Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    Vas verhängnißvolle set-art
tagsgeschent.
Stizze von E. Rolss.
Fräulein Liddy Hülsemann an ihre
Mutter!
Berlin, den 10. 3 1910.
Liebe Mutter! Bitte verschone mich
mit Tante Ulrites gräßlichem Ge
burtstag, der hoffentlich nicht mehr
allzu-sit wiederkehrt. Jch hab’ hier ab
solnt teine Zeit, eine Handarbeit zu
machen. Und taufen kann ich aug
nichts, da ich so nicht weiß, wie i
mit meinem bischen Geld entstammen
soll. Jch seh’ ja ein, daß es etwas sein
muss, da es der 70. Geburtstag ist und
da ich ihr seht lange nichts gearbeitet
habe. Befug· eben in einein Stil-terri
eschiist iraend eine Handarbeit und
·chick’ sie direkt nach SalzwedeL Na
türlich mußt Du thun, als hätt’ ich sie
selbst angefertigt Jch nehme bein!
Gratuliren Vezua daraus. Sonst geht
wiss sehr gut hier, und ich hoffe be
stimmt, das-. es etwas wird mit dem
Amtsrirhter. (5r wird sichtlich wär
mer, nnd ;ch hab' mich schon an seine
Aartufselnase und an die absteheiden
Ohren -3«e»t»oöl)nt. Nimm ·nnr das Ge
Ins-tm Zur Lunte llltltt Matt zu
pauvre, damit die alte Dame gut ge
siimmt wird, denn tvie ich ohne ihre
Hälse zu einer anständigen Aussteuer
tommen soll, ist mir gänzlich unllar.
Ich mus: schließen; wir sind heute
Abend bei des Amtsrichters Schwester
zum Thee gebeten, und ich must belonis
ders sorgfältig Toilette machen. Die
Frau Landgerichtsdirettor giebt sehr
viel aufs Aeuszere, und ilire Meinung
ist maßgebend siir die gante Familie·
Weiter-s lassen grüßen; sie sind
wirklich recht ausmerlsam gegen mich.
Ich get-« aber auch dem alten Herrn
mächtig um den Bart herum und spie
le täglich Schach mit ihm, obgleich mir
das langweilige Spiel ein Greuel ist.
Er hat mir schon ein Dutzend silberne
Eßliissel als Hochzeitsgeschenl ver
sprochen. In Eile -
Deine Liddy.
Dieselbe an Fräulein Ulrile Finte
Berlin, den 24. Z. 1910.
Liebe, verebrte Tantel Zu Deinem
stebzigsten Geburtstage sende ich Dir
die allerherzlichlten Glüctwiinsche. Sie
kommen aus treuem danlbaren Her-ten
und givseln in der Hoffnung das-, Du
den 25. März noch recht, recht ost er
leben möchtelt zur Freude aller, die
Dich lieben und schätzen. llnd ihrer
sind so viele, Du theureg, verehrungs
wiirdigeiz Tantchent Die lleine Ar
beit, die ich schon vor meiner Reise
hierher siir Dich angefertigt habe, sin
det hoffentlich Deinen Beifall Jch
habe mich lange besonnen, ioomii ich
Dir meine Liebe bezeugen tonnte. Du
halt so wenig Vediirsnisse und denkst
nu: immer daran, andere zu erfreuen
Aber vielleicht nimmst Du die Kleinigs
teit meiner Liebe und Verehrung an
und gebrauchst sie gesund.
Ich Ienle nach ein paar Wochen
hier bei WelterH tJDu erinnerst Dich
mobl -- sie ilt eine Jugendsreundin
von Mam-.i) zu bleiben. Der Aufent
halt ist in jeder Beziehung förderlich
siit mich. Ich bemiihe mich. die mach
tigen Eindrücke der Weltstadt nun
lringend in mich auszunehmen, gehe
leißig in die Museen und hbre gute
Vorträge Jch bin auch schon zwei
Mal im Theater gewesen. Aber das
ist ein theures Vergnügen, und ich
möchte die Giite meiner Gastgeber nach
dieser Richtung hin nicht ru ost in An
spruch nehmen.
Also nochmals alles Gute zum mor
genden Tan! Mit innigem Geburts
tagslusi
Deine Untergebene tyrossnickre cis-on
Fräulein Ulrite Finte an Liddn
Hiilsemann
Salzwedei. den 27. It. Mit-.
Meine liebe »Liddnl
Nimm vielen herzliche-n Dant siir
Deine auten Wünsche, die mich sehr
ersreut haben. lilsenso sijr die wirt
lich wundervolle Arbeit. Deine liebe
Mutter schreibt mir, Du babest Nächte
tona daranaeselsen, um vor Deiner
Abreise damit fertig zu werden. Da
miiskte ich eigentlich schelten. aber das
wiirde nun nichts mehr helfen. Da ich
Dir nun aber auch eine Freude ma
chen möchte« bitte ich Dich. von Berlin
aus ein naar Tage zu mir zu tommen.
Jch zabke beute 50 Mart an Dich ein
als Ztieiseaebu den Rest verwende zum
Theatertiesuch Aus baldiqu Wieder
selten.
Stets Deine treue Grosktante
Ulrile Finle.
Liddn Hiilsemann an ihre Mutter.
Berlin, den At. Iz. 1910.
Liebe Mutter! Denk nur« welchen
Eindruck meine »Handarbeit" auf
Tante Ellrite gemacht bat! Sie bat
mich einaeiaden, sie siir ein paar Tage
zu besuchen und mir 50 Mart als
Reisegeld aeschickt, den Rest soll ich
siir«s Theater verwenden. Ich hatt«
ihr nämlich geschrieben, ich wäre nur
zweimal im Theater gewesen, eizs sei so
tbeuer und Weines Güte möchte ieb
nicht so ost in Anspruch nehmen. Sie
weiß ja nicht, daß Weiter-E einen
Abonnememsulatz im Schauspielbaus
haben und setbst kaum einmal hinge
ben. Außerdem bringt mir Papa
Weiter noch jede Woche Karten zu be
sonders hervorragenden Vorstellungen
in anderen Theatern. Aber ich weist
schon, wohin mit ldem Geld! - Es
hast mir ausgezeichnet dasz Tante
Ulrite mich einaeladen bat. Der Amts
richtee bat entschieden ernste Absichter
—- er will im Juli eine Thüringer
Sommersrische ganz in unserer Nähe
- f
aufsuchen Und dann wirdg wohl
»un! Klappen kommen. Wir haben
schon einen Brieswechsel verabredet
siit die Zwischenzeit Jeb werde Al
les thun, mich bei Tante Ulriie de
liebt zu machen, denn unter lsmotl
Mart bekomme ich leine Aussteuer.
Fiir Tanie Ulrile ists eine Kleinig
leis mir die Summe zu schenken
Hoffentlich stirbt sie nicht vorher, denn
daß das Leqnt, das sie mir ausgesetzt
bat, so hoch ist« möcht’ ich bezweifeln.
Jsch dente Häher-morgen nach Salzwedel
zu fahren. Man mu das Eisen
schmieden, solange es iß ist. Du
hörst oon dort wieder von Deiner
Liom
Dieselbe an dieselbe
Berlin, den 2 4 Miit
Fch bin in entsetzlicher Aufregung
liebe Mutter und Du bist Zchuld an
ollem. Worum hast Du mir nicht mit
getheilt, wag Du Tante Ulrile als
Handarbeit von mir- geschickt lust?
Daran hättest Du wohl denken sön
nen! Nun ist das Unheil da! Dent
nur’ ich lomme an, Tante Ulrite em
pscingt mich äußerst liebevoll wir
sitzen beim Mittagessen in dem ;--iim
mer kiit der qräßlichen grünen Tnpe
te und ich überlege mir eben wie ich
die Tage in diesem langweiligen Nest
mit Anstand herumbrinqen soll Da
stillt mein Blick aus ein wirtlicb ent
ziickendes Stuhltissen und ich dlatze
raus: »O, Tante Ulrilc, was hast
LDu da sitt ein lvunderdolles Kissen!
"Die Narelmalerei ist herrlich, wirtlih
ein kleines Kunstwerks« Tante Miene
wird eisia und ihre Stimme lkingt
scharf als sie erwiderte: ,.Kennst Du
die ttlrbcit schon nicht mehr, die Du
mit Ausnuteruna Deines Nachtschlases
für mich anaesertigt hast, Liddn7 So
schrieb mir wenigstens Deine Mutter.«
Jch stammelte iraend etwa- von Zeit
tnangeL jedenfalls etwas aani dum
mes-. denn Tante Ulrite lächelte spöt:
tisch dann schellte sie und sagte zu den:
eintretenden Mädchen: ,.Bestellen Sie
eine Drosclite zum Sechsuhrzugn
Minna, Fräulein Hulseniann sjihrt
heute wieder zurück." Das Mädchen
ging hinaus und Tante Ulrile wandte
sich an mich. »Sieh zu, wie Du Dir
bis dahin die Zeit vertreibst. Es sind
ja nur noch ein paar Stunden Viel
leicht machst Du einen Spazieren-neu
Jedenfalls oerzichte ich aus Deine Ge
sellschaft....'« Damit stand sie auf
und aina in’s Nebenzimmer. Ich liab«
sie nicht wiedergesehen An Wellerg
ielebhonirte ich, Tante lllrile sei plötz
lich zu einem schtoertranten Bruder
gerufen morden lich glaube, sie hat
gar keinen mehr!) und ich liiine deg
halb sei-on wieder zuriict
LI. dieses unselige Kissen! Denk
nur, die Landgerichtsdirettorin
iibrigensz ein unausstrhlicheis Weib
hat gestern zu Frau Welters aesaat,
aus Vermögen brauche ihr Bruder bei
der Wahl seiner Frau ja unt-numbe
diunt zu sehen, aber eine standeczqes
nsiisie Augstittuna sei natiiriilich Vor
bedinaung. Woher soll die aber nun
tommen? Wir lönnen sie doch nicht
aus der tsrde stampfen. 65 ist ariiß
listi, mir ungerecht es in der Welt zu
cehL Nun streicht natiirlich Tante
lllrile auch noch das- Leqat siir miet
in ihrem Testament und ihre reael
iiiisziien Meldaeschenle zu Weihnachten
und iu den Geburtstngen sollen selbst
verständlich aurts iveae O, nuig bin
ich wiitbendt Und zu denten, wents
Du ist-n recliteeitia aesehrieben hattest
dasi h ein Stuhllissen es ist ium
Tolltvrrdens Ich habe gar teine Lust,
noch länaer liierzubleiben Mit den«
Amtsrichter d: S lann ja nun doch
nichts werden. Jch loinme inalirsckein
lich schon am Sonnabend Du erlälst
vorher noch eine Karte von
Deiner unglücklichen Liddik
Der unsoltde Komponist.
Eine Dame der Berliner Gesellfihasi
schreibt der ,,Dentschen Taqeszeitung«:
Itiirzlich tsitate ich der Einladnnci ei
neg- mir beirenndeten sächsischen Rom
poniiten in fein Heim, wo er mir seine
Frau nnd sein nenestes Opug vorstel:
ten wollte. Als- ich hintam, fiihrte
mich doe- Mslihchcn in den Solon Zu
meinem Smrecken wurde ich dort Oh
renzengc einer nichts weniger ni
ivohttlinsenhen Gnrdinenpredigt, die
eng dem Nebenzimmer schallte, und
die die Hanf-from wie mir hold tlar
wurde, der-halb ihrem Manne hielt
neil er die Nacht vorher nicht nach
Hause gewinn-en war. Fr, der meine
Anwesenheit wohl ahnte, machte
trnmpihaite Versuche, die titattin zi
tseichrvichtigen leider jedoch -wie
mir schien, ohne (5rtola. denn zum
-chlus; rief sie unter Zititicctiiens »Das
u ’s nur weißt. ’n Musiter heimth
ich im Läben nich’ toieder!«
--—.-..--«-.
Utstouen auf sein Strahenpflaster.
Jnr Kriegsheer Pola trat nnlängst
für den Zahlungötag der Ofiiiiere
und Beamten per österreichischen
striegsmartne das nöthige, in Kasset
ten verschlossene Geld ein. Die Sirni
me, die sich auf zwei Millionen Kro
nen belief, wurde unter inilitiirischer
Bedeckung auf einem alten Posttarren
in das Marinezahlnnit transportirt
Hierbei stürzte der Karten um. die
Kassetten borsten, und Gold und Sil
ber ergoß sich in Strömen auf die
Straße. Im Nu sammelten sich Hun
derte von Personen und blickten nen
gierin auf das verstreute Geld. Es
wurde ansgelesen und auf einem zwei
ten starren nach dem Bestimmungsort
gebracht Bei der Nachziihlung zeigte
ek- itrh, daß auch nicht eine einzige
Krone fehlte.
Die Flaschenpost
Hitmeresste von Minnn von
Heide.
Der junge Mann, der lang ausge
streckt in dem weichen Strandsand
lag. hatte sieh seinen leichten Pannma
iiher die Augen geriictt und wollte
friedlich iu der wohliqen Morgen
sonne schlsifen. Gestört zu werden
fürchtete er nicht. Er war weit gemu
hinausgewnnd ert und zudem war es
noch früh. Aber fo redliche Miihe er
sich auch mit feinen Liliigenlidern gut-.
fie wollten nicht dichthnlten, ließen
immer wieder einen hellen lochenden
Strahl durchhuschen und schließlich
trachten sie den schlanlen jungen
Menschen statt ins Schleifen ins
Träumen.
Aug diesem Traum heraus hörte
Hans Wendler beständig einen leifen
hellen Klang. Als ob kleine Riesel
fteine einen Was nnrollten. Und als
er sich endlich aufrecht setzte, Umfchau
zu halten, entdeckte er er in ziemlicher
Nähe eine zugelorite und sogar ver
fiegelte Flasche
Irgend ein angenehmes Getränl
enthielt die Flasche nun freilich nicht.
Nur ein lleines weißes aufgerolltes
Stück Papier, auf dein zu lesen stand:
Drei mutlxige tleine Mägdelein,
Die bei Wetter und Wind gesegelt fein,
Weisen anVord der Yncht ,,Kunigund«
Ihr Gliiet dem Zufall in feiner
Schlund.
Wir wünschen uns jede ’nen iiichtigen
ks.seann,
Der im Leben trag ist und im Leben
mag tanu.
Dessen Tafeln-n bis zum Rande hin
voll,
Und der anst-. ein Adonis sein soll.
Utnni S. uud Rathe D.
Und Grethe Q. aus M. kbei W.
Zu finden zu jeder Jahre-Stein
Durch Onkel Oermann in Lkiidenscheid
Oder durch Taute Suse in Wrist,
Die von hier auch noch leichter zu sin
den ist.
Wenn man die Findigkeit derPost nicht
vor-ziehen sollte
Und seinen Antrag giitia adressiren
, wollte: .
stt st. G. in der Hafenstadt K.
Ztrasqe nach dem ariifrten deut
schen Dichter benannt No. 20.
zwei Treppen.
Dem aliicklichen Finder schwoll
förmlich der Kamm. Erst als-«- er auf
das Datum sah, das bereits einige
Jahre zitriicklaa, sant ihm die über
miithige Laune ein wenig. Dessen
ungeachtet hatte er sehr bald seinen
Plan sertia. Auf die Findigteit der
Post wollte er sich mit seinem werth
vollen Fund durchaus nicht verlassen.
Welche andere Hafenstadt ale Kiel
tounte wohl in Betracht kommen!
Fand er doch die Gliiclsflasche soeit
hier draus-en an der stieter Föhrde·
lind mit dem qrößten deutschen Dich
tei konnte nur Göthe gemeint sein.
Lklso en anant Göthestraße LU. :
Treppen! Nur immer Courage! Wozu
war man denn ein Sohn des- alle-weil
sidelen Rheinlaudegk Ein Kölnex
hat Freimutls und Unternehmuuggi
kreist fiir zehn. Und das etwas ab
cearifsene Datum du liebe Zeit
iuna mußten die Mädels immerhin
noch sein, die vor kaum drei Jahren
noch so dick voll liebermuth gesessen
hattest
Wahrhaftig das S stimmte
»Privatnsntmung F. Baader-" stand
aus dem blankqeputzten Messinasrhitd
Goethestraske 20, 2. Also denn nur
rau an die Gewehre!
Eine reisende Blondine von etwa
4noanzia Jahren in Hut und
Mantel, nun Ausganqe qeriistet
össnete.
Unser sescher Kolnen der in dei
::llerniidiiten Tagen einen Ausweig
i:ber 26 Jahre in der Tasche hatte
verneijte sich tadellos: »Deine ick
vielleicht die Ehre, Fräulein «.Ilnni
Ennder qeaeniilperzusteben?«
Die iunae Dame eraliibte ties
»Ich bin seit einiaen Monaten ver
beiratbet«, antwortete sie, und tonntr
sich einer heftian Besanaenlieit nicht
erwehren. »Ich beisze Frau Dr
Vebrend. Aber bitte, wollen Zi«
nicht eintreten?"
,,Rcr,-s,eil)nna. qnädiae Frau« inats
der imternelimnngslustiae Flaschen
Isoitlinier. nnd Ver1vr keinen Auam
bis-l die Fassuna, »ich sehe zwar, da
ich mit meiner sterte bereits is
spät komme-« Und dabei nabni e
feierlich ein lliactet aus dem Arm
treibt-end er sich thatsächtieb von der
Alterlietsiten schlnnlen Frau in"—
Zimmer sisbren ließ. ;
Dort ließ er sich zunächst toillizrs
Herrn und Frau Sander vorstelles i
einein indialen Weinliändlser urN
dessen Gattin. nannte seinen eigenes
Namen, legte mit vieler Drolerie di
,,Flaschenpoit« aus den Tisch und
brachte eine sehr zerlnirschte Miene
zustande, baß er seinen Fund uns
einige Monate zu sviit gemacht hatte
Sintetnolen er - wenn auch nich«
just ein txlbonis doch mindesten
sehr qerabe gewachsen und von durch
one angenehmen Aeußern nic
Ebenso um er in der Wabl seines
Geburt selir vorsichtig aenresen unt
zu guter letzt, dank der Enerqie seinek
Vaters, aus dem besten Wege, iis
bessert izroiiern Geschäftsbetrieb eine
branchbcsre Kraft zu werden. »Jet
lann wohl innen, ich hätte so ziem
lich alle-Z- nsitaebrncht. meine Gnäs
bige«, saate er und ließ ben Schelm
in seinen Augen lustig spielen. Um«
sah die ganz verwirrte junge Frau!
ols seines gelungenen Streiches dann
le harmless fröhlich nn, das-; auch
sidre Verwirrung sich zu lösen be-I
kgann und lie ibren Eltern eben eine
tgenaue Erklärung der Dinge geben
lwollte, als ein lautes, helle-«- und
schäumend fröhliche-Z Lachen durch den
Raum llang.
FranzL der stumpfnäsige Backfisch,
Eber allezeit überall und nirgends wi
fund der sich Gott weiß wie wieder
zeinmal ganz unbemerkt eingefchlichen
hatte, war inzwischen auch mit der
l
Leltiire des lehrreichen, gelblich ge
wordenen Blsittchens fertig geworden
und lialte nun einen so unbändigen
Span, dal! er durch nichts zu bewe
gen war. feinem Vergnügen irgend-:
trie Einhalt Zu thun.
Schluser blieb man munter
plaudernd noch eine ganze Weile bei
sammen, und Hans Wendler erfuhr
im Laufe des Gesprächs daß auch
Rathe D. nnd Grethe 5.«. inzwischen
junge Frauen geworden seien. Und
um ein llebriges zu thun, versprach
er beim Abschied dem lustigen Back
fiich mit den dicken, langen, blonden
Zooer eine Ansichlgtarte vom Rhein
Aus dieser einen lilnsichtglarte
aber wurden nun mit der Zeit eine
aanze Reihe von Ansicht-Harten Ja,
Briefe entdnrvten sich daraus, als
der lange Winter in’s Land zog.
Und als Franil ihre dicken, langen,
blonden Zöpfe zu einer schweren
Haarlrone vereinigt hatte, kam der
ehrliche Finder der Flaschenpost gar
noch zu seinem vollwertbiaen Lohn.
Nur daß er Franz( statt Anni hieß.
-—--.Osp——-—
Deut-tiefe Metertiitåt zur Leistung
eines Sei-Mes.
tfine eigenartige Erfindung hat der
lliiirnberaer Lehrer Christian Wirth
gemacht und dieser Tage praktisch er
probt. Eiss- handelt sieh dabei um die!
Ausarbe ein Schiff auf dralttlofensY
Wege durch elettrische straft vom ttfers
aus zu lenten. Der berühmte Niirn
beraer Dutzendteich hatte die Ehre, als
erster Schaut-laß fiir die ersten Prakti
ssden Vers-sinke mit dieser Erfindung
zu dienen. Die vom tlfer entsandten
elcltcisclen Welten sind im Stande,
an Bord eines Schiffes eine Reihe
ganz verschiedenartiger Funktionen
angzuliisen
Zu diese-n Vehnfe sind Apparate an
Bord gestellt» die die übermittelte
Elektriziiiit fiir den jeweilig gewünsch:
ten Zweck usnsormen tSH gewährt, so
heißt es in einem Zeitungiibericht, ein
hohes iisthetiscnez Vergnügen, mit an
zusehen, nsie unbedingt das immerhin
gewichtige Motorboot Prinz Ludwig
daH sonst Dutzende von »Strandgä
sten« Ju ihrem Vergnügen über die
tasfeebkaunen Fluthen des- Teichesz da
binzirtmgen pflegt, dem auf der ilei
nen Brei-te eigen Leuchtthurm stehen
den »Diri·1enten« gehorcht. Die bloße
Berührung eines sinodses oder Ta
sters genügt, um »das verlassen und
regungslos. obne siapitän undMann
sck-ast im Wasser liegende Schiff mits
räthselhaftjn Leben zu erfüllen.
Ein elettrtsch ausgetöster Schnse an
Bord tvectt scheinbar schlummernde
strafte. eine elettrische Klingel ertönt
and das Boot beginnt sich langsam
fortzubewegen lfs zieht Bogen unt
Kreise, steuert nach recht-J und links,
geht vor-» und riicktviirt5, weicht ent
argenlommenden Fahrzenaen aus nnd
steht dann wieder still. Die Versuche
haben das Interesse von Fachlenten in
hohem Grade erregt. Die Tragweite
der Erfindung fin die Zwecke der Kii
stenvertbeidignng leuchtet ein, und es
beißt, daf; die sJJiarinebehlirden in
ziiel mit dem Erfinder bereit-Z is·
Fiihluna getreten sind.
-
s Der Ktnematograph im Dienste der
l
Wissenschaft
2 Der bekannte Dr. Conmndon in
’PariH, der die wissenschaftlich: Welt
schon vor einigen Monaten ksiit der
Vorführung tinematograpbischer Bil
der von cnitrostopiselien Boraängen
überrascht hatte, hat seine Darstel
lungsmethode in letzter Zeit wiederum
bervolltommnet tlnliinqst operirte er
wiederum vor der Pariser medizini
srben Atiidemie, wobei er den Mecha
uismus der litlsaqocytose d. l- den
stumpf der weißen Bluttorperchen
(»«Fres;zellen«) neuen die Parasiten un
ter drei verschiedenen Vediugunaen zur
Anschiiuitnci brachte. Zuerst lief-, er
eine grössere Menge von Truuanoso
men der Seblnstrcinlbeit auf rothe
und weiße Bluttiirperiben u:irlen, se
ioie sich die- im menschlichen siörper
ubspielt Man sah deutlich, wie di
eranosksikxen die Bl11t,-,etlen durch
behrten und sie tödteten, wobei ihr-c
außerordentlich raschen, ichlängelnden
Bewegunsen aui dem -irns),en, weißen
Wandschkrui deutlich sichtbar waren
Jus- lzweiten Versuch war ein Sermn
tin-— der Gelehrte nls Normnlserum be
zeichnete, zuaeiiuit worden, und da
änderte sub die Szene, indem die Be
wegungen der Trypiiuosonien schwä
cher wurden. Es kam nicht immer zu
einer Durclpoolsruug und Abtödtuno
der Leutoznten Jm dritten Versuche
endlich hatte Coniandou dass spezifisch
Serum fur Schlaslmntbeit ange
wandt, und nun waren die Trnpanw
semen machtlos geqen die weißen
Blutzellen Sie blieben an und in
ihnen haften und starben ihrerseits ab.
woraus sie vor den Lentozvten asssmt
lirt wurden. Die Vorführunan haben
einen tiesen Eindruck aus die ver
sommelten Mute siemaebt doch ver
behlten sich diese nicht, dnsz es sich bei
alledem doch nur um Laboratorium-IF
uersuehe hindelte Jrn Innern des le
benden menschlichen Organismus tön
nen sich die Dinge immerhin doch et
was anders abspielen, wag namentlich
fiir die Wirtsrmteit des Sei-ums zäh
len diirfte .
Beovaelmmseu an Thetis-hinein
via PslarsExpesttivw
Mit dem besonderen Einfluß, den
ein längerer Aufenthalt in der Pole-r
tegion auf das menschliche Nerven
system ausübt, beschäftigt sich ein in
teressanter Aufsatz des Lancet. Aer3t
liehe Beobachtungen und Untersuchun
gen haben bewiesen, daß ein zwei oder
drei Jahre langer Aufenthalt in der
Eikkszone bei allen Theilnehmern non
Polarexpeditionen von verderblichen
Folgen begleitet ist: die Reisenden ge
rathen in einen Zustand lranlhester
Erregbarkeit, sie werden außerorde t
lich nervös, ausbransend und kommen
in einen Zustand, den man die ,,artti:
sehe Reizbarleit« genannt hat. Fast
widerstands:los find die Kranken dann
ihren Erregnngen augaeliesert sie
werden siilzzornig heftig, verlieren die
ruhige Vettachtungsweise der Dinge,
die geringsiigigste Feleinigleit löst wah
re Wuthanfiille aus, die Sprache wird
rauh, grob nnd drastisch, und da die
anderen mehr oder minder mit ähnli
chen Nerveuzustanden zu kämpfen ha
ben, wird gewöhnlich aus den groben
Klotz ein nods gröberer Keil gesetzt.
Die ganze Atmosphäre an Bord ist
dann mit Neizbarkeit und latentem
Cern geladen ,,Jn keiner anderen
ngebung«, so schreibt der l)ri:ische
Liliediziuer Wird der Balken im eige
nen Augen io winzig und der Splitter
im Auge dec« Nächsten so riesengron
wie unter diesen Umständen Nur in
der Stille nnd Einsamkeit der Nacht
telsrt das Benusztsein der eiaenen Feb
ler und Jrrthijrner urriicl und stellt
das Gleichgewicht des Geistes wieder
her, mit dem allein die Jrrthiimer an
derer unparteiisch beurtbeilt werden
tönnen. Charaktere aber, die an und
fiir sich leine große Selbsttritit bes
sitzen, entbehren auch diese kurzen
Stunden kritischer Selbstbetract,tung
nnd werden in ihrem Urtheil oit mas-,
log. Das enge Zusanrknenlelien aln
Bord schatft not-F den Luna sur die
Eijenarten und Fehler des Nächsten-,
wie Mann und Frau nach lanaem
xkusamnienleben ihre menschlichen
Schwächen qenau tennen lernen. so
wird man sicli aller Seltsamteiten der
Genossen klar. man lernt das Geistes
letsen und die seelischen Anlaan der
Gefährten reitlos kennen, ja selbst die
Ansichten des Einzelnen werden Ge
meinant So lange eine Expedition
noch mit dem Land in Berührung
steht oder so lanae auf dem Wege zu
dem ersehnten Ziele deutlich wahr
nehmbare Fortschritte aetnacht werden«
geht alle-; gut. Doch wenn das Schiff
einaesioeen ist, wenn man nicht niehf
wahr-nimmt wie man dormiirtg
tcsmmt, wenn es dem Auae erscheint·
daß man inmitten der Eigwiiste be
weaunaslog still lieat, dann beainnt
die lritifche flseit Da ist Thätiateit
nnd Selbsthesshäftiauna dass einzige
Mittel. um den Geist almtlenten nnd
die Reizharteit tu vermindern « Buch
binderarbeiten, Malen, Schnitzem Le
berhrennen nnd Tischlerei sind eine
ibeilsame Hilfe zur Vertiinuna dei
Stunden, denn sie entlasten den Geist
um jenem dumpfen Gefühl obnmäch
tiaer Schwere, das entsteht, wenn man
tsie Zeit unaufhaltsam weiterschreiten
fühlt, nlme handeln, schaffen und wir
ken zu können.
Icmutentraqödte in Bude-vest.
Wie bereits gemeldet ereianete sich
in Budapest unliinast eine entsetzliche
Familientraaödie Der Voltdiener
Joseph Molnar entfernte Morgens
sriih ewisehen It und 4 Uhr seine Frau
unter dem Vorivande, sie solle sein
Amtslnich nehmen, es an der nächsten
Endstation der elektrischen Strassen
bahn einem anderen Voltdiener über
aeben nnd melden lassen, das-e er trank
sei nnd nicht in den Dienst komme
Wahrend ihrer Abwesenheit tödtete
Molnar seine fiinf Kinder, unter de
nen das älteste 8 Jahre, das jiinqsts
zsvei Monate zählte, indem er ihnen
niit einen· Rasirmesser die Kehle
durchschnitt Er selbst leate sich ztoi
schen zwei der todten Kinder, sit-tritt
sich die Kehle durch nnd verletzte sich
schwer. Nach dreiviertel Stunden lehr
te die Frau zsiriiil Jhr wahnsinniqec
Geschrei alarmirte Nachbarn die zur
Polizei und xnr Rettnnaoaesellschast
telephonirten Diese verband die Wun
den Molnar5. die schwer. aber nicht
unbedingt tiidtlich sind, und schaffte
ihn ins Seital Dort wurde er ver
t,Lirt. Er aab an, die Kinder in der
Reihe ihres Alters erniordet zu haben;
dxnn leate er sieh ins- Vett. wo das
iilteste nnd das jiinaste Kind neben
einander laaen, und verletzte sich se!bst.«
Die Kinder starben ohne einen Laut.
Nach dem Grunde der That befragt,
saate er: sein Gehalt betrage 66 Kro
nen 66 Heller pro Monat: hiervon
zahle er 260 Kronen siir eine elende
Wohnuna aus einem Zimmer und
Kuche. Er mußte viel Schulden ma
chen. Da man ihm nichts mehr gab
izrid das Auaustvicrtel nahte, voll .
brachte er die That. Fiir seine Frau s
sagte er, würden wohlthiitiae Menscher »
srrqen Seine Frau ist vorläufig in
polizeiliche-m Geivahrsam
Reste-rieth
Gatte (lvijhrcnd die Frau Toilettc
macht, ungeduldig): »Ich habe eine
schone Frau, wenn sie fertig ist .
aber lang dauert’s!«
Schloßmächtcr zu sen Tourtsten):
»Schon »ic, meine Vernu, dicsc Burg
ist ülm 600 Jolnc qltl Zo alte Vumrn
baue-n sie ietzt gar nicht mehr «
1 bei-r iznm Rolllntleici«i: »Deinen Sie
den Zentner Bandeiicn von dcr Bahn
mitgemacht. « «
Menscheer ,kl’cc, er« nniidc in immer süc
die Pferde-, im naht daiiir nvii dir-«
Zentner Brust-dem niilqcbmcht!«
Die Liebk
Dein Reiz, mein holderSchiii3, bot mich
Zur Liebe hingerissen,
Und gern zum Weide niilnn’ ich Dich «
Nur niöchi’ ich zuerst wissen:
Ob Du noch einen Vater hast,
Dess Seele mild nnd weich,
lind der es nur als große Last
Empfinden daß er reich
Doch wenn Dir fehlt ein solch Papa,
Wollt’ ich mich auch beqniigen,
lind meinem Anspruch wiirde da
lsspin Ontel schon geniiqcn
Und wenn Dir auch ein Onkel fehlt,
Bitt’ ich um eine Junke,
Die, reich Und alt nnd nndei«ini-Ll)lf,
Zur Erbin Dich ernanntr.
Dum! triiq’ Ich gern das (Fl)ejoch·
Doch sag’» eh’ ich Dich nehme:
Hast Du nicht eine Schwester noch,
Die mehr als Du betämeZ
Die Jdcalgaitiin
»Ach jn, solche Suffrageite iiiejcht’
man zur Frau biiben!«
»Wie-· Die sitzen doch die eine Heils-—
te vom Jahr in Verfmnmlunnen und
die andere Huler im Gefänanifis«
»(7nen nnd isselilie schöne behag-·
liche Ruhe liliiie innn unter-Tiefsiin alsI
Eheinann.«
Reste-noch
Leninant, der von einein Fräulein
einen Korb erhält: Aste-thust . nns
Theater oder wenn man es in einem
Romnne lnse, wiirdc innn einmcn
Unsinn sagen!«
Saul-erhit.
Lehrerin; Dein Gesicht ist in so ziem
ilich sauber, nber Deine Hände sind
schrecklich schmutzig Wie tonnnt denn
das?«
Schüler Ich bat-e mir vorhin kan
Gesicht waschen Frijiilein.«
Viclsnncndrg Bedenken
»Ich muss, doch unserm Vorstand
mich zu seiner ,,siltsernen FJnitszeit«
iiratnliren Mag snnt innn denn da
eigenmka
»Nun, da tvijnschst Tin ihm. Das-, cr
nnch die »goidene Hochzeit« ertrhen
möge.«
«Werb’ mich hüten, dng zu sankti,
.no er mich schon so nicht leiden innn!«
Wann-s tttrsctiichtnpetk
Jch schicke mein Dienstmädchen zur
Ertundinunn noch dem Besinne-s ei—
nes Freundes, der ivie es hkefz
in den letzten Zügen lng. Jch hatte ihr
aufgetragen, gleich noch der Zeit der
Beet-hintqu zn fragen. Sie brachte
mir den Bescheid: «(s««n schena Grneß
vom Kerr Miller, ond’s qnna ehm mie
der bissle besser ond wann d’ Leid) sei,
toiss' er no net.«
Ein Hartqctottrner.
Sie tm dem spät heitnitefxrcnden
Gnttens: »Mit Dir ist es wirklich
nicht mehr ausmkkinlten hsaxlb trddt
möchte mnn sich itraern!«
Er tgelassen): »Na ja, Du machst
ja alles bloß hinw«
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His- sssiww si« »H-. ..