Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 11, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    die Stadt auf Reisen f
Eine Iroteiie von Paul Scheer
barb
Mr. Cashling aus Cbicago er
schien im April 1909 in Berlin und
regte sehr bald die Berliner Automo
Eil-Industrie auf. Er wollte durch
ans ganz besondere Ante-mobile ba
— solche, die sich rasch ausein:
ander nehmen lassen. -
Man wußte anfänglich nicht recht,
was man mit dem herrn anfangen
,sollte, denn er wollte nicht sagen,
warum die Automobile zum Aus
einandernehmen gebaut werden müß
ten. Er schwieg viel, hatte viel Geld
und ließ mebrere Firmen fiir sich ex
perimentiren. Er bezahlte alles baak
und war immer febr unzufrieden.
Natürlich —- Räderwert und Motor
blieben immer unberührt, aber der
Wagen auf den Rädern erhielt im
mer abenteuerlichere Formen. sah
bald wie ein Thurm, bald wie ein
langes Schiff aus. -
Diese unverständlichen Experimente
entdeckte eines Tages ein Herr
Schmidt, der ziemlich ungebildet
war, doch durch eine Erbschaft ein
beträchtliche-Z Vermögen bekommen
hatte. Dieser Herr Schmidt wollte
fein Vermögen noch vergrößern, und
zu diesem Zwecke wurde er bald mit
Mr. Cafhling bekannt.
Bei Austern und Champagner ver
suchte es Herr Schmidt, den Mr.
Casbling auszusprschen
»Was sind Sie eigentlich?« fragte
Herr Schmidt.
»Architekt«, erwiderte Mr. Calb
ling.
»Aha,« fuhr nun Herr Schmidt
fort, »und da lassen Sie merkwür
dige Automobile bauen. Sie schwei:
gen natürlich. Sie wollen nicht sa
gen, wozu Sie die Dinger gebrau:
chen möchten. Jch aber möchte mit
Jhnen ein gutes Geschäft machen.
Um Spielerei tann sichs ja hier nicht
drehen. Wissen Sie auch schon, vasz
ich Sie vollkommen durchschaut
habe?«
»Nein,« versetzte Mr. Cashling.
»das ist mir ganz neu."
»Nun,« fuhr Herr Schmidt fort,
»du Sie Architelt sind, können Sie
die Autornobile doch nur zu Bau
zwecken benutzen wollen. Sie irollen
fahrbare häuser herstellen. Das ist
meine Meinung. Die Firmen werden
aus Jhnen nicht klug. Und ich musz
lachen, daß sie das nicht schen, was
doch so nahe liegt· Sie sind Archi
tekt, das besagt Alles. Fahrbare
häuser werden sicherlich sehr-bald
viel begehrt sein. Damit läßt sich ein
großes Geschäft machen; Jch bin be
reit, Ihnen größere Summen zur
Verfügung zu stellen, wenn Sie ge
statten, daß ich mich mit fünfzig
Prozent am Gewinn betheilige.'«
»Mir. Cashling trank ruhig sein
Glas aus« gofz sich ein neues ein, und
sagte kurz:
»All right! Kann geschehen. Sie
hoben mich ertannt·«
Da rieb sich Herr Schmidt die
hände und war ganz stolz, daß es
ihm gelungen war, den schweigsamen
Amerikaner zu vurchschauen. Der
aber lachte ganz vergnügt und sagte
nach einer guten halben Stunde:
»Liebe-: Herr Schmidt! Mit dem
Erkennen ist es immer eine windige
Sache. Man glaubt oft, man hätte
was erlannt. und man muß doch
immer wieder einsehen, daß alles Er-»
kennen nur Stückwert ist. Sie haben;
recht, wenn Sie sagen, daß ich saht-»
bare häuser herstellen möchte. Aber
ich will ja noch viel mehr. Jch will
die Stadt auf Reisen schicken. Fast
alle Menschen —- besonders die gro
ßen herren —- sind heutzutage im
- merzu auf Reisen. Die brauchen ei
gentlich garnicht mehr einen festen
Wohnsig Das müssen Sie doch zu
geben, nicht wahr?«
Herr Schmidt sagte feierlich:
»Das leuchtet mit ein. Fabrbare
Häuser stellen schon eine ganz hübsche
Jdee dar, aber fahrbare Städte sind
einfach großartig. Das ist das, wag
unserer Zeit fehlt. Sie können der
Mann des Tages werden. Jch freue
mich, daß ich Sie kennen gelernt
habe; mit Jhnen läßt sich ein Ge
schäft machen —- ein glänzende-,
großartiges Geschäft.«
Mr. Cashling wurde danach ganz
ernst. und er sagte nur:
»Der-: Schmidt! Sie kennen ja
Amerika noch nicht. Dort giebt es
schon fahtbare Städte. Es ist kein
Scherz; Sie können wiss glauben.«
»Donnertoettet!« rief here Schmidt,
»was Sie sagen! Das weiß ja hier
noch kein Mensch. Ich habe davon
noch niemals in einer Zeitung gele
«Ja,' fuhr nun Mr. Cashling fort,
»in den Zeitungen steht auch das
- Æigste seht selten. Ich kann Ih-«
» neu die Versicherung geben, daß ich
Um eine sabebate Stadt gebaut
M Dreihundert Ante-mobile konn
Ijtk what Messer fahren. hundert
Unser stellen ja noch nicht eine
Stadt m —- abee es isi dich
III-II M IM M ich
iu- WM
, MW Ich
« use-d M bykbsr MS «
chen — aus dreitausend Automodilen.
- Herr Schmidt hörte aber nicht mehr
mit voller Aufmerksamkeit zu, er.war
von der Jdee so berauscht, daß er gar
nicht mehr ordentlich zuhören tonnte.
Mr. Cashling muste alles drei bis
vier Mal sagen.
«Ader im Mai 1909 hatte die Jdee
des Mr. Casdling bereits ganz seste
Formen bekommen. ,
Nur eins war sehr böse: Herr
Schmidt litminerte sich um alles und
brachte jeden Tag neue Jdeen herbei.
Mr. Cashling war aber an einen der
artigen Sozius nicht gewöhnt; er
pflegte stets ganz selbstständig zu han
deln —- und so tam’s täglich zu bes
tigen Auöeinanderseßungem Mr.
Cashling sagte öfters:
»Herr Schmidt! Ich bin lein Phan
tast. Jch bin ein ganz real denkendet
Architekt und ein solider Kaufmann.
ISie aber sind weder Architekt noch
I Kaufmann. Sie sind nur Rentier.«
Darüber ärgerte sich Herr Schmidt
natürlich mächtig; und dazu hatte er
nach seiner Meinung ein Recht, denn;
er meinte es wirklich sehr gut mit Mr.
Cashling —- leider peinigte er ihn in
tcheeanchet seit-.
Sa tam here Schmidt eines Tages
mit folgendem Plan:
«Mt. Cashting,« sagte er netvös.
»unsete Stadt muß auf Reisen auch
ein Rathhaus haben mit hohen Thür:
men. Dafür können wir ruhig zehn
Wagen gebrauchen. Es muß doch ein
Vettammiungslotal da sein. Das
könnte ja gleichzeitig als Restantant
verweethet werden. Das müßte im
mer in der Mitte der Stadt stehen —
mit Tekkassen. Und höher liegen
müßten die Tertassen, so daß man
von dort ans über die ganze Stadt
hinwegsehen tann. Wenn auch det
Aufbau des Nathhauses mit Zentral
teiiaurant etwas mehr Zeit in An
spruch nimmt. Das schadet doch
nichts."
Mr. Cashling wurde nach dieser
Rede sehr grimmig:
»Herr Schmidt,« ries er heftig,
»wir müssen das Wesentliche im Auge
behalten und nicht lächerliche Neben
sächlichteiten erörtern, bevor wir noch
nicht die Hauptsache festgelegt haben.
Die erste Hauptsache ist, schalldäm
psende Wände zu besitzen, die ein Mi
nimalgewicht besißen Dann müssen
wir die Gasanlagen mit siüsstgem
Gas so anlegen, daß alles seuersicher
im Hause ist. Außerdem haben wir
noch sür elektrisches Licht zu sorgen.
Und dann muß alles in einer halben
Stunde six und sertig da sein. Jn
Amerila war das alles nicht da.
höchst unpraktische Städte mit tau
send Unbeauemlichteiten aus die Reise
schicken —- das iann schließlich jeder
—das ist leine Kunst. Wir brauchen
übrigens auch prattische Ladeneinrich
tungen. Und —-- dann: transportable
Gartenarrangernentc mit Täpsen und
Kästen sind auch nöthig. An Jhren
Rathsthurm können wir noch nicht
denten . Das müssen Sie doch einse
hen, nicht wahr?«
Das sah herr Schmidt aber nicht
ein; er ärgerte fich.
Währenddem gingen dem Mr.
Cashling die Gelder aus, und er
mußte herrn Schmidt mehr als bis
her in Anspruch nehmen, worüber der
sich auch wieder ärgerte — da er doch
bei der Sache mitsprechen wollte undI
seine Jdeen durchaus nicht sür neben-;
sächlich hielt.
Und nachdem Herr Schmidt grä
.ßere Summen gezahlt hatte, tam er
wieder mit neuen Plänen zu Mr.
Cashling und sagte:
»Die Häuser unserer sahrenden
Stadt müssen auch telephonisch mit
seinander zu verbinden sein. Es ist
doch immerhin damit zu rechnen, daß
sich unsere Stadt zwei bis drei Mo
jnate in einer hübschen Gegend aus
hält. So rasch braucht doch das Wei
tersahren nicht arrangirt zu werden«
Außerdem müßten wir auch an Pla
nirung der Straßen denken. Man
kann doch die Stadt nicht so einfach
aus eine Wiese stellen. Mindestens
müßten doch leichte Holzbrücken den
Verkehr aus den Straßen erleichtern.«
Da wurde Mr. Cashling so furcht
bar hestig, daß er sein Reißzeug aus
die Erde wars, seinen Zylinder mit
einem hammer zerschlug, Tiche und
Stühle umwars, und schließlich davon
rannte. Am nächsten Tage kam er
nicht wieder, Herr Schmidt saß da
und wußte nicht, was er jeßt anfan
gen sollte.
.. Und nachdem here Schmidt bis
Ende Juli vergeblich gewartet hatte,
ärgerte er sich noch mehr als vordem
und löste pläßlich das ganze Geschöst
aus, oertauste alles und suhr nach
London.
Mr. Cashling fuhr nach Ostasien.
Schlimm
Frau Mein: »Wie get-N denn dem
jungen Arzt, der bei Jhnen wohnt?
hat et schon Pr:1xiä?«
Frau Germ: »Ach, schlecht s- Erst
botte ex nur seine Freunde zu Patien
-- ma Meyer »Nun and fest?"
um Geben »Im hat er auch keine
»Zum-de meth -
; nicht geganaenk
Eine interessante Fahrt durch
die Rheingegend
sen Kerl Essen Schneide.
Auf dem Drachensels wäre ich um
ein Haar dor Neid get-last Da er
kannte ich in einem jungen Burschen,
der halb wie ein Zigeuner, halb wie
ein Tiroler aussah und mit zwei et
was älteren, auf gleiche Weise aus
gestatteten Freunden den Berg erstieg.
ten fünfzehnjährigen Sohn meines
Freundes. Sogar eine Guitarre
schleppte-i diese Ruelsackhurichen mit,
und so wollten sie den ganzen Rhein
bis nach Mainz, die Thaler der Adr,
Mosel und Nahe durchwandern. Jch
batte die größte Lust. Weib und Kind
im Stich zu lassen, gleichfalls den
Rucksack u schultern und mich den
jungen Handerdögeln anzuschließen.
Ader so ohne weiteres wäre das doch
ersi hätte ich mit
den Bart abschneiden, die lahle Stirn
mit blonden Locken bevölkern, die
grauen Schlafenhaare neu färben
Wissen, und auch das hätte nicht ge.
niigt; die Hauptsache wäre gewesen,
das langlame und trübe, zähe und
tot-je Blut durch das junge, frische
qaecksilberne der Jugend zu ersetzen
ron fiinfzia zu fünfzehn Jahren zu
rückzukehren, da liegt der Hund
bearaden der Hund, den Niemand
zu neuem Leben aufwecken kann, auch
nicht eine Nheinreise, der Anhliet ju
gendlnstiger Wanderer und die Er
innerung an die Zeit wo wir selbst
mit Stab und Ränzel diese Wege ge
zogen sind. Jm Gegentheilt Schau
dernd fällt e-:- uns aufs Herz. wie
lange das schon her ist, wie abscheu
lich alt wir sind, und wie uns hinfort
bald nur noch der warme Platz hinter
dem Liea Jehäiren und geziemen wird
Jn jungen Jahren ich wandern that,
Das tauchte mir so süß.
Die Zeit zu verbringen, sriih und spät,
Behagte mir nichts wie dies. -
Doch ach, das Alter mit schleichendem
Tritt
hat mich gepackt mit der Faust
llnd hat mich hinweg aus dem Lande
geschäft
Alå hött’ ich da nimmer aehaustl
Vielleicht ist dieser Alter-Immer
schied mit daran schuld, daß ich beuee
so manches zu nörgeln sand, wo ich
sriiher eitel Freude und Lust fühlte
Es lommt mir so vor, als ob der
Rhein allmählich wie die Riniera zu
einer Rastapolis wurde. Eine der
alten Nuinen nach der andern wird
von einem reichen Manne ausgelaust
und aus«-gebaut. Als ich vor dreißig
Jahren des Weges goa, war das nur
mit dem Stolzensels bei Coblenz und
mit dein Rheinstein bei Bingen der
Fall; jexstI tann man weit schneller die
nnbewo ten Burgwinen als die
wiederhergestellten Schlösser aussäh
len. Der Drachensels selbst ist zwar
nicht wieder ausgebaut worden« aber.
in halber hohe des von den versalle
nen Mai-ern aetrdnten Berges bat ein
schrecklicher Mensch die sogenannte
Drachenburg erbaut, und weiter aus
wärts am Stamme haben sich fast alle
die ephenumsponnenen, überaus ma
lerischen und reizt-allen Buratriimmer
in sungelnagelneue Raubritterschlös
see verwandelt« deren einziger Fehler
darin besteht, daß sie ihre drohiaen
Zinnen nnd Thurme am Rheine, statt
am Hur-san emporrecken Denn es
ist recht schön. wenn ein reicher Ameri
»taner, dem Lande seiner Hertunst ein
ngdenh sich am Hudson eine mittel
alterliche Ritterbura erbauen läßt:
aber es ist abscheulich, wenn man am
Rheine eine wirkliche und wahrhaf
tige Ritter-barg in ein modernes
Prohenschlesz verwandelt. Das braucht
nur noch zehn oder höchstens zwanzig
Jahre lang so sortzugeheiy und der
Rhein hat einen sehr wesentlichen
Tbeil seines Reizes eingevutzt.
So nebenbei kommt man dann va
zu, der braven Franzosen dankend
zu gedenken, welche dein deutschen
Namen mir entfallen ist, und der dort
oben unter dem Titel »Bibliothetar«
sein otiun. cum dignitate gesunden
lsatte. Wahrscheinlich sind diese schö·
Strome diesen Hauptreiz verliehen
haben· Wären die Ratbgeber Lud
ivias XHZ nicht aus die wahnwitzige
Idee geloinmen, das deutsche Rhein
uier miisse ur Wüste gemacht wer
den; hätten sie nicht im Verlause die
ses Gedankenqanges die sämmtlichen
Burgen am Rhein nnd in feinen Ne
bentlziilern zerstört; niemals wäre
diese Gegend zum eigentlichen Vater
lande der Romantit geworden. Jetzt
aber sind die reichen Fabritherren
vom Niederrhein an der Arbeit; sie
taufen schon seit vierzig Jahren vie
alten Rilinen aus und lassen sich von
irgend einem akademischen Baumeister
eine mittelalterliche Burg hinstellen,
wie sie im Bautasten steht.
Ehe man nach Neutvied und Ander
nach kommt, erblickt man die Burg
RbeinecL vie dem heutigen Reichs
kanzler gehört. Auch fte ist ausge
l-—aut, aber nicht im neuern-« Moden
stil, sondern das Schloß ist wohl
überhaupt erst hundert Jahre alt. ch
erinnere mich, dasz ich vor drei ig
Jahren oben war und einen Jubel
greis der Dichtersunst besuchte, dessen
nen Zeiten. wo man ausgedienten
Poeten derartige romantische Je
sluchtzstäitten einräume, jetzt vor i.
Sollte ei aber noch irgendwo einen
Burgbesiter geben. der einen Ehren
bibliptbesar but t. s möchte ich mich
ver aeneigteit Ver igung empfeh
len. Jch bin zwar kein prosesßoneller
Dichter, kann aber im Nothfall recht
nette Reime machen und erhiete mich,
zu allen Verlobungen. Hochzeitem
Kindtausen usw-, die in der Familie
meines Gönners und Brotherrn nöthi
ge Poesie zu liesern.
Auch gegenüber ans der Burg
Hammer-stein, die sonderbarer Weise
noch keinen Erneuerer gefunden hat.
din ich in meiner Jugend ost gewe
sen, und die ganze Gegend von hier
bis hinaus nach Bingen und noch ein
Stück weiter ist mir wohlbekannt.
Ali der Dampser am Schloßgarten
von Reuwied vorübersuhr. gedachte
ich der absperrenden Drahtzäune am
Drachenselsx es ist doch richtig:
noblesse oblige. Wo ein altadliger
herr sitzt, liisit er den gewöhnlichen
Sterblichen an seiner Herrlichkeit
theilnehmen und hat nichts dagegen,
wenn die Fremdlinge in seinem
Parle herumlaufen. Der emporge
lommene neugebackene Schloßdesiyer
aber tennt solche Rücksichten nicht,
Burg, Berg Wiese und Wald find
sein, und er allein hat das Recht, sich
ihrer zu erfreuen. Er verhunzt nicht
nur die alte nialerische Nuine durch
den neuen Protzendau, sondern oben
drein nmgiebt er Wald und Berg
mit einem Stacheldraht und kommt
sich noch öusxerst gnädig und groß-;
Imiithig vor, wenn er dem Iouriften
:tiie und da einen Weg zu einem Aus
ifichtspunlt sreigiebt. Alles in al
Tlem dentt man, dasz es Zeit wäre siir
tie Franzosen, wieder einmal an den
läithein zu kommen. erstens wie 1689,
um malerische Ruinen zu schaffen
zweitens wie 1794. um die Herr-·
sschasten einzuziehen und unter den
Hammer zn bringen.
Jn Sohlenz steht eine der schonstent
und ältesten romanischen Kirchen. undi
ich bin wohl kaum unbescheiden, wenns
ich diese Castorkirche siir schöner unds
interessanter erkläre alt das niächtigei
Denkmal fiik Wilh-im i. am Deut i
schen Eck. Dieses Deutsche Eck eignete
sch allerdings vortresslich zu einem
Deut-nah zwischen der hier münden
den Mosel und dem Rheine streckt sich
eine svisze Landzunge vor, dem Ehren
breitstein gegenüber. Daraus erhebt
sish sehr wuchtig und imposant, bei
nahe schwer und plump, der ewattiae
U;iterbai:, der eine theatralifch belo
rative Reitersigur, sammt einem dor
anschreitenden Engel oder Genius
tr-.int. Obschon nicht ganz so banal
und nach Taselaussatz schmeckend wie
das Dentmnl aus dem Niederwnld. ist
doch, hier wie dort. der herrliche Platz
die hauptsache: irgend ein Monument
muß nn einer solchen Stelle wirken.
und beide Denlmäler dürften noch
weit banaler und uninteressanter sein.
ehe sie an so hervorraaenden Orten
direkt schlecht nnd esseltlos wären.
Gleich in der Nähe dieses Kaiser-i
denlmatå und der Castorkirche steht
übrigens ein bescheidenes Denkmal,
das bald seine Hundertjnhrseier bege
hen kann, und das sür mich nicht nur
in Coblenz. sondern auch weiterhinj
in der iibkigen Welt, so ziemlich dass
amiisanteste Denkmal ist, das ich
kenne. Dies ist der Castvrbrunnems
dessen Hauptmertwiirdigteit nicht diei
ist, daß er kein Wasser giebt, denn
Isolebe trockene Monumentalbrunnen
Igiebt es auch sonst in der Welt noch
zvietlerlei. Rein, die Jnschrist ist die
Qmptsacher Der Brunnen wurde im
Jahre 1812 errichtet, als das linte
Rheinufer noch seanzösisch war, und
der voreilige Presekt wollte in der sa
schrist seinem sieggewohnten Knien
der soeben aus der Reise nach Russland
durch Coblenz aekomrnen war, ein
Kompliment machen. Also ließ er
einrneißeln: L·«an 1812, memorable
dar la cnmvagne de Nussiel Anvert
halb Jahre später standen rustische
Tritt-den in Eoblenz; man schlug ih
rem General vor, die sreche Jnschrist
wegschlagen zu lassen, aber statt des
sen ließ der russische Besehlshaber ein
fach die in srnn ösischen Altenstiicken
bei der höheren »nstanz aebriiuchliche
Formel darunter sehen, und die steht
jetzt noch da: Vu et avvrouve par le
rommnndant russe! Gerne wiirde ich
daraus«soiaern, daß nicht die Fran
zosen allein, sondern auch die Aussen
lnappen Witz-. haben. aber der russische
Kommandant war ein Gras von St.
Priest, was nicht sehr russisch klingt,
und der Zusatz zur Inschrift wurde
nicht von ihm, sondern von einem ge
borenen Sohle-Her erfunden, der nn
ter dem Erzbischos von Trier, wie un
ter Napvleon und nochmals unter dem
König von Preußen in der städtischen
sVerwaltung ein bescheidenei Amt be
kleidete.
Uebrigens ist in dieser Gegend lein
Mandel an sranzösischen Dentmälern
von den Ruinen der im Jahre 1689
niedergebrannten Burgen ganz abge
seben. Nenwied gegenüber sieht rnnn
eine Art von Obeliib worunter einst
hoche beigeseht mar. und dicbt bei
Coblenz selbst, aus dem rechten Moseli
user, giebt es eine aonze Anzahl
Franzosengriiben zum Theil aus den
Zeiten der Revablit. zum größten
Theil von 1870, wo viele sranziisische
Gesange-Je in den hiesigen annrethen
starben. Diese Gräber umgeben ein
ähnliches Dentmal wie das von Neu
wied, das dem Kameraden holdes
die-km General Marceau gesetzt worden
i
Bei der Weitersabrt kommen wir
beld an dem Orte Capellen vorüber
der von dem schon vor sechs oder
sechzig ahren ausgeben-ten losse
Stolze-i els überragt wird.
Dao war die gute alte Zeit. Ganz
I
so gut. wie man gerne glauben möchte,
ist sie aber doch wohl niemals gewesen«
nnd schon in grauer Vorzeit gab es
Mischer nnd Mascher. Johann Sal
inann, Präsident in St. Severs Kirche
zu Lappen-T dem hübschen lleinen
Städtchen. an dem wir aus unserer
Weitersahet rheinaus vorüberlommen.
richtete am Tsienitag nach Kreuzerhö
hung im Jahre 1450 ein Danlschrei
ben an den Kursiirstem woraus er
stens hervorgeht, daß schon damals
gepanscht wurde, und zweitens, dasz
das eine sehr gefährliche Sache war,
indem der erwis te Panscher zum
Scheiterhausen geführt, sein hab und
Gut aber eingezogen wurde. Also
heißt es in dem erwähnten Datument:
»Ich thun land, so als ich in
Zeiten, wo Herr Jakob Erzbischof zu
Rom war, von Seiner Gnaden Fiscal
und Amtsleuten angetastet, gefangen
nnd in Behältnisse gelegt worden bin,
um dasz ich mit dabei und angewest
war und Steuer und iilse dozn ge:
than hatte. daß ein ßbinder in
Bopvard Pulver in Wein gethan und
die damit rechend nnd Farbe haltend
sgeinacht; Damit ich mich schwerlich
vergessen und sehr übel gethan han« so
auch, daß man mich darum nach Land
rccht hätte verbrennen mögen, und
deßhalben alle meine Güter consiscieret
nnd meinem gnädigen Herrn verfallen
tvuren.'«
i
Jn Boppard pflegten die Coblenzer
anzuhalten und Mittag zu machen.
wenn sie ans der Wallfahrt nach dem
etwas weiter aufwärts am rechten
ereinnier nelegenen lKloster Born
hosen hier vorüberkarnen
Diese ganze Strecke der Rhein
aegend könnte man rnit Anetdoten be
legen, die tlle von der frohen Harm
losigteit ihrer Bewohner zeugen. aber
da möchte es lange dauern, bis wir
zum Ziele unserer Reise gelangten.
Nur von dem Gründer der Anlagen
aus dern Niederwald, dem Schsvser
der sagenummobenen Zanberhöhle und
des Aussichtsthurmes ans der Rossel
nxuß ich noch etwas erzählen, wobei
er allerdings nur eine passive Rolle
gespielt hat. Attiv mitzuwirken. toiire
ihm schwer gesallen. sintemnlen er
ichon todt war. Das war ein Gras
tson Lstein aus einem alten elsiissischen
Geschlecht Er starb im ahre 1809
in Aschaffenburg und eine Leiche
zuerst den Main hinunter und dann
aus einem kleinen Kahn. der an ein
größeres Schiff angebunden war.
rheinabwiirts aefchasst, um irn Erbbe
grabnisz zu isteksersheim beigesept zu
werden. Wahrscheinlich um sich «
ihrer traurigen Beschäftigung etwas
aufzuheitern, hatten die Schiffer ei
nen schonen Vorrath Wein mitaenoni
men. und so bemerkten sie erst kurz
vor Geisenheirn, daß der Nachen mit
dem Sorge verschwunden war. Eilends
verankerten sie das Schiff und durch
suchten dann in kleinen Rudernachen
nach allen Richtungen hin den Strom
und seine Ufer Inzwischen war der
Todte in seinem Kahn wie ein alter
Witingervauptling den Rhein hinun
ikkziktkiehem hatte sich aber zum Glis-I
in einen-. Weidicht gefangen nnd wurde!
hier von den leidtragenden Schiffern
nach langem Suchen ausgesundeni
Von diesem letzten Grasen von Osteins
trkn der Niederwald an die Grafen
eon Bassendeinn bis er don Nassau
gekauft und rnit der aanzen Land-»
schast 1866 preußisch wurde. Wenn
man sieht. wie jeyt die ganzen Rhein
user ver-trotzt und verschandelt wer
den, kann man· sieh nur freuen über
dieses Schicksal, welches einen der
schönsten Punkte arn ganzen Rhein
wenigstens gegen die modernen Bur
genbaiser und Drahtzaunzieher sitt-en
Wirtlies genommen.
Ehemann lipät heimgetommen):
»Nun zante nicht, Alte, weißt du,
ein guter tfhemann ist schwer zu fin
den.«
Frau ibissig): »Stimmt! Ich muß
immer erst ein Dutzend Kneipen ab
suchen. ehe ich dich finde.«
Schwer zu beantworten.
Kleine Annie: »Du. Mama. wenn
dov Feuer aussieht wo geht es denn
do hielt-»
Moma imit einem Seitenblick auf
Popn): »Das weiß ich nicht, mein
Kind. Du tönntest mich ebensogut sra
gen, wo Papa hingeht, wenn er aus
geht, ohne das-, ich dir eine gescheite
Antwort geben tönnte.«
»Wie die Alten tun-en . . . .«
Momar Aber Jännchen warum
machst du denn so einen höllenliirmi
Du siehst doch, daß Bubi qonz ruhig
siht
Annchem Jn, der muß ruhiq sein:
wir spielen Vater und Mutter, und
Bubi ist Vater und lommt spät nach
Hause, und ich bin du!
Animus
Kritiler lzum Komponisten der
ihm seine neueste Symphonie »Die
Alpenkeise« ovespielt): »Wirklich sehr
schön Aber uns ist denn das silr eine
Stelle, wo es einem so lolt dabei über
den Buckel liiiist?«
Komponist: »Das ist die Stelle, wo
dem Wanderer die hoielrechnung dor
gelegt wird.«
sittlich u sieh-seu
»Formen Sie mir vielleicht sogen,
wo das iusinze Käsegeschiist von Meyer
F- Schu je ist«-«
sihier endenus am Ende
der Straße —-- ge Sie nur immer
der —- Rose nacht«
Sänger idek sich act-a in Kompliment
znziehen möchte): »Ich habe heute wirk
lich schlecht nehmen«
» Dame: »Ei, warum haben Sie denn
ssefunqen ?"
Hi -
8 rais: »TII Este-. icks »Im-nie einen
Tropan Beet-tin Inn dcisic Weite III rei
ikinem und die Gesnirite find sdkon qe
schlossen . sicti dont zu, kb di- n-; It rasch
In der Nähe- ein Antrnnoliil stehlen
sannst s «
Ieise-de Martin
Gast: «Weshaib sähren Sie nur die
Champagner-nur« »Mumm'«?«
Wirth: »Ja wissen Sie. bei mir
wird Champagner nur von Studenten
getrunken und die kommen immer
erst. wenn sie nur noch »Mumm« sa
gen siinneni«
It se.
»Gut, wenn Ihr schon die D.Ime,
die ins Wasser gesprungen ist, wegen
verbotenen Bodens bestraft, wars-un
auch den herrn der sie heraussischte?"
»Ja hier ist auch das Fischen der
beten!"
Eis sit-suec strecke-.
Aus einer Bank im Sachsenland
Einst dieses schöneVerschen stand:
Eener alleene
Des is nich scheenex
Aber Gener rnit Eene —
Und denn alleenei
Des is Sie sähre scheenei
ts· ssst altem
Elia: .4Georg wollte gestern Abend
durchaus wissen. ob die Rosen aus dei
nen Wangen auch echt seien.«
dda: »Nun, was sagtest du?«
»Gut nicht-, ich zuckte nur die
Wissean
Kruste-.
Kinderinanm «haben Hoheit schon
gehört, daß nun auch die Behring
straße untertunnelt werden solls«
Serenilsimils: »Sei-r sntal, da must
doch wieder das ganze Straßenpflaster
ausgerissen werden!'«
seleidist
s Er: »Ja meinem vollkommenen
Glück ielilt mir nur noch etwas-K
Sie: »Und das wäre?"
Er: »Sie, mein Fräuleins«
Sie: »Aber erlauben Sie mal, Si
lsaiten mich nur sür etwa-A
Gitter Rath.
«Mei Jstdorche möchte gern sandi
tor werden, aber ich serchte, er wird
zu viel Schaden machen, und immer
von de guten Sachen naschen.«
»Dann geben Sie ihn doch in eiI
Seitengeichiist in die Lehre«
Japanische-·
Kürzlich beobachtete ich, wie zwei
Jungens. von denen der eine eine
bunte, brennende Papierlaterne trug,
diese einer sich heftig sträubenden Katze
umzuhiingen versuchten«
»Mi, wartet nur« Jun ens -s«
ries ich. »Ihr werdet der use noch
den Schwanz .1n;,iinden!« Da wandte
sich der eine Schlinael zu dem andern
urn und bemerkte, listig lächelnd: »Du,
ss weeste, Franz, s det wär ’ne
Jdee!«
Wer den Schaden hat . . .
Meine Frau behauptet untern-e g
aus einmal, sie habe die hutschachtei n
der Dei-seine die wir eben benu t hat
ten, liegen lassen. Al o lauie ch der
Droschte nach und ru e dein Kutscher
zu:T»Jst die Schachtel noch im Wa
en.«
»Nee«, briillt er zurück, »die Dame
ist ia rnit Jhnen ausjestiegen!«
Der wahre Omb.
Frau Schreahahn lgesiirchtete
Klatichbasett »Nein, die Meinst sind
doch zu liebe Leute. Wie ich mich heute
nach einem längeren Besuch verabschie
dete. latn die ganze Familie bis zur
Treppe mit rnir mit.«
Frau Scharf: «Ja, sa, bei M r'i
sind neulich ein paar Regens rme
vorn Entree weggetontmeutt«