Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 28, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    , f,»-—,
, Um Gachen Eck.
Erzählung von Johann Georg
Seeger.
Züthend prallte der Sturm gegen
die Hütte über der «Weißen Wand«.
Mai Gewölk schob sich vor die
Fenster« so daß es troh der Mittags
stunde im Jnnern sinster ward und
der Düttensepp die Petroleumlampe
anzündetr. Die schwanlte nun über
dem Tisch und den Köpfen der drei
Touristen und dem verwitterten Hut
des Bergsührers und leuchtete matt in
die herrgottsecke, wo eine duntle Ge
stalt saß und seit einer Stunde schon
den Raum mit Tabatrauch füllte.
»Schnee gibt’s,« sagte der Hütten
sepp und stellte den Wein auf den
Tisch. »Zwoa Tog lonna dö Herrn
itzt da herob’n tampir·n.··
»Nicht möglich!'« ries einer von ih
nen, und sah den Führer fragend an.
Der stopfte umständlich seine Pfeife.
hielt ein brennendes Schwefelbolz da
rüber, that ein paar Züge und ant
wortete endlich: »Im Schneesturm
sind’t toana an Weg über dö Woasz’
Wand, und bal er’n sind’t, nachat
timmt a dengerscht it übers Gacha:
Eck.«
«Eine verteufelte Stelles« bemerkte
ein anderer Tourist. »Da hab’ ich
zum erstenmal im Leben verspürt,
was Herztlopfen ist.«
»Jetzt is do no besser als wia vor
zehn Jahr’n.« meinte der Hüttensepp.
«Jrzt san a poar Stus’n einig’haun.
Aber srüha!«
«Jo srüha!« Der Führer blieb nach
denttich eine große Rauchwolte vor
sich hin; die Touristen schwiegen. Der
Sturm heulte, und immer dichter
wurde der Qualm.
Nach ein paar Minuten schaute der
Führer von einem herrn zum andern
und sagte halblaut. als hemmte ihn
eine schlimme Erinnerung: »Selbigs
mol hat ma halt as an schmoalin
Stroas’n, it broater wia mei’ hand
botwiirtstimma tenna . . . fuszig
Meta lang bis zum Gacha Eck. Und
nachat bist in da Lust g’hängt —- 300
Schuach hoch un hast Di ums Eck
tumschtvinga müass’n. Wir Führa
ham z’erscht beich’t, eh ma dö Tour
g’macht ham.«
«Sind schon Abstütze vorgekom
men?« unterbrach ihn ein Herr.
»An oanziga. Die mehrern Tou
rist’n stoag’n da Süd’n as dö Woaß
Wand. Vor suszeh Joahr’n ist oana
adig’stiirzt. Neamd hat’n g’sunna.
Jrzt no sucht’n sein Kamerad alle
Joahr mehrere Woch’n lang· Dön
sannst alle Felsschlucht’n aus un abi
lraxeln seag’n.«
»Wie interessant! Erzählen Sie
doch!" rief ein Tourist.
»Pfil" Der Vunensepp zwinrerre
mit den Augen. »Dort heant’n sitzt
er, dii Herr Bentzig.«
Die Touriften blickten in die Herr-«
gottsecke, konnten aber de5 Rauches
und der Dunkelheit wegen das Ge
ficht des Fremden nicht ertennen. Wie- I
der herrschte Schweigen in der Hütte.
Da schreckte eine rauhe Stimme die
fünf Männer aus ihrem Sinnen auf,
nnd rasch sahen sie zu der duntlen
Gestalt, von der die Worte zu ihnen
herüberflogen:
»Wenn’s die Herren interessirt, will
ich erzählen. Jst ein seltsames- alvi.s
nes Ereigniß.«
Fast ingrimmig hatte der Fremde
das hervorgestoßen. Dann sah er
eine Weile starr vor sich nieder und
begann zu erzählen:
»Lander5mann und ich, wir waren
Jugendsreunde und Ingenieure tn
derselben Fabrik. Jch hatte mich ver
lobt und wollte heirathen. Zum letz
ten Mal als Junggeselle wollte ich
mit Landersmann eine Tour in die
Berge unternehmen. Schon vier
k Tage kletterten wir im Gebirge: ich
; hatte genug und wollte heim. Aber
- Landersmann ließ mir teine Ruhe.
»Die Weiße Wand müssen wir doch
auch einmal ersteigen. Du wirst mir
doch den Gefallen thun,'« sagte er.
Und ich gab nach. Klettern also fünf
Stunden aufwärts-, bis wir zum
Band, das an’g »Gache Eck« führt,
kommen. Da bleiben wir stehen und
verschnaufen· Bolzengerad geht’s dort
abwärts, und Landersmann sagt mit
einem Male: »Wer da hinunterfällt,
dessen Knochen tann man nimmer zu
fammentlauben.« »hast Angst?«s
stack ich spöttisch- —- »Unsitm- Hoch-i
peitert Borwärts!« Jch bettete das
Band und 10 Meter hinter mir folgt
Landersmanrr. So war’ö ausge
macht; denn er liebte es, wie er sagte,
fseies Feld vor sich zu haben. Wir
Iden kein Wort. Alle Aufmerksam
stit muß ich auf das siichen Gestein
M, das mir sum Weitertlettern
M kann. Und fest sehn-ins ich
M Ist's .cs.che Sc« nnd bezwinge
die ais-Heu zwanzig Me
rsie kied hinter mir.
vereinen-. Aber gefunden haben wir
nichts als Hergstock und Rucksach
Und auch die Führer aus der Umge
gend haben nichts weiter entdeckt;
denn in die tiefsten Felsschluchten hat
sich leiner hinuntergewagt.
Eine Woche lang bin ich noch wie
ein Verzweifelter herumgeirrt, ohne et
was zu finden. Jch machte mir Vor
würfe. weil ich Landersrnann wegen
seiner Todesahnung verspottet hatte.
Meine haare waren gebleicht; ich war
wie gebrochen, als ich wieder daheim
war, und hab’, glaub ich, nur stumpf
smnig genickt, als man mir sagte,
meine Braut habe sich geweigert, mich
zu heirathen, und sei nach England
abgereist. Was lag mir noch am ei
genen Glück! Mich hatte droben am
«Gachen Eck« das Entsetzen gepackt
und ließ mich nicht mehr froh wer
den. Mechanisch arbeitete ich. Wenn
aber der 2. August lam, mußte ich
zum Felsgelliift unter dem »Gachen
Eck«. Jeden Fleck habe ich dort ab
gesucht. immer wieder bin ich in die
tiefsten Abgrunde geliettert und habe
nichts gefunden.« «
Niemand redete. Alle blickten auf
Bentzig der sich erhob, Geld auf den
Tisch legte und nach Rucksack und
Bergstock griff· Unter dem schnee
weißen haar ein verwittertes Gesicht»
und drinnen ein paar unheimlich«
flackernde Augen. Er trat zu den’
Fünfen
»Nichts habe ich gefunden, nicht5!«
schrie er. »Und warum nicht?«
»Jn den fünfzehn Jahren haben
die Wildwafser die Ueberreste fortge
schwernmt, antwortete ein Tourist.
Bendig lachte zornig.
»Warum hab’ ich nichts gesunden?
he? Weil nie ein Landersrnann dort
unten gelegen ist! Seit gestern weiß
ich’s!"
Die Männer fuhren unwillkürlich
aus. War der Bentzig verrückt ge
worden? Der aber zog einen Brief
aus der Tasche, warf ihn auf den
Tisch und wandte sich zur Thüre.
»Wohin bei dein Wetter?« rief der
Hüttensedp.
»heirn!« Und die Thiir flog zu,
daß es trachte.
»Wir mäassa dem oalten Narr’n
nachlaufn.« sagte Sei-p.
»Das müassa ma,« brumms der
Führer. »Aha lesen’s itzt· wos in
dem do steabt!« Er schob einein Tou
risten den Brief zu.
»Aus Chile?« sagte der staunend
und entialtete den Bogen. Dann las
U;
»Mein lieber Bentigl
Mit hilfe Deines scharfen Verstan
des, hast Du natürlich schon längst
die Komödie arn »Einheit Eck« durch
schauL Aber nun läßt mir Einrna
lerne Ruhe mehr; sie wünscht durch
aus Deine Verzeihung Jch berste-J
se nicht ganz! denn Du hattest aus
purem Streberthum die Berlodung
mit Emma erzwunam weil Du rnit
Hilfe ihres Vermögens Dich selbstän
dig machen wolltest. Ihr Qntel un
terstiitzte Dich.
Nun aber liebien Emma und ich
einander. Also warst Du mein
Feind. und jede Krieatzlist war mir
erlaubt. Ich hätte Dich ja auch über
das «Gache Eck« hinunterwerfen tön
nen. Niemand hätte es mir je nach
zuweisen vermocht. Zum Glück hielt
mich die Erinnerung an unsere Ju
cendzeit davon ab. Ich ersann nun
einen tomvlizirten Plan. lsmrncr
floh. Als Du Dich ums »Gache Eck«
fchwanait. warf ich Ruclfact und
Bergstock in den Abgrund und lief
über die Schrofien:Alm nach Griefens
dach, wechselte die Kleider, fuhr aufs
Umwegen durch die Schweiz und
Frankreich nach La Pallice, wo ich
mit Emma zusammentraf, und reiste
hierher nach dem sonnigen Chile, wo
ich seitdem mit Frau und Kindern
glücklich lebe.
Jch hoffe, daß Du mir nicht zürnst
und uns bald mit einigen Zeilen er
freust. Du warst ja stets der Ver
sechter des Egoismug. Wenn also
vor 15 Jahren droben am »Gachen
Eck« mein Egoismus über den Dei
nigen siegte, so mußt Du als ver
nünftiger Mensch Dich eben vor Dei
net Lebens-Anschauung beugen. Mit
bestem Gruß auch von Emma
Dein Kurt Landersmann.«
f I O
Achtundvietzig Stunden später
glänzen die Berge ringsum im Neu
schnee.
» Tief unter dem »Gott-en Eck« beu
sgen sich fünf Männer über einen leh
losen Körper, und der hüttenfepp
sliistert, den hat mit beiden händen
haltend:
»Unser löertgott aeb’ eahm dia
ewig' Qual-. un bös ewig« Liacht
leucht end-Il«
same sue-meins u- sm.
Weitre-is wurdensdyieanther ei
» n in re W
M MartTtease verurtheilt weil
He zum seile Fenstenroeine als
edle Mit-eine etitetttet hatten.
Ebenso hatten Ie woher aus billi
gen Samt und Weis-wein zusam
Wnrischt die Mut-eilten ent
schuldigten sich damit, das derart
falsche Ettlettierungen in Weint-änd
Wses allgemein gebräuchlich«
seiest Wenn das zutrifft, wird man
urk- Wssssiksr Muts-WE
U e I
III M ein Ende W
Ew- sung-de- HedichoszohuH
Die tkrösfnnng der Dedschaissahu
war nicht nur sitt das türkische Reich
ein wichtiges Ereignis sondern siir
die Betenner des Jslarn in der gan
zen Welt von weitgehender Bedeu
tung. Ermöglicht sie doch den Gläu
digen eine bequeme und sichere Be
friedigung ihres höchsten Wunsches,
den Besuch des Grabes des Prophe
ten. Bisher stellte diese Pilgersahrt
die höchsten Anforderungen un die
Ausdauer der Reisenden. Bis
Dscheddnh ins-en sie eng zusammen ge-’
psercht in kleinen Segelbooten, um
dann die Wanderung durch die weite
Wüste anzutreten, wo sich der
Schrecken räuberischer Beduinen zu
den Strapazen gesellte. Das wird
durch die Hedschas - Bahn griindlich
geändert. Jn schämen, mit allem mo
dernen Avinsort versehenen Zügen
werden die Pilger von Beirut oder
Haisa direkt nach Medan befördert
»Die neue Linie beginnt nn dein Ha
jsenplas Haifa, den sie mit dem öst
ltch davon liegenden Deraa verbindet
um dann in direkter südlicher Rich
tung bis nach Medina führen. Der
Plan zu diesem Bahnbau entsprang
hauptsächlich politischen Ueberlegun
gen. Seit der Erbauung des Suezs
lanalg siihlte sich der Herrscher der
Osmanen nicht mehr so sicher vor den
etwaigen Angriffen sremder Möchte
die nun olkne Schwierigleiten das ex:
ponirte Dscheddah, die Eingange
rsorte zu Melia und Medina« nehmen
konnten. Solche Erwägungen hatten
auch das Ansehen Abdul Hamids bei
den zahlreichen Stömrnen Kleinasiens
erschiittertx und in der richtigen Er
lenntniß, daß sich seine Machtstellung
hauptsächlich aus der doppelten Würde
des weltlichen und religiösen Ober
hauptes ergebe, suchte er nun, wie F
As Talbot in «Word’s Worl« aus
sürht, aus letterem Gebiete eine Ak
tion zu dollsuhren, der sich das Jn
teresse aller Jolambelenner zuwenden
mußte Vorerst ist die Bahn hauptsäch
lich don strategischer Bedeutung, da bei
dem Charakter des Landes kein fan
delsvertehr erwartet werden ann
und nur die Pilgerziige größere Ein
nahmen bringen. Dscheddah diirste
hingegen seine Bedeutung völli ver
lieren, da es weder siir die ilger
noch siir Truppensendungen mehr in
Betracht kommt. die nun mit der
hedschns - Bahn nach jedem Punkt
der arabischen Provinzen gebracht
werden lönnen. was den arabischen
Stämmen gewiß zu denken geben
wird. Auch in Bezug aus technische
Bedeutung stellt die dschas i Bahn
ein berdorragendes rt dar. Bei
einer Länge von eirca 1600 Kilometer
ersorderke sie last 4000 Brücken Pia
dulte und Tier-neig, woraus rnnn wohl
die Schwierigkeiten, die es zu über
winden galt, erkennen mag. Dieses
arabische Gebiet weist zahlreiche
Schluchten, schrosse Uebergiinge und
wilde Wasserliiuse auf. die den Jn
genieuren die Arbeit erfchwerten
Jhre tleine cchoar brachte die Zeit
in mühevoller Arbeit hin veraraber
in endlosen Wüstenstreifen oder wil
den Gebirgen, wo die Abwehr rände
r«:.scher den Bahnhau betamvtender
Horden die einzige Beziehung zur
Aufzenwelt bildete. Kein Unbetheilia
ter durfte die Arbeitsstätte betreten
ausgenommen der deutsche Jngenieur
Generalleutnant Auler Pirschn, der die
Eisenbahn und auch die projektirtr
Route bis Metta zweimal besuchte
und authentische Mittheilungen dar
uber machte. Unter den Erhauern
der Bahn ist vor allein Kaizirn Brich-:
als Militartornmandint und Diretror
;u nennen; dann Muthtar Ben der
ietzt verbannte Jzzet Paschn und der
deutsche Jngenieur H. Meißner Pt
scha, auf dessen Schultern die haupt
arbeit ruhte. Jzzet Pascha Ubert-sachte
die Lieferung der Lotomotiven und
deg rortenden Materials, während
Muthtar Bey den Bau der Strecke El
Pllo Medina übernahm. Das ganze
Wert wurde in äußerst kurzer Heit
nnd ohne Betrüaereien ausgeführt
i eine in der Türtei sehr bemerkenswer
ithe Ausnahme Die ganze Linie ist
äußert solide gebaut: die gemauertei
Viodutte wurden aus schweren Stei
nen, dir nian in den dortigen Gebir
oen sand, ausgeführt Die Baute
find aus Stahl und haben außeror
dentlich starte Pfeilen Die Spurrreiti
beträgt I Meter. Die Strecke bietet
vielfach ftarte Steigungen, scharfe
Kurven und außerordentliche Niveau
twifferenzen Sie führt einmal 220
Meter unter den Spiegel des rothe
Meeres, urn dann in langen tiibnen
Bogen auf eine Höhe von 1200 Meter»
zu steigen Die Bahn ist nur mit der
wundervollen Transtaipis - Bahn zu
vergleichen, und beidem ersten Be
tanntroerden der Pläne hielt man sie
fiir die p ntattische Missgeburt eines
Despoten rus. Nur unbeugsarnste
Arbeitskraft und reudigtett tonnte
ein folched Wert vo ringen.
Der Schienentve verfo t im allge
meinen die alte Ptgerttro von Da
mastus nach Medtna und macht dann
einen Umweg iiber Stabing nach
Wette-. Durch diese Abweichung ist
Dfcheddah in die Nähe der Bahn ge
riist. mit welcher es durch eine kurze
äeweigliniezu verbunden wird. — Jrn
gensa der üblichen Schlenderei
ortental cher Verwaltungen folgten
in diesem eitle der Ausarbeitung der
W chdte Jschritte Mtmn ihrer
Inid ni Mattli
W Music-. Mær « set-«- vom-·
e
»st
l
as , »»--.7 ,-.sp , k-».—.-.«»
Mk RA
und 4 Monate später » am A. Jah
restage seiner Throndesteigung s-«
wurde die tlrbeit begonnen. Man
wählte zum Endpnntte der Linie ans
Mitteln-M Damailui, das damals
isur durch eine kurze Bahnsireele nach
Norden mit Aledpo verbunden war
Die erste Theilstrecke fiihrte durch
fruchtbare Gegenden östlich vom Tod
ten Meer bit Ma’an. Hier macht fiel
der günstige Einfluß der Bahn aus
das Gedeihen des Landes schon sehr
bemertvar. —-- An Stelle einer spär
lichen, stets von Rauberbanden de
drobten Bevöllerung ist jeIt die auf
blühende Stadt Ma’an getreten. Ein
großer Bahnhos wurde errichtet und
Niederlagen von allen iiir die Eisen
bahn erforderlichen Artite1n. Auch
schöne Geschäfts: und Verhaltungsgp
böude sowie ein gutes Tor-riitenhotel
sind entstanden. Außerdem will sich
die Stadt ihrer günstigen Lage wegen
zum Luftlurort ausschwingen - Die
Verbindung des Hafens- von haisa
mit der Hauptlinie in Dei-an batte
einen ähnlichen Erfolg. Diese Zweig
bahn ist circa 170 Kilometer lang und
berührt das Südende des Tideriasg
sees. Auch Haism früher eine typisch
orientnlisch vernachlässigte Stadt, hat
sich vollig nioderniiirt. Zur Zeit des
Bahnbaues hielten sieh dort TAJOO At
beitssoldaten aus. Die Stadt erhielt
einen imposanten Bahnhof und an
dere loniiortable Gebäude. Sobald
die Verbindung mit der Damastus
linie hergestellt war, begann man mit
dem regelmii igen Betrieb. Dreimal
wöchentlich gingen Züge nach Domai
lus, welche sofort nach Beendigung
der Linie nach Ma’an bis dorthin wei:
tergeiiibtt wurden. Auch diese Sta
tion ist gut ausgestattet, mit zahlrei
chen steinernen Gebäuden und mehre
ren Rangiergeleisen versehen. Keine
der Stationen besiyt Bahnsteige, da
das Bahnhossterrain sich auf gleichem
Niveau mit dem Bahngeleise befindet
Auszerdem sii t jeder Zug bewegliche
Tritthretter iir die Ausgange mi:
sich. Von der Station Ma’an geht die
Linie sast geradlinig bio Tebub Etwa
65 Kilometer südlich von Mn’an liegt
in einer Höhe von fast 1200 Meter
«3!tabet-el-heagieh, wohin die Bahn
sich mühselig hinauswindet. hier be
sindet sich eine der größten Sehen5—
würdigleiten der Bahnlinie. eine gäh
nende Schlucht, Batu el-Ghoul, der
Teufelsbauch genannt. Die Ueberroin
dung dersean machte große Schmie
rigleiten. Die schroffe Sentung zum
an der Böschung entlang in die
Thal hinunter machte es unmöglich
Schlucht zu gelangen. da der Adsall
auf der einen Seite 50 Kilometer, auf
der anderen 17 Kilometer beträgt
EZ blieb nichts übrig, als eine Lin.en-»
sührung in Setpentinen, die auch in
bewundernsrverther Weise von dem
deutschen Jngenieur Meissner Pascha
uuzgesiihrt wurde. Die Bahn geht
zuerst sanft abwarte. umsiihrt in ei-—
nem Gesalle oon 16—-18 aus 100«
die Felsen, und macht dann eine
scharfe Kurve, die im tleinsten Radqu
100 Meter beträgt. Jn dieser Weise
geht es dann weiter. bis daj Niveau
des Ins-les erreicht itt. Eier nter
durchauerte Gehirn-thut iit haupt
tachlich von Felsen aebildet, die in den
adenteuerliwsten Formen Aste-buch
tungen, Vorsdriinge oder einzelne
Bieiler aufweisen. Diese Schlucht
rnit ihrer Umgebunq dürste bald ei
vielbesuchter Ausfluirsnuntt werden.
Der göniliche Mangel jeder Veqeta
tion und die grotegten verschiedensari
digen Felsenbildungen bieten nusiers
ordentlictz sesselnde Bilder. Nach
dem die Bahn das wilde Gebirge ver
lassen hat« durcheilt sie diS Tebul eine
trostlose Ebene. Auch diese Station
ist jetzt ein wichtiger Punkt fiir den
Vilgeroerlelir. Hier in Tebui soll,
der Gasse noch. Mohatnined irn Gebet
niedergelniet sein und dem Orte ein
srigeg aroszetz Gedeiben prophezeit ha
ben, trag sich wohl jetzt, dant der
Hedschae : Bahn, eriiillen wird.
Etwa in der Mitte zwischen Tedul um
Medina liegt Medain Saul-. die lehte
Stotion vor der heiligen Stadt. hin
ter Tebul erreicht die Bahn ihren
höchsten Punkt, iiber 12»0 Meter
iiber Seeliöhe, um dann bis Hedieh
langsam aus 380 Meter zu sollen.
Schwieriger als die Vopularisi
rung der Jdee dieses Babnbaues war
es iiir den Sultan« die nöthigen
Mittel zu beschaffen. Bei den schlech
ten tiirliseben Finanz s Verhältnissen
galt es da, recht tlug dorznaehem was
Abdul hamid auch vorzüglich gelang
Er leitete eine Substrtption ein, in
dem er die rechtaliiubigen Muselinas
nen der ganzen Weit ausserdem, zu
diesem .srommen Werte« beizusteuern
and stellte sich selbst rnit einer Spend
von eine-. Million Mart an die Spi «
sDae hatte einen toloisalen Ersog
In wenigen W gingen von arm
nnd reich aus aller Welt so viele Ga
ben ein, das mit dein Bau desonner
werden konnte. Noch demerlenswers
tber aber als dieser Geldstrotn ist
wohl die Thaisache, das er docstiindie
seinern Zwecke zugeführt wurde, ohne.
wie das iin ottonianis Reiche so
üblich, vorher durch gen-i e Daniile ztt
verschwinden Das war vor allein
das Wert des gesiirchteten J t Pa
scha, der seinen Ehrgeiz an diesen
Valntbau gesest hatte.
Mit Riieisichi aus die besonders
schwierigen Verhältn sse ist die ded
sehnt-Bahn einer der billigsten sahn
danten der Welt; bis Medina belie
sen sich die Kosten out 60 Millioner
Mart wag auf den Kilometer etwa
AS,000 Mart beträgt. Dies mir-di
mvor allein durch die ausschließlich
— Essai-um nehmen Sie keine Tchkvedisrhkn · ündhölzktp «
—- .3 ko mir doch net so n pkämrterte Neid öch’n an v’ Dosn nebens«
Verwendung tiirtischer Soldaten un
ter Aufsicht eurvpiiischer Ingenieure
erreicht. Aus diese Weise hatte man
reichlich Arbeiter zur Verfügung und
konnte sehr schnell vorwärts totnmen.
-- Die Geleise sind nach den modern
sten Prinzipien gelegt und hetchottert
und gestatten bei schmaler Spurweite
eine Zuggefchwindigteit von 50 Kilo
meter per Stunde.
Jn den wilden Gegenden Arahiens
waren die Soldaten qezwunaen. Ver
theidigungsrnittel fiir die Bahn mit
zusiihrem um sie vor den Angriffen
triegerischer Stämme zu schücen
Diese sind der Bahn natiirlich feind
lich gesinnt, da sie wissen. daß ihr Be
trieh ihnen das handwert die
Berauhung der Pilgerziige wohl
;legen wird. Der militiirilche Leiter-,
«Feldrnarschall Kaizirn Pasela mußte
alle Kräfte anspannen, um diesen
Ueber-fällen wirtsarn zu begegnen; und
jeinrnal war er sogar genöthigt, sich
i
i
zzuriietzuziehen mit hinterlassung voni
;100 Todten! Nun wurden 10 Ba-l
«taillone Artillerie zusammengezogens
;ben. Trohdem wird es auch nach Ins-l
und die Banditen endgültig verteiess
tigsteltung der Bahn nöthig sein. sie
’noch einige Zeit militörisch bewachen»
szu lassen. - -- MS man ettva W Mai
erreicht hatte, wurden die europiiischeni
Ingenieure zrtriickgezogenz man woll-«
te die Sma- oiz zur heiligen gravis
nicht durch .llngteiubige' entweihens
lassen, und so wurde sie dann aus-s
schließlich von Muthtar Beh, einein;
mohammedanischen Ingenieur, vont
Moharnmedanern ausgeführt Auchj
ijktl noch steht die Bahn den Ungläud
bigen nur theilweise zur Verfügung,
was sich aber wohl später mit dernj
tleherwinden religiöser VorurtheileH
Iandern wird. Wie alles Vaumate-«
Jrial sind auch die Wagen und Lotoxno 1
tiven von modernsten Top. Die erste-»
ren sind lang, gut beleuchtet und ven
tilirt und tomfortabel ausgestattet
Jn Llnletracht der starten Steigungen
und tiurven wählte man die fiir die
Spurweite der Bahn schwerste Mal-—
let’sche Compound - Lotornotiven siir
den Giitervertehr, die sich schon viel
fach bewährt hohen. Durch eine sinn
reiche Anordnung der Räder ist eine
außerordentliche Sicherheit bein
Durchfahren scharfer Kurven erreicht
worden« was bei dieser Bahn von
grosser Wichtigkeit ist. Da die durch
sahrende Strecke häufig recht wasser
arm ist, wurde ein Tender zur Aus
nahme genügender Wasservorrathe
lonstruirt. Der Kohlenhunter um
faßt annähernd k- Tonnen. Dag- Ge
farnrntgeivicht der betriebgfiihiaen
Maschine belauft sich auf Nr Tonnen.
Jn Damaglug hat man arofie Eta
lilissernents eingerichtet mit Waaren
vorratben jeder Art. die bel Wesens-ibi
gungen des eeleifes oder des rollen
den Materials nöthig werden lönn
ten, und modern ausgeftattete Reda
rrturwerlftätten für Wagen und Lo:
tornotiven. - Die Vollendung der
Bahn bis Medina wurde arn l. Sep
tember 1908, dem 24. Jahrestage der
Ihronbefteigung Abdnl Damit-S, mit
grohem Gedränge gefeiert. Den
tapferen Männern, die den Gefahren
und Miihen des großen Wertes stand
haft entgegengetreten waren, ward
ein reichlicher Ordensfegen zutheiL
Mulhtar Beh, der Leiter der ledten
Strecke, mußte versprechen, die Bahn
baldrnöglichft bis Mella weiterzufüh
ren, um die beiden heiligen Städte
n:it dem Sin der weltlichen Macht in
nahe Verbindung zu bringen· Auch
hierfür wurde sogleich eine Subflrin
tian eingeleitet. Diese lehte Schie
nenftreele beträgt noch 475 Kilometer
feine Ausführung wurde Mulhtar
seh anvertraut, der sich als der
Ilihigfte und Unermiidlichfte unter
den mphatnnredanifchen Ingenieure-i
erwielen hat. Alle Vorbereitungen
find getroffen, und in 2 bis 3 Jahren
wird man Melta von Konstantinodel
aus gerade la leicht erreichen, wie
tnan heute van Berlin nach Moskau
fahrt.
Durch dlefe Annäherung rückt auch
die Eheleragefahr für Europa wieder
näher, da die Pilger aus Indien
leicht die nn- der Dedlchasisahn stei
lenden einstecken können. Tebut wurde
daher als Quaraniiine - Statius flii
diese gewöhltz der Aufenthalt dort
müßteaber auf mehr als 5 Tage be
rechnet fein, wenn die Frage anz ge
löfl werden foll. Das ift e ne neu(
s Perfpeltive iiir Europa, die sieh auf
s der großartigen Schöpfung Abdul
hamid’s erqil-t. mit der er, der nun
in Gefangenschaft sein Ende erwartet,
sich ein nnpergöngliches Denkmal als
herrschet aller Gläubiger aesetzt hat
Uns-erfroren.
Gast iin einem tönt-lieben Wirths
hause): »Sie. herr Wirth, da
schwimmt jn ein Kuhhnar in der
Milch.«
Wirth: »Na. glaub’n S’ ein-a, in
derTMiUi wird a Roßhaar schwim
MC «
Selbstsciissli II.
A.: »Alle den Brocken haben Sie
erstiegen? Welchen Weg sind Sie denn
heraufgegangenf«
B.: «Selbstversiiindlich dort, wo die
Esel rausneh’n!'«
ssshafh
Dame: «Das Bild ist fiir meinen
Schwiegerfohn besiimmt.«
Photograpr »Also bitte, grindige
Frau. recht feindlich!'·
Seher-teilst
Als Artliur einsah, daß fein Wet
ben urn vie hand ver Wittwe erfol -«
las war. raumte er seinem Nebean -
let vak- Gelt-.
wie-im
herr lan der Soiree eine Kolettes
drei-achtend an der alles künstlich ist):,
»Na, bei der hats a Naturforscher s
saures Guid Arbeits«
silbeme Umstand
Dame tziirn stellesuckienden Miit
chen)r »Das-en Sie einen Schatz?«
Dienstmädchen: »Der kommt sowie
so -- -- ’ö isi der Briefträger.«
Ierrettsriestirtrt«.
»Pumpinsli bat geheirntbet? Wie
sieht seine Frau denn ansi«
»Na, ich lage Dir: Neulich hai sie
sich photographiren lassen, da hat det,
Phatagrapb noch einen Retoitcheur ein
stellen miifsen.«
Irr-herzten
» Leutnnnt: »Wie gefällt Ihnen denn,
Jnieine Braut, -Johann?« s
i Burlilm L herr Lentnani, alsi
sich sie zum erstenmal aelehen. da·hab’
iich mir gleich gesagt: Die oder ietne!«,
Unter Beutiiichen
». Denk Tit nur« lealir. meinz
contin, der Postadjunlt. hat mich«
beim ktllidsied mir auf die Wange ge
litßt nnd da reden sie immer von
der Findigkeit der Postk«
Ach is!
Somineririichler tzum Wirth: »Ja,
sagen G« .nir nur, warum hat denn
der lannianie Michel den Spitznamen
»Bist-»Y
Wirth ,,,No bei jedem Gewitter
trennt s bei ihm!'«
such eine itinlsnteeir.
Here linit einer Danke abgeitiirzt,
beide sitzen in lebengqefiilielicher Linie
uui einem vorspringenden Felsen):
»Es ist entsetzlich!«
Dame: »O, ich wollte, ich dürfte
das annze Leben so neben anen
sitzen!«
Gute til-stete.
Obftmächter: »Hei-a mein Junge!s«
Was thust Du denn da oben in inei
nem Apfelbaum?« «
Junge «Kiinnen Sie denn qae nicht
sehen? Einer von Jbeen Aepfeln war
vorn Baume aefallen, und den binde
ich wieder festl«
Ze- Insel.
Sommerfeilchlee ever bemerkt, das
der Bauer, bei dem er tvo nt. ein
äuhee böses Weib hat): »O! e hören
ichel wenn Ihre Frau Sie so
schlecht behandelt —— warum lassen Sie
sich da nicht icheideni«
Michel: »Ja. io npbel tönnq wie's
net geben!«
sprichl-s sue Oste.
Kommerzieneatls Cum Bewerbee mn
sdie Hand seine-e In ter: »Sie haben.
offen gesagt. zuwe beenden
istan
- Graf: .,O,her r herkommerziena rzæ
. Sie könnten ia noch eitla 80
s Mart verläbete Schulden besassen. «