesagt· wo ich denn liingelnr wollt.
Jch hen aelagt, ich wollt mich emal
in die stohrg nach en nene Spring:
hnt snnancke. Jch wär noch nit reddig
zu tause. awwer mer deht dann wes
nigiteng en lsidie kriege, mas der
Steil wär. Die Wedegweilern hat
aedentt, das wär e gute lkidie nn da
iin mer denn in en Millineritohr nn
lien nnd die nene Steilsz betracht. Jch
tann Jhne sage» die Schelms, die le
ietzt widder for Spring aufgemacht
ben die sin ganz schrecklich nn ich
weis-. noch nit, ol- ich mich so e Ding
lanie odder ob ich mein alle Hut e
nsssiia iwwermache toll. Die Wedess
wixern hat gesaaL le delit gne nielH
drum aewtve. wie die Scheth wäre.
lie debt den Steil mit mache nn wenn
le Wallerbockets odder Wafchtobbs
weliris dehte un dann debt lie auch ein
mehre. Sie wollt nit wie e Seht-br
leoh angeguclt sein un es mär sie viel
lietvee. wenn die Viebels lnae behie,
»was is die Mittag Wedesweiler e
lteilikche Mai-". als daß le lache bebte
nn kliiemarlä driwwer mache behie.
daf-. le fa altfölchend aucke dicht. Well
ich lann fe ia anch nit soviel blehme,
wenn te den Weg dente dnht.
Mer- sin noch in e paar anneee
Stohro gange un wie mer aus den
Dreigutts Stohr eraus lomrne fin.
da hen mer Joch for e Minnit« In
Fcunt von den Schohioinboh ge
itanne un da sehn ich auf einmal e
schmale-s Päctetsch an den Seitwaht
liege» Da is inich das Jtsche in met
Hand roidder eingefalle; mitaus lang
zu iwweklege, hen ich mich gebiickt un
lpen das Päeletsch aufgepickt un hen
es in mein Moii gesteckt. Jch hen
schuhr gen-ißt, baß es niemand ge
nohtiht gehabt hat, nit emai die We
besiveilerm wo doch sonst alles sehn
bunt. Mek fin dann bei-n un die
Wedestoeiletn hat mich gefragt noch
emal niit se in ihr hat-s zu komme un
e Kimnieiebe zu nemnie. Well e Rim
melche dubn ich nie eeifiuihse un wie
ich mei Kienmelche gehabt hatt, sin ich
bei-n. Die Bunde un der Philipp fin
schon dagetvese un se hen sich ange
stellt als wenn se am Steinfe- wäre.
Ich hen schnell e wenig ebbes zu
Esse gefickft un niek hen unser Miel
gehabt. Dann bkn ich Diiches ge
l
wasche un ich hen die Buwe so lang!
getiest bis se mich geholse hen, abzu- s
dttckele, soe daß ich recht schnell mit«
seetig gewotde sin. Jch hen es gais
nit abwaete könne, bis ich e Tschehne i
gehabt heu. nachzusehn, was ich denn
enniweg gesunne gehabt ben. , Das
hat ziemlich lang genomme, awwek;
tote die Lust eein war, sin ich in m l
Ruhm gange. hen die Dohr gelockt un
den die Schehds etunnee gepullt.
Dann hen ich das Päcketsch herbeige- ;
holt un den es aufgemacht Es war«
e ganz kleines Deutsche drein un wie
ich den Kowwer abgemacht ben, war
doch der schönste Deimentking drin.
wo ich in mei ganzes Lewe gesehn
das- Jch stn ja kein arig guter
Ischotsch von Deimends, awwer so
viel hen ich doch gewißt, daß dek
Ring wenigstens acht hunneet Dah
lee wekth war. Na tann met awwer
doch sehn, daß met doch ebbes auf
Seins gewioe kann. Bei Gall-, ich
hen mich gefreut ivie alles, nur heu
ich noch nit gewißt, was ich mit den
Ring ansange sollt. Jch hen ihn doch
nit wehte tönne ,sonsi hätt ich der
Rist genomme, daß mich enial Je
mand täckele delit un deht den Ring
als sein Ptappektie llehme. Jch heu
auch nit getoißt, was ich die Weins
weclern lot e Ectsplehnnehschen hen
gen-me solle, der Philipp hätt es ja
nit genohtißt So hen ich denn mein
Meind aufgemacht, daß ich emal vor
laisig den Deiment heide un leinem
Mensche un auch dem Philipp nicks
vou mein Fund sage wollt. Das is
das Beste gewese, was ich hen duhn
iönne, awwer ich lann Jhne sage, ich
den die ganze Nacht uit schlase tön
ne, die Geschicht bat mich zu akig eck
seitet. Milter Edithon avivet denke
Se nur nit. daß ich suhpeestisches sin,
bilahs ich siu nit. Mit beste Riegards
Youts
Lizzie HansstengeL
—--.
Um hall- Zehn.
Ein Heidelberger Professor, der in
Berlin einen Kommerzienrath be
suchte, sagte: »Die Berliner scheinen
mir außerordentlich fleißig zu sein;
wenn man in Heidelbera um halb
Zehn Uhr sriih jemand besuchen will,
iaal das Dienstmädchen: »Der Herr
Doktor schloit noch!« Wenn man aber
hier in Berlin urn die gleiche Zeit ei
nen Besuch niachen will, dann heißt
es immer: »Der Herr hat gerade
HSihnngP
»Jawohl!« entgegnete der Kom
·mer,zienrath zerstreut, »die Berliner
Dienstboten find eben viel besser ge
schitll.«
In der Buchhandlung
»Schicken Sie mir das Buch: »Wie
werde ich energisch?« s— aber bitte,
hauptpostlagernd, damit es meiner
F ra u nicht in die Hände fällt!«
Ost-sichtl
»Lieber Fredl
Deinen gestrigen, herrlichen Brief
habe ich vor Entzücken la ut gelesen.
Dann aber habe ich ihn verbrannt
und dem Papagei den Kragen umge
dreht.
Deine Eintnn.«
Beweis.
Anitmann: »Sie sollen eine Gans
gestohlen haben; wie heißen Sie?«
Arrestanh »«’5nchs!«
Amt-nann: »Na also! Da haben
wiss ja!«
lsin geplagt-r Garn-.
»Ich habe geträumt, liebes Männ
chen, Du hättest mir einen schönen
neuen Hut gelaufW
»Gut! Dann setz’ ihn aus und laß
mich in Frieden!«
Professor sint Onkel feine Rechnung
immer-Oh »Herr Obertenne-n bei dem
Moquefort (t) fehlt noch ein »T«.
Obekkellnekx »Ach so, Herr Professort
Ein Tee macht 50 Pfennig-«
»döchst unangenehm! Gen-he bei den
Pianoitelten kracht immer mem leerer
Magen-"
Aber-glaube im Reunsport. «
Jn jeder beruflichen Sphäre, in der
dem Zufall eine ausschlaggebende Rot
le be chieden ift, bei jeder Thätigtei:,
deren Erfolg ungewiß und on nictuz
berechenbaren Faktoren abhängig ist,;
pflegt der Aberglaube zu wuchern und »
seine Anhänger nicht selten in eine-ji ;
Bann zu halten, der selbst ernste, auf H
gellärte Leute zu Kindern weiden
läßt.
Ausfalleud ist es daher, daf; in:
Pferderennsport, bei dem die Gefahr
ernster llnfälle an jeder Hürde und bei
großen Flnchrennfeldern in jeder Kur
oe lauert, wo Stürze an der Tage-J
ordnung sind und zum Erfolg bei
aller Tüchtigkeit eine gewisse Dass-.
Gliict oder wenigstens leiu Pech ge »
hört, daß hier im Reiche der beriihin 4
i
l
ten Ungewißheit des Turses der Aber
glaube wenigstens in den attiv betei
tigten Kreisen eine seltene Erscheinung
ist. Mit großer Wahrscheilichleit tann
man behaupten, daß der Grund fiir
diefeThatsachen in dem englischen lit
sprung des Rennfporig zu suchen ift.
Der Engländer ist eine viel zu talt be
rechnende Natur, daf; er, zumal in ei
nein Sport, der ille physischen und
asuchischen Kräfte in Anspruch nimmt
andere Einflüsse auf seine Entschlie
ßuugen wirken läßt als die, welche der
verbreitetste Aberglaube, die Furcht
vor »1.'3« und dem Freitag, schon aus
praltischen Gründen leiuen Raum, s
denn jeden Freitag wird irgendwo ge: z
rannt. und in jedem Rennen hat ein s
Pferd die Programtnnummer is. Die i
:tiennstallbesitzer. Trniner und Renn- ;
reiter kämen aus der Angst nicht ber J
aus, oder müßten ein gutTheil ihrer»
Enaagemeuts auslassen, wollten sie H
ominöse Tage und Zahlen meiden.
Auch macht sich kein Reiter etwas dar
ausz, Pferde zu reiten, mit denen er
früher einmal einen schweren Sturz
tljatx jeder routinirteRennmann weiß.
daß ein zufälliger Unfall nicht an ein
Pferd oder eine Rennbahn gebunden
ift, und daß ihm dasselbe Unglück mit
jedem anderenThier ebenso leicht zusto
ßen kann; etwas anderes ist es natur:
gemäß, wenn ein Reiter aus Aversiou
gegen einen notorisch schlechten Sprin—
ger, einer sogenannten Fallmaschiue,
inach einer schlechten Erfahrung den
Ritt ablehnL
Daß Joekens mit Vorliebe altePeiti
schen nnd solche ohne Metallverzieruna
mit ins Rennen nehmen, erklärt sich
aus Gründen der Gewohnheit und
»Zweckmiis3igleit, wenn auch etwas Fe
» tischismns dabei iin Spiel sein dürfte,
; wie man ihn auch imRadrennsport bei
s Fahrerm die ihren Stveater, in dem sie
lihre großen Erfolge errungen, nicht
gegen einen neuen anstanschen,und bei
Bühnenkiinstlern so häufig findet. Jin
Großen und Ganzen denken die Pros
fessionals recht kalt über gute nnd
schlechte Vorbedentnngen, nnd ein be
kannter Hinderniß-Jockey, den ich ein
mal danach fragte, ob er an schlechte
» Vorzeichen glaube, antwortete mir la
’chend: »Jawohl, es berührt mich im
i mer unangenehm, wenn ich an der er
ssten Hürde stiirze!«
’ Ein bei dein Wesen der Sache ans
sallender Mangel an Aberglaube ist
im Rennsport aber nnr in den attiv
beteiligten Kreisen festzustellen. Die
Wetter, also die iiberwiegende Masse
der reiinsportlichen Interessenten sind)
wi alle Spieler, aberaliiubisch gleich
alten Weibern. Eine Kategorie sind
die NnminersSpezialisten: sie achten
aus das Tagesdatuim die Nummer der
Eintrittsknrte und deslfisenbahnbahir
konpes, die sie til-:- Programinnmns
Inern ihrer Erwählten bevor-ingen.
Auf die Dttplizitiit der Ereignisse
bauend, wetten sie mit Vorliebe Pferde
mit Nummern, die ain Tage bereits
einmal Gewinn brachten, oder sie ha
I ben individuelle Lieblinaöntnninern,
) die sie nach Möglichkeit bei ihren Spe
» knlationen berücksichtigen
Wie aber auch alle Beolmrhtnnqen
und Vorzeichen heißen mögen, mit de
nen naive Geniiiter die timschleierte
Zukunft im Turf enthüllen wollen,
ider einzige berechtigte Aberalanbe ist
der, daß aus der Rennbahn Reichtümer
zn erjagen seien. Dieser falsche Glau
i be ist aber bedanerlicher Weise an-. tcsci
l testen verbreitet.
i ——..
.
i
»Geständnisse eines Zilillionai«.s.
l
; Jn unserem Lande lebt ein Geisen
Hsieder namens Fels, der e-« »in einem
TBerniögen gebracht bat, das ans acht
Millionen Dollarg geschätzt wird. an
Gegensatz zu dem vorn Dichter befun
lgenen Johann, der muntere Seifensie
»der ist er sebr triid und traurig ge
stimmt. Er llagt sich eines schweren
Vergebens an, nämlich das, ein acht-.
sacher Millioan zu sein. lsr diirste
kaum viel Sympathie dei feinen Mit
menschen finden, denn die meisten,
evenn nicht alle, würden sich gern des
gleichen Vergebens schuldig machen.
Tluch ist nach den eigenen Angaben des
herrn Fels nicht recht ersichtlich, daß
er Klarheit über den Ursprung seines
Vergebens hätte. Er sagt, das schwere
Verbrechen an der Menschheit, daß je
nand es zu einer Million oder gar
oariiber dringt, sei nur dadurch mög
.ch, daß Besitzern von Grund und Bo
tden der Rentwertb zugestanden wird.
illiollte der Staat diesen aus dein
swege der Besteuerung lonsiszieren so
tönnte niemand Millioan werden.
Das Vermögen des Herrn Fels bietet
die beste Wiederlegnng zu dieser Theo
rie. Dieses bat er nicht durch Boden
igewinn sondern durch Unternehmer
gewinn erlangt. Wenn der blitzende
Jchtsache Millioniir daher seine ötono
lixische Gattung nicht aufkommen las
sen ivill, so muß er allen Formen des-«
(-itetvinno, auszer dem Lohngeminn, den
Krieg erklären. Bodengeioinn, ziapi
stalgervinn und Unternehmergewinn
müßten dann sammt u. sondero ver-«
baten sein. Dann entstünde aber die
Frage, ob die Lage. der Menschheit sich
dadurch bessern wiirde Ohne Zweifel
Türde iie dadurch bedeutend ver
iclxlechtert werden. Aus jedem Boden
wächst neben den Pflanzen, die dem
Menschen zur Nahrung dienen, viel
Unkraut. Dessen entledigt man sich
nicht« indem man die Felder vertviiftet,
sondern indem man das Unkraut aus
jötet. Genau so verhält es sich mit
dem ökonomischen Boden der Jetztzeit
Aus diesem beziehen alle Menschen
ihre Nahrung, aber es wächst auch sehr
viel Unkraut. Auch in diesem Falle
besteht die Ausgabe im Jöten und nicht
im Verlviisten und es ist das charakte
ristischeMertmal aller Ioirthschatlichen
Theorien, die sich gegen das bürger
liche oder individuelle System wenden.
daß sie blos aus das Verioiisten ab
zielen.
Die Theorie des-Herren George, an
deren Verbreitung Herr Fels sein Ver
mögen wendet, geht dahin, das; nie
mand ein Recht aus individuellen Bo
denbesitz hat, lveil der Boden feinen
Werth nicht den Individuen, sondern
der Gesellsch st verdankt, folglich ge
höre auch dsr Rentlverth der Gesell
schast. Ziehe der Staat diesen Rent
werth ein so brauche man keine Zölle
zu erheben, welche Monopole nähren,
und überhaupt keine Steuern zu erhe
ben. Dann würdenWaaren Miethe u
alles billiger sein und die Gesellschaft
die Ruhe finden, die sie jetzt nicht er
langen könne.
Jn dieser Theorie liegt ein kleines
Körnchen Wahrheit, das dazu benutzt
wird einen gefährlichen Jrrthum zu
verdecken. Jn seinem Ursprung er
langt der Boden seinen Werth nicht
»durch die Gesellschaft, sondern durch
zdie individuelle Anstrengung Das
gilt nicht blos von dem durch den
Fleiß des Landinanng bestellten Bo
den, sondern auch von einem leeren
Bauplatz in der Stadt. Jrn letzteren
« seinen durch
Sparsamkeit erworbenen Kapitals
iiberschuß an den Antan diese-— leeren
Bauplahes gewandt. Ein miiheloser,
also nicht durch Fleiß nnd Sparsam
trit, sondern durch die Gesellschaft er-s
langter Gewinn ergibt sich erst im
Laufe der Zeit. Dieser Gewinn tanni
ohne Frage drückend werden, fo daßi
sich daraus eine Ungerechtigkeit gegen
die Gesellschaft ergibt. Wird der
Mehrwerth desAckerbodens wie es ge
schieht, kapitalisiert, so entsteht daraus
eineTheuerung in Lebensmitteln und
wird der stiidtische Boden kapitalisiert,
so erwächst daraus ein ungebührlich
hoher Miethzins. Die richtige Abhilfe
ist alsdann nicht, den Boden aus dem
Steuerwege zu tonfiszierein sondern
den durch die Gesellschaft erlangten
Mehrwerth zu besteuern, und das nur«
in bescheideneni Maße.
Das Cinc. Volksblatt meint daher,
Herr Fels werde feine acht Millionen
vergeuden, wenn er sie an die Ver
breitung der Georgeschen Lehren wen
det. Das wenige Wahre das darin
enthalten ist, sagt das genannte Blatt
läßt sich ohne eine Revolutiou der Be
sitzverhöltnisse durch eine Werth-u
tvachgsteuer erlangen, uud dasJ trifft
auch auf die sozialistischeu Lehren zu.
Auch diese enthalten ein kleines Körn
chen Wahrheit, der ohne lluiwiiliung
der bürgerlichen Gesellschafts Ord
uuna geuiigt werden taun.
s-— CO
Die italienische Bevölkerung
Wenn von dem großen auieriiani
schen Schmelztiegel der Völlerschaften
die Rede ist, vervollständigt man sich
im Geist leicht das Bild mit der Vor
steltung der von der beweglichen Masse
schnell zur lfiiiheitlichleit assunilierten
Frenidtdrpeix in Wirklichteit ist eg,
wie jeder, der sich mit daraus entstehen
den Prodleuien beschäftigt, weiß, ein
langwieriger Prozeß, der seine Spuren
in Jahrhunderte zieht. Bestimmte,
einzelueåljtertmale verwischen sich über
haupt nicht, sondern müssen dazu die—
nen, späteren Generationen charatteri
stischeg Gepräge zu geben.
Am Stinnntasten und in den Steu
erlisten sind sich die verschiedenen Be
völternnggelemente zwar sännntlieh
aleich, ihre gesellschaftliche Mischnng
innerhalb der Genieintoesen aber voll
zieht sieh nur allmählich. Aehnlich toie
die Geiväsier zweier zusammen strö
menden Fliisse noch aus toeite lsntser
uungen von einander abgegrenzt zei
gen und anfangs nur in den äußersten
Wirbeln in einander übergehen, bis
sich schliesslich die Fluthen untereinan:
der mischen, so gehen auch hier, nur in
größerer Zahl, die verschiedenen völli
schen Strötnnngen geraume Zeit ges
sondert nebeneinander her, und so
lange ihre Quellen fließen, wird man
sie von einander unterscheiden, in ihrer
Eigenart beobachten können. Und tver
sie tennen lernen will, muß sie in die
ser und ihren Erscheinungen studieren.
Von besonderem Interesse ist in die
ser Hinsicht der neuere Zuzug der Jtai
liener. Griechen, St)rier, deren von den
iilterenVevöllerungselementen so man
nigsach verschiedener Art siir das Stu
dium der tiutiinstigen Entwicklung des
Landes mancherlei Probleme bietet. Ja
’——-k— -------—-—. OF ,
der Januar-Nummer des »Ivrum« hat
sich Dr. Alberto Pecarini seine italie
nischen Landsleute zum Studium vor
genommen. Mit wissenschaftlicherBilg
dring, heimischer italienischer wie an
ameritanischen Instituten erworbenen
ausgerüstet, behandelt er den Gegen
stand nach beiden Seiten hin unpartei- «
isch. Speziell Bezug nimmt er ans die
tn Groß-New York anseissrgen Italie
ner, die jetzt schon von den zwei in den
Ver. Staaten lebenden Mitgliedern
den vierten Theil bilden und bei Fort
dauer der Einwanderung und Zusam
tnendrangung aus diesen einen Haupt
platz in sechs oder sieben Jahren eine
Volle Millihn ausmachen werden. Dasz
sie in Massen zusannnengepsercht in
Tenementoierteln wohnen, ist bekannt,
ebenso, das; sie ihre Arbeits-straft am
tsilligsten nnd willig losschlagen wes
lialb man sie am hänsigsten bei Erd
arbeiten nnd sonstiger Beschäftigung
findet, der sieh andere Elemente nicht
mehr unterziehen mogen, weniger aber,
daß nnter ihnen die Sterblichtett die
größte ist«
Von littttt Jtalienern starben sitz-is
während die allgemeine Sterblichkeit-·
rate litt-l ist. Bei den Jrlandern
stellt sie sich aus III-J, bei den Deut
sehen ans 12.1!l, bei den sogenannten
eingeborenen Amerika-rein ans 13«98.
Von den Jtalienern, die nach einigen
Jahren in ihre Heimath zurückkehren
siihren viele ein beliagliches Dasein
mittelst ihrer Ersparnisse, viele aber
gehen dorthin, nm zu sterben.
Schtvindsncht und Lungenleiden ras
sen die Erwachsenen dahin, die Kinder
sterben an Diphtherie nnd Masern und
viele von diesen tönnten gerettet wer
den, wenn die Miitter nicht so gräßlich
isngebildet wären. Der einwandernde
Jtaliener ist durchschnittlich gesund
nnd kräftig.
llnbildnng ist das schlimme Erbtheil,
das die Jtaliener ans ihrem Vaterlan
de mit herüber bringen. Selbst die
ec- hier als Geschäftsleute vorwärts
bringen, besitzen vielsach kaum mehr
als Halbbildung, ersetzen diese aber,
indem sie wirtlich hochgebildete Lands
leute, aber arme Teufel, als Clerlg zu
allerbilligstent Lohne in ihre Dienste
nehmen. Dieselben Erscheinungen, die
man bei allen »zweite« Generationen«
wahrnehmen tann, sindet man auch
unter der italienischen Bevölkerung,
nur in aussallenderem Maße nach der
"schlechten Seite hin· Das hier auf-.
tvachsende Kind sieht ein Buch vielleicht
zum erstenmal, wenn es in die Schule
kommt, aber um so größer wird mit
weiterer Schulbildnng der intelleltuelle
Unterschied zwischen Eltern nnd Kin
dera, tvelch letztere nun leicht iiberBord
werfen, was die ersteren an gesundem
Menschenverstande als-Fundament be
saßen. stommt der Knabe oder das
Mädchen frühzeitig an die Arbeit, so
wird er ein sehr niitzliches Mitglied der
Gesellschaft werden; Gefahr liegt bei
denen, die, aus ihre ungebildeten El
tern mit Verachtung herabfehen lernen
ohne geeignete Vorbilder, denen sie
nachstrebea könnten.
Jn manchen Beziehungen zeichnet
Dr. Porosini zu schwar,5, allerdings
in wohlberechneter Absicht, nrn seine
Landsleute aus höhere Ziele hinzuweis
sen, namentlichan dieBetheilignng am
öffentlichen Leben, in dem sie nicht
Waare fiir den Stimmenhiindler bil
den, sondern felbftthätig mit eingreifen
sollen. Von den in New Yort anfass
sigen Jtalienern sind nur drei Prozent
sStimmgeben Andere sremdgeborene
Elemente weisen von fiinszehn bis
siinfnndzwanzig und darüber auf.
Doch gibt es auch mancherlei Licht
blicke. Die italienische Einwanderung
neuerer Zeit dringt zahlreiche Hand
werter heriiderSchneiden Schriftssefzer,
lileltriter und andere. New York hat
einhundert Verzie, meist angesehene,
tiichtige Männer, nnd die italienische
amerikanische Banl lSavh TrustConr
darum eine-:- der Finanzicistitnte, die
den Sturm von 1907 durchwetterten,
hat ltiinlagen zum Betrage von zwei
Millionen. Die Zeitungen der Jtatie
ner scheinen nicht aus der Höhe ihrer
Ausgabe zu stehen, das heißt, ihren
Landsleuten dass Verständnis hiesiger
Einrichtungen nnd Verhältnisse zu
vermitteln, wag doch nothwendigeVors
bedinanng siir die intelligente Vetheili
gnug am hiesigen öffentlichenLeben ist«
der-: sich auch die gebildeten Elemente
viel Fn fern halten.
—.«»«.-— — h-—
Nie Wittwe-L
Mutter: . . Glanb’ mie, Kind,
die Ehe bringt manche tssnttiinschungen
mit sich!«
Junge Fran: »Ach ja, Mir-na! .
Jcls hatte mich immer so daraus ge
seent, Akthnr wegen seines späten
Ansbleibenkz eine Gardinenpredigt
halten zu können - nnd nun geht er
Abends nie ans!«
Beamter (dee sich an einer Theater
tasse eine Karte siir die Vorstellung
holen mill, als dort ein großer An
drang ist): »O Gott! . . . Auch da
eine Menge Vorderniijnner!«
Eine-n Untersuchungs-gehngenen in
den New Yorket Tonin hat man seine
ganze Botschaft gestohlen, ein nntriig
licher Beweis, daß man in New York
wenigstens gelegentlich auch einen
cpitzbuben ins Gesang-its schickt.
Niemals kann der glücklich werden«
der nicht zn begliicken versteht.
---.-, - - si- »H
DeS Kaisers Freund.
Vor lurzem veröffentlichte »Ent
hiillungen der Neuen Ziiricher Zeitung
itber angebliche politische Ambitionku
des Fürsten Niox Egon Fücstenbekg
; haben in weiten Kreisen großes Ausse
- hen erregt.
s Wer den Fürsten kennt, schreibt man
zdazu aus Deutschland, wird es ftlr
»aus-geschlossen halten, daß er einer al
itiven Politik oder gar politischen Jn
kkllllle fähig sei. Er ist ein viel zu ge
rader und aufrichtiger Charakter, um
politische Schleichtvege zu gehen. Ei
nes ist allerdings richtig: er genießt in
einer noch nicht dagewesenen Weise das
Vertrauen des Kaisers Wilhelm, der
ein ausgesprochenes Faible siir den
Fürsten hat. Sicher ist auch, daß
Kaiser Wilhelm den Fürsten Fürsten
berg selbst in heillen und delikaten po
litischen Fragen um seine Ansicht be
fragt hat, und es kann auch als sicher
angenommen werden, daß der Fürst
mit seiner Meinung nicht zurückgehal
ten hat. Daß diese Meinung nicht
immer die der maßgebenden Faktoren
in Berlin war, ist sehr wahrscheinlich,
und daß sich hieraus mancherlei Kon
slitte ergeben haben, gewiß. Aber
hiersiir ist ganz sicher nicht Fürst Für
stenberg verantwortlich zu machen,
sondern lediglich Kaiser Wilhelm.
Es ist übrigen-:- interessant, zu er
fahren, wac- eiu hervorragender deut
scher Politiler iiber Kaiser Wilhelm
geäußert hat. Er sagte:
»Der Hauptlonfliltstosf in der Re
gierungsthätigteit des Kaisers Wil
helm liegt darin, daß der Kaiser alle
Vortheile seiner hohen, verantwor
tungsvollen Stellung fiir sich in An
spruch nimmt, gleichzeitig aber auch die
damit nicht zu vereinbarenden Vot
theiledes Privatniannes, das heißt, er
nimmt, wie jeder beliebige Privat
mann, das Recht siir sich in Anspruch,
sich iiber Menschen und Dinge nach
freiem Gutdiinten zu äußern, ver
langt aber siir diese Aeuszerungen die
Beachtung, als ob es autoritative poli
tische Enunziationen wären. Aus die
sem Mißverhältniß heraus haben sich
die Berliner Konflikte der jüngsten
Jahre sowohl den verantwortlichen
Ministern wie dem Volke gegenüber
ergeben. Eine dauernde Beseitigung
ist nur dann zu erwarten, wenn Kai
ser Wilhelm entweder darauf verzich
tet, daß die alsJ Privatmann geäußer
ten Ansichten den Werth großer politi
scher tinunziationen haben, oder sich
iener Zurückhaltung befleißigt, die die
Monarchen aller lonstitutionellen
Staaten auszeichnet
-- -——
Der neue Mann in Oesterreich
Anc- Wien wird geschrieben:
Der bereits angetiindigte Statthal
terwechsel in Böhmen ist erfolgt· Der
bisherige Statthalter Gras Enden
hove wurde seines Postens durch ein
Handsehreiben des Kaisers enthoben,
worin thn der Kaiser siir sein fünf
zehnjährigesj Wirten unter schwieri
gen Verhältnissen seinen Dank nnd
seine Anerkennung ausspricht Zum
Statthalter wurde Gras Franz Thun
ernannt. Gras Ihun geht als Art-Si
aleiehsstalthalter nach Böhmen, oder
richtiger gesagt alH ein von der Krone
ans-erwählter Schiedgriditer, der rnot
schen dens deutschen nnd tschechisclnen
Standpunkt in der AusgleichLIsraae
niit besonderer Autorität die Entsckei:
dnng siillen soll. Hinter dein Grasen
Thirn stehen die beiden Großgriirid
besihergruppen, die seudalen nnd di-:
verfassungs-streuen Großgrnndbesitzer,
die sieh in der tjlusaleichssrage bereits
geeinigt haben. Wenn diese beiden
Parteien in! Landtag mit den Deut
schen stimmen, so haben diese di:
kljiaioritat stinnnen sie aber rnit Den
Jschechen, so sind die Deutschen in
der littinoritiit
Gras Ihun soll aber noch
weit niehr in Volnneu bewirten.
Er soll auch ein :,risa11tineiirrrbeiteii
der Deutschen und der Tsehecheu irn
Ilieichsrath vorbereiten, nnd, wenn
ihni diecs gelingt, eventuell ach Mini
sterpriisident an die Spitze der Regie
rung treten. Gras Thun wird den
deutsch - tseheclkisiheu Ausgleich in ein
,,Junltiui« niit einer Wengestaltnng
der inneren politischen Verhältnisse
Oesterreickikki, also auch init einer
ariiudlichen Relonstrnltiou des Mini
sterinins iIn parlanientarischen Sinne
bringen. Die deutsch böhuiischen
Abaeordneten sind gegeniilser der Mis
sion des Grasen Than sehr skeptisch,
Lweil ihnen in Erinnerung ist, dase,
Gras Thnn seinemit ali- «.?tnttlmtter
gegen die deutsch nntionnten Vereine
niit besonderer Gtrenne vorginqx nn
ter dein Grasen Thuu wurde aus
deutsche Deuioustmnten in Gruglitz
geschossen und siins deutsche Biirqek
der Stadt wurden getödtet Ju letz
ter Zeit nat sich Greis Thnn den Deut
schen durch die Aueriennung des- ge
schlossenen deutschen Sprocheiebietez
in Böhmen und noch mehr durch seine
tonziliante Hattunq in der Ang
qteichssragc genähert.
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Entom ten-isten
Der kleine Fritz sah öfters, wie
seine Eltern Freunden und Betannten
an Feiertagen Karten schickten mit
der Ausscheistt Fröhliche Ostern,
Fröhliche Pfingsten n. s. w. Als
Himmelsahrt einst he«kantaiti, schrieb
Fritzchen an die Erbtante: »Liebe
Taute! Jsch wünsche Dir recht stöh
liche Hiinnielsahrt!«