Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 16, 1910, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats-Anzeiger und Frei-old
Jahrgang Isl. Grund Island. Rohr. Hi· September min. Zweiter (Thcil.) Nummer 4.
c
Zukunft.
Von Johanna M. Lnnlnn.
Du liegst im Dunkeln vor mir noch,
Wie Morgenroih im Schoon der
Nacht,
Es abnt mein herz nur deine Pracht-—
Noch bist du fern! »und doch und doch-!
Ich fühle deinen Moraenlxnuch
Wie Freiheit«-dem mich umwehen,
Viel weiße Lilien self ich stehen
Und Lorbeer. hohenLorbeer auch
Voll Fabel jauchzi mein Herz dir zu:
»Mit Wunderblüiben überdachi,
Von Sonnenflimmer angeln-chi
Willlonrnven,L.1ng ersehnte du!
Sei mir gegrüßt im Morgenglaftl
Sieh meine beiden Arme offen
Für junges Gliick und goldenesboisenl
Willkommen, freudevoller Gastl«
l
Noch bist du fern —- fo ferne noch,
Mein harrendherz ersckvnernd lauschk,
Bis hellll dein Silberfittich rauscht ---
O meine Zukunft, du kommst doch!
Haßenfuß
Von T. TIillrn
lss war acht Uhr morgens. Durch.
das attene Fenster drang die tviirzigei
Waldlnft und die Sonne eines belleni
Miiimrraens. Die Frau Obersörsteri
iibersab den einladend aedectten Früh-i
itijastiich ordnete Messer und Gabeln
noch iierlicher, stellte noch eine Schale
mit bnnia bin nnd setzte sich, eine SM: -
terei in den Händen, martend an ihren
Nöbtisck.
Nicht lange, so tnarrte das Hostbor
siin bräutliches Lächeln flog iiber das-«
istesiebt der Fran, die zart und sein wie
ein Mädchen war. Nun wurden ausi
der Steintrepve schtvere Mönnertrittei
und bundeaetlösf laut; die Zimmer-(
tür wurde ausgerissen der Dbersiirster, s
tealeitet von seinem »Mentor«, standj
in der Stube. Er trug ein Gen-ihr
aus be! Schulter, ein zweites in der
Hand ·
»Es-ten Momen, Jema,« ariißte er
seine Frau nnd lebnte die beiden
Büchsen rechts und lintH an einen
Stuhl »Ist tein Schuß drin!« saate
er dabei, etwas verächtlich, weil er sah,
Las-, Firma iinqstlich hinüberb!ickte.
»Wir baden ihn,« state er dann ver
gniiai.
»Den Bei-txt« srna era.
»Den auch war leider schon ne
srbossen aber den Mildschiitzen ba
lsen wir, Es war, wie ich dachte:
Br.indes:-."
»Den hast« du s-- todtgeschossen?«
fraate firma zöaernd, aesaßt, etwas
Schreckliche-s in hören.
Te! Oberst-Erster mußte lächeln.
»Wa, so schlimm sind- tvir nicht mit
iitm ntssaesvrunaen aber wir haben
ibrn dac- Fesl ordentlich aezaust, was
Mem-»F
Jiiaer und Hund blinzelten einander
terltänknir nnd liebevoll an, dann
wandte sub der Oberiörster mit Appe
tit seitdem Frühstück zu.
era hatte diensteisriq und ge
rijnschlos die Kaiteetassen gefüllt nnd
von dem Schinten, der neben ihr lag,
seine Scheiben geschnitten. Geduldig
wartete ste, bis ihr Mann mit ihr re
den würde. Der stillte erst mit ein
paar Bissen seinen heißt-nagen und
nun ersäblte er:
»Ja, ich ivar also laum eine halbe
Stunde von Hause weg, und es war
eben ordentlich Tag geworden, du hörte
ich von den Jägerbiinlen her einen
Schuh Ich dachte sosort an Bran-1
des-. ries deshalb Mentor zu mir« und
wir schlichen, das; auch nicht ein Zweiq
tnuclte. Ruhe bei den Jägerbänlen
hebt der Hund aus einmal den Kosz
wittert, sieht mich an und sührt mich
eiuer durch den Wald, nach der Lich ;
tunq, wo ich neulich den Bock gesehen."
Brandes hatte also richtig gewußt,
daß dag Tier dort austrat: hat es re
qelrecht nus dem Anstand geschossen!
Dicht bei der Lichtung ist eine Grube,
mehr als mannsties, dahinein hat er
den Bock geschleppt und ist in nller
Ruhe daran, ihn auszubrechen »Drous
Mentcsr. sasz!« rus’ ich, und ehe er noch
dos Gewehr erreicht hat, ist der Hund
schon drüben, paelt den Kerl am Kittel
uan zerrt nnd beißt, und luqelt in dem
ins-ebenen Loch lopsiiber mit ihm hin,
bis ick dachte, der Kerl habe genug.
Habe aber den Hund kaum zur Ruhe
bringen können«
»Und diinn?« fragte thna zitternd.
»Dann mußte mir der Spitzbube
den Nehbocl aus die Schulter nehmen
und so, immer niit dem lnurrenden
Hund daneben, sind wir zuns Forst
liaus gegangen und haben da den Bock
abgege"ben.«
Der Obersörster lachte in Gedanten
an den Sünder, der tnirschend und
widerwillig seinen Raub geschleppt.
Jemas Gesicht aber war immer sor
genvoller geworden.
»Ist der Mensch eingesperrt?«
fragte sie.
»Bewahre. Er lies, was er konnte,
als ich ihm den Lauspasz gab. Jcht
machen wir eine Anzeige, und das
Uebrige überlassen tvir deni Gericht.«
Der Obersörster war mit dem
Frühstück fertig, er stand aus, nahm
zunächst die Büchsen vom Stuhl und
schloß sie in den Gewehrschranl. Aus
einmal hörte er hinter sich Schluchzen
era sasz am Tisch und weinte.
»Was ist denn los?« sragte er ver
blüfft, heunruhigt, ging zu ihr hin
über und hob ihr kleines, tränennas
ses Gesicht. Sie umklammern
trampshast die derbe Hand.
»Wenn dir etwas geschehen wäre!
Wenn er dir auslauertl D du, du —
idaß du immer allein in den Wald
Haehsh und immer mit Gewehren han
tieren mußt!«
Der Obersörster hätte sich denten
können, daß das tam.
»Bist du eine Jägerssraii!« brauste
er aus.
Es ist eine harte Geduldprobe, wenn
jemand, der nichts in der Welt mehr
achtet als Schneidigteit, tagtäglich-r
fahren mus-« daß gerade die, die er am
höchsten schätzen möchte, teinen Funlen
davon besitzt. Er hatte ihr mit guten
und mit heftigen Worten zugeredet,er
hatte ihr mit Engelsgeduld erklärt,
daß eine Flinte bei halbwegs verstän
diger Handhabung iein Ungliict an
richten kann. Beraeblich
»Hasenfusi du, dir darf man ja rein
gar nichts erzählen. Da bleibt mir zur
Unterhaltung schließlich btoß der
Hund«
Halb mitleidig, halb ärgerlich noch
klopfte er auf die zuckenden Höndchem
Nach einer Weile beruhigte sie sich.
Tser Obersörster ging nun an den
Schreibtisch, um die Eingabe ans Ge
richt nasse-sehen Die wollte er am
Nachmittag dem Amtsrichter bringen.
era war bald im Zimmer, bald in
der Küche, ordnete und bastelte in em
siger Geschöstigieii, ohne ihn zu stören.
Als sie beim Mittagessen ihm gegen
iiber saß, :r.rren die Spuren der Thräi
nen verschwundenf sie war freundlich
und heiter, aber er fand, das; sie blaß
aussah, und es tam ihm vor, als seien
ihre Wangen schmäler geworden seit
einiger Zeit. Das machte, weil sie zu
wenig hinauskam; allein setzte sie iet
nen Fuß vor die Tür, das mußte er.
»Du idnnteft mich nach der Stadt
begleiten, des Spazierganges megen,"
sagte er.
era nidte aiiidlich und dankbar.
staunt war der Tisch abgeräumt und
taum hatte der Hausherr bei einer
Pfeife die Jagdzeitnng durchgeblät
tert, da stand sie schon zum Auggehen
fertig vor ihm, in einem weißen Hiit
eben und dustigen Kleid. Der Ober
förster vertauschte die leinene Haus
jaete mit dem ilniformroct und setzte
isen griinen Filzhut mit dem könig
lichen Adler aus· Mentor, der merlte,
das-. eg hinausging, untsprang daH
Paar bellend.
,,Sc ein verwobnter Hund will na
tiirlich nicht zu Haus bleiben,« sagte
der Oberfijrfter, öffnete die Tür, und
das Thier ichon unt-gelassen den brei
ten Weg hinab, der durch den Wald
in tnapp einer Stunde nach dem
Städtchen führte.
Tercberföriter und feine Frau gin
gen Arm in Arm. tfs war ein herr
licher Tag, der Himmel blau, derForft
noch im ersten, lichten Grün. Jrnia
zeigte ihre helle Freude iiber den schö
nen, kräftigen Beltand, der in derGei
gend feiner-gleichen suchte. Sie ftaunte
über die Menge von Anemonen, die
unter den Buchen wuchfen, sie achtete
auf die Vögel, die hin- und wieder
flogen, lachte iiber einen Hafen, der
über den Wea sprang nnd verfolgte
entzüdt ein Eichhorn, das von Alt zu
Alt tletterte. So, mit ihrer lieblichen
Vjiunterteit, hatte fie ibm, der fich nie
etwas aus Weibern gemacht batte,vor
,2wei Jahren das herz bezwungen Jn
Berlin hatte er sie auf der Hochzeit
eines Vetters tennen gelernt, ein blut
iunges Fräulein, das eben erft aus
der Pension gekommen, und es war
ihm, dem gewiß niemand nachjagen
konnte, er sei poetifch veranlagt, bei
ihrem Anblick ein Vers eingefallen:
»Du bift wie eine Blume.« Und da er
lange Umfchweife nicht liebte, wurde
nach wenigen Wochen die Verlobung
gefeiert und bald darauf auch die
Hochzeit.
Er hatte den Schritt nicht bereut
Sein Hauswefem eine ungemütbticke
Junggesellenrvirthfckmft früher-, .-v.n
behaglich und traulich, feit era da
rin fchaltete. hätte sie nur etwas Ver
lfständnis siir sein Handwerk gehabt, es
bätte ian nichts zum Glück gefehlt.
»Da ist die Bant,« sagte era
jetzt, aus ein liebliches- Bläschen untet
einer mächtigen Buche deutend. Gleich
darauf traten sie aus dem Wald, bot
ihnen lag das »’tluggebaut«, eine An
siedlung von Tagelöhnern und kleinen
Acketetn Nun ging es zwischen Gar
tenhecken und Obstwiesen ber, und
dann hatten sie die bolpetige Haupt
sttaße des Städtchens erreicht und
tanden vor dem Amtsgericht.
»Du brauchst nicht mit binein,«
sagte der Oberfölster. »Geb« zurück
und warte aus mich bei der großen
Buche, ich komme gleich nach.«
Er trat in die Tür.
»Nein, Mentot, Zu bleibst bei der
Frau.«
Ueber die Schulter nickte er ihr noch
einen Gruß zu. era ging mit Men
tor langsam die Straße hinab. Jeht(
war sie wieder an den Gärten und.
Dbstwiesen und seht am Ausgebautl
Kein Mensch war in den ärmlichen
Häuschen zu sehen, die Leute waren
alle aus dem Felde. Doch nein —- hin
ter dem letzten Hause, in einem hof,
in dem es wiist und beklommen aus
sah, stand ein Mann der hatte den
Fuß aus einen Haulloh gestemmtund
war daran, ein verrosteteg Gewehr in
Stand zu setzen. Als er der Frau und
des Hundes ansichtig wurde, schüttelte
er die Faust, die mit einem Zeugfetzen
verbunden war.
era ging vorüber, ohne den Mann
zu bemerken. Sie lam zu der Buche
und setzte sich aus die Bank.
So wie sie aber teine Häuser mehr
sch, nnd denWind in den Kronen rau
nen hörte und dieBlätter tnistern und
sich so ganz allein in dem Walde fühl
te, tam die Furcht über sie. »Ich habe
doch Mentor,« tröstete sie sich, »und
tig zum Auggebant sind’5 teine drei
Minuten.« Dann dachte sie, daß ihr
Mann sie wieder Hasensuß nennen
wiirdr. Er hatte recht, eine Jägers
frau sollte anders sein, der hund war
ihm ein besserer Finmerad
Wen er wohl mehr entbehren
würde, sann sie nach, sie oder Mentor?
lsr tsonnte mit dem Thiere wie mit
einem Menschen reden. lind es fielen
ihr alle die Lobspriiche ein, die er dem
Hund gespendet, und daß er sich iiber
sie oft hatte ärgern müssen. Ja, und
er hatte gesagt: Wenn dem Thier ein
tlngliict geschähe, dag wäre fast so
schlimm, als wenn mir selbst etwas
zustiefze
Sie stand aus und ging abermal-J
aus das Ausgebaut zu, dem Gatten
entgegen. So gelangte sie an dasHaus
n:it dem wüsten Hos
,.Mentor, wo bleibt dein Herrs«
fragte Jrina.
Mentor ist zehn Schritte voran-L
tfr bleibt stehen, späht aufmertsanr
nach der Richtung, aus der sein Herr
kommen muß. Auch Jrnra wartet,
blictt um sich. Da, fast neben sich, sieht
sie eitlen Menschen« der hat das Ge
lrehr an der Barte nnd zielt aus den
Hund. Sie begreift: Brandes ei
trilt sich rächen.
Schon spannt Brandes den Halm
und jetzt jetzt —
»Wenn dem Thier ein Ungliict »n
schäkse - " hatte ihr Mann gesa.»rt.
Da springt era hinzu und wirst
sich mit aller Kraft aus den Menschen.
Sie ist zu schwach, ihm das Gewehr
in entreißen, der Lan verändert bei
dem Anprall nur die Richtung lfin
anall und Pulverdampf, era stritt
seufzend zusammen. Der Schiitze aber,
dem Entsetzen das Haar sträubt, läßt
dag- Gewehr fallen und flieht nach
dem Walde.
Doch einen Ausschlag ehe das ae
schah, war an der Wegbiegunq der
Lbersörster ausgetaucht, und iu ac
strexkteni Galopp toar Mentor ilun
entgequ gesprungen Da kracht der
Schuß. Mentor rennt zurück und dem
tjntsliehenden nach, um, noch ehe er
ihn erreicht hat, abermals Kehrt zu
machen und der Frau zuweilen, die
um Boden liegt, und von dieser hin,
trea wieder dein Oberförster entgegen
So macht er ratshlos, keuchend und bist .
lend mehrmals die Runde, hig sein!
Herr die llngliirksstätte erreicht hat.
Der stürzt neben der Reqlosen nie
der, an der nichts bemerkbar ist als
tie Blässe des Gesichts.
,,era, Jruui, um Gottes willen,
wag tvar das?«
Da öffnet sie die Lippen, ihre
Stimme klingt lallend:
»Brandess—— er wollte den Hund —
da wolli’ ich ihm daSGewehr nehmen«
»Hilse, Hilfe,« schreit der Obersör
ster, »ein Unglück!«
Ein Junge, der nahebei gearbeitet,
hat auch den Schuß gehört. Er ist
schon zur« Stelle.
»Junqe, laus ins Krankenhaus
Eine Bahre, der Doktor soll kommen.
tSchnelL schnell.«
Der Junge läuft schon. Der Ober
fiirster hält eras Obertörper in sei
n n Armen. »Wi) thut-Z meh, era3«
Keine Antwort, kein Lebenszeichen
Der Lberförfter beugt sich iiber sie,
öffnet ihre Kleider, reibt ihre talten
Hände. Mentor drückt sich winselnd
cn feinen Herrn; der merlt es nicht,
denn er lauscht und wartet in athem
raubender Angst. Da macht der Hund
den Hals lang, bebt den Kopf gen
Himmel und heult heult
Schauerlieh tönt es durch die Stille.
tfs tlingt dem Manne wie Todten
tla..re Wenn fie ftirbt, gar schon fodt
ist!
»Um einen Hund!« stöhnt er ver
ztneifett.
»O du tapfere, arme Maus! Hun
dert-, tausendmal hätte ich den Hund
fiir dich hingegeben«
Da ist es, als fliege ein leichtesRoths
iiber ihre Wangen. Sie hat seine
Worte verstanden — - lebt! Zwar die
Stimme klingt ihr noch tvie aus wei
ter, weiter Ferne, aber tapfer hat
er gesagt. Sie schlägt die Augen auf
- -- tiefes, feligstes Gefühl leuchtet da
rin — und lächelt ihn ganz munter
und fiegesstolz an· Und laut auf
jnbelnd hält der Oberförfter sein mu
thiges-, liebliches Weib umfangen.
Unterirdische Salzstädte.
Jn unserer Zeit, in der aus-ge
dehnte Reisen nach fernen Ländern
immer mehr in oie Mode kommen.
verlernt die Menschheit, sich zu wun
dern. Aber selbst der blasierteste Tou
rist wird ausgeriittelt werden und wird
inErstannen gerathen über die wunder
baren Eindrücke, die er in der Salz
siadt unter der Erde, in den Salzbergs
werten in der Nähe der lleinen galizi
schen Stadt Wieliczla erhält. Der
er ist süns Meilen von Kratau ent
fernt und das eigentliche Zentruin der
wichtigen Salzindustrie von Galizien.
Die Salzbergwerte stehen unter der
Kontrolle des österreichischen Finanz
1ninisterimng. Mit der Ausbeutung
der unerschöpslichenSalzlager hat man
lereitg im elsten Jahrhundert begon
nen. Straßen in der Länge von vie
len Meilen zur Gewinnung des Sal
zes hat man durch das Gestein gebro
chen und noch immer sind diese Lager
unerschöpflich, wie vor Jahrhunderten.
Der Eingang sreilich sieht nicht sehr
einladend aus. lir befindet sich in ei
nem langen, alterggrauen, schrnucklosen
Gebäude, in dein sich auch die Bureaus
befinden.
Die alte Pserdebahn nach dem Jn
nern des Salzbergwerteg ist durch ei
nen modernen Fahrstuhl ersetzt wor
den, aus dem man gewöhnlich dieFahrt
in die Tiefe antritt. Wer aber hinrei
citend Zeit hat, siir den verlohnt eH sich,
aus den alten Treppen zu Fuß in das
Innere zu steigen. Alle bestehen aus
Salz. llnvermuthet aelanat man dii in
die erste weite Halle, die bei derlsttewins
nung deiJ Salzes in dass Gestein hinein
gehauen worden ist. Die ungeheuren
Dimensionen dieses Raume-J, die un
durchdringliche Dunkelheit und das
aristerbaite licho machen einen fast un
heimlichen Eindruck
Von ähnlicher Größe ist der soge
nannte Letow Vallsaal, der aus
Wunsch des Tvnristen, tnenn er sich
dazu versteht, einen kleinen Geldbetrag
zu entrichten, hell erleuchtet werden
lann. lir ist bereits im M. Jahrhun
dert angelegt worden, befindet sich 220
Fuß unter der lFrde und liegt in der
oberst-en der sieben Anlagen, aus denen
die Salzstadt unter der Erde besteht.
Davon enthalten aber nur drei wirk
liche Sehengtviirdigteiten nnd stehen
dem Touristenverlehr ossen. Die übri
gen vier Anlagen dienen ausschließlich
dein Bergbau.
Die sehenswijrdiasten dieser «Städ
te« sind die Franz Josephg- und Erz
berzoa Alt-recht Stadt. Maanesitnn
licht nnd Fackeln beleuchten den Weg,
den der Tourift geht und der ihn nach
der im 17. Jahrhundert in das Gestein
hineinaenteifielten St. Antonius-Ka
pelle führt. Dort befindet sich auch
ein Thron fiir die Kaiser von Oester
reich, die jemals- die Salzberawerte be
suchen. Wie oft nnd wie lanae ers
wohl schon benijtzt worden sein mag?
An jedem dritten Juli wird in der
Kapelle feierliche- Hochamt gehalten,
zu dem sieh nicht nur die Bergleute,
stndern auch Tausende von Befuchern
von der Oberfläche der Erde einfinden.
Ein anderer Festtaa in der Salzstadt
unter der Erde ist der Geburtstag des
jetzigen Kaisers. der 18. August. Die
Atuftit dieser Kirche tief unter der
Erdoberfläehe soll iibertviiltigend schön
sein.
Den Ausanna der Kirche bildet
ebenfalls eine Pforte von reieber und
schöner Strultur. Dnrnn schließt sich
tin Bogengana mit Altar-en, einem
- » -..-— - 4«-·..—..
Kruzifix von kolossalrr Größe nnd
zahlreichen Statuen non Heiligen: alle
sind aus Sal,1.steitt gemeiszelt; die Zeit
ihrer Herstellunq fällt in vergangene
Jahrhunderte Wie fest und dauerhaft
dieses Gestein ist, kann man an den
zahlreichen tirons und Armlenchtern
sehen, die lunstvoll unt: mit feiner
Struttur gearbeitet sind und die sieh
itn Laus der Jahrhunderte so erhalten
haben, tvie sie ursprünglich hergestellt
worden sind.
Der Preis- der Jllumination der un
terirhisctsen Salzstadt richtet sich ganz
mach tser Anzahl der Personen. die sich
Idurch diese Beratverte führen lassen
und nach der Zah! der Lichter, die da
bei angezündet werden. Er schwankt
von 810 bis 825. Der letztere schließt
eine Jllumination aller drei Städte der
unterirdischen Salzstadt ein. Der
Anblick, wenn die Lichter aufslamtnen,
ist mäkchenhest schön: der weiße Glanz
des Salzaesteins und der helle Schein
des Lichtes bilden wunderbare Licht
essette, die noch gehoben werden durch
den Wechsel von Hell und Dunkel.
hier tritt ein arckiitettonisrh prächtiges
Bautvert hell erleuchtet hervor; dort
bildet das Dunkel entleaener Theile
daer einen starten Kontrast. Vielfach
tvird fiir die Jllumination bengalischeö
Licht vertrendet, das-, wenn es auf
flarnmt, alle Gegenstände in blendend
hellem Schein hervortreten macht, und.
wenn ees erlischt, die Dunkelheit nur
umso schwärzer und intensiver erschei
nen läßt. Das Wechselspiel von Licht
und Schatten, dem man in den Berg
werlen begegnet, hat viel dazu beige
tragen, daß der Aber-glaube und die
Phantasie jener Menschen, die einen
arofzen Theil ihres Lebens unter der
Erde verbringen, sagenhafte Spul
aestalten geschaffen haben, qute und
böse Geister, an die die älteren unter
den Beraleuten noch fest alauken. Der
Aberglaube will wissen, daß die Bera
aeifter jene. denen sie wohlwollen« vor
Gefahren und drohenden Katastrophen
tvarnen und dasz sie sich an anderen rä
chen, nie ihren Zorn heraus-gefordert
haben. Dort unten im ewiqen Dun
kel, in dag- der Schein des Tages nie
dringt und das nur vorübergehend
durch tiinsttiches Licht erhellt wird,
findet der Aberalaube reichlich Ge
legenheit, feine phantnftischen Gebilde
zu entwickeln.
Die zweite Stadt dieser seltsamen
unterirdischen Welt ist unter der ersten
gelegen. Eine Anzahl breiter Treppen
führt hinunter. Ihren sehensiverthestets
Teil bildet di eMichalotviceiHalle, die
hundert Fuß im (itevierte,itvanzig Fusz
hoch und zu Anfana des l7. Jahrhun
derts hergestellt worden ist. Darin
stoßen verschiedene andere Räume, die
nach hervorrraaenden Personen ver
aunaener Zeiten benannt sind: am En
te erheben sich zttsei hche Ptiratuiden
von Zell-« die lHlL errichtet und nach
dem namaliaen Kaiserpanr benannt
worden sind. liin anderes, nicht weit
davon aeleaenecs DentntaL ist dein Ge:
diichtnisz des Kronvrinzen tltudolpd ge i
widmet. der liei Titanerlina sein tragi- »
scheg Ende fand. :
Tie darunter aeleaene dritte Stadt
enthält den Bahnhof, von tvo man di
rette Verbindung nach der Oberwelt
hat. Das liort befindliche vortreffliche
Reitattrant ist eine-Z der eiaenartiasten,
die eg- aibt. Die Beratverlsvertvaltuna
reguliert die Preise und wacht darüber,
das; die fremden Betrat-er der wunder
baren unterirdischen Salzstadt nicht
iibertheuert werden.
Sielxenhundert Fuß isnter der Erd
csberfliiche lient ber berühmte See, einer
der interessantestenTsheile dieser unter
irdischen Welt. Seine Ufer bestehen
aus einer Menge von Höhlen und
Kaniniern. Noch weitere fünfzehn
tleinere Seen befinden sich in verschie
denen Theilen dieses einentirtigenBerg
weils-; sie sind aber denBefncheru nickt
zttgänulittx du häufig schwere Salz
blöde aus« einer Höhe lierabstiirzeii.
Von iiberwijltitrender Grofuirtixileit ist
dar-liebst tin diesem unterirdischen See;
ein abueseuerter Schuf-. weckt tausend
fachen Widerhall, erst als cb die Gei
ster der Tiefe iiiriteno neuen das-: Ein
dringen der Menschen in ihr Bereich
proteliierten
DieAnirihl der dort beschäftigten
Beratente ist »I,w«rilfbundert: die Juli
resproduttion nu Salz iiber hundert
tausend Tonnen Die Betrieb-Immo
de ist noch die ulte primitive. Mit
Hammer, FäusteL Spitzhucte unk
Schaufel bahnen sieh die Arbeiter die
»Mein durch das Gestein
Dufz bei so umfassendem Betrieb der
Verlust amMenschenleben ein beträcht
lieher sein muß, ist begreiflich Ebenso
begreiflich ist aber, daf-, die Bergwerk-J
Verwaltuna esJ ablehnt, iiber dieses-The
nur Auskunft zu geben.
Man lann sich schwerlich etwas In
teressanteres denken, wie jeneSalzstadt
unter der Erde. Aber erleichtert kehrt
man nach demAusflug zum hellen Ta
geglicht empor. »Es- freue sich, was da
eithmet izn rosigen Licht.«
-.-—————
Der deutsche Kaiser als Retter-.
Awläßlich der leichten Unpäßlichteit,
an welcher kürzlich, wie gemeldet, der
Kaiser litt und die er sich beim Reiten
zugezogen hat, wird eine Schilderung
der Reitfertigteit des Kaisers von Jn
teresse sein. Der deutsche Kaiser ist,
wie aus Hoftreisen geschrieben wird,
schon seit jeher ein ausgezeichneter
Reiter, der sich mit manchem Reitliinst
ler ruhig messen kann. Sowohl was
Kühnheit, als auch «Ge-d"iegenl:eit des
Rittes anbetrifst, macht es so leicht
niemand dein Kaiser nach. Der Kaiser
legt nicht nur bei seinen eigenen Rit
ten, sondern auch bei allen Reitü'bun
gen der Soldaten, denen er beiwohnt,
den größten Werth aus exakte Aus-süh
runsgen. Jm Marstsall des deutsch-en
-Kaiser5 befindet sich ein ungeheurer
Raum mit mächtigen Fenstern und
mit Ballosng für Zuschauer, Zer die
,,Reitbahn des Kaisers« bildet. Hsker
werden die Reitpferde des Monarchen
zugerittem und hier reitet der Kaiser
jeden Tag eine Stunde in Begleitung
des Oberstallmeister. Der Kronprinz
s ist auch ein ausgezeichneter Reiter und
shat dies bereits mehrfach bei Konkur
zrenzen bewiesen.
s · Die Neigung und die Begabung fiir
ltcine Neitlunst hat er entschieden von
i seinem laiserlichen Vater geerbt, wenn
dieser auch- dsie Betheiligung des Kron
prinzen an tWettrennen nicht billigt.
Als ver Kaiser am 9. Februar 1877
zur Kompagnie lam, erfreute er schon
seinen Hauptmann v. Petersdorff
durch mehrere Ritte, die er ihm vor
führte. Petersdorff war ein ausge
zeichneter Reiter und wußte reiterliche
Fähigkeiten auch an anderen gebüh
rend zu schätzen. Wenn einer es aber
nicht richtig machte, dann war er ein
unbarmherziger Krititer. Als ihm der
oarnalige Prinz Wilhelm aber einige
Rsitte vorfiishrte, schtmunzeslte er sehr
vergnügt und murmelte einige: »Ta
dsello"5!« Diese Künste, die der Kaiser
schon als junger Prinsz mit großer
Hingabe pflegte, hat er auch weiterhin
ausgebildet Er shat sich· zwar selbst
niemals- an Wettritten betljseiligt,
bringt aber dem Reitsport das größte
Interesse entgegen.
Wie jeder echte Reiterssmann, bat
»der Kaiser eine große Vorliebe fiir
seine Pferde, für deren Pflege er sieh
aufs eifrigste interessirt. Die Pferde
des Kaisers, die im Marstall unterge
bracht sind, haben aber auch eine in
jeder Hinsicht hervorragende Behand
lung. An den Seiten des Reitstalles
stehen iin zwei langen Reihen die Pfer
de des Fiaiserg, jedes in seiner eigenen
»Vor«. lieber jeder Krippe ist auf ei
ner Tafel der Name des betreffenden
Pferdeg zu lesen, das- Datum seiner
Geburt und die Namen seiner Erz-eu
aer. Jedes Pferds ist durch eine blaue
Stalldecke aeselksiitzi. auf dem sich di-:
sirone des Kaisers und sein Namens-:
zna befinden. Tag Qieblingspferds des
Kaisers ist ein unaarisckxr Schimmel
gleicherweise wie das Lieblinggpferd
der Kaiserin Im allgemeinen bevor
zugt der Kaiser aber Pferde, dre· In
Deutschland gezüchtet wurden. beson
derH die TratehnersRasse
Aus dem Marstall des Kaisers
tverden übrigens auch die Pferde ge
liefert, die auf der Bühne im Schau
ipielhaug und im Opernhaus »aus
treten« müssen. Ebenso schön, tvie das
VierdemateriaL ist das Geschirrmsates
rial der Pferde, das stets in bester
Ordnung gehalten werden muß. Der
Kaiser erkundigt sich sehr oft persön
lich in der Begleitung des Oberst-ill
ineisterg unsd eines Thieratzteg --—- zur
Pflege der Pferde des taiserlichen
Marstalle sind ins-gestimmt 3 Thier
iirzte angestellt —- nach dem Wolf-ler
gehen seiner Liesblingsspserde Ter
große Neitstall hat schon manches liih
ne Reiterstiickchen deg Kaisers gese
ben, der sich hier völlig unbeobachtet
nicht selten ganz seinen ritterlicken
Neigungen hingibt. Jin Anschluß di
mn sei noch ermäan das; der Kaiser
insgesnmint in seinem Marstall tun-I
1130 Pferde stehe-n hat, die allerdings
nur zum Theil aus Reitpferden le
stehen. Die anderen sinsd Wagenpsetds
und dienen zu Fahrteistungen sijr die
Hostiickse, den Haushalt unsd bei fest
lielien Gelegenheiten
Pump.
Er: »Was- die Baronin Nixberg für
einen Luxus in dei Garderasbe ential
w:...«
Sie: »Ih» Schneide-tin muss ein
tolossales —- Betriebskapital besitzen«
Zeitbild.
M»B.taten Siegestern in der Preiniere
»He-z Freundes?«
»Nein, ich konnte teine Karte be
kommen. Das ganze Theater war
auIverschentt.«