Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 09, 1910, Zweiter Theil, Image 18

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    I- - L--«
das legen-reiche Jsflsndf
Eine Reise-Erinnerung von Mafor J·
Baumaanunchetn
Sotpohl in historischer als auch its
Mosis-her und geographischer Bes
ziehung ist leand ein hochintcressan
tes Stückchen Erde. Aus Feuer ge
boren und nkit unabsehbaren Eisfel
dcrn bedeckt, liegt die Jnsel zwischen
dem Atlanlischen Ozean und dem
Mirdlichen Eigmeer an den Grenzen
der bewohnten Erdzone Alte Schrift
steller sprechen von Thule, einein un
bekannten und fabelhaften Lande im
Norden. Es ist aber mehr als wahr
scheinlich, daß weder die nach Britans
nien gelommenen Phönizier noch di.
Grbchen und Römer von Island eine
Ahnung davon hatten nnd daß sie mi:
den-i Ultima-Tbule ein sitdlich gelege
nes Eiland, vielleicht eine der Ehe-.
taub-Inseln, gemeint haben.
Viele unserer germanischen Helden
sagen, fast ausschließlich die Kenntnis
des alten germanischen Götteralan
ben3, verdanken wir der alt isländi
schen Literatur. Die mytholoaischeis
Dichtungen, welche infolge Der wi’den
striegszeiten bei den anderen aerktm
nischen Volksstämmen beinahe in vol
lige Vergessenheit geriethen wurden
von dem weltentrüctten igländischen
Völkchen treu gehütet und in der
isländischen, d. i. altnorweqischen
Sprache niedergeschrieben Diese-:- Buch
nennt man die ältere Edda. die das
große Voll der Deutschen zu ewiger
Dankbarkeit gegen das-— tleine Eiland
Island verpflichtet
Island, da nur durch eine 270
Kilometer breite Wasserstraße von
Grönland getrennt ist, ist wohl größer
als wir uns in der Regel vorstellen.
Ell ist viermal so gros-, als Sizilien,
einhalbmal so groß als Großbritans
nien und genau so groß als Bauern,
inrttentberg und Baden lohne die
scheint-salz. Wahreno ader oke even
genannten süddeutsehen Staaten zu
sammen 9 Millionen Einwohner das
ben, zählt Island deren nur SUMM
Jsland ist zum Theil ein unwirths
liches Hochland, das größtentheils mit
Gletschern (Jötulls) bedeckt ist. Wäh
rend man das Areal der 1100 Alpen
ssletscher zusammen aus 3300 Qua
dtattilometer schätzt, bedecken die
igländischen Gletscher Ist-Alt Qua
drattilometer und der aroße Vatnajö
lull im Süden allein Söli Qukidrat
tilometer. Hierzu kommen tolossalc
Lavaselden gewaltige Sandwiiften
endlose bedeckte Heiden und ausar
dehnte Sümpfr. Ueber das aanze
Land vertheilen sich tahle Gebirae
Nur etwa der dritte Theil Jslandz
ist bewohnbareg Land mit besseren
Grasseldern.
Island iit das an Bulkanen reichste
Land der Erde. Die meisten Vulkane
find erloschen, manche noch thätiq,
aber in völlig unreaelmiißigen Zeit
abständen Ueber die ganze Inse!
vertheilen sich die heißen Quellen.
Jm Basalte und in der tiefen Lava
treffen wir ungeheure Nisse und
Spalten und in der Lava meilenlnnqe
Höhlengiingr. Aus dem Kästenmeere
bemerken wir Hunderttausende von
Vögeln und aus den Voqelberaen ni
sten Millionen Jm Meere tummeln
sich Wale und leben Tlltillinrden vor
Fischen, die auch siir die unzähliges
Vögel die Hauptnahrung bilden.
Trotz dieser vielen LIJiertiviirdikxtei
ten wird Island mit LIluZnabnie von
Geoloqen, die hier ein Eldoravo fin
den, nur wenig besucht Die Insel iit
weit entlegen und die Landreifen ent
bohren des gewohnten Rvmfortiu finr
i Jst an Strapazen reich. lis Eit da
ism dt cchaug nicht Zu verwundernf
t. Inn Leute, die ganz gut iin Stand-.
t.:1.d, über Afrita Bescheid »Hu geben«
von Island oft nicht mehr missen. als
daß sich duran einer der drei Zchul
vullane befindet, die bekla.
Jn neuerer Zeit ist Island allmäh
lich das Ziel zahlreiche-r Touristenges
worden, welche die von verschiedenen
Dampfschifffahrtslijefellfchaften gebo
tene Gelegenheit zu Erturstonen dort
hin mit lebhaftem Interesse begrüßt
und auch benutzt haben Alle, deren
Fuß das interessante Eiland betrat.
erinnern sich gern der Schönheiten
der seltsamen, fremdartigen Lund
schaftsbilder, die sich ihnen boten.
Auch die »Polarfahrt«, welche der
Norddeutsche Llovd in Bremen im
Jahre 1908 mit dem Doppelschrau
Undampfer ,.Großer Kurfiirst« von
Bremerbaven über Cherbourg, Glas
gow nach Island und weiter iiber
Spitzberaen nach Norwegen unter
nahm, hat mir die angenehmsten Ein
drücke hinterlassen, die mir zu nach
folgenden Anfzeichnungen Anlaß ge
gebss haben
,,k,och befriedigt von dein in Schott
land Geschauten fuhren wir Abend-s
zehn Uhr hinaus in den weiten Firtb
of Clvdr. Urn die elfte Abendstunde
rissen wir noch ein unvergleichlic
Werts Bild. Wir hatten vor der
Insel Arran gehalten und Signal ge
geben, um noch einen Lootsen für die
- Wetterfasdtt an Bord zu nehmen. Der
klare Abendbinimel zeigte von obe
sach unten dte Avtönungen von blau
Mu. gelb und roth. An diesem Hin
« Ist Its-s sich scharf die Konturen de
- hegt-en Insel Arra- ab. während
t- ue wenig We Meer-, na
-- M die gelben und violetten For
»O si- sisetspieselte. Ganz im Vorder
« M M RIGHT MYis
W zu a iden e
Qee se ein ro Les-Mienen des
M Wie-u -
ini Woher Achibar waren Noch ern
l-212 Uhr war es nicht völlig Nacht
geworden und alle genesen diefee
prachtige Rachibild ain Holn Island
Das prächtiae warme Wetter hielt
am nächsten Tage an. Die wenigen
Passajierz welche bei Zeilen auf dem
Berdeck erschienen, um den schönen
Morgen zu genießen, wurden reich
belohnt. »Ein Walfiich!« rief plötz
Zich eine Stimme; »es find zwei
nein, drei«; Richtig! dort tauchten
die dunklen Kolofse, vielleicht 200
Schritte vom Schiff entfernt, aus«- der
Fluth Bald fah man den Kons, dann
den breiten Rijcten und dann die mach
tiae Schwarzflosse, und nun waren is—
wieder verfchwunden. um aber bald
an einen nderen Stelle wieder aus«
zutaurhen Man fah aber ietzt Juck,
einzeln, aber meist zu zweien and
dreien. Es möqen zusammen lJ Fi
iche gewesen fein. die wir hier arieher
haben. Als sicks dann betrachtlåck
später das Promenadendect belebte,
lsa waren manche ioobl recht unglau
tig, andere aber tief unaliictlich. daß
sie die schöne Geleaenheit, wietlichi
Weile aus so qroßer Nähe Zu fehei
durch den Moraenschlas oerpairt hat
len. Es scheint hier ein von den Wa
len mit Vorliebe besuchte-.- Wasser z
sein denn für die Walfifchfiinaerichif
fe ist es zu weit von der Kiistr. Aue
werden sie von Schiffen nicht beuan
Hat, da zwischen Schottland und Jgs
land beinahe aar lein Ver-lehr ftatt
findet.
Nur ganz ausnahmsweise ist hie:
auf ein Schiff zu rechnen. Es wir
aber bekannt daß am heutigen Tan.
ein Dampfer, von Norweaen zwischen
Schottland und Island hindurch au
der Fahrt nach Neufundland bearii »
fen, unsern Kurs treuzen wiirde. Und;
wirklich --—s ein Triumph der drahtlo i
sen Telegraphie tonnte das vermi !
thete Schiff 70 Meilen vor iins festge
stellt werden, obwohl man leine Z
Schritte weit fah. Säter ging i
Verbinduna verloren: das ander
Schiff hatte offenbar nnfern Kuri
länast wieder verlassen. Die Gruppe
der Shetliind-Jnseln war bei Nr
pafsirt worden; die Faröer blieben
rechts lieaen: 25 Eilands von denen
!« oervonnr sind. i
Seit zwei Tagen hatten wir nord
tvestlichen Kurz· Um die achte Abend
stunde des zweiten Tanes ging der Nr
bel in die Höhe, ein Schleier nach den
andern, wie auf einer arosten Thea
terbübne, und nun lna in der hellster
Abendsonnen-!Beleitchtiing eine seltsa
me, fremdartige, zauberhafte Land
lchaft dicht vor unseren Augen« Mars
fele eine lange, bochauffteigende Kü
stenlinie mit blauen, schneebedeckter
Bergen und glänzenden Eisielderm
ringsum ein ruhigeg Meer mit gera
dezu wunderbaren gelben und violki
ten Farben. Univilltiirlich fragte
wir: Gehört dieses Bild noch zu im
serm Planeten oder äfit uns einTrug
bild? Ich bin doch selber schon zwei
Monate lang auf Island gewesen:
aber diese Farben habe icb damal:
nicht kennen gelernt Alle Passagiere
haben sich auf der Backbordseite an die
Reeling gedrängt und genießen nur
freudig erregt den ersten Anblick vor
Island. Neben mit sagt ein junger
Mann, der schon fremde Meere und
Erdtheile aeseben hat und bisher recht
wenig zufrieden aestellt schien: »Die
ser Anblick lohnt reichlich die ganze
aniiriahrt.« Die Luft ist auifnl
lend tlart man erlennt alle Einzel
besten bis in die größten Entsernnn
aen.
Dieser Tauf-ne Abend wird iedein un
deraeszlich fein Und alz wir an dieser
Priichtia delenchteien Siidtiifte ent
lana sitt-ren, der äußersten Westtiiste
drsn Rentjanee ni, da tarn mir dass
Nationallied der Jstander in den
Sinn, die hier an den Grenzen der be
wohnten Erde wohnen, abgesondert
von der iibriaen Welt, die aber mit
ganzem Herzen an ihrem univirtbli
chen Lande hängen:
»Uralte"g Jfaiold,
Heimatb so traut und hold,
Beratöniaim
So lanq die Sonne «·,liibt,
Meer um die Länder zieht,
Liebe im Herzen glüht,
Denkt dein mein Sinn.
tElaarna Jiaiold.)
Allmählich finden wir uns nun auch
an der isländischen Siidtiiste genauer
lzurecht. Die glänzenden Eis-selber
unmittelbar am Meere gehören dem
tidjasalleJökul an, der den Myrdals
Jötul überraqt und der 60 Kni. breit
ist. Wie wir weiter nach Westen korn
nien, taucht neben den Gletschern ein
alter Bekannter aus: die breite Pyra
mide der schneebedeckten bekla. Dieser
bekannte Feuerberg liegt aber eine gu
te Tagereise weiter landeinwiirts. Jn
diesem Küstenlande westlich der ganz
großen Gleischer und siidwestlich von
der Hetla sind ungeheure Wiisten und
acwaltiae Gletscherströme, wie die
Thorsa und hvita, die ost vier Kilo
meter breit werden und noch darüber
hinaus. Diese Südküste ist unwirth
lich und besitzt auch, weil die reißenden
Flässe viel Crdreich mitsiibren und
alle Unebenlieiten ausgefüllt haben.
leine Buchten und Zierde Viele
Schiffe neben hier elend zu Grunde
1627 landete an dieser Südliltte von
Island eine Flotte von algeritchen
ltorsarem welche die hör-set nieder
brannten, viele Leute, die sich zur
Wehr festen, nieder-schlugen und 4000
Jsländer nach Alster mitnahncen. nni
ne dsrt als Sklaven zu verlaufen.
M viele Jahre lang war es dann
üblich. von einein Berge der Bosheit«
neranseln aus nach Korsuren Aus
schau zu holten. Die Sonne ging
unt 10 Uhr 15 Minuten zur Mitte:
ej blieb aber noch heil und wen-de nun
überhaupt nicht mehr völlig dunkel;
die »so-isten Nächste« hatten begonnen
Arn folgenden Tage lng unser
Dornpser »Gros3er Kuriiirft«, rnit
mehr als 13.0s)0 Tons, der griiszte
Passagierdaknpfer. welcher je vor
Jeland erschien am suooitirchen Ende
Des bresten F.11-.1:Fjördr. Es ist ein
wunderbar ttnrer und ungewöhnlich
warmer Tag. M.·.n sieht in der reinen
Luft wieder unendlich weit. Am ent
geaengeiedsten Ende der großen Bucht
streckt sijk ern Gebirge weit in das
IJteer hinaus und endigt nsit einem
Mächtigen reqekntiiszigen Bergtegel
von 1400 Meter Höhe, der wie ein
Wuchter den Eingang bewacht. Dies
is: der elsgeoanzerte -Znäfell5-Jötull,
ein erloschener Vulkan. Sartorius
von Weitere-hausen sagt: »Wie ein
Geist der Edda erhebt sich dieser längst
ertoschene Vulkan, verhiillt in einen
Ponzer von ewigem Eise, iiber die
grauen nordischen Nebel weithin sicht
tor nnd den Schiffen an der West
tkiste ein Wahrzeichen.« Wer sollte es
glauben daß dieser scheinbar so nahe
lieaende Berg 12 Kilometer entfernt
zistl Jn unserer Bucht antrrn mit
Hin-·- nods viele andere Schiffer Dam
.t-fer und Segler. Aus der anderen
ISeite, einen Büchsenschuß von uns
serem Datnnfer entfernt. breitet sich
»auf einer Landzunae und am Wasser
Meytjavit eRnnchbnebtt aus, der
Heiuptort der Insel, mit etwa 8900
Einwohnern Veinnhe von jedem der
tleinen und meist hölzernen Häuschen
weht eine ausnezogene Flagge: der
toeiße JstandiFnlte im binnen Feld
oder ver Donebrogr d. i ein weißes
Kreuz im rothen Felde. tfinen groß
artigen Eindruck macht diese Haupt
ftnot nicht, denn aucks die arökzeren
Häuser-: das Tltinghatte, die Schu
len, Mietshäuser und einige Hotelo
haben außer dem Lfrdoeschosse nur
noch ein Stockwert ausgesetzt Kein
Gebäude dominirt, auch nicht vie Kn
thedrnle.
Eine Dame tam ln einen dsaen
Pelz qebsillt aus der Kabine auf das
Deck herauf. Sie war nicht wenig
erstaunt ob all der Soinmerherrlich
teil rings umher, den e-:s war nicht
mehr warm, sondern geradezu heiß
und heis;er, als es in Bretnen gen-e
sen war Sie hatte wohl gemeini.
JH land starre in ewiaem Eise Jbr
Gotte wies aus die Jssländer Mäd
chen. welche eden in ganz dünnen
weißen Blasen heranaerndert lamen.
Da stieg sie nach einigem Nachdenken
wieder nach unten, um sich ninzutlei
den.
Mr- ruderte uns- an’5 Land. Die
Uferhänge waren meist blendend weis-,
wie Schnee. Als wir näher lamen
bemerlien wir, das-, dort Tausende
von Dorschen Zum Trocknen ans-gelegt
waren tsklivv oder Zlo .sischet. An
der Landunasbrside sah man fast dir
annze Stadt versammelt Alt nnd
Jnna, nnd War so dicht aedrängi
daß die J nend die natiirlich vorne
t:and. its das seien-te Wasser aedrönat
wurde. S Udenten war-er ausgestellt
um jedem. der danach verl.!nqte, als
Führer zu dienen. Wöaelsbem mit
den kleinen Island-psan bespannt,
und Reitihiere standen sür jene Pas
sagiere bereit. welche einen Ausflua
machen wollten. Viele beaniiaten sich
mit einem Bunnnel durch die-I -t,ndt
die an einent Eichen .- het-tvurdialei
e t. --l-... I
lkll liluz «l sur-kr. set-r r.sk
iucheniånserth sit aber dri- Alteer
mrr Muse-un- mit Diener-Fanden aus
dcrchriitlicher zeit. ·-B."r0:nenten aus
dem Lllsiltelaltcn FIauisaxsrathen und
Trachten, sowie auch die Landesbilslio
thei, eine an iiliindisc«,eii Büchern
sehr reichbaltiae nnd an iren·de".
Werten ansehnliche Viicherei islnders
fuhren nach den Lavafeldern oder
den beißen Quellen, die ein Stünd
chen entfernt liegen und mit Rfl Grad
Ilselsiug den Frauen nnd Yliädchen der
iStadt als Waichaele«1enl)eit dienen,
loder sie benutzten den Aufenthalt zu
leinern Jagdausiluae oder zu Ausflü
’aen nach dem Holla-Find am Fuße
ldes steil ansteiaenden Miit-Gebirges.
;von wo aus- mieder klteittonren nach
idem Trolla-7fnß Mai-, Wasserfalll
zaemacht wurden.
Zwei Taae dauerte der Aufenthalt
Hn Renljavit, ivo auf Veranlassung
ldes Norddeutichen Llond alle erdenk
Ilichen Vorbereitunaen iin die Unter
»l«,altnna und Bequemlichleit feiner
Vassaaiere getroffen waren. Als der
Dampfer am Abend sich zur Abfabrt
riiftete, tauchte weit draußen im
Meere das goldene TaaeSgeftirn in
igtbeschreiblichrr Pracht in die Flu
t en.
Es war mitternächtliche Stunde:
aber in den Weißen Nächten« lieb
inan in weite Fernen Auf den Wal
lern ringsum lag ein aelbrother Wi
derschein des Abendhienmels und
iibrrall das große Schweigen dieser
überaus ernsten Landschaft des Nor
dens. Dies alles war unlaabar schön
und ergreifendx man fah die tie
Wirtunq auf aller Mienen
. . --.
Die damit-tm
Kritilen »Sage-r Sie, was macht
denn Jhr Freund jetzt?«
Duk: »Hu wia vie nassen-thue
bahn betreten.«
Lrititen ,.Will er denn Maler
Bildhauer oder Dichter werden?«
herr: »Das ist noch unentschieden
Aber er l« sich schon seit neun Mo
naten die ne IW schneide-IF
Interessentse Uthischt - Unter
suchttngen.
Die Lichterscheinungen des him
mets, die unter dem Namen Vorar
oder Nordlichter bekannt sind, schildert
anrecht. der Führer der onerreis
chrzch s- ungarischen Potarexpedition
1872O74 wie folgt:
«Zunächst erscheint ein matter
Liartoogem der heller wird und sich
gegen den Scheitetpunlt erhebt. von
zartem Weiß rnit grünlichern Anstug.
tir ist etwa dreimal so breit als der
Regenbogen. Langsam steigt er ern
oor, in ttassiicher Ruhe. Dann
trennt sich unter ihm aus einem
duntlen Segment ein zweiter Bogen
ab, andere folgen ihm. Sie über
schreiten den Scheitetpuntt und er
löschen dann. Jn anderen Fällen
zeigte sich ein Lichttsand, das Ort und
Gestalt wechseln, während Lichtwel
len dasselbe in seiner ganzen Ausdeh
nnug du.,hhuschten. Ost bestand dies
es Band aus einzelnen Strahlen. Es
tant bor, daß der ganze Himmel von
einem solchen Strahlenwurse bedeckt
war, auch waren nur einzelne Strah
lenbiischel vorhanden, die stunden
lana unverändert bestanden. Jn an
deren Fällen, nach einein Sturmweti
ter, wenn die fliegenden Walten zeig
ten, daß der Wind in der Höhe noch
immer sein Spiel trieb, zeigte sieh
folgendes: Ueber dem Eise wurde es
etwas hell, ein Nordlicht stand hinterJ
den Wolken. Da nnd dort blintte ein’
Stern. Man sieht durch die Walten
liiae lanae Nordlichtstrahlen gegen
den Scheitelpuntt emvorschießen
Immer dünner wird das Getoölt. auf
allen Seiten stehen Nordlichtsrag
mente: es sieht ans, als habe der
Sturm die Ränder in Fetzen zerris
sen nnd treihe sie nun ruhelos am
Himmel hin nnd ber. Mit nnalanbs
lickser Raschheit spsckieln sie Form
nnd Ort: hnm btsr verschwunden,
taucht ei» solcher Fraawent an einer
andern Siebe »sei. nnd durch die
Fetzen iaaen Lichtwellen
l
Manchmal haben sich solche Bander
den ganzen Tag aiii piiiiiiiel herum
getrieven, ein icmvaches Band liegt ge
gen 8 Uhr Avends tief aiii Horizont
Auf einmal hebt es sich rasch und
breitet sich nach West und Oit aus.
Lichtwellen beginnen diirchzxiliiipfen
und einzelne ctrahleii steigen gegen
den Scheitelpuntt empor. Nun tomnit
Leben hinein. Von Ost gegen West
jagen lebhaft die Lichtwellen durch, die
Ränder färben sich start roth ind
grün und tanzen aus nnd ab. Rasch
und rascher folgen die Wellen ausein
ander, überitürzen und ireuzen sich
und laufen übereinanderiveg, wie die
wilde Jagd. Ganze Strahlendiifchel
eilen in toller Hast einporzuiomnien.
Endlich schießen fie auf und ad nach
allen Seiten. und iiii Zentruin leckt ein
Meer von rothen, weißen, grünen
Flammen- Der ganze Himmel steht
iii Feuer. Tag Band ist zum Bogen
geworden, in dein breite Lichtwellen
iiiit essender Geschwindigkeit von ei:
ner zur andern Zeile hiiiiiberiagen
Die Natur führt ein Fenerwert auf.
wie eg- die tülinite Phantasie nicht
herrlicher zu denken vermag. Das
war das Nordlicht des kommenden
Sturmes, das Nordlichl in feiner vol
len Prachi.«
Die am desten begründete Theorie
der- thordlimteg von Paulsen stutzt
sich aus das Wesen der ttathodenstrah
len, die sich durch den lustteeren oder
start lustverdiinnten Raum fortpflan
zen. Ueber die Hohe der Pomrtichter
sind die Ansichten sehr getheilt; es
wurden iotckie unterhalb von Berg
gipfeln unr Wolten augaeheno beob«
achtet, so das; die Höhe wentaer als
1200 Meter hoch aeweien sein mußte,
andererseits sind Polarlichter itn
hohen Norden oberhalb der Sterns
ioöllchen gesehen worden. Dr. Al
fred Wegener nitnmt sür das Polar
licht die Höhe von 7tt,400 Kilometer
an. Jnsbesondere scheinen nach ihm
die meist in verhältniszmäßig gerin
ger Höhe, nämlich von 70 Kilometer
abwärts vorkommenden »Draperien«
und andere Formen strahiiger Struss
tur aus Abiorption von Strahlen in
der Stickstossatmosohäre zu beruhen«
während die homogenen Bogen und
andern ruhigen Formen ohne Strah
lenstrultur, die meist bei 200 Kilo
meter gesunden werden, aus der Ab
sorvtion in der Wasserstossatmo
sphäre beruhen. Nach Paulsen’ö For
schungen lomnten die Nordlichter tn
allen Höhenlagen der Atmosphäre vor,
von 4-—500 Kilometer Höhe bis herab
zum Erdboden. Die höhenseststellungs
geschieht unter anderem durch photo-»
graphische Ausnahmen, doch das
schwache Leuchten und die Beweglich
leit des Lichtes bereitet hier große
Schwierigkeiten Jetzt ist es nun
Pros. Störmer gelungen, photogra
phische Ausnahmen von Nordlichtern
zu machen, bei denen die Exponirung
ost nur einen Bruchtheil der Sesunde
betrug. Aus der tlassischen notwegis
schen Polarstation Botsetop in Fina
marten hat Bros. Störiner im Fe
bruar und März dieses Jahres diese
Untersuchungen ausgesät-et Bisher
war es nur wenigen. cum ersten Male
dem deutschen Professor M. Beendel
im Februar 1892 ebsnsalls in Basse
eov gelungen. dieses schnell bewegliche
Nbänown m vbotoaravhiren· Nach
lasaes Versuchen asit allen msalichen
Objektive-i und Platten hat Stitrmer
endlich fiir diese Aufnahmen geeignete
Borrichtungen gefunden, so ein eine
matographisches Objektiv von 25
Millimeter Durchmesser mit einer
Brennpunltdiftanz von 50 Millime
ter, sowie Lumieeevlatten mit violet
ter Etitettr. Störmer hat nicht we
niger als 800 Photographien aufge
nommen, von denen etwa 400 ge
glückt sind. Die Aufnahme e:folgte
von zwei verschiedenen, durch Tele
phon verbundenen Standpunkten
aus; hierdurch war es möglich. die
Höhe der Polargichter zu messen. wo
bei sich Höhen zwischen 50 und 200«
Kilometer ergeben haben. Die beiden
Stationen Altenlirte und Ouvre Al
tenstoie waren 4300 Meter von ein
ander entfernt. Da die Luft in den
beobachteten Höhen der Lichter fast
keinen Sauerstoff mehr enthalt, fon
deen nahezu aus reinem Stictitoff be
steht. so darf es nicht wundernedmen«
das; die leuchtenden Linien des Nord
lichtsveltrums dem Stickftoff angehö-»
ken. Da die Erdosilionsdauer der
Ausnahmen auf den Bruchtheil einer?
Sekunde berabaedriickt werden ionntr.s
so wird es wohl demnächst gelinaen »
linematoaravhische Ausnahmen dieserj
Naturerscheinunaen m brinaen und sie
auch der Allgemeinheit vor Augen in
fiibren Wedenfalls wird aber eine
systematische Anwenduna der Stdr
met-schen Methode Resultate von größ
ter Mickitialeit iiir das Studium des
Nordlickstes erriet-en und sich manches
anilliiren. was bisher zweifelhaft er
schien oder nnrichtig war.
Dte stem» oche tu Tot-es.
Die Renntvoche in Cotves war
heiter von Wind und Wetter nicht son
derttch begünstigt und mußte auser
dem, toie alle gesellschaftlichen Eretgi
nisse dieer Summen-, unter der Hos
trauer unt den hingeschiedenen Mo
narchen leiden. Die eigentlichen
Sporttreise der großen Gesellschaft,
die mit der Royat sacht Squadrom
dem ersten Jachttlub des Landes« eng
zusammenhangen, hatten indessen
schon darum besonders ihr Möglichttes
gethan, die Negatta hochzuhalten,
toie seit einigen Jahren in England
ein aussallender Rückgang in der Be
theiligung am großen Jachtsport be
merkbar wird. Lb und wieviel dabei
der immer noch mehr um sich grei:
sende toststtielige Automobilsport und
neuerdings die Fliegewuth zusammen
hängt, soll hier nicht untersucht wer
den, an der Thatsache ist jedoch nicht
zu zweifeln. Noch nie seit Menschen
gedenten sind Jachten aller Art in so
großer Zahl und io billig zu vertan
sen und zu vermiethen gewesen, wie in
diesem Jahre. Für den gewöhnlichen
Besttcher in Cowes war allerdings an
Sportliebhabern, Herren wie Damen,
an Jachten aller Art und an Vergnü
gungggiisten eine, namentlich in An:
betracht des Weges, reichliche Schau
geboten, zumal wenn man bedenkt,
daß der Hos, die engere Hosgesellschast
und hohe fremde Geiste ganz fehlten
Denn das spanische Rönigspaar, dac
aus der Reise Von Paris hier ganz
turzen Aufenthalt nnd unvermeidliche
Eintäuse gemacht hatte, traf erst Don
nerstag am Zpätnachmittag bei strö
mendent Regen aus der Giralda in
Coweg ein, als die Wettsahrlen siir
die von der Stadt auggesetzten Preise,
die immer aui Donnerstag fallen. in
der Hauptsache entschieden waren. Und
außerdem wußte man ja, daß die spa
nischen Gäste nicht als Regattabesu
cher, sondern als Gäste der Prinzessin
Heinrich von Battenberg, der Muster
der Königin von Spanien, ankamen
llm aber aus die verreanete städtische
Negatta in Cotveg zurückzukommen so
sei erwähnt, date deg deutschen Kaisers
»Meteor« den Votat den Hauptvreis,
davontrug und das-c ihm auch wohl der
Königsvreig zuoesallen wäre. wenn
ihm nicht unmittelbar vor Anbruch
der Wettsahrt das hauptseaet gerissen
wäre. so das; er aus der Betheiligung
aus-scheiden mußte.
, —
meet-kannte Schwer-nötigten
bei schnitt-euren
Es ist eine allen Lhrenartten wohl
bekannte Ihntsache, das-, die mittlere
Echtverhörigleit vom Laien sehr oi
gar nicht Bemerkt wird. So haben
viele Eltern, die ibre Kinder zur
Zchule bringen, nicht die geringst
«.«lhnung davon. das; die angebenden
Schiller durchaus nicht jene normal
Hörschärse besitzen, wie sie siir das
Vorwärtskommen im össentlichen
Schulnnterricht ersorderlich ist. Und
Ldiese wichtige Tliatsache tnnn sowohl
den lfltern und Lehrer-n als auck
dein Schüler selbst, der insolae seines
Mangels meist ein sogenannteri
»schlechter« sein wird, jahrelang ver
bornen bleiben. Man sragt sich nun
vielleicht, ob ex tvirtlich möglich ist
daß die Umgebung eines Kindes vor
dessen Schmerltörigteit nichts merlen
sollte. Die-Z ist sogar sehr leicht mög
lich. Während die hochgradigeSchwer
l.’örigteit eine sehr ausfallende Erschei
nung ist« wird die mittlere aus den
solgenden Gründen häusig übersehen
Ein Kind von unr mittlerer Schwer
bötiglelt versteht z. B. das Gespröchi
seiner Umgebung aus gewisse kleiner
Entfernungen sehr gut. Jn den stets
nur mäßig groben Räumen einer ge
wöhnlichen Familientoohnung wird
sein Leiden darum gar nicht ausfallen,
und die selbst ganz u.glosen Eltern
tönnen natürlich auch dem Lehrer lei
nen Wink geben, wenn das Kind ein
geschult wied. Nehmen wir nun an,
es wird zttsiillig aus eine der hinter
sten Vänle eines sehr geräumigen
Klassenzimmers gesetzt. Geschieht die-,
so beginnt gerade siir das mittel
tchwerhörige Kind von dieser Stunde
an eine regelrechte Leidenszeit.
Denn während das start schwer-hö
rige Kind dann die Werte des ent
sernt stehenden Lehrers überhaupt nicht
mehr unterscheiden nnd sein Mangel
darum nicht lange verborgen bleiben
kann, vernimmt das mittelichwerhörige
wohl diese ttnd jene Worte oder Fra
gen, andere aber wieder nicht« nnd
darum wird weder ihm selbst sei-. »Ja
stand llar, noch erweckt re- bei detn
Lehrenden den Anschein der Schwer
börigieit. Ebenso wichtia wie diese
Thntsache ist eine andere, nämlich die,
daß die Witterung einen Einfluß atts
die Höriiihialeit der Ohrenlranlen
attoxzuiilsen vermag. Manche dieser
Leidenden verstehen bei hellem. freund
lichem Wetter sehr viel. ltei lriidem
dagegen lebt wenig. Dies kommt da
her. das-, bei schlechtem Wetter txt-than
« halistlre kiieitttngen im Ohr sich W Mk
stiirlen pflegen, wodurch bei Mittel
oltrlatarrh t. B. eine wesentliche Her
absetzung des Hörnerttti.iaena bedingt
wird. Ding dem Vorbekgeltettden tgnn
man das Loos des uttertannt Mittel
Schtverhöriaen in der Schule trra
then. Das-· Kind, das von Haus ans
weder dtmtns noch träge ztt sein
braucht verliert die Sympathie des
Lehrer-L sttltlt sich zurück-gesehn wird
trottig nnd sinntns und giebt es
schließlich atti dem Unterricht, dettt es
t.ut tttit aroszer Anspannung Fu sol
gen ver-trug ein toirllichez Interesse
enlaegettznltringen« Solche bedauern-J
werthen Gchiiler nnd Schülerinnen
bleiben wegen ihrer unzulänalicden
peistttttgen ost sitzen und erleben weder
tm Elternbattie noch itt der Schule
angenehme Stunden.
--——.
Auskehren-·
Mühlenbesitzer« »So wie ich ’3
Wasser aitsniiti’, macht mir nicht
leicht einer nachk · · Im Mühlteich
da hab' ich Fisch« drin US Baden nnd
's Fischen is verboten das trägt
Strafaelder . dann treibt mir ce
Wasser die Miilil’ und -i’ Milch
fl«sch·cisterl hab« ich auch noch dabei.«
Variet
A.: »Mein Herr« Sie iiriren mich.
als ob Sie mich fiir einen dummen
Jungen halten!«
B.: »Bitte! Jm Geaentbeil ich hal
te Sie für einen ausgezeichneten Ge
dantenleser.«
Stuntassiiiset
A.: »Da kommt der Lehmann wie
der leer von der Jagd bei-ist
B.: »Ja, daß der selbst beim Jaan
seinen alten Wahlsoruch nimmer ver
aeslen tann.'«
A.: »Und wie heißt der?«
B.: »Leben und leben lassen.«
Im Eisen
Ehenmnm »Sie miisien heirathen.
iunqer Mann! Ein trauteg Heim,
blühende Kinder schöneres ais-its ja
aar nicht auf der Welt! Und
dann vor allen Dingen« die Erinne
runa an die hsrtliche Junaaesellem
zeit!«'
Fleisiia.
»Im-e Tochter arbeitet wohl jetzt an
der Vlugsteuer?"
,,Fleißia soaar sie lnt schon vier
hundert Dollars Schulden im Wäsche
geschäft!'«
O
MAY XI
»Bist Tn denn nnds zufrieden mit der
neuen Denselme Hätt-L«
»Gewin. dsc gnädigc Frau lmt mich
tret-, dns Minder haben mich 1»«’ Lieber
nnd der Matt-ne Hen- lmt mich am aller
Licbsten «
chpc Eulllcum sind von ein und
deumswcn Maler; jede-·- Bild kostet drei-.
hundert Ma1!.«
P a k U c u u: »Na, das mit dem zer
Drum-neu Mag werdtz ZU doch W
iliilligcx Ihan«