Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 05, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    QuartanersEhrr.
W von Käthe Laster.
, , ZU der Quart-r herrscht nach Schul
SM taunpse Still-.
M Entsetzliches ist gefchshkn.
Den-tin Wiesner hatte vor Beginn
U Unterrichtj eine seltene Brief
Isrke herumgezeigt, die allgemein be
Mndsert worden war.
Nach ver Frühstückspause war sie
Eietsehusunden
Dein Rathe Rudi v. Bertows fol
gend hatte der Primus eine Durch
spcheng der ganzen Klasse vorgenom
Sen nnd das werthvolle Objekt in dem
geziertnsten von Moritz Abraham ent
Kreideblaß, die Angst eines geprü
slten Hundes in den Augen. hatte der
ertappte Sünder sich vertheidigen wcli
len, doch der Klassenlehrer war er
schienen und der Unterricht hatte be
snnem ——
Aber nun herrschte lautlose Stille.
Daer sorgt bonI-Heinrich v. Uslar,
der Primus.
»Ruhe!«, gebietet seine helle Kna
sensiirnmr. »Wer irgend etwas in der
traurigen Angelegenheit zu sagen hat,
erhebe sich! — Worte noch einen Au
genblick, bitte, Bertowl Zuerst möchte
ich sprechen. —- Jhr alle wißt doch,l
« « · ·-:.- L-;I«-«I
as III Ilsclllllls pcvk -"- III-r esqui
liges Murmeln geht durch die Reihen)
uaber dies muß ich dem Direktor mel:
Unl«
Rudi b. Bertow lacht spöttisch: »Ich
bitte Dich, UslarI Wkr priigeln den
schwierigen, kleinen Juden durch —
snd damit basta!'«
harrt-Heinrich sieht den Sprecher
groß an.
»Nein, Berti-M Damit ist es nicht
n! So etwas muß ich melden!
Ich bin sür die Ehre der Klasse ver
Istworttich!«
Z Dann wendet er sich zu Abrahamtj
I »Hast Du etwas zu sagen?« ;
i Seine Stimme klingt unwillkürlich
I shiimpst
l Safort heften sich zweiundzwanzig
i Augenpaare aus den Angeklagtm
I Der erhebt sich zitternd. »Kann ich
- Dich einen Augenblick allein sprechen,
k v. Uslar?« sliisterte er.
«Gewiß,« entgegnete der Primus sk
g fort. »Bitte, geht alle nach Hause-I«
halblautes Gernurmel, das-s SIer
ten vieler, kräftiger Knabensiisze —
Thiire klappen. —
Rlln stehen sich die beiden allein im
slassenzimrner gegenüber. Hans
;Mrichs Gesicht ist bleich und seine
tItsseusliigel zittern.
F » »Ich weiß, Jhr alle könnt mich nicht
. W- beginnt Abraham leise, »aber
, Du warst stets gerecht, v. Uglar!«
I »Ich danke Dir.« sagt how-Hein
rich ties ausathrnend —- »Du glaubst
ist nicht, wie mich das freut, daß Du
sit das sagst, Moritz! Jch hasse par
Qeiisthe Menschen! —- Aber nun sieh
sich mal an: Hast Du die Marke ge
Immen?«
Abraham schlägt die großen, dunk
tn Augen aus: »Ich schwöre es Dir,
ti. Uslar. ich habe die Marte nicht ge
Immen!«
k, Die hellen, klaren Augen des Pri
kraus bohren sich förmlich in das Ge
kscht des anderen.
z .Kannst Du mir Dein Ehrenwort
gedenk«
«Mein Ehrenwort — Glaubst Du
mir jetzt?«
-..- . . « L
Wieder Ver Bim, ver m rrv um«
mten Seele zu lesen scheint, dann sagt
»Deine Heinrich laut und fest »Ich
glaube Dir!«
M Wenige Minuten später wird an die
mThiir getlopft, die zu des Direttors
ri·-Ptit)41tzitiimer führt. Auf das turie
uphereknk deg Gefiirchteten betritt
dahi«iris-.f;peinrich v. Uslar, der Primug
itPet Quarta, das Allerheiligste.
ed »den Direttor verzeihen« —
- »Was willst Du, Uslar?« Es
.-klingt etwas ungeduldig. Der Direk
qiu ist beim Korrigiren, ein Stoß
Este liegt vor ihm.
· «Jeh möchte herrn Direktor im Ver-.
hauen sprechen,« sagt Hans-heiratet
» is Iilitiitischer Haltung, »es ist etwa-·
L ETIMtkgei pafsirt ——-— etwas Ehren
wichtiges k- —«
»F Der Direktor legt den Federhcltrr
"«·" Jst Seite. Die Sache beginnt ihn m
interefsiren Es ist etwas Eigenes in
Imbfechmalen Knabenantlitz ihm ge
.« ··s« t
M ««"-sieinet hat heute eine seltene
km » arte mitgebracht Herr Direk
» TW « beginnt hats-Heinrich »in der
» »O use Tit sie ihm — —- genommen
« " den- Wir haben sie in Abrabarns
« " lassen gefunden —- aber Abra
«.hat sie nicht genommen!«
HO? —- Wsher weißt Du das so»
«mtf« fragte der Direktor ruhig(
- ·m hat mir sein Ehrenwort
» « here Dkrettor!«
; Mitten-z- isch-n- kafi unmerk
gtasbsi als-, ein anderer habe
s- i - genommen und sie in Abra
Iaßen gethan?« fragte er.
. here Direktor!«
s Im einen bestimmten Vet
IKJJ - here Mutter
W streng mtiitätkseh und
« ; sieht in feinen- verwa
psivotenaniua in Its-Im vor
M des-gesessen wie nur
je ein junger Krieger in glitzernder
Unisorrn vor seinem General.
»Wer ist es. Ujlar?«
Es ist ganz still im Zimmer, nur
die Uhr, die auf dem Schreibtisch steht,
tiekt aufdringlich laut.
»Wer ist ej," fragte der Herr Di
rektor noch einmal.
Wird-er bleibt es still. Da hebt der
Direktor den Kopf und sieht Hans
heinrich an. Und Hans-heimisch lä
chelt. Es ist das Freimaurerlächeln
der Gentleinent »Sei nicht böse,« sagt
das, »aber Du weißt ja, wie das unter
Männern ist.'«
Der Direktor dreht spielend den
Feder-haltet zwischen den Fingern.
»Was willst Du eigentlich von mir,
Uslar?«
»Ich hielt es siir meine Pflicht,
Herrn Direktor Mittheslung zu ma
chen,« sagt Hans - Heinrich —- »und
dann — ich bin doch noch jung und
habe wenig Erfahrung in so schweren
Fällen —« lwieder lächelt der Direk
tor sast unmerklich) —- »dars ich dem
herrn Direktor sagen, wie ich mir
nun —- die Geschichte denke —?« Der
Direktor macht eiae ermunternde Geste.
»Als-M sagt Hans-heimich mit tie
sen Athernziigen —- »Herr Direktor
schweigt ein paar Tage —- vielleicht
bis Donnerstag. Jch glaube bestimmt«
der Schuldige wird sich melden!«
»Gut! Jch werde bis Donnerstag
fchweigen.« —
Berabschiedend neigt der Gesiirch
tete sein Haupt und beugt sich über
Ida-Z Heft, aber Oanscheinrich bleibts
an der Thür stehen, die Absage zu
ssarnniem die braungebrannten FingerJ
an der Hosennaht: l
»Den Direktor?" ’i · "I l
»NunW — —- « « «
»den Dkrektor verzeihen —- aber
ich wollte herrn Direktor bitten, wenn
der Schuldige sich bis Donnerstag
meldet, baß Herr Direktor ibn dann
nicht bestrafen! — Es ist doch so schon
ganz scheußlich peinlEch siir ihn.««
schließt hansiheinrich und wird dun
kelroth.
Du geschieht etwas ganz Aussage-·
wöhnliches, etwas, das Hans-Hein
richs Herzschlag stocken läßt —- der
herr Direktor steht auf.
Er steht aus, um dem Prirnus der
Quarta die Hand zu reichen. Und
die Hand des Primus ist nicht ganz
sauber tin der zweiten Stunde ist Er
seniporale geschrieben ivorden), aber
seine hellen Augen leuchten.
»Ich werde thun, wke Du willst,«
—- saat der Gestrenge, —- ,.wenn der
Schuldige sich bis Donnerstag meldet,
werde ich ihn nicht bestrafen-«
Am nächsten Morgen wird die Ge
duld der Quarta aus eine harte Probe
gestellt.
Schon hat es zum zweiten Male g
läutet, und noch fehlen drei Schüler:
der Priinus, Abraham und Rudi v.
Beriow. Auch der sonst so pünktliche
Geschichtslehrer oerspiitet sich.
Da, fünf Minuten nach acht Uhr
öffnet sich die Thitr und o. Ustar tritt
ins Klassenzininien
Nach kurzem »auten Momen« be
steiat er das Katheder. Er ist etwas
roth und etwas verlegen, denn er soll
seine erste Rede hatten.
»Liebe Freunde«, saat Hans-bein
iich, ein bißchen schnell und ein bis;
chen ohne Atbem, aber nicht ohne
Würde und Settbstoertranest —
..Arahmn hat die Marte nicht pe
nornmen —- Bertotr hat es gethan
tss sollte nur ein Scherz sein, wißt
J :! Er bat nicht aedacht, das-. wir
die aSche so ernst nehmen wurden
Nun hat er sich freiwillig aestellt und
soeben in meiner nud des Herrn Di
rettors Gegenwart Ahrabant !:.« Ver-«
reibuna arbeten. Was das sii: Ber
tow bedeutet, könnt Ihr Euch denken!
Nun trage ich Euch: wollt Ihr
alle unsern beiden Kameraden die
Hand geben undo ie aanze Geschichte
veraessen?«
Ein einstimmiges »Ja« ist diel
Antwort.
»Dann will ich sie boten —«
»Nein! warte kocht« ruft Martin
Wiesner sreuida und springt auf sei
nen Stukl —- «erst rniissen wir ein
Hoch- ansbrinaem unser Primus
Hsins-heinrich d. Uslar, Sack-«
Zuerst harrt-P «
Beaeistert braust es durch VII
«Maise.
chssheinrickis Backen qluhen und
ieine Armen strahlen Aber er
idwenki die Hand mit ver Grandesz
eines spanischen Grandem »Ich
danke Euchs«
- Dann ifiirzi se zur Tini-: ,,Berio!v.
«.’lbr.1!«-::n, Ihr könnt tommen!«
Kräftig Rückt er den be7oen Die
Hände sind die aanze Qnarm folgt
seinem Beispiel. —-- —
»Weißt Du, Abrab.rm«, sagt
Hanssiseinrich vierzehn Tage später
Vertmnlich zn feinem neuesten
Freunde und gtiiisendsten Und-ten
»ich verstehe gar nicht. warum einem
lich io viel auf die Juden geichimvfi
wird. Du bifi deck- rvirilich ein riesig
anständiger Kerl.«
i-——-.-.
Die Neue Lobget Zeitung berichtete
in Nr. 244 aus New oth .Der
Brootlynee Schwäbische änqerhund
trat heute mit einem starken Sänger-i
chor und zahlreichen Angehörigen eine
längere Ieise nach Deutschland an.«
Musikaliiche huude sind selten. Die
verliebten Kniee find ihnen z. B. mit
the-e- inean Mondscheinserenaden
weit Esset-eine
Bilder aus Argentiniem
Spricht man den Namen Argenti
nien aus, so erscheint meistens aus
dem Gesicht des Zuhörers ein fragen
der Ausdruck: wo liegt es doch gleich?
Und dann taucht vor seinem Geiste die
Weltlarte des Atlas aus. Ganz recht,
unten links in der Ecke, weit weg von
der großen Berlehrsstraße, die um die
Erde führt. Vielleicht verbindet sich
noch die Vorstellung von Korn nnd
Schefwolle damit, und ganz im Hin
tergrunde erscheint vage die Pampa·
Und kommt man dahin, so sindet man
ein interessantes Land. einen Staat,
der mit den Staaten der neuen Welt
die grenzenlose Weite, und ein Volk«
das mit allen Völtern der alten Welt
den Glauben theilt, das erste der Erde
zu sein«
Die Ozeandampfer fahren uns
gleich in die Hauptstadt des Landes
BuenossAires sieht vom Schiffe recht»
langweilig aus, eben, mit sast nur»
Erdgeschoßitäusern Ein einziges Ge-:
biiude mit runder Kuppel und selt-J
iam verziertem Giebel überragt die«
stachen Dächer. Wir rathen ans;
Marlthalle oder Treibhait«3. Man besi
lehrt uns, es ist dass Gebäude, das
Argentinien mit den Prodntten seines
Landes gefüllt aus die letzte Pariser
Weltauestellung schicke. uracooem epi
dort seinen Zweck ersiillt· hat man es
zurücktransportirt und hier an einem
hübschen, grünen Platz ausgestellt.
Wir besehen den argentiniichen Pa
oillon in der Nähe: Talmi; Thüren,
die an die Wand gemalt sind: Bat
lonL aus die man nicht hinaugtreten
kann; aber alles in leuchtenden Farg
den mit Ihuntem Glas verziert. Und
ver BaustilZ Wenn die schrecklichen
Schnärlel ,Kuppeln, posaunenden
Wesen nicht dran und nicht draus wä
ren, könnte man eS als Martthsalle
wohl aussprechen Und wozu dient
dieses Niesengeäiudet Von 1000
Argentiniern weiß es vielleicht einer.
Wir treten ein — gäbnenpe Leere.
Da, aber ganz im Hintergrunde
stehen Glasschränte und darin besin
det sich eine vorzügliche Sammlung
aller in Argentinien vorkommenden
Gesteine; die Ausschristen sind meist
in spanischer und deutscher Sprache
gemacht; denn deutsche Gelehrte in
argentinischen Diensten haben das
Material gesucht und geordnet. Jm
letzten Jahre diente ein Theil der
großen halte einem der urn’5 Natio
naldenttnal siir Argentinien konstit
rirenden deutschen Künstler als Ate
lier. Dies Gebäude ist das erste, dar
»dem Antommenden aussällt. Ein
Wahrzeichen Argentiniens?
Doch zuriick zum Hasen. Wir ver
lassen den Dampser. Vor uns cieat
ein wohl 300 Meter breiter Streifen
Land in dein Zustande, in dem sich die!
Welt besond, ehe Gott sein Werde
sprach. Vor Kurzem erschien in ei-«
ner der ersten argentinischen Zeitun-3
gen ein Artikel des Inhalt-, man
möchte doch diese Wüstenei tseieitiaen
wie auch die Sitmpse in einigenj
Straßen der Stadt (oon denen noch
später die Rede sein wird) zur großen
argentinischen Ausstellung im Jahre
1910, damit Bunds-Attel- den Ruhm
nicht einbüße. eine der saubersten
Städte der Welt zu sein. Ohne Jllu
stonen tönnen Städte so wenig wie
Menschen leben. Jener Streifen
Land aber scheint nach den LIqerhäu
sern zu schreien, die der Stadt so
nöthig sind.
Die dem Hasen nächsten Straßen
großer hankljämter bieten meistens
dem Vollewirthschustler mehr des
Interessenten als des Erstenlichen
fiir das Auge des Schönheitdsuchersz
die Hafengegend von Buenos Aires
asber ist trostlos. Unter Ariaden rie
ten Gestalten, ein Gemisch aller Völ
ker nnd Rassen. die vor Schmus und
Elend starren, Jahrmarttsschunv feil.
Die im Winde slatternde schweselgelbe
und orangesnrbene Untevwösche bringt
lnchende Farben in dieses Bilx Von
allen Seiten stürzen die fliegenden
händler heran. Vergniiqlich sehen
die Cigarettenverliinser ans in ro
thein. langem Kattnnsrnantel mit ver
noldeter Papplrone ans dem Kopf;
sie erinnern an die Bilder von den
Weisen aus dein Morgenlande und
stammen znrneist aus dem Lande, das
das Ziel jener bit-fischen Wanderer
war. Da man endlich einsieht, daß
une- die zur Schau gestellten Herrlich
ieiten so wenig wie Kinematograph
nnd Grimm-whom die aus jedem
dritten Hause locken. anziehen «liinnen,
so beginnt man uns, die Fremden,
mit passenden oder unpassenden Reden
zu begleiten. Jn der ersten Stun
aus argentinischein Boden hörte ich
das Wort »un gringo, nna gringa«.
Es itt der Schimpsname, den der Ar
sentinier für die Fremden dul. Das
ist char.1lteristisch, der Deutsche tann
beleidigen. indem er jemanden Michel
nennt; der Argentinier kennt teinf
ärgeres Schimpf-wart als »grina,o'·.?
Und will ein Bube sich die Nase nicht«
nutzen lassen, so sagt die Mutte«r,.
dann siehst du aus wie ein »gringo".’
»Ein trabender Reiter fder Argentinier.
tennt nur den Galopp) ist ein »ver-»
lriickter »Gringo«; eine Dame, die
ssußsreien Rock und kleinen englischen
»Hm trägt, riitirt von der Straßen
jugend mit Steinen geworfen zu wer
treuzung steht, so fasse ich einen von
euch beim Kragen und präsentire ihn
dem Mann der Ordnung. Ali der
den. Ich dachte: Wartet, ihr Schlin
gel, sind wir erst dem Polizisten
näher, der da hinten an der Straßen
edle Vinitanth ein Mischling halb
Regen tnlb Jndianer, den johlenden
Trupp iiähertoinmen sah. wandte er
sich unt verschwand in einer Neben
straße. Der Mann war entschieden
Philosoph, aber mich tostete feine
Philosophie eine Droschtr.
Dein Fremden fällt iosort die ge
ringe zahl weiblicher Wesen in den
Straßen aus. Morgens fehlt die
Frau fast ganz im Straßenbildr. und
wenn sie Nachmittags erscheint, siihrt
sie meist in der Kutsche. Steigt sie
aufs Pslaster nieder, so ist sie von
ihrem Manne. dem Dienstmädchen
oder einer Freundin begleitet. Die
alleingehende Dame ist fortwährend
Belästigungen ausgesetzt Zwar gibt
er- ein tsehr bezeichnend-ev Gesetz, wo
nach jeder Herr, der eine Dame belä
stiat, zu 50 Pesos Strafe verurtheilt
wird. v Aber ein Zchuyninnn ist nicht
immer in der Nähe, und eine Dame
vermeidet gern, Ausiehen zu erregen.
Die Argentinierin ist ein anderes
Wesen als die Germanin. Sie. die
Kreolim hat ihren Ruf der Schönheit
wohl verdient. Die großen, glänzen
den Augen, der volle. schöngeschnittene
Mund mit den regetmiißiaen Zähnen«
der wundervolle Ansay des dichten,
schwarzen hanreö! Und dann der
entzückend sorglose Ausdruck! Die
Kreolin lennt noch keine Fragen,
Zweifel, Räthsei. »Schön bin ich,
Du- srisitm In Argenti-ich Dr. Zofe Fig-ern Atem-.
S o n n t a a s- i ä q e k : Pakt-states end läuft das Vieh! Und mcmc ,-»u—·
muß ev ihm natürlich gleich unchmackknl"
schön will ich sein, eine Zierde der
Straße. der Kutsche, der Theaterloge,
anderen Freude machen durch meinen
Anblick und bewundernde Blicke als
Tribut empfangen." So siihrt sie,
schön geschmückt wie eine Märchen
blume, in ihrer schimmernden Kutsche
L, 3 Stunden lang die Floridastraße
im Centrum aus und ab oder im
Sommer unter den Palmen der Ave
nida Sarmiento im Mundschein da
hin. Und sie läßt sich diese ihre
Pflicht, schön zu sein, was kosten!
Es dauert viele Stunden, bis die ver
schiedenen Puder und Schminlen aus-·
getragen find unv die Massen künst
licher Leuen besestigt, bis dac« dustige
Gewand, zu dem Strümpfe und
Handschuhe harmoniren. angelegt und
endlich der iolossale Hut das ganze
Gebilde lriint. Dasiir hat dieses lang
bereitete Meisterwerk auch Dauer;
eine Argentinierin sieht bei der größ
ten hitze nie echaussirt aus und hat
auch bei naßlaltem Wetter nie eine
rothe Nase. Uebrigens verbieten ihr
das enge Korseth die schmalen Schuhe
mit den Stöckelhacken auch jede leb
haste Bewegung. Sie schwebt lang
sam, löniglich daher —- sich selbst
ijeck. Welch Kontrast aus dem mo
’dernen Typus, den die wirthschastliche
Entwicklung in den germanischen
Ländern geschossen hat: die schlank
und zielbewußt dahinschreitendeFrau,
die sich den Lebensunterhalt selbst er
wirbt und den Kamps um's Dasein
allein ausnimmt. Es find zwei Er
treme; das Ideal möchte man aus
beiden mischen.
Aber wie wird diese Frau ihren
Pflichten als Mutter uns Hausfrau
gerecht? Da muß man wissen, difz es
unseren guten bürgerlichen Mittel
stand eigentlich nicht gibt; und im
niederen Stande sedlt glücklicherweise
vie Armuth, zum mindesten ist sie nicht
drückend, da das reiche Land auch den
Aermften noch nährt, und der Winter
turz und milde ist« Jm unteren
Stande ist der Hausbilt lehr einsach,
die Zimmer enthalten nur das Aller-:
nsthigste tivir Mitteleuropäer wissen
gar nicht mehr, wag man aller- entbeh-1
ren tann): einmal wöchentlich werdens
die Räuine ausgespiilt und das Was-l
set mit dem Besen dinaussgelebrtl
Täglich wird das Natianolgericht, derä
Puchero gelacht, eine sehr schmackhafte
Fieischekiiix mit seist-lichem Garn-s
Vielfach trifft man auch noch die;
Großlnrnilie an. diese Fcrm der
Wirthichast, wie sie in Mitteleurapa
zur Zeit Karls des Großen noch nllO
gemein iiblich war. Da wohnen häu
sig Eltern mit zwei oder drei verhei
rathete-i Kindern in dein gleichen
Hause —-— und zwar friedlich zusam
men, ein Beweis, wie wenig dissen
renzirt die Psnchen den Menschen noch
sind. Das verringert natiirlich die
Miihe der Haushaltsiihrung siir jede
einzelne Frau. lan die Anders
O, deren gibt’s meistens eine ganze
Menge. Aber daß man sich Sorge
Um Rkell Ulzteyullg nisajeci iuurir,r
der Gedanke kommt der Argentinierin
nicht. Sie wachsen aus wie das liebe
Unkraut; sicher ist, das-, sie weniger
schreien, so lange sie tlein sind, als
deutsche Kinder, wahrscheinlich, weil
idnen weniger verboten wird. Wenn
die Eltern ee irgend leisten tönnen,
und an den Festtagen thut es auch die
Woschsrau und der Strtrssenlehrer. so
werden die Kinder reizend herausge
putzt mit Seide und Spitzen, nnd
dann nennt die Mutter sie »mein
Aesschen«. Jn einem bestimmten Al
ter« so von 9 bis 15 Jahren, sind die
Kinder unerträglich. Die argentini
schen Väter wissen ein Lied davon zu
fingen: das Kind tann seinen Vater
vor Gericht derllagen, und man hat
mir einen herrn genannt, der zu ei
ner Geldstrafe verurtheilt wurde. weil
er seinem Sohne eine Ohrfeige gegeben
hatte. In den wodlhirdenven Fami
lien überläßt die Frau den Dienstboss
ten hauöhalt und Pflege der Kinders
in der Regel. Diese Dienstboten ers
halten den dreisachen Lohn unserers
dienstbaren Geister, und man brauchts
ihrer zwei bis drei, wo wir in Deutsch-;
land mit einem aus-kommen. Jn ei-’
nein aber gleichen sich alle argentinis
schen san-halte wenn die Frau nicht
Gmpsangitag hat« geht sie im hause
tn deploradlem Zustande einher« in
deplorabletn Zustande einher- in losem,.
est unordentlichem Schlaer, meist
unsrisirt erscheint sie selbst Abends zur
Hauptmahlzeit; die große Teilette ist
für die Straße.
E l se W e r n e r.
»Sieh nur den jungen Dichter wie
ver« unlen er wieder basiw Gewiß ist
er wieder dabei, ein Sonnet zu sor
knien oder Weltriithiel zu lösen!«
» tWas der Dichter dachtet: »Herr
gott, wenn ich nur wüßte« wovon ich
übermorgen vie Mieth und Ineij
ineuen Stiefel bezahlen lolt.«
’ Sest- einst-II
) Mietherin: »Mein Gott. Hm
khauswärtlx in meiner Küche sind lau
’ter kleine Fliegen.u
Hauswirtln Na in im Frühjahr
’sind :"te etsen nicht größer.«
Herrscht-refl
..Blinrer« Bettler idem bereit- oek
dritte Vorbeigehende einen Dosen
lnopf in den Hut :virft): »So ais
Blinder lonn tnon sehn wie Zchoiel
Die Menschen sind!«
Orpheu
»Denl Tir. Mar. der junge Graf
bat mir die Hand aetiißt!"
»Du holt ihm doch hoffentlich die
mit. den großen Brillanten lsinoebali
ten.«.-«
l
denn-esse.
»Ist unser Freund seine Braut
auch wirllich heirathen wird?"
»«Sck,on 1nöalich. der war in immer
so unberechenban
Zuseceåndnis.
Aviatiket sdet im Abstutz mit fei
nem Flug-Iwane auf einem Tönaet
kaufen tandem
»Hm. die Landwiktdschaft bat doch
’:«e gewisse Berechtigung!"
setischsittakniset
Automobiliftim »Ach bitte. würden
Sie mir eine Ueine Gefölligteit er
weisen?«
Fuß-Finger- »Sebt aetn!«
Dame: »Dann stellen Sie sich mat
mitten auf den Fabtdaknm und ich
werde rekfuckxm wie schnell ich vor
Ihnen adstopven kann. Ich glaube
III-Mich, die Bkemfe an meinem Auto
ist nicht ganz in Damen-M
kniest ,Nms. Lottmeih was aus-fis du
mich denn so mic
Lotteisen- »Ach. nchiu du, Lust-L ich
möchte arm wisse-« wie die Haar-c ruc
-fchen sönncu«f"
Dasel: .,Wieso«s"
Leucht-tu »Na, Papa sit-Ue vom gessen-.
du« wären die ganzen vorm-We unter
die Nase gemischt«
M
Dem-ster: »Im möchte gern noch etwas
Französische lernen; oh mir da- besondere
Schwieri seiten verursachen wich«
Proses ok: »Im Gegenteil; wer Mei
nisch versteht, lernt scanzösssoq Diesen-·