Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 09, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    —
Mem-r schreib-stinkt non
Tinte Innkstkngpi.
.-----J
W« l
No. 544. Wenn es im Sommer so
schrecklich heiß is, daß mer denlt, es
deht schließlich nicks annerschter von
einem iwwer bleiwe. wie en großer
Griesspatt, dann duht mer oft in sein
jugendliche Leichtsinn un warrmuth
sage: »Ich duhn wische, der Sommer
wär iwwer un mer hätte widder en
schone altfiifchende Winter. Jm Win
te: duht mer sich warm anziehe un in
die erschte Lein duht mer dazu tende,
daß mer warmes Unnerw:hr hat, dann
macht mer sich e schönes Feuerche in
den Stohf un das fühlt ganz annersch
ter, als wie die sibirische Hiß in den
Sommer, wo mer nirgends nit e luhi
les Plätzche sinne duht un schwiße
muß, daß en en Hund jammere duht.
Mer fühlt nit zum Schaffe, mer fühlt
nit dazu en Wahl zu nemme, bilahs
mer duht iewen nit dazu fühle sich zu
dresse, so daß mer sich an die Stritt
sehn lasse kann. No, Sommer is
keine Siesen for mich; gebt mich den
Winter einige Zeit un wenn Jhr mich
kicke hört, dann will ich hannes
heiße.« Den Weg spreche die mehrfchte
Mensche, eclzept e gewisse Ali-iß Pie
bels, wo aus puhre Mienneß immer
das Gegedheil von den sage, was an
nere Leut behaupte. Das geht jeden
Sommer so un dann kommt der Win
ter un ich sage reit hier —- un ich
will hen, daß Sie es Wort fok Wort
un wenn Se die richtige Teips hen,
onderleint printe: wer so iwwer
den Sommer likle duht« der sollt e
ganz gehörige Spänling hen, bilahs
es hat keine schönere Sicsen, als wie
den Sommer. Der Winter hat jetzt
hardlie gestart un wenn ich sage, daß
ich jetzt schon sikk un teiert von sin,
dann lten Z.l) mich nnr ganz meild
etksvrrszt For Jnstenz eg hat den
ganze Tag aeregnet, dabei hat der
Wind Von die Eant geblase, daß mer
noch nit gedchrt hat fein Fehs zu die
Diebr enaug zn strecke. for Fiehr, daß
einem die Nos- abgeblose deht wer’n.
Wenn mer am nächste Morgen aus sei
Bett tichnmve will, brrrZ da is e Miit
in den Haus-, als wenn mer in die
Nacht nach dem Nordpol gemuhst wär.
Mer schluppt wie der Blitz in sei
Kleider un iterzt an den Ofe, for e
Feuer zn ftarte. Da sin oss Kohro
keine Kohle da un tei Kindlingholz.
Dann geht es in die Kohlschett un da
sind mer erscht aus, daß in die Nacht
wenigstens drei Fuß Schnoh gefalle
sin. Um das Haus erum sin förm
liche Berge zusammegeweht, so daß
mer die Kohlschett hardlie sehn tann.
Schließlich gelingt es doch, en Weg
zu sinne, mer kriegt sich sein Wutt un»
en Pehl Kohle, eilt wir-ver ins Hauss
zurück un is dann so naß, als wenn
mer im Wasser geleae hätt. Das
fühlt oss Rohrg arig gut un das Rie
solt is, daß mer e Kalt geletscht hat,
wo mer iesig drei draus mache könnt.
Wenn es e wenig warm im Haus
is, dann wer’n die Bulve kraus ge
lloppt. Tie schimmern un stiere auch
un jedes packt seine Kleider aus un
schleppt se in die Ansehen, wo dann
in e rehaeller Dressinqruhrzi verwan-v
delt werd. Wenn se ihr Brectsest ge
habt h:n, dann heißt est »Jemanb
muß den Schnoh von den Seitwahl
schossele, sonst trieae mer noch Trubel
mit die Polizei Dann kann mer aw
wer ebbes erlere! Die Bube starte
dann zu lasse un zu lomplehne, daß se
e böses Kalt hätte un daß se schuhk
sick wer’n dehte, wenn se jetzt insden
Schnee gehn dehte sor zu schosfele·
Mer fühlt dann sarrie for die arme
Kinner un denkt, o well der Pa tann
das ja später duhn, wenn er ausge
schlase hat. Die Buwe gehn in die
Schul, un wenn dann der alte Mann
angeriett lommt, dann duht mer ihn
aus möglichst schonende Weise daraus
prtepehre, daß ihm die Ehre zu theil
geworve wär, den Seit-naht zu then-.
Der macht zuerscht es Iehs, als wenn
er sage wollt: »Mit- no Gehm sor me
un wenn du denle duhst. das; ich mich
mit den Schneh battere bahn« dann
bist du schief gewickelt.« Vorläufig
duht ee noch nicts sage; er nimmt sei
Brecksest un drückt sich erum, als wenn
«et ganz dran vergesse hätt, was thn
noch bevorstehn duht. Wenn es dann
gar keine Ecksjuhs mer gewwe duht,
dann geht er in den Keller, holt sich
Ue Scheffel, wickelt sich en Mosslet
tun den li, zieht seine Rohberbuhts
an un sen Sehn-euer un seht die
Mit-pp aus. Dann wagt er sich
—
ericht vor oie Dreht un die Frau izi
froh. daß se ihren Mann so gut gest
trehnt hat, daß er doch noch edbes sor 4
sie dnhn dubi. Er is awtver noch
keine haiioe Minnut autseit, da herst.
die Frau en Krisch, als wenn er Kaht- :
baiick Essit geschwalloht hätt. Se
sierzt an die Diehr un fragt: »Watts
die Mätter, was hast du?« Un er
antwort: »Was ich hen: en Hexe
schuß hen ich! Ach, was duht esj
mich so weht Heis mich nur reiieioegs
ins Haus, sor daß ich mich hiniegei
kanni« Da sühlt mer dann arig sat
rie, daß ihn so ebbeö gehäppend is un T
mer macht sich im Stille Vorwers, daß
mer den alte Mann so en Schapp zu
gemuth hat. Er legt sich aus die
Launsch un jammert in einem sort, un
weil der Seitwahl doch getiient wer’n
muß, so macht mer sich selbst dran un
schosseit den Schnee. Das nimmt so
ebaut e Stund un wenn mer dann
ins Haus tomme duht, dann fühlt der ;
Mann bedeutend besser. Er fragt fort
e Kimmetche un wenn er das gehath
hat, dann spürt er puttieniee gar
teine Peims mehr nn wenn die Zeit
kommt, wo er zu den Wedesweiler sor
sein Frühschoppe gehn muß, da is der
Hereschuß vorbei, Mister Cdithor, .
plies stage Se doch emal Jhne Jhre
Niedersch. von den viehmehle Sechs, ob »
se auch schon so Eckspierinzes gehabt;
hen. Se solle an mich schreiwe, meh
bie ich kann se e paar Hints gewlor. H
Mit beste RiegardH -
Yonrs
Lizzie HansstengeL
—--—--—
Bosheit
Sonntaasteiten .,Gestetn bin· ich
im Galopp an ihrem Hause vorbeige
kitten!«' .
Fräulein: ,,Sehen Sie, mit war
auch vio. als ob ich Hilfetnfe gehört
ätte.«
Die grösste Sorge
Cbeft Nehmen Sie doch die Feder
nicht so voll, Rastatt-ab wenn Sie
zufälliq ’mal der Schlag tiihrt, machen
Sie ’n Klex ins Hattptbuch!«
Zum Nachdenken
Gastbafbesißerr »Das war ’n Stück
Arbeit!«
Loaisansi (ieonisch)· »Diese lumpige
Rechnung zu schreiben?«
«Nee, aber funfzig Mark tunc-zu
bringen!«
Unm- Gauner-L
»Um drei Flaschen Nothspohn haft
Du den Wirth geprellt und nur vier
zehn Tage dafür aekkieat2«
»Ja, es war mein Glück, daß der
Richter früher auch in der Giftbuds
verkehrte.«
va .
minder »Na, —- mich so dumm zu
schneiden l«
Vorbjcrlehklinqt »E»tfk12«1digk» S-, j
han«-J noch net ordentlich, i lern« erst!"
-- USE-IN HMU
»Mein gestrige-Z Trauerspiel hatte
einen außerordentlichen Erfolg'
»Ja. die Kritik schrieb auch, es wäre
ein recht trauriges Stück«
Mann: »Wie, du weißt, daß c
nächste Woche »skytik11rs anmelden mu
und besielln dir Icyt noch ztou neue KI
itüme?« ·
Frau : »Aber Männchen —- gerade
deshale
Hundert Jahre Bernadotte.
Das vornehmste schwedische Adels
geschlecht sind die Herzöge von
Otranto, vor den Bande und Brahe
mit ihren königlichen Erinnerungems
Ein Alt der Dankbarkeit von seiten des 1
ersten Bernadottelönigs gegen Nava
leons Polizeiminister Jauche-, der den
vorstehend erwähnten Rang besaß und
im kleinen das Gegenbild zu dem
merkwürdigen Schicksal, das dem im
südlichsten Frankreich gebotenen Heer
siihrer die zwei nördlichsten Kronen
Europas zugewandt hatte. Nicht nur
in Südeuropa wurde vor hundert
Jahren um Monarchien Pfand ge
spielt, wie in Spanien und Neapel,
auch in Schweden stand zeitweilig et
was Aehnliches wenigstens am Hori
zont. Napoleon hatte Schweden zwi
schen Ruszland und Dänemart theilen
wollen« wobei die Grenze bei dem Mo
talaslusz unweit Norrlöping gezogen
und also Stockholm russisch werden
sollte. Demgegenüber arbeiteten im
Norden schon damals Polititer siir die
Wiederherstellung jener 1524 zerstör
ten slandinavischen Union, deren Jdee
1905 durch die norwegische Lossagung
von Schweden, besonders aber durch
die dabei elecnentar hervorgebrochene
diinische Schadensreude sür jede abseh
bareZeit abermals beseitigt worden ist.
Man blickte dapei aus jenes Haus
Holstein-Augusienburg, dem das
Deutsche Reich seine dritte Kaiserin
verdankt und das damals der nachst
berechtigte Erbe der dijnisch«norwegi
schen Doppeltrone war; dag 1868
wirklich einget lene Erlöschen der äl
teren dönischen Linie wurde schon da
mals voraus-gesehen Von diesem Ge
sichtspunkte ans hatte der schwedische
Karl XllL den augustenburgischen
Prinzen Christian August als »Kat(
August« adoptiert. A7 « der neue
Kronprinz starb im Frahjahr 1810J
eines plötzlichen Todes, und jetzt planteT
man die Adoption seines älteren Bru-;
ders, des Schillertniizens Herzog
Friedrich Christian, eineWendung, für
die sich in Norwegen besonders der
Freiherr von Wedel:Jarlgberg inter
essierte ein direkter Vorfahr des nor
wegischen Königsmacherg von 1905,
wie von dessen in derselben Richtung
tätig gewesenen Vetter Frithjos Nan
sen. In Flopenhagen aber veriibelte
man das aus der höchste, und der dor
ticst Haß gegen die angustenburaische
Oerzogåfamilie hat zum Theil daher
seinen Ursprung gehabt
Plötzlich tauchte in Schweden die
Jdee auf, den französischen Marschall
Bernadotte zum Thronfolger zu ernen-«
nen. Ein Leutnant Mörner aus einem
urspriinglich vommerschen Geschlecht
kam nach Paris und nahte dem Mar
schall diesen Vorschlag, den der Er
korene nach einigen Bedenken annahm.
Nadoleon uiiterstiiszte diese Idee, weil
er den in repiiblikanisehe Jntrigen ver- »
wickelten Schlvager seines Bruders
Joseph gern aus-«- Frankreich entfernen
wollte; sehr viel zu der Entscheidung
trug des Marschallg Gemahlin Desiree
Clarv bei. Der Marseiller Großhänd
ler dieses Namens hatte eine Tochter
an Joseph Vonavarte verheirathet. Ge
neral Bonavarte sah deren Schwester,
die damals taurn erwachsene schöner
siree. und hielt um sie an, empfing aber
vom Vater den Bescheid, es sei genug
an einem Vonaparte in der Familie.
Merkwürdigerweise trug der sonst so
rachsüchtigeftorse dies der späteren Le
bensgesährtin seinzs Marschallg nicht
nach, sondern begünstigte Vernadotte
ihretwegen. So gab er die Zustim
mung zu diesem Unternehmen des süd
srnnzöiischen Feldherrn
Am 21· August 1810 erwählten die
schwedischen Stände Bernadotte zum
Thronsolger. Jn der Grenzstadt Hel
singborg nahm dieser den lutherischeu
Glauben an und wurde dann am 5.
November deg genannten Jahres von
dem König förmlich als Karl Johann
adovtieet, um am 5. Februar 1818 in
Schweden wie in dem 1814 hinzuge
kommenenNorwegen als König zu fol
gen. Seine 1813 in Deutschland ge
spielte Feldberrnrolle wird jetzt preu
hischercbeitss günstiger beurtbeilt, als
dies lange der Fall war. Was weni
ger bekannt war, ist, daß der schwedi
sche neue Thronsolger am ll. Septem
ber 1812 in dem finnliindischeu Aabo
bei dem unschlüssigen Zaren Alexan
der ein wesentlicher Faktor file die
Fortsetzung des Kampfes gegen Napos
leon war· Durch seine Darstellungen
von der tiesen inneren Zerriittung der
napoleonschen Armee noch vor dem
furchtbaren Rückzug, von dem bitteren
gegenseitigen Haß der Marschälle, di-:
nur im Haß gegen den Einvereur einig
waren, brachte et den Zaren zum Ent
schluß. Aehnlich hatte beiläufig schon
1811 der württembergischeGesandte in
Paris-, Gras Winzingerode, seinem
König vorausgesagt, er war aber von
diesem spöttisch als Teutone abgestr
tigt worden.
Ein originelles Bild der damaligen
Zeit geben die Denlwiirdigleiten des
holsteinisch-dänischen Diplomaten J.
G. Risi, der einmal Gesandter in Ma
drid gewesen war und 1808 den be
steundeten Osfizieren im Schneegestö
ber ans der schleswigschen Heide un
weit Flensburg begegnete. Es war
jenes Corps des Maraues de la Ro
mana, das sich dann bei dem sünischen
Nyborg aus englischen Fahrzeugen ein
schisste und nach Spanien zurückkehrte
Die schöne Schloßruine über der jün
schen Grenzstadt Kolding mit den Er
innerungen an den Nesormationslönig
sChristian Ill. wie an König Fried
trich H’. und dessen spätere zweite Gat
tin Anna Sophie Reventlow zeugt
von diesem spanischenBesuch; die Süd
länder hatten die Kamine überheizt,der
die Spanier begleitende MarschallBer
nadotte und sein neunjähriger Sohn,
der spätere König Ostar I. geriethen
dabei in Lebensgefahr.
Charakteristisch sind auch die Daten
iiber den Kopenhagener Aufenthalt der
südsranzösischen Kaufmannstochter,j
der Kronprinzessin Desiree, bei derl
Reise nach dem neuen schwedischen Va
terland. Bei Hofe wollte man sie de
muthigen, und einHocharistotrat tauf
männischen Ursprungs erkundigte sich
bei ihr nach dem Marseiller Seiden
So erzählt man von der Hammelkeule
handel. Schlagfertig parierte die
Dame mit einer Frage nach dem
Stande der Altonaer Kornbörsr. Kö
nigin Desideria hat den Gemahl 16
Jahre überlebt» 1857 sah in Stock-—
holrn Herr von Bismarck die Achtzig
jährige und bewunderte ben lebhaften
Geist dieser echten Südsranzösin.
Seit der Thronentsagung von Gu
stav Adolss Tochter, Königin Chri
stine, 1654, hat in Schweden kein Für
stenhaus so lange regiert wie jetzt die
Bernadotte5. Man kann sie hundert
jährig nennen, da Kronprinz Karl Jo
hann sofort aus denHänden des Adops
tivvaters die Zügel an sich nahm. Mit
den heldenmiitigen drei Karlen und
Karls XllL Schwester Ulrike Geo
nore hat das Haus PsalziZweibriicken
66 Jahre geherrscht, bis 1720,
Karls XlL Schwager, der heksifche
Friedrich, folgte bis 1751, dann tam
HolsteinsGottorp 67 Jahre big zu dem
letzten Tage des vorgenannten
Karls XIIL Dauerhaster alg jene
deutschen Geschlechter scheinen sonach;
im hohen Norden die Südfranzosen zu s
fein, in deren Adern allerdings jetzt!
das Blut der Hohenzollern, Zähringer,;
Nassauer und Wittelgbacher sließt.’
Daß 1905 dag 1814 gegen Vorpom
mern und Rügen eingetauschte Norwe
aen verloren ging, hat der schwedischen
Vollsbeliebtheit der Bernadotte eher
aeniitzt als geschadet. Das Kjölenge
birge trennt zwei Völker, zwischen de
nen niemals sonderliche Liebe bestan:
den. Wohl aber hat jenes Jahr die
schon früher angebahnte Anniiherung
Schweden-Z an Deutschland noch mehr
verstärkt und deutlicher hervortreten
lassen.
s-———O-.-——
Schloß der schweren Noth.
Eben habe ich den Rundgnng durch
den Palast der Necessidndes vollendet.
Vor genau vierzehn Tagen waren die
Getreuen bei der Königin Amelia zu
einem musikalischen Thee geladen. Die
fner warfen die Thüren auf und die
Treppe mit den geschnitzten Geländer
hinauf schritten schöne Frauen und
Offiziere in glitzernden Uniformen.
Seesoldaten hielten die Wache im
Schloß.
Auch heute Iourden die Gäste von
Zecsoldaten bewacht. Ein Sergeant
mit zwei bewassiieten Makrosen schritt;
voran, die Gewehre am Bande; dann;
folgten unter der Führung eines jun-i
gen Leutnants die Besucher, zwei
sranzösische Damen und ein deutscher
Journalist, und hinter ihnen schlossen
den kleinen Trupp zwei andere Mari
neivachen ab. So ging es durch den
großen Borsanl und ein kleines Emp
sangs,ii·iiimer in den Salon nach dein
Tejo, der jetzt das berühmteste Zimmer
des Königshauses ist. Hier hat die
einzige Bonibe eingeschlagen, die gegen
das Schlos; abgeseuert wurde. Linie
oben am Plasond klasst ein Loch, und
Vic WOUO lllll lykclll Dckgolllclcll «
Strick liegt zum Theil in Trümmern
Seltsam genug, von den großen Pfei
lerspiegeln ist nur der eine gesprun
gen; der andere blieb unberührt nnd
wirft in seinem Kristall ein blasses,
rundlicheg Antlitz zurück. Gehen Ge
spenster ums Ein rascher Uniblick er
tlärt die Erscheinung Jn einer Ecke
des Saales steht eine Büste des toten
Königs Dom Carlos-: ein Teppich
lieat halb aus ihrem Sockel, nur der
Kopf schaut mit melancholischer Bon:
hoinie in das Spiegelglas
lieber die Trümmer am Boden hin
weg llettern wir in das Schreibzin1
mer des jungen Manuel. Der Tisch
sieht noch da, mit Büchern und Papie
rcn bedckt: über dem Sessel wölbt sich
ein hölzerner Himmel, der schiver über
dem Haupte des Schreibenden hängt.
Uln der Wand eine Bibliothek, auf de
ren Brettern Photographien stehen;
der deutsche Kronprinz ist zweimal
vorhanden. Zweimal das gleiche Bild
mit dem gleichen, etwas studierten
Ausdruck ,,Augen rechts« und darüber
mit steilen Zügen die Worte: Wilhelm,
sironprinz· Jch schlage einige Bücher
aus« historische Werte, fromme Let
türe, Tabellen. Ach, dieser König
irar noch so jung! Die Bibliothet eines
deutschen Primanerg ist erheblich reich
haltiger und besonders moderner als
die Büchersaminlung dieses entthron
ten Fürsten. Ein zweites Zimmer
folgt, mit einem kleineren Schreibtisch
und mit zahllosem tünstlerischen
Kleinlram an den Wänden und aus
den Konsolen.
Dann traten wir ins Schlafgemach.
Ein großes Bett an der Mittelwand;
noch ansgedeckt, als wär es eben ver
lassen worden. Ueber den Kissen nach
lässig hingeworfen das weiße Nacht
hemd. Auf dem Lehnsessel neben dem
Bett hängt die Uniform, die nach dem
Empfang des Marschalls Oermes da
Fonseea abgelegt wurde. Der Rock ist
sauber zu.sarnn1engesaltet. der Degen
mit miider Hand schleifend über die
Lehne gehängt. Der Stuhl hat eine
Wendung, als sei er in hastigem
Sprunge beiseite gestoßen worden, und
- dabei ist etwas Glitzerndes von seinem
Polster geglitten: ein Orden, mit ei
nem Wappenthier in der Mitte und
goldenen Strahlen, der unbeachtet auf
dem Teppich liegt.
Die beiden Damen vertiefen sich in
allerlei Details dieses Schlasgemachs
und stellen Fragen an den Sergean
ten; der Mann lächelt verlegen. Der
junge Offizier aber runzelt die Stirn.
Er ist ein Leutnant des Marineregi
ments, das den Kampf eröffnet hat,
und unzweifelhaft ein guter Republi
lauer-; aber es empört ihn, daß frecher
Witz sich an das Unglück eines Ge
stürzten wagt:
»Sehen Sie sich nur alles an,« sagte
er zu mit. »Das war’s!« Er zeigt
auf den Tisch mit Heiligenbildern, der
gegenüber dem Bette steht. Heilige in
Elfenbein, Gold und Emailarbeit. Jch
zähle zweiundzwanzig solcher frommer
Kunstwerke, und dazu hängen am
Bettpfosten noch Amulette. Daneben
auf den anderen Tischen allerlei
Tand, Bonbons, Zigarren, Zigaret
tenspitzen, eine Lebensbeschreibung
Vasco de Gamas, Kartenbriese mit
Kritzeleiem ein Schächtelchen aus der
Apotheke. Es ist ein Beruhigung-Z
mittel fiir die Nerven. Armes, jun
ges Königleim
Durch einen langen rothen Korridor
gehen wir nun hinüber zu den Gemä
chern der Königin Amelia. Auf einem
Billard liegen Kugeln und Bälle noch
da. Basen mit Blumen stehen in den
Fensternischen. Jin Cmpsangssalon
fallen auf dem Tisch unter dem Spie
gel die ersten Stücke der berühmten
Schweinchensammlung aus. Die Kö
nigin Amelia hatte eine Kollektion von
Glücksschweinchen aus jedem Mate:
rial, von jeder Größe, in jeder Stel:
lang. Die beiden Schweine im Solon
sind zwei Fertel aus Elsenbein in na
tiirlicher Größe. Die Glücksschweini
chen sehen im Halbdunkel des einsa
men Zinnners ziemlich melancholisch
aus. Aus dem Tische auch hier viele
Bücher, Verse, Kunstgeschichte,
Sammlungen philosophischer Aus
spriiche, gute Nomaue; alles franzö
sisch. Eine nach vielen Richtungen
interessierte Frau mit energischeniCha:
ratter, die sich auch um die Wirtschaft i
tiimmerte. Ein Zettel enthält eines
Abrechnung ijber irgend etwas nnd ein s
Posten ist mit Blaustist zweimal ange- s
strichen. Daneben ein »A.« und eint
Fragezeichen. Ju diesen Räumen(
herrscht etwas mehr tönigliehe Pracht!
als bei dem Sohne driibeux auch hieri
sällt die Menge allerlei schönen!
Schnictschnackg aus« !
Das Schlaszimmer ist in Ordnung
gebracht. tiin Schrank« aus dem ha
stig noch Wäsche in einen Fiosser ge
vadt wurde, steht halb offen. Aus
dem Tisch liegt ein tiinstlerisch iuodel «
lierter Orangenzweig, unter dem aus?
silbernein Band graviert ist: Helene —
timauuei. tiiu Geschenk desJ Königss
Paareg von Italien Auch hier uud iu
anstoßenden Räumen Schweine und
Schweiuchen in allen Foruiateir Dass
dictste, das ich entdecken tonute, besteht
aus Silber und ist mehr als einen
Fuß hoch. Es liegt wie ein Fiirst der
Röiiigoschtveine aus einem Extratisch
und schaut mit halbgeschlossenen Au
gen verächtlich aus dasl geringere Ge
sindel herab.
Am Spiegelrand steelt eine Anzahl
Ellien115, wahrscheinlich Erinnerungen
an besondere Gedenttage Eines dars
ich mir mitnehmen. Es trägt das Da
tum ll. Januar Wiss-, und aus der
Rückseite steht mit diinuen steilen Blei
stiststriehen geschrieben: »Souvenir
d’une belle journee«. Halb verdeckt vou
einem Schirm, aber zu Haupte-i deg
breiten, sehr pruuivolleu Bettes sah ich
eine Photographie des ermordeten
Dom Carlos. ,,A miuha Amelia« steht
daraus. Der Zug geht weiter. Die
Thiir fällt ins Schloß. Der Leutnant
und ich stehen im Portal uud tauschen
die Abschiedgworte Nun bitte ich den
Tenente Fernando Amor Monteiro de
BarroS, mir zu sagen, wag er vou den
Ereignissen dieses Ottobersj iu Portu
gsil denkt.
»Sie waren nothwendia«. agt es
ernst. »Sie ließen sich nicht vermei
den. Glauben Sie mir, nicht leicht
sinnig entschließt sich ein Heer, seine-u
Befehlghaber die Treue auszusagen
Aber das Vaterland mußte uns lieber
sein als der junge Mann. Ich spreche
hier nicht gern von diesen Sachen. Sie
werden das verstehen.«
Gewiß versteh’ ich sein ZartgesiihL
das in dem Hause deg Vertriebenen
nichts Uebleg von dem früheren Herrn
sagen will. So stehen wir einige Mi
nuten schweigend nebeneinander nnd
sehen aus die Palmen, die sich leise ra
schelnd im Winde bewegen, nnd aus
die Vlumenbeete des Gartens um die
langen gewundeuen Wege. Und zu
letzt aus die todten Fenster da oben im
ersten Stock, deren Vorhänge halb zu
gezogen sind. Es ist eine besonders
tönigliche Pracht in diesem Hause des
Necessidades, aber die-J alles und die
»Nöthe« mit ihm war doch königlich
Jn wenigen Stunden verschwanden
der Fürst und sein Haus und seine
ganze Macht, wie weggeblasen vom
Sturmwind eines unentrinnbaren Ge
schickes, und an ihrer Stelle blieb
nichts zurück als eine kleine, eilfertig
zusammengenähte grünrotheFahne, die
dort oben am Uhrthurm über der
Mauer weht. Die flattert wie ein Ab
schiedstüchlein. Der letzte Gruß an
das Hans Braganza I· «- «
Die sahns-siege
Die Fortschritte der medizinischen
Wissenschaft haben eine Aufklärung
auch in der Hinsicht gebracht, daß die
Beschaffenheit der Zähne eine Bedeu
tung nicht nur an sich und für die
Leichtigkeit und Vollkommenheit der
Ernährung, sondern auch für die Er
haltung oder Gefährdung der Gesund
heit im allgemeinen besitzt. Da der
Mund die Eingangspforte nicht nur
fiir die Nahrung, sondern auch für
die Luft ist, so nimmt er auch den
größten Theil der Keime auf, die den
Menschen mit der Erzeugung von
Krankheiten bedrohen, und es läßt sich
leicht verstehen, daß es durchaus nicht
gleichgiltig fiir die Abwehr dieser Kei
me ist, ob sie den Mund und alle fei
ne Theile in einem gesunden oder in
einem krankhaften Zustand antreffen.
Die Frage insbesondere, ob und wie
das Vorhandensein von Zahntranl
heiien mit der Entstehung von Tuber
tulose in Verbindung stehen kann, hat
Professor Adolf Knopf in dem Jour
nal der Amerikanischen Medizinischen
Vereinigung behandelt, und zwar
nicht etwa von dein Standpunkt eines
anierikanischen Zahnarztes, der für
seinen Beruf vielleicht noch mehr Be
achtung nnd Verdienst heraus-schlagen
möchte, sondern als Leiter der Abthei
lung für Tubertulose eines großen,
mit einer Aerzteschule verbundenen
Kranienhnuse5. Nach seiner Erfah
rnng sind schlechte Zähne zwar nicht
die einzige Ursache von Ernährungs-·
störungen und andern Leiden, tragen
aber wesentlich dazu bei, derartige
trankhaste Erscheinungen hervorzuru
feu. Sind die Zähne teilweise so
schlecht geworden, daß sie zu Eiterbil
dungen Veranlassung geben, so können
sie den gelegentlich eingeathmeten Tu
berkelbazillen den Zutritt zum Knochen
eröffnen. Obgleich Amerika noch im
mer als das tlassische Land der Zahn
heiltunde betrachtet wird, steht die
Zahnpflege auch hier noch durchaus
nicht auf der Höhe, die man danach er
warten sollte. Unter den Schulkin
dern in den Bereinigten Staaten be
finden sich wahrscheinlich nicht weniger
als 12 Millionen, die initfirgendeinent
körperlichen Mangel behaftet sind,und
von diesen leiden fast 9 Millionen an
schlechten Zähnen Von anderer Seite
ist sogar versichert worden, daß nach
neuen Untersuchungen nicht weniger
als1 95 v. H. der Kinder in den öffent
lichen Schulen schlechte Zähne haben.
Diese Verhältnisse entsprechen durch-:
ans denen, die auch iu den sonst höchst
stehenden Kulturländern Europas an
zutreffen sind. Professor Knopf hält
es daher fiir eine der wichtigstenPflich
ten deriilterin ihrenKindern bei Zeiten
die Grundbegrisfe der Zahnhhgiene
beizubringen, und es ist gewiß anzuer
kennen, daß die Gesundheitsbehörde
der Stadt New York unter der ganzen
Stieniilterung ein Flugblatt hat verthei
len lassen, dasI den Eltern in wenigen
Zeilen die Grundregel siir die Mund
nnd Zahnpfteae mittheilt. Professor
Knopf vertritt die Ansicht, daß der
stainpf gegen die Tuberkulose ein
schließlich der Lungenfchwindsucht bei
Vernachlässigung der Hygiene des
Mundes-«- gar nicht wirtsain gefördert
werden tann. Die geeignete Ernäh
rung der Schwindsiichtigen spielt fiir
die Hebung ihrer Gesundheit und da
mit fiir die Bekämpfung ihres Lei
dens die Hauvtrolle lkin Erfolg die
ser Vorschrift ist aber nicht denkbar,
wenn der Strante schlechte Zähne hat.
Er besiirwortet daher, daß jedes Sa
uatorium oder jedes Kratitenha115, dasJ
eigens fiir diettlnfnahme von Schwind
fiirhtigen bestimmt ist, in engster Vers
bindung mit tiichtigen Zahnärzten ste
hen niiisse Die Erreichung dec- hohen
Ziilg, die Augrottung der »weißen
Pest«, werde ohne die größte Sorgfalt
in dieser Richtung nicht zu erreichen
sein.
- ----—-— - —-—«—
Satt-gemäße Kritik·
Professor mach der Gardinenpres
digt): »Im in der Logit hast Du
entschieden Fortschritte gemacht, liebe
Frau, aber der Satzbau ist noch recht
mangelhaft«
Peeln
»So eine titemeinlieiU Seit vier
Jahren habe ich die Jagd gepachtet.
heute zum ersten Male treffe ich iiverssn
See eine Wildente und inzwischen
lnt niin Weeo ’5«.tl smortiren verlernt!«
K iieliendtn armer
Frnnt »Mit unserem neuen Mäd
chen scheine irls wieder eine richtige
Soldateniee erwischt en haben; die
schläng jedesmal die Harten zusam
nien, wenn inan sie anspricht!«
Bei-lockend
Fron: »Wenn ich noch einmal mer-·
te, dass, Du zu viel getrnnlen hast. rede
ich nie wieder ein Wort mit Dir!«
Mann: »Das ist aber nicht schön
von Dir, mich so — in Versuchung
zu siilsrent«
Der König von Portugal schutdete
der Regieripg gegen drei Millionen
Dollarg, tein Wunder, daß er so eilig
abreiste.
Wenn die Untersuchung jeder ein
zelnen Position des Tarisg so lan e
dauert, wie die des Papierzolles, so
wird die ganze Revision nicht zwölf
sondern zwölfhundert Jahre in An
sprach nehmen. «