Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 14, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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    Roman von
-
E Aus hartem Holz
! pau -«
ffssffffn
JW
» ist« Fortsetzung
»So, nun sprich; aber te, sag mit
nnn auch atIes, Hansl« Gefaßt setzte
sie N zn ihm.
Und nun beichtete er alles, rück
haltlos alles nannte sieh einen er
bärmlichen Menschen und gelobte bei
allem, was ihm heilig war, daß er nun
ein anderer Mensch werden wolle.
Gefaßt hörte sie ihn an. Und als
er zu Ende war, sagte sie: «Also,
Hans, auf dein Ehrenwort hin glaube
ieh dir, daß es dir jetzt mit deinem
Gelöbniß Ernst ist«
»Ich schwör-e es dir, Mutter-L«
Sie nickte: »Und nun laß uns re
den und darüber nachdenken, wie wir
Rath schaffen, ohne daß der Wechsel
ikn Geschäft präsentirt wird-«
»Ich weiß keinen Rath, Mutter«,
sagte er lleinlaut.
»Aber ich weiß einem-Brutto wird
uns helfen!« rief sie plötzlich.
Verzweifelt verneinte er: »Um
sonst. Er bat mich schon abgewiesen-"
«Mich wird er nicht abweisen, mich
nächtl« ?
»Id) sürchte doch, Mutter-« H
»Nein! Ich siirchte nichts-. So-:
gleich werde ich zu ihm hinausfahren
Bitte laß doch gleich an pannen."
»Sol! ich dich begleiten, Mutter?«
»Nein, ich will allein mit ihm spre
chen·«
Zehn Minuten später fuhr sie nach
Ruhhof. Alle Angst, alle Nervositiit
war von ihr gewichen; nun sie ihren
Liebling wieder hatte, nun sie tlar
sah, wo es fehlte, wo Hülfe geschafft
werden mußte, nun war sie auch be
ruhigt, denn-nun war ja nichts mehr
zu befürchten
Als Bruno sie kommen sah, ahnte
er sogleich, was sie jetzt schon wieder
zn ihm führte
Mit freundlichem, aber zurückhal
ttndern Gruß bewillkommnete ersie.
»Ich weiß, daß Hans schon bei dir
war, und daß du ihn abgewiesen hast«,
begann sie. als sie in seinem Zimmer
waren, »nun aber lomme ich allein ir
der« gleichen Angelegenheit und ich
hoffe, Bruna daß du mich nicht abwei
sen wirst-«
»Es thut mir tero, Immer
»Hör mich erst ganz an! Die For
derung deines Bruders war unde
dacht; ich aber komme und bringe dir
eine Sicherheit. Wir wollen das Geld
von die nur leihen, wollen es dir ver
zinsen, bis wir es dir zurückzahlen
können, nnd zurSicherheit dafür ver
pfände ich dir hier meine Lebensversi
cherung —- bitte überzeuge dich —- es
sind alle Jahre pünktlich bezahlt wor
den —- sollte ich sterben, hetonnnst du
- 75,000 Matt ausbezahlt; schenkt mir
der Himmel aber noch fünf Jahre, so
würden mir schon bei Lebzeiten 50,«
000 Mart ausbezahlt werden — hier«
bitte, sieh das durch; du wirst finden,
daß ich die Wahrheit gesagt habe,
und ich hoffe. daß du gegen solche Si
cherheit das Geld geben wirst; natür
lich könnte ich das Geschäft ja auchs
mit jedem fremden Menschen wachem
ader das geht nicht güt, da das Linse-;
tem geschäftlichen Renommee schaden«
könnte, das siehst du wohl ein, nicht«
Wink-«
Einen Augenblick lang iah er sie
sprachlos an, denn aus dieses Aner
bieten lvar er nicht gefaßt.
Endlich sraate er: »Und wenn ich
nun auch dtk einen ablehnenden Be
scheid neben wurde, !lliutter?«
Ruhiq und fest antwortete sie:
,Dann miißte ich eben, so schwer ei
mir wird zu einem fremdenMenschen
gehen denn das Geld muss, ich unbe
dingt noch heute haben, und im Ge
schäft soll man nichts davon ersah
ren!« Und mit einem sanften Lä
cheln fügte sie dann hinzu: »Aber
ich hosse bestimmt, daß du mir keinen
ablehnenden Bescheid gibst, Bruno!
Als deine Mutter bitte ich darum!«
Wie ein Stich traf ihn dieses Wort.
«aber er bezwang sich und verbarg sein
bitteres Lächeln.
Dann fragte er mit leisem Vor
wurf: »Und du gibst das, was dir
ein sorgloses Alter garantirt, so ohne
weiteres für einen dummen Streich
deines Lieblings hin, Mutter?«
»Bruno, es handelt sich hier um das
iGliick und die Ruhe meines Kindesl«
,.Und wer garantirt dir, daß er
nicht morgen schon einen noch tolleren
Streich macht?«
Er hat mir gesehm-ten sich zu än
»Und das glaubst du ihm?«
essen Brunn, das glaube ich ihm!
Ithat mich zu lieb, um mir zum
W Mal so etwas anzuthun!«
s D- sMg er. Bis ins herz traf
M der Ton dieser Worte. . Ach
M tin Blätt, welch ein unsagbae
W IM, so von einer Mutter
II werdet-! Jhr alles gab sie
Um ihren Liebling zu retten!..
H nie ten Leben sah sein liebew
Its Hssetn ihn-so AWE an wie
W Und alle Mast
» ». ,.
s Und Langsam, wie stöhnend, ant
«wortete er: »Ja, ich werde dir das
zGeld anweisen-«
Lächelnd, liebevoll, dankbar nickte
sie. reichte ihm das Papier und dann
beide Hände hin und sagte: »Ich
danke dir, Bruno.«
Und als er so nahe bei ihr stand,
da wollte sie ihn umfassen und ihn
küssen.
Da aber wich er zurück und saste
mit schmerzlichem Ton: Nein, M t
ter, laß nur die Zärtlichkeit, ich bin
daran nicht gewöhnt.«
»Ich möchte dir danten fiir deine
gute That. Bruno.«
«Eine gute That belohnt sich von
selbst. Mutter. Und- tver Gutes thut,
Isoll nicht aus Dank rechnen.«
»Aber ich möchte dir dennoch dan
»len, Bruno. denn du hast mir einen
F großen Dienst erwiesen!«
« Stumm, fragend sah er sie an...
Weil er ihren Liebling vomBerderben
gerettet hatte, deshalb konnte sie heute
sogar den »Bauern« in ihm vergessen,
und ihm ein Theilchen Mutterliebe
anbieten!—Rein, er konnte jetzt keine
Komödie spielen! Denn er tonnte
nicht glauben, daß ihr dieseLiebe von
Heizen kam! Nein! Nein! — Und
leise. bebend entzog er sich wieder ih
ren Armen.
»Laß gut sein, Mutter, wir versie
hen uns ja auch so,« sagte er ruhig.
»Wie du willst, mein, Sohn," ant
wortete sie seht still und trat zurück-—
sie verstand· was in seinem Jnnern
vorging!
Mit leisen Grüßen und einigen
freundlichen Worten verabschiedete
man sich. Und dann fuhr sie zurück
in die Stadt.
Lange, sinnend sah er dem Wagen
nach...Noch immer bebte sein Herz,
noch immer blutete die alte Wunde in
seiner Brust, noch immer nagte das
alte, verhaltene Leid an seiner Seele
—einsam, ungeliebt, verschmäht ging
er durchs Leben. Nur wenn man ihn«
brauchte, konnte man ihn iinden’ -
Bitterweh stieg ihm derGroll auf. daß
ihm Thränen des Zorns in die Augen
kamen. Dann aber machte er sich fest
und start, drängte alles Zurück, was
weich war —- und in der nächsten
Stunde wies er bei seiner Bank das
Geld an.
2. K a p i t e l.
Hans hat Wort gehalten, er ist ein
anderer geworden. Zwar ist er noch
immer Mitglied in allen vornehmen
Glut-T und nach wie vor besucht er
alle Gesellschaften spielt allerorten
den Arrangeur und ist der Mittel
punkt, um den sich das ganze gesell
schaftliche Leben der Stadt und der
Umgebung sammelt —- aber die vor
nehmenAllüren hat er sich abgewöhnt
mit dem Gelde geht er sparsam um,
und sobald man sich zum Jeu setzt,
erhebt er sich und verläßt die Gesell
schaft. Dagegen widmet er sich jetzt
ernsthaft seinen geschäftlichen Pflich
ten, ist-fedenMotgen pünktlich an sei
nem Pult und erledigt, mit dem alten
Busch zusammen, alle wichtigen Ein
Frau Konful Felftng ist überaliiel
lich, daß alles wieder in feiner alat
ten Bahn ist, und daß ihr Liebling
;nun so ein tuchtiger Mensch tu wer
sden sich bestrebt
’ Von den unangenehmen Zwischen
fällen, die ste, ehedem so trank und so
nervös gemacht hatten, ist nicht«- in
dieOesfentlirhteit gedrungen, und nie
mand ahnt, was einst das solide Haus
zu erschüttern drohte.
»Nun, lieber Herr Bufch,« fragte
sie den alten Prokuristen eines Tages
gut gelaunt, »wie sind· Sie denn ietzt
mit meinem Hans zufrieden-« Jetzt
gibt er doch gewiß leinenGrund mehr
zur Klage, nicht wahr?«
Und mit zufriedenem Kopfniden
erwiderte der alte Herr: »Gnädige
Frau, er ist wie umgewandelt, wirt
lich wie umgewandelt. Jch wundere
mich oft im Stillen, was dies Wun
der herbeigeführt haben mag-"
,,Das will ich Ihnen verrathen, lie
ber Freund; die Liebe zu mir hat dies
zustande gebracht. Weil er sah, wie
ich unter seinemLeichtsinn litt, darum
hat er sich Besserung geschworen. O,
er hat ein arldiges Gemüth, der gute
Junge.« Und Thränen der Rührung
traten ihr in die Augen.
Nach einemWeilchen sagte dann der
Alte: »Wifsen Sie, gnädige Frau,
wenn Sie nun wirklich solch großen
Einfluß auf den jungen Herrn ans
tihen, dann müßten Sie ihn ießt auch
dazu bewegen, daß er uns ein junges
Frauehen ins Haus führt«
Mit leisem Seufzer nickte Sie. »Ja.
lieber Freund, das ist ja auch meine
ftille Sorge. Darum· hab’ ich ihn ja
wohl schon hundertmal und öfter ge
beten. Er verspricht es mir ja auch
immer wieder, nur um Geduld bittet
er noch; er müsse doch erst die Rechte
finden. Aber fo sucht und sucht er
nun, und wie es scheier hat er noch
innerer nicht die Rechte gesunden.«
»An-, meine Onädtgste dann tas
fepskeihnmir wäret-wenigst
.XIII.«, tröstete der site fie weit feinem
JM «tu MON- M Mk II
vavvvmvvs
sich vielleicht nicht gern in die Karten
sehen, und einesTages kommt er dann
I mit der fröhlichen Nachricht, daß er
endlich doch die Rechte gefunden -hat.«
Lächelnd verabschiedete er sich
»Ach, wöre es nur erst so weit,"
feufzte sie.
Ja« das war jetzt ihre einzige Sor-;
ge, daß ihr Liebling eine Frau ins
Haus drächte... einen Enkel wolltet
sie haben, einen Stammhalter.
O, wie sie sich darauf freute, diefen
rosigen kleinen Kerl, auf dem dann
des haufes Hoffnung ruhte, in den
Armen halten zu können.
Plötzlich, ganz unvermittelt, mußte
sie an ihren ölteften Sohn. anBruno,
denken. Weshalb eigentlich heirathete
auch« er nicht? Sonderbar, das ver
ftand sie nicht. Ader nie hatte sie ge
sehen. daß er sich fiir ein Mädchen
besonders interefsirt hätte. Doch ja,
da fiel ihr ein. daß er vor Jahren
einmal der schönen Elfe Bartels den
Hof gemacht hatte; sie aber war ihm
einfach davongelaufem hatte den
plump-en« unbeholfenenBauern in ihm
verlacht und war dann Frau Doktor
Brenner geworden. Richtig. das fiel
ihr nun wieder ein. Und plöhlich
iempfand sie Mitleid mit Bruno....
ZDer arme Mensch, dachte sie et
that dasMiidel damals wohl ernsthaft
igcliebt, so daß er nun keine andere
smer hab-u mags— Wirklich, kk that
zihr ietzt ernsthaft leid! —-— Wie ftill
lund einsam er da draußen lebte —
ardeiten, immer nur arbeiten -—-— fein
Vergnügen« keine Erholung, keineGes
;sellschaft———ach, er war doch recht fehr
zu bedauern!——llnd wie gut er doch
war. troh seiner äußeren Rauheit.
Wie bereitwillig er ihr damals gleich
»aeholfen hatte, als sie bittend zu ihm
gekommen war -— das würde sie ihm
nie vergessen! Niemals!
Und nun nahm sie sich vor. daß sie
ihn, obgleich er sie schon zu verschiede
nen Malen abgewiefen hatte, von fest
an jedesmal einladen wollte und ihn
wieder dauernd in ihren Verkehr und
in ihre Kreise hineinziehen wollte· da.
mit auch er noch eine Frau fände, die
ihm das Leben angenehm machte.
Ja, das- nahm sie sich nun ganz fest
vor — sie wollte nun wieder gut zu
machen verfuchen, was sie einst an
eum gexenu saue. «
Als sie so ihrenGedanlen nachging»
ital hans ein —-— strahlend von guter
Laune, gesund und llptt wie immer.
Mit einem Sah war ee bei der Mul
ler, umfaßte sie. drei-le sie tm Fluge
herum und küßte sie dann hetzhaft
auf den- Mund. -.
»Aber-« Jung’!« rief sie heller und
I außetAthem, »was fällt die denn ein!
IMit geht ja die Pussle aug! Ich bin
eine alle III-aus«
»Ehe alte Frau?« tif et ausge
lassen. »Du bist meine schöne, jugend
liche Mutter, auf die ich stolz hinl«
»Ach was-! Großmutter bin ich
bald! —- Jch wünschte, ich wär es
schon!«
»Ah-M lachte ee los, Jede bekom
me ich nun wieder die übliche Stand
eede zu hören! —- Jch lenn’ sie ja
schon auswendig, Mutterchen!«
Schwelle-ed entgegnete fie: »Ich
wer-N mich auch hüten, dir noch etwas
diesethalb zu sagen! Zu seinem Glück
zwingen will ich niemand! Meini
wegen werde du ein steinaliee Jung
qeie11e:" ;
Brav! ikituttekchenk Siehst ·du,3
das gestillt mir denn unter uns
gesagt, mein lieb-seg, gutes Manimi
chen -—— na, nun nicht böse werden s-—
ich thu ja doch, wag ich willi«
Mit einem Satz war et dait)n, ih
rem Klaps zu entgehen
Drohend lächelte sie ihm zu: »Waet
nut» du Schlingel!« -—— Dann aber
sagte sie ernsthaft: Uebrigen-, Hans,
Frau Professor Bracht läßt sich dir
empfehlen.«
Lachend eies er: »Ich denke, du
willst kein Wort dieser-halb mehr sa
gen!?«
»Nein, wirklich, Junachen —-- sie
laßt dich grüßen und erwartet dich
morgen Abend, daß du den iunqen
Damen das Menuett einitudieii.«
»Gut, den Tanz weed’ ich den Mii
dels beibringen, geen, gewiß -—— aber
eine von ihnen heirathen nein,
nicht um die Welt.«
«han3, ich bitte dich, iibetteg die
das noch einmali«
«Abet Muttetchen, das hab· ich ge
than!«
»Es sind sehe netteMiidchen, sie sind
gut erzogen,« verstehen etwas; undGeld
haben sie auchl«
»Aber ich mag iie trotzdem nicht,
,Mama i«
Sie seufzte und stand aus: »Ach,
dit kannst einem daILeben schon herz
lich schwer machen.«
Da trat ee zu ihr heran. steeichelte
zärtlich ihre hände und tröstete sie:
»Seid nur gut sein.Mamtni, diuoied
auch dieser Wunsch noch eestillt wet
kdeu —- nue miß man so etwas nicht
übereilenP Er Este sie und eilte
hinan-.
»Ho- innenmw—.och,
ich wünche to lleitles Gmel des him
meli aus sein hast« betete sie
U-—
IfffffffffffffffvvavfIs-IvI
Da tain eines Tages ein Brief. der
Aufregung ins Haue brachte.
»Dent, dir nur« Hans, wer mir da
schreibt.« ries die erstaunte Mutter ei
nes Morgens, als ihr Liebling zum
Frisbstiick lam.
Hans sah nur auf den Umschlag
dann sagte er ruhig: »Der Schrift
nach zu urtheilen, dürfte der Brief
wohl don Else sein«
»Wie? Du lennft Eises Hand
schrift?« fragte sie noch erstaunten
Ein wenig lächelnd antwortete er:
»Ja, Martia. ich ienne Elses Hand
schrift.«
»Aber woher denn, Hans? Sie ist
doch schon nahezu iechsJahre von uns
fort.«
Belustigt entgegnete er: .Trofz
dem, Maniirii. —und ich weiß sogar»
was Else dir schreibt.«
Jedt sah sie ihn sprachlos an.
»Sie schreibt dir, ob ei dir ange
nehm wäre, wenn sie uns ein paar
Wochen besuchen würde. Stimmt es?«
»Es stiinint. Aber was heißt das,
Hans?«
»Das heißt, Miitti, daß ich dich
überraschen wolltes« rief er mit glück
strahlendeni Gesicht.
»Ihr torrespondirt mit einander?"
,.Bis setzt haben wir nur zweiBrie
fe gewechselt —- aber ich habe Else
wiedergesehen. Mutter vor vier
zehn Tagen etwa, als ich inBergheiin
beint Anwalt war, da haben wir uns
zufällig getroffen —« zögernd hielt
eesein.
»Nun jnd weitei?« fragte sie äu
ßerst interessirt.
«Mutterchen, ich war direlt er
staunt. als ichElse wiedersah sie
ist hübsch geworden! Viel mehr als
das: sie ist eine Schönheit geworden!'·
Frau Konsul Felsing war iiber alle
Maßen freudig erstaunt. Hund alles
das ersahre ich erst in diefein Augen
blick. Musik« Es klang wie ein lei
fer Vorwurf.
»Es sollte ja eine Ueberraschung
fiir dich werden, Mutterchenl«
»Und du interessirst dich siir Else,
mein Jnug’?'«
»Ja, Mutterchen, ich habe sie sehr
aern.«
Zärtlich zog sie ibren Liebling an’
sich und küßte ihn innig.
»Du wirst sie also einladen, Mut j
tck?« . i
»Sosokt schreibe ich ihr» dass sie uns :
sehr willkommen sein wier
»Drehe Dant. MuttercheanStiiv
misch umfaßte et sie.
Plödlich aber fragte sie: »Hans,
weißt du denn auch. daß Brune- sich
einst fiir Eise interessirl hat?«
Erstaunt verneinte er: Reine Ah
nung!«
»Es war zu jener Zeit, als du beim
Militiir warst.«
»Nun und Elsei" stagte er ge
spannt.
»So viel ich weiß. hat sie-sich da
mals über ihn lustig gemacht.«
.Na also. Er athniete auf. «Weiszt
du sit-eigens, ob Brnno sie wiederges
sehen hat. solange sie verheirathet war,
oder seit sie Wittwe ist?«
»Das weiß ich nicht. aber ich glau
’be es taum, denn Brutu- hat ja jeg
lichen Vertehr seit jener Zeit gemie
den«
»Nun, machen wir uns also deswe
gen teine Sorge, Mutterchen,« sagte
er leichtliin, und siigie dann mii En
thusiaginus hinzu: »Die Hauptsache
ist doch, dasz ich sie gern habet Und
wenn sie mich ebensogut leiden kann·
»dann,Mutterchen, dann wird dir dein
iliebster Wunsch ersiillt, dann bringe
sich dir ein junge-«- Frauchen ins
s haust«
Frau Konsul war überglücklich
Sofort schrieb sie an Else einen lan
gen und sehr lieben Brief und lud sie
ein, nur so bald wie möglich zu lam
men.
Als der Brief sort war, dachte sie
nach und spann Pläne siir die Zu
tunst.
Ja, flehte sie, wenn es doch wahr
würde!
Jn Else sah sie eine Frau, die siir
ihren Liebling wie geschaffen war —
der Kleinen war sie« ja eine zweite
Mutter gewesen —- als ein« kleines
verwaistes Mödelchen war sie damals
ins Haus gekommen, war unter ihrer
Obhut groß geworden und war an
ihrer band ins Leben hinausgetreten
——ja, ja, das war die rechte Frau siir
ihren Liebling! Na, und dasz sie ne
benbei auch noch recht wohlhabend
war, das tarn ja auch ganz gelegen!
. Uebergliietlich, daß ein gütigej Ge
schick alles so gesilgt hatte, sah sie be
ruhigt in die Zukunft.
O i ·
Ans Ruhhos wurde es stiller. Die
Ernte war nun eingebracht, destillirt
tertorn war gesät und die Feldardeit
so ziemlich beendet; nun aber begann
in hanc und hos ein regej Treiben,
das - alle ciinde in Anspruch nahm,
denn es galt, sich gegen den herantra
henden Winter zu schäkern
Und Abends nach des Tagemrbeit
saß der Gutsherr- rnit Puck-haltet und
In ttor zisamnten und spielteSlat,
oder Frau Hehre-mai nnd Fräulein
Einm- tamen auch herein, Mitten
vvvvvvv fvvvffvffffsffvvvvvvi
oder bätelten. und dann unterhielt
man sich und vertrieb sich die Zeit, so
gut es eben anging.
Einmal saß Brutto mit dem alten
Bucht-alter ganz allein. Sie ranchten
und tranten. sprachen iiber dies und
das, aber es wollte leise so rechte
Stimmung anstommen. minntenlang
stosette ost das Gespräch
Der Alte sah seinen deren von der
Seite an: er sorgte sich um ihn, denn
er sah ost recht bekümmert aus.
Endlich sragte er schüchtern: »Herr
Paulsen, find Sie nicht wole
Bruno fuhr aus seinem Sinnen
aus, satt den Alten groß an und frag
te: »Wieso? Siebe ich denn trank
aus?«
»Wenn auch das nicht« Herr Paul
sen, aber es scheint mir, als wärerre
Stimmung etroas gedrückt... Sie
find nicht so srob, wie Sie es sonst
waren.«
Bruno lächelte: »Das scheint Ih
nen nur so, Alterchenx ich bin ganz
woblaus, und wenn ich hier und da
mal ein bißchen ins Nachdenlen gera
the.... lieber Gott, das bringt die
Jahreszeit so mit sich s— der herbst
stimmt mich eben etwas melancholisch
-—-- da süblt man sich wohl veranlaßt«
über sein bisheriges Leben einen klei
nen Rückblick zu balten... Träume
risch sah er ins Licht der Lampe.
Und wieder entstand eine lange
Pause.
Nach einem Weilchen gab sich der
Alte einen Ruck-was er schon lange
einmal hatte sagen wollen. das mußte
jetzt vom Herzen herunter, denn ietzt
hielt er die Zeit dafür am geeignet
sten.
»Hei-Mannen wenn Sie mir nicht
böse sein werden« dann möchte ich Ih
nen setzt wohl etwas sagen,« begann
er seltr schüchtern.
Erstaunt sah Bruno ihn an. «Na,
was haben Sie denn ans dem Herzen
Alterchen?«
»Ich habe nämlich ernstlich darüber
nnchaedacht Herr Pauisem aus welche
Weise man Jlinen hier dies einsame
Leben angenehmer machen lönnte.««
brachte der Alte Zögernd heraus-.
lFIrtseyung solgt )
—
Das erste graue Hain-»
Jcb iab es und itaunte es an wie
cin Fremdes ganz Unbegreifliches. Ich
riziihlte meinen Freunden von ihm
kund sie nannten es lcherzenb im hin
bliel auf meine große Jugend —- das
Milchhnnr. tlnd ich lachte mit ihnen.
Wovon ich meinen Freunden nber nicht
sprach, das nsnr der eisiae Schrecken,
tie: mich mit gierigen Fängen gepackt
hatte, als ich des silbernen Seide-iso
vens gewnlir geworden.
Meine Jugend war mir bisher —
lvie alten jungen Menschen — als ein
Kapital erschienen. das sich niemals
ans-Iehren lönnte. Und in diesem
Wahn war ich mit meinem Gut sorg
los und leickxtsinnia umgegangen sich
hatte den lachenden Ueberiluß der
Stunden vers-euren den üppigen
Feichtlyum derMöglichleiten in die vie-.
-«ct.--« -k-.-- --s-A -..
Jtitulc lslltuussxitlucuh »Uni- un»
hab-en, tvolsin ein aesiiliiger oder ein
’»ui2aiinitiser Lustkianch ibn trug. Die
Zeit fsutbeie ja vor mir und um mich
»mi: der Grenzenlosialeit des Ozeans.
s ilnd dem war ni plötzlich ander-«
lgeworden denn die lserlasigteit, das
erhabene Missteriunr des Unendlichen.
irar verschwunden Ich sah in einer
weiten, schemenhasten Ferne, an einem
verschwiinmenden Horizont, eine Linie
saimmern Lands FeindeslandL Und
re blitzte hohnlachend, drohend, talt
iiberlcgen zu mir beruhen
Und jetzt begann die wilde Jagd.
Es siel mir ein« ivie unverantivortlich
ich gehandelt, als ich-Minuten, Stun
den, Tage und Jahre in Unbewuszt
heit vertöndelt oder mit Sorgen und
Kümmernissen umschattet hatte, an
statt sie mit dankbar geössneten hän
den als Gnadenaeschenke hinzunehmen
und inbrünstig den Sonnenkuß zu
preisen, den sie mir aus die Lippen
riesztem olet-er Freude besann ich mich,
die ich gedankenlos an mir vorüber
sliegen gelassen; jedes Genusses, dessen
Feuermantel ich hochmütig verschmäht
hatte. Und ed schlang sich um mich ein
grotesker Gespensterreigen verpaßter
und verpraßter Augenblicke. Die ab
ansidenen Geister jener-Stunden- var
denen der Mut das Banner gestrichen
und eFigdeit abgesiegt hatte, umwic
belten mich mit jenem Spott, der dem
Schaden gern sich gesellt. Und zu die
sem traurigen «danse maeabre« sangen
und klanaen begrabene Lieder —- ver
lorne Weisen, aus Fernen kommend,
in Fernen verhallend. -
Zwischen dem grauen haar und
mir hub ein stummer Krieg an. Ja
jener zähen Unerbittlichkeit,. mit der
der Mensch und sein großer Widersa
cher, das Schicksal, einander immer
gegenüberstehen Das haar gesiel sich
in launischen Neckereien;« ed machte
mich daraus aufmerksam. daß ed sich
ja noch schiichtern verstecke in einem
braunen Scheitel, und daß es noch an
der Zeit sei, dem Leben zu geben, was
des Lebend ist; es erzdbite mir über
zeugend und eindringlich, daß es Pech
nur nä- Liebe, um mich des sii n
- v v III-fffffffff"’"fm’
Seins zu gemahnen. so versriiht aus
mein junges Frauenhaupt verirrt ha
be. Vergebens: Ich mißtraute ihm.
und anstatt dasz ich aus seinen Worten
Lehre gesogen und mich —-— nun die er
sten Glocken zur Abendmesse des Le
bens läutten —- der fröhlichen Wissen
sgast an die Brust geworfen hätte, be
s iistigte ich mich jetzt damit. jeden
jungen Tag argwiihnisch zu spähen,
ob der hömische Eindringling nicht
vielleicht einen Kameraden gesunden.
Das eine graue haar suchte ich
durch Schmeichelei zu betören. Jch
schwor ihm ewige Freundschaft Es
sollte es gut bei mir haben. Seine
Kinzigleit wollte ich hiiten und hegen.
Aber sollte es Lust nach Gemeinsam:
leit und-- Gesellschast«iverrathen. wiirs
de ich es mit Haß und Rachsuchl ver
solgen Jch wiirde es ausreiszen, ver
nichten, seine Spur tilgen. Die Ant
wort des Haares war nur ein umso
aufdringlicheres silbernes Leuchten.
Seiten empfinden Töchter die stille
Tragil im Schicksal der Mütter. Al
ler Miitter. - Jch weise, dass
es mich lrjinltc, verletzte, mich
steti- wie ein eitschenschlag traf,
wenn dem Beqris meiner Mutter das
Attribut alt ---—- und geschah es auch
nur im Vergleich zu mir —- angeglie
dert wurde. Wir Töchter lehnen uns
.aus, empören uns dawider, unsere
IMiitter alt genannt zu hören. Aber
es geschieht initinltiv. triebhast. Ohne
Waffen, ohne lkrlenntniß. Erst. wenn
eine eTochter .m Spiegel das erst graue
Paar aus dem eigenen Raps entdeckt,
linird Intuition Erfahrung, —«- fühlt
zsie schtvesterlich mit der Mutter, wird
i sie zu ihrer · Leidenogesiihrttiu
, Die Poesie der sallenden Blätter
iwebt um die ersten araueii FJaare der
IFram lind wie gluthendes Herbstlaub
ittust und Schmerz aller Jahreszeiten
in seinen heißen und sattenxTinten ein
plehtes Mal ausslammen läßt, so mag
! vielleicht auch das erste Silbergegliher,
jdag um die Schlitten einer schönen
iFrau ausglimmt. alle Reize des Vor
iriihlings wie des Spätsommers noch
Ieinmal Zusammenrasjen und mit sil
» Her weymur m nat-vereinen
Aber der Forschendem die nack
Nam’ und Art der Erscheinungen un
barmherzig fragt. wird das erste graue
Haar doch ein memento mori bedeu
ten, dein Vernunft allein einen Rol
lenwechsel vorschlagen wird, indem fse
ihm die Ausgabe eines s--- memento
vivere zuweisen dürfte.
Die römische Weisheit: carpe biern,
nützte den Tag, bebiilt das letzte Wort,
mit bem unser eigener Kopf aus dem
Spiegelglase zu uns spricht.
Wo irgendwo die Ströme der Welt
rauschen, wo die Sinsonien des Le
bens aus breiten Tontvellen so ein
wenig majestuoso «— dabergewandelt
lonnnen, wird ihnen mit bellbiirigerem
Ohr und tieserem Verständnis ge
lauscht werden von denen, an die die
silberne Warnung erging.
Und das erste graue Haar. das sich
aus ein junges Frauenbaupt verirrte·
wird befriedigt dazu slimmern nnd
schimmern- Denn es bat seine Mission
etsiillt: Lebensfreude zu schüren oder
vielleicht ersi —- zu schassert
Optik-Witwen
W: »s
«Sag’ «mal, Gkofmmmm hat denn die
Mok kenstunde ploiabiette Zähne '-«
Ie o mein Hund«-"
»Ja, es Wißt doch: «Momenfiunde bat
Gold im Munde·. «
,,Son,st hab' ich »dies: gutes Land, fas
iigk Wiesen, ieukme Pferde, prächtig
Schqfe, itmmme Mai-Mira und ichs-Je
Milchtühe —--- nur«du fehlft mir noch in
die Wirtschaft «nem." «