Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 18, 1910, Zweiter Theil, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Engede FAM.
Skiue von han« herbert Ul
rich.
Sie war fremd und ich fah sie da
mals an jenem Dinerabend das erfte
Mal. Wir hatten kaum ein Wort
miteinander gewechselt, als sich die
Thüren öffneten, und ich ihr den Arm
bot um sie zu Tisch zu führen Sie
war nicht eins jener jungen Mädchen,
die glaubten, den Ernst des Lebens
bereits im Ballfaal kennen gelernt zu
haben auch nicht eine jener jungen
Damen, um deren Kinderaugen noch
die bläulichen Ringe des eben bestan
denen Lehrerinnen- Examens gezeich
net sind. sondern in dem tiefen Braun
ihres Blickes da war etwas ganz be
fonderes da sprühte und leuchtete ein
sonderbar helles Feuer von Lebens
kraft und starkem Willen. und doch
war über ihr feines fchmales Gesicht
chen ein milder Schein von Güte und
Klugheit gebreitet
»Wie schön!« sagte sie als wir an
unseren Plätzen angelangt waren.
Ei war auch wirklich ein prächtiger
Anblick, den die reiche Tafel des
Kommerzienraths bot Nur die Tel
ler aus dünnem gemaltem Porzellan.
das Besteet aus mattem Silber, fonft
überall Kristall. wohin das Auge fab.
Schalen, Vafen, Pokalel Und darin
fing sich der Lichterfchein wie Sonne »
Besonders in den Sekttelchen und den;
buntgefchliffenen Romern war ein
Gliihen und Zucken von Millionen
kleiner Flämmchen.
Wohl weil sie fremd war und die
jungen Mädchen und Herren, die um
uns herum saßen, nicht kannte, be
theiligte sie fich nicht an dem Ge
spräch. das sprunahaft von einer
Rlatschgeschichte zur andern seinen
Weg nahmen. Und ich weiß selbst
nicht mehr, wie es kam, daß sie rnir
damals diese Geschichte erzählte:
»Ich muß gleich vorausschicken«
begann sie, »daß ich meine Freundin
seit Jahren nicht wiedergesehen habe.
Damals. als sie diese Geschichte er
lebte, war sie noch ein ganz junges
schwärmerisches Ding. Eben aus der
Pension beraus, hübsch, lustig und
abenteuetdurstig. Wenn ich sie jetzt
wiedersehen würde, ist sie vielleicht
ein ernstes Menschenkind geworden.
Aber damals war sie noch blutjuna
und trug den Zopf erst seit kurzer Zeit
zum Kranz um den Kopf gelegt, als
sie eines Tages vor der Oranienbiitte
in Seitenberg stand, einer jenen
Glasfabrilem in denen das Kristall
tunitvoll über die Tafel geschliffen
wird. Meine Freundin staunte mit
Anders-est neugierigen Augen durch
das offeae Fenster in den Arbeitisaal
hinein und sah dort das Flimmern in
den Diamantsvlittern und dem Kri
stall und —- seinern Haar, dem Blond
baar eines jungen blauiiugigen Man
nes, der eben mit feiner Arbeit sertia
geworden und auch sie beseligt und
unverwandt anblickte.'« —
Einen Augenblick unterbrach meine
Tifchnachbarin ihre Erzählung, da
der Diener den Champagner über
den Psirsich goß, der schnell bin und
her rollte, als könnte er sich vor
Freude über seinen Kristallpalast gar
nicht lassen.
«Atn selben Abend schon,« erzähltej
sie weiter, »trafen sich die Beiden
ganz zufällig am Briestasten auf derl
Dorsstraße und erkannten sich wieder»
der einfache junae Arbeiter aus der
Glashütte und Das- reiche oerwöhnte
junge Mädchen. Tann sahen sie sich
wieder am Nachmittag in die Augen
Und nun geschah ein Maiwunder.
Aber eigentlich war es tein Wunder,
dem Mädchen war eg mehr wie ein
Traum. Der junge Mann nahm ihr
dlondeg Köpfchen in seine behutsa
men, vom Kristallschleifen seinsühli
gen hände, und küßte den jungen
Mädchenmund mit seinen heißen sti
schen Lippen. Dann sprachen sie von
der Liebe. Seine festen Worte mach-:
ten aus dsa Mädchen mehr Eindruck
als das leichte Geplauder der Groß:
stadtgecken Und da et wußte, daß
mit der Sommeenacht der Traum zu
Ende gehen würde, theilte er seiner
neuen Freundin sein ganzes überhol
les herz mit: »Nur ungefähr fünf-—
Mdteißig Jahre hab’ ich zu leben, so
er damals. Dann habe ich ge
stiknd Kristallsvlitter in mich hin
eisgeqthenei. Dann ist es aus, dann
v III ich sterben. So geht es uns
, ..W Freundin war damals wohl
« - s Mll und andächtiz
, das Leben ist doch schön,«
der junge Arbeiter weiter,
es auch nur stinsunddeeißig
, sind. Und mein handwerk,
, ist auch schön. Nur möcht« ich
" M eint Insel sehen mit viel
k- ur- ek set-. des ek W W
Mit mit so ernßen Gedanken er
iM Est- st si- Wichstckn is
daß sie unter senen hindert iiier und
über ertsthetr. Die Dorsstrase war
menschenlem und die breiten Kronen
der Linden rauschten und rannten
einander süße dechrende Märchen zu.
Und der Duft der schmälen Vorsom
mernacht war wie ein Versprechen«
als der Junge nun nach dem Mäd
chen sester griff. Da aber übertam
sie aufrichtige, zitternde Angst:
»Laß mich, ich muß jetzt nach
Hausk«
Lose noch hielt et sie an den hän
den:
«Freudiget wert-' ich nun meine Ar
beit thun! Mein Mädchen! Und mei
nen Sommertraum und meine Liebe,
sie werde ich mit in die bunten Rö
mer von Kristall hineinschleisen Wirst
Du noch einmal an diese laue Mond-.
nacht zurückdenten? Vielleicht kommt
noch einmal die Stunde für Dich, in
der Du bereuen wirst, sie nicht mehr,
sie nicht ganz ausgetostet zu haben.
JJch aber will an Dich denken, bei je
dem neuen Glas, und will es strei
chen und liebtaserk So viele wan
dern aus meiner Hand in die weite
Welt. Jmmer werd’ ich denten, daß
doch vielleicht einmal ein Glas aus
meiner Hand den Weg zu Deinem
lieben Munde finden wird. Dann
wirst Du Dich meiner erinnern, ganz
zufällig, ohne Spott. Mit dem heili
gen Gedächtnis an die erste Liebe, die
die größte ist« und die nicht nach Rang
und Stand trägt, sondern nach dem
heißen Herzensblut und der Gluth der
Küsse und dem Glanz der Augen . . ."
»So ungesähr«, sagte meine Nach
barin ernst zu mir. «mag damals der
junge Mann zu meiner Freundin ge
sprochen haben.
Die beiden rasten sich dann zum
Abschied, wie es junge Leute thun,
schritten in die Mondnacht hinein, er
dorthin, sie dahin und haben sich nie
mals wiedergesehen. Das ist die kleine
Sommernachtsgeschichte vom Kristall,
an die ich oft denken muß, wenn das
Licht wie Sonnenfliimmchen iiber die
glasgeschmiickte reiche Tafel huscht...«
Sie schwieg und nahm mit ihren
berwöhnten weißen Händen vom sil
bernen Tablett, das der Diener
herumreichte. einen grün geschliffenen
Römer: Johannisbsrger Schloß.
«Glauben Sie wohl, daß meine
Freundin jetzt nach Jahren noch ein-—
mal an den jungen Glasschleifer
denkt, der seine Jugendjahre und
feine Liebe und seinen Sommer
nachtstraum mit in die bunten Rö
mer hineinschleift?«
»Ich glaube es!« antwortete ich ihr
und hob mein Glas voll schimmern
den Rheinweines gegen das ihre.
»Aus das Wohl der Beiden!«
Da nahm auch meine Tischnachba
tin ihren Römer· Jhre Hand zit
terte, als sie das besonders fein ge
schliffene Glas an meins behutsam
anllingen ließ. Es gab einen selber
nen, zierlichen Klang, den nur wir
Beide vernahmen. Ein durchsichtiges
Blasz lag iiber ihren Wangen, daß
man das blaue zierliche Aderneh da
runter erkennen konnte. Und als ich
in ihre Augen sah, da war darin ein
so helles Leuchten und ein Wieder
schein von gliherndem Kristall wie
Sonne, so schön. daß ich mir dachte,
es müßten die Augen ihrer Freundin
so leuchten, wenn sie sich einmal an
triftallgeschmiictter Tafel ihrer ersten
Liebe erinnern wird, —- — ob jene
Freundin vielleicht sie selbst gewesen?
. . . Jn dem goldenen Gelb des Weins
war ein Funteln. als ob er sich einer
besonderen Stunde bewußt wäre.
I
Qiörufeu fest-Ist
Melsrere Freunde Biörnlrncxz lsahen
Schritte gethan, um das Geburishaug
des Dichters, den Hof Björgan in
Krilne im Oelierdal als ein bleibendes
Deutmul an ibn zu erwerben. Der
Los war in irsilseren Zeiten Planke-f
iund diente Bisse-Tons Vater, der be
.tnnntlicb Pfarrer im Sprengel Kvilne
war, als Amttzwrshnung Unter den
Freunden des Dichters, die sich am
lebhaftesten für den Plan interessirtem
befindet sich der alte Erbbauer Helge
Backingsaasen der in Norwegen als
das Haupt eine-Z der ältesten und vor-·
nebniften Bauerngelchlechter einen gro
ßen Einfluß besitzt. Die Gemeinde
verwaltung steht dem Plan durchaus
freundlich gegenüber und hat bereits
einen Ausschuß gewählt dessen Aut
gube es kein wirts, über den Abschluß
des beabsi tiqten Kaufvertragz mit
«Ziörnlors’s Freunden zu verhandeln.
Itlitäkkfsc Lustfhisssöstw
Die deutsche Militiirverwaltung be
absichtigt, die wichtigsten Festungen
silmmtltch mit Luftschiff-häfen zu be
denken. Natürlich lann dies nur nach
Maßgabe der verfügbaren Mittel ge
schehen, und nachdem in Straßburg i.
E» W und Köln derartige höer
errichtet worden sind, tollen nun im
Osten solche Anlagen, folget-· Za
nachst »in Es berg in Aussicht -
nannte-. ' e Lastschiff - Da
wärt-en aus halten, Oasanstalten und
lsultiacu Vorkehrungen bettete-h dic
Mr Ue Monttrung und Sicherstellng
sie-n Luftlchtffen nothwendig sind
ver neue Schopf-hauen
anotesle von Joseph Wille
miser.
Dr. Fiedler. ein junger Advotat in
der Residenz, erhielt eines Tages
folgenden sonderbaren Brief :
»Sieh-er alter Freund! Sei so
gut und lasse Dir schleunigst Visit-!
iarten drucken mit dem Namen: Dr.’
Arthur Schopenhnuer. Leineswegs
bin ich verrückt, wohl aber habe ich
im vorigen Jahre ein reizendes Ge
schöpf gebeirathet, das nicht nur über
einen ausgiebigen Erbonlel, sondern
iiber eine wahrhaft entzückende Un
wissenheit nnd Naivität, sowie über
andere weibliche Tugenden verfügt.
Nun lebt sichs ja vortrefflich auf nn
serem tleinen hübschen Landsitzr.
allein wir lanaiveilen uns manchmal
ein wenia nnd da ich neul. b in der
Zeitung lag-, daß Du nächstens in
ngau ein Schaupiel aufführen lal
ien willst, so schließe ich. daß auch
Du Dich langweilst und von Klienten
nibt übermäßig dehelligt wirst. Doch
zur Sache! Jch pflegte in der letzten
Zeit meiner Frau. unt sie zu necken,
allerlei anzügliche Stellen aus Scho
penhauer’s Werten vorzulelen Dies
brachte sie in einen sehr dolfirlichen
Zorn. vollends-, als ich ihr vorgeiiern
vie Behauptung des giesgrämigem
weiberfeindlichen Denker-I mittheilte,
dnfk vie Weiber nicht das »schöne«,
sondern das »uniisthitische« Geschlecht
genannt werden müßten. Heute nun
suche ich überall meinen lieben Schos
;·enhauer. Nirgends zu finden. Ich
frage meine Frau. »Ich liabe ibnders
brannt«, antwortete sie mit großter
Kaltbliitigleit. Ohne Zweifel schreit
diese ruchlole That sum Himmel nach
Rache und Du sollst das Werzeug met
ner Rache fein.
i Nämlich: Es ist mir gelungen,
meine eFrau in den Wahn zu wiegen.
daß Zchopenlsauer noch am Leben sei
Hind dast er zu mir in freundschaft
lichen Beziehungen stehe. Nun frag«
ich Dich ob das nicht einen Götter
Jocug sieben wird, wenn Du am
nächsten Sonntag als Dr. Artdur
Schopenbauer bei uns angeriiolt
tommen wirst? Stelle Dir also
sreundlichst vor. daß die ,,Welt als
Wille und Vorstelluna« von Dir ver
sasxt morden sei, und hole Dir biet
den Sioss zu einem Lustspiel, iiber
welches sich die ngauer ohne Zweifel
lianl lachen werden. Jn jedem False
ersreue mit einem baldigen Lebenszei
chen Deinen alten Freund Gott«
Einen nicht minder seltsamen Brief
empfing andern Tags der Reutier und
Ringstraszenihausherr Peter Stein
reich. «Liebster Onlel«, so schrieb ihm
Frau hermine Söh. »derzeib’. das-, ich
Dich heute in einer lomischen Sache in
Anspruch nehme. Gös und ich, dies
muß ich vorausschicken, leben sehr
glücklich mit einander. Dai-, er recht
biirschisos ist und derbe Scherze liebt
weint Du wohl selbst. aber was mich
am meisten verdrießt. ist, das, er mich
ganz unglaublich unterschätzt. Er will
mich zum Beispiel allen Ernstez glau
beu machen. das-, Schopendauer noch
am Leben sei und zu seinen besten
Freunden gebäre. heute zeigte er
mir folgendes Telegramw «Lieber
Götz! Beabsiclrtiae nächsten Sonntag
in treuzsideler Daseinsbejabung mit
Dir zu verbringen. Jch komme mit
desn Mittaaszuar. Dein Artbut
Schopenhauer.« Ossenbar ist dies- die
Einleitung zu einer Komödie. die er
mit irgend einem Couleurbruder in
Zcene gesetzt hat. Da was mir’s nun
sebr lieb, wenn Du unter einem belie
bigen Vorwande Göy dazu bestimmen
könntest, Sonntag mit dem Frübzuae
zu Dir nach Wien zu tommen. Jch
getraue mich nämlich, in Abwesenheit
meines herrn Gemahlö mit jenem in
teressanten Herrn Schobenhauer sehr
gut fertig zu werden: und der bät-aga
gischen Mission, die ich an meinem
sonst ganz ausgezeichneten Manne zu
ersiillen habe, wird es vielleicht sehr
förderlich sein, wenn Du, liebster On
kel, die Güte haben wolltest, mir in
der angedeuteten Art durch eine etwa
Sonntag Früh eintrefsende Depesche
zu hilse zu kommen ."
If
»Ah!« rief die kleine hübsche Heuch
lerin in trefflich aespielter angenelx
mer Ueberrafchuna dem Ankömmling
entgegen, indem sie nochmals- die Fiarie
las: »Tr. Arthnr Schonenhauer" und
tin-n mit augenscheinlich freundlich
ftem Interesse die Erscheinung des
jungen Mannes musterie. .Wie ganz
anders hatte ich Sie mir gedacht, Herr
Doktor! In meiner Vorstellung Iva
ren Sie ein hagerer, finsterer Greis
mit buschigen Augenbrauen und durch
furchtern Antlitz Mein Mannl
hatte sich auf Jhren Besuch gefreut . . ·s
allein denten Sie nur: heute Moraenl
lam diese Depefche...« ' I
Sie reichte ihm das Telearamm:»
.Lieher Gö, !ornrn’ sofort hierher.
Ich bedarf -— eines Ratheö wegen legt
williger Anordnun en. Onte Pe-tee."
—— »Gleichivohl«, Ja fügte die junge
Frau hinzu, »werde ich ei hezklich He
grüfzern wenn Sie mir den achtun
tag widmen wallen, den Sie meiner-«
Manne zugedacht hatten . . . Ich weiß
zwar. daß Sie ein grundsiiglicher
Gegner der Frauen sind, allein ich will
mich beste-eben (diei sagte sie mit einem
allerliebst fchalthaften Lii ln), Ihnen
den Nachmittag möglich angenehm
zu machen.«
R der Thai, selhft wenn er der
lei ftige Schopenhauer Busen wä
yre, scheu während des ittagefsene
läjte er die Laffen M russen. le
bei-irgend umfing thzn die Liebensiviirs
dig t der ju en rau.
MensJie lieber Herr Sepa
penhauee welch-b der tressendiie aller
Ihrer Ausspriiehe ist's Jch habe mir
ihn hier in diesem Büchlein notirit
»Ein ganz wahr-hattes, unversielltes
Weib ift vielleicht unmöglich. Eben
deshalb durchschauen sie fremde Ber
siellung so leicht, daß es nicht rath
sam isi. ihnen gegenüber es damit zu
versuchen« Dies steht in »Warum-.
und Paralivamena'. 2. Band, Seite
652, und ich muß sagen, diese Bemer
kung verriiih einen bewisndetitngs
würdigen Scharfblick.«
s-- »Sie sind viel zu aiitig', stam
melte erröihenb der Ersatzmann Scho
penhauers. den die anmutbiae Plau
derbaitigieit seiner Wirtbin gar nicht
dazu tommen ließ, feine Rolle zu spie
im
»Nun will ich Sie zur WolirarnsiI
höhle hinanfiihren", sagte sie nach Ti
sche. »Es sind zwei einsame Fels
lammern die einst einem alien Ein
siedler als Wohnung dienten. Jeist ist
nichts mehr darin als eine große
Monat-ani, aber wir werden da ein
reizendes , Gebirnpbitmamen acnieizen.«
»Ein Gehirnpbönomen?'
.,Nllerdinas, lieber Schwen
bauer. sieinnern Sie sich nur gefäl
ligsi, was Sie labermalg zog sie das
Natizbuch hervor) im zweiten Band
von »We« und Wille und Vorstel
lunq". Seite X lagen-. »Eine schöne
Aussicht iii ein Gebirnphiinomen.«
»Ach ja aanz richtig. Jcb ent
sann mieb dreier Bemerkung nicht
mehr ..... «
Leise zssa durch fein Gemütb lieb
iiches Uelaute irr-H der Steilbeii des
Aussiieges über die waldiae Höhe
Voran hiipite Frau Herniine in lich
tem Sommertleide. nebenher Heltor,
ihr akaer schwarzer fmnh und hin
lcslclll Oulllll lecUlck Inn VIII Isllls
psindunaen eines Ronranbelden
Die Aussicht von der Moosbant
durch das große, in den Felsen ge
dauene Fenster der weltsernen Wols
rarnshöbte war wirklich prachtvoll.
Sie saßen jetzt nebeneinander. aber wie
er jetgt den Versuch machte, ihr etwas
näher zu riieken. fing der Hund zu
lnurren an. »Um Himmelswillem be
riihren Sie mich nicht«, sagte Frau
Hernrinr. »Dein-r ist furchtbar eiser
iiichtia. Erst neulich bat er meinem
Vetter Fritz, als dieser mich irn Scherz
umarmte, aus dem Schenkel ein Stück
Fleisch heraugaerissen, mit welchem
Shylocl hätte Zufrieden sein tönnenk«
»Wie reizend diese allerliebste
Frau ihr aerinaee Wissen an den
Mann zu bringen weiß« sagte sich
der falsche Schadenhaner und versank
in tiefes Nachdenken, aus welchem ihn
Frau Herrnine lachend ansitörte rnit
der Frage: »Ueber welche geniale Bos
beit möqen Sie jetzt wieder drittens-«
Er aber seufzte: »Ach. ich denke an
ein Gedicht Schillercz und daß es doch
hier Wahrheit werden möge« »Was
ist denn das siir ein Gedicht?" fragte
sie· »Dritors Abschied«. aab er voll
Wehrnntb zur Antwort.
Da klana ihr silbernes Lachen in
die Welt hinaus. »Ich dachte-c ries
sie, »Sie hätten die hunde sehr lieb."
»Im GegentheiL ich bin ein ent
schiedener Antisdvnd.« «
Nun Joa· see wieder ihr Büchlein ber
vpr. »M, lieber Schonenhauer. ern
dselilen Sie denn nicht selbst ins Z
Bande der Pater-ach Seite 87. die
Hunde irn Hinblick aus deren mora-c
lische und intelleltuelle Fähigkeiten
als Genossen der Einsamkeit? Und
schreiben Sie nicht wörtlich ebenda
selbst arti Seite «2«.--«): »Woran sollte
rnan sich von der endlosen Verstel
luna, Falschheit und heimtiiete der
Menschen erholen, wenn die hunde
nicht wären, in deren ehrliches Ge
sicht man ohne Mißtranen blicken
..J47 schwöre Ihnen, aniioiael
Franc ries Fievler, »das-. ich gar
nicht einmal weiss-, wag ich alle-: zu »
ianimengeschrieben habe, und dasz ich
mit Vergnügen bereit bin, alles zu
widerrusen, wenn Sie es n-ijnschen!"
»Wohlan«, Lunte Frau Herrnine,
»ich nehme Sie beim Worte. Aber
nicht hier, sondern daheim in allers
Form bei einer Flasche Seht . . . s
»Ian ohne Hettor", siiate FiedlerT
hinzu.
»Ja wobl«, stimmte Frau Her
inine srijislisli ein« »olJne Hektor-k« . . ..
Als die Flasche enttortt war. san-·
er ihr zu Füssen und ries: »Ich liebe
Sie!"
«D"«, antwortete sie lachend, »ha
ben Sie denn ganz verliessen was
Sie tsie blatterte in ihrem Büchleins
Seite RZS des zweiten Bandes der
Vatequ s:iaen: »Weil-ern Ehrfurcht
zu bezeuaem ist iiber alle Maßen
löcherlick und seht uns in ihren eiaes
nen Augen herab· Unsere abe
scknnaette Weiberveneratian ist die
höchste Bliithe christlich - germanischer
Dummheit, welche nur gedient bat,
sie so arrngant und tiietsichtdlos zii
machen.·..«
«Hnlten Sie eint« unterbrach er
sie. »Als ich jene Stelle schrieb, be
sanv ich mich irn Zustande eines
elenden Katzenjmnniersz es war ans
Maegen nach der Schlnßtnetve des
allgaeetrneinen deutan Philosophie
ta .«
»Gut denn«, saate Frau Der-niste,
»he« hat-m Sie Feder aus wies-,
schreiben Stet«
Und ·« sie Mütte: »Um-erste Hek
utuet die von-wollen siege-blicke
LU- ish mit Seh-ca vertan mem
s
»Juki« smal- tk Ist-Wien «Dsbt«.
wiederholte sie. Daten-f er: »Das
Futnetna erscheint mir in diesem Gase
angemesener.« Sie dagegen: »Nein,
wir miissen ans mit dein Mit-m
begniigem denn der Wage-n zum
Banns-of erwartet Sie bereits-. Wass
an: Die wonnevollen Augenblicks die
ich mit Jlmen derlebt bade, brachten
mir mit einem Zauberschlaae die ganze
Hinfälligkeit meiner Weltanschanung
zum Bewusstsein Königin. das Leben
tsi doch schön, und nicht der Hund, spie
ans einzelnen Stellen meiner Schrit
ten qefchlesisen werden könnte, ist die
Krone der Schöpfung. sondern die
Krone der Schöpfung ist das Weil-.
Artbur Zchopenbauer.« -
Der Diener meldet den Wagen
iFrau Hermine nimmt den schrift
lichen Widerruf Schopenliauer’g. in
Emvsang und reicht dem Gaste zum
Abschied nie Hand. An der Ibiir
wendet sich dieser nochmais uni.
»Verteiben Sie, anädige Jena, ich
bade Sie aetiiuschtl« -- »Armes
wegs!" lacht Frau Hermine. Er
aber: »Allerdings, denn mein kniet
licher Name .. . .·' Sie stillt ibm in’s
Worte .O, bitte, verrathen Sie nicht
das siäsie Gebeimnise, daß Sie Mül
ler oder Schnlze beißen und trauen
Sie meiner Versicherung. daß ich
auch nicht einen Augenblick daran
gedacht bade. Sie wären Arthnr
Schonenhauer!« '
Recht nnwirsch kam zwei Stunden
später Herminen's Gatte aus Wien
zurück. »Dein Onkel ist frisch und
aesund. er bat blon beliebt, einen
Witz zn machen. Wir saßen den
ganzen Taa im Stepbansteller. Und
wie mass mit dein Besuche? Wo
rum siehst Du mich denn gar nicht
an? Du bist ia ganz verstört!·«
«T)enle nnr«, stammelte hermine
arsentten Blickes, »es ist mir gelun
gen. Deinen Freund Schonenhauer
,u einein Widerrnfe seiner stimmt
lichen Werte zu bewegen. Ei bat
seine ganze Weltanschanuna aesindert
aus der Moosbant in der Maikrankh
bable.'
,.L·.!aå?'« schrie GIV. »Du warst
mit ibm in der Wolltamsböhke?«
Frau Hermine wandte sich ab und
Lan rückwärts sab es genau so ans
tle ob sie schlachten würde. ,Und
t-ent' nur", lispelte sie, »zum Als
iifiied lsat er mir ein Antoaramm aes s
geben. Dort lieax eS.« Göh niinmt’
das- Blatt nnd lieit mit wachsendean
Entsetzen: »Die svknnevollen Anaer ;
blicke, die ich mit Ihnen s)erlel:t(i
habe .·.." Da wirst er das Biatts
bin nnd briilltx ,,Unaliickseliges Weins
et- Ovar Fa gar nicht der wirtltch:«
sZchodenbaiierk«
Mit dem Auedrucle schmerzlichen
tkrstanneng entacgnete die sunae
Frau: »Nicht? Bars- ist aber schade.'«s
4
i
(
Die sei-use nnd ihre peinigt-.
Der Kehaiteur stammt aus Press,
bura, der Schuster aus Inland-, der
Einniets aus hatnmersest der Flei
icher aus Ochsenfurt, der Bäcker aus
·.liicbtsact. ver Lebrer aus Schutt-sor
tu, der Verarnnnn aus Gruben ver
Weiuhrinvier aus Wasserbura der Re
staurateur aus Braubach, der Rei
iende aus Zichachwis, ver Friseur
aus Hamburg der Schauspieler aus
Possenbosen der Arzt aus Schneide
mühi. der Tischler aus Leimbach der
Barbier aus Kratzam der Schlosser
aus Schlusselburg, ver Koch aus Ko
chenvors, der Steuerbeamte aus Nmns
tveaen. ver Muiiter aus KlingenthaL
der Schornsteinfeger aus Eisen. der
Bauer aus Lands-but der Student
aus Rauschenbera, der Stellmacher
aus Radebera, der Paitor aus Kirch
tsain, ver Meteoroiog aus Regens
bura, der Todteuaräber aus Grabma
der Briesträaer aus Lausen, der Bu
reaubearnte aus Schreiberhau. der
Fischer aus Herinasbvrs der Buch
binder aus Pappenheim, der Soldat
aus Oschas, ver Radiahrer aus Ra
oebeuL der Buchbändier aus Buch
bol3, der Veaetarianer aus Grün
bain, die Maritsrau aus Halle, ver
Hirt aus Ziegenhain, der Viehireiber
aus Schiveinsurt. ver Bildhauer aus
Rivsvori ver Maurer aus Kaitreuth,
oer Miichhändler aus Buttstebt. der
Schnuvser aus Briesen, der Koniets
tivnär aus Buhl-ach. der Wurstsabri
tant aus Darmstadt.
Der der-e Ortsvorsteher-.
»Das Reisen ist eine schöne Sache,«
erzählte unser Freund Fritz Fröhlich,
»aber ich bab’ vie Neese voll davon
Denn bei meinem letzten Abstecher in's
Gebirge hatte ich fast mein Leben ein
gebüszt Das war so gekommen:
Es war an einem schönen Tag und
ich hatte eine Fußwanderung vor. Da
tam ich an einen Bach. Es war zwar
hochrot-sieh aber trogbern wagte ich
mich hinüber. Doch mitten intBache ver
lor ich den Boden unter mir und wäre
rettungslos verloren gewesen« wenn
mich nicht ein Schisser gerettet hätte.
Unter großem Aussehen, und unter
der Begleitung ver Dorsjugend wurde
ich zum Ortsvorsteher gestier der die
Angelegenheit sofort untersuchte.
,Sagen Sie mir, wie. konnten Sie
nur so unvorsichtig sein und diese ge
fährliche Stelle bei dem setigen M
wasser passiren't« sragte mich ein nie
nig vorwursivoll das Oberst-M der
inve.
»Ja,« vertheivigte ich mirs-. »ich bin
hier stunk-, ich konnte doch unmögtich
wissen, dass diese Stelle Wirt-M
ldiecåin das war doch an nichts erten
Der Ortsvorsteher sagte darau,
»Es ist natürlich eine Warnung
dort angebracht, aber Sie habe
nicht beachtet.«
»Da staune ich, denn ich hätte
doch sehen müssen.« —
Der Ortsvorsteher blieb bei sein
Behauptung und lud mich ein« in e
nigen Tagen, wenn ich wieder ga
hergestellt sein würde. die bewuß
Stelle rnit ihm zu besichtigen, um m
meinen Jerthum zu beweisen.
Zwei Tage nachher lam er au
wirllicb, um mich, getreu seinem Ver
sprechen, an die bewußte Stelle zu
sühren. Das Wasser war inzwische
gesallen und deutlich ragte ein großer
Stein in der Mitte des Baches her
vor. den ich, da er unter Wasser ge
wesen war, vorher natürlich nicht ges
sehen hatte. ?
Der Ortsvorsteher deutete hin und
iaatet »Lesen Sie nur, was daraus
geschrieben siebt!«
»Es ist gefährlich. den Fluß T
pp
durchqueren, wenn dieser Stein do
ständig unter Wasser ist«
F
Trost für Tab-trauten
Jst das Rauchen wirklich der Ge- ,
fundheit schädlich? Viele bestreiten (
das, und zu diesen vielen gehört auch .
der französische Staboarzt Dr. Ker
snabon, der bei seinen Forfchungen
Iiiber die Cerebrospinallranthetten
WGeniastarrO unter den jungen Re
Itruten des französifchen heeres die
i Beobachtung gemacht hat« daß die Ge
onbnbeitoraucher von folchenKrantheb
sten weit seltener befallen werden alt
’die Richtraucher —- man tann das .
Verhältnis-. auf 1:20 normiren2 Mit
anderen Worten: Dr. Kernabon bat
bei einer bestimmten Zahl von Rau
chern nur einen einzigen Fall von Ge
niatrampf tonstatiren können gegen
zwanzig Fälle derfelben Krankheit bei
einer gleichen Zahl von Nichtrauchern.
Das ift, so schreibt die italienifche
Zeitschrift «Jl Tabacco«, ein Argu
inent, das ganz andero lautet. als die
von den zahlreichen »Gesellfchasten ge
gen den Tabalmifibrauch« angeführ
ten: diese Gesellschaften behaupten be
tanntlich immer, daß der Tabat de
sonderz der Jugend Schaden bringe
Jm Uebrigen ift die Feststellung, das
der Tabal als ein Vorbeugungsmittel «
zur Verbiitung von Hrantbeiten be
trachtet werden tann. durchaus nicht
neu. Ein seht sehr selten gewordenes,
link-, im Jahre der großen Peft, in
London erschienenes und ,.Eine tueze
itlbbandlung iiber die Natur, die Ur
sachen, die Anzeichen. die Vorbeu
gungsmittel und die Behandlung der
Pest« betitettes Buch gab auch den
Tabat als ein gutes Schutzmittel an:
»Das amerilanifche Kraut«, fo beißt «
es wörtlich, »ift ein vortrefflicher
Schutz gegen die schlechte Luft; wenn
man es aus der Pfeife raucht —- allein
oder mit Mustatnufz aemifcht —,
oder wenn man es fchnupft, tann man
sicher fein, daß man von den gefähr
lichen giftigen Dämvfen, die in der
Luft liegen, befreit wirb.« hoffent
- lich stimmt das auch!
W
7 "—--«
, --’ - »
T n m e : »Sie Norman Tmhdem
- Etc Iodcsnuttm Ihrer Gattin II«1·1)sp-(1I(i
Men, Inm. ro ."xl,nc« dosj unt-L um«-aliud sie
I drin nnssm Elemente Zu entwiwn.«
ins r r : »Ist-TU, sie sont, bevor ich sie
cm Lin-, in du Tiefe s- uesd um Ihr
du mum- MUUMI
Direktor einer Zetimierk Un seiner
thujz »Heute kriegen wir ein volles
Sau-l«
grau: »Wotausz ichlic i du das'.«
irrttokx »Die Arie fran, dir ihren
Stand an dem Theater but, lmt Man alle
Ostia-i imtslr.
Manna: »Warum wolltest Du dem
demosstäulein keinen Kuß geben, Wilh
n-«
Der Ueine Willm «Nee, Mann-, so
dumm wetd’ ich doch nicht sein! Ge
stekn hat's Papa versucht und da
Messe et ’ne Ohrfeige von iht.«