Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 14, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    »dann passirt was. «
Erzählung von Else K ra ist.
Als er bereits sertig angezogen
war nnd seine Bücher, die er zur
Prüfung nöthig hatte, einpacktr. trat
der Vater in sein Zimmer.
«Nnn?« staate er in der kurzen,
barschrn Art die ihm eigen war
Erich fühlte. wie ihm das Blut ins
das überwachte Gesicht schoß.
»Ich bin fertig, Bater«, sagte er
wie heiser. »Ich habe mich selber
noch einmal überhört heute Nacht.
Am Können liegts nicht.«
»Li1«cherlich « am Können liegts
nicht! Das soll wohl heißen, als das-E
Du diesmal wieder nichts tanns ?«
Der sechz ehnjöhriqe Jana-e sah ben;
Vater an »
»Ich meinte das Geaentheil. Was;
ich wissen muß, habe ich aelernts
Und tann es auch. Im Schlaf tönnte’
man mich prüfen, so ott habe ich alle-·
durchgenommen.« s
»Dein Glück«, sagte daraus ders
Mann. Denn wennl Du diesmal
wieder das Einjährige nicht kriegst
passirt was. Lange aenug habe ich
Geduld gehabt. Jch komme heute
schon um zwei Uhr aus dem Dienst,
dann bist Du ja länast zurück. Je
denfalls beeile Dich beim summte
gehem damit wir zusammen essen
können«
,Ja«, saate Erich.
Ein blasler Streifen Sonne siel auf
einzelne zerschrarnmte Leinenbände der
Schulbücher.
Trich sah deutlich, wie sich in die
sem zittrigen Licht Gesichter bildeten,:
alle mit breiten, verzehrten Wünz
vern undd royenden Augen. »Damit
dassirt was«. grinsten die .. . ·
Der neue Kragen den Mutter?
ihm zu der Prüfung hingelegt batte,«
war entschieden zu eng. Wohl auch»
Zu hoch, daß er so am Kinn drückte.
Und der dicke, schwarze Tuchanzua
isiel zu warm bei dem schönen Wet
ter, das hielt er ja nicht aus-, drei
bis vier Stunden darin priisen».
Ein Gliiel, dasi sie ihm diesmal
wenigstens im Griechischen nichts
mehr anhaben lonnten. Darin lIlieb
er ganz gewiß keine Antwort schuldig,
wie das legte Mal. E
’ «Crich«, rief da eine Frauenstimme
Vom Wohnzimmer her.
Er nahm hastig seinen but und
den Bücherstoszi und ging dein Rat
nach.
Mutter lag ans dem Sosa, weil
sie wieder von ihrem alten Leiden
gequält wurde.- Sie lächelte, als sie
ihren großen Jungen sah.
Er trat stumm zu ihr hin.
»Morgen fährst Du ans acht Tage
zi. Onkel Franz nach Helmstiidn ich
links Vatern schon gesagt. Da ver
iszt Du mal die gane Lernerei.
unge. Kein Buch ruht-it Du mir
dort an. Jch bin nur froh, das-, Du
so sicher bist, und seh’ Dich schon
heimkommen, stolz strahlend als
Obersetundaner. Weißt Du anch,
was es heilte zur Feier deH Tages
giehi?«
Er schüttelte den Raps·
«Baethühner«, sagte die Mutter.
Er hörte gar nicht. Er hatte ver
gessen, das: das seine Lieblinggspeise
war. Er neigte sich iiber die strei:
ehelnde Frauenhand nnd hielt sich
daran fest.
,.Weiszte, was-«- Vater gesagt hat,
Mutter-W
»Was denn-t«
»Es passirt was, hat er gesagt,
wenn ich diesmal wieder nicht durch
lomme.«
»JU ..... tlucl Du sum-up- »sa
durch, Junge, Du sagst doch selber.
dass Du gut gelernt hast?«
,,J... ja, Mutter.«
Die Knabenhand rist sich jäh aus
den sireichelnden Fingern heraus-.
»Und ich musz jetzt auch gehen.
Soll ich Dir nicht lieber noch die
Wolldecke überlegen?« !
»Wenn Du so gut sein willst,!
Trich-» Und viel Glück, Junge!« »
Erich ging die Treppe so schiversiil- »
lig herunter, als hingen ihm Eisenlet
ten an den Gliedern. Gestern Abend
hatte er noch so viel guten Muth ge
habt. Und heute sriih anch, als er
im Morgengrauen das letzte Buch zu
gellappt hatte. Aber seit Vater ihn
so seltsam und drohend angesehen hat
te, war alles vorbei. Lächerlich war
das. Er wollte gar nicht mehr daran
denken. Denn es war ja so gut wi
ausgeschlossem daß er diesmal wieder
nicht durchtam. Kein Junge hatte so
gelernt wie er. Und Dr. Siebert,
sein Klassenlehrer, hatte gestern erst
zu ihm gesagt: »Na, Franle.... al
lem Anschein nach werden Sie mor
gen glänzend iiberrutschen nachOber.«
, Wenn nur derKragen nicht so drü
cken wollte. Und wenn Vater nicht
gesagt hätte, »dann passirt wae«.
Schlagen konnte er ihn doch nicht
mehr... des Jungen hagere Gestalt
strasfte sich plötlickn als miisse er ir
gend einen unsichbaren Feind von sich
abschiitteln, geschlagen hatte ihn Va
ter nach der Einsegnung nicht mehr.
Auch damals war es nur ein Stoß
gegen die Brust gewesen« als er heim
gekommen war ohne das Einiiihrigem
zeugntß.
Trich lies Möglich, als ob ihn Je
mand jage.
Obwohl er die ganze Nacht gelernt
hatt-, sein Kopf war ihm doch am
Morgen ganz llar gewesen. Beinaty
hatte er noch die lette, kurze
innde aus seinem Bett gelegen, im
mer mit dem Bewußtsein: Du kannst
alles sie sollen nur sragen.
Und nun?
Als Erich das Klassenzimmer de
trat wo die Prüfung stattfinden soll
te, sah er gar nichts von seiner Um
gehang. !
An der großen Wandtasel war mit
Kreide eine Ankiindigung wegen des
Schulschlussei angeschriebem !
Mechanisch las er Dann passirt
was,« las er plötzlich ganz deutlich !
»Mensch, wie siehsten aus,« rannte;
der ihm zunächst Sitzende zu. »Hast«
denn so’n Bamrnel?«
Die Thiir ging aus, Und es wurde
mäuschenstill in der Klasse. Die Leh
rer waren gelommen.
Erich reckte sich, als miisse er etwas
Lästiges abschiitteln. An Mutter
dachte er, an ihr gutes, lzuversichtliches
Lächeln an die kleine, süße Cousme
in Helmstädt, die er morgen tviederse
hen sollte, um ein Paar schöne, freie
Tage im Wald nnd Wiesen mit ihr
herumzustreisen. Lauter freundliche
Bilder zogen an ihm vorüber. Bis
mit einem Male Jemand eine Frage
an ihn richtete.
Er antwortete sofort, und vergaß
die schönen Bilder. Während er ant
wortete, mußte er aus die Wandtasel
sehen mit den riesengroßen, weißen
Buchstaben. Und sosort las er wie
der »dann pafTIrt tvas.«
Er stockte mitten in seiner gut und
richtig begonnenen Antwort, die einer
längeren Erläuterung bedurfte.
,,Sehen Sie sich « sagte Dr. Sie
Dekl
Erich gehorchte willenlos-. DieAngst,
die in ihm war, verstärkte sich von
Minute zu Minute. Er sah schließ
lich nichts mehr wie Vaters drohende
Augen, hörte nichts mehr, Ivie Vaters
Worte »Dann passirt was«. Wir ein»
Stock saß er da, die Zähne zusam-»
mengebissen, und was er antwortete,.
war Unsinn. Schon nach der ersten»
Stunde wußte er, das-, alles Lernen,;
und alles gute Wollen umsonst arme-l
sen war. «
Einer der Lehrer schüttelte denKopr
vor seinem zerstörten Gesicht. !
»Sie sind ja trank, Franke, gehens
Sie lieber nach Hause, und legen Sie
sich in's Bett·«
Aber er blieb. Blieb bis zum leh
ten Augenblick. Dann. als er Jriind
lief und unzweifelhaft durchgefallen
war, und wieder aus der Straße
strnd’ mußte er sich erst besinnen, daß
er auch wach sei, und nicht träumte.
Die Uhr am Thurm des Gymnasis
ums- schlug Mittag.
Brathiihner gab es heute, hatte die
Mutter gesagt.
»GuteMutter, Du kannst mir auch
nicht helfen mit all’ Deiner Liebe,«
dachte er. ,,Vater hält Wort, Vater
tenne ich.« . ..
Erich lief zuerst planlos ein paar
Straßen weit, dann wußte er plötzlich,
was er nun thun mußte.
»Na, hat denn Ihr Junge nuu·s
Einjährige?« fragte ein Kollege, als
Rechnungsrath Frante zu ungemahnt
früher Stunde denSchreivtisch in sei
nem Bureau anschloß« um heimzuge
hen.
»Ich hoffe start,'« sagte der trocken.
»Ich hale dem Bürschchen prophe
zeit, es passirt was, wenns diesmal
wieder nichts wird« . ..
»Aber Fraute,« sagte der Andere.
»Machen Sie doch teinenllusinnl Die
Schule soll doch teine Zioanasanstalt
für unsere Flinder sein. Wo soll denn
da Lust und Liebe zum Leruen her
tommen?«
»Js egal . . .. 1eoenrauv....
suhr der Rath in seinbd Mantel, daß
alle Nähte lnactten, »hao· ich’g ihm
prophezeit, entweder oder . .. und wie
ich meinen Herrn Sohn kenne, tornmt
mir der nicht ohne Versetzung nach
Hause.«
Frante nahm heute die Straßen
bahn. Und je näher er seiner Woh
nung tam, desto mehr verstärtte sich
die Gewißheit in ihm, daßlcrrich dies
mal gut bestanden hatte. Der Junge
war erstaunlich fleißig gewesen. Aber
zum Donnerwetter, was er selber
nicht erreicht hatte, das musites doch
mindestens der einzige Junge errei
chen, wenn man nun mal das ichwerei
Geld dafür l)ingab. Viel ,;u milde
hatte er den Jungen sriiher tiehardelt,.
jedesmal war die Mutter dazwischen
xgelommen mit ihrer Abwehr, nnd wag
iverstanden Frauen von Ilindireri
hung?
Es war später geworden, wie er be
sahsichtigt hatte. Das ganze Treppen
hauö roch hereitg nach Mittagessen
Crich mußte schon längst zurück sein,l
sicher
Rechnungsrath Frante schloß die
Koeridorthiir aus, mit der sich gleich
zeitig die Wohnstubenthiir össnete.
Seine Frau
,.Ach, Du bist’s,«... sagte sie ent
täuscht. »Ich dachte. es wär- (5.rich.'«
»So’n Buntmelsritie." schalt der
Rath sosort. »Er müßte schon längst
hier sein«
Er trat ans Fenster, sah nach der
Uhr und wurde immer trihbliger.
»Und ich hab« ihm extra gesagt,
schnell heimzulommen.«
»Er wird schon,'« beschwichtigte
die Mutter, indem sie sich wieder aus
das Sopha legte. »So eine Prüfung
dauert doch meist länger, wie ein ge
wöhnlicher Unterricht.«
Es veraing wieder eine Viertel
stunde, während der Rath wie ein
Löwe im Käsig durch die Stichen
schritt.
»Nur schade um die Backhiihner,«
meinte Frau Franlr. »Die verlieren
alle Kruste. Willst Du nicht mal hin
geben, Karl?'«
Er suhr hoch.
»Dein Burschen auch noch nachlau
fen, das sehlte gerade!"
Und doch war er kaum zehn Mi
nuten später in Mantel und but
»Der soll noch Ordre pariren,«
schimpste er, ohne Adieu zu sagen.
Aus der Straße war von Erich
nichts zu sehen. Und vor dem Grim
nasium war erst recht alles still und
leer.
Der Schuldiener schüttelte seinen
Kaps.
»Ist denn Niemand mehr hier.
Franke» Franke» ja, den kenn
ich. Hellblond nicht wahr, ganz sein«-;
melblond. Der is schon lange weg.«
»Dr. Siebert . wohnt der hierin
der Nähe?«
,,Jawohl . .. Prinzenstraße 6a.«
Dem Rath sror plötzlich. Und eben
war ihm noch so heiß gewesen«
,,Unsinn,« sagte er immer-in. »Un
sinn! Wir haben uns verfehlt, Erich
ist längst zu Hause.«
Er ging nach Hause
Da war Erich nicht.
Als Frau Franle ihren Mann al
lein kommen sah, sprang sie plötzlich
vom Sopha auf, als habe sie nie
Schmerzen im Körper veisviirt
»Erich«, schluchzte sie aus.... ,,er
Tit sich was angethan aus Angst vor
ir.«
»Schrei doch nicht so«,« slüsterte
der Ratt-, »und rede nicht solchen
Unsinn. Jch werde erst mal zu Dr.
Siebert gehen; sollte er inzwischen
kommen, halte ihn fest, bis ich wieder
lner bin.«
Der Rath war jetzt in der Prin
zensirasze, 6a war gleich vornean. Er
stieg die drei Treppen hoch und lau
tete.
Eine junge Frau öffnete. Zwei
kleine Kinder lrabvelten um sie her.
»Bitte,« sagte die junge Frau,
»wenn Sie näher treten wollen!«
Er wollte nicht·
»Ach, Paul... bitte,. lomn1’ doch
mal her,« rief sie da in ein Zimmer
hinein.
Dr. Siebert larn und erschrak sichi
lich, als er den unverhofften Gast
sah.
»Aber bitte, kommen Sie doch aus
einen Augenblick in mein Zimmer.«
Der Rath wurde mehr geschoben,
als dass er ging.
Dr. Siebert sprach sortwährend.
Von Erich, nur von Erich. Was fiir
ein lieber, guter Schüler er im
Grunde genommen sei, nur etwas
sensibel, vielleicht, oder neroös iiberv
reizt vom Lernen. Heute hätte man
ihn überhaupt nicht wieder erkannt.
Ob er vielleicht Angst gehabt hätte?
Angst!
DerRath antwortete nicht. Er
schlnctte wie ein Kranter
»Jedensalls werde ich Sie fiir’5
erste begleiten, Herr Franke,« sagte
Dr. Siebert in die große Stille hin
ein. »Es thut mir herzlich leid, daß
Erich diesmal wieder nicht versetzt
werden soll, aber es muß da irgend
etwas mitgesprochen haben, wag nicht
nöthig geweien wäre. Hoffentlich hat
der Junge teine Dummheiten ge
macht. Einen Augenblick, bitte.«
Der Rath wartete nicht. Er lief,
bis· er wieder zu Hause war.
» Erich war nicht dort.
. »Die Schule ist doch keine Zwangs
)anstalt,« hörte Frante den Kollegen
Magen, als er wieder weiterlief. »Ma
schen Sie Jhren Jungen nicht kopf
sscheu mit Jhrer Strenge. Guter Ka
nierad sein seinen heranwachsenden
Kindern, mehr Freund wie Herr.
; scher . . .«
»Junge,« stöhnte der gehetzte Mann
auf, »Junge·... tomm’ mir wieder.
sWerden darfst Du, wag Du willst,
Hiein Buch brauchst Du mehr in die
jHand nehmen, wenn Du nicht selber
Idanach oerlangst... nur tomm’ mir
, wieder . . .«
Er iam nicht. Die Freunde wußten
nichts von ihm, die Verwandten und
sBekannten auch nicht.
. Schließlich half die Polizei mitfu
Ichen. »Es wurde Abend, ehe der Rath
zioieoer yenn schlich. wichts..· reine
kSpnh gar nichts. Wo war sein
Junge-? Sein einziger?
«Junge,« flehte Der erschöpste
Mann, indem er die balbdunlleTreppe
zu seiner Wohnung herausstieg. »Wie
soll ich Deiner Mutter je wieder in
die Augen sehen, wenn Du nicht wie
Ider kommst?«.
lSr schloß die Korridorthür auf Und
tappte sich init den Händen an der
Wand festhaltend bis zur Wohnstube.
Die war leer.
Von der Küche her kamen Schritte
Dasz Mädchen. Es lachte über das
ganze breite Gesicht.
« »Er ist vorhin getommen, der junge
Herr,« sliisterte eg. Und die rothe
ZHand wies nach der schmalen Thür,
dahin, wo die eisern Knabenbettstellr
sinnt-, und sonst nur Biicher...Viis
cher, Bücher . . .
L Darinnen brannte schon die Lampe.
Dass RleiftsDenktsml in Frankfurt a. LI.
Wie bereit-J gemeldet, lsat unliiugu -
die Feier der Cutliiillung des Kleist
Teulmalg im Port zu Frankfurt a. L
stattgefunden zlachdem daiz oom
Franksurter LelsrergesangVerein fiir »
die Eutlsiillung gesungene Lied »Die
Himmel riiluueu des Ewigen Ehre«
verklungen mar, bestieg der Retter der
Berliner Friedrich Wilhelm-llniuersi
tat, Geheimmtli Professor Glich
Echtnidt die vor dem zu enthüllen-»
den Denkmal aufgestellte klieduertri «
biiue su seiner Festrede iiber den gre
szen Nomantitee Gegen Ichlusz iels
ner etina dreiviertelftiindigeii, fesseln
den Darlegungen iibek dZeinriilk
non Weist als Tlllensch nnd Dichter
wurde Erich Schmidt plotzlich von e:
neiu leichten Eitiiniiitseaufall betroffen, .
der ilui zunuigseiue Rede zu miter
«brechen. Nachdem er sich an einem
rasch lsei·beigelsolteii Glase Wasser ei
uiaci erseischt bitte-. vermochte er, wenn
»auch mit matter Stimme, seine stin
«sprache zu Ende zu siilsreu und dass
’"Zeicheu zur Eutlsiilluug decs Tent-»
inals zu geben. Sodann wurde er
unter Beihilfe des-:- De nied. Rasch-'
dotsf und einiger Hereeui des Tent
;uial-.Kouiitee in einem Wagen in die
nahe beim Pakt gelegenen Privat
Träume desi- Dekonomen des Cibiltasii
l nos geleitet. wo sich auszer dem Arzt
I auch die bei der Feier ctnmefeude
T Tochter des Gelehrten uin itsn bemiilss
. ten. Prof. Schmidt mußte zwar auf
s die Ilieiliialnue an dem Festesseu nee
;zI-chten, doch erholte er ich nach nnd
Mach so weit, daß ei« Abendg- uach Ver
s lin zurückkehren konnte.
I lleber den weiteren Verlauf dei
antlsiillungsfeier sei noch folgendes
mitgetheilt: Verwaltunqsgetichtsst
rektor Dr. Pollack itattete, nachdem
die Hiille gefallen mar, dein Denk
malssskoniite seinen Dank ab. nnd
Ltiimerttteiiter Dr. Frantz iibernalnn
dac- Dentntal int Namen der Stadt
Frankfurt Danacli wurden mehrere
fKränze t«n Poitantent niedergelegt,
worunter die Liirslnsertränze dei- Leib
reaitnentizs No. s nnd dec- Jnianteries
reaimentcs No. 12 besonders aniiielen
Das Denkmal ist nicht ein Stand
bild itn landläufigen Sinne. Vei dein
XMangel an ziteerlijiiigecn zlltaterial
bat der Schöpfer-. der Veriner Bild
hauer Mattlieb Elfter-. nielinelir zn
einer intnbaliitiien Darstellung der
(siesanttericlieinnng stleiite seine Zu
iincht nelnnen ntitiien zttni einem
schlichten, nietiritniigen Sattel von
ichlesisiieni Nranit laaert die iiberlei
liensarasse Gestalt ieinesJ liteninszx zlln
der Stirnieite des-« Paitainents ist in
einein tltnndnnsdailtan der Kopf des
Dichters angebracht tnofiir dent Bild
bauer auch kleine Miniatur, Nie Ftleiit
iin Jahre tsitt non dein Maler Krit
ger fiir seine Braut Wilbelinine von
.;3enae liatte machen lassen, als- Mo
dell diente. llnterbalb des Medails
lenä befindet iicb die Inschrift: »Dein
Andenken Heinrichs von Kleist« Die
Rückseite ichmiickt in einem Vrnnzes
Titeliet die Zchlnßizene ans dent
»Printen ban Hanibttrg«. Die Kiiufe
der handelnden Personen sind vormit
iibnlich gehalten In der Mitte er
blickt man den großen Knrfiiritein
rechts ven ibm den Obersten nottniitz
nnd links davon den Prinzen non
Hamburg An den beiden Zeitenfliis
chcn find Reliefs angebracht mit Sze
nen aus dem »8erbrochenen Krug«
und dem »Käthchen von Heilbronn«.
Die atte, verbogene Zinnlamve, mit
der griineu Glocke, bei derem Licht
Erieh ost die Nächte durch gelernt
hatte.
Jn dem schmalen Bett lag ein hel
ler, zerwiihlter Kopf, dem die Haare
feucht an den Schläsen klebten. Ueber
diesen Kopf strichen Frauenhände, be
ruhigend und gütig.
»Ja ..... ja doch, nein Jungchen,
das schadet ja alles gar nichts .....
nur versuche zu schlafen. Vater thut
Dir nichts, verlasz Dich d’raus, Vater
hat das alles gar nicht so schlimm ge
meint.«
Da schluchzte Erich aus. Ein rich-:
tiges Kinderweinen.
»Und. .. und Du kannst glauben,
Mutter, ich wollte nicht mehr leben,
nein! Jch bin rumgelausen bis zum
Abend, immer mit dem Gedanken,
thu’s.... sei doch nicht so seige....
thu’5, da im Fluß drin ist eg- lange
nicht so schrecklich, wie jedes Jahr
diese!be Angst vor Vater, ehe die Ver
setzung oder ein Examen kommt.
Aber . .. aber wenn ich dann an Dich
dachte-, Mutter ..... da gings nicht«
das ging noch über diese furchtbare
Angst vor Vater...«
»Die giebt·s nun nicht mehr,« er
tönte da eine Stimme in das geflü
sterte Betenntniß hinein. Junge .
Junge.... daß Du mir nur wieder
da bist . . .«
Die große, starte Hand griff wie
Hilfe suchend nach der kleinen.
Und das war wie ein sich finden
von Freund zu Freund, dieser Hiin
dedruck
-—-—-- —.-»——
t
Römergråvee del München.
Siebzelm Röniergtäber aus dem kä.
oder st. Jahrhundert nach Christus
sind bei Anlage der Gartenstadk Har
laching bei München in einer Tiefe
von 1 UT Meter ausgedeckt worden.
Männer, Frauen nnd Kinder verschie
denen Alters- waren in den Gräbern
bestattet, aus denen sehr lsiibsche Bei
anben zutage gefördert Wut-den« So
wurden gefunden eine hübsche Mag
nnd Goldperlenkette ein ciscrlirter
Armrina mit Schlangenenden ein
aus Brnnzedralvt geflochtener Armreif
mit eingesetzten Perlen eine Fibels
tGewanduadel eine Giirtelschnallex
- Perlen Ringe usw. Die Funde
wurden des Itnthropoiogisch«pkölssisto
tischen Sammlung des Stifte-: über
wiesen. Man vermuthet, daß an der
Fundstesle eine röniischeSiedlnng mar,
deren Grabstatte nan iniiaedeclt hat.
Wahrscheinlicli ist eine Straer am
rechten anrufrr entlang gelansen nnd
bat die duscb den Forstenrieder nnd
Dreisenbosenetforst vor Llngcåbura
nach Salbnrg laufende Römersttaße
mit der bei Obersöbkinq iiber die Jsar
siihrenden Römerstrasze verbunden
Tat-an ist die Siedelung gelegen.
Deutfthe Kriethuftfchissr.
Aue Köln wird gemeldet: Us- be
stistigt sich, daß in Grefrnth ntn Wie
derrhein unter dem Protektomt dei
Gmfen tlstoltte eine Rheinifche Luft
fchiffbmxaefellfchaft tnit einem Be
triebgkntsitol von zwei 8JJkillinncn
Mart gebildet ist, die die tskbaunnc
neuer Rriekissinotorluftschiffe bezweckt,
die zin Aufnahme von Sprengstoffen
und «)(1-fftclliinn von Wurfqeichossen
eingerichtet sein werden. Die Schiffe
sind 120 9.’.·etcr lana, bestehen aus drei
Theilen, einem fturren Holzgerippe
nnd haben stets manereckite mittlere
Gotthei. m der die Gefchiitze ausrief-ritt
find- Der Butlon faßt 14,.'t«s) Rat-m
n.etek («--«.5 nnd hat einen Auftrieb von
5543 Feilnqtcimn
Eine overvayrtme Baue-summiert
Jn Sollern bei München tam bei
einer Namensseier der seit Jabreis
ausgespeiberte Has-, zwischen den jur
aen Burschen der Gemeinden Ober
bausen und Gieintirctien in einer blu
tigen Ranserei zum «)liic.straa. Es mnr
de mit Stätten, Zaunlatten, Kein-hu
steinernen Maßtriigen zugesclilagen
nnd mit Ichssern gestochen nnd aus«
kslevolvern und Büchsen geschossen
Zum Schluß wurde noch die gan
Wirtbscbast demolirt. Nicht weniger
als sechs Personen, darunter des
Wirth. lagen schwer verletzt aus der
Wahlstau
.-—-—·-—
Fünf Jahre eingemauert
Der vermögende Weinbändler Rea
in Neapel lnelt seine Frau nnd elf
Friuder seit siins Jahren im Landhruse
eiuaemauert und zwar jedes Fami
lienmitglied in besonderer Zelle W
selbst brachte den llnaliictlirben täglich
Nahrung die er durch ein Schiebseu
suchen reichte. Ebenso wachte er bis
an die Zähne bewaffnet und von Hun
den umgeben, daß niemand der Villa
nahekomme. Der Mann war verrückt
geworden, weil er glaubte, seine Frau
betriiae ihn, nnd seine Söhne würden
sein Vermögen verschleudern. Nur mit
Ansbietung großer List gelang es, den
gefährlichen Narren zu iiberwiiltigen
ssnd die unglückliche Familie zu be
freien.
.--—-—--—
Aufklärung
Sparl5: »Ich frage mich immer,
wie tnnnnt es nur, dass, die Frauen
alles weiterer-zählen waLJ man ihnen
sagt?«
Partei ,.Mcin lieber Junge, eine
Frau betrachtet ein Geheimnis-. nur
unter zwei Gesichtspunkten: entweder
ist es nicht werth, daß man es be—
«-.oahrt oder es ist zu aut dazu«
W IMX
Melmerin odjc zum ersten Male in ej
ncr Entdentcnrsmcivc engagiert ist):
»Im habe aber da wirklich eine aclunnenc
Stellt-Im Als :3(1lpltcllm-rin bin ich cu
gagicrt, und zahlt doch keinc1·.«
X
«Cictl)re(tier: »Juki-til IS dös ietzt a
Helnnnt oder blos-, a BilderrMnncnYP
Auf Nimmst-wiedersehen!
Gattin seines Astronomen): »Was
ist Dir, Männchen? Du hast woh! gar
Thriinen in den Angen!«
»Mein Gemiith ist schmerzlich be
meqt; soeben ist ein Stern passirt, der
erst nach 120 Jahren iviederkehrets
tisird!«
Unmigrnchni.
»Ich dachte, Du hättest dem reichen
Mädchen ein Liebeggestiinhnisg ge
nii.!ei)t?««
»Wollte ich auch, aber in der großen
Aufregunq, in der ich mich befand,
tam ich nicht weiter als »ich liebe« · ..
dann wußte ich nicht mehr, Heißt es
Dir oder Dich.«
Jn der Rasirsmbr.
Lehrer Hmchdem ihm der neue Lehr
!ing die rechte Gesichtsbkilfte rasirt
hat): »Jo, warum rasirst Du mich
nicht weiter?«
Lehrlina: ,,Vitt’ schön, auf die linke
Seite trnu’ ich mich noch nicht —-- da
müssen S’ warten, bis der Herr Prin
zipal kommt«
Er hat Recht.
Der angesehene Bürgers »Wissen
Sie, als ich zuerst in diese Stadt kam,
hatte ich innen einen Fetzen auf mei
nem Rücken«
Der Mann, der nicht so nnqefehen
war, zuckte die Achsel. »Als- ich zuerst
in diese Stadt .tam«, sante et. Watte
ich thntfächlich nicht ’mni einen Fetzen
auf dem Rücken!«
»Sie fcherzen!«
»Durcme.s nicht, ich bin hier gedo
ren.'·
Verniutnuug.
»Sieh mal, Bach diesen Fisch ha
ben wir vor zwei Stunden geschlachtet,
nnd jetzt wackelt er immer noch mit
dem Maul!«
»Hm das ist inninfdnsinlieh ein
Wei Wien !«
Falsch gedankt«
Diener teineis oerschnldeten Ba
ron-pp »Herr Baron. die Knopf-e an
meiner Siivree könnten auch mal ver
silbert werden«
Baron: .,Nee, nee, dass aeht nicht;
Lsir iniissen schon dran bleiben.«
TlIente Studien.
»Sie lassen Ihrer Tochter seinen
istesanaunterricht mehr ertheilen?«
»Nein, her Spaß ist mir zu
thener.«
»er denke, Herr Professor Hennig
Ist miiszia in seinen Honorarforderuw
aen Z«
»Ach, Daran lieai’s niitit, als-er mir
ist schon her lWeite Litensnntsliinder
ausaeriiiit!«
lriiisiiltig·
Bauer tim Vorramn eines- Bauern
iheaterg zu seinem Weib):
»Tu, Alte lans glei’ hoam nnd l)ol’
unsre Neaenscbirni! Aus dem Plalat
da steht: »Schirme sind unbedingt ab
·-,uqeben.«
Also. darum!
»Gestern hab’ i die junae Dichte
tin mit ihrem 8 erleaer bei einem
Rendeivons ertavpt. «
»So daran hat sie ein so verlege
neg Gesicht aemacht.«
Verunalückte lssntselsuldianna
Bei einein Essen wurde ein Gast
aerade einer Gang qeaeniilver gesetzt.
Zu seiner Linken nahm die Dame deg
Hauses Platz Beim Anblick der Gang
bemerkte der Gast: ,Soll ich so dicht
bei der Gans sitzen?«
Da er aber seine Worte etwas dop
pelsmnia sand, wandte er sich der
Dame zu und sagte in aller Unschuld:
.,Entschnldigen Sie, gnädige Franz
ich meinte natürlich die gebratene!«