Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 05, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    Ver Andere.
Novellette von Eise Kreist.
Sie sah es schließlich selber ein«
Und isie war miitbe geworden von
dein Gerede der Mutter nnd Brüder
Vater war noch der einzige, der.
nichts davon wissen wollte, daß sitl
ihr Verlöbniß mit Walter löste.
Die Mutter. die am Fenster vor
ihrem Nähtisch saß, hatte lan auf
gelacht. »Mir-n iit ein threauirat.
mach« dir nichts daraus. Er den-it
nur an das geaebene Wort und da
warst du ia noch ein halbes KindL
Ein Glück, daß. du endlich zur Eins
sichi gekommen bist und enre Ver
lobung noch nicht veröffentlicht war.
Du haft das wahrbaiiia nicht nötbim
einen Lehrer iu heirathen Noch
dazu ietit wo Papa Gebeipnratb ne
worden iit nnd uns ganz andere Ge
iellichaitsieeiie offen steh-en. Nein.
Rind. der Walter maa ja ein aanz
auter Mensch sein« aber als deinen
Mann kann ich ibn mir niemals
denken. Eine Lebrerssirau aui dem
Lande. einer besseren Bäuerin lomrnt
die aleich, daß du dir dass nie aeiaai
hast!«
AnneMarie brach das Blatt der
Kimmerlindr. das isldre Finaer ge
itreichelt bitten. mitten durch.
»Ich habe nicht dariiber nachrie
dacht, Manni. Erst seittem Walter
ieit anaeitellt ist, und ihr ihn immer
mit anderen verglichen inlit, siel mir
Her Unterschied auf. beim meint.
Walter iit mit seinen Ansichten aut
zinr hundert Fabre iuriirl.«
»Gan- das Geaentheil von Assessor
Lampreckit«. trarf die Mutter ein.
AnneiPtarie wurde sehr roth.
»Der ist eben in jeder Beziehung
modern, Mamm«
»Und eleaant nnd tonanaebend
Uebrigens eine sehr gute Partie,
Kind.« .....
Anne-"Marie bog schwer den Kopf
zur Mutter hin.
» »Ach. laß doch ..... ich Tieiratlie
überhaupt nicht. heute nocb ichreibe
ich an Walter, moroen weiß er es,
nnd dann bin ich frei." ..
»Gott ie: Danl«. sagte die Mutter
Eine Stunde später war der Brief
aeschriekem Als er im Voftlirsten
las-. hätte ibn Anne-M.irie gerne
noch einmal tviedrraebiibt
hatte ne nickt in hart aeichriebem
würde es ihn nicht in feist ver packen?
Drei Tage ging sie wie Ein Fieber
umher.
Tann kam ein Mitleiden mit der
Rost das-« Veiene Burtbard. Winters
in Berlin verkeirathete Schwester.
adreifirt hatte An dem Pöckchen lag
der diinne goldene Kinderring, den
Reine-Mord vor fünf Jahren dem
Spiel-gesenkten aeschenlt hatte, und
der aerade an feinen tleinen Finger
mitte. Der blaue Stein war noch
sen-r qeirorden nnd das Gold noch
bliisselc
Wa'—«» bit iisn «nir bente fiir
dich arisiiikit«. schrieb die Trennt-im
»ich herbei-e dich nicht. Anne-«thrie,
fvie dn so etvng thun konntest Und
iclk nehme »in daß auch uniere Weae
ten ietzt nd getrennt sind innb
«r-iinfcks dir trotzdem alles- Gnte für»
deine j«-inlunit.« ’
Zuerst wollte IlnneMarie lachen
als sie das las. Diese kleine Assi
ftentenfrau war rsibrend Wünschtel
ilir trotidein alles Gute tros
deni! Aber die Finaer die das
Briefblatt hielten. iitterten so sehr,
nnd das blofse Gold dec— n ten Nin !
aes tknt ihren Augen beinah weh
Ten trug Wilter nun nicht niedr.
Ter :v.ir nun nicht mehr bei ihm iwie
e«—n letzte-. tleineS Brücklein tu altem
Flinksernliict und junger Liebe. Und
sein Wort von ihn-» teine Bitte, tein
Vorwurf, nichts.
lsin tiefer titlsernzua hob Anne
Mariee Brutt. Mit einem letzten
kleinen Zögern schob fie den blassen
Kinderrina auf den eigenen kleinen
Finder nnd aina ru den Eltern. »
»M- ift ertediat, Walter ist damit
einveritrnden.« ..
Seitdem sprach man nur selten
nnd norsiebtia iiber die aanke Sache,
und die Bekannten und Verwandten,
die um dar leimliche Verlöbnift ar
wufzt hatten, thaten sehr befriedigt
nnd einsichtsvoll.
lfo war trie ein neues Lesen, das
nun besann.
’-tlnne-Ellinrie. die fonft aus Niicks
ficht auf leter nie Luft gehabt
hatte, Gefellfchaften und Mille mit
gumnchen tonnte vlötilich nicht aenua
» Vereint-runden tin-sen Sie tanzte,
lief Zchltttlckub. betbeiliate fich an
crofren littoklttsötioleits-Feften und
tief-, lich den Hof machen von Herren.
al-; träte das nun unbedingt nöthig.
tss verkehrten wieder Herren im
Haufe die nicht nur allein Freunde
der Brüder waren. Affeffor Lamp
reckt reäqte es oeradeiu often. daf-,
er fim um die Tochter des Haufes
bemühte-, und Anne Marie duldete es
Peickxrneicheth daß er öfter und öfter
AM
Der Frühling vernimm sind der
Sommer term. und Anat-Mark
fühlte. daß fie dem Wendepuntt
ihres Lebens immer näher kann Sie
lvisrde sich mit Affeffor Lanrpremt
Partie machen und eine esfte Rolle
verlor-en, würde eine telrr gute
in der Gelellfchaft spielen diirfen.
Arme-Muth verbrannte Wal«ers
Briefe. Das letzte, was fiemit dem
früheren Verlobten verband, mußte
aus dem Wege fein, dann würde
vielleicht eher das Vergessen kommen
Gerade, nls tte das letzte weiße
Briefblatt in den Ofen ihres Zim
merj gesteett hatte, tam vie Mutter
durch die Thür. Sie hatte einen sehr
rothen Kopf und sah sein stolz und
freudig erregt aus.
»Ich tomme eben von Papa, Anne
Marie. Heute war der Assessor bei
ihm aus Dem Bitte-au. Du tannst
dir denken, was er dort wollte.
Warum hast du mir denn nicht ge
sagt, daß ihr schon einiq seid, ihr
beides«
»Wir beide?«
Anne-M:irie schüttelte den Kopf.
»Das muß ein Jrrthum sein,
Mama!«
Die Mutter lächelte.
»Aber nein, Kind! Pier meint.
ihr müin schon miteinander ne
sprochen hoben, daß er zu its-m kommt
und um deine Hand anhölt.«
Anne-Marie erhob sich langsam
aus ihrer gebüetten Stellung. Jbr
tu Füßen lag ein Stück nngesenaies
Papier. das durch Zualust wieder
aus den«- Ofen aeflattert war.
,.Lieker«« stand daraus, weiter
nichts.
»Die-bes« .....
Mutter hatte sie so genannt
lind der andere, der Herr Assessor.
ainn zuerst zum Vater ins Amt, ebe
er sie selber sraate. Das war gewiß
modern so oder vielleicht seiner. Sie
wußte es nicht.
»Er ratPana seine tun-sen Fa
cnilienverbältnisse tlaraeleat. da ist
nicht dran zu riibren Kind. Ich
gr.««tuiire zu dem Glück«
AnnekMarie lies-, sich tiissen, und
ibre Auan kamen nicfst la- non dem
Stück anaesenaten Miner, das da
vor ihr aus dem Boden ina.
»Aber was hast du denn bloß?«
fragte die Mutter. »Das sieht ja
geradeso aus, als ob dir Gott meiß
was Ilnangenehmes bevorsteht. lan
wirft doch nun eine moderne. eleaante
Frau nserden die tonanaebend in
ter Gesellschaft ist« aani its-Its ans
deres, als trenn du da dransien auf
dem ailnde sinen npiißtest, in der
Woche deinen Kobl bauen nnd des
Sonntags in die Kirche oehen, « nseil
dein Mann die Orael ipielt.«
»Weil dein Mann die Orgel
spielt» batte die Mutter aeiaat
Wie lanae war das her, seit sie
Walter nickt mehr Orgel spielen ae
hört r.«itte! Dis letzte mal im vori
aen Fahre est Ostern, als die kleine
Mitte in Groß-Dietendorf voll aliiu
lsioer Menschen war, die iauchzend
wie lDie Kinder ihr-! Anmeldung-S
tieder sangen.
Dorn svielte Walter Orgel. Wie
ein Brausen nnd Frohloclen war das-«
aerrsesen. man alanbte den Friihlinq
dnreks die aesmlolsenen Kircksensenster
in leben und den tiinaenden Sturm
m csörem der Bliithen ans der
scktnarqen Erde treibt·
Oh er noch ebenfoasit spielte? Ob
er ihren Ireubrsich leicht aenommen,
das-. er kein· Wort gesandt, keine
Bitte, keinen Vorwurf ..... nichts?
Wenn sic- voch loskommen könnte von
diesen auälenden Gedanken abschiits
teln das heimliche Sehnen!
»Willst du hin-reiten zu Groß
ma«ms.1?« fragte die Mutter in das
tiese Sinnen hinein. »Dann heeile
dich, daß du zu Tksch wieder biet
bist.«
,.k’ta, Mama«, iaate Amte-Marie.
Die Mutter mar jetzt aam be«
ruhiat. Rärtlich itrim sie der Tochter
iiher das heiße Gesicht
,·Sollft sehen, Kin. erst ietzt wirst
du sieh aane srei siihlen von der
alten Kinderthorheit So eine Jugend
liehelei hat keinen seiten Boden nun
Gedeihen. Vernunft mnii am meisten
mitsprechen, wenn man sich siir’"H aanie
Leben bindet — - Geh den nächsten
Wea am Brinsiof vorbei dann kmnst
du in einer Stunde schon m: eder liter
sein.« ;
Ilnne Marie nirtte wie ans ichepe :
ren Träumen erwachend. Zie ver
kanickte das dunkle banktleid hastia
mit einem belleren, ietile sich Den
Strnbhnt ani und lies ans dem
Kauf-. alr- tiinie di draus-en non
iraendwc eine Erlösna von allen
cheifkln.
Es war sebr warm. Die Schul
sereien hatten begonnen, nnd die
Itrosren vor dem Bahnlws waren
HiiksersITllt vnn arosien nn«n kleinen
-Men7ckscn, die herreisen wollten.
i ..Mer "n-1mittönnte«. dachte Anne
-Marie. mit brennenden Blicken tun
sicb sehend. Die Eltern lniirhen erst
nackden nroßen Jereien mit ibr rel
sen, nnd der Assessor hatte auch sei-an
dcvon aesnenchen sich anenichliesien
Es war alles so natiirlich nnd selbst
verständlich spie ei- tam . ..
AnnesMarie. die eben noch la
schnell die Straße die nm Bahnle
vorbeisiidrte, entlang aelanien war
blieb plötzlich stehen. Wie Schreck
und rasende Freude eualeich durch
zuckte es sie.
Da dtiiben in dein arosien Poktal
vor dem Billetickmlter und der Ge
väckabsertiaungsstelle standen zwei
Kinder. Sie hielten sich bei der
Hand, der nKasbe trua einen tleinen
Ructsaek über der Schulter und das-·
Mödchen eine kleine Ledertaschr.
helenes Kinder Hans nnd
Grete. snutterseelenallein in der Fülle
der Reisenden.
AnnesMarie wußte aar nicht, trie
das so schnell geschehen «oi:nte, aber
sie stand plötzlich vor den überraschten
Kinder nnd streckte ihnen die Hände
entgegen.
»Hans ..... Gretchen was
macht ihr denn hier?«
Sie sahen zuerst schüchtern in das
vertraute Gesicht, dann lachten sie.
»Dann AnnesMarie wahrhaf
tig!« sagte der Junge aliicklich. Und
dann wanderte sein Blick suchend nach
der Gepäckavfertigungsstelle, wo sich
die Mensch-en drängten.
»Da ist wohl deine Maina3«
forschte Anne UMarie
Die Kinder schüttelten die Köpfe.
»Nein .. Moma ist lrant, wir
haben nämlich noch einen kleinen
Bruder belommen, Tantr. Deshalb
dürsen wir auch ganz allein in der.
Ferien in Groß- Dielendori bleiben.
.. Denk mal an! Onkel hat uns
heut geholt und Papa will«
Er sprich nicht aus. Denn ei
Hatte aerade so .1usqesehen, als ci)
die Tante plöylick trieder sortlanfen
wollte. Grete hielt sie aber fest an
der Hand, da lonnte sie es gewiß
nicht
»Da tomrnt sa schon Onlel«, sagte
Hans sehr oeraniiat und erleichtert
Von der Gepiirtabiertip nngsstesle
k,er tnni rischen Schrittes ein doch
nenmcbsener Mann. Und nnn blselr
er stehen. nnd wie ein Zacken durch i
sloa es seinen Körper-. i
AnnesMJrie lonnte es deutlich
ieben, aber sie stand fest. i
Dsn kam er näher nnd zog den
Hut.
»Ontel. siels mal. Tante Anne
Marie ist da!« iauchzten ihm die
Kinder entaeqen i
Er hosb den aesenlten Kons. !
»Walter«, schrie Anne Marie sas »
sunaslos aus, als sie sein Gesicht sah
Selnnal war es aeworden und basier»
Die sonst so guten, schönen Auaen
lagen tief, sprachen von Leid, das-;
langsam an der Gesundheit Kehri.
»Ich habe ja aar nichts von dirl
txt-wußt Walter«, sagte «2lnne-Marie..
indem sie die Hand aus-streckte :
ilnd als er sie nicht gleich nahm.
setzte sie erschüttert hinw: »Und ich
hin vor Sehnsucht nach dir rein um »
aekoinmen« ..... I
Nun ariss er doch zu.
»Es war ein harter Brief damals-z
Arme-Marie. Aber ich wäre eher ae
starken. ehe ich vor euch klein acwor
den ioiire und noch einmal get-Im
men« .....
»Das kannst du ia aar nicht, klein
frerden«, iliisterte Anne-Marie, indem
sie sich hitsesuchend an seiner Hand
festhielt. »Ich bin es gewesen, irir
alle in unserem Größenrvahn Jck
möchte dich wieder Orael spielen
t«iiren. Möchte Gott durch dich wie
dersinden, den ich da draußen aui
deinem Lande sand, und den ich sast
verloren «hatte«'
Ihre Stimme brach. Aber es war
ein aresies Gliiek in ihrem Herren
Sie fühlte. daß sie sich ehrlich durch
aerunaen hatte durch alle Kämpfe.
Er fielt sie im Arm. lsinen Augen
blick nur. lss fiel auch aar nicht auf
unter den vielen Abschied nehmenden
Menschen.
»So sei sivieder mein, Anne
Sie niekte. Sie mußte plötzlich,
daß sie nie etwas anderes aetvesen
war als sein. Und wußte. das-. so
eine Juaendliehelei wie Mutter ae
saat hatte. doch fester hielt al; alle
Vernunst der Welt.
Rachenmaupet und Junius-up
Es hat in« der Medizin eine Zeit ge
geben. wo man Jntelligenzstörunaen
der Kinder, Zurückbleiben in der geisti
gen Entwicklung mit Vergrößerung der
Rachenmandeln in Zusammenhang
brachte nnd daher zur Heilung deg- gei
stigen Defelteö die overative Entfer
nung der geivnrherten Mandelu emp
fahl. In ärztlichen streifen ist man»
heute von dieser Vorstellung zuriielge
tomnien, dagegen spielt sie in Lehrer
und Elterntreisen noch eine große
Rolle. So werden noch heute Kinder
in die Sprechstunden der Halgiirzte ges ’
bracht, derenEltern fiir die iuanaelhaf
ten Fähigkeiten in der Schule isiel lie
ber eine Nachenmandel als sonstige
Fehler verantwortlich machen möchten.
Spezialiftem die sich eingehend uit der
Rachenmandel und dem Gekiororgan
der Jdioten beschäftigt haben, vertreten
aber die Ansicht, dafi tranlhafte Zu
stände Ohr und Nase hci Jdioteu in
derselben Weise ihren schädigenden
Einfluß geltend machen ioie oei Voll
sinnigen. daß aber ihre Beseitigung da
her nirbt in einem Empor-schnellen der
geistigen Entwicklung bis zur Grenze
des Normalen führe. Auch hinsichtlich
des Stotterns hat man einen Zusam
menhang mit den Rachemouchernngen
konstatiert. Daß auch diese-«- irrc ist,
betont Dr. Navolerzny in Munchen
AusGrund der Thatfache, das-, bei Ztot
terern häufiger Wucherungen gefunden
Ioerdenivie bei Nichtstottereru, sowie
dafz manchmal nach Entfernung der
Mandeln das Stottern geheilt wurde.
hat man friiber die Empfehlung gege
ben, bei den Stotterern die geschwolle
Rachenmandeln zu entfernen. Jetzt
steht man ärztlicherseitg auf dem
Standpunkt, daß die Qperation durch
die Sprachstörung allein nicht ange
bracht ist, das-, aber, tvenn andere An
zeichen vorhanden sind, die Sprachstö
ruisgen fehr ins Gewicht fallen. Jn
solchen Fällen kann eine sprachärztliche
Behandlung erst nach Entfernung der
Rachenmandet mit Erfolg einsetzen.
—-——- ,
Griifin tzur Baronin bei der Sei
ree): ,,Sehen Sie nur« die reiche Witt
nie Müller lomint mit dem Baron Arm
in Arm, anscheinend nimmt sie ihn
doch!«
Baroninr »Ja, sie ist eben eine gute
Seele, -—— im Winter sang sie zu irr-bl
thätigem Zwecke, und nun wird sie
halt zu wohlthiitigem Zwecle heira
then!«
Der lockenoe Lorbeer.
Sljzze von Emil Romaan
Frau Marie Gärtner ist in der
Buhnengarderobe nnt dein Urntleiden
beschäftigt Sie hat ihre kleine Rolle
in dem neuen anftiick gespielt nnd Ist
schon nach dein zweiten Arie frei.
Aus dem Zuschauerraum dringt
nicht endenwvtlendeg Beifalltlatschen
an ihr Ohr.
s Draußen erntet eine Glückliche, Be
; neidenswerthe den Lorbeer, den Marie
" so heiß ersehnte. Der göttliche Rausch
Des Künstlererfolges, ihr bleibt er ver
sagt . . .
Sie muß an ein Gespräch mit dem
Direktor denken, bei dein sie sich list-z
lich in geiriinltern Künstlerftolz be
tlagt hatte, daß ihr auch diesmal wie-«
der eine unbedeutende Rolle zuertheilt
worden war. Jn seiner- feinen ritter:
lichen Art hatte ihr der Herr Dkreltor
ein kleines Privatissimum gehalten
über die Chancen im Biihnenleben und
über das Martyrinrn in der Kunst·
Wie ein Dolch hatte sich da die Er
tenntniß in ihr Jnneres gebohrt, daß
auch sie eine aus dein großen Heer de
rer war, die den lockenden Lorbeer nie
erlangen würden » nie. Sie hatte
es ja nur zu deutlich aus den Worten
des Direktors herausgefiihlt, daß er
ihr Talent fiir zu schwach hielt zu dein
tiihnen Höhenfluge; daß er, der er
fahrene Theaterinann, fie tvarnen
wollte vor einer frendlosen Zulunfi.
Und sie selbst? Hatte sie nrcht gerade in
letzter Zeit oft an ihrer Begabung ge
ziveifelts
Ein Grauen erfaßt sie vor der Zu
kunft. Nein, sie will nicht eine von
den Vielznvielen sein!
Wieder tönt brausender Beifall an
ihr Ohr. Wie heiß es hier ist! Ihr
ist, als iniifse sie ersticken. Die Thea
terluft, ohne die sie nicht leben zu kön
nen glaubt, diintt ihr Grabeslqu
Rasch kleidet sie sich an nnd verläßt
das Haus.
T
l
i
(
i
Draußen umfängt sie ern welcher
tilhler Frühlingsabend llm sie ist
guellende Kraft, freudig drängendes
.Leben . . .
Nachdenllich schreitet sie dahin.
Sie sieht sich als blutjunges Mäd
chen im tilteruhause in rer rheinifchen
TStadL Ein traumhafte-z Blumenk
)tik» führte sie, vie »sehr-ne Maria« mit
den langen laftaniendraunen Zöpsen,
lden blauen Schelmenangen und dem
trotzigen Zug unt die schioellenden
Lippen.
Da trat Dr. Gärtner in ihr Leben
Er berauschte sich an ihrer Schönheit
und Annntth, ihrer lnospenden Ju
gend und natiirlichen Heiterkeit und
begehrte sie zum Weibe. Und sie folgte
dem stattlichen Manne. dessen hoh-.
Bildung - er ivar Privatdozent an
einer süddeutschen«1lniversit"cit -- ihn
nicht hinderte, sich mit dichterische-r
Feinfiihligteit in die romantisch: Welt
des jungen Mädchens hEneinzuleben.
Das erste Jahr ihrer tshe oerlebten
sie aus Reisen. tsin goldener Mär
chentraum schien Maria das Leben
und ihr gliidhungriges Herz toar be
triibt, als die herrliche Zeit eines Ta
ges zu Ende mar.
Damals war sie 18 Jahre alt gewe
seu. Jhr Gatte betete sie au. Aber
er hielt es fiir seine erste und heiligste
Aufgabe, sein junges Weib in seine
Schule zu nehmen. Ja, sie mußte
noch viel lernen und studireu, bis sie
ihm das sein touute, was er aus ihr
machen wollte: feine Itameradkn, die
an seinem Leben-Insekt, au feinem in
nersten Denten und timpfinden theil
nahm.
Anfangs war sie freudig bereit, den
Weg zu diesem hohen Ziele zu gehen.
Ein glühender Btldungseifer ersiillte
sie, und ihr Mann hatte nicht genug
Worte des Lobes fiir fie. Aber es
blieb nicht so. Allmählich empfand
Maria die Bildungsbeftrebungen ih«
res Mannes als eine lästkge Fessel, die
ihrer Levensuni uno ihrem zerner
ment angelegt wurde. Die ersten
Wollen triibten den ehelichen Himmel.
TUnd sie wollten nicht wieder weichen.
Jm Gegentheil: sie wurden schwarzer
und dicker, und ekne Katastrophe war
unvermeidlich.
Maria war todtungliirtlich Jn ih
rein Innern stritten Trotz, ein nnge
bändigter Drang nach Freiheit nnd
Lebensfreude nnd ein brennender
Ehrgeiz iun die Herrschaft
Schanspielerin wollte sie werden,
eine berühmte Rünstleriiu Das war
der Traum ihrer Jugend. Je mehr
ihr Mann sie warnte, desto fester
wurde in ihr der Entschluß, ans den
Brettern, die die Welt bedeuten, den
loetenten Lorbeer zu erringen.
lan eines Tages stand dann Maria
vor ihrem Manne m:t behenden Glie
dern nnd suntelnden Augen, und
harte, schwere Worte tamen von ihren
Lippen:
»Du willst mich erniedrigen, zu
Deiner Sklavin willst Du mich ma«
chen! Ja, Du! Aber meine Person
lichteit sollst Du nicht tödten. Jch
gehe aus Deinem Hause, und werde
mir mein Glück selbst erringen, drau
ßen in der«Welt.«
Jn seiner abgelliirten harmonischen
Männlichte’t hatte ihr Gatte ruhig,
gütig, mit vornehmer Selbstbehew
schung erwidert:
»Gut, so geh denn, ich will Dich
,,f.1s’cln«ncn Eic cis nicht «i«1bcl, meine chi«1«ski1nftcn, daß ich Zic hier c:1mfaugc——
aber Ich lms oben etwas beschränkt«
nicht hindern, will Deinem Glück nicht
im Wege stehen. Wenn Du glaubst,
es draußen in der Welt zu finden,
suche es. Meine Liebe zu Dir aber
soll sich darin ze’gen, daß ich warten
werde, bis Dich Dein Herz wieder zu
mir zieml«
Ein höhnisches Auslachen war ihre
Antwort gewesen.
Und dann war sie gegangen .....
Ein wilder jauchzender Freiheits
rausch hatte sie erfüllt. Heiße goldene
Träume von Ruhm nnd Glück waren
durch ihre Seele gezogen.
Nach einem dran-tauschen Vorberei
tnngslursag war sie r-on einer Vroi
vinzbijtme engagirt worden. Giinstige
Kritilem rie ihre innae. strahlende
Schönheit priesen, bestärtten sie in
dem Wahn. daß idr Talent sich bahn
brechen miisse, daß sie das Zerrelitende
Ziel erreichen werde. Und als sie
dann an einer ersten großstädtischen
Bühne cfnaaaement erhielt, da nteinte
sie, den lockenden Lorbeer schon mit
Händen greifen ru können. Aber sie
batte sitb getäuscht Nur ihre änßere
Erscheinung hatte ils In dein Avanre:
merkt, nni das viele sie beneideten vier
dolsen. Sie wnroe nur in kleinen
Rollen l:esel««ästiat. Ilnsanas bossie sie.
daß man ibr bald eine größere Auf
gabe anvertrauen wijrdr. Aber da
aeschab nicht. Da verblaßte dann der
lenrktende Traum mein- nnd mehr.
Unmuth Ileraer oerlehte lssitelleit
raubten ibr die Freude an der Tin
tunft — der lockende Lorbeer aber lam
niebt . . . .
- «-... ·« s
Alle dieie Bilder sieben an ihrer
Seele vorüber. währesd sie durch der
.dnstenden Friihlisnsabend d.-.hini··l«rei
tet. Sie ifs iniwifcksen vor ihrer Mob.
nnnn angelangt Ein einfaches Rim:
mer bewohnt sie. ihre bescheidenen
Mittel erlauben ihr nicht, iirh den
Lssrns eines torrinrtzlxlen beimg su
leisten. Und in ihrem hatienden Ja
aen nach dem lockend-In Qiel bertte sie
diesen Mandel in ihrer Lebensfiikrnnn
mirs-. kaum eint-«innden.
»Heute nber fiihlt sie die Kälte Und
Einsamkeit il-s» Umsebnmr nnd eine
heksse irr-ehe Sehnsucht Tteiat in ihr
cui . . . .
Als-.-v sie die Lampe ;:nzjinhet, sieht
sie nni dem Tisch etwas Weißes lies
aem Einen Pries. Zie wirft einen
Blick cui dan Fondert -—- es tränt die
aroßen laren cchriitsiae ihres Man
neL . . . .
Mit behenden Händen öfinet fie.
Sie man sich setzen. so hat die Erre
gnna sie til-ermannt.
Er schreibt ihr in seinerl qijtia
tniinnlicken Art. daß er noch fimmer
anf ihre Heinrtehr warte, daß er es
nicht alauhen könne« sie fiir immer
verloren zu haben an die Welt des
Scheins . . . .
Mit feuchten Ilnqen schaut Maria
nnf den Brief, wieder nnd wieder liest
sie ihn. Und sie fühlt. wie alles Star
re. Trotziar. lkqoiftiickre in ihr zer
schmilzi. wie die Liebe anfersteht,
qrcß nnir leuchtend, eine Sonne, die
neneH, unnedhnteg Glück verl;eißt....
Wieder steht sie in dem Zimmer r c
Direttors,—.
Feste Entschlossenheit ist in ihrem
Wesen.
»Herr Diretton ich habe die Lud
sicht, von der Biihne abznaehem weil
ich «" weil ich erkannt habe, daß mein
Talent nicht ausreicht, dag- hohe stiel
in erreichen, das ich inir gesteckt hatte
eeti möchte Sie daher litten,1nii-,
aiitiast oon meinem Fiontratt zu ent
binden, no iioar so bald wie mög
lich.«
Erstaunt sieht der Direttor sie an.
»Sie wollen ioirllich? lind so
plötzlich? So hab-en Sie endlich Ihre
Kiinstlertriiuine bearaben?«
»Ja, .f)err Direttor. Mein lsnts
schlufi steht fest. Jn der Welt dei-:
Schein-: finde ich das Gliict nicht.
ich finde eci an anderer Stelle
Der Direktor driiekte ilir warm dies
Hand
»,Bravo bravo, liebe anädiae Frau,
das nenne ich eine Oeloenthatl Wollte
iGotL recht viele machten ec- Ihnen
nach: dann Jöbe eLs weniger Elend
oeiin Theat(r! ach srene mich von
Herzen daß Sie noch zur rechten Zeit
sden Muth fanden, umzukehren. llnd
das niit dein Kontratt lassen Sie nur
imeine Sorge sein. Sie wissen es ja:
Der Tlieaterlorbeer lockt! Meine lxert
liebsten Wünsche bealeiten Sie fiir die
Rutunst Gl iick anf- - Gliiek ans zur
Fahrt in-. Leben!« »
Stimmt allerdinqu
Redalteur: »Sie sind doch schon.
einmal als «1lbschreiber bestraft und!
ietzt leaen Sie mir schon wieder alte
Witze vor?«
»Den-aus tönnen Sie sehen daß teil
einen nnveriviistlichen Humor habet«
Oeffentliche Vergniignaqcm
Wirth sum Mitternachm »Meine
Herren, ietzt müssen Sie aufhören zu
ranfen««.. nach zkrölf Uhr diitfen
lerne öffentlichen Vergniigungen met-e
I«
abgehalten werden.
Ergettgtwicht
Herr: »Sie werden doch mit jedem
Tage reicher!«
Bankier: »Das ist schon richtig!...
Aber meine sieben Töchter werden auch
mit jedem Tage älter!«
Der Ungeschielte.
»Sie haben Jlxre Hochzeit wieder
hiniiusschieben müssen, Herr Rollens-«
»Ju, leider! Meine Braut besteht
darauf, das-, ich vorher einen Kurius
nbsolvire im Kleidernndblusenlkinlem
zuniacken!«
Anc- Sneschens Aussat- iibrt ,Die Feder-c
Aus Federn werden Betten gemacht
nnd tragen die Damen dieselben auf
ten Hiiten. «
Dir vertauschte-n Rollen.
Christinu ·.,!liior«cxen, lieber Ludwig,
ist es ein Jahr, naß Dn mich zum
Treunltnr fiihrteft!«
Ludwig: »Ja, ganz richtig, und
von diesem Tage an Last Du dann die
Führung übernommen.«
Irr schlaue Dei-kl.
»Nimm bellt Ver Hund draußen
fortwährend?«
»Ja, i.i, dieser link-ler: in der Spei
fetcnnmer fehlt c?r-e Wurst und da
will er kv.1hrfclieinlia. ein Alibi nach
:reisen!«
Ein Huregcionener.
«L(.: »Wie mag es nur kommen, daß
es allemal in den Feiertagen so eine
Menge Verlobungen qiel.t!«
B. Mike Junggeselle-M »Ja, in
miißiaer Weile schafft eben der böse
Geiß.«
Der Renommift
Hang-Inn wer mit zwei Freunden
iveqqebt, leise zu seiner Frnu): »Gieb
mir doch den Hansschliissel mit, M
rotine, mean Den beiden Herren ...·
ich nebe Dir mein Ehrenwort, daß ich
ihn nicht qebraucbe!«
Warum? -- Tannen
Fritz: »Mutter, warum tragen denn
die JJckarineioldaten ein Seite-age
webt-"
Mutter: »Dummek Junos sie müs
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