Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 07, 1910, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats-Anzeiger und J'cerold.
, « Jahrgang 3 i licclJ
Ein Herbstmorgen.
Jetzt spinnt die Welt in Träumen
ein . ..
Herbstnebel friih im Wogen
Entriickt dns Thal im Dämmerschein,
Von Goldglanz überflogen
Die fernen Höh'n im Morgendi:st,
Gleich keusch verhüllten Bräuten,
Und traulieh in der stillen Lust
Das erste Moder-läuten
Ein heimlich Tropfen, tranmhast sein.
Aus linbeweaten Zweigen . . . .
Jetzt spinnt die Welt ein Träumen ein.
Eli wundersam, so einen.
ElisnbethKoibe.
-.--- »
Kindheit5-Erinnerungen.
Novelle Von Alsred von Helden
it i e r n a. Autorisirte lieber
setzung aus dem Schwedischen
von Rhea Sternberg
Nur wenige Dinge sind so hold nnd
lieblih wie Kindheitsekinnerunnein
Nicht einnnl ein guter Gönnt-rotem
weh des Jüngling-Z Schiväkcnerei oder
tes Alten Pseifchen sind damit zu ver
gleichen Mit ihnen tann man sich
trösten. wenn man nach Den Kämpfen
der Mannes-innre seine Wunden heilt
on ihnen kann man sich wärmen, wem
ei. im Herbst des Lebens liiltsl zu wer
den beainnt.
Gern-g hielt war ein warmberziaer
Mann, der s t an seinen Kindheit-J
crinnerungen ielt. Er war aliirtlisxrt
derbeirathet m einer hätt-Stichen tiicii
i:.1en Frau, dies unter anderem die her
rorraaende Kächin der Mutter alis
Titiitaist bekoniinen hatte; er wohnt
anaenelnn in einer Dienstwnbntina des
Hauses-. das- der reichen Gesellschaft ae
hörte. deren erster Jnaenienr er mar;
und er versuchte nacheinander die als
lerersttlassiqsten Untersachen ans
Baumwolle. Wolle und Halbwollr.
Er war nicht undankbar. aber er
hatte die Gewohnheit, an den eiee
tosen des-tu s ssj wisset-«- -
den Braten zu kosten und zu sagen:
»Liebes Kind, Du kannst Dir nicht
denken, was siir eine braune, niiirbe
Kruste Manto sowohl wie Iante dem
Grinses nnd Schweinbraten stets- zu
aeden verstanden haben."
Seine Frau durfte zu hause alle
anordnen. wie sie wollte, er tantte nie;
er hatte nur gern gewußt« wie man ec
ansteslen tnttsz unt einen Hauch der
Licbaglimteih einen Schimmer der tiia
lichen Bequemlichkeit zu erlanaen, den
bei Titnte Gustav-a alles, selbst diss
gute Stube aussirömte Da clab es
leisten Stuhl, aus dein man sich nicht
zu Hause fülsstex ob Esin nicht selbst
Lnren ent-;iickenden kleinen Solon ein
bißchen steis und liihl sand?
lind turneilen zog ein Schleier mil
der, wehniiitlsiaer Schwärmen-i über
seine nndes Gesicht, er dat, daß man
die Lampe noch nicht anziinden moch.
te, set-te sich in die Dämmeritna. starr
te die Autoremise der Fabrik an and
murmelte weich:
»Es- ist doch schade um Consme
Eva, das-, sie an diesen slachözhaariaem
lieben, aber arobinaterialistischen Pa
sior geleitet ist. Siehst Du isva hatt
einen Mann haben iniissen, der sie ver
steht . . . .'«
»Hättest Du nicht vielleicht ..
schaltete Frau Hult mit einer gewissen
leisen Schärfe ein. »
»Das hatte ich kaum aetoaat Sie
war so sein, so ätherisch, stand so hoch
über dem Grau des Alltaae5, und
Iante erwartete stets etwas Großes
stir sie·"
»Und da wurde eo Pastor Statt ?'
»Wer Eva kennt, die Du ja nie ge
sehen hast« der weiß wohl, daß Stark
nur der Deckel aus einem Grabe war.
in dem sie ibre eigentliche Hossnuna
begraben hatte«
»Wie mochte die wohl ausgesehen
haben? Sie hatte doch nicht zufällig
kinndes Haar, blaue Auqen, srische.
runde Backen und schneuzte sich
Taschentiicher mit dem Monograxnrn
U. y
»Sei nicht ciferfiicbtia ans meine
Feindbeitgerinnerunqens Dneu haft Du
keine Versmlnssttnn. obaleich ich der
fleinen Cva stets als bee weichsten un
liebenswürdigsten Sensitiva gedenken
wetde.«
»Ihr wart natürlich viel Zufatn
cttcll?«
»Ja, in der Kindheit Später ten
sen wir uns nur nb und zu in de
Stadt sno ich das Polytechnitnm be
suchte und dann in der Stettin-oh
fabeit war. Bei Tante in Etebo bin iet
seit meinem zwölften Jahr nicht mehr
gewesen-«
»Ist es ein schönes, staatliches
Heim?«
»Nicht aernde eleannt in tnoedernem
Sinne: aber seht groß und unbe.
schreit-lich schön, besonders die Aus
Icht von einem, im its-einen sehe ein
fachen aber behaglichen Papillen unten
J. II ..—«"x s’
am See. Der toloslale Pnrt war
herrlich, und ich erinnere mich· daß
das Uestibiel wie eine kleine Dorskirche
Ivsir. llnd Onkel ist der Kirchenbirt.
Einen rechtschaffeneren Mann gibt eH
aus der aanzen Erde nicht«
»Stnrl habe ich ja gesehen; aber
ez märe eine aroße Freude siir mich,
auch Eva, Onkel und Tante und da
herrliche Ekebn kennen zu lernen.
Glaubst Du, daß wir ihnen im Som
nrer siir ein paar ane willkommen
wären, während Starts auch da
sind?"
,,Willk:)mmen? Von einer solchen
GastsreibeiL wie die ihre, machst Du
Dir gar keine Vorstellung ohne das»
Ich damit die Freundlichkeit Deiner
Familie kritisirenzwili. Da ist n;
in Ordnuna, alles stets sein und
ihmuck Tante liebt mich wie einen
Sohn Du erinnerst Dieb vielleicht
ihrer Weihnachtstarte? Aber wir ha
lsen ja keine Zeit zu einer solchen
Reise . . .
Frau lflin war jedoch unkiberminds
list) neuaieriq aus die lieben Verwand
ten, die sie seit Jahren so hoch preisen
hörte, und sie ergab sich nicht. An e
nem schönen Julitag reisten.i51!lt’g
nach Gebo« ohne Onkel und Tante
vorher davon unterrichtet in haben..
Georq hatte versichert, daß sie Stark
lsestimnst tresten würden denn am
nächsten Time sei Tnntes Geburt-Zion
»Wie weit ist es noch nach (ftebo?"
smnte lslin munter einen Knaben. der
im hinterarund eines Hofes-, dicht ne
ben einem rothaestrichenen einttökkinen,
mit Ptroh qededteu Stall die Gitter
tkiiir öffnete.
»Aber liliu . .. onst- ist ja hier«,
flusterte Geora ein wenin nervöH
,.Dt1b05 dAH ist (
fmgtc Frau tslm ein wenig befiisrzk
Als sie vorfuhken, tauchten verfa)
dene Gesichter an den Fenstern auf,
zogen sich aber schnell wieder zurück, in
Daß der geliebte Neffe und feine Gut
tin die .,lircheniihnliche Halle« betta
ten-Lege jemånddewilllommnet bat
ist« i.m··- -«-alte-ur
leider« keine- Tini-TM dennofciuf
ter Erde lag des Hauses Vorrath an
s-.l:mnt3iaer Wäsche zu einem Hausen
gesammelt, an den Wänden hingen
allerlei Gerathe, und als Kirche wäre
er ein wenig zu niedlich aetvesen m
feinen höchstens vierzehn Fuß ins
Quadrat. Erst guckte aus einer Jltiit
ein alter, grauer vas mit wirretn
Haar« der wohl der Tante gebären
nufzte und faatet »Um de-: Himmel
workqu er verschwand. Dann
erschien ein älterer Herr in Hemde
iirmeln und rothen Hosentragerw pfei
fend und fein Rasirmesser vor sSch her
tragend. fuhr zusammen und mursuel
te: ,,«Te!tfel noch mal« worauf nacl.
einigem Eltzxtrten eine låinrliche Diene.
rin tam und die Herrfcl)s..rften bar, it
vie qute Stube zu treten. Die junar
Frau setzte Rat auf ein altnordifchess
Sande-. fanl tief hinein, fiiblte etwa-.
(E-cl)tiiiile5, Runde-«- in ihrem Stiiictei
und schrie:
»Wer-U! Georal Grofker Gottk"
»Willlonsmen, geliebte Freunde!
Ach, ach, arti. mein schöner Teig. der
ich hierhergefetkt habe. damit er in
Frieden gäbre«. hate der graue, wirke
Fronf, der in diesem Lluaenbliet her
einlam.
Nach dem Zeugnifz der daheim de
findlichen Photoaraphien tonnte dieser
etsrwiirdige Kopf unmöglich leugnen,
Das-. er der Tante gehörte
Und dann lam der äletere Herr. nun
in Rock und Weite, und murmelte
d:ifter: »Welche Freude, welche Freu
de!« Onkel fah die Tante an und
Iante den Onkel und nun schan su
leidenfchaftlich die Arme um Elin und
sagte mit stürmifcher Heiftigteit:
»Meine Einwendungen, liebe Lin
de! Ihr müßt iiber Nacht bei ung
lsteibent Wollt Jhr?«
»Ja, es tann gar keine Rede davor
sein, daß wir Euch früher reifen las-—
sen!« versicherte der Onkel.
Da die beiden Alten sehr bestimmt
aus-sahen und die lieben Giifte daran
gedaajst hatten, mindestens vier Tage
zu bleiben, wurde die Frage als erle
Isrgc very-stocken
Das nltnordische Soliba wurde hin
(.t-Sqetranen. « Es bestand aus zwei
Rissen und einem duraufacstellten
Bachtrmz Frau Cslin biß sich in die
Lippen und blickte schelmisch darein;
sie war soqar so unbarmherzig, in
einem unbemachten Augenblick zu flü
stern:
»Sei nicht böse, Georg, aber eg war
mir Itninijgtictl, mich darauf »zu Hau
se zu siiblen«.
Jn der Alsenditunde wurde es recht
herzlich zwischen ihnen. Der redliche
Onkel-Patriarch freute sich, daß er
eine Hypothek von fünftausend Kronen
nicht ku bezahlen brauchte, weil der
Betreffende vergessen hatte, sie zur
rechten Zeit zu erneuern.
Georq Dass Augen leuchteten, als
das Souper angerichtet war, und
Frau Clin schlug den Blick nieder und
fiiihlte deutlich, daß nun die Stand-.
gelotnmen war, die sie aus-stechen soll
te.
Aber der geliebte Reife benahm sich
seht merkwürdig, nahm nur wenig,
laute neeDö-3, dankte, betheuerte, daß
er nicht zu essen vermochte und suchte
den Blicken der schönen Augen seines
Frau auszuweichem tan er lonft nie
zu thun pflegte.
,.Fiil7lst Du Dich nicht wohl. mein
Lieber? Du hattest ja gar keinen Ap
tetith fraate Frau Elin mit zärt
li.k«er Unruhe, als die lieben Gäste
allein in ihrem Schlafzimmer waren.
»le nein das gerade nicht . ..
aber ess- ist merttoiirdia, wie sich
der Geschmack mit den Jahren Verän
dert .. . . lim . . . · vielleicht fängt
Tante auch an, alt zu werden . . . .«
Jn her Nacht hatte Jugenieur Hnli
ein Gefühl von unruhiqen, brausentxem
Leben im aanzen Körper: es verlte
und hitzie und war, als ob die Bluts
tropfeu nach und nach non lellsst iiber
die Haut w leiechen begannen. Er
warf die Decke ab, fuhr emvot und
schrie wild:
»Was in des-« Teufel-J Namen . . . .«
Am Fenster laß seine Frau unti
bliette nsutibenllich in die Nacht. Sie
bemerkte riidliclitsksvollt
»wenn Du bist eö sicher nicht al
lein, der issti in jedem Möbel der Tau-;
te zu Hause fühlt. Ich alaulse, die-T T
Gefühl toird non Tausenden getheiltIZ
Sie lleideten sich Zeitia an una«
Hin-sen hinaus in die Natur, obinobl
ten-J Wetter nicht sehr zuverlässixt
!
icliien
s »Man-rn, aehen niir in den Parti«
Hsaate Genra feierlich nnd sehan ein,
l-infa"lliae, rothaestriechene Gitterthii
.c.ns. mit einer Beweanna als sei e
aie Pforte zum Paradiese.
Der Parl war nialeriscku Stein-H
hausen nnd Gestrüpp lösten sieh it
sreiem Wechsel ab, weit drinnen zwi
schen den Bäumen hörte man eine
;Sense, ein Knecht trottete über den
thes, schloß sorgsam die wthe Tbikkks
die sie offen gelassen hatten. und
schrie:
»Sie müssen hinter sich zumachen
sonst bleibt das Vieh nicht im Pserch.«
Traninend ainaen sie zum See hin
"un:er. Da brach ein Uisioetter losz.
inteora znq lslin rasch mit sich, nnd sie
eitten durch eine offene Thür unter ein
schützende- Dach am Strande.
Doch das Wasser slosi durch das
Holzdaetix an den Holzwiindem durdt
die disz Tiaezlicht, der Blitz und der
ein nnd andere Tropfen hereindrana,
hinqu alte Netze, in der Ecke stand
ein Vorst, Zu schlecht, nrn ins diese-n
Jahr noch für den See surecht aeinaast
»in werden. Frau Elin schmieate fun.
lei dern Grollen des Donners leise
schaudernd an ihren Mann nnd sraz
ikj
»Ist dass der behagliche kleine
? tr.1ndpavillon ?«
tsllsz e- sich wieder austlärte und
das junae Paar zu dem Haus meint
kehrte, stand da ein ttiiaaen nnd da
neben llnternfarrer Stark mit einer
redustcih lZindlichen Dame, die sehr
bestimmt aussah nnd den zitterndcn
Kutscher in bösem Ton ansnhrr
»Du erbärmlich-er blinder Kerls Ja
sitzt Du in Hause und sehlast unk
wenn wir fahren wollen« achtesi T
nidht daraus, daß die Blesse die Hin
terhnfe verliert! Jst er nicht eiiiWictit,
Statt?«
Der Jngrenienr suhr zusammen und
murmelte:
»Sie mar tnirtlieh so sanft nnd sen
sitiv nnd ..... «
Die beiden Damen wurden einander
roraettezlt, tiiszten und driictten sidk
herzlich, und Frau Eva saate:
’ »Nein, das ist aber schrecklich nett,
Hund zum Verriielttverden ist es, me
man bedenlt, daß alles beinahe in »"
Briiehe aeaanaen wäre, denn Jhr könnt
Euch nieht vorstellen, tnie eriältet its
aestern Abend actnesen bin. Jeh tan
nur wieder eure-Ihn weil Stark min
die hilf-e Nacht mit Kampser einae
rieden hat!«
Frau Nin sah mit einem schlichter
iraaenden Vliet ihren Mann an. Da
dieser gab alle Verschanzunaen aus,
lichte mit dem ganzen Gesicht, Tr
dliihlieh zu ihr nnd kiitite sie in einer
in Geaenwart älterer Personen höchs.
unvassenden Art.
Wir’0 ptt kommt.
»Einheit Sie schon von dem Llltalliein
(·eliört, das die Meiets betrofer half
. Sie ist doch immer mitten in der
Straße gegangen, weil ihr einmal ei
Blumentovf auf den Kopf gefallen
nnd er stets ans dem Trottoir, weil er
visr einiger Zeit von einem Fuhrwerk
übe-richten wurde !«
»Ja, inac- ist ihnen nnn pafsirt«.'«
.,Jhm ist ietzt ein Blumenstock auf
den Kon gefallen und sie wurde von
einein Fuhrwerk überfahren.«
Chinesische Volks-feste
Was macht der Chinese am Sonn
tags Erstaunt fragt man da: »Ja,
seiert der Chinese, der doch als eigent
lichen und Hauptfesttag im Jahr nur
Tas- Neujahrssest kennt, überhaupt den
Sonntag?« Aus dem Lande und weiter
i.·n Innern merkt man wohl noch nichts
Davon; der Kaufmann, der Landmann
und auch der Beamte arbeiten dort noch
deute sonntags wie alltagg und hal
flten bloß fest an den größten chine
sischen Festen, außer an dem Neu
jahrssest noch an dem Mondvereb
rungssest, am 15. des 8 chinesischen
Monats-, und dem Drachenbootsefk
kam 5. des 5. chinesischen Monats. Jn
den großen Städten aber, wie Peting,
Zchanghai, Tientsin, Kanton, Wut
schang, Ranling und besonders in
allen dem Fremdenhandel geöffneten
Plätzen Chinag halten sowohl die Be
samten als die größeren chinesischen
Sinnen ihre Bureaug und Geschäfts
,ra·ume des Sonntags geschlossen, um
Tsich nach der Woche Last und Mühe
auch einmal ihrer Familie und dem
Elsteraniigen zu toidmen. Hm Süden
gilshinas ist auch bereits unter der chi
icsischen Gesellschaft der großen
TEtädte der Sport ausgebildet Wir
baden in Hanlau, Naniing und
sCchanghai Pferderennem Team-Z
ithettspielc Radfahrrennen usw« und
auch in Peling hat sich kürzlich unter
dsn oberen zehntausend Chinesen und
sage und schreibe auch thinesinnen ein
isogenannter Sportverein aebildct, in
Jdnn man in glücklicher Vereinigung
znskuen wie alten Sport treibt, to neben
Bogenschießen, Fußball und Pola,
und neben Speerloersen auch Luni-J
·s1»iel. An jedem der Sporti.ige iiber
nimmt eine der Damen des Fiomiteeg
«in liebenstoiirdiaer Weise die Bemirs
tlumg der Elliitglieder. so daß man sich
-kl)er im Freundes-Reise als in einem
kjtsercin dünkt. So ist Peking von
he te ganz verschieden von dem vor
Jahres-, zumal auch der Verkehr
zwischen den Angehörigen fremder
Nationen und den chinesischen Benin
ten, Ossizieren und ihren Damen
allerseits recht freundschaftlich gewor
den ist. .So trifft inan sich auch hier
nnd da bei den chinesischen Voltsfesten,
die bei dieser oder jener Gelegenheit
vor den Jlxoren der Stadt veranstaltet
« werden. Man pflegt in Peting am 1;').
des-·- l. chinesischen Monate-, am t. des
.fiinften chinesischen Monats nnd auch
iin Herbst ab nnd zu aus solche grö
»szeren Volks-feste zu gehen, tvo man
dann so recht das chinesische Volks-—
z leben studieren tann.
Es gibt da n. a. Rinaläinpser,
Zauberer, Atrotiatcin Wahrsager,
»I)liirchenerzöhler, Rad, Pferde nnd
Hauen Rennen. Theater usin» allej
innr- sich insbesondere ein chinesischegs
IKinderherz iviinsehen kann. Und die
siiteinsten der Kleinen werden in sol
»die« Tergniignngen mie andi ins-s
ITheater d I Absjend mitgenommen:
nur vermis,t man bei den chinesischen
Kindern trie bei ung- dabei die lauten
IAngbriiihr der Trende nnd de: Ver
einigem-; eher zeigen sie denselben
feierlichem arnvitijtischen Ernst wie
Jdie Erwachsenen die nebst ihren
IFrancn nnd iibrigen AnweiuandteisH
falls sie die Mittel dazu haben, von
leinenes errichteten, hohen, tribiinearti
Igen Terrassen ans-, ans denen einfach
Ehergeriebtete Iheetische nebst Bach-irrt
zum Sitzen nnd ccbinanscn einlaan,
Isiib das Volke-treiben vornehm von
I
olsen her ansehen Dort werden sie
zinndx nicht behelligt von Vijtteln, der
T nten iin Gewühle ihr Amt recbt ener
ifcd ausübenden Polizei, sondern
können, trenn auch etwa-«- inehr von
ern, beobachten, was sich dort nnten
liess ereiqnet Und manchmal ist’5
wirklich fürchterlich, besonders auf den
iennplätzen Ein Fremder tann da
anf densPetinger Rennbelustignngen
wenigstens-, lein System entdecken.
Weder ein ordentlicher Statt noch ein
ordentliiteg Jst-It nt Da zuerkennen
elsensonseniq tieim kttndrennen wie beim
Herde nnd «2Urrnerr:t)ieniieii. Diese-;
nxiisztc man ctser starren Nennen hei.
s;en, denn eI sind nur zunelassen die
einfachen, schweren, zweirädrigen chi
nesischen, meist von einein Maniesei
gezogenen starren mit blnuem Verdeit
und kleinem Pserdeschutzdacly Meist
ist die Bespunnnnq dieser Wagen aus
ist«-zeichnet Sie rnsseln dann ans dem
trockenen Boden mit erstaunlicher Ge
schtvindigicit vorbei, so das-, man nur
immer die dtnochen der bebauernswer
ten Eigentümer Lenritleidet, die drin
nen oder draußen auf der Deichsel
sitzen nnd schntunzelnd ihre t-.«»ie chi
nesifche Pfeife rauchen. Der Knochen
bnu der Notdchinesen ist wohl feste-r
gefügt als der eines Durchschnitt
Abendländergx sie sind auch aus ihren
harten Kangs tLagetftättem an Härte
gewohnt und reiten meist aus Holzsäts
teln, was uns für unsere Knochen we
nig angenehm wäre. Mit stoischer
Ruhe läßt sich das Volk, das
hinter den während der Rennen
ausgespannten Stricken stumm be-·
wundernd gasst, von der Polizei
ost ganz ohne Grund mit der Peitsche
verpriigeln, denn dagegen ist die Masse
seit hundert und tausend Generatio
nen gleichgültig geworden, das wird
eben bei Vollsbelustigungen mit in den
Kauf genommen. Hart umlagert sind
die Buben derWal)rsager, derenMenae
im Reiche der Mitte, wo der Aber
glaube eine so hervorragende Rolle
spielt, nach Legionen zählt. Vor ei
nem zelturndachten Tische haben sie
ihre geheimnisvolle Bude ausgeschla-v
gen, auf dem der Taris für jedermann,
rer lesen kann, zur Hand liegt. Denn
toohlfeiler ist z. V· die kurze Antwort
des Schicksals auf eine einzelne gestell
t-: Frage, wie das Datum der Hochzeit
oder das Vorbei-sagen eines einzelne-a
Ereigriisseg, als die Prophezeiung der
ganzen Zukunft des Fragesteller5.
Noch teurer wird die Sache, wenn der
Prophet abgerichtete Vögel aus Karten
wahrsagen läßt oder, aus Täselchen gei
s"ct»-rieben, gleich die Antwort auf die
an dag Schicksal gestellte Frage mit
aibt. Die Minder dagegen halten sieh
lieber in der Nähe der Atrobaten aus,
wobei sie sich am meisten an den auch
schon im Altertum bei Herausforde
rungen zum Kampfe anfangs üblichen
Wortpliinteleien ergötzen, die meist von
alltäglichen, aber trotz alledem steUZ
gern gehörten Witzen begleitet sind.
Mitnnter vesebden sich diese Gegner
auch mit Speeren oder Lanzen, die
oben mit eiserner Spitze versehen sind,
llllu UIUJI Ikclcji lUlllllU cv Hol, UUB Url
eine oder der andere der-Kämpfer blut:
iidersträmt vom Kampfplatz fortgetra
gen wird. Das- riihrt die Gasfer aber
nicht im geringsten. Schon ist ihre
Aufmerksamkeit wieder durch etwas
anderes erregt, vielleicht durch einen
Zauberer, der Amulette anbietet oder
ein Zaubermittel um sich an einem
Feinde u- reichemYe Dununen in
dieser BzeziehuttcksAK find- Gespenst-Es leicht
unter den Zopsträgern zu fangen.
Beginnen sich dann die Schatten der
Nacht langsam auf die vergniigten
Scharen herabzusenken, so eilt alles
plötzlich heim, und es entsteht binnen
kurzem ein so siirchterliches, unent-«
wirrbareg (,iiedränge, daf; es fiir den
darin zufällig eingeteilten Fremden«
lein Rückwärts und kein Vorwärts
gibt »O wäre ich weiter o wär ich
zu Haue-« , scheint dann eine vergebliche
Klage, li-.· s endlich ein Hagel von Peit
ssebenhieben der strenan Hermandad
livieder Luft macht. Flugs reitet man
i davon nnd sagt ficht Nie mehr. Kommt
lisann aber das nächste chinessischeletHv
seit, so ist man doch wieder dabei, denn
es ist doch zu interessant, zu beobach
iten. wie eigenartig nnd billig Jung
flkltina sich in vergniiaen versteht.
—- -—..——-——
i
s Kostspieltge Insekten
i
» Was kosten uns die Insekten, die
«"«’.,nsetten, die Malaria, gellseg Fieber
unk- Tndhug verbreiten? -- ist die;
Frage, die der Bundeö - Entomologe
;Tr. L. O. Homard in einem sehr lehr-—
sreichen Bulletin beantwortet. Alle
diese Krankheiten werden durch den
Bis; oder Stich von Insekten auf den
Lilienschen übertragen; nur die Ueber
traguug von Typhuskeimen ist auch
auf andere Weise möglich, dadurch,daß
sich die Fliege auf die Nahrungsmittel
setzt, die wir aenießen, und diesen die
Tut-l;115teiine oder richtiger Bazillen
mitteilt. - Die Malaria hat« wie Dr.
Howard aus«-fährt, dass westliche Afri
la, Teile von Indien und manche an
dere tropische Regionen fiir den weißen
Mann fast unbewohnbar gemacht.
Man glaubt, das-, diese Krankheit die
Entartung der Bewohner des alten
tlnssischen Griechenlands herbeiführte
wohl einer der schönsten und kräftigsten
Rassen, die die Erde je getragen hat.
ljiianz gewis-, hat sie unsere Ausdehnung
durch den letittelwelten und in die
lijolfstaaten aufgehalten und macht
Hut heute noch das silazoo - Delta iin
Staate LUiississippi. das wohl dag
Usichste Farinland der Ver. Staaten
enthält, beinahe unbeloohnbar. Ma
laria fordert in den Ver. Staaten
jährlich etlva 12,W« Menschenleben
unt) ungefähr l,."-«u,mnl leiden an der
stnxntheih nnd der jährliche Verlust
durch Tod, Kosten der Krankheit und
Verlust an Lohn wird auf 100 Millio
nen Dollarg veranschlagt Ungefähr
l« Millionen Dollars werden allein
fiir die Anlage von Drahtnetzen an
Fenstern und Türen ausgegeben Bei
nahe noch schlimmer ist es in Italien,
lvv iiber zwei Millionen Menschen an
der Krankheit leiden. Nach den An
sichten Sachverständiger ist es diese
Krankheit, die beinahe die Hälfte der
gefamten Menschensterblichteit veran
laßt. Das gelbe Fieber verursacht
mehr Schaden durch den panischen
Schrecken, den die Krankheit verursacht,
alg durch die Sterblichkeitsrate, die
ini Verhältnis zu der von anderen
Krankheiten nur gering ist. Doltor
Honigrd sagt darüber: »Tritt die
Krankheit einmal in epidemischer Ge
stalt auf, fo wird das ganze Land in
eine panische Furcht versetzt. Der
Handel in den betreffenden Gegenden
lnjrt tatsächlich auf, die Städte middl
iern sieh, Leute sterben in den exportin
ten Lagern auf Höhen, .vo sie allen
möglichen Unbilden der Witterung so
wie allerlei ungewohnten Entbehrungen
aus-gesetzt sind, unnötige Quarantänes
maßregeln sind eingerichtet worden, bei
deren Durchführung Menschen erschos
sen wurden, und die Industrien wur
den lahm gelegt. Der Handel des Su
deng verlor infolge der letzten Gelb
Fieber-Epidemie im Jahre 1878 um
W Prozent und was die Bevölkerung
zan Entbehrungen hat ertragen müssen,
nndwag sie dadurch verlor, ist gar
nicht zu berechnen.« ——- Die Hausfliege,
Tr. Howard nennt sie die Typhus
Fliege, hat th Prozent der Todesfälle
während der-· fpaniseh -- amerikanischen
Krieges veranlaßt, und hat wohl ein
FiLnftel der in den Lagern befindlichen
Soldaten infiziert. Die Zahl der von
einer einzigen Fliege herrührenden
Balterien ist eine ungeheure und be
trägt bis zu sechs Millionen; dies Jn
selt kann ebenso gut Tubertulose und
rsie Cholera verbreiten wie Typhus-.
Hter wie überall zeigt sich der Wert
und die Wichtigkeit deg Kleinen; und
wir begehen einen verhängnisvollen
Jst-inni, wenn wir versäumen. diese
kleinen Ursachen so vieler Leiden mit
aller Energie zu bekämpfen.
Ni· J. Fr. Ztg.)
- —-—--.--—
Gedcnkstetn für deutsche Kote-Ital
truppem
Ein Gedenkstein aus dein Kasernen
hof des Ztoeiten Eisenbahnregiments
in Berlin wurde kürzlich nach der Pa
rade zum Andenken an die an den
Feldk ugen m Städt-gest
asrita betheikig n re, Unterof
fiziere und Mannschaften errichtet --—
Der Stein ist ein erratischer Block im
Gewicht von iiber 200 Zentern, der
in der Nähe von Claugdorf gefunden
und von dem bekannten Patrouillen
siihrer Hauptmann Wagenführ gesetzt
wurde. Nach einer Ansprache, die Re
gimentgtommandeur Oberst von Wer
ner in Gegenwart des Brigadekomi
wanderer Generalinajors Sturm,
l:ielt, Niederlegung von Kränzen und
einem Vorbeiniarsch der 8..Kompagnie
wurde der Stein feierlich enthüllt und
dem Regiment übergeben.
Die Franzosen wachten.
Aug Paris wird berichtet: JmAiif
trage de5 französischen Kriegsininis1e
rinms ist in der Armee eine große tin
gut-te veranstaltet worden, die daraus
abzielt, die Schwankungen in der
Durchschiiittgtörpergröße des franzvg
fischen Evlhaten zu verfolgen, um so
ein Bild Von den physiologischen
Entwickelungotendenzen des frank-ist
sehen Volkes zu erhalten. Die stati
stischen Feststellungen haben ergeben,
das; die Franzosen wachsen· Zwar ist
der Unterschied kaum lseiiiertengtverth,
aver immerhin ein Wachgthuni· Im
vergangenen Jahre war die bund
ichnittliche störpergröße des Solda
ten thil Mir» in diesem Jahre ve
trägt sie 1,tit;:3 Mir» so daß ein
Lttadsgthnm von einem Min. zu lon
statiren bleibt. Der größte Soldat
der srankösiseheki Armee mißt 1,98
Jtitr., der tleinste Soldat 1,18 Mtr
t! ) Das letzte Mast beweist iibrigency
das-, eine Minimalaröfze im sransdsi
schen Heere nnr noch auf dem Papier
besteht.
ff
Tahleau.
Vertheidiaert ,,Vllso am Dienstag
ten Zehnten, gingen Sie zu dem An
xscklagtens«
Zeuge: ,.Jawobl !«
Vertheihigerz »Und mass sagte ci
de:.n—3« lDer Staatsanwalt ertliirt
diese Frage sur unzulässig GL- entstebt
eine arosze Debatte für und wider, die
siclj zwei Stunden lang hinzieht Der
lttcriclitghof zieht sich zur Bernthung
sur-lieh Nackt einer weiteren Stunde
kommt er wieder und erklärt die Fkr
ge siir zulässng
Vertlieibigert »Also, was sagte das
malz der Angeklagte zu Jhnen?««
Zeuge: ,,(7-r war nicht zu Hause!«
Bei Philipvi.
Frau Un ihrem Gatten, der in die
Stammkneipe gehst) ,,.... Also noch
malg Ernst, komm nicht so spät
heimt«
Mann: »kleine Angst, mein Kind!
A«ddio. bei Edser Philippica sehen
wir uns wiedert«