Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 04, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    Gelungmwchr. »
wmremnihkechthikschu
.Ikch, Schasfnert Zwei Pliisr. Da
Meoupe Il. Klasse nach Berlin,« be
fahl eine ältere Dame, welche mit ib
ter Tochter kurz vor Abgang des Zu
ges einsteigen wollte.
«Darneneoupe besehtl Hier, Nicht
tanchercoupe,« antwortete der Schafs
ner nnd öffnete die Thür. Die beiden
Damen stiegen ein. Ein vornehmer
herr, der einzige Jnsasse des Coupes,
wollte ihnen das Handgeoiiet abneh
men, um es aus den Platz der Damen
zu legen, wurde aber brüst zurückge
toiesen. Der Zug setze sich in Bewe
gung.
»Die Damen fahren nach Berlin?«
erlaubte sich der Herr zu fragen und
blickte die jüngere Dame an. Die
Dame würdigte ihn keiner Antwort;
nur ein hochmüthiger Blick fixirte den
Fragenden von oben bis unten
Der fragte nicht mehr und schwieg.
Bald aber schien der Herr Langeweile;
zu empfinden. Er fing an mit dens
iostbaren Ringen zu spielen, die seines
rechte Hand zierten, zog einen vom
Finger, betrachtete ihn und sprach im
Monolog vor sich hin:
»Du Ring,« sprach er melancho
lisch, »du bist mir theuer als ein Prä
sent des Zaren, aber du mußt fort.«
Mit diesen Worten wars er den
kostbaren Ring zum Fenster hinaus.
Die Damen ängstigten sich. Der
Herr aber monologisirte weiter.
.·.Ilueb du bist mir lieb und weitb.
als ein Andenken des Kaisers von
Oesterreich", sagte er, einen anderen
Ring vom Finger ziehend, »aber du
mußt auch sort.«
Wieder wartet den Ring zum offe
nen Fenster hinaus. Kein Zweifel!
Der Mensch war verrückt. Wahrschein
lich litt er an Größenwabn, da er nur
von Kaisern sprach und die kostbaren
Ringe wie Nußschalen formats Wie
schrecklich! Und mit diesem Irr-sinnigen
befanden sich die Damen in der Nacht
ganz allein im Coupel Der unheim
liche Fremde setzte sein Spiel fort, bis
er zuletzt auch seinen Trauring bin
ausschleuderte mit den melancholischen
Worten: »Du. Trauring, bist mir der
liebste Ring von allen, aber —--- ei
hilft nichts -— auch du mußt fort !«
Plötzlich richteten sich die Blicke des
Mannes stier auf die Hand der jungen
Dame, welche einen herrlichen Ring
trug.
»Mein Fräulein«, sprach der Jrre,
»Sie haben da einen prachtvollen
Ring, aber —- er muß fortl«
Darauf streckte er verlangend die
Band aus nach dem kostbaren Ringe.
Zitternd zog die Dame ihren Ring
vorn Finger, mit höflicher Verbeugung
wurde er von dem Unbetannten in
Empfang genommen. um gleich darauf
seinen Weg durchs Fenster zu nehmen.
Jett trat eine Stille ein; der Reisende
drückte sich in die Polster und schien
zu schlafen, doch vielleicht dachte er
nur über etwas anderes Unheilvolles
nach.
Was in aller Welt mochte er dem
nächst zu thun beabsichtigen? Wieder
erhob sich die übrigens ganz wobltlin
gende Stimme des Unbeimlichen:
»Es thut mir leid um meine schiinen
Ringe, ich must sie wiederhaben.«
Die Damen warfen sich verzweifelte
Blicke zu. Wenn der Jrrsinnige sie be
drohte. was dann.
Doch der Fremde spielte nur lässig
mit den Sehn-isten der Gardine und
.siebe!« sprach er, »da bist du ja wie
der. mein rnsssscher Ring!«
Dabei steckte er in der That den
funkelnden Brillantring an seinen
Finger.
Nach und nach fand er in der Gar
dinenschnur die Ringe in derselben
Ordnung vor, in der er sie sortgewor
sen hatte. Zuletzt auch den Ring des
Fräuleins.
»Mein Fröulein«, sprach er, jetzt
der Dame ihr Eigenthum zurückgebend
»Sie wollten sich mit mir nicht unter
« halten, ich habe mir dennoch erlaubt,
Jhnen eine lleine Unterhaltung qu be
reiten. Jch hin — der Zaubertünstler
Bellachini.«
Jn diesem Auaenblick hielt der Zug.
Der Schafer öffnete die Tbür rnit»
dem Ruse: »Berlin!« -- Der Zauber-:
künstler sprang hinaus und verschwand
in der Menge.
sittliche Ihre-eitel in früheres
Zeit-II
Die Anrede »Gnädiqes Fräulein«
oder »Gniidige Frau« ist in der Zeit
der Superlative schon wieder einer hö
heren Ansprnche gewichen. Man nennt
die Damen von heute um mindesten
«Gnädigstes Fräulein , .Gnädiqste
«Friru«, und dee Oestetreicher kurzen
diese Anrede schlank-se in das Wort
«Gnädigste« ab, die sgie jeder Dame
z kommen lassen gleichviel, ob sie ver
- -- « tathet ist, ob sie anvermählt geblie
gj len, wenn sie nur eine Dame ist. Das
; , sind die Ehrentiteh die die Damen sich
(- M ihr Tag-law in der Gesellschast
-;Å Wha . Sie haben esnvch zu
W Ehremiteln gebracht, man
heutzutage die Anrede « riiulein
tot«, ,Meißerin« usw. nd dte
von heute sind sehr stolz aus
CW und verzichten nur sehr
M beratet Ja, die Unrede ,Fräu
W sh- hinzuseju des Namens
Standes lgilt
It
T-——s
wissen, wie sie die anderen Menschen
anzusprechen hat. rüher war man
in Bezug auf die E entitel, die man
den rauen gab, weit spartanser. In
der liithezeit des Mittelalters be
deutete das Wort Frau eine Bezeich
nung, die nur den Angehörigen de
höheren Standes zukam. und die ib
nen auch dann g eben wurde, wenn
es sich um eine ungfrau handelte.
Im Nibelungenlied redet Siegfried die
bnrgnndifche Prin essin mit den Wor
ten Meine Frau riemhild« an, und
das lange, bevor sie noch feine Ehe
trau geworden war. m Mittelalter
herrschte lange Zeit ein Streit dar
über, ob die Anrede für die vereh
rungswiirdigen Damen in dem Worte
Frau oder Weib zu suchen sei. Wal
ther von der Vogelweide entschied sich
fiir die Bezeichnung »Weib«. während
der Minnefänger das Wort Frau
Hschöner fand, weshalb er auch den Na
men »Frauenlob« von seinen Zeitge
nossen erhielt.
- Die tiirsilirtpen Damen nannte man
Jungfrau oder Frau«·es war dies die
Bezeichnung für die Töchter und Gat
tinnen der Könige, Fürsten, Grafen
»und Freiherrn. Später aab man die
sem Eheentitel noch den Zuiaß Edle,
Ehrenreisshe oder Tugendreichr. Ein
lediges Mädchen nannte man zum Un
terschied Frau-Magd oder Frau
Mägdlein· und erst im 17. Jahrhun
dert entstand daraus die Bezeichnung
Fräulein. Aber es wäre keiner Dame
eingefallen, sich beleidigt zu fühlen,
wenn man sie schlechtweg mit »Frau
-ein« anredete, im Gegentheit. das
war ein Ausdruck dafür. daß man ihr
die entsprechende Verehrung und Hoch
achtung entgegenbrachte Jn Brieer
und Urkunden sprach man von-den
Damen und zu den Damen gleichfalls
mit fehr einfachen Worten. Man
nannte sie »Eure Liebden«. man gab
ihnen, wenn sie älter waren, auch die
Bezeichnung Vielgetreue und Vielges
liebte Frau Wirthin. Ehemänner
schrieben an ihre Ehefrauen, indem fie
die Vielgeliebte. Dienftwillige Ehetvir
thin und Hausfrau anredeten. unt die
Damen gaben fich damit auch außer
ordentlich zufrieden. Aeltere Herren
nannten jungeMädchen einfach »Liebe«
oder «Vielliehe«. Später entstand aus
der Anrede Jungfrau das Wort Jung
fer, und mit diefer Bezeichnung be
legte man die jungen Mädchen, die
den unteren Ständen zugehörten
Diese junaen Mädchen ftanden in der
Tsienften der Frauen und Junafrauen.
und bald diente die Bezeichnuna
»Jungfer" dazu, um ein Mädchen zu
nennen, das feine Arbeitskräfte in den
Dienft der hochgeborenen stellte Diets
Bezeichnung hat sich ja, wie allgemein
bekannt ift. bis auf den heutigen Tag
erhalten. Kammerjungfern und Jung
fern sind auch heute noch Mädchen, die
fiir die wohlhabenden Damen zur per—
fönlichen Bedienung gemiethet werden.
Frauenzimmer und Dirne hießen
die Mitglieder des weiblichen Ge
fchlechtes in der allgemeinen Bezeich
nuug. man durfte diefe Benennung
ihnen getroft gehen, ohne zu fürchten,
Anstoß damit zu erregen. Erft später,
zu Ende des 18. Jahrhunderts, be
kamen diese beiden Worte eine etwas
verächtliche Beimifchung, die sich fehr
bald aber verfchärfte. und die in der
heutigen Zeit zu der ärgsten Beleidi
gung eines weiblichen Wefens sich ver
dichtet hat. Jn früheren Zeiten gab
man einer Frau mit einer verächtlichen
Vergangenheit oder Gegenwart die Be
nennung Weibsbild, und diefe Benen
nung hat auch später ihre unangeneh
me Nebenhedeutung nicht verloren.
Aber Weibsbilder find heutzutage ei
gentlich mehr die thärichten, die un
niihen Frauen, während damals die
mißachteten fo genannt wurden. ———
Mit den Ehrentiteln waren die Damen
der vergangenen Jahrhunderte fehr
einverstanden, und felhft die gelehrten
Frauen der früheren Zeiten mußten
wohl oder iibel darauf verzichten. ihre
Ehrentitel neben ihren Namen fiihren
zu dürfen. das hätte ja wie ein Ein
greifen in die Rechte des Mannes auc
gefehen. Und die Männer hätten die
ier,Frau den lieblichen Titel Frau
oder Jungfrau wohl gar entzogen.
Die Irrt-Or vor der Schule.
Es giebt viele Eltern, die ihren der
Schule entgegenwachsenden Kindern
bei Ungehorsarn und anderen Unarten
sagen: »Warte nur! Wenn du in die
Schule lornmft, da geht es aus einem
anderen Tone!« Wenn folche und ähn
»liche Drohungen auch ihren nächsten
;Zweck, die Kinder zur Ordnung zu
rückzubringen, selten verfehlen, fo sind
sie doch durchaus verwerflich. Denn
derartige Einfchüchterungen benehrnen
dem Kinde die Luft zur Schule, die
Freude am zukünftigen Lernen. die in
jedem normalen Kinde vorhanden ift,
denn Kindergemüther lassen sich durch
Neues leicht fesseln. Außerdem aber,
und das ift noch schlimmer-, verliert
die Kindesfeele das Vertrauen zur
Lehrerin, und dieses ist zu einem er
folgreichen Unterricht unbedingt er
forderlich. Darum folle man ieht den
zukünftigen Abcfchiitzen erzählen, wie
fchön ei in der Schule fet. was man
da für hübfche Bilder ansehe. Lieder
lerne etc. So wird den Kindern. El
tern und Lehrerinnen ihre Pflicht er
leichter-i.
wer-.
»Mit mäieneizr ulnggiåfåvegtnaesiamen
Wer Der a i ,t
nicht müsste-M r ewig
»Hei-reiben Sie sich doch sMeim
Mk — ’
-—
Im Nahethal
site Karl Eisen schnitt
Martinltein wurde gegründet, als
die Erzbischiixe von Mainz und Trier
den Wildgra en von Dhaun bekrieg
ten, dessen Schloßtriimmer man von
vier aus hohem Bergriiclen erblickt.
während von der Burg in Martin
stein selbst nichts medr iibrig ist. Als
Hauptzeuge der alten wildgriislichen
Herrlichkeit steht noch das alte Kirch
lein aus dem Johanniser dessen
Jnneres ganz mit zum Theil sehr
schönen Grabmälern von Mitgliedern
der gräslichen Familie ausgeschrniickt
ist. Auch in dem Städtchen Hirn
das wir ietzt erreichen, residirte einst
ein solcher kleiner Landesherr, dessen
Hoheit wie die der Herren von SDhaunI
erst mit der franzdsischen Revolution
zusammenbrach Der leyte Gras von
Kyrburg sand sogar, ganz wie seine
französischen Standesgenossen. sein
Ende in Paris und liegt mit mehre-«
ren hundert anderen guillotinirten
Lllristoiraten aus dem tleinen Kloster-J
sriedhose von Piepus begraben. Seine»
Erben haben sich mehr um seine letzte»
Rubestätte geliimmert als die Nach-I
kommen und Verwandten seiner Lei-;
denggenossen Der Theil des Fried-;
boses« welcher die Gebeine der Guillosz
tinirten birgt, ist von der Gattin desl
letzten Grasen von Knrvurg ange-«
kauft, ummauert, mit einem Gitter
thore und einem einfachen Denkstein
versehen worden, also dasz das Ans«
denlen dieses deutschen Grasen in
Paris sortdauert. Es gibt noch ein
anderes Monument des letzten Myr
lsurgers in Paris, da es aber nicht
seinen Namen trägt, wissen nur die
wenigsten Pariser, day ihr Palme
der Ehrenlegion von dem letzten Gra
ien von Kyrburg turz vor der Revo
lution gebaut worden ist« und daß die
Bauern an der Rahe und am Hah
nenbach schwihen und leuchen muß
ten, um der erst dreißig Jahre später
geschaffenen französischen Ehrenleggon
ein würdiges heim zu schaffen. on
der Kyrburg selbst sind nur noch spär
liche Reste vorhanden, und die Fran
zosen, zu denen nach Aufhebung der
Standesherrschaft auch die bisheri
aen Unterthanen der Khrkurger ge
hörten. haben dem Stammsitze des
Grafen weit härter mitgespielt, als
feinem Palais zu Paris.
Jn Kirn wollen wir unsere Wan
derung beschließen, aber vorher wol
len wir einen tleinen Seitensprung
den Hahnenbach hinauf machen. um
die Stammsitze zweier sehr berühmter
deutscher Geschlechter zu besuchen.
Kaum eine Viertelstunde von Kirs
lommt man zu den steilen Felszackerh
die auf drei isolirt neben und iibers
einander aufgethiirrnten Radeln oder
Pfeilern ebenso viele Burgruinen
tragen. Von der anderen Seite her.
besonders von dem hochgelegenen
Schlosse Wartenstein, das selbst die
Stelle einer verschwundenen Ritter
sburg einnimmt, bieten diese Fels
zarten mit den Ruinen Stein« Kal
lenfelz und Stock im Hahn wohl dae
romantischste und mittelalterlich ma
lerischste Bild, das von irgend einer
Felsenburgruine geboten wird. Von
Her Burg Stein aber leitete der aus
den Befreiungslriegen gegen Nervo
sleon wohlbekannte deutsche Patriot
IFreiherr von Stein den Ursprung
iseines Geschlechtei her. Das andere,
lsehr berühmte deutsche Geschlecht
aber, -— noch weit berühmter als die
vom Stein —- entsiammt der eine
Stunde weiter aufwärts gelegenen
Schmidtburg. Die Jnsassen dieser
lBurg waren von unglaublicher
sFruchtbarleik selbst Adie Söhne Jo
raels waren arme Stumper gegen
ssie. Denn wo gäbe es ein zahlreiche
ires, weiter verzweigtes Geschlecht al
das der Schmidte?! Wenn alle Ange
nötigen dieses Geschlechtes wenigstens
einmal in ihrem Leben die Wall
fahrt nach der Schmidtburg machen
müßten, wie die Mohamedaner nact
Metta, dann gäbe es schon längst eine
Eisenbahn im hahnenbachthah wäh
rend wir seht noch auf Schufters Rap
pen angewiesen find.
Vor einiger Zeit fand ich in den
»Nheinlanden«, also einer gerade fiir
diese Gegend maßgebenden Zeitschrift
einen Aufsatz uber das Nabethnl, der
recht deutlich zeigte, wie wenig bekannt
meine Heimath im übrigen Deutsch
land ist.
Nur daß sich in Kreuznach ein Bads
fLir Hautleiden befindet, scheint man’
zu wissen daß auch gesunde Menschens
dort mancherlei schönes und interes-’
santes finden können, davon hat man
offenbar leine Ahnung. Ja, es will
mich schier bediinten, als ob die Fran
zosen besser Bescheid wüßten im Nahe
thal als die rechtsrheinifchen Deut
schen; denn alljährlich iehen viele
hundert junge und alte ariser, de
nen nicht das Geringste fehlt, nicht
nur nach Lreuznach und Münster o.
Stein, sondern auch hinaus in den
Soonmnld und auf den Hunsbriiet
Vor zwei Jahren traf ich zwei Pari
serinnen in dem einsamen Dörfchen
Thau-« wo man billiger und besser
lebt, eine herrli re Aussicht hat und
schönere Wald pazietg·· e machen
kann, als irgendwo IT Moaj
und Weichsel. Da sa n d se beiden
Damen, die nach gutem Landeibrauch
tein Wort deutsch verstanden, und
LHWX W Zifftäsipsåksk m
u ntoe en, e n s u
Linden. Riemaelemabeäthä schntsgemsn
. MIV II i-.
sä: gemessen- tend alles in alles
tmkv se m sein«-: Ida- nah
tbal ist den Franzosen bekannter als
den nicht« hier heimi chen Deut chen.
Allerdings haben es die ariser
auch wirklich bequem-n in das Rahe
tbal zu kommen als die Berliner:
von Paris geht ein direkter Wagen
in das Nirhethai, und ohne um ustei
gen kann ich von der franzö schen
Hauptstadt nach Oberstein, Kirn,
Kreuz-nich oder Münster kommen.
Von Berlin aus wird einein die Sache
nicht so bequem gemacht, und so hatte
»der Nahethalreisende der Rhein
lande« vielleicht ganz Recht, als er be
.hauptete, es sei das ein abgelegener
kund weitvergessener Winkel. Für die
Niederrheiner ist es das vielleicht
wirklich. Der Mittelrhein aber wird
durch das Nobekhal in direkte Ver
bindung mit Frankreich gebracht. und
fiir die Franzosen wie fiir die Mittel
rbeiner ist schon allein aus diesem
Grunde das Nahethal keine weltent
fernte und unbekannte Gegend.
Fiir sie ist das Nahethal ein belieb
tes Ziel der Sommertonristen, weil
sie wissen, daß keines der von Natur
schönheiten überschütteten Seitenthii
’ler der rheinischen Gebirae romanti
’scher oder interessanter ist. Mit der
«Mosel wie mit der Lohn kann sich die
Nahe getrost messen, der Soonwald
braucht sich vor dem Taunus und dem
Schwarzwald nicht zu versieekem und
neben den landschaftlichen Schönhei
ten finden wir geschichtliche wie indu
strielle Merltviirdigkeiten, die gar
wohl unsere Aufmerksamkeit verdie
nen. Jetzt, wo man am Ufer der
Nabe, da wo sie in den Rhein ein
"strömt, dem Mänsethurm, der Burg
Klopp und dem NiederwaldfgeneP
über, ein gewaltiges Bismarwwensp
mal aufrichten will, tvird hossentlich
auch das rechtsrheinische Deutschland
dem NahetlsaL wie dem zwischen
Rhein, Nahe und Mosel liegenden
Hunsriich etwas mehr Beachtung
schenken, und wer sich dann nicht mit
dern Ausflug nach Kreuznach und
Miinster begnügt, sondern erstens
naheauswiirts, sodann nach den Sei
ten hin Umschau hält. der wird Ent
deckungen machen. die ihn sehr wahr
scheiniich 'zur Wiederholung Ausdeh
nung und Verlängerung seines Be
suches veranlassen werden.
Nicht wenia von seinem romanti
schen Reize verdankt das Nahethal
eben dem Umstande, daß es die Heer
strasze von krantreich nach Mittel
deutschland i . Die Franzosen sind
früher zwar nicht wie jetzt die Fährer
aus dem Gebiete der dildenden Kunst
gewesen, aber indirekt haben sie doch
immer sehr viel siir die Kunst gethan:
keine «andere Nation hat sich so treff
lich auf die Schassung romantischer
Ruinen verstanden, und die deutschen
Dichter und Maler. die am Rheine
und in seinen Seitenthiilern idee»Be
geisterung nähren, können den Fran
zosen gar nicht dankbar genug sein.
Von zehn romantischen Ruinen ver
danken wir zum mindesten neun dem
unermüdlichen Kunsteiser der Fran
zosen. Von der Burg Klopp in Bin
gen an ur Kau enburg in Kreuznach,
dern beingratøensteim der Alten
baumdurg, Ehrenburg, dem Schlosse
von Böckelheim, Dhaun, Knrdurg,
Oberstein -— alle verdanken ihr male
risches Aussehen den Franzosen
Bon Kreuznach und seinem Bade
wollen wir nicht reden, denn das ist
ia der einzige Punkt im Rahetdai.
der auch weiteren Kreisen bekannt ist!
Oberskein und Jdar sind auch nicht
ganz unde!anni, weil dort die größ
ten Achatschleifereien der ganzen Erde
zu stnden sind, wie denn die Jdarer
und Odersteiner sich des aesammken
ndels und der Verarbeitung von
lbedelsteinen berniichtiat haben, also
dasz in New York und Yokohama wie
in Sidnen und in Paris alle Halb-—
edelsteinbiindler aus dieser Gegend
stammen.
Zwischen Kreuznach und Uhernein
aber liegt noch manches-, was unsere
Beachtung verdient. Zuerst natürlich
Münster n. Stein mit dem Schlosse
der Rheingrofen.
Gleich auf den Rheingrafenitein
folgt die Ehernburg, die Geburts
stätte Franz von Sickingen, der hier
mehreren Resormatoren eine Zukunft
eingeräumt hatte. Ulrich von Hatten
nannte die Burg darum die »Der
herge der Gerechtigkeit«. Hier mündet
die Alsenz in die Nahe. und eine
Stunde aufwärts an diesem k liißchen
liegt die oben erwähnte Vieh-anm
hnrg. Nahe aufwärts kommen wir
zunächst am steilen Rothenfels vorbei,
dessen sorg- nnd mühsam ausgespartr
Terroisen den besten und feuriglten
Wein der ganzen Rheingegend tra
»gen. Rothenfelser giebt es freilich
«an keiner Weintartr. aber ans den
Namen tomint es nicht an. und als
Johanniskrger schmeckt er ebensogut.
Auf der Burg Böckelheim wurde
nicht nur eine Weile Kaiser heinrich
1V. grfan en gehalten, nachdem eri
sich von einem unartigen Sohnes
hatte übertölpeln lassen, sondern hier«i
ist auch die griFßte heilige dieser Gesi
gend geboren, die heilige VildegarN
nämlich, die später ein Kloster in’
Singen leitete und um ihrer prophe
tischen Legal-un willen bei Kaiser
nnd Papst in hohem Ansehen stand.
Z re ersten Nonne-richte hatte sie im
oster zu Disibodenherg verbracht,
wohin wir seht bei unserer weiteren
Wandel-sing gelangen. Der heilige
Disibodus war aus Jrland in die e
Gegend getoknmen, um die german-’
schen iden zu belehren. Zum gehn-·
ten T ile waren die Bewohner des
nun römischen nur-s Mut-til
allerdings schon lange Orts-M st;
der fromme Jrlsnder hier seine
Klause bezog. Aber wahrscheinlich
fand er immer n Arbeit genu«
nnd außerdem mag « die Gegend
gefallen haben: auch hier wächst ein
trefflicher Wein, lauter Seelen, die
im handel unter falscher Flagge se
geln und den Ruhm des Uheinweines
erhohen, anstatt die Welt zu erfüllen
·vom Preise des Rahethales. Diei
Klosteruine verdankt ihr romantischesk
Aussehen zur Abwechslung nicht den
Franzosen, ·sondern den Schwedeis
die im dreißigjährigen Kriege hier
gehaust, den Klostetleller geleert· diet
Schuhe fortgeschleppt used die Ge-«
daude in»Brand esieckt haben.
Ehe wir nach artinstein gelangen,
mussen wir einen Augenblick in den
alten Flecken Sobernheirn und Mon
zrngen verweilen, das erstere einft eine
freie Reichsstadt, beide mit schönen
Znittelalterlichen Häuserm Sobernheim
ifi auch um seiner Tubalfelder willens
fehenswerth Die berühmte »Pfälzer
Etnlaae" gedeiht hier vortrefflich, nnd
Zer Bauer raucht keinen andern Kna
er.
Die streitet-sung des halsar
Interesse-.
Aus Paris wird berichtet: Dadz
kleine haus der Rue Rayneuard inZ
Passd. in dem Balzac von 1841—48
gelebt und eine Reihe seiner größten
Werke geschaffen hat« ist jetzt als Bal
zac-Museum eingeweiht worden. Diese
stimmungsvolle Ceinnerungsftiitte an
den großen Schöpfer der ,,mensch
lichen Komödie« ist durch die eifrige
Thätigleit der 1908 gegründeten «Ge
sellschast der Freunde Balzacs« ins
Leben gerufen worden. Balzac sand.
nach mannigfachen Umherziehen an;
diesem stillen Fleck endlich Ruhe »unt;
in Frieden zu arbeiten und seinex
Schulden zu bezahlen«. Für 6003
Franken jährlich miethete er das hält-E
sche Häuschen mitten in dein schönen
Garten, in dessen dichtes Grün er von
den Fenstern seines Arbeitözimmerlz
aus sehen konnte. Als er im Winter;
1847 nach Russland reiste, gab er;
diese Wohnung, in der er feine frucht
barste Arbeitszeit verlebt hatte, auf.
Er zog mit seiner Frau, die er nun—
heimführte, nach der Rue Fortuneez
und starb dort irn August 1850. Das«
Museum enthält eine Reihe von Ge
genständen, die dem Dichter gehörten
und andere Erinnerunaen, die von
seiner Familie gesammelt worden
sind» Im Garten stehen Bildwerle,
die ihn darstellen. ;
—-—--.-s-— 4
— Der-krumm sur Judelsetee der
serltaer Unsre-seie.
Die Dentmiinze, die zur hundert
jähtigen Jubelfeier der Berliner Uni
versität in der Königlichen Münze ge
prägt wird, ist von dem Bildhauer
Amberg einem Schüler des Profes
fort Tuaillon· modellirt worden. Die
Ausführung der in der Form eines
Dreimartstückes gehaltenen Münze
weift gegenüber den früher bei solchen
Gelegenheiten geprägten Dentmünzen
eine wesentlich moderne Fassung auf,
was sich in der Schrift wie in der
Ausführung der Einzelheiten geltend
macht. Die Vorderfeite der Deut
miinze zeigt die reliefartig gestalteten
Bildnisse Kaiser Wilhelmö ll., des
sehigen preußischen Herrschers, und·
des Königs Friedrich Wilhelm llt.,
des Gründers der Universität. Beides
Portrüts decken sich zum Theil. Auf
der Rückseite ist der Reichsadler in
anderer Form wie bisher von dem
Künstler ausgestaltet worden. Es
sollen 600,000 Dreimarkstiiete dieser
Art hergestellt werden. — Abgesehen
von dieser Denlmünze wird noch eine
Platette in größerer Form zur Ver
leihung an bestimmte Persönlichteiten
hergestellt werden« Die Modelllrung
stammt von Professor Tuaillon, der
sie im Austraae des Kultuominiftes
riums gefertigt hat.
Zeitsemäh·
»Der drei Wochen habe ich einen
hund, der mich immer anbellte, ein
,Vteh' geheißen, und heute wurde ich
nun deshalb wegen Beamtenbeleidi
gung zu dreißig Mart Geldstrafe ver
urthetlt.«
«Unmöglich!«
«Doch möglich —-— ei war ja ein Po
lizeihundl«
W
Dis W seit-Its
Der Duberbauer war bei der sei
leshauptmannschafn um Ich eine
uklunft zu holen. Wie er das Amts
aedaude verläßt, kommt gerade sein
Nachbar des Weges, der ihn gleich
fragt. was er denn ausgerichtet habe.
»Ja mei’«, erwidert der habet
bauer, »i’ bin bei oan herrn nach
dem andern a’wexen; aber kaum. daß
r’»ang’fanqt bab’, mei’ Sach' zu er
zablen, hat jeder a’ freundlich's Ek
sichi g’maeht und g’iagt, er bedauert
lehr, ader das g’diirt in a’ ander’s
Referat; nnd so hab’ i’ halt nix er
fahren lönna.«
»Dös sieh i« .schon«, belehrt nun der
rriahrenere Nachbar den Halt-erbauen
»Du lennsi Dich bei den Behörden
no’ nit aus. Bei dem Beamten, den’s
angeht, bist D« einfach no« nit g’toe
ten. Woaizt, erst wenn Du zu oan
licnmst, der, kaum daß D’ zum Er
zählen anfangst, glei’ fuchstenfelwild
wird und iaat, daß er loa Zeit hat —
das ist das richtige Referat!««
«
Use-prächtig.
Astronom: »Seit ich meiner Haus
halterin gegenüber von der Möglich
leit des Weltunterganaes durch den
Halleyschen Kometen aeiprochen, staubt
sie gar nicht mehr abl«
Its-winkt
Sie: »Ach, Edgar, lauf’ mir doch
ein LuftichiffP
Er: »Wozu? Wir gehören ja ohne
hin zu den oberen Zehntausend!«
Aus Milbe und Keller.
»Macht Jhr Kleiner denn sein
Ferienarbeilen ganz ielbitftiindig2«
Aufwarteirau: »Na. sehn Se, Frat.
Mitben, soweit macht er ja allens von
alleine, bloß bei’s Deutsche, da helf
ick diichtig mitl«
Protest
Kiavieriebket (zanchiilerin): »Die
sen Theil spielen wir Dreioiertel—
Tattt« .
ParoenugsGattim ,,Spieien Sie
nnr ganze Takte, bei uns brauchen Sie
nicht zu sparen!«
« Dac- Wichtigsre«
Kranienschtvestert »Herr Dosson es
fehlt ein Schwamm, vielleicht ist er
eingenäht im Patienten.«
Der Medizinmannt »Dann sehr.
Erinnern Sie mich daran, das-, ich
zehn Mark für Material mit aus die
Rechnung setze«
Milttsrische Charge-·
»Nu, August, bist Du auch beim
Militiir gewesen«--m
»Natürlich! Jch hab’ doch »66" als
Einiiihriger mitgemacht.«
«Dn, ais Einjiihriger? Wieso
denn-P
»Nu, ich bin doch 65 geboren.«
setiesh
Karl: »Siebste, Dei Vater hat bloß
so a tleenen Bart und meiner so a
großen!«
Fritz: «Ae·citich! Dasiir hat aber
meine Mutter a Schnitrrbart und
Deine nicht!«
« sie-gewissem
Freundin: »Sieh mal. Wi1!y. den
ichönen Mann dort tann ich, wenn ich
will, jeden Tag zu meinen Füßen ie
heu.«
Willh: »So, der sieht aber nicht aus
tvie’n hübneraugemcperateur!«
Psscholssischet
Bis zu einer gewissen Zeit haben
viele Männer einen festen Willen;
dann aber heirathen sie·
Was nur-?
.Das Alleinsein thut nicht au»
here Abjuntt, Sie sollten sich ein hüb
sches, reiches Weibchen suchen!'«
Wabe ich gethan und habe ja auch
schon gefunden, aber...«
»Nun?«
»Aber ej ist au enhlicklich anver
weitig engagirt. ch warte aus die
Rückgangigrnachung der Verlobung-«
Iersebieteue Indien«
Tochter: »Nam, wohin gehst Duf«
Papa: »Ich gehe zur Wahl, willst
Du niittomtnen?«
Tochter (verschiimt): »Ach, Paps,
ich habe schon gewählt!«
RMnet wer in seinem srua nur Schaum findet, beim sit-blasen desselb
«O nei, wenn da von-c schwach auf ver Lang ist« I