Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 25, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    Merm- Hkhrkibkbkirk von
kizzik InnkstkngkL
No. 542 E paar Daa zuriick hen
die Binde geagt, se hätte atn Aber-d e
Entertebment in die Schni un da
müßte fe all hin, bitahs se müßte
Poehsns riieite un all so Stoff. Jch
ben gesagt, ich deht mit se gehn, bi
iahs ich gleiche arig gut, die Kinner
u höre, espechellie, wenn meine dabei
fin. Da hat der Bennie gesagt. das
war nit möglich, betahs die Tietscher
hätt gesagt. das Entektehntnent wär
blos siir die hettn ane un leistet an,
wenn das en Snckzesz wör, detste mer
auch eins ben, wo mer unsere Mutter
nn Leddteg mitbringe könnte: dies hier
Entertebntnent sollt so e Keind von e
Riehorset sein. Well, da hen ich in
niese- daztege sage könne, awwer ich den
den Vennie doch gefragt, was er rie
seite dedt. Da hat er gesagt ich sollt
nut nit for e Minnit denke, dasz er
mich das sage deht sell wär e Sietret
nn sie derste das Prohgtätntn nit eweg
gen-we. Das war so edant alles was
ich aus« se heraus hen kriege könne«
Am Obend hen ich se ihr Sovper
schon atig sruh tniisse guku der Phi
lipp. was mein hogband is. der tvak
noch gar nit freien. Wisse Se, der bockt
bei den Wertes-weiter bis so ebaut zwei
Minnits besok SopperzeiL bitahs et
will doch bei den Wedesweiier nictk
mme. «:-o rchneu wie Ie aeionnr nen,
make se auch sort. Später is der Phi
lipp heim komme; ich hen noch e wenig
Sovtser mit ihn aesse un dann hat er
gesagt, et deht teinder teiert ins Ge
sicht siihle un am Liebste deht er aleiche
heut Abend heim zu stehn; nwwer es
dehte noch e paar Schentelmänner u
den Wedesweiler lomme un die mii !
er sehn. Jch hen gesagt: »Fo: Pittie
Seins-, kannst du denn nit wenigstens
einmal heim stehn? Du weißt, dasz die
Buwe all sokt tin un du weist auch
met-die wisse, daß es sor e einzelne
Frau so tein aria aroszes Piescher is,
allein ins Daus zu stehn« »Weil. bat
er aesngt, in die erschte Lein bist du
ia tein Bei-He nit; biseids das wer’n
die Butve auch nit so schrecklich lang
stehn un noch e unneres Ding, ich bin
auch aanz bald wtdder heim.« Well.
es hat alles nicks geholie er is sott
un ich warm wie gewöhnlich widder
allein mit meine Lobnsomm.
Ssitie ich mit meine Arbeit fertig war,
den ich mich hinaelwctt sor noch e we
uia sebnzie Wort zu duhn un ich hen
noch leiste zwei Minnitö aesesse, da
tappt Jemand an die Frontdolsr.
Weil hen ich gedenkt, es könne doch
noch nit die Binde sein. sinnibau sin
ich aus un hen die Diehr aufgemacht
un es is niemand daaewese. Well«
lzen ich gedenkt, das war widder einnl
en falscher Marm. Jch hen hardlie ge
sesse, da riippt es an die Seitdohr. O.
hen ich aedenlt, da den ich vorhin en
Mißtehl gemacht. Jch sin an die Seit
dnhr un es is auch hier niemand ge
wese. Grad wie ich die Diebr zumache,
hat es widder in Front aelloppt. Jch
ben acdenlt, dasi ich mehbie nit schnell
genug ausgemacht hen un die Person
wo da war, bat dann e annere Dohr
aktreit. Ich« sin widder in Front gan
ae, awwer ich hen Niemand sehn könne.
Well, for e lanae Skotie tote in ma
che. ich ben kiwioezehn mal die From
dobe un achtzehn mal die Seitdobt
aufgemacht un dann stn ich nöewesz
geworde. Ich ben mein Meind auflie
macht, das-, ich ietzt sitze bleiwe wollt un
wenn es dausend mal töppe deht. Mit
einm mal, hen ich ebbes an den Sitten
eubm Fenster qenohtißt Es hat so e
fonniaes Neues aemacht im ich lin aeig
gelchkehkt gewese. Ich ben die Schehd
e ganz klein wenig bei Seite aelchohwe
un denke Se nur emal an. da hat en
Dohtekond in das Fenster gequckt Well.
da hen ich aiotvee genug gehabt! Ich
ben alle Leits in den ganze Haus an
gezünd un den aeschiwwekt wie e
lispelanh So ebbes dubt doch alle
lsolizeiliche Neckelehlchens iiwweefkeiae.
Es hat nit lang aenomme, da sin Sache
von alle Seite an das Haus un an die
Fenster aepfloar. Es war e Neus als
wenn der letzte Dag der Welt da wiir.
Was ben ich duhn könne? An die
Sttitt hen ich doch nit laufe könne,
dazu fin ich viel zuviel aeschkehtk ge
toekez hallet-n hen ich auch nit kiinne,
bikabs ich hen kein Ton hervor-bringe
könne un was Gut hätt es mich denn
auch aedahnk Well, das Neus autseit
is so bei un bei ganz schrecklich gewor
; es hat gekaund als wenn e ganze
Latt Mensche oddee wilde Diheee das
Deus abeeisse delitr. Jch den gar nias
mehr dubn könne« als toie teensbele un
Schimmer-L Schließlich den ich e abb
Iekns senkten wo nach die Wedesweb
«leeich ihr Haus gehn duht, ausgemacht,
soe zu hallet-n un da is mich ebbes an
den Kopp gesloge daß ich grad den
lange Weg in das Ruhm gefalle sin.
Well, nachdem das so soe die längste
Zeit weiter is gange, is es widdet eu
higek gewotde un schließlich hen ich
gar nicks mehr gehört, bis aus einmal
die Kind an die Frontdieht komme sin
un gerufe hen, ich soll se inseit lasse.
Da hen ich en Seiszer der Erleichterunq
von mich gewwe un hen gedenkt, dasx
ich fest wivbek e neue LieS ans Letoe
hätt. ,,Fot Hewwens Sehls, Jhk
Butve, was denkt Jhr was gehäppent
is? Un dann hen ich sie alles verzä lt."
Was inge Se da herzu, Mistet di
thor, die Feaer hen gelacht wie alles
»Ma, hat der Bennie ge agt, du bischt
awwee emai schloht wei t du denn nit
daß heit Nacht Hallototen is? Die
Storie von unser Entettehnmeni war
nur en Fehl. Mir hen einsach die
snächste Sttitt gewotlt un die annere
Buwe ware an unsere Stritt bissie,
das is all. Och, was hen mit for en
Fonn gehabt!·« O vier mie, was sin ich
so möhd aetoesei Jch hätt die Butoe
skesse un kille könne. Denke Se nur
emnl, eim so en Schreae einzujage, wei
das geht ja itvwet das Bohnlied! Well,
ich hen se ins Bett gejagt un dann hen
ich mich hingesetzt un hen gewart bis
der Philipp heim is komme. Was ich
den for e Lecktschek immer die Erzie
hunn der Kinnek gehalte hen. daß will
ich Jhne liwwee nit schreiive; es deht
ennihau nit gut in Print gucke. Mit
beste Riegatds
Yours
Lizzie Hanisiengei.
Zärtlich.
»Lieb« Mann! Mir sind jetzt 6
Monate verheirathet und Du bist
manchmal schon so gleichgiltig .....
Sage es mir aufrichtig. woran Du
jetzt denlst?«
»Ausrichtig? — Nun ich denle eben
an den Zaubertiinstler, der sich gestern
vtoduzirte und der eine Frau so hiibsch
verschwinden lassen tonnte.«
Verliebt. «
Sepp: »Wie i’ ausgestieg’n bin und
g’suchzt hab’. hat mir jemand g’ant
wort’t! Dös warst wohl Du,
Etiesi?'«
Resi: ,,Wo denkst denn hin -- hast
D’ no’ nie ’tvas von an’ Echo gehört?«
Sepa: »Freili'! II mir eb glei’ be
kannt vorlemrnal«
Jst Gericht.
Nichter- »Angellagter, jetzt sehe ich
Sie schon zum sünsten Male hier.
Gehts denn mit der ehrlichen Arbeit
gar nicht bei Jhnen?«
. Angeklagter: »Ich babs noch nicht
probir t, Herr Richter!«
Iessimismt
Sentimentale Pensionswirthinx »; a,
»sa, die Welt ist wirklich ein Thriinen
thal - nichts ist oolllommenx Thau
aus dem Gras -Dornen an der
Rose..." «
Pensionat: »Ja, und Haare in der
Butter « und Haarnadeln in des
Sappe!«
!
Der neue Unze-s
H Der bekannte Wittenberaer Pro
sessoe Quenstedt ff 16859 hatte eine
besonders zanlsiichtige Frau. Diese
sagte ilim eines Tages, als er sich
leben einen ihr unschön erscheinenden
Anzugsioss getauft hatte: »Du wählst
dir auch immer das Schlechteste aus!«1
: «Stitnmt, meine Liebe! Mit dir
ihabe ich angefangen!'« l
) — i
i
—-——-J
»Sie, Herr Wachtmeister. —- hup ha
ben Sie nicht ——- hup — skescbem -—- buv
—-- wer das Schüssclloch —- hup —- ge
stohlen hat«-«
Gauner (der·in einen Darbietchen
hineingehen will, um sich taiieren zu
lassen, sieht vor der Tür ein Fahrtad
herrenlvö stehe-m »Hm! Was mache ich
inm? Lassc Ich den Bart oder M Rad
stehen«
« Südwesiafrikanische Wirth
schaftsbilder.
morresdoudcnz aus Klein-Windhul.)
Jn den letzten Jahren hat sich hier
doch schon recht viel gewandelt, und
namentlich die neuen Bahnlinien tra
gen sehr zur Entwickelung des Landes
und zur Beseitigung pessimistischer
Anschauungen bei. Sie werden die
Nutzbarmachung größerer Landstrecken
ermöglichen Ob wir je Zerealien aus
führen liinnen, ist noch die Frage, aber
einige tüchtige Former haben dem
Lande die Hoffnung gegeben, daß es
lünftig imstande sein wird, seine Be
wohner selbst zu ernähren· Gegen sol
he wirthschaftlichen Hoffnungen wür
den such die Diamantenfnnde in ihrer
koirthschastlichen Bedeutung zurücktre
en.
Es ist versucht und gelungen. ohne
litnstliche Bewäsferung nur auf den
Regensall hin recht ansehnliche Land
strecken mit Mais und anderen Früch
ten, die hier dem Klima angepaßt
sind, zu bestellen. An anderen Stellen
hat die Bewässerungstechnit große
Fortschritte gemacht und stellenweise
große Ernten ermöglicht.
Es ist natürlich von großer Bedeu
tung, wenn ein Former sich und seine
cingeborenen Arbeiter mit der Pro
duktion des eigenen Landes belästigen
lann und nicht alles einführen muß.
Er konnte für seine Leute bisher nur
Fleisch aus eigner Produktion liefern;
Reis, Fett, Tab-il, Butter, Salz und
Streichhölzer, wag alles zur »Kost«
gehört, mußte er hinzubesorgen· Jetzt
wird der Hauptbestandteil, der Reis-,
durch Mais und Kartoffeln ersetzt
werden. Tabat wird genügend gebaut.
Als Fett wird hauptsächlich amerila
nisches Schiveineschmalz und Palmin
ausgegeben, aber beides wird wohl
bald verdrängt werden, denn die
Schweinezucht macht aroße Fortschrit
:e. Die Thiere finden tagsiiber meist
ihre Nahrung aus der Weide, und nur
alsends erscheinen sie aus der Farm,
um mit Buttermilch und etwas Wais
rnehl gefiittert zu werden. Hiihner ge
deihen auch sehr grei. Eier kommen zu
mäßigen Preisen in Windbut zum
Verlauf. Jn der billigsten Zeit sind sie
bis aus 2,5«.) Mi. dass Dutzend gesun
ken. Allerdings sind sie auch wieder
biH auf Eis-U Mk. gestiecen, aber wenn
man sie sriiher. vor zwei bisz drei Jah
ren mit tx· Mark bezahlte, dann war
man dem Verläuser noch dankbar, daß
er sie abasib Was man hier früher
nicht in Blechbiichsea kaufte, war über
haupt lächerlich theuer. Kartoffeln ko
steten 75 Mart pro Zentner, noch vor
zwei Jahren 40 Mark. Jetzt hat der
Preis zwischen 9 nnd 12 Mart ges
schwankt, aber nur für ein paar Tage
dann haben die Farmer ihn auf 12
Mark festgesetzt. Aepfel und Birnen
sind erst im letzten Jahre angebaut,
man kann also noch nicht von- einer
Ernte sprechen. Der Wein ist geraten.
Er hatte einen erschwingbaren Preis;
It Pfund kosteten 1 Mark. Sonst ist
es mit frischem Obst noch schlecht be
teilt. Wenn ich mir vier Aepfel siir 1
Mart taufen kann, dann bin ich froh.
Apfelsmen haben denselben Preis-, und
Birnen, die höchst selten zu haben sind,
kosten noch mehr. Sonst gibt es über
haupt keine frischen Früchte.
Welche Rolle hat hier bis vor zwei
Jahren die Konservenbiichse gespielt!
Man kaufte alles im »tin«, Butter,
Käse, Obst, Gemüse, Fett und jede
Art Aufschnitt. Milch war in diesem
Weideland ein so rarer Artikel, daf;
man sie erst in den letzten Jahren zu
einem Preise taufen kann, der er
schwingbar ist. Man zahlt jetzt 40
und 50 Pfg. pro Liter. Bis dahin
benutzte man eben auch Büchsenniilch.
Ja, der alte Afritaner soll sich so an
die Konserven gewöhnt haben, daß
von den jetzt Butter und Käse produ
zierenden Farmern geklagt wird, sie
fänden in vielen Gegenden keine Ab
nehmer fiir ihre Produtte, weil man
nicht von den alten lieben Gewohnhei
ten lassen tönnte. Aber die Konser
venbiichse wird allmählich verdrängt
lind man wird tunftig Gartenzaune
und Wegebczeichnungen von anderem
Material herstellen müssen, als ans
diesen edlen Fraginenten. Sogar
Sauertohl bietet ein Aleinindhuter
Kleinsiedler aus selbstgezogenem
Weißkohl an. Wie sehr die Produktion
von Butter gestiegen ist, merkt man an
folgenden Zahlen: Die Ein und Ver-·
laussgenossenschast in Windhut hat in
diesem Jahr 28,000 Pfund Butter ge:
gen 9000 Pfund im vorigen umgesetzt
Dazu kommen aber die vielen Kauf
leute und der große llinfatz, den der
»Wind Windhul« gehabt hat. Jin De
zember gab es eine große, angenehme
Ueberraschung: der Butterpreis fiel
innerhalb a t Tagen von It bis its-«
Mk. aus 1 k. Das löste natiirlich
eine fieberhasie Tätigkeit in allen
Haushaltungen aus. Jeder wollte
soviel Butter wie nur möglich ein:
schmelzen, um siir die kommende
Dürre geriistet zu sein. Der Preis
stieg dadurch bald aus 1,50 Mk» hielt
sich aber da ein paar Monate bis zum
Schluß der Regenzeit, Ende März.
Jent bezahlt man schon wieder 3
Mark. So gut wie jetzt haben es die
Afrikaner noch nicht gehabt. Während
des ganzen Winters gibt es frische
Butter täglich und frisches Geinüse,
Weißkohl, Rüben, Blumentohl, Grün
kohl und dergl. in den häusern ange
boten, und wenn der Preis auch den
in Deutschland üblichen um das Drei
und Vierfache übersteigt, so ist man
Jden Klein-Windhuker Gemüsebauern
doch dankbar dafür. Auch hier werden
künftig durch bessere Verkehrsmittel,
die das Absatzgebiet erweitern, die
Produktion erhöhen und gesunde Kon
kurrenz möglich machen, die Preise
auf eine bessere Basis kommen.
Man kommt in Windhut in diesem
Jahr mit seinenVorräthen an Büchsen
gemitse, bei dem täglichen Angebot
von frischem, fast in Verlegenheit. Der
gute Haushalter hat hier nämlich eine
ivohlansgeritftete Speisekammer, so
wie wir sie uns in Deutschland schon
längst als unt-taktisch abgewöhnt ha
ben. Seinen Grund hat dieses An
haner von Vorräthen darin, daß man
sich seine Waaren vielfach mit Umge
hung des hiesigen Kaufmanns direkt
von Deutschland schielen läßt. Ein
wenig angenehmer Brauch fiir die
Kaufleute, wird jeder finden, der in
einer gesunden Entwicklung des Kaus
ncannsstandes ein wichtiges Moment
fiir das Aufblühen einer Kolonie sieht.
Gewiß ist das richtig, aber der afrika
nische Kaufmann hat neben vielem
Tiichtigen auch einige Untugenden, die
dieses Vorgehen gerade der Kauflräs-»
tigsten erklärlich machen· Es ist eine«
Art Nothwehr des Käufer5. Das gilt
für die verschiedenartigiten Gegen
stände. Ein Mißstand ist schon, baß
so viele Gebrauchsgegenstiinde von
schlechtem Material und unfoliber
Ausführung feilgeboten werden« Das
Zeug wird bei den sehr hohen Fracht
kosten hier herausgefandt Ja, die
Kaufer verlangen aber wohl billige
Waaren? Das Wort billig hat sich der
afritanifche Käufer vollkommen abge
ltröhnt Wenn man irgend ein Haus
gerath fiir den doppelten Breit-« den es
inii Frucht gekostet haben kann, kaufen
kann, dann glaubt man billig getauft
zu haben. Sehr oft wird das Vier
fache aufgefordert. Ein Zylinder, den
ich in Deutschland fiir zehn Pfennige
taufen kann, kostet hier eineMart. Die
besseren Sorten 1.5() Mark. Jn ähn
licher Weise vertheuern sich sämmtliche
Cniailnsaaren Dazu kommt noch eing
ivag sich viele Kaufleute hier ange
wöhnt haben: sie haben keine festen
Preise. Wenn dann die Qualität gut
wäre, so würde man sich noch nicht be
klagen, aber sie ist, wie schon gesagt,
oft so schlecht, daß man von allen
Dingen die doppelte Anzahl braucht.
Dabei gehen die Dienstboten nicht
schlechter mit den Sachen um als un
sere heiinischen. Ja. bei ihrer großen
Langsamkeit und Seelenruhe, die uns
hastige Europäer manchmal zur Ver
zweislung bringen kann, zerbrechen sie
eigentlich sehr wenig. Bei einein Klei
derstoff, der beim Einkauf einen ganz
guten Eindruck macht, kann es passie
ren« daß er sich nach einigen Wochen
in seine Bestandtheile auflösi. Es ist
die schlimmste Sorte durch chemische
Mittel beschwerten Stoffs gewesen.
tEss sollte doch darauf gehalten werden,
daß gute Produkte herkommen. Wer
hier den schönen Satz: »Schmiicke dein
Fieim,« befolgen will, der muß schon
so reich sein« um nach Deutschland
fahren zu können und sich da etwas
nisszusuchew Wer hat aber von der
hiesigen Bevölkerung dazu die Mittel?
Ein paar Kaufleute und Graf-grund
befitzer, sonst niemand. Der Beamte,
der regelmäßig alle drei Jahre nach
Haus reifen kann, hat gewiß die Mit
tel nicht, wenn et auch mehr verdient
als in Deutschland. Er hat, wenig
stens soweit er Familienvater ist, wirk
lich niir Geld fin das- Nöthigste. Er
hilft sich bei den hohen Preisen, soweit
es die Lebensmittel betrifft, durch ei
nen Konsumverein, den ,,Klub Wind
huk«.
Einige dieser Preise seien hier anges
geben. Ein Zweipfund Brot kostet l
)Ml. Man baekt es deshalb selbst und
ka«uft daH Mehl engrog. Ein kleines
Brötchen kostet 10 Pfa» Zucker, wenn
yet billig ist, 50 Pfg» Salz st» und Its-«
fPfg das Pfund. Ein Glas Bier»
fl4s10 Liter) kostet 1 Ml.: das ift aber
snicht etwa eingefiihrtes Bier, sondernJ
s hiesiges Produkt. .
i Billig ist yier intuoiteisch und
YHaminelsleisch Es kostet 50 Pfg. pro
JPfund Kalb und Schweinefleisch
Hdagegen lostet t.:'-0 Mart, da es vor
iläufig noch nicht viel Schweine gibt,
siknd Kälber wenig aus den Markt
jtomnien. Jeder Farmer zieht gern
’sein Jungdieh groß« um seinen Vieh
Hbeftand auf eine möglichst große Zahl
Hu bringen« Es ist also teine künst
liche Vertbeuerung. die die angeführten
Fleifchsorten auf der Höhe hält und
die zu Vorwürfen Anlaß gehen könnte.
Wie kommt es nun, daf; gerade die
Kaufleute Grund zu berechtigten Kla
gen geben? Wie schon einmal gesagt,
waren vor dein Babnbau Swatop
mund-Windbut drei bis fiinf Wochen
ndthig, um die zu Schiff gekommene-i
Waaren berauszuschasfen Allerlei Zu
fälligkeiten verzögerten oft denTran5
dort. Wenn dann nach langer War
tezeit ein vielbegeheterz Artikel antam,
sc suchte sich jeder schnell in seinen
Besitz zu setzen. Die Nachfrage war
groß und der Kaufmann konnte liobe
Preise machen. Es ist nur zu natür
lich, daß sich dabei Gewohnheiten her
ausbildetem die sonst bei Kaufleuten
nicht til-lich find. Die Geschäftsunto
sten und die Itreditivirthschast erschwe
ren auch den Betrieb. Baares Geld
gibt es —- trosz der Lüderitzbuchter Te
legeamme -— recht wenig im Lande«
Da ist es begreiflich, daß das Kredit
wesen sich in merkwürdiger Weise aus
gebildet hat« und daf; sich dadurch
Mißstände einstellen. an denen der ein
zelne nur einenTheil der Schuld trägt.
—-s.-·»—
Wer an allem Kritik übt, übt ge
wöhnlich teine an sich selbst.
Urbeitergewerkfchaften
Das Mutterland des Genossen
schaftswesens ist England, wo Robert
Oasen den ersten Konsumverein grün
dete. Jin Jahre 1908 bestanden 1560
Genossenschaften in Großbritannien,
1548 haben zu der fiir andere Länder I
vorbildlichen Genossenschaftsstatistik
berichtet. Darunter befinden sich 1428
Konsumvereine mit 2,404,595 Mit
gliedern. Nach dem Sekretariatsbericht »
. des Zentralverbandes deutscher Kon
»sumvereine betrug das Antheiltapital
’ 600 Millionen Mart; die Reserven 39
Millionen Mart; die Zahl der beschäf
tigten Personen in der Waarenverthei
lung 61,000 und in der Eigenprodul
tion 24,000. Der Umsatz wuchs von
1186 Millionen Mart im Jahre 1904
auf 13.5 Millionen Mart im Jahre
mus, der Reingewinn in demselben
Zeitraume von 188 Millionen auf 2115
Millionen Mart.
Während auf dem Gebiete des Kon
sumvereinswesens ein fortwährendes
Steigen zu beobachten ist — nur die
Zahl der Vereine ist infolge Ver
schmelzung kleinerer Vereine mit grö
ßeren zurückgegangen —, ist bei den
Arbeits - Genossenschaften ein Rück
gang sowohl in der Zahl der Genos
senschaften, wie auch in der Mitglie
derzahl, imAntbeillapital und imRein
überfchuß zu verzeichnen. Die Zahl der
Arbeits- und sonstigen Genossenschaf
ten ist aus 120 zurückgegangen Der
Reiniiberschuß fiel von 4,4 Millionen
Mart im Jahre 1904 auf 3,8 Millio
nen Mart im Jahre 1908
Ein Theil der britischen Konsum
Genossenschaften betreibt auch Land
toirthfchast. Jedoch ist das Ergebnisz
nicht fo, daß es auch die Konsum-Ge
nossenschaften anderer Länder zu einer
gleichenBetbdtigung ermuntern könnte.
Wo ein Reingewinn erzielt wurde, ist
er zurückgegangen und verschiedene
andere Genossenschaften arbeiten über
hauvt mit Verlusten, die im Jahre
1908 110,000 Mart betrugen. Her
» vorzuheben ist noch der Häuserbau der
j britischen Genossenschaften Justie
sammt wurden 13,927Häusererrichtet,
von denen 8350 die Genossenschaften
selbst behielten und 5677 an die Jn
sassen verkauft wurden. Außerdem
wurden noch mit Kapitalien, die von
Genossenschaften geborgt toaren, 32,
600 Häuser von Mitgliedern erbaut.
Auf genossenschaftlichem Wege wurden
fiir 456 Millionen Mart Waaren pro
duziert, davon siir 222 Millionen
Mart von den Konsum : Genossen
schaften selbst, das iibrige von den
Arbeits-: und sonstigen Genossenschaf
« ten.
» Jn Belgien gibt es tleritale, liberale
und auch sozialistische Konsum - Ge
nossenschaften. Die letzteren, die sich in
dem Verband der belgischen sozialisti
schen Genossenschaften eine Zentral
Orgauisation geschaffen haben, bilden
die stärkste Gruppe. Jn neuerer Zeit
» haben sie Unierrichtslurse eingerichtet,
durch welche tüchtige Leiter erzogen
werden sollen. Jm Jahre 1908 gehör
ten dem genannten Verbande 175 Ge
nossenschaften mit 14(),7k’«0 Mitglie
dern an, die einen Umsatz in Höhe von
4(),(;55,:;IT) Franl und einen Rein
überschuß von 8,855,444 Frank ers
zielten Beschäftigt wurden 2128 Per
sonen. Jusgesansmt wurde am Schlus
se deg Jahres 1907 2636 Genossen
schaften gezählt Darunter 675 Kon
sum-Genos·enschaften.
Ten« Verband der sozialistischen
Genossenschaften Frankreichs, die am
l. Dezember 1895 gegründete Bourse
des cooperativeg sorialisteg de France-,
die ihren Sitz in Paris hat, sind Its-?
Konsumvereine mit 87,2W Mitglie
dern, 51 Produktiv : Genossenschaf
ten, eine Versicherung-«- Genossenfchaft
und sieben Regional : Verliiinde an
geschlossen. Unter den Produktichs
nosseuschaften befinden sich auch meh
rere Weinbauer istenossenschaften
Die Mitglieder der wenostenschaften
find Besitzer ihrer Grundstücke jeder
teltert seinen Wein fiir sich und nur
der Verkauf ist genossenschaftlich gere
gelt· Jnsgesammt gab es in Frankreich
am Schlusse des Jahres ist«-K 2491
Konsum Genossenschaften mit unge
fähr 75«,»t’« Mitgliedern Einige
Verwunderung durfte dieThatsachc er
regen, daß allein in Paris und Um
gegend 104 Konsumvereine eriftieren
Arbeits - Genossenschaften bestanden
am Schlusse desJ Jrkbres lktsts 431.
Auch in den Riederlandeu bestehen
foziolistische Konsumvereine Am 17.
März 1907 wurde von diesen der
Verband niederländischer Arbeiter Ge
nossenschaften gegründet Die Mit
gliedschaft zu diesem Verbande können
nur die Konsum- und Produktiv-Gc
nossenschaften erwerben, die sich sta
tistorisch verpflichten, mindestens 10
Prozent vom Reingewinn fiir den po
litischen oder gewertschastlichen Stanin
zur Verfügung zu stellen. Als neutral
bezeichnet sich der Niederländische Ge
nossenschaftsbund, dem 104 Genossen
fchaften mit 52,565 Mitgliedern an
; geschlossen find, die einen Umsatz von
l rund 12 Millionen Mark erzielten.
» Neutral ist der Verband schweizeri
! fcher Konsumvereine, dem 295 Genos
senschaften mit 185.281 Mitgliedern
angehören. Der Umsatz betrug 81,
(
120,794 Frank. Der Reingewinn 6,- -
620,073.
Dem Zentralverband österreichischer
Konsumvereine gehören zur Zeit 515
Genossenschaften an. Am Schlusse des
Jahres 1908 gehörten dem Zentral
verbnnd österreichischer Konsumvereine
383 Vereine mit einer Mitgliederzahl
svon 206,000 an, die einen Umsatz von
l rund 60 Millionen Kronen und einen
T Ueberschnß von rund 2,5 Millionen
Kronen erzielten. Arbeits Genossen
schaften waren in dem genannten Ver
bande 38 Vereine mit 3881 Mitglie
dern vereinigt. Eingetragene Erwerbs
und Wirthschafts-Genossenschasten gab
es nach den Angaben der t. t. Statisti
schen Zentral - Kommission 12,520,
darunter 1001 Konsumvereine. Neben
dem Zentralverband besteht in Oester
reich noch ein größerer Verband, der
Allgemeine Verband deutscher Er
werbs- und Wirthschafts - Genossen
schaften Oesterreichs, dem aber kaum
200 Konsumvereine angehören.
Die nngarische Genossenschaftsbe
wegung trägt einen mehr landwirth
schaftlichen Charakter. Immerhin ist
die Konsum - Genossenschaftsbewes
guna auch in diesem Lande von Be
deutung, und ihre Zentralorganisa
tion, die Hangna, war stark genug, um
vor zwei Jahren einen Steuergesetzent
wurs, der die Konsumvereine gegen
über denKrämern start benachtheiligte,
zu Falle zu bringen. Jn dem genann
ten Verbande waren am Schlusse des
Jahres 1908 848 Vereine mit 136,459
Mitgliedern organisiert. Der Umsatz
belies sich auf 32 Millionen Kronen,
der Reingewinn auf 877,000 Kronen.
Noch ausgeprägter ist der landwirih
schastliche Charakter der Genossen
schaften in Dänemari. Jn diesem
Lande bestehen ziria 1200 Konsum
vereine, die im Jahre 1907 fiir ziria
50 Millionen Kronen umsetzten.
Dem Verband schwedischer Konsum
vereine gehörten Ende 1908 894 Ver
eine mit -19,054 Mitgliedern an. Un
bedeutend ist die Konsum - Genossen
schaftsbewegung zur Zeit noch in Nor
wegen.
Großere Ausdehnung hat das Ge
nossenschaftswesen in Finland und
Rußland erhalten. Die Mitglieder der
sinländischen Konsumvereine bestehen
zum größten Theil aus Bauern. Es
gibt bereits über 500 solche Vereine,
die fast alle im letzten Jahre eine
schwere Krisis durchzumachen hatten.
18 Konsumvereine mußten wegen
Zahlungsunfiibigkeit ihre Thätigteit
einstellen. Die Schuld ain Banteroti
dieser Vereine wird in der Haupt
sache auf schlechte Leitung zurückge
führt.
Jn Rußland selbst sind nach ober
flächlicher Schätzung zirka 3500 Kons
sumvereine mit 550,000 Mitgliedern
vorhanden. Zirta 100 von diesen Ver
einen sind dern erst imVorjahr gegrün
deten Verband polnischer Konsumver
eine in Russisch - Polen angeschlossen.
Jn geordneten Verhältnissen befin
den sich die Genossenschaften Italiens.
Jn diesem Lande gibt es auch eine An
zahl Produktiv- und Arbeits-Genos
senschaften, die durchaus lebensfähig
sind. Ueber den Stand dieser Genos
senschaften gibt eine Statistik des Mi
nisteriums fitr Landwirthschaft, Jn
dustrie und Handel Aufschluß. Dem
nach waren am 3(). Juni 1908 891
Produktiv- und Arbeits - Genossen
schaften, mit 62,725 Mitgliedern vor
handen. Der Werth der gelieferten Ar
beiten bezifferte sich auf 22,497,619
Lite. Der Reingewinn betrug 428.
010 Lite. Außerdem gibt es noch 418
Bau -- Genossenschaften darunter 108
Volke-bang - Genossenschaften Reine
Konsum - Genossenschaften gab es am
Schlusse des Jahres 1906 508.
Jn fast allen übrigen Kulturlän
dern gibt es ebenfalls Konsum - Ge
nossenschaften. Jedoch ist die Statistik
so dürftig, das-, es schwer hält, auch
nur die hauptsächlichsten Zahlen aus
den letzten Jahren zu erhalten. Jn
Spanien z. V. waren nach den letzten,
mehr von privateanstitutionen vorge
nommenen Zählungen, ziria 200 Kon
sumbereine vorhanden. Jn den Verei
nigten Staaten gibt es außer den
Baubereinen sogut wie gar keine ge
nossenschaftliche Bethiitigung
Präzis.
Richter-: »Sie wissen bestimmt, daß
VZie die Reisetafche noch im Besitz hat
ten, als Sie mit Ihrem Bräutigam
den Bahnfteig hetraten?«
Zeugin: «Jawohl!«
Richter: »Und wann haben Sie sie
verniißt?«
Zeugin (verschömt): »Beim vierten
stufz!«
Aus einem Roman.
Aurora war bei einer Bootsfahrt in
den See gefallen, — Knnibert stand
am Ufer nnd rief: »Ich geh fiir Auro
ra durchs Feuer«, nnd damit sprang
er in’5 Wasser.
Bedenklich.
Gattin: »Karl, ich habe vorhin eines
Deiner Liebeslwriefe gelesen, in des
Du schreibst: Du haft nicht Deinesgleis
chen auf der ganzen Welt!«
Gatte; »Der Meinung bin ich jetzt
auch nacht«
Dem Sultan von Sulu gefällt es
hier nicht mehr. Er hat Heimweh.
Alles koste hier so entsetzlich viel, und
die Genüsse, die man für das schwere
Geld erlause, seien schließlich es nicht
einmal wert. —- Wie rasch dieser bef
fere Wilde doch die hervorragendften
Symptome der Kultur des zwanzig
sten sahrhunderts erkannt hat.
—- Jm Gebirge sind die Farben der
Pflanzen dunkler und kräftiger als tn
der Ebene, Kartoffelbliitter z. B. in
l tensiv violett.