Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 16, 1910, Zweiter Theil, Image 17

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    « -- -. .·.—-- .--——--. ---—-—
Unter einem Dach
Slisze Von Betth Mittweger
«Dent’ dir nur, Männe· Oberlehrer
Winters ziehen in die Etage unter
uns, ich bin ganz fetten -- ich
»Na, na, Maus, nnr langsarnl Eins
Gliich das-, sie nicht iiber uns ziehen
mit ihren vier Kindern. I
hAch nun verdirbst du mir wieder
kleine ganze Freude, alter Brummbiirli
Du weint, ich schwör-ne siir Frau!
Winter, und die Kinder sind so mu
sterhaft erzogen, daß sie uns nicht imi
mindesten stiiren werden llnd dann
was werde ich alles durch Vertehr mit
Frau Winter prositiren.- — Du weißt
mir macht unser Hansel schon genu-·· (
zu schaffen; ich lann nicht annähernd
so viel aus-neben, wie Bau Winter i
die dach auch nur« ein ädchen hat ;
Nun, ich niill recht acht gebeu, wir-i
sieg- ans-into alles siir die Kind-r zi
arbeiten immer chit aelleidet zu seit-.
und bei keiner Gesellschaft zu fehlen
Dabei ist dac- Einkommen ihre-«- Man !
neg nicht gröber als das deinige. Lllso
mit dieser reisenden, sieisziaem aei
schickten Friu unter einem Dache u »
wohnen bedeutet aeradezu ein Glück
stir uns lind sie freut sich auch tel) ’
Ich glaube, tie mag mich auch aerrl
leiden « !
»Das begreif ich, Schatz! Werl
sollte wohl meine reizende klein: Fra «
nicht leiden lonnen?« ’
,,Schnreichler! sttvcr nicht wahr Du
theilst nun meine Empfindunaen und;
bist recht nett zu Winterg?«
»Wollen sehen! Aus- ihm mach ichl
mir nicht qerade viel; er sieht immer
so griesgrämig drein, daß mich seine
Schüler dauern, wenn er auch ein vor i
zualicher Lehrer sein soll "
»Ja! Tone Miirrisches hat er. ist-;
gentlich unbegreiflich bei dem Manni
einer sokntziiclenden Frau! Also. antj
I. Juli ziehen sie ein; ich kann-;- taum i
ertvarteni Unsere Wohnung ist ch
sehr hübsch, aber daiz im ganzen Hai
ie Niemand war, mit dem mai ;
freundlich verkehren tonnte, das wars
doch ein großer Mangel. ilnd nnr’
belotnmt Hansel Spielgesährten, und
das ist der größte Vortheil bei der?
Sache.« ;
Drei Monate später. Daniel Pech: ;
hatte Spielgeiährten vom frühean j
gen bis zum späten Abend. Währen! ’
der Tage des Winter’schen llnizugee
schliefen die vier Sprosilinge sogar be
Pechts. Diese tleine Bitte hatte mai
doch den tiinftigen Hausgenossen nicht
abschlagen lonnen« trotzdem Pechti
keine Logierziinmer besaseen Frat
Addy war ganz Eifer, es ihren kleines »
Gästen recht behaglich zu machen, erbe
alk Winters endlich fertig eingerichtet
waren, da tlappte iie vollständig zu
samtnen
Crit nach Verlauf einer Woche war
sie wieder etwas erholt nnd imstande,
sich der neuen Hausgenossen zu sreuen
Frau Winter trat auch gleich ans er
en Vormittag, als die »liebe Freun
(
l
(
din« wieder auf war, mit ihrem zwei
ten nnd dritten Sprößling oben an
»Ich bin gestern ihrem Arzt ans der
Treppe begegnet, meine liebe Frn
Pecht, und hörte zu meiner Freude
daß Sie wieder ganz wohl sind· D(
thut nen gewiß etwas Unterhaltung
gut. ieze und Fritzchen sind so ger:
bei der guten Tante Recht. Wir haber
heute Kinderwiische. nnd ich muß nack
her nothwendig zu einer Besprechuna
wegen des Wohlthätigkeitssestes.
Sie wissen ja, ich singe zwei Lieder.
Da wäre mit-Us- lieb, wenn die Feinde
heute bei Ihnen bleiben könnten Nur
die beiden; das heißt, Bnbh dars it:
vielleicht gegen Abend ein Stiindcher
schicken ieh nian unbedingt Fu niei
net Schneidean Uns-then nehme id
mit, denn »in sehr mochie ich Ihre Güte
nicht in Anspruch nehmen« txtet)tte."
Frau ’.tlddt) hatte- niitxst die Jtrast
abzuwehreus cis-wäre ja zu unireund
lich gewesen. lind ed war so nett, lieb:
Menschen unter demselteu Dach n
wissen! Frau Winter aina niemals-,
ohne zu versicheru: »Hu Geaendierssten
qern bereit, liebste Frau Etltutgricliter.«
So mußte es ja sein zwischen guter
Frennden und getreuen Nachbarn ilnd
tver nicht söhig ist, der Freunds-hast
Ovser zu brinaen, der verdient eben
teine Freunde!
An Gelegenheit izum Lspservrinaen
sehlte es nicht· Es vergina tein Tag
an dem nicht das Mädchen von Win
ters gegen Mittaa aelausen ta:n. um
irgend etwas zu leih:n’ tsin paar
Kartosselth etwas Reis, nur zwei tku
lössel voll, einen »Tropfen« Salatdl
ein Stückchen Speck, drei, vier Bri
tettH, eine Handvoll Späne.
Frau Tilvdn erkannte bald den Tritt
der »Minna von unten« schon aus der
Treppe und bekam jedesmal ein-n klei
nen Schreck, denn es war lomisch,
Frau Winter dachte nur selten daran·
die geliehenen Sachen wiederzugeben
Die Geschichte lief aber nach und nach
ins Neid Freiliti, daß die liebe bang
genosiin alle-I im Kot-s haben sollte,
konnte man eiqentlich nicht verlangen,
bei vier Kindern, und wo sie alles selbst
nähte und striatr. Alleg? Nun. jede
Woche lam eine Fliclsrau siir den aans
Sen Tag. Frau Addn wußte es ganz
genau, denn sie mußte jedesmal die
Nähmaschine dazu hergeben. Frau
Winter belani ihre, die zur Revaratur
egeben knar, durchaus nicht wieder
lebri ens war das mit der Flietsrar
nur e n ttluitnahmezustand wie sie ver
sicherte, sent nach dem llrnzug Was
man erst ganz in Ordnung, dann
Frau Addh ersehnte diesen Zeit
punkt. Dann würden vielleicht auch
die Kinder nicht mehr ständig bei ihr
liegen. Das hübsche Kinderzitnrner sat
fest stet- aus wie eine Räuberhöhle,
und von danselU Spielsachen tvm
kein Stück mehr heil. Mit der Wohls
er enheit war's auch nur soc aber
r spare-W eben Kinder-! Daniel
, tte auch seine schwachen Seiten:
i ie lleinen Winters nahmen aueli
eine gelegentliche Ermahnung durchaus l
nicht iibel. Aber einen Apxetit hatten
Flie. ganz unglaublich! Sei st wenn sie
unmittelbar nach dem Mittagessen
heraufgepoltert lamen, tönte es schon
nach ein paar Minuten: »Tante Pecht,
bitte, gib uns ein Butterbrod. aber
mit Was draus.« Einmal macht
Kante Pecht den Versuch sich dieser
täglich wiederkehrenden Bitte zu ents
ziehen mit den Warten: eh hab« jetzt
teinen Augenblick Zeit, ae t zu Eurer
Maina und holt Euch-« Da erwidert
die Aelteite: »Ach nee, Mutti schläft
jetzt, und sie sagt. Tante Pecht aidt’g
Euch ja gern, und sie sagt. Du haft nur
einen anfel und sie hat unk- vier. und
Du hat deshalb immer Zeit.«
Nur gut. daß ihr Mann das alleg
nicht so merlte. Sie hütete lich wohl
zu tlagen, und sie hoffte immer. es
würde sich nach und nach schon manches
aanz von selbst ändern. Annchen laut
im Herbst zur Schule, und einmal
mußten doch die Nachwelien des Ein-l
uaeg überwunden sein! Dann wolltrj
iie öfter ’!nal ein Stündchen mit ders
Handarbeit zu Frau Winter arben und
ihr abqucken, wie man’s anfä:tat, eine
so treffliche Hausfrau zu sein. Herr
Winter machte zum Glück aar keine
Ansprüche an den Amtsrichter Es
trat iiberbaupt nicht viel mit ihm ans
Yisanaea Unalaublich, diese stete
-riibsal53miene, wenn man eine so
tarziialichr. reizendr. lebenslustiaexrau
bat! Das beißt, uru ehrlich Zu sein«
mußte Frau Addy sich aestehen. reizend
war Frau Winter eiaentlick nur aus
der Straße und in Gesellschaft Zu
Hause trua sie fasi nur alte Zerlchlif
sene Sachen, iind das liebensiviirdige
Lachelm das sie siir Freunde stets be
ieit hatte, suchte man im Hause ver
cebeng. »Mutti hat schlechte Laune«
das war bei den Kindern stehende Re
densart Geqen Abend brachte Fraul
Recht meist selbst Bahn nach unten,j
denn wenn ihr Mann in Sicht war
inusue siir Ruhe gesorat werden. Da?
wurde sie, falls Frau Winter zu Hause
war, sast jedesmal mit denselben Wor
ten emiisanaent »Schon? Jst’g deni
schon so spat? Ich wollte eben noct
«mal anaehen nun kann die Minna
schlecht Platten. wenn sie Bahn aus dein
Hals hat »Arb, Liebste. Sie inissen is,
aar nicht, was es heißt. von siiili bis
sisiit vier um sich zu haben.«
Frau splddn dachte, daß die Saches
doch eiaentlich umgekehrt sei. das: su»
seit Monaten stets- 4 bis 5 Kinder zis
verioahren hatte. aber sagen konnte si«
das natürlich nicht. Frau Winter hatt
then doch viel aus sich. Zwar die Flick s
irau lani immer noch jeden Mittwoch
Wenn Frau Addi) ihre Maschine
brauchte. mußte sie stets extra darnael l
schicken. Trotz der Flieksrau hatten diel
vier Minierschen Sprößlinae aber eis i
amtlich nie aanze Sachen an. Nur I
wenn lie mit Mutti augainaen ivuk
den sie sein gemacht- Ebenso erst.iiin
lich war es, das-, sie kaum einmal frisch
aeivaschen aussahen Frau Addu er-.
innerte sich noch sehr gut, wie eo ihr
iiniionirt hatte. als Frau Winter irii- i
her in Gesellschaft erzählt hatte, das-s
ihre Vier täglich gebadet und moraencs
««"« uHund«-Z noch extra kalt abaerieben ;
würden. .
Frau Addifg Beaeisteruna sür dieII
llebe, reiiende, tiichtiae Frau Winter;
wollte nicht mehr recht standhalten,i
dafiir inuchg ihr Mitleid mit denis
ariesaröniiaen Mann. llnd sie ver-;
stand’s vollständig, dasi er nicht seöbi »
lich dreinschaute, als eines Taacg Frau i
Lhdisi zu ihr kam niit der Bitte, ihrs
,nur iiir ein paar Taqe« Eli Mark iul
leihen. Gie müsse nothwendig-» ihrer!
Schneider-in eine Abschlaagiahlunai
machen, sonst issiirde sich die an ilireiH
Mann wenden und dann Frau-J einenj
aroßen Hirach . s
»Sie holden ia teine Ahnung, meine
liebe Inn ltlnitgrichten inic man sitt
behelfen :nni-,: Sie schwimmen natiir
lish tin stielise.« Nun, Frau Recht
schwamm nicht« und da ihr Ali-mit diff
stasse sutnte, inar sie niat in der
Lage, 5·) Mart hertitleihen tlui die
ten B- escheid ineinte Tran Winter
,,.fber qesdifz tonnen Sie inir doch bis
morgen mit einer Mart iiinsiia ans
helfen? Ich tann sonst heute Abend
die Flielirau nicht bezahlen und dann
kommt sie nicht wieder. Die" - lineide
rin inntz sich eben aedulden.«
Von dein Taae an snnte Frau Recht
nie wieder ein Wort itber den »arm«
zsriimiqen Herrn Oberlehrer.«
»Du, Mönne«, so hnb Frau Blddn
eines Abends an, »denk’ nur, Jnne
nieur stolbeg werden versetzt«
»Sc« Na, das liisxt mich tienilich
kalt, Maus ich kenne die Lein-: ji«
taum.«
»Ich auch nicht, aber ich tenne die
Wohnung von Professor Hist-schen
hei sie ist rei end, gan im Freier
gelegen, nerade io viel Hiiinnm wi
hier. lind das Haus hat nur Parterre
nnd eine lsstaqe, und das Parterre he
oohnt die Besitzerim eine Wittwe ohne
Feinden Was meinst du, Altercheii?«
»th, das ließe sich überleaen. tleine
Fran« Der Amtörichter lächelte spin
biibisch nnd suhr sort« ,,Nnr de
areis’ ich nicht recht, dass du acad-.
ieyt, wo die liebe, entziietende, tiichtiae
Frau Winter unter einem Dach mi.l
uns ---«
»Stil« still. du Spottdogel Eg
roar ein turchterlicher Jrrthmn! W ißt
du« est ist schade daß ich diese tsrtah
rung nicht gemacht habe, als ich noel
in der Seletta aß. Da hatten wis
mal ein tlnssatzt ema: Leicht beieinan
der wohnen die Gedanken doch hat
im Raume stoßen sich die S.achen Je
tvuszte aar nicht, was ich daritbe
schreiben sollte. Heute wüßt’ nir
ilnd ich triepte sicher ne Eins unter
den Aufs aW
Ver Flug über den Kaval.
Von HarryRIttch
Die Erfolge des Grafen Zenpelin
und der amerikanischen und französi
chen Aviatiler hatten die einst be
irenndeten Familien Schnaars und
Nolte in wei feindliche Parteien ge
spalten. ontechi und Sapulettil
Der ehrwürdige Herr Schnaatei mit
dem Silberbart schwor ni. f den Gras
Zeppelin nnd wollte von den Spiele
rcien mit gebrechlichen Flugmnfdziner
nichts wissen Herr Nolte daaeaen der
früher Schlosser war sich aber jetzti
Mechaniier nannte und Fahrreineri
baute, war ein überzeugter Anhangeri
des Flugarpnratee Dies ;:rnio·««ehr !
als fein ältester Sohn Paul in feiner
Mußeftunden an einem Finaanparne
tiitelte
Während i-.-it alle Einwohner nor
Schievoitewerdiiu an den Differenzen
der beiden Familien ihre helle Jre ids
hatten, weinte eine blonde. inngecichke
boaetnernanerin sich die liirnrnel blauen
Aeualein roth und fluchte ein braun
loctiaer nelituniszwnnzigjiihriaer Echie
docksinerdauer darüber schlimmer ioie
ein stolner- Tebifferi necht i
Sie hiefz FJilde Schnaars nnd wart
nie Tochter des Zevvelins«21nhänaers.’
er nannte sieh Paul Nolte nnd tifteltei
an dem bereits erwähnten Flnaatsva ;
int. Es- inar eine Ironie des ?..chicl
feile-, daß Paul, der mit feinem Apvn
rat dereinst die Liifte durcheilen woll
te, nicht einmal mehr mit seinem blon i
den Mädchen zusammentreffen tonntei
trotzdem Linde im Nachbarhanfe wohn i
te und alle beide lenkbar-: Zunge Beine
hatten. i
Aber der ehrwiirdige Herr Schnaarss »
hatte aeschworen, dass, er iein Kind
lieber enterben würde, als es- einem
Menschen zu geben, der sich einbildete,
die Luft mit einer Spielerei meistern
zu können. Die Enterbnng war Filde
auch fiir den Fall angedroht, da , sit
ec- wagen würde, mit »jenem Men
schen« noch ein einziges Wort zu wech
Ieln.
Hilde innsxte den Werth und die
Riinlichteit des Geldes icobl zu schä
Pen. Sie gehorchte daber ibreni Vater
und mechselte kein einziges Wort mehr
mit Paul "Itolte. Sie liiszten sich des
halb stumm im Schutze der Nacht nnt
sprachen sich auf schriftlichem Weg«
auss. Vleriotz berühmter Flua iibei
den stanal nur gab ihnen Hoffnung
So standen die Dinge.
Der altle Schnaarg saß wieder mal
eines Morgens nor seinem Morgen
teifsee, als Hilde hereinlam nnd sich
ihrem Vater gegenüber setzte
»Guten Morgen, Pava!« sagte fie.
»Nicht wabr, Papa, er ist doch riiber
gelomnien?«
»Na ja, n-ennschon!« antwortete
mißmutyig der Alte, der den geheimen
Gedanleriaang seines Töchtercheng ver
stand , »aber das war doch auch
blos ’ne badenlose Unverschätntlxit.«.
Hilde sab den Vater traurig an.
Wie schrecklich, daß ihr Papa seine
Feindschaft so un weidentig soaar aqu
den unschuldigen leriot übertrug.
»Es war aber doch ein großer
Triumph, Papa! Ein weltbeinegendees
Ereignisi!« stotterte sie schüchtern. (
»Hin!« machte der Alte. Er war ar "
gerlich, weil er den unbestreitbaren
list-folg der ,,Snielerei« nicht wegdifpus
.tieen lonnte, nnd desshalb sagte er gar
nichts-. Das machte FJilde wieder
Muth zu einem heimtiickischen An
akifs:·
»Wenn doch Paul erst so weit
tiddre!« sei-site sie. »Ach Gott!«
»Wie weit denns" traate der Vateri
dir war aanz aeistegabmesend
»Nein-r den Kanal!« meinte Hildsk
nnd fal) den Vater meliiniithia an.
Zie iisar aanjj erstaunt. das-, sie iinae
straft imni Geliebten sprechen durfte
»Der inde arcrde riilier toitimen!«
ertliirte der Vater nöhriiset). »Mit Den
ttiirdersnieliena.«
»Er inill aber den Versuch mail-en,
oen Fianal in iiberflieaen«, rief Hilde
eisria und vergaß jede Vorsicht.
»Woh» weisrt Du das-, denn .’« fran
te der Vater mit durchbohrendein Blick
nnd sah :hr priifend inkz hiibsche Nie
sieht. · « ·
»Von weiht Du « itotterte
Lsilde erschrocken »die die aanre
Stadt spricht davonl«
»Der nnd iiher’n FianalM höhnte
Irser Vater. »Ist ja tein Gedanke da
ran. Wenn der iiber’n stanal aeiln
gen ist« tannst Du ihn lrieaen!« er
tliirte er verächtlich
..Wirllich, Vater?« fraate .s)ilde mit
rinterdriisjtem Jubel. Sie baute iel
tenfest auf das Genie ihres Gelielitcn
»Wenn der iiher’n tianal geflogen
ist, lannit Dian trieaen!« wiederholte
der Vater und lachte boshast
tiine Stunde später tannte Bank
Ellolte diesen Ausspruch iknd da er
ein intelligenter tüchtiger Mensch tnar,
faßte er in derselben Selunde seinen
Plan- s
Nach acht Tagen tani Hilde schlich
tern Zum Vater Und saqte« »Md«ctrtesi
Du nicht inal auf die Pfingstwiese
tosnmenT-«
»Ich? Was soll ich denn dort? Pro
rniirt sich ein Seiltänzer da, noer
wag ist sonst los?«
»Paul der junge Herr Nolte,
wollte ich sagen, macht heute leinei
ersten Fliigversiich!« stammelte Gilde
und wurde roth. »Jnteressirt es Diel
nicht?«
»Das Fliegen nicht, aber dac- Nun
tersallen«. erwiderte der Alte boshast
,,Dns möchte ich mir allerdings mit
unsehen."
Aus der Pfingstwiese war ein akoszer
Tru«bel. Paul hatte dort ein hohes
Lienist ausstellen lassen. und schon das
oelte die Neugierigen an. .
Endlich tarn die arnilie Noltr. Auf
einem grossen Dein waan silhrte sie
den Flugapparat mit sich, der wie eine1
riesige Fledermaus aussah. Das Voll;
brüllte Ourra nnd Herr Schnaarc fviel
verächtlich aus. Hilde aber zitterte am
’ganzen Leibe und wurde abwechselnd
roth nnd blas-»
Nach einer halben Stunde waren
die Vorbereitungen zu Ende. Paul
Rotte beitiea feinen Apparat ein paar
handfeste Männer stießen ihn ab, und
er flog wie ein gewaltliaer Voael long
sam, allmählich abwärts gleitend,
durch die Lüfte. Nach einer Minut
landete der Flieget sanft ienseitxz des
schmalen Wasseritreifens. der die
Pfingitwiesen non den Feldern trenn
te. Es war leine hervorragende Lei
stung, aber die bescheidenen SchieboctH
werdauer schrieen trotzdem Bravo nnd
Httrra und-Halm winkte verklärt mit
ilxretn Taschentuch Sie war jetzt nocb
stifaereater als var dem ksliiq.
»War es,ni-rl)t herrlich." iraate sie
den Vater nnd zog ihn niit sich fort in
die Nähe der Flugrnaicbine
»Spielerei und Kinderei!« brummte
der Alte. »Er lann irnh se:n. daß es
nicht den Hals gebrochen hat«
,,Paiil ist aber doch ivnndervoll ae
flogen!" meinte Hilde nnd wollte nach
etwa-Z daruse en, als sie durch dae
Erscheinen eines ftattliclien jaiiaen
Mannes unterbrochen wurde. Paul
Nolte stand vor Herrn Schnaare und
Esjelt ihm freudeitrablend die Hand
nn:
»Nun bekomme ich das klllädslien
Netzt wahr, lieber Herr Schwiegerva
ter.«
dchlinaarsz mitsterts den jiiZeier
Wann me man einen eben dem Lan
hauH Entsprnnaenen betrachtet
»Sie sind wohl iiberaesehnatht
ler herr?" sraate er sanft.
,,.lber Herr Schnaargk ksch erlaub:
nir, cie an ishr Versprechen zu er
innern: Wenn der iiber’n leanal ae
fleian ist, lannst Du’n lrieaenl Haben
Eie das nicht selbst gesagt?«
»Gewiß» bestätigte cchnaarg un
ruhig. Die Sicherheit und Ruhe de
jnnaen Manne- verivirrten ihn. »So
lsald Sie über den stanal gefloge!
sind, lönnt Ihr Euch auch trie«.ien'«
»Aber ich hin doch soeben driiber ae
flogen, lieber Schmieaervater!« rief
Paul strahlend »Hier ist der Kanal'·
er zeiate aus die schmale Wasser
straße, die im Schiebocliswerdanes
Volksmunde »der stanal« hies-»
»und jenseits-H des KanalH liegt mein
Fluaappnrat.«
Der alte Herr war starr. Plötzlich
lrach er in schallendes Gelächter aus,
denn er httte viel Sinn siir Humor
Er lonnte sich gar nicht wieder beruhi
aen, so das; cIilde ganz rathloH wurde
Endlich lam er wieder zu sich und rief
immer noch lachend:
»Ihr Himmelgsalramenterl Da-; is
doch ne toll Na meinetweaen. Fliegt
rein in H llnalijck. Hier habt ihr mei
nen Segen. Aber Deine Maschine is
doch nichts-, Du kannst meinetiveaen' ne
Wieae drang machen. Es ist doch nur
Spielerei!«
Trauung eines Zchönheleiapofteth
Ein absonderliches Paar wurde
dieser Tage in der Jrnmanuellirche in
der Prenzlaner Allee in Berlin ge
traut. Der Bräutigam, ein dreißig
jähriger Mann, stand vor dem Altar
in langer, himmelblauer Tona. Die
Füße waren mit Sandalen auiz sci
nem Sasfian belleidet, und von sei
nem Christugtops wallten wohle
pflegte dlonde Locken bis aus oie
Schultern. Die Braut trua sich start-,
solide, sie hatt- ein meiszseidsuesz
Brauttletd an und einen Murciress
tranz. Die Kirche loar mit gelfsss
neu und ungeladcnen Honqzeitggeiiten
iidersiillt, die der Trauring lieinirts
ucn wollten. Der Mann heiszt init
seinem biirgerlichen Namen Wiltsxln
sirey und ist von Beruf Drehorsicl
spieler und «.L)osii«ing:r«. tfr war
früher Zehlosscrgefelle und verdiente
wenig, bis er daraus verfiel, den
Spuren ,,gustas nagels« zu iolaen
und die prosaisehe ltltltagstrarbt n it
der inalerischen Toga zu vertauschen
Ein eigentlicher »Naturmensch« sit
Kreis nicht. Er schützt die zarten
Waden mit Strümper und sein
blaue Hochzeitstago ist mit weisser
Seide gefiittert. tfr trägt die annte
Tracht um ihrer Schönheit willen nnd
hat als Schönheitsapostel Hu;
Deutschland bereist.
———-— -.————
Ein Märtyrer der Wissenschaft.
Aus London kommt die Runde von
dem Tode des Gekehrten Oarrh W
Cor, der durch feine Forschungen und
Versuche mit den X Etrahpcn bahn
brechend toirtte und nun. nam zioatf
jährigent qualvollen Leiden, als
Märtyrer der Wissenschaft gestorben
ist« Cor begann vor etwa siinszehn
Jahren seine Untersuchungen Die
geheimnißoolle X Strahlen Hautent
ziindung brach bereits vor 12 Jahren,
und zwar im Gesicht und an den
Händen aus« und es gab teiu Mittel,
des surehtbaren Leidens Herr zu toer
den oder seine weitere Entwicklung zu
verhindern. Aber Cor, der sich iiber
die schreckliche Tragweite dieser Er
krankung teinen falschen Hoffnungen
hingab, blieb seinem Ziele treu; un
ablässig arbeitete er an der Vervoll
kommnung feines Apparates weiter
und sehte seine Forschungen fort.
Mehr als 80 Patente hat er im Laufe
seiner Beobachtungen ausgenommen:
eines von ihnen wurde von entschei
dender Tragweite, denn mit dem Ap
parate wurde es möglich, nicht nur
die Lage einer Kugel zu erkennen,
sondern auch die Tiefe der Wunde
genau zu bestimmen. Jm füdasrita
nifchen Kriege wurde der Apparat
zum ersten Male praktisch verwendet
und bewährte sich vollkommen.
Die Heillunde hat die Arbeiten der
opsermuthigen Pioniers der Wissen
schaft stets mit dankbar-er Anerken
nung verfolgt. Vor einer Reihe von
Jahren gab Cox vor den Mitgliedern;
des königlichen Hauses eine Vorfüh-;
rung, der auch die Prinzessin von;
Wales nnd die Prinzeffm Maud bei
wohnten. Der Saal war oerdi:ntel:.
als plötzlich unangemeldet ein Herr
eintrat. »Wiirden Sie mir bitte den
Fuß halten,« saate Car zn dem Neu
antöniniling, ,,daniit ich der Prinzessin
die Nägel in meinem Stiefel zeige.«
Der unbekannte Herr war sofor: be
reit ian hielt den Fuß des- Gelehrten,
während Cor mit seinem Apparat die
Nägel der Sohle in geheimnißvollem
bläulicbem Schimmer aufleuchten ließ.
Erst später erfuhr er, das-, der bereit
willige Assistent niemand anders ge
wesen war. ;ls der König Eduard
Hi. von England.
Die Hautentzündnna. die Cox sich
im dritten Jahr: feiner Arbeiter zu:
gezogen hatte. nahm mit der Zeit im
mer aefährlichere Dimensionen an. bis
der Forscher schließlich seine Arbeiten
völlig einstellen mußte. Er besaß kein
Vermögen und war nun hilflos der
Noth preisgegeben Seine Freunde
bemühten sich vergeblich dem verdien
ten Manne eine Pension auszuwirs
len, die ihn vor Noth und Armuth
bewahren sollte; die Ausfetzung der
Rente war unmöglich, man lsiindigt
For ein« einmalige Unterstützung nor
4000 Mart aus. Den Anftrengungen
Sir William Tr:«oar5 gelang eH
schließlich, eine Stimme von 52,000
Mark aufzubringen, die dem Leiden
den fiir seine Familie auggehändigt
wurde. Er befand sich in der Be-»
handlnng der angesehensten Llerzte,
nicht tneniaer alg drei qualvolleOtJern
tionen mußte er erdulden, aber das
Fortschreiten der Krankheit war nicht
aufzuhalten. Nach-einander waren ihm
drei Finger der linken Hand, ein Fin
ger der rechten und schliesslich der
ganze rechte Arm anwutirt worden.
Eine schtvere Ftehlkopsoperation erwies
sich alg nutzlos, man plante bereits
einen zweiten Eingriff, über dessen
Gefährlichkeit kein Zweifel herrschte.
Ader es sollte nicht mehr dazu kont
tnen. das Vlllgetneinbesinden deg»
Kranken verhinderte den Versuch, und:
Cor mußte geduldig warten, bis das
schreckliche Leiden sein (,erstöritngs:
wert vollendete. Nur 46 Jahre alt
ist er geworden.
«-.-—-—
Mit Brut-Many von ttttJahrem
Aus dein ungarisehen Städtchen
Braita wird ein gewiß einzig daste
hendes Beispiel von bräutlicher Treue
und Kindes . Ergebenheit berichtet.
Ein Brautpaar, das volle tikl Jahre
auseinander gewartet hat, trat dort
kürzlich zum Altar, um endlich Mann
und Frau zu werden. Der Bräuti-:
gatn zählte 85 Lenze, und auch die
Braut hatte bereits das achtzigste Le
bensjahr überschritten tells Zwan
zigjährige war Maria L. von Joseph
St. zum Weibe begehrt worden und
oerlobte sich mit ihm· Da ihr Vater
aber von der Verbindung nichts wis
sen wollte, schwor sie, nie zu heira
then, solange er lebe. Die ewig
Braut, wie man das schön-c Lliiiidchen
schon nach einem Jahrzehnt der War
tezeit nannte, ahnte jedenfalls nicht«
dass ihre Auedauer aus eine so harte
Vroltc gestellt werden würde Der
harthertiae Vater erreichte ein Alter
von llst Jahren! Jetzt erst segnete er
dass Aeitliche und eine Woche später
lief-, sich dac- areise Brautpaar trauen.
—- --—..-——--.
Jn- aber woz
A.: Pla neht der Bankier titiiltia
Der ist doch wirklich im standumdre
hen ein reicher Mann aeinorden.«
B.: ,,Jttt"oohl und ich hin einer vor
denen, in deren Taschen er seine Onnt
uttigedreht hat.«
tsin Prattittio.
Zie tsehr tterviisstt »Ach ich bit.
leute Abend aar nicht »Ich seltsst«!«
Er tacht zur Tltiir unt- setzt de
Hnt auss.
Sie· »Du willst doch nicht etwa
inrtaehen J«
ter »Du bist nicht »Du seli-st«!
»Schön! ts- geht alter aeaen inein
Grundsatze, den Abend hei einer Vlnde
in zu verkiritiaett, darum aehe ich lie
lser Zum ,,Goldn’en Bären« «?ta««
sititlett’«
Schnell gefaßt
,.«·"·’ein Fräulein. ich liebe Sie m
seitd, bin aber «
»Bitte-. sprechen Sie mit Ti.siaiiia!«
»Bist aber leider start verichuldet!'
»Nun, so sprechen Sie mit Papasp
tssiu wasche-net Berliner-.
»Sind Sie geborener Berliner"?«
»Als wie iste, na nu nce meh!
Jloohten Sie valetcht een Ilisjelsos
I«
veri.
Unbcdachtes Bedauern.
Dame des Hauses während der
Soiree zu einem Gast, der im Begriffe
ist. fortzugehen): »Miissen Sie uns
schon verlassen, Herr Professor?«
Gast: ,,Zu meinem Bedauern, ja.«
Dame des Hauses: »So früh9 Und
Ihre Frau, miisscn Sie die auch mit
nehmen?«
Gaiis ,,Leider! leider ja, meine Guis
dige.«
» 1 a n »zum Gattcn): »Was du im
mu fjii böse wide über mein Singen
1nachst,hcut·e sang ichbei offenkm
Fenster, Da plccvm zwei chrren eine
ganze Wette stehe-n. . .
Optik-: » »Dir nicrdksn halt vom
Ti-.-11chn!:.m«1ct-I Urwesen feuri«
Schneider-: »Bitte wohnt hier csin
Emauspjclcr ein gewisscr Lüsvml)k1«z«s«
Jimmcrfmux »Na, nnnn stontdcm
Inn-J zu lricgcu haben - dann tsth Wot
xin ungesuiisch
—---—
«ss-:«f « Is
·,,Pm«don, Eic irren. ich kenne Zie«
nn1)tl« » · .
All-Acht nir- Zalil n c- a paar Mas,
nnd cis wenn nn kennen lernen!«
Im Klub ver Dicken.
Nichtmitglied: »Dein Antrag ist ab
lehnt morden? Du«sagtest doch, es
wären acht dafür nnd fünf dagegen
gewesen?«
»Ja, aber bei uns wird noch Ge
wicht alsqeninmki!«
E irr-flink
»Was- sagte die Frau Griifin zu der
Nachricht?«
»Erft wurde sie wachsbleich nnd
dann fn feiterrotl), Daf; das Wachs
schmolz.«
naserncnliofvlütlsc
Feldwebelx »Sie Müller wenn Sie
plunlsen ali- Einjrilirmer das Rech! zu
haben, kiescheidter zu sein als Ich. w
I«
irren Esie siin zienmltiq.
Nichttun-.
»Nun «.«(’iinnc1)en, mass finft Du zu
meine-n neuen Hut-? Jst er nicht tip
Opf«
»Hm im finde ihn tnklkr ..Top«.
Zu spät.
»Hm sich da-: tsleldsliicl wiederge
iundei. has Jlir Junge verschluckt
DURCH-«
»Ja, alier leider zu spat «
»Nat, das ltind ist doch niclit etwa
sieflorbenkm
»Nein: aber dac— Geldftiicl war in
zwischen außer Sturz aeset3t worden«
Bei Preisen-T
iiomxuereienratht »Dort auf dem
Tkmnsli lieat sclion wieder ein Meld
tdieii:: snll ieli etha auch im Silov
«i2.ipierl7.irl«se ausstellen lassen Z«
tckindeklluntoe,
Hilf-alten steht mit ihrer Puppe nor
d-,m arofien Spiegel nnd entdeckt darin
ein niedliktiexs Ulciidchcn dass ebensolche
Punpe bat. Nachdem iielibildchen ihr
liilifeliess vie a vig lanae ioiehlgeiiilliq
lett-achtet hat. fällt ilir ein miaitiaes
lilefchiift ein und sie wendet fiai ab,
indem sie zu dem Iiiiidilien im Spieael
faatt »Wa« liissel, komm aleich lszie
deri« llllcs sie nach zelnt Minuten toiti
lich wieder loc!inil, schliiat iie vor
Freude die händchen zusammen und
inst: »Sielijte, liiste noch bas«
El- si- Tk
Ein Onkel will feiner lleinen Nichte
eine große Freude machen und iie in
ein Waarenshans führen. »Sicl)«. jagt
er, vor dem Riesenbau stehenbleibend,
Jetzt wollen wir in das wunderliche
Hang gehen, von dem ich dir neulich
crzählte.« Jedoch die Kleine striubt
sich ganz energifch und ruft aantvoll:
»Nein, da qeh’ ich nicht hinein, du hast
ja- Vatern gesagt, solche Häuser mach
ten lleine Leute lapul.«
si- sss si
Annemaraatet soll ein neues from
mes Liedchen lernen, in dem die Stelle
vo·rlommt: »O, mache mit das Herze
tem!« Ganz verängstigt fragt sie:
»Muttel, haben sie miss- denn mung
mach-W