Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    i
« Ecken-r Schreibebrief von
l kkzzit Innkstkngki.
No. 528. Unsern Milchmann, wo
uno jeden Dag mit Milch suppleie
dicht, bat den Philipp, was mein Hos
band is, schon vie längste Zeit gebot-·
tert, er sollt doch mit mich emal sor e
paar Woche zu ihn in die Kontrie
komme. Der Philipp hätt auch gleich
iehs gesagt, awwee ich lann mt so
sein. Jn die erschte Lein lann ich mich
nit gut denke, daß der Milchmann en
Millionär ig, sonst deht er teine Milch
peddele un dann lann ich auch nit gut
unnerstehn, daß an das hische Milch,
wo mir juhse. so en serchterliche Prof
sit sein soll, das; mer in Eporieschjehs
schen zwei grohn ohb Piebels sor e
paar Woche siittere kann. Der Phi.
lipp hat mich teine Ruh gelasse. Er
hat gesagt: »Lizzie, hat et ges-tat, ich
weiß, du brauchst e Rest un wo tannst
du die besser hen, als wie in die Kon
trie aus e Form, wo du nur dich Ge
dante zu mache brauchst, wie du die
Zeit lille sollst: wo du dich an en ges
dectte Disch sehe duhst un iro du nit
nach jede-i Miehl in hieKitscheo erum
fuhr-werte musit bis du die Disches ges
wasche hast un alles widder ausge
strehtent hast. Die Eckspen.s,es sor den
Tripp duhn auch zu nicls emaunte,
bilahs der Milchmann ouht uns in sei
Buggh hole un auch widder heim brin
ge un denke emal die aute Milch un
den seine Kriem wo du alle Dag haws
we lannst. gar nit zu redde von die
srische selbstgeleate Eier wo alle Dag
gesehrst wek’n odder wo mer sich blos
aus die Nester zu hole un auszuschlu
« tzern hat.«' Jch muß sage, daß alleLs
gut zu mich gelissend hat« awwer die
selwe Zeit hen ich doch uit gefühlt, als
wenn ich den Former zur Last falle
sollt.
E paar Dag zurück is der Milch
mann, wie er mit seine Raut durch
war zu mich tomme un hat mich in
weitet, zu komme; er hat mich alles so
schön geschildert, das-, ich ordentlich
Lust lriegt hen. Ich hen gesagt, ich
deht denke, es wär zu langweilig sor
mich, bilahs ich wär doch iu meine
Arbeit so aeiuhst, awwer da hat er ge
sagt, da sollt ich nur ganz unbesorgt
sein; wenn ich den Weg siihle oeht, eiJ
deht an e Form e ganze Latt zu ouhn
gewwe, wo mer e wenig essiite könnte
lim das wär arig gesund Dann deht
ich auch mebbie e wenig von mein
th,-wo-Diepoh verliere, wag das mei
ne duht. Well, for e lange Etorie
lorz zu mache-. ich hen gesagt: Ahl
recht. hen ich gesagt, mer tonnne Mer
lseu dann abgemacht. oiß er am Dien
itaa lomme sollt sor uns- zu hole. Der
Philipp hat sich wie alles gefreut un
iuhbettschuhr Leis, wie oie Zeit tom
rne is, da hat er da geiosze un hat ge
wart. Off Rohr-; hat er sich e große
Backe- Stoss von den Wedegweiler mit
aenomme un en gute Supplei Schnuff
un dann iin mer losgeschoroc Mer sin
so ebaut zwei Stunde un e halb iwwer
die Kontrierohds gesahre un ich tann
Jhne sage, das Fahre hat urich e Sen
sehschen gewwe, als- wenn ich en stets
von Siesutnesz in den höchste Grad
hätt un die Sonn'hat mich mein Kopp
gebeult. Der Philipp hat geschwind
als wenn er aus en reohatte Ohse sitze
deht un es war nur gut daß er en
gute Supplei Schnuppdiicher mit ge
Saht hat, das Wasser is ihn an den
opp erunner gelaufe, als wie bei en
Gewitterregr. das Wasser aus e ver
brochene DachsSpaui.
Endlich sin mer an die Form Jn
komme un da hen mer uns in o;e.
erschte Lein nnnet en alte Appelbaum
relegt un den uns e wenig abaeliihlts
Mer hen dann en gute Deint Wassers
gehabt, wo sich der Philipp e wenig;
Witztie mit ausgemickst hat, bitahs ers
ig- immek essreht Wasser zu printe«
Dann is es so bei un hei Zeit sor’
Sappet gewokde un mer hen unntrl
den nämliche Appelbatini den Tehbelj
gesth kriegt. Met hen saure Milchl
un Pohtehtersch gehabt un den Seidets
qedtuntr. Ich tin teindek esskebt soe’
die Kambinehschen -ge«-oese, mvivek soag
Iniht met nit, wenn mer en Hunger;
un en csppeteit un en Dorscht lut, das-i
mer Dachschintelg esse tönnt, wenns
met nicls annekichter hat. Die Folget
fm nit lang ausgebliwwe, awcver Sies
müsse mich eclssuhse, weiter du dkiws
wer zu scheeilve. Es war siees. W
is e qntes Ding gewese, daß der Pisi
lipp e L.itt Vieh-wie Un so Stoss ge
habt dat un ich wunnet nur ivie die
Farniersctileut so ebbes stende könne.
» Dann sin mer in Bett gange, das is
owwek auch nit so mitaus Trubez
" gangr. Die Leut hen unz so e schma
"«tes stossie Ruhmche gewtve un ich sit:
" «schuhc, daß ich es da petn noch keine
halwe Stand hätt stende tönnr. Nach
ylange Ahrguments, sin ich un der Phi
lipp hingange un sm her un den unser
Bett autseit geschasst un hen es wid
der unner selten Appelbanm, wo ganz
tlohs zu den Haus gestanne hit, aus
gestellt. An so e arm, oa is mer ja
von alle Menschheit sepperehtet un da
lann mer sich so ebbes erl.mtve, mit
aus, daß mer Truhel zu ectspeckte
hätt. Die Farmerschleut hen schon lang
geschlase un ich den zu den Philipp
gesagt, mehbie mer des-te am nächste
Morgen in Zeit wach werde un dann
tönnte mer unser Bett widder ins
Haus muhse befohr daß Jemand ebbeg
nohtisse veht. Mer den uns itvwer un
ser schmarte Eidie zeig gefreut un
nachdem der Philika sich noch en
Drinl gesictst un sich en Schnuss ge
tiielelt gehabt hat, da sin mer ins Bett
un ei tell ins-, es hat noch teine halwe
Minnit genomme, da hen mer ge
schlase wie die Behbies in die thdds.
Soweit wär also alles ganz schön un
gut gange, awwer es is nit den Weg
gebliwwe un mai-«- noch gehäppend is,
das will ich Jhne in mein nächste Brief
riepohrte. Mit beste Niegards
Yours
Lizzie Hansstengel
Im Eilet-.
Freier: »Friiulein· meine Liebe ist
nicht von heute! Mir ist's, als liebte
ich Sie schon iahrzehntelang!«
Der Dichterlius.
»Ach ja, die Unsterblichleit ist eine
sele schöne Sacke, wenn man dabei
nur nicht soviel Hunger leiden müßte.
Ein Vertretenen-.
»Warum so traurig, Funle
»Weil mi Niemand leid’n maz1...
Net amal prügelt halin i’ nii während
der Kirchweils’!«
Feiner Ratt-.
Uhrmacher: »Ich lann Ihnen nicht
zu dieser billigen Uhr rathen, mein
Fräulein; sie ist so schwach im Gold-.
daß Sie sich schämen müßten, wenn
sie Ihnen einmal gestohlen wiirde!«
Naiv.
Tourist lzu dem daherstiirmenden
Gemeindediener): »Sie suchen gewiß
einen Strotner?! Der ist gerade iiber
den Steg ’niiber!
Gemeindedienert »Unmöglich! Dös
i5’ ja ein verbot-let Weg!"
«Mcrmsiirdiq, daf; der iunac Doktor
sicio die newölmlim iitscnlilritscndcn Miid
wes-. zum Tanz -.mf.-«ordert.«
»L! kein Wunden Er ist Bot-miser
nnd interessiert sich desshalb für Mai-cr
bist-»Isan
- Dann-: »Ich taIIII IIIiIsI zwar III-III IIIIf
MIteII Namen besinnen, aveI IIjI -:.«I«·,
die Most .Iml Imendwo getroffen haben«
Deut »Das stimmt, gnädiueg IIäII
leinl Ich bin der III-gift, bei dem Zie
Zbre Schminke tauseII!«
Zindio ( bei der ZimmcrbcficmimnmI: !
,«Tie Vettftctle erscheint mir zu schwach
für mein Gewicht.« -
Wirtin: »Da können Sie ja gleich
Probe Fausts-III . · .
Studie: »Ja. wusch Ste, dazu nme ich
nach der Unkipc wiedertonunen.«
;x:"-- x -- —-. » - »-::
Konstantinopels Hunde.
Bisher konnte der reisende Philister
sich angesichts der milden Hunde Kon
stantinopelo als weitlickxer Kultur
Mknsch fühlen und seiner Entriistiing,
seinem Mitleid als Mitglied des
Ihierschuti Vereins rührenden Aug
druck geben. Das soll nun ein
Ende haben. Wir schreiben einen Ne
krolog. Die Weisen ter Stadt haben
beschlossen, wenigstens diesen Unter
schied zwischen Morgenland und
Llliendland zu lieseitiaerh Hoffentlich
gliicten ihnen andere Versuche besser,
denn die Hunde sind immer noch da.
Hat der Feldzug, den die Schinder
tnechte der Stadt, Diqeuner nnd Grie
chen nächtlicherweile mit Schlingen
nnd salirdnren Holztisten gegen di:
Hnndewelt führen, nicht viel meeiba
ren Erfolg gehabt, so steht er doch in
den thindeannalen mit aräßlichenFar
den einaeschrieben. Aber nicht nur
;die Vier-deiner sind dariiber in Stdn
·ftnntinc)pel entriistet, auch der Zweibei
ner wendet sich erstaunt und anqeroi
isert von dem Schauspiel ab, das ilnn
durch die Art der Hundevertilaunp ge
boten wird. Es ist Nacht. Von
Menschen sind nnr Fremde oder ento
pLiifch angehanchte Einhcimifche auf
der "Z«tras;c; der gute Orientale geht
nie in sich, um zn deiilen, ivu man ei
nen waren feyentn er schlan, fein-ein
seine llhr auf eins fielit, d. h· eine
Stunde nach Sonnenuntergang denn
er hat von der Nacht die merkwürdige
Auffassung, daß fie zum Schlafe be
stimmt fei, woraus er freilich nicht
folgert daß nun durchaus am Tage
gearbeitet werden iniisse. Kümmer
licheo Dreivierteldunkel liegt iiber der
Stadt. oft ift es aanz dunkel, dann ist
es ain schönsten. Da kommt eine
wilde Jagd aus einer Seitengassex
Männer mit Stangen und Laternen
ingen hinter Hunden her, die den Fall
ersichtlich nicht ernft nehmen, denn die
ältesten Hunde können sich nicht entsin
sten, daß man fie jemals gejagt hiittex
Fiifztritte und Kniippelhiebe gab es ge
nug. aber das Fell trat dick geworden
und nahm es nicht übel. Jetzt fchleppt
man ein armes Vieh an der Schlinge
herbei, bald volteri es in den Holzka
ften zu den andern. An den Grenzen
des Hundereichs stehen geftriiubten
Felles die Vorpoften des Nachbarftaa
tes. die keinen Eindruch der Fliicht
linge dulden. Grenzstreitigleiten nackt
dem Schema der tiirtifchsbulgarifchen
brechen aus, dahinter kommen die
Schinderlnechte mit Galgenqefichtern
nm die verdienftvollften Hnndehelden
wenn-fangen Es poltert schon ge
waltig iin Holztaften Dann rum
pelt er davon. die Hinterbliebenen der
gefangenen Hunde berathen murrend,
wag thun. Sie sind alle Anhänger
von Vlvd iil lfIainid, der wußte auch,
trsao von dem faulen Westen Zu erwar
ten star.
Im .Morgengrauen ziehen von ver- l
schied-: .en Wegen die Holzkaften derl
großen Mauer zu, dic Konstantinopel
Inie Zur Zeit der Eroberung durct die
Tiirteu, vor 450 Jahren, an der West
nnd Stidfeite von Stambul, fiidlich
noin Goldenen Horn umgibt. Der
Frühling hat hier den-. Sommer Platz
siemuclits tvo etwas wachsen kam-»
fvinneu fich grime Ranken iiher die al
len Triitniner, die noch die Fahnen
der szantiner und ihrer inarlichen
Hilfstiuppen gesehen haben. Weite
Strecken dieser langen Mauer find
kahl und zerrissen; die Preschen die
die Marmorlugeln der tiirtiichen
Feldftiiele hineingeleat hatten, sind
unverkennbar Alles ist heute verges
sen, itn Wallgraden arbeitet der But
gar, der Geniiifegcirtuer des ganzen
Orient-. Dort rnsnpeln ore nisten
mit dem Hundeinhalt eine vernach
liissigte Etrsiske entlang. Izn der
i Nähe aibt es Kasernen und ein großes
Kranlenbanitx Von dort lonnnen ei«
Hiige Ossiziere und sehen erstaunt die
niertnsiirdigen Kisten. lsntriistet
i stiirzen sich die Kinder des Jslamsz auf
die zigrunerischen und griechischen
«·.f7.enlerlneck1,t-: die Deckel der Kisten
iioerden uisgerissen, mit Jubelgeheul
i rasen die Gefangenen herang. Nun
’ ’gilt es si r sie, durch siegreichen Kampf
. mit den dortigen Herren der Jagd
. gründe, einem branngelben Bolt sich
das Daseins-recht wieder zu erringen.
Nicht allen qesangenen Hunden be
gegnen entriistete Aittiirlen. Eine
ansehnliche Zahl von Holzlisten wen
det bei dem Adrianopeler Tor gegen
tie alten Mauern. Dort haust in Lö
chern und Gerümpel Zigeunervoll.
Einige trostlose Holzhiiuschen bilden
;eine Art Straße. An den Fenstern
hocken scharsnasige alte Griechenmei
. ber nnd junges Kindervoll, bleich und
. neugierig mit großen südlichen Augen.
Hier bat noch niemals ein Besen ge
rwaltet. Eis mag hier immer orienta
lisch gednstet haben, heute aber· da
hier zwischen den Mauern die gesan
genen Hunde hausen, wird es selbst
den Lonstantinopeler Nasen, die doch
viele Prüfungen bestehen niiissen, zu
viel· Der Dust betäubt den Wande
rer, nur die bleichen Kinder spielen
weiter, und aus Steinen hocken alte
Weiber in Pluderhosen Zwischen den
Mauerresten wo einst die riesigen
Schnaren in Kettenpanzer u. Sturm
haube vertheilt standen, ivo Epheu nnd
Wildrebe aus Trümmern wachsen, hat
man Quermauern gezogen undltlbtbeii
lungen geschaffen. Dahinter drängen
sich mehrere Hunderte vor. Hunden,
heulend und bellend, in ihrer Art um
THE-W .»-.-- Ixsp - - i- — --, --.. - ,-. . .’-.T—,-.--—··- ;
r
Hilfe rufend: eine Wosserrinne ist be
lagert und beschmutzt; um die von
sen Wächter-n in dirs Gedränge gewor
srnen Brotstikcke entspinnt sich zwischen
»Den Starken eine gewaltiqe Balqerei,
fast versinten die Kämen in dem Mo
rest: andere fressen das Brot, und de
miitig stehen die Schwachen mit leerem
Magen Wie die Konfiniitinnpler
Hunde hungern können das miißte
einen Hunoertiinstler mit grimmem
Neid erfüllen. Sie hoben sich das
Fressen überhaupt fast abgewöhnt Es
iit Der Hundezwinger. in den wir
bitt-len; schreckliche Dünste dringen
durch unsere turboiqetriintten Tücher;
»nälend ist dieFreibeitgberaubung und
die Enge siir den freiheitliebenden
Stroßenhiind, der winselnd und
furchtsam sich noch immer nicht von
deanrstaunen über das ihm Jlnaetkiane
erboten kunn. Und doch, auch hier
gibt es ein JdnlL Tort, etwas hö
tser hinauf, liegt in einem Loch der
Mauer. breit auf der Seite eine
Hundemuttet Die Sonne scheint ihr
aufs Fell, die sechs Neugeborenen lie
nen wie runde Würftchen neben einan
der und trinken an der Mutter. Die
Alte hebt zufrieden den Kopf und let-It
Idie Kleinen. Wie schön ist das Le
Hsenc Sie iiirnpft nicht um Brot, sie ist
zielbst Brot für die Jungen.
wach erniaen zagen leert man die
Gesängnitsr. neue Schreiten warten
der armen Dulden Wieder geht es
iit Schlinan in die Holzlasten unds
init diesen iin Duntel der Nacht
an Bord non aroszen Segelbooten, die!
ins Mir-stammen stechen. Nahe der
ansel Vlata iro der Botschaster Vul
wer einnsal ein phantastisches Schloß
erbaut hat. liegt der einsame Kegel
Oria. Steil steigt er, mit spär
lichem Gebüsch besetzt aus dem Meere
ans. Dort wird das neue Vaterland
der ausgewiesenen Hunde sein. Sie
werden zuerst die Bewohner der Fels
insel, sanfte wilde Kaninchem anstat
’ten, und dann wohl, da die verspro
chene stadtbehördliche Verpslegung
;ausbleiben wird, einander ausfressen,
lbie- nnr einer iibrigbleibt, dem man
’ dann zur Erinnerung an diese hoch
sweise und wohlwollende Art der Lö
Isung der Hundesrage aus der Spitze
des Felsens ein Denkmal setzen sollte
« und daneben eins siir den. der dies
Morden ans-gedacht hat.
Finis Finlandiae.
tVeterSluicgrr Morrcspoudcnt der Minn.
Zeitung
Nunmehr ist also das unwiirdige
Spiel beendet und der Gesetzentwurs
iiber eine gemeinsame Gesetzgebung sür
Rußland und Finnland im Sinne der
Regierung von der Reichgduina, wie
»nian so gemeiniglich sagt, angenommen
worden. Thatsiichlich haben die Pro
gressisten, Ladetteiy das polnische
Kolo, die Mohamniedaner, die Arbei
tergruppe und die Sozialisten weder
an derBerathung noch an der Absiiinsl
iunng theilaenominen staunt eine Wo
che hat der parlamentarische Kampf
nm das wichtigste Gesetz gedauert, das
je der dritten Reichgdnma vorgelegt
wurde. Er hat drei scharf abgegrenzte
Gruppen innerhalb der gesetzgebenden
Körperschaften erkennen lassen und zu
einem Kampf geführt, dessen Folgen
sich noch nicht absehen lassen: die tltes
gierung selbst, die ihr blindlingd will-s
fährigen Parteien und endlich die Op
position in der Reichsduma Die Re
gierungsmehrheit zerfällt in solche, die
noch strengere Forderungen alLs selbst
die Regierung ausstellen, das sind die
Ultrarechten uin Purischtetoitsch und
Genossen; uno sonne, oie na) oas are
gierunagprograinin völlig zu eigen ge
macht haben, die Nationalisten und der
größte Theil der Ottrobristen Ebenso
sind bei der Opposition zioei Gruppen
zu unterscheiden, die aus lieberzeugung
Oppositionellen, wozu neben der Min
derheit der Ottobristen zweifellos auch
der besten Theil der Progressisten und
tiadetten nnd die Vertreter der andern
Grenzgebiete und fremdstännnigen
Völter gel)b·ren, und die aus Prinzip
der Regierung Opponierenden, die än
fzerste Linie und die Sozialisten Es
soll hier heut nicht erörtert werden, in
toieloeit die Vorlage der Regierung an
und fiir sich berechtigt oder unberechtigt
war, sondern wir wollen die Stellung
nahme der Regierung und der verschie
denen Parteien zu der Vorlage und die
Art und Weise ihrer Behandlung be
leuchten.
Schon ain ersten Tage erfolgte eine
fiir die Entscheidung der ganzen Vor
lage bestimmende Stellungnahme der
Parteien. Es handelte sich um die
Abstimmung über die Dringlichkeit der
Verhandlung des Gesetzenttvurf5, mei
che die Kommission empfohlen hatte.
Denn da von Anfang an die Stellung
der Rechten und Nationaliften fiir nnd
der geiannnten Opposition gegen die
Vorlage bekannt war, handelte es sich
nur uin die ausschlaggebende Ansicht
der Ottobristen. Miljutoto. der Füh
rer der Kadetterh sprach sich im Namen
der Opposition gegen den Dringlich
keitsantrag aus, fiir den Antrag aber
trat nur der Ottobrist v. Anrep ein.
Der Antrag wurde auch gegen die
Stimmen der Opposition und so aus
ezeichneter Ottobristen wie Baron
evendokss, Chomiatotv und Schw
torosti von der Mehrheit der Ottobris
sten, den Nationalisten und der Rech
ten angenonimen. Diese Abstimmung
ist typisch fiir die ganze Verhandlung
und das Endergebnis geblieben. Die
Blinden »Du binkst ja txenU Willst wohl auch den Yubmen wenigean
Taubmsmmckz »F to·o, mu- war her-L morgen vom Liege-I duc- Bem einge
schlafen, und im kann eg- nnmcr noch sucht Ivacht1·iegcn!«
Parteien rechts von den Ottobristen
für, die Parteien lian von ihnen ge
gen die Vorlage und sie selbst hin und
her schwankend, aber in der Mehrzahl
sich zur Regierungsvorlage betennend.
Durch die Annahme der Dringlich
teii und das Verfahren der Mehrheit
und deren gewalttätige Uebergehung
aller moralischen Verpflichtungen
Finnland gegenüber hat sich die Re
gierung schwer geschadet. Denn mag
man noch so staatstreu sein und die
Staatgnotwendigteit als erstenGrund-·
satz anerkennen, so wird doch unwill
tiirlich durch die unwijrdige Art der
Durchpeitschung der Gesetzesvorlage,
-—— man bedenke, daß die ganze zweite
Lesung mit Ausnahme eines Artikels
nicht mehr als 12 Minuten in An
spruch nahm, —- der Gedanke erweckt,
daß die Regierung begründete Furcht
hatte, ihre Vorlage könnte bei einer
andern Behandlung als der Mundtot
machung der Minderheit abgelehnt
werden. Ein so außerordentlich wich
tiges Gesetz durste wahrlich Anspruch
auf eingehende Beratung erheben,
durch die allein berechtigte und rechtk
mäßig begründete Verbesserungen noch
möglich gewesen wären. Die Mehrheit
hat durch die getvissenlose Art dieser
Gesetzes-annahm die Reichsduma aus
einen niedrigen Stand herabgedrückt.
Sie hat einfach zu allem, was die Re
gierung von ihr verlangte, unbefehen
ja und Amen gesagt. Wenn man also
die Verhandlungen iiber die Vorlage
unter dem Gesichtspunkt einer Kraft
probe der Regierung betrachten will,
einer Krastprobe darauf, wieviel die
Regierung wagen kann. der jetzigen
Reichgduma zu bieten, so gelangt man
allerdings zu der Einsicht, daß siir sie
hierin eine unbegrenzte Möglichkeit
besteht und zu dem siir den Konstitu
tionaligmus in Rußland betrübenden
Ergebnis, daß Ministerpräsident Sto
lipin einen glänzenden Sieg iiber das
Parlament ersochten hat. Vielfach
spricht man allerdings von einem
Pyrrhus-sieg, jedenfalls aber diirste sich
eine Wendung in der innern Politik
erst nach den nächsten Wahlen bemerk-v
bar machen. Bis dahin werden die
Rechten und die Nationalisten den
Kurz angeben und weiterhin die Ge
schicke Rußlandg und auch seiner an
dern Fremdvölker nach rückwärts revi
dieren. Mag dem sein, wie ihm wolle,
einstweilen ist die Elteichgduma die
Leidtragende und in ihr sind es wiede
rum nicht die Rechten —-— denn diesen
wäre ein völliges Verschtvinden der
Reichsduma das Liebste, « und auch
nicht die Nationalisten, sondern allein
die Oktobristen. Denn die Opposition
hat sich durch ihre entschiedene Ableh
nung der Teilnahme an den weitern
Verhandlungen nnd der Abstimmung
und damit an der Annahme deg- Ge
setzes, eine gute Rechtfertigung sürjie
kommenden Waylen geltcyerr Yie
Oktobristen dagegen sind mit dein
Odium belastet, einer Vorlage zuge:
stimmt zu haben, die im völligen Ge
gensatz zn ihrem Programm steht, und
gegen die die hervorragendsten Geister
der Partei, wie Baron Mehendoss,
Fürst Wollonsth, Schidlowsti und
der ehemalige Reichgduinapräsident
Chomjatow gestimmt haben, während;
sein Nachfolger, der ehemalige Führer
der —Ottobristen, A. J. Gutschtow die.
Mehrheit seiner Partei auf die Seite
der Regierung zog. Wieviele Ent
tiiuschungen hat dieser einst so ange
seltene Mann, seitdem er zum Präsi
denten der Reichsduina gewählt wurde,
seiner Partei schon bereitet!
Die Zersplitterung und innere Zer
setzung der Oktobristen hat seit Be
ginn der Veratungen der Landschafte
vorlage für die westlichen Gouverne
ments und durch die Finnlandvorlage
sichtlich zugenonnnen. Es hat nach
allem diesem den Anschein, als werde
das Reichsdnmazentruin die Zeche be
zahlen. Es ist jedoch nicht unwahr
scheinlich, daß bei den nächsten Wah
len auch den Leuten auf der Rechten,
Purischkewitsch und Genossen, die
Quittung für die jetzige Rechnung
vorgehalten wird und ihre Reihen sich
erheblich lichten. Es ist ein schlechte-.
Ding zu Prophezeien, uns dünkt aber,
daß der Kampf bei den nächsten
Reichsdumawahlen lauten wird: Hie
Nationalisten! Hie Kadetten! Der
Meinung, daß die Reichsduma an
Ansehen und Würde eingebüßt hat,
gibt man offen Ausdruck, nicht nur im
liberalen Parteitager, sondern auch in
weiten Kreisen-der ernst und sittlich
denkenden gebildeten Russen aller Par
teien, die unbeeinflußt von dem parla
mentarischen Getriebe sich ihr eigenes
Urteil ungetrübt zu wahren wissen.
Chomjalow äußerte, er stimme gegen
dir Vorlage, nicht weil es ihm auf
Finnland ankomme, sondern auf Nuß
land, weniger auf die Verkürzung der
Rechte des finnischen Landtags als auf
die Einbuße an Ansehen, die die
Reichsduma durch Annahme der Vor
lage fiir Finnland im ganzen Lande
uud draußen, schließlich aber auch bei
der Regierung erleiden müsse. Welch
weiter Spalt klafft da zwischen diesen
Worten und der in ihnen zur Geltung
kommenden Beforgnis um die rufsische
Verfassung und dem Ausdruck des
Hasses und der unverhüllten Freude
über die Zertriimmerung der sinni
fchen Verfassung in Purifchlewitschg
Ausruf am Ende der dritten Lesung
nach Annahme dei- Gefet3e5: ,,ls’ini.
rinliimijntsP
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PHT LIMI
EIN-VI
. M. it i» is a n lsii einein noriilscrnrlieiidis·.r
.«t.—·:iisiiiitisiii: »Alle-Heu Zic nur gefallnist
diese ktliizeiisc lesen, mein cscr·i·’r««·
P a s s a nt : »Za. können Zic die
Erliriit niclst schen, sic isi duili seit ac
dulkli.«'
ti n r a n st : »Ein-n desshalb, mein Arzt
lmi isiii Der-irdisch eitle-J Fette zu vermei
den«
Umschriebein
Tourist txt-m Wirtt;): »Hier, wo es
so viele Forellen gibt, haben Sie keine
aus der Speiselarte?!«
Wirth: »Ja, da ist nichts zu machen
— es roird In scharf aufgepnsst!«
Motivie
«W.iruni ist denn der Herr Rath
gar so wild heut’?«
»Ja, wissen S’, er heißt Friedrich
mit Vornainen, und da hat ihm Je
mand an die Thiir seines Arbeitsziins
merk geschrieben: »Friedrichruh«l«
Im tiefsten Innern des Böhmertoal
des- aiebt es noch Familien, die vorn
Wasser ali- Reinigunagniittel ver
schwindend aerinaen Gebrauch machen.
Eines Tages tonnnt derZohn des Han
selbauern vom Mititiir auf Urlaub
beim. Er zieht den Waffenroel aan
und setzt sieh in den Kreis seiner Lie
ben. Die reißen Mund nnd Auaen
ans. »So schön g’wasch’n nnd so a
sanlser’s Hund nn«, sagt die Mutter,
»oöllig sie-no tominstoan uor!«
Ein Mann in einein kleinen Penn
sylvania - Städtchen, dein ein Nachbar
dug gestohlene Fuhrwerk wiederbrachte.
betobnte diesen mit 1lt Cents. Extra
vaganz ist ein nationaler Fehler unt
jener Fuhrwerlgbesitzer leidet offenbar
auch daran. Vielleicht hat er aber nur
so gehandelt, weit er keinen Nickelbei
sich hatte.
Wer Schmeichelei liet«t, der ist des
« Schmeichler-Z triirdig.