Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 11, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    Der Kunstschätzen
Eine Artistengeschichte von M a x
H o f s rn a n n.
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.Lievst Du mich auch wirtlich noch,
KittyFF !
,,Jawohl, heiß und innig wie im-«
mer-" i
»Hei-ten anderen außer mir?« (
Reinen anderen!«
»Wenn ich doch nur sicher wiißte,H
rsb’s wahr ist!'« «
So quälte er sie ost Tage und Mich
te lang, nnd seine Eifersucht war fast»
zur Krantheit geworden. die seinen;
grundlosenttlrgwohn immer von neuean
aufstachelte. !
Und doch liebte sie ihn noch ebenso
wie vor sechs Jahren, als sie-, noch eini
halbes Kind, ihn zum ersten Male ins
ihren Gesichtskreis hatte treten seheH
Mit den Eltern, die als Zaubertiinst-:
ler auf den Märkten und Vogelwieseni
auftraten, zog sie im Wohnwagen vonz
Ort zu Ort, und da tauchte Bill rants
eines Tages auf. Er bat den ater,l
ihn als Kunstschätzen zu engagirenI
.T-a er aanz Hervorragendes in seinem:
Fort-e leistete, wurde er angenommenz
Eine derartige Bereicherung des Pro-»
gramtnee, das allmählich einseitig zus
werden drohte. war nicht unwilllom i
men. »
Kittns Augen hingen von Anfang
an mit fchmisrmerischer Bewunderung-;
an der hohen Gestalt des schönen, hel-j
denhait aussehenden Mannes, der in»
einfacher. aber für ihn sehr tleidsurneri
Tracht austrat. Er brauchte für sein-!
schwierigen Vortiihrungen eine Hilfe
und so machte sich's ganz von seit-s «
dafi Kittn feine Gehilsin und Kame
radin wurde. .
Nill Franl strebte höher hinauf. er
mochte nicht immer in der Jahrmartt5
rude austreten, er wollte sich im Glanz
nnd in der Pracht der großstädtischen
Cirlusfc zeinem und dank seiner Tiich
tigteit erlangte er auch bald ein gutes;
Enaaaement Doch von Kitty tonnte;
er sich nisbt trennen. und auch ihrs
toiire das berz gebrochen, wenn siex
ohne ihn hätte weiter leben follen. So;
machten sie ganz im Stillen HocheeiH
erhielten den elterlichen Seaen und zo-i
gen als etwas unaleiches Paar - et
war knsanzig Jahre älter als sie
in die weite Welt
Die Eltern starben bald. nachdem
sie sich turz vorher zu einem bescheide
nen Leben in Ruhe zurückaezogen bat
f,ten; aber Bill Frants Ruhm ftieg hö
lrer und höher. Er wurde bewundert
und gefeiert von herren und Damen;
doch fein Herz schlug nur für seine
Linn schlug siir sie in immer glühen
verer. wildern-, eifersiichtiaerer Liebe
Und so peinigte er nun sie und sich
unansgefeyt und war aliicklich unt
ungliicklich zugleich bei deue Gedanken,
bisher nie eine Bestätigung des wahn
roitziaen Verdachtes gefunden zu ha
ben, dais sie ihn hintergehe.
,,s-·tittn, ich bin ein alter Mann,
FDu bist ein junges, blühendeg Weib,
kannst Du mich denn noch lieb ha
len".««
»Aber Bill! Du, ein priiclitioer
Wann Anfang der Vierzim Du bist
stattlicher und schöner als alle·'«
Er sah sie zweifelnd an. »Meinst
Du? Ader da sind die tlotten und rei
chen herren in den Loaen’ Sie liickeln
Dir immer zu, ich sehe es wohl. Wer
bat Deine Gunst? Sacke mir doch!
Bitte, sacks mir doch!«
»Du bist ein Narr«, dersetkte sie im
strich ihm sanft iiber die heiße Stirn.
»Ich bin Dein!« Und sie and ihm ei
nen Zins-» der ihn eine Welle be
ruhiate . . ..
Schon ldnqst hätte er sie riiclst mehr
nultreten lassen, oder sie war ihm nn
entbehrlich aeworden. Er Miste sich
orenzenlog sicher in seiner Kunst, nsenn
sie zunenen war. Und wäre eg nicht
riiel schlimmer gewesen« wenn er sie
· während der Vorstellung aar nicht vor
Anqen qehcibt, wenn er nicht gewnsit
hätte, was sie treibe? Nein. so nur«-J
schon besser, so konnte er sie wenigstensL
sortqesetzt beobachten
Da eines Abends sie traten schon
leit einiaen Wochen in der litrofrstadt
mit durchzuckte es ihn tvie ein
Feuerstrahl nnd beinah hätte er nun
ersten Mal in seinem Leben sein Ziel
verfehlt. Dort, der schneidiae Herr ir«
der einen Loae, der schon teit acht Ia
gen renelmiistia nn derselben Stelle saf
und herrliche Blurnenbouauetg siir
Ititth spendete, der hatte ihr einen viel
scraenden Blick zuaetrmrfem nnd sie
hatte dazu aelächeltk
»Ich habe also doch recht«, sagte er
nach der Vorstellung in der Garderobr
leise zu ihr. Kaum vermochte er die
Worte herauszubrinoem wie ein Alt
lastete es auf seiner Brust
-,,Wieso?« fragte sie ahnuirqølos.
»Meinst Du. ich habe es nicht ar
seben? Aber nimm Dich in Acht! Laß
das Blicketanschen mit jenem Gigerl!
Wenn es wieder geschieht, DI
weisst meine Kugel verfehlt nie das
Ziel!«
Sie erblaßte einen Augenblick »Du
bist leanl«. saate sie äraerlickx »So-ist
würdest Du so etwas aar nicht den
ten.«
»Man sein!« gab er mit trotziaer
Ruhe zu. »Aber meine Augen sind sehr
gesandt«
Arn nächsten Abend benann leine
Vorstellung nsie immer. Ein tiefre-·
Neatt in rather Livree verrichtete die
banden-bannen und begleitete die ein
zelnen Treiser mit unbändiarm, fröh
lichen- Gelschter, das äußerst belustis
and auf das Publikum wirkte. Ste
Itnd und liegend, vorwärts und rück
märts iiber den Kons, so schoß Bill
Frauk aus dreistig Meter mit tödtlis
eher Sicherheit Die Bälle flogen wie
aus Komrnando von der sich drehenden
Scheibe herunter, die rasch hinterein
ander hochgeworsenen Glaekugeln
spritzten auseinander, als wären si-.
von unsichtbarer Geisterhand zersplit:
tert worden« ein Licht wurde von der
hindurchsausenden Kugel ausgeblasen.
Und dann kam Miß Kittn, toie sie
aus dem Programm hieß. Ein engan
schließetideo, schwarzes Seidentrilol
zeigte ihre prachtvolle Figur. das volle
schwarze Haar umrahmte wunderbar
ihr liebliches Gesicht, das mit einer Art
madonnenhaster Verzückung nach Bill
Frank hin gerichtet war. Der Herr in
der Loge applaudirte bei ihrem Er
scheinen und ließ ihr einen kostbaren
Blumenlorb überreichen Sie dankte
ihm erröthend mit freundlichem Lö
cheln.
Bill Frank suhr zusammen, er
tuhlte. wie ihm der Athem stockte.
Aber er mußte jetzt seine ganze Gei
stesgegenwart zusammennehmen
Sie hielt eine Karte in der ausge
streckten Hand. und im Nu war das
Herzaß durchbohrt Sie zündete sich
eine Cigarrette an nnd wandte sich
rauchend seitwärts, er schoß ihr die
Cigarrette aus den rosigen Lippen.
Die letzte Nummer bildete gern-ihn
lich der Tellschuß nach dein Apfel Bill
Frank lehrte ihr den Rücken zu, und
während er in einem kleinen Spiegel
das Ziel suchte, aß der Neger unter
tölvelhastem Clown-Lachen den Tilvsel
soweit aus, daß nur ein kvinigess Stück
davon ishrig blieb.
Bill Frant suchte und suchte. Er
sah Kittns Antlitz und glaubte zu be
merlen, wie ihre Augen verstohlen
und doch verheißungsdoll nach der bes
konnten Loge hin gerichtet waren. Er
stellte den Spiegel nach dieser Loge ein
und gewahrte, das) jener verhaßte Lierr
einen Zeigefinarr zum Munde ges-L ihrt
hatte und ihr unmerklich Kußsinger
,;uivars
Unntenschliche Rachsucht, ivahnsinis
ge Raserei paclte ihn. Seiner Sinne
nicht mächtig, riß er die Viichse iiber
den Kons, zielte im Spiegel genau
nach ihrer Stirn und drückte ob
Ein dumpser Seufzer, dem der Fall
eines Kiirvers folgte.
Ungeheure Bewegung, Schreien und
Rufen, die Vorstellung mußte un
terbrohen werden
Bill Franl war wie geisteoabivesend
und ließ sich willig hinaussiihren..
Die Sterbende war nach der Garbe
rode gebracht worden« Er lag aus den
Knieen vor ihrem Lager und schluchztr.
»Sie ist verloren«, sagte der Arzt
Gleich daraus machte sie ein Zeichen,
daß sie sprechen wolle. Mit äußerster
Anstrengung sliisterte sie: »Ja selber
war schuld hast nicht ge
schwankt, gelt-' DJch hab’ nicht still
gestanden und mit dem Kops ge
zuckt -- so kam es. Leb’ wohl. mein
lieber Bill!r Sie nickte ihm mit güti
aem Lächeln verzeihend noch einmal
zu.
Keines Wortes mächtig, preßte er
seine Lippen aus die ihren Mit Ge
walt mußte er von der Todten ent
iernt werden .
cady Marys Jrrthnin.
Stizze von Maarten Maor
teng.
»Nein, er liebt micb nicht inebr«,
sagte Lohn Morb.
Die alte Griifin sah mit besorgte-n
Lächeln ans.
»Bist Du ganz überzeugt davon?«
»Ganz überzeugt. Miima.«
»Alle eFrauen bilden sicb von Zeit
zu Zeit ein. has-, ihre Männer sie nicht
lieben; manche . . . .'«
,,Wissen es«, saate Lady Mary.
»Und irren sich.«
Die Tochter stand anf.
»Du bist immer eine Optimiitin ge
Ioesen, liebe Mania«, saqte sie m:
einer gewissen Ungeduld. »Du glaubst
daß alle Menschen ebenso aut und vor
trefflich sind wie Du selbst«
»Aber natürlich, mein Herz, wenn
Du sicher bist, bist Du eben sich-er
rinnn ist iiber die Sache weiter nicht
zu sanen·.«
»Es ist nicth mehr zu suqen«,
sprach ti-idn«’lltari). »Ich bin sicher.
baß ich Fieber bin. Ich könnte teine
Gründe nnqebem ich weiß nur, baß
ich das Gesiibt habe. Georqe ist
ebenso zuvortommenb nnd rückständ
voll wie immer. —- Aber er bat mich
nicht mehr so lieb, Mama, als er mich
sriiber batte."
»Natürlich nicht«, fiel die Gräfin
ein.
»Er wiirde ohne mich leben lönnen,
das sagte ich ihm auch heute morgen.«
»Natürlich wiirde er das können
Haft Du erwartet einen Mann zu be
kommen, der nicht ohne Dich leben
lönnle wenn es gerade sein
niiißie?«
»Das ist eine andere Sache, Manna.
Aber jetzt must ich Dich verlassen. Uns
irre Dineriinnde lotnmi heran.«
Lady Rothwell umschloß die Hand
der Tochter: »Mein iheures Kind, Du
iiberireibsi die Sache. Du mußt doch
bedenken. daß Du Seinen Engel zum
Gatten haft Chemiinner pflegen ac
wöhnlich mit Engeln nichts gemein zu
haben. es sei denn möglicher Weise
die Flügel."
Lndy Mnrn dachte, während lie
nach hause fuhr. über die Worte ihrer
Mutter nach, J
Ich konnte ihr doch die thatsiiet
lichsten Fakten nicht erzähle-m mut
melte sie nor sich selbst. Und übri
gens, sind denn wirklich tbatsächliche
Fakten vorhanden? Aber das «
gleichgültig iclt siihle es auf jeden
Fall. George bat sich in den letzten
sechs Monaten in ieaend einer Weise
verändert Jch konnte doch nicht ai«
zu Mama sagen: Hier hast Du den
Beweis Er ist gerade sechs Monate
ber, daß et aufgehört hat« mich Man
zu nennen.
Alk- Ladn Mary nach Hause kam,
sah sie in einem tleinen Kabinett, ih
ren Mann vor einem Seit-stät eifrig
schreit-end sitzen. Die Feder tritzelte
unauihisklich übers Papier, und er
war von seiner Beschäftigung so in
Anspruch genommen, daß er das Ein
treten seiner Frau gar nicht bemettte.
Erst als sie dicht neben ibm stand,
blickte er mit einein erschreckten Aus
ruf auf.
»Liebek Gott, wie Du mich ek
scheectt has sagte er und legte hastig
die Hand über das vor ihm liegende
Papier-, als hätte er Angst, daß Je
, mand sehen tönnte, was et geschrieben
i hat.
»Habe ich Dich erschreckt? Jch kom
me gerade von Manni. Sie bat mich,
den Thee bei ihr zu nehmen«
,,Na«t:irlich, Du bist beinahe immer
vei deiner Mama. Wenn Du er
laubst, möchte ich das gerne fertig . .
»Beinahe immer! Du weißt sehr
wohl daß ich nie zu Mama gehe,
außer wenn ich hier zu Hause allein
bin.«
»Willst Du jetzt nicht hinausgehen
und Dich umlleiden2 Jch möchte das
nur fertig . .
,,George«, sagte sie zögernd. »Jchl
ich wollte Dir nur sagen, daß ich;
das natürlich nicht fo meinte, was ich«
heute sriih sagte, Du würdest ohne»
mich ebenso zufrieden sein. Es ist
nur, weißt Du manchmal habe ich
dae Gefühl als ob« ihre Stimmel
zitterte leicht « Du Dir jetzt nichts
mehr so viel aus mir machtest, wie
früher. Aber das thust Du doch —-—-«
nicht wahr George?" !
»Diese Frage könnte ich soaleich be-!
antworten«, sagte er, indem er sich er
hob, »aber augenblicklich habe ich keine
Zeit.«
llnd nachdem er hastig die Klappe
des Selretcirs herabgelassen und den
Schlüssel umgedreht hatte, eilte er aus
dem Zimmer.
Ladn Marh wandte sich zum Gehen,
erbtiette aber im selben Augenblick et
was Weiher-, das aus der Spalte des
unteren Theile-s der Klappe hervor
gucktr. Sie beugte sich hinab und zog
ef- neugierig und behutsam heraus. Es
war ein Bogen Papier, zur Hälfte
mit der kräftigen, gleichmäßigenHand
schrift ihres Mannes bedeckt. Und zu
ihrem großen Staunen entdeckte fre,
daß der unvollendete Brief an sie selbst
gerichtet war.
»Man! Grausame, bezaubernde
Man! Was sprichst Du von Tren
nung? Lille ob ich ohne Dich leben
tönntet Du -nseis;t, das mir das nicht
mögtich toLirel llnd wenn ich es auch
tönnte, so wollte ich eg doch nicht.
Lohuft Du mir so all die hinaehung5:
volle Liebe die ich Dir geweiht? Nicht
daß es meine Absicht wäre. von derar
tiaem zu sprechen, aber «
Mehr stand nicht da. Das-, der
Brief eben beaonnen war, erhellte da
raus-, daß vie Tinte noch nicht ae
trocknet und die Worte überall ver
tvischt waren·
Lada Man stand da, dass Blatt i«
der Hand, von tiefer Freude unk«
Dantbarteit erfüllt.
,«Mav! Grausame bezaubernde
Maul« Gerade diese Worte hatte e
geschrieben, als sce hereintani. Was sie
am Morgen gesagt dan er nicht
mehr nach ihr zu fragen schien das;
er fein ltjlijrl fern von ihr suchte
diese nmerechien Anllngen hatten ihn
in tiefster Seele verwundet. Da er
sich nicht zutrnuie, mit Ruhe sprechen
zu lönnen, hatte er ihr ein paar lie
bende, Dorwnrsscolle Worte schreiben
wollen Und bevor er damit noch zu
Ende gekommen war, hatte sie ihn
unterbrochen ,,(sirausame, bezaubernde
Man!« Er hielt sie noch für bezau
bernd. Und er fand sie grausam! Er
hatte recht! Mit einem Gefühl iieser
Beschämt-Un stand sie da uno betrach
tete die Worte die er geschrieben.
»Du hist noch hier?« fragte plötzlich
ihr Mann, indem er wieder ins Zim
mer trat. Dann stürzte er aus sie zu
und sügte in erschrockenem Tone»
zUT i
»Mein Gott« Marb, was haft Du
denn da?" Sie reichte ihm den un
vollendeten Brief hin.
»Verzeih mir«, ftammelte sie mit
thränenvnllen Augen, »aber dieser
Brief hier an mich guckte da aus der
Spalte hervor-: Ach, Georae, tannft
Du mir verzeihen, daß ich je an Dei
ner Liebe gezweifelt habe?«
Er zögerte einen Augenblick mit der
Antwort, und seine Wangen überzo
gen sich mit einer brennenden Röthr.
»Liebe keine Dummheiten, Math«,
sagte er schließlich »Natürlich habe
ich nicht geglaubt, daß Du an meiner
Liebe zweifelst Jch ich natür
lich liebe ich Dich, Mary.«
Sie machte einen Schritt aufihn
zu und er schloß sie in feine Arme.
»Nenne mich Man«, flüsterte sie,
»so wie Du früher immer gesagt
haft.«
Abermals stieg eine Bluttvelle in
seins81rficht - - —--— ---
»Nami« sagte er beinahe zärtlich
»du-inne, liebe Mant«
»Nicht grausani«, sagte sie und
blickte in sein Antlitz.
»Nein nein,·« nicht araufam«,
antwortete er und tüfzte sie.
»Aber « fuhr fie fort, noch im
mer mit Thriinen in den Augen.
»Aber ?« wiederholte er unsicher
»an- neineg kleines disk-Deus
beiaubernd?«
»Nicht ein bißchen, sondern sehr«,
antwortete er hastig und tüftte sie
wieder, während er sie milde von sich
nsegschob »Jetzt aber geh’ geschwind
binan und tleide Dich an«
Als George allein geblieben war
ging er zum Selretär und schlos-, ihn
gedankenvoll auf
Dann schrieb er folgende Zeilen an
Stelle derer, die seine Frau fest an
ihre Brust gedrückt, mit sich fortge
notnmen hatte:
»Liebe May! Da Du ec- so haben
willst, bleibt mir nichts anderes übrig,
als mich zu fügen. Du weißt selbst
am besten, was für Dein Glück notb
wendig ist, und ich will mich in teiner
Weise den Plänen widersetzem die Du
fiir Deine Zukunft entwerfen wirft.
Darum sage ich Dir iettt mit Ve:
dauern Lebewohl und wünsche Dir
alles Gute. George.«
Diesen Brief legte er sorgfältig in
ein Sondern versiegelte es und adres
sirte es an Miß May St. Clair, .':
Vicadilln Mannaan W. Dann steckte
er dac- Nanze in seine Brusttasche und
ging zu seiner Frau.
»Weißt Du, aber diesen dummen
Schreibtisch nsiissen mir doch repari
ieu lassen«, sagte er.
«Sollen wir?« antwortete Siadn
Mart) froblielt »Ich weiß nicht. Jcli
habe ilun all mein Gliick zu danten.«
Er beugte sich hinab und tiißte sie.
»Wie du willst«, sagte er. »Von
uiin an soll alles sein, wie Du toillst.«
—---·— -—s—-——
llebereinstimmend.
Natte: ,,Tl;lierlwiirdig. die beste tsi
kinrre wird verdorben, wenn tnan sie
ausgeben läßt.«
Gattin: »Noch nietlwiirdiaer. mit
den Männern ist’S genau fo.«
Ein Schreibzeug für 40«000 Frau-.
Alte Fanencen haben kürzlich auf
einer in Paris stattgefundenen Ank
tion Summen erzielt, die selbst weit
über das Maß dessen hinausgingen
was man auf Kunstdersteigungem bei
denen ja der Liebhabenverth den that.
iächlichen zu übersteigen pflegt. zu be
obachten gewöhnt ist. Unsere Abbil
dung veranichaulicht eins dieser meist
nmmorbenen Aniiiosftücke. ein Tin
teniaiz aus dekBlüthezeit der Innences
fabrikation in Nonen. Auf fünf klei
nen runden Füßen ruhend, erheben
sicts zwei kleine Terrassen, mit zwei
Lichtträgekn und zwei Laden ac
schmiickt. Die Deckel des oberen
Theils werden durch drei Fiaiirchen
gebildet, während die unteren von
flacher Form sind, in blauer Tonitng
auf gelbem Grund gehalten. Ein Nei
gen von acht Gestalten ini Genie Te
niers’ ziert den Deckel desJ Schreibzeu.
geg. Trotzdem dieses 38 Zentimeter
tiese interessante Kunstwerk nicht ta
dellos erhalten war und demzufolge
fein Taxwertls nnr 25,U()0 Franl be
trug, erzielte es, wie bereit-J erwähnt,
einen Verlaufs-preis von 40,000
Frank
Hans und Tiefe-. I
Ein paar Kindergeschichten non
SusiWallner.
Die siinfjiihrige Liesel ist wachen
lang bei Tante Anna zu Besuch ge
wesen. Als- Papa kommt, um Liesel
heimzubolen,erziihlt er ihr, das-, sie
während ihrer Abwesenheit ein Lici
neL Sditvesterl bekommen habe.
»Ein Schwesterl, ein wirkliche-«
lebendiges Schwesteer Die Liesel
ist aufs höchste entzückt. ,,; a, mer
bat denn das beim Storch bestellt?«
»Bestellt?« Der Vater kratzt sich
den Kopf. ·,Nun, just extra bestellt
sei es nicht worden«, meinte er.
»Nicht bestellt!« Die Liesel denkt
eine Weile nach. Wie-H denn nach
her der Storch gebracht habe?« fragt
sie weiter.
,,Hm!« Der Vater zuckt die Achsel.
Recht genau könne er das wohl nich:
sagen, er sei gerade nicht daheim ge
wesen. Alt-er da sei’H. Und eine
recht lrastige Stimme hätte es auch.
besonders Nacht-. Ja, aber was er
eben sagen wollte: die Liesel müsse
sich jetzt brav und still verhalten da
heim, denn das Schwesterl soll viel
schlafen, damit es start und groß
wird. BerstandenZ
Die Liesel versteht-: nnis ver
spricht’s und bekommt das Gegen
versprechen, das Kleine recht bald
sehen zu dürfen. Da dieser große
Moment endlich da ist, tritt sie mit
schier feierlicher Neuaierde in das
Kinderziinnten Weil Mama des
Finger auf den Mund legt. schleicht
sie auf den Fuszspitzen näher und
beugt sich nsit steif nach rückwärts
gebogenen Armen über den Wiegen I
roth.
Also so schaut ein ganz neues, le
bendiges Schwesterl aus-?- Eigentlich
auch nicht viel anders-, denkt Diesel,
als ihr Puppenwickelkind, das auch
die Augen zumacht, wenn man’5 nie
derlegt, und das schreit, wenn man’s
aus die Brust tippt Sie will diesc
Beobachtung eben der Mutter zu
sliistern, die miide siu dein großen
Fehnstunl unweit des Wiegenkorbs
itzt.
Plötzlich schlägt das- ganz neue
Schwesterl die wasserblanen Augen
aus« derzieht den Mund und -
schreit. Die Liesel fährt ganz er
schrocken zurück, streift erst ihre zurück
gebogenen Arme, dann die abseits
sitzende Mutter mit einem raschen
Blick und stammelt verwundert: »Ja,
wo wo drückt man denn die?«
Die warme Jahreszeit bringt im
mer allerhand Sommergiiste in den
anmuthig gelegenen Ort Auch Tante
Anna ist mit ihrem Sohn Hans ge
»konnnen. Er ist ein derber, braun
ängiger Knirps und ein paar Jahr
älter als die Liesel Bei ihren Eltern
verkehrt ein ältlicher, rundlicher Herr
der sich erst seit Knriem im Markte
niedergelassen hat. Er will hier in
Frieden seine Pension Verzehren, ist
Jungaeselle und hat Liesel’5 Vater
schon als- tleinen Jungen gekannt. Die
Liesel nennt ihn auf sein ausdriickliches
.Verlangen Onkel, ihr Vater stellt ihn
stete- alg einen ,,alten Freund meines
Hauses- Herr Rath so nnd so« vor.
Auch Tante Anna wurde in dieser
Weise aufgeführt. Hans beobachtete
ihn scharf. Er wird häufig zu Kasfee
oder zum Abendessen eingeladen. Lie
tel'S Mama stopft ihm die Pfeife, Lie
sel’H Baker schenkt ihm Bier ein. Auch
darf sich der Freund des Hauses d r e i
Stiicl Zucker in den ziaffee nehmen und
kriegt immer von den eingesottenen
Meloneu so viel er mag; kein Mira-:
der, diss. er da immer so außerordent:
lich veraniiat aussieht und stets gut
aufgelegt ist
lsinegs sltachmittagg der Freund
des Hauses ist eben wieder zum
Ksrfsee geblieben ist von verschiede
uen lanaweiligen Dingen die Rede,
zum Beispiel, wag man heutzutage
die Kinder werden lassen soll. Der
rundliche Herr langt eben mit spitzen
Fingern nach dem dritten Stiick
Zucker Da iraat er Plötzlich freund
lich über den Tisch hinüber: »Nun
Hi1n5, kleiner Mann, nie-J wirst Du
einmal werden. han?«
Hans schiebt die Achseln hinauf,
baninelt mit den Beinen, lächelt der
legen und schweigt
.,T-?it-,’ aerade und gieb eine Ant
trort'«, mahnt Frau Anna, seine
Mutter
»Na. na«. beschwichtiate der
Freund des Hauses, ,,hast halt noch
nie dariiber nachgedacht. gelt ja, Hei
ner Mann,.-«
»Wohl’« platzt Hang heraus.
»Was der Tausend!« verwundert-.
sich der Rundliche »dann laß hören!
Also! Was willst einmal werden?«
Hans rrefete die zusantmengeleate«
Hände zwischen seine Knie, neirft
einen verschämten Blick aus die
Zuckerdnse und lispelt:
»Ein ein Haus-freundl«
Splitter.
Mancher ist schon durch eine falsche
Katze auf Den Hund aetonnneni
Schüticlrcimc
Im Bilde tanzen auf dein Rasen
Nymphen
Wie viele gibt’s, die da die Nafeis
kämpfen!
Sie wollte einst im Schutz der Weiden
baden
Da zwickten Krebfe sie in ihre beiden
Waden
III-' .
«(ssamn: »Was-, —Ltio. schämst du dich
män? Tcnfc doch an deine Linden«
Gatte: »Tec- tal id) aber doch soeben-—
ich wollte Mnric nur für eine autc Be
handlung unserer Minder stimmcnl«
»Ja prbt unser nsrennd der Beurte
iiancr iiotilsnnnt mit seiner Bimäantl
»Na, - das wird auch eine nett
Pflanze seini«
Ein vorsichtiger Dieb.
Bei einem OperetteniKomponisten
wurde eingebrochen Man stahl ihm
allerlei Silber-gerath. Die Noten ließ
der Dieb liegen. Wie sich herausge
steeZIt hat, hielt er sie nicht für Origi
nale, denn er tinßertet ,,Jck wer’ doch
teene nachgemachte Noten in Umlau
setzen!«
Variante.
Wo man Pferde hält, dort ziehe hin
Böse Menschen fahren mit Benin.
Spruch.
Wir man tiavitlimpert
Laß dicb nieder ohne
Furcht, denn böse Menschen
Haben - Gramophone!
Immer modern.
Mutter iznr Tochter, die schmoIt): .
»Moti) doch nicht eine sie-«an
Stirn, mein Kind, du weißt ja, daß
jetzt Falten nicht getragen werden«
Im Zweifel,
Jnseratenchef ider auf eine ihm
uberaebene «)ln7ei»ae mit der lieber
fchrist ,,itassier gesucht« nur einen
stichtiaen Blick geworfen hat, zum
Austraaaeler):
»Snchcn Sie einen neuen. oder den
alten?«
Wie es weiter kam
»Die Baronin ist ja wohl eine der
reichsten Bräute Z«
»Wenn-» aber seit ihrer Verhei
raihung kst sie eine der ärmsten
Frauen«
Schön erklärt.
Aeltereis Fräulein: »Ist meiner
Jugend haben sich viele Elltiinner um
mich beworben.«
Herr: »Und warum haben Sie tei
nen genommen'.2«
Fräulein: »Weil teiner verstanden
hat, mich zu »nehmen« «
Besuch von oben.
Der alte Fritz erhielt eineLJ Tages
vom Herrgott den Anstraa. nach Ber
lin zn aehen nnd sich wieder einmal
dort imizuselien
Schon am anderen Taae war er
wieder oben.
»Na, wie war’g denn 11nten?« frag
te ihn der liebe Gott
»chh danke, da gehe ich nicht wieder
hinunter Meine lieben Berliner sind
ganz närrisch aeworden.«
»Na, erzähle doch mal.«
,«-2,nerst sah ich einen Herrn, der
sprach in einem Ciaarrenaeschiist in
einen kleinen Kasten. aar nicht beson
ders laut. Ich staate, mit wem er
spricht, nnd weißt du, wac- er sagt?«
»Nein«, sagte der liebe Noti.
»Mit meinem Bruder in «Baris««,
sagte er. Mir schwindelte, nnd ich ent
sernte mich schleunigst
»Ich gehe weiter, da slieat über mir
ein Drachen mit einem Mann dar-aus«
,,Sehr aut«, sagte der liebe Gott
nnd lachte.
»Nicht wahr? Den Drachen nann
ten sie itleroplam und der Mann hieß,
glaube ich, Aeronaut. Aber das schöns
ste tommt noch.«
»Mir heaegnen ein paar Jungens.
Da sagte der kleinste von ihnen: »Ach,
sieh mal, da jeht ja der olle Krite«
»Ich war nicht wenia erstaunt, daß
der Jana-e mich kennt, und frage ihn
danach. Und weißt du, was derKnirpet
geantwortet hat?«
»Nein«, sagte der liebe Gott und
lachte wieder.
»Wat, ick dir nich kennen? Dich
habe icl ja gestern im Kientopp je
sehn.«