Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 29, 1910, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    die Klappekschlangr.
Novelle von August Schaffen
»Wenn und sieben ist dreizehn nnd
acht ist sünsundzwanzig und sechs ist
zweiunddreißig.«
Nach dieser arithmetischen Leistung
legte herr Gabetmann die Feder weg,
denn es klingelte das Telephon.
«Friinlein haFrnqu Hören Sie denn
nichts Das Abnehmen der Telephon
gespriiche ist Jbre Sache und nicht die
meinigel Was soll denn das siir eine
Bilanz werden! Jch glaube, ich habe
da ohnehin schon einen schönen Stiefel
zusammengerechnet. Bei Jbreni der-z
fluchten Geilapper ist es aber auch;
gar nicht anders möglich! Jch glaube«
dasz davon mit der Zeit sogar eins
Nilpferd nervös wird. So eine blöd-;
sinnige Erfindung! Können Sie dennl
nicht mit der Feder schreibe-? wie ein.
anderer Mensch? Jch werde es Herrn
Schröder sagen, dass ich unmöglich bei
dem Gelladper weiter arbeiten tann.3
Entweder Sie hören aus zu klappern,
oder ich böre aus zu rechnen.« .
»Aber ich bin doch als Maschinen
schreiberin engaairt!« gab Fräulein
Köthchen haaenbuch zur Antwort.
»Das hätten sich die herren vorher
iiberleaen sollen." Dann gina sie zum
Telephon, nalsm den Bericht ab und
sing wieder lust«-g an zu llappern.
»Ich will Jhnen einen Vorschlag
machen,« meinte jetzt herr Bucht-alter
Gabelmann, «tomn1en Sie des Mor
gens-» eine halbe Stunde vor der
Bureauzeit ins Geschäft Jch erbiete
mich, Jlsnen unentgeltlich Unterricht
irn kaufmännischen Schönschreiben zu
ertheilen. Sie sollen sehen in ein
paar Wochen . . . .«
Das junge Mädchen lachte. »Ge
den Sie sich teine Mühe, Herr Gabel
Inann! Jch danke Ihnen für Jhren
Vorschlag, aber ich b«n Maschinen
sehreiberin und das will ich bleiben!'«
.Eine Klapperfchlange sind Sie,
das wäre der richtige Titel!'· inente
ärgerlich herr Gabel-nann.
»Ich verbiete mir diesen Namen,"
sagte nun das junge Mädchen, dem
Weinen nahe» »ich werde es Herrn
Schriider iaaen!«
Herr Schröder hatte den Streit
aus seinem anstoßenden Print-tumme
rnit anaehört, und er erschien seht in
der Thür. »Aber, bitte meine Herr
fchaftem vertragen Sie sich doch! Sie
können ja, so lange Sie an der Bilanz
arbeiten, zu ran hereintvmmen, Herr
Gehimann!«
Herr Gabelmann packte mit beiden
Armen sein schweres Hauptbuch und
ging damit ins Privatlvntor, aber
seine Laune war deshalb nicht besser
geworden. Wie schön war es doch
früher, als noch lekn schrilles Tele
phongetlingel einen aus der Arbeit
ausschreckte und noch leine Schreib
maschine die Nerven zerniarterte, als
nur dao gleichmäßige Ticltact der
Mandubr zu hören war, so wohl
thuend in se"ner Einförmigkeit!
Als nach Verlauf einer Stunde
herr Gabelmanm einen großen, mit
Zahlen beschriebenen Bogen in der
Hand, wieder ins Kontor trat. lag
auch wieder der Sonnenschein de:
Zusriedenhe«t über seinem ionst so
autmiitbiaen Gesicht. Er hätte soaar
vielleicht den kleinen Vorfall mit sei
ner Kollegin. Fräulein Haaenbilch,
ganz vergessen, wenn ihm nicht e:r.
zufälliger Blick auf diese gezeigt hätte,
daß sie die «Ftlavperschlange« noch tei
neswegg überwunden hatte. Da
iunge Mädchen saß mit vermeinten
Augen hinter der Maschkne und witt
digte ihn keines Blicke-.
»Nun, Fräulein,«« meinte er be
schwichtigend. »Sie werden mir doch
den Ausdruck von vorhin n7cht so iibel
genommen haben? Es war ja nicht
bös gemeint! Klappern Sie nun wie
der ruhig weitert Meine Bilanz
stimmt -—— und das ist d’e haupt
suchet«
Das junge Mädchen eriviederte
nichts mehr, aber Herr Gabel-traun
fühlte, daß seine letzten Worte albern
nnd sogar tattlos waren. lsr ärgerte
sich über sich selbst nnd saß den gan
zen Nachmittag mit verdrießlicher
Miene hinter seknem Pulte. Erst aus
dem Wege nach seinem Junggesellen
heim --- er wohnte schon seit Jahren
in einer kleinen Familienpension ganz
vor der Stadt draußen am Rande des
Stadtmäldchens -- aus dem Wege,
aus dem ihm schon so manch gute Jdee
gekommen war, iand er auch das Mit
tel zu seiner Selbstberuhigungr er
wollte an seine Kollegin schreiben und
ihr sowohl den häßlicken Spottnamen
alo sein iihriges Benehmen abb?tten.
Zu hause ging er sofort daran, den
Bries zu schreiben; und alo das wohl
gelungene Schriftstürt in seiner saube
ren, talligraphischen handschrsst vo:
ihm lag, toar anch seine alte gute
Laune wieder zurückgetehrt Die
Adresse der Kollegin hatte er im
Adreszbuche gesunden, nnd nun tvoltte
er, lustig vor sich hinpseiiend, dsn
Veies eigenhändig dem Priestaiten
iihergeben. FatalL Wie das Jäielchen
am Briefsasten besagte, wurde dieser
erst am nächsten Tage um neun Uhr
Vormittags geleert, und da der nächste
Tag ein Sonntag war, io würde die
Matt-r den Briec erlt am Montag
erhalten. Schon hatte sich here Ga
del-neun entschlossen, den Brief selbst!
aus das Postenist zu tragen, als er
vom Wäldchen her einen munteren
Burschen von etwa dreizehn Jahren
auf sich zukommen sah.
»Junge wo kommst du ber?« re
det ihn Herr Gabelrnann an »Aus
dem Wäldchenf erwiderte dieser.
Hur In how strqu Korbe hohe ch
Tannenzapsem die sind sür Mutter
zum beizen, unb da in dem kleineren,
sind Maiglöctchem die sind zum Ver-»
tausen." —- »Und was machst du denn
dann mit dem vielen Geldes« forschte
herr Gabelmann weiter, »das wan
dert wohl in den Zuckerböckerladen?"
—- »Was denken SM« gab der Junge
mit stolzeni Selbstbewußtsein zurück,
»ich bin doch kein Kind mehr! Das
kommt in die Klavkertasse der großen
Schwester ----- die Kasse nämlich, aus
der wir die Monatsmiethe für das
Klavier bezahlen!«
here Gabelmann sah sich nun den
Jungen genauer an. Das Gesicht und
besonders die Augen kamen ihm so
merkwürdy bekannt vor. Ja, das
waren ja ganz die Züge und Augen
seiner Kollegin, det »Was-verschlan
ge!«
»Junge wie heißt du denn?" —
»Seid Hagenbuch,« antwortete dieser,
den neugierigen herrn etwas erstaunt
anblickend —- »Da will sich deine
Schwester wohl zur Künstlerin aus
bilden?" forschte herr Gabzmann
weiter. —- »Ja, das möchte sie wohl,
und wenn ich nur erst Geld genug bei
sammen habe, so werde ich sie auch
auf dem Konsistorium zur Pianistin
ausbilden lassen,'· sagte der Junge
mit tomischem Ernst. --- »Du meinst
wohl: auf dem Konservatorium?«
fragte belustigt herr Gabelmann wei
ter. »Ich habe es Ihnen ja schon ge
sagt," meinte der Junge mit einem
Anflug von Verdruß, und sich zum
geben wendend fügte er noch hinzu:
«,.Doch jetzt muß ich nach Hause, Kath
chen ist gewiß auch schon aus dem Ge
schäfte zurück und dann spielt sie uns
heute Abend Schumann vor.« -—-s- »So,
so,« meinte Herr Gabelmann, »ift das
deine einzige Schwefter?« —- » a, sie
ist im Geschäfte von Herrn Schröder
als Maschinenschreiberin angestellt.«
Herr Gabelmann überlegte. »Nun,
da bist du wohl so freundlich und
nimmst diesen Brief« der für deine
Schwester bestimmt :st, mit nach hau
se. Und da ich ein so großer Freund
von Maiglockchen bin, so möchte ich
dir am liebsten deinen ganzen Vorrath
Jabtaufem dann brauchst du sie nicht
erst dein Blumenhiindler zu bri ngen.
"Was bezahlt der dir für das Körb
!chen?« — »,Na ich denle fünfzig
inennig weil es soviel sind und so
schöne und von den allererstenf —
:,,Da würdest du mehr bekommen,
wenn du sie selber orrtaustest« ·
»Ja das weiß ich wohl, die Schwester
aber will eg nicht le den, daß ich damit
aus die Straße gehe.« - »Na, da
gieb nur her, da will ich meiner Wir
thin eine Sonntagsfreube damit ma
chen. Und hker haft du auch deinen
- Lohn.«
i Bei diesen Worten drückte Herr
»Gabelmann dem Jungen ein blantes
H Mattitiiek in die hand. »Ich kann tei
jdek nicht wechfekn!« —-—- »Mache, baß
FBU jth fortkommft,« sagte fcherzbaft
Jdtobend Herr Gabekmann, ,,es ist ja
Hchon in Ordnung; wenn du aber to
sspöt nach Hause kommst, wirst du
J noch gezankt werden, oder gar die Dei
’ nigen beunkuhigen.«
Freudestrahlend bedankte sich der
Junge, dann feste et sich in einen
munteren Tkab und war bald in der
Dunkelheit verschwunden Herr Ga
bekmann aber ginq, in tiefes Nachden
ten versunken, feiner einsamen Be
hausung zu.
l Heute kam sie ihm noch einsamer
!vor, alr- je. Er versuchte nach dem
! Abendessen ein Buch zu lesen, bemerkte
aber bald, daß seine Gedanken nicht
bei der Lettiire waren. Dann setzte er
sich an das alte, etwas verstiminte
Klavier. Das ging schon besser. Wäh
rend er aus dem Gedächtnisz einige
seiner Lieblinggmelodien spielte. konn
te er unaestört seinen eigenen Gedan
ken nachhängen. ist versuchte dann
auch wieder einmal, nach Roten iu
-sv’elen, und als er in seinem nicht
sehr großen Musikaliendestands kram
te. kam ihm auch ein altes, sehr de
sektes Schumannalbum unter die
hande. Da stand iiber einem der kur
zen Klavierstileke ,,Gliiaeg genug«.
Ach, nein, das paßte sicherlich nicht für
ihn! Was Gliick war, hatte er noch
nie erfahren. Gab es überhaupt ein
Glück einen Zustand, wo der Mensch
sagen konnte: Jch habe fest keinen
Wunsch mehr? Während er so seinen
philosophischen Gedanken nachhing,
hatte er auch schon mechanisch das
kleine Musikstück zu spielen begonnen.
Aber sein eigenes Spiel bessiedigte
ihn bin-«qu Um beseelt-ka SK»
den gespielt, mochte diese ixielodische
Weise wohl eine beseligende Wirkung
ausüben. Und et mußte unwillkürlich
lan das junge Mädchen denken, das
sieht im einsamen, bescheidenen Stüh
chen die schslanlen eoei en Finger iisber
I die Fasten haschen lie , dieselben Fin
ger, mit denen sie lage-über, um ihr
Brot zu verdienen, die llapvernde
Scheeibmaschine bearbeiten mußte.
Ali here cabelmann am Montag
der folgenden Woche wieder das Kon
tor betrat, fand er den Plas der Ma
schinenschretberin leer. Sie hatte ihr
Ausblethem wie here Schröder s te,
durch einen schweren Krankheit-Fall
entfchuidigen lassen. Das beunrubigte
nun aber den braven Herrn Gadd
rnann mehr, als er sich selbst eisszestk
hen wollte. Es ift doch wohl nur kol
legiale Pflicht, daß ich mich nach dem
Befinden des jungen Mädchens erkun
dige, dachte er. Und so begab er sich
nach Bueauschluß in die enge, wintlige
Altstadt, und stieg dort vier stekle
Treppen hinauf. Ein freundliches,
altes Mütterchen öffnete ihm: es war
die Mutter der »Kollegin«, die Wittwe
eines Subalternbeamten.
Als Herr Gabelmann sich vorstellte,
slog ein Schatten über das Gesicht der
alten Frau, aber mit freundlicher
Stimme hieß sie, die Wohnzimmevi
thiire össnend, den später Besuch-r ein- (
treten. »Meine Tochter hatte einen.
Ansall von Bluthulten. Der Arzt sagte
zwar, es hätte nkcht soviel zu bedeu
ten, nur meinte er, Kätbchen werde
sich in nächster Zeit sehr schonen mitf
sen. Es war wohl nicht nur die mo
mentane Aufregung der kleinen Szene
"schuld daran, von der sie erzählte",
setzte sie rasch hinzu, als sie bemerkte,
Iwie blas; herr Gabelrnann plötzlich
geworden war, »und sie hat sich nach
träglich noch sehr über die freundlichen
»Warte gesteut, die Sie ihr geschrieben
» haben. Jch glaube vielmehr, dasz ihre
IGesundheit überhaupt nicht den An
strengungen eines solchen Beruses ge
wachsen :st.«
; Mit den herzlichen Wünschen für
»eine recht baldige Genesung der Kol
llegin empfahl sich bald daraus Herr
iGabelmanm er hatte noch dabei die
sBiue ausgespkochm sich recht bald
l wieder nach dem Besinden der Paten
Itin erkundigen zu dürfen. Und als
diese dabei selbst einmal im Zimmer
serschiem wurden sehne Abendbesuche,
l wenn auch nicht länger, so doch immer
lhäusiger. Es war inzwischen voller
) Sommer geworden, in der Stadt war
es schon unerträglich heiß, so daß sein
ekgeneg Heim am Waldrande vor der
Stadt die reine Sommersrische war.
,Da hatte denn Herr Gabelmann nicht
Jünger mit dem Vorschlage zurückhal
lten können, den beiden Damen sein
s eigenes-, schönes Zimmer für die Som
smersrische zu überlassen, während er
lsich solange mit einem bescheidenen
»Quaetiere in einem Bauernbause in
lder Nähe begnügen wollte. Nach be
greiflichem ansänglichem Wekgern
wurde sein Vorschlag endlich ange
nommen, und darüber war nun nie
mand glücklicher als Herr Gabelmann
selber.
Und es waren wirklich schöne glück
liche Wachen, d«·e folgten, herrliche
Feierabendstunden, die Herr Gabel
nrann als Gast in seinem eigenen
heiine verleben durfte. Zum ersten
IMale wieder seit den Tagen seiner
s Kindheit umgab ihn warmes, wohliges
Leben, Sonnenschein nnd Glück. Wa
iren die Abende zu tiihl, um im Gar«
sten verbracht zu werden, so tonnte
Herr Gabelmann. in seiner Zimmer
ecke siyentx stundenlang Käthchens
Klavierspiel lauschen; und fühlte er
sich zu einem größeren Spazierganae
ausgelegt, der sür d’e Damen zu ans
strengend gewesen wäre, so war Mith
chens Bruder Fritz, der Junge, dessen
Bekanntschaft er einst aus sreiem
Felde aus reinem Zufall machte, sein
treuer Begleiter. Herr Gabel-nan»
hatte seine helle Freude an dem ausge
written Burschen, in dem er ein aus
gesprochene-z kaufmännische-T- Talent
entdeckt zu haben glaubte, und Herrn
Gabel-nannt- Verm ttlung war es zu
danten, daß sein Chef, Herr Schraer
sich bereit ertläte, den Jungen, sobald
er die Schule verlassen habe, in die
Lehre zu nehmen·
Bereits hatte der Arzt Käthchenv
Gesundheitgznstand als so guten be
zeichnet, daß er zu teinen weiteren
Befürchtungen mehr Anlaß gäbe.
Schon stand der Herbst vor der Thüre,
Und mit Schrecken sah Herr Gabel
mann der Zeit entgegen, wo er wieder
als einsamer Junggeselle in seinem
Heime hausen sollte. Als endlijt die
Stunde des Abschiedes herannahte
und Käthchen mit wehtniithigem La·
cheln erklärte, sie werde ihm nun wohl
hier zum leyten Male seine Lieblings
lieber gespielt haben, da stand es be
reits bei Herrn Gabelmann tin-veget
lich sest, daß es nicht das letzte Mal
sein sollte. Und schon belehrte ihn
eine kurze Unterrednng mit Köthchens
Mutter darüber, daß sein Wunsch tein
aussichtsloser sei. Aus der beabsich
tigten Ahschiedsseier wurde eine Ver
lobunasseier. Als die Gläser klangen
und Herr Gabelmann seine Braut in
den Armen hielt. saate er nur immer
wieder die beiden Worte vor sich hin:
»Mit-es genug, Glückes genug!«
—--—
Die Dichtunieseelaqe.
»Ich möchte um 30 Pfennige
Wurst!«
Metzger lmit Manuskripten reich
verfehen): »Jn lyeifcher, epischer oder
pkolailcher BetpackungW
Gegen-weis
Fräulein Eulalia: »Da heißt es im
mer: Glück im Spiel —- Ungliick in
der Liebe; aber feil ich das große
"Looj gewonnen habe, verfolgt smich
das Liebesgliiil geradezu!«
see sites ais staut-.
Eine reizende Episode, deren Mit
teipuntt König Friedrich August ist,
hat sich, wie den «Læipz. Yteuesten
Rat-NR aus Dresden geschrieben
wird, dieser Tage dort zugetragen.
Der König machte ohne sede Beglei
tung einen Spaziergang durch die in
nere Stadt. Wiederholt blieb er vor
Schausenstern der großen Kauslöden
stehen und musterte mit sichtlicher-r
Interesse die Auslagen. Sein Weg
führte ihn auch über den Altmartt
nach der König-Johann Straße. Jn
der Nähe des »Er-se Zentral« be
merkte er auf dem Straßentörper ei
nen tleinen, in Papier gehüllten Ge
genstand. Er hob ihn auf, steckte ihn
in die Rocktasche und setzte seinen
Spaziergang fort. Nur einige Stra
ßenpassanten waren Zeugen des Vor
salls gewesen. Born »Case Zentral«
ans aber hatte man bemerkt, daß der
König etwas gefunden hatte.
Jn das Restdenzfchloß zurückgekehrt,
öffnete der König das Packet und ent
deckte in dem Papier ein altes, abge
» tragenes Portemonnaie, das ein Zehn
martstiick und einige RicleL und Ku
spfermünzen enthielt. Nach nochmali
sgem Durchsehen fand der Monarch
! noch einen tleinen Zettel, auf dem eins
Name verzeichnet stand. Sofort ließI
sder König nachforschen nnd nach zwei
lStunden schon konnte der Name des
I Verlierers festgestellt werden. Er ent
pnppte sich als ein schlichter Arbeits-s
mann aus einer Dresdener Fabrik.
Das Portemonnaie enthielt den größ
ten Theil des Wochenlohnes des Ar
beiters, der über den Verluft des Gel-»
des schon tief betrübt war. Seknes
Ueberraschung war daher groß, als am »
folgenden Tage ein Schloßdiener ins
feiner Wohnung erschien, um ihm dass
verlorene, vom Könige gesundenes
Vortemonnaie wieder ztrriickzubringen.!
Eine freudige Ueberraschung wurde;
aber dem Arbeiter noch zu Theil. algj
er sein Porteinonnaie öffnete, um den
Inhalt nachzuzählen. Er fand außer
feinem Lohn noch ein Zwanzigmar
stück, das der König in feiner Her
zensgiite dem übrigen Gelde hinzuge
fügt hatte, um dem Verlierer noch eine
besondere Freude zu bereiten.
l Trauer-fachen tu verschiedenen
Länder-Im
Die grandiosen englischen Trauer
knndgebungen der letzten Zeit geben
den ,,Nouvelles« Anlaß, von den
Trauersarben bei den verschiedenen
Nationen zu sprechen. Die verbrei
tetske Trauersarbe ist Schwarz, weil
die schwarze Farbe aus das Fehlen
des Lichtes und damit aus Trübeg,
Duntles, Düskeres hinweist. Jn der
Türkei gilt Dunkelviolet als Trauer
sarbe. Für Halbkraner wird auch in
Frankreich die violette Farbe zugelas:
« sen nnd daneben noch Ulialvensarben
und Weiß, so daß kokekte Damen
nicht in Verlegenheit zu kommen
brauchen. Einige Könige von Frank
reich lleideten sich während der Trauer
in scharlachrotbe Gewänder-. DieT
Chinesen und die Koreaner. die an eins
Wiersersehen in einer besseren Welt«
glauben, tragen weiße Trauer, weil;
fiir sie Weiß die Farbe der Hossnuna
st. Jn Aegypken kleidet man sich,
wenn man trauert, in die Farbe der»
fallenden Blätter, wag eine schöne
Symbolik ist· Die Abessinier tragen
eine graubraune Schmutzsarbe, die die
Farbe der Erde, die die Todten aus
nimmt, versinnbildlichen soll· Jn
Petsien trägt man ein mattes Braun.
Dunkelblau ist die Trauersarbe in
Turtestanx in welchem Zusammen
bange diese Farbe mit der Trauer
steht, ist nicht recht klar. Die Rassen
schmücken ihre Särge ost mit den leb
haftesten Farben: Rindersärqc werden
mit einem tosasakbenen Stoff beklei
det, Frauensärqe mit tatmcsinsarbe
nein Stoff, Wittwensiitge mit insta
nienbtaunem nnd Sötge alter Leute
mit scharlachrothem Sammet. Einige
siidameritanische Jndianerstämme, die
von den Jntas abstammen. tragen
schwarze Gewänder Zum Zeichen ewi
J aer Trauer nm das Andenken des von
Pizatro hingemorbeten letzten Konigs
Hder Jntag zu ehren.
Konstantin-rek- Hund-Nase.
Aus Flonstantinopel wird geschrie
ben: Konstantinopel soll von den,
man tann sxioen historisch gewordenen
Straßenbunden gesänbert werden.
sPorläusigijt linit dieser Maßregel, die
Hin erster Linie der Straßenreinixiung
idient, in Stambsul begonnen worden.
»Es ist ein altes Märchen, wenn er
zählt wird, die Hunde seien die Za
nitätgpolizei der Stadt. Der aroßte
Schmutz stammt von ihnen selbst, und
obgleick dieser Schmutz einen Hun
delönrtitel in der Gerberei spielt lind
daher gesammelt wir-d, bleibt er doclt
lange nenua !ieaen, um einem das
Gehen in ten Straßen zu verleiden.
Die große Frage bleibt, was mit den
qeiviß rund 100,000 Hunden aeschelien
soll. Jm vorigen Jahre machte sicik ein
europäischer Unternehmer anheischsiq,
der Stadtbehörde 3100000 für die
Ueberlnssung aller Hunde zu Halt-len.
Er wurde jedoch abgewiesen Heute
wären die Tiirten froh, einen ähnlichen
Häuser zu sinden.
Leicht ist es leinessalls, msit den
Hunden sertig zu werden. Vor Jahren
hat man eine große Anzahl aus die
sogenannte Rinier-Insel gebracht«
eine der Prinzeninfeln, auf der ein
verfallenes Landbaus eines früheren
englifchen Botfchafters sieht. Dorti
fielen fie bald aus Mangel an Nah-f
rung übereinander her, und das»
grauenhafte Schauspiel führte mqu
daß sie in die Stadt zuriickbeförderH
wurden. Was die Stadtsverwaltung
jetzt mit ihnen machen will — wenn es
überhaupt zur gänzlichen VernichtunH
der Hunde kommt —, ift noch wide-l
kannt. Das tann aber dem hier Leben
den gleichgültig fein, wenn sie nur ver- »
fchwindenx nicht etwa, weil fie in ih-!
rem Gemüth der allerfchlechtefte Theil
der hiessiaen Beioöllerunq sind, sondern
weil sie, da sie zum großen Theil trank
und ganz ver-val.rloft sind, einen rosi
derlichen Eindruck machen. So wird
ihnen wohl niemand eine Thriine nach
·weinen, ausgenommen manche Reise
feuilletoniften, denen ein dankbares
Thema genommen wird.
—
Die viel Sterne qtht ei? s
Mit bloßem Auge vermögen wir
nur solche Sterne wahrzunehmen, die
innerhalb des sechsten Lichtgrades lie
gen, das sind nach den astronomischen
Berechnungen, am ganzen Himmel.
nicht mehr als 7647 Aber selbst diese;
können nicht auf einmal wahrgenom
men werden; denn es erscheinen nie
mals mehr als rund 4000 zu gleichers
Zeit aus unserem Horizont Diese
Zahl schnellt jedoch sofort ins Cum-s
me, wenn man mit einem einfachen
Fernglas die hinter dem sechsten Grad
liegenden Sterne aussucht: mit einem
Opernglas tann man rund 100,000, »
mit einem Fernglas von sechs Centi-!
meter Durchmesser 300000 Sternes
sehen. Mit den Rieseninstrumenten,
wie sie etwa die Lieb Sternwarte in
Amerika besitzt, können Sterne 17 i
Grades gesichtet werden. Zur Fest-«
stellung nnd Berechnung ihrer Zahl
braucht man die photographische Plat
te, und durch sie ist festgestellt, dasi die
Zahl der Sterne bis zum 15. Grad
mindestens hundert Millionen beträgt.
Nach Kaptehn beträgt die Gesammt
zahl aller durch die Riesenteleslope
sichtbaren Sterne 246 Millionen und
die Zahl aller durch die vhotoara
phische Platte festgehaltenen 600 Mil
lionen.
----.—.-—-——
Dauer-schnupfeücher.
Noch im 16. Jahrhundert waren
Schnupftücher ein so seltener Ge
brauchggegenstand, daß in den Frau-t
fukter Patrizierfamilien die Braut
dem Bräutigam ein Stiirt schenkte, das
fiir seine Lebens-Hist ausreichte· Auch
als der Gebrauch der Tücher zunahm,
war man doch kein Freund daoon, sie
waschen zu lassen. Sonst hätte sicher
lich nicht das Buch »Schatztammer
rarer und neuer Kuriossitöten«, das
1683 in Hamburg erschien, cin Rezept
zur Herstellung von-Dauer-Schn:tvf
tüchern gegeben. Die originelle An
treisuna lautet: »Nehmet Kreiden von
Brianzon oder Spanische streide ein-s
halb Viertel, lasset Sie in einem Glas
ofen oder sonstwie taliinirem ver
mischt sie lernaclt mit autein Brannt
wein oder Weinaeist und lasset eg sich
vierundzwanzig Stunden lang wohl
miteinander Vereiniaen Hernach, feuch
tet Euere Tiicher mit der Masse an
und lasset sie im Schatten trocknen,
ohne Staub, Sonne, Feuer. Es isti
aut, daß man sie mit dieser Materie»
dreimal .-befeuchte, darauf halte mans
sie trocken: diese Art ist die alleroor-’
trefflichste unter allen, die ich gesehen,
und das Schnupftuch wird fast nie
male unsauber.« -—s Wer mifckite heute
ein solches Schnupftuch »das fast nie
mais unfauber tvird«, benutzen.
ff
Das öffentliche Schnur-sen in
Chieiie.
Jm Nachftehenden geben tvir einige
Einzelheiten aug dem öffentlichen Un
terrichtgtvefen in China wieder, die
einen Auszug aus der llnterrichtgoro
nung für Chinefen männlichen Ge
schlechts darstellen, die kürzlich
Tfchangtchittoung, im Verein mit zwei
gelehrten Mitarbeitern, vollendet hat.
Nicht weniger als 2 Jahre haben die»
Autoren zur Abfassung des umfang
reichen Bandes gebraucht. Der Un ;
terricht des Chinefen, der in der Ele
mentarfchule mit dein siebenten Les
bensjahre beginnt, dauert s- alles in
allem —— 26 Jahre, wovon 5 Jahre
«an die niedere Eleinentarfehule, 4
Jahre auf die gehobene Eleinentar
fchule, 5 Jahre auf die Mittelfchule, :
Jahre auf die höhere Schule, 4 Jahre
auf die Universität und 5 Jahre auf
das Kollegium der Hohen Studien
entfallen. Will alfv ein Ivkßbegierii
ger Chinefe alle die Schulen durch
machen, fv kann er feine Stulien erft
im Alter von TM Jahren beendigen.
Es ist aber tein Sta.1te«biiraer Ghi
nas hierzu verpflichtet, da alle diese
Schulen einen lediglich fatultativen
Charakter tragen. Die Unterhal
tungskoften diefer Selmlen trägt zum
größten Theile der Staat.
U ----.
Die junge Frau.
»Ja Weihnachten lauft mir mein
Mann immer ein Fläschchen Parfuni.
Damit komme ich das ganze Jahr
aus«
»Aber —— wie ist das niöglich?«
»Ja, im Juni hat er Geburtstag;
da laufe ich wieder ihm ein Fläschchen
--— er bezahlt es und erlaubt mit, es
, zu benutzen«
Eine site Ess.
»Weißt Du, Elly, gieb mr doch
mal e.nen Rath, ich will Muse-i studi
ten und weiß nicht, ob ich mich« für
Klavier oder Violine entscheiden
foll?«
»Das hängt ganz davon ab, wie Du
vortheilhafter aussiehst, im Styen oder
im Stehen!«
Ein mode-net Freier-.
»Ihr Antrag ehrt mich, Herr Ba
ron, aber ich ltebe Sie nich-i . . .«
»Ich Sie ja auch nicht, Gnädigste,
— das paßt aber ganz vortrefflich!«
Auf dkt Jagd.
Sonntagsjäger (indem er auf einen
Hasen anlegt): »Nun, Häschen, kannst
«Du Dein Testament machen!« (E.k
schießt und fehli).
Förster: »Sehen Sie, er läuft zum
Notar!«
Mangelbnfte Bildung.
Bankier Goldstem (zur Rebekka):
»Du, mer werden kündigen dem Kla
vierlehrer von unserer Sarab; es is e
unverschämter Mensch. Jmmer schreit
er: »Mehr Takt, mehr Tatt!« — wo
unsere Sarah is gewesen im Pensionai
8 Jahre!«
Als-sehn
Leibarzt: ,,!211so geistige Arbeit ver
meiden, Serenissimtts, Nervensystem
alterirt ——, sage nochmals unter-tha
nigst, jede, auch die geringste Thöiig
teit ruhen lassen!«
Fürst: »Aber, liebster Rath, das
thue ich ja schon die ganze Zeit meines
Lebenst«
Lnnqwierige Arbeit.
Gemeindediener teine halbe Stunde
vor Atnts«schluß): »Du, Bürgamoasta,
da sollst D’ no’ zwoa Schriftstitck un
terschreib’n!«
Dorfbürgermeister: »Dös gib-PS
net, . . i mach’ toane Ueberstunden!«
Ein Bifsinkt.
»Spotten Sie nur nicht zu sehr über
die Sonntagsjäger, Herr Qberförsteri
Jch bin auch einer; aber was mir vor
den Laus tommtt, »muß sterben,,!«
»Schon gut; Sie alg »Arzt« mögen
ja eine Ausnahme bilden.«
Ein gedulding Vieh.
»Da ist ja die Schildkröte, die ich
so lange suchte.«
Köchin: »Schildkröte? —- Ach nee,
da hab’ ich doch ’n ganzen Winter druf
det Holz tleene gemacht.«
Nicht aus Knien-. «
Gestern hat der Herr Lehrer die Ei
dechfe besprochen und heute im
Deutsch verlangt er von den Schülern
Sätze-, in denen das Wort ,,Eidechse«
vorkommt- Der kleine Stoffel, der
gestern gefehlt hat, meldet sich keck als
erster zum Wort und spricht:
»Ei, vorder hunn mer behaam bei
samme gesetzt-, id) unn m·ei Mutter;
unn mein Vatter bot im Bett geleje.
Do bot uff amol mein Vatter getan
»Mutter-, mag hunn ich talte Füß’!«
Unn do bot die Mutter gesat: ,,Ei
de ck se zu!«
Mkofzmiithig·
»Nein, Herr Mein-, Sie bekommen
nichts av, bunt Sie haben ja nicht das
Geringste zu dem Pictuick tieiacstcucw
»Ernst ckc doch nicht so mausan1,
Mänlcin Etli, im stelle nnwhu mich mei
mn um iiclbuncn mhnswclxn W allge
meinen Vc1·fi·tmtnz1.«
Jmmcr Fachmann
V
»Das ist der Zweite Mann von der
Sclchewwitwc Rriicsvclspiizst
»S« Der schaut ja aus, nlo wenn er,
ihre säumt-' :vö-.«’sp