die Klappekschlangr. Novelle von August Schaffen »Wenn und sieben ist dreizehn nnd acht ist sünsundzwanzig und sechs ist zweiunddreißig.« Nach dieser arithmetischen Leistung legte herr Gabetmann die Feder weg, denn es klingelte das Telephon. «Friinlein haFrnqu Hören Sie denn nichts Das Abnehmen der Telephon gespriiche ist Jbre Sache und nicht die meinigel Was soll denn das siir eine Bilanz werden! Jch glaube, ich habe da ohnehin schon einen schönen Stiefel zusammengerechnet. Bei Jbreni der-z fluchten Geilapper ist es aber auch; gar nicht anders möglich! Jch glaube« dasz davon mit der Zeit sogar eins Nilpferd nervös wird. So eine blöd-; sinnige Erfindung! Können Sie dennl nicht mit der Feder schreibe-? wie ein. anderer Mensch? Jch werde es Herrn Schröder sagen, dass ich unmöglich bei dem Gelladper weiter arbeiten tann.3 Entweder Sie hören aus zu klappern, oder ich böre aus zu rechnen.« . »Aber ich bin doch als Maschinen schreiberin engaairt!« gab Fräulein Köthchen haaenbuch zur Antwort. »Das hätten sich die herren vorher iiberleaen sollen." Dann gina sie zum Telephon, nalsm den Bericht ab und sing wieder lust«-g an zu llappern. »Ich will Jhnen einen Vorschlag machen,« meinte jetzt herr Bucht-alter Gabelmann, «tomn1en Sie des Mor gens-» eine halbe Stunde vor der Bureauzeit ins Geschäft Jch erbiete mich, Jlsnen unentgeltlich Unterricht irn kaufmännischen Schönschreiben zu ertheilen. Sie sollen sehen in ein paar Wochen . . . .« Das junge Mädchen lachte. »Ge den Sie sich teine Mühe, Herr Gabel Inann! Jch danke Ihnen für Jhren Vorschlag, aber ich b«n Maschinen sehreiberin und das will ich bleiben!'« .Eine Klapperfchlange sind Sie, das wäre der richtige Titel!'· inente ärgerlich herr Gabel-nann. »Ich verbiete mir diesen Namen," sagte nun das junge Mädchen, dem Weinen nahe» »ich werde es Herrn Schriider iaaen!« Herr Schröder hatte den Streit aus seinem anstoßenden Print-tumme rnit anaehört, und er erschien seht in der Thür. »Aber, bitte meine Herr fchaftem vertragen Sie sich doch! Sie können ja, so lange Sie an der Bilanz arbeiten, zu ran hereintvmmen, Herr Gehimann!« Herr Gabelmann packte mit beiden Armen sein schweres Hauptbuch und ging damit ins Privatlvntor, aber seine Laune war deshalb nicht besser geworden. Wie schön war es doch früher, als noch lekn schrilles Tele phongetlingel einen aus der Arbeit ausschreckte und noch leine Schreib maschine die Nerven zerniarterte, als nur dao gleichmäßige Ticltact der Mandubr zu hören war, so wohl thuend in se"ner Einförmigkeit! Als nach Verlauf einer Stunde herr Gabelmanm einen großen, mit Zahlen beschriebenen Bogen in der Hand, wieder ins Kontor trat. lag auch wieder der Sonnenschein de: Zusriedenhe«t über seinem ionst so autmiitbiaen Gesicht. Er hätte soaar vielleicht den kleinen Vorfall mit sei ner Kollegin. Fräulein Haaenbilch, ganz vergessen, wenn ihm nicht e:r. zufälliger Blick auf diese gezeigt hätte, daß sie die «Ftlavperschlange« noch tei neswegg überwunden hatte. Da iunge Mädchen saß mit vermeinten Augen hinter der Maschkne und witt digte ihn keines Blicke-. »Nun, Fräulein,«« meinte er be schwichtigend. »Sie werden mir doch den Ausdruck von vorhin n7cht so iibel genommen haben? Es war ja nicht bös gemeint! Klappern Sie nun wie der ruhig weitert Meine Bilanz stimmt -—— und das ist d’e haupt suchet« Das junge Mädchen eriviederte nichts mehr, aber Herr Gabel-traun fühlte, daß seine letzten Worte albern nnd sogar tattlos waren. lsr ärgerte sich über sich selbst nnd saß den gan zen Nachmittag mit verdrießlicher Miene hinter seknem Pulte. Erst aus dem Wege nach seinem Junggesellen heim --- er wohnte schon seit Jahren in einer kleinen Familienpension ganz vor der Stadt draußen am Rande des Stadtmäldchens -- aus dem Wege, aus dem ihm schon so manch gute Jdee gekommen war, iand er auch das Mit tel zu seiner Selbstberuhigungr er wollte an seine Kollegin schreiben und ihr sowohl den häßlicken Spottnamen alo sein iihriges Benehmen abb?tten. Zu hause ging er sofort daran, den Bries zu schreiben; und alo das wohl gelungene Schriftstürt in seiner saube ren, talligraphischen handschrsst vo: ihm lag, toar anch seine alte gute Laune wieder zurückgetehrt Die Adresse der Kollegin hatte er im Adreszbuche gesunden, nnd nun tvoltte er, lustig vor sich hinpseiiend, dsn Veies eigenhändig dem Priestaiten iihergeben. FatalL Wie das Jäielchen am Briefsasten besagte, wurde dieser erst am nächsten Tage um neun Uhr Vormittags geleert, und da der nächste Tag ein Sonntag war, io würde die Matt-r den Briec erlt am Montag erhalten. Schon hatte sich here Ga del-neun entschlossen, den Brief selbst! aus das Postenist zu tragen, als er vom Wäldchen her einen munteren Burschen von etwa dreizehn Jahren auf sich zukommen sah. »Junge wo kommst du ber?« re det ihn Herr Gabelrnann an »Aus dem Wäldchenf erwiderte dieser. Hur In how strqu Korbe hohe ch Tannenzapsem die sind sür Mutter zum beizen, unb da in dem kleineren, sind Maiglöctchem die sind zum Ver-» tausen." —- »Und was machst du denn dann mit dem vielen Geldes« forschte herr Gabelmann weiter, »das wan dert wohl in den Zuckerböckerladen?" —- »Was denken SM« gab der Junge mit stolzeni Selbstbewußtsein zurück, »ich bin doch kein Kind mehr! Das kommt in die Klavkertasse der großen Schwester ----- die Kasse nämlich, aus der wir die Monatsmiethe für das Klavier bezahlen!« here Gabelmann sah sich nun den Jungen genauer an. Das Gesicht und besonders die Augen kamen ihm so merkwürdy bekannt vor. Ja, das waren ja ganz die Züge und Augen seiner Kollegin, det »Was-verschlan ge!« »Junge wie heißt du denn?" — »Seid Hagenbuch,« antwortete dieser, den neugierigen herrn etwas erstaunt anblickend —- »Da will sich deine Schwester wohl zur Künstlerin aus bilden?" forschte herr Gabzmann weiter. —- »Ja, das möchte sie wohl, und wenn ich nur erst Geld genug bei sammen habe, so werde ich sie auch auf dem Konsistorium zur Pianistin ausbilden lassen,'· sagte der Junge mit tomischem Ernst. --- »Du meinst wohl: auf dem Konservatorium?« fragte belustigt herr Gabelmann wei ter. »Ich habe es Ihnen ja schon ge sagt," meinte der Junge mit einem Anflug von Verdruß, und sich zum geben wendend fügte er noch hinzu: «,.Doch jetzt muß ich nach Hause, Kath chen ist gewiß auch schon aus dem Ge schäfte zurück und dann spielt sie uns heute Abend Schumann vor.« -—-s- »So, so,« meinte Herr Gabelmann, »ift das deine einzige Schwefter?« —- » a, sie ist im Geschäfte von Herrn Schröder als Maschinenschreiberin angestellt.« Herr Gabelmann überlegte. »Nun, da bist du wohl so freundlich und nimmst diesen Brief« der für deine Schwester bestimmt :st, mit nach hau se. Und da ich ein so großer Freund von Maiglockchen bin, so möchte ich dir am liebsten deinen ganzen Vorrath Jabtaufem dann brauchst du sie nicht erst dein Blumenhiindler zu bri ngen. "Was bezahlt der dir für das Körb !chen?« — »,Na ich denle fünfzig inennig weil es soviel sind und so schöne und von den allererstenf — :,,Da würdest du mehr bekommen, wenn du sie selber orrtaustest« · »Ja das weiß ich wohl, die Schwester aber will eg nicht le den, daß ich damit aus die Straße gehe.« - »Na, da gieb nur her, da will ich meiner Wir thin eine Sonntagsfreube damit ma chen. Und hker haft du auch deinen - Lohn.« i Bei diesen Worten drückte Herr »Gabelmann dem Jungen ein blantes H Mattitiiek in die hand. »Ich kann tei jdek nicht wechfekn!« —-—- »Mache, baß FBU jth fortkommft,« sagte fcherzbaft Jdtobend Herr Gabekmann, ,,es ist ja Hchon in Ordnung; wenn du aber to sspöt nach Hause kommst, wirst du J noch gezankt werden, oder gar die Dei ’ nigen beunkuhigen.« Freudestrahlend bedankte sich der Junge, dann feste et sich in einen munteren Tkab und war bald in der Dunkelheit verschwunden Herr Ga bekmann aber ginq, in tiefes Nachden ten versunken, feiner einsamen Be hausung zu. l Heute kam sie ihm noch einsamer !vor, alr- je. Er versuchte nach dem ! Abendessen ein Buch zu lesen, bemerkte aber bald, daß seine Gedanken nicht bei der Lettiire waren. Dann setzte er sich an das alte, etwas verstiminte Klavier. Das ging schon besser. Wäh rend er aus dem Gedächtnisz einige seiner Lieblinggmelodien spielte. konn te er unaestört seinen eigenen Gedan ken nachhängen. ist versuchte dann auch wieder einmal, nach Roten iu -sv’elen, und als er in seinem nicht sehr großen Musikaliendestands kram te. kam ihm auch ein altes, sehr de sektes Schumannalbum unter die hande. Da stand iiber einem der kur zen Klavierstileke ,,Gliiaeg genug«. Ach, nein, das paßte sicherlich nicht für ihn! Was Gliick war, hatte er noch nie erfahren. Gab es überhaupt ein Glück einen Zustand, wo der Mensch sagen konnte: Jch habe fest keinen Wunsch mehr? Während er so seinen philosophischen Gedanken nachhing, hatte er auch schon mechanisch das kleine Musikstück zu spielen begonnen. Aber sein eigenes Spiel bessiedigte ihn bin-«qu Um beseelt-ka SK» den gespielt, mochte diese ixielodische Weise wohl eine beseligende Wirkung ausüben. Und et mußte unwillkürlich lan das junge Mädchen denken, das sieht im einsamen, bescheidenen Stüh chen die schslanlen eoei en Finger iisber I die Fasten haschen lie , dieselben Fin ger, mit denen sie lage-über, um ihr Brot zu verdienen, die llapvernde Scheeibmaschine bearbeiten mußte. Ali here cabelmann am Montag der folgenden Woche wieder das Kon tor betrat, fand er den Plas der Ma schinenschretberin leer. Sie hatte ihr Ausblethem wie here Schröder s te, durch einen schweren Krankheit-Fall entfchuidigen lassen. Das beunrubigte nun aber den braven Herrn Gadd rnann mehr, als er sich selbst eisszestk hen wollte. Es ift doch wohl nur kol legiale Pflicht, daß ich mich nach dem Befinden des jungen Mädchens erkun dige, dachte er. Und so begab er sich nach Bueauschluß in die enge, wintlige Altstadt, und stieg dort vier stekle Treppen hinauf. Ein freundliches, altes Mütterchen öffnete ihm: es war die Mutter der »Kollegin«, die Wittwe eines Subalternbeamten. Als Herr Gabelmann sich vorstellte, slog ein Schatten über das Gesicht der alten Frau, aber mit freundlicher Stimme hieß sie, die Wohnzimmevi thiire össnend, den später Besuch-r ein- ( treten. »Meine Tochter hatte einen. Ansall von Bluthulten. Der Arzt sagte zwar, es hätte nkcht soviel zu bedeu ten, nur meinte er, Kätbchen werde sich in nächster Zeit sehr schonen mitf sen. Es war wohl nicht nur die mo mentane Aufregung der kleinen Szene "schuld daran, von der sie erzählte", setzte sie rasch hinzu, als sie bemerkte, Iwie blas; herr Gabelrnann plötzlich geworden war, »und sie hat sich nach träglich noch sehr über die freundlichen »Warte gesteut, die Sie ihr geschrieben » haben. Jch glaube vielmehr, dasz ihre IGesundheit überhaupt nicht den An strengungen eines solchen Beruses ge wachsen :st.« ; Mit den herzlichen Wünschen für »eine recht baldige Genesung der Kol llegin empfahl sich bald daraus Herr iGabelmanm er hatte noch dabei die sBiue ausgespkochm sich recht bald l wieder nach dem Besinden der Paten Itin erkundigen zu dürfen. Und als diese dabei selbst einmal im Zimmer serschiem wurden sehne Abendbesuche, l wenn auch nicht länger, so doch immer lhäusiger. Es war inzwischen voller ) Sommer geworden, in der Stadt war es schon unerträglich heiß, so daß sein ekgeneg Heim am Waldrande vor der Stadt die reine Sommersrische war. ,Da hatte denn Herr Gabelmann nicht Jünger mit dem Vorschlage zurückhal lten können, den beiden Damen sein s eigenes-, schönes Zimmer für die Som smersrische zu überlassen, während er lsich solange mit einem bescheidenen »Quaetiere in einem Bauernbause in lder Nähe begnügen wollte. Nach be greiflichem ansänglichem Wekgern wurde sein Vorschlag endlich ange nommen, und darüber war nun nie mand glücklicher als Herr Gabelmann selber. Und es waren wirklich schöne glück liche Wachen, d«·e folgten, herrliche Feierabendstunden, die Herr Gabel nrann als Gast in seinem eigenen heiine verleben durfte. Zum ersten IMale wieder seit den Tagen seiner s Kindheit umgab ihn warmes, wohliges Leben, Sonnenschein nnd Glück. Wa iren die Abende zu tiihl, um im Gar« sten verbracht zu werden, so tonnte Herr Gabelmann. in seiner Zimmer ecke siyentx stundenlang Käthchens Klavierspiel lauschen; und fühlte er sich zu einem größeren Spazierganae ausgelegt, der sür d’e Damen zu ans strengend gewesen wäre, so war Mith chens Bruder Fritz, der Junge, dessen Bekanntschaft er einst aus sreiem Felde aus reinem Zufall machte, sein treuer Begleiter. Herr Gabel-nan» hatte seine helle Freude an dem ausge written Burschen, in dem er ein aus gesprochene-z kaufmännische-T- Talent entdeckt zu haben glaubte, und Herrn Gabel-nannt- Verm ttlung war es zu danten, daß sein Chef, Herr Schraer sich bereit ertläte, den Jungen, sobald er die Schule verlassen habe, in die Lehre zu nehmen· Bereits hatte der Arzt Käthchenv Gesundheitgznstand als so guten be zeichnet, daß er zu teinen weiteren Befürchtungen mehr Anlaß gäbe. Schon stand der Herbst vor der Thüre, Und mit Schrecken sah Herr Gabel mann der Zeit entgegen, wo er wieder als einsamer Junggeselle in seinem Heime hausen sollte. Als endlijt die Stunde des Abschiedes herannahte und Käthchen mit wehtniithigem La· cheln erklärte, sie werde ihm nun wohl hier zum leyten Male seine Lieblings lieber gespielt haben, da stand es be reits bei Herrn Gabelmann tin-veget lich sest, daß es nicht das letzte Mal sein sollte. Und schon belehrte ihn eine kurze Unterrednng mit Köthchens Mutter darüber, daß sein Wunsch tein aussichtsloser sei. Aus der beabsich tigten Ahschiedsseier wurde eine Ver lobunasseier. Als die Gläser klangen und Herr Gabelmann seine Braut in den Armen hielt. saate er nur immer wieder die beiden Worte vor sich hin: »Mit-es genug, Glückes genug!« —--— Die Dichtunieseelaqe. »Ich möchte um 30 Pfennige Wurst!« Metzger lmit Manuskripten reich verfehen): »Jn lyeifcher, epischer oder pkolailcher BetpackungW Gegen-weis Fräulein Eulalia: »Da heißt es im mer: Glück im Spiel —- Ungliick in der Liebe; aber feil ich das große "Looj gewonnen habe, verfolgt smich das Liebesgliiil geradezu!« see sites ais staut-. Eine reizende Episode, deren Mit teipuntt König Friedrich August ist, hat sich, wie den «Læipz. Yteuesten Rat-NR aus Dresden geschrieben wird, dieser Tage dort zugetragen. Der König machte ohne sede Beglei tung einen Spaziergang durch die in nere Stadt. Wiederholt blieb er vor Schausenstern der großen Kauslöden stehen und musterte mit sichtlicher-r Interesse die Auslagen. Sein Weg führte ihn auch über den Altmartt nach der König-Johann Straße. Jn der Nähe des »Er-se Zentral« be merkte er auf dem Straßentörper ei nen tleinen, in Papier gehüllten Ge genstand. Er hob ihn auf, steckte ihn in die Rocktasche und setzte seinen Spaziergang fort. Nur einige Stra ßenpassanten waren Zeugen des Vor salls gewesen. Born »Case Zentral« ans aber hatte man bemerkt, daß der König etwas gefunden hatte. Jn das Restdenzfchloß zurückgekehrt, öffnete der König das Packet und ent deckte in dem Papier ein altes, abge » tragenes Portemonnaie, das ein Zehn martstiick und einige RicleL und Ku spfermünzen enthielt. Nach nochmali sgem Durchsehen fand der Monarch ! noch einen tleinen Zettel, auf dem eins Name verzeichnet stand. Sofort ließI sder König nachforschen nnd nach zwei lStunden schon konnte der Name des I Verlierers festgestellt werden. Er ent pnppte sich als ein schlichter Arbeits-s mann aus einer Dresdener Fabrik. Das Portemonnaie enthielt den größ ten Theil des Wochenlohnes des Ar beiters, der über den Verluft des Gel-» des schon tief betrübt war. Seknes Ueberraschung war daher groß, als am » folgenden Tage ein Schloßdiener ins feiner Wohnung erschien, um ihm dass verlorene, vom Könige gesundenes Vortemonnaie wieder ztrriickzubringen.! Eine freudige Ueberraschung wurde; aber dem Arbeiter noch zu Theil. algj er sein Porteinonnaie öffnete, um den Inhalt nachzuzählen. Er fand außer feinem Lohn noch ein Zwanzigmar stück, das der König in feiner Her zensgiite dem übrigen Gelde hinzuge fügt hatte, um dem Verlierer noch eine besondere Freude zu bereiten. l Trauer-fachen tu verschiedenen Länder-Im Die grandiosen englischen Trauer knndgebungen der letzten Zeit geben den ,,Nouvelles« Anlaß, von den Trauersarben bei den verschiedenen Nationen zu sprechen. Die verbrei tetske Trauersarbe ist Schwarz, weil die schwarze Farbe aus das Fehlen des Lichtes und damit aus Trübeg, Duntles, Düskeres hinweist. Jn der Türkei gilt Dunkelviolet als Trauer sarbe. Für Halbkraner wird auch in Frankreich die violette Farbe zugelas: « sen nnd daneben noch Ulialvensarben und Weiß, so daß kokekte Damen nicht in Verlegenheit zu kommen brauchen. Einige Könige von Frank reich lleideten sich während der Trauer in scharlachrotbe Gewänder-. DieT Chinesen und die Koreaner. die an eins Wiersersehen in einer besseren Welt« glauben, tragen weiße Trauer, weil; fiir sie Weiß die Farbe der Hossnuna st. Jn Aegypken kleidet man sich, wenn man trauert, in die Farbe der» fallenden Blätter, wag eine schöne Symbolik ist· Die Abessinier tragen eine graubraune Schmutzsarbe, die die Farbe der Erde, die die Todten aus nimmt, versinnbildlichen soll· Jn Petsien trägt man ein mattes Braun. Dunkelblau ist die Trauersarbe in Turtestanx in welchem Zusammen bange diese Farbe mit der Trauer steht, ist nicht recht klar. Die Rassen schmücken ihre Särge ost mit den leb haftesten Farben: Rindersärqc werden mit einem tosasakbenen Stoff beklei det, Frauensärqe mit tatmcsinsarbe nein Stoff, Wittwensiitge mit insta nienbtaunem nnd Sötge alter Leute mit scharlachrothem Sammet. Einige siidameritanische Jndianerstämme, die von den Jntas abstammen. tragen schwarze Gewänder Zum Zeichen ewi J aer Trauer nm das Andenken des von Pizatro hingemorbeten letzten Konigs Hder Jntag zu ehren. Konstantin-rek- Hund-Nase. Aus Flonstantinopel wird geschrie ben: Konstantinopel soll von den, man tann sxioen historisch gewordenen Straßenbunden gesänbert werden. sPorläusigijt linit dieser Maßregel, die Hin erster Linie der Straßenreinixiung idient, in Stambsul begonnen worden. »Es ist ein altes Märchen, wenn er zählt wird, die Hunde seien die Za nitätgpolizei der Stadt. Der aroßte Schmutz stammt von ihnen selbst, und obgleick dieser Schmutz einen Hun delönrtitel in der Gerberei spielt lind daher gesammelt wir-d, bleibt er doclt lange nenua !ieaen, um einem das Gehen in ten Straßen zu verleiden. Die große Frage bleibt, was mit den qeiviß rund 100,000 Hunden aeschelien soll. Jm vorigen Jahre machte sicik ein europäischer Unternehmer anheischsiq, der Stadtbehörde 3100000 für die Ueberlnssung aller Hunde zu Halt-len. Er wurde jedoch abgewiesen Heute wären die Tiirten froh, einen ähnlichen Häuser zu sinden. Leicht ist es leinessalls, msit den Hunden sertig zu werden. Vor Jahren hat man eine große Anzahl aus die sogenannte Rinier-Insel gebracht« eine der Prinzeninfeln, auf der ein verfallenes Landbaus eines früheren englifchen Botfchafters sieht. Dorti fielen fie bald aus Mangel an Nah-f rung übereinander her, und das» grauenhafte Schauspiel führte mqu daß sie in die Stadt zuriickbeförderH wurden. Was die Stadtsverwaltung jetzt mit ihnen machen will — wenn es überhaupt zur gänzlichen VernichtunH der Hunde kommt —, ift noch wide-l kannt. Das tann aber dem hier Leben den gleichgültig fein, wenn sie nur ver- » fchwindenx nicht etwa, weil fie in ih-! rem Gemüth der allerfchlechtefte Theil der hiessiaen Beioöllerunq sind, sondern weil sie, da sie zum großen Theil trank und ganz ver-val.rloft sind, einen rosi derlichen Eindruck machen. So wird ihnen wohl niemand eine Thriine nach ·weinen, ausgenommen manche Reise feuilletoniften, denen ein dankbares Thema genommen wird. — Die viel Sterne qtht ei? s Mit bloßem Auge vermögen wir nur solche Sterne wahrzunehmen, die innerhalb des sechsten Lichtgrades lie gen, das sind nach den astronomischen Berechnungen, am ganzen Himmel. nicht mehr als 7647 Aber selbst diese; können nicht auf einmal wahrgenom men werden; denn es erscheinen nie mals mehr als rund 4000 zu gleichers Zeit aus unserem Horizont Diese Zahl schnellt jedoch sofort ins Cum-s me, wenn man mit einem einfachen Fernglas die hinter dem sechsten Grad liegenden Sterne aussucht: mit einem Opernglas tann man rund 100,000, » mit einem Fernglas von sechs Centi-! meter Durchmesser 300000 Sternes sehen. Mit den Rieseninstrumenten, wie sie etwa die Lieb Sternwarte in Amerika besitzt, können Sterne 17 i Grades gesichtet werden. Zur Fest-« stellung nnd Berechnung ihrer Zahl braucht man die photographische Plat te, und durch sie ist festgestellt, dasi die Zahl der Sterne bis zum 15. Grad mindestens hundert Millionen beträgt. Nach Kaptehn beträgt die Gesammt zahl aller durch die Riesenteleslope sichtbaren Sterne 246 Millionen und die Zahl aller durch die vhotoara phische Platte festgehaltenen 600 Mil lionen. ----.—.-—-—— Dauer-schnupfeücher. Noch im 16. Jahrhundert waren Schnupftücher ein so seltener Ge brauchggegenstand, daß in den Frau-t fukter Patrizierfamilien die Braut dem Bräutigam ein Stiirt schenkte, das fiir seine Lebens-Hist ausreichte· Auch als der Gebrauch der Tücher zunahm, war man doch kein Freund daoon, sie waschen zu lassen. Sonst hätte sicher lich nicht das Buch »Schatztammer rarer und neuer Kuriossitöten«, das 1683 in Hamburg erschien, cin Rezept zur Herstellung von-Dauer-Schn:tvf tüchern gegeben. Die originelle An treisuna lautet: »Nehmet Kreiden von Brianzon oder Spanische streide ein-s halb Viertel, lasset Sie in einem Glas ofen oder sonstwie taliinirem ver mischt sie lernaclt mit autein Brannt wein oder Weinaeist und lasset eg sich vierundzwanzig Stunden lang wohl miteinander Vereiniaen Hernach, feuch tet Euere Tiicher mit der Masse an und lasset sie im Schatten trocknen, ohne Staub, Sonne, Feuer. Es isti aut, daß man sie mit dieser Materie» dreimal .-befeuchte, darauf halte mans sie trocken: diese Art ist die alleroor-’ trefflichste unter allen, die ich gesehen, und das Schnupftuch wird fast nie male unsauber.« -—s Wer mifckite heute ein solches Schnupftuch »das fast nie mais unfauber tvird«, benutzen. ff Das öffentliche Schnur-sen in Chieiie. Jm Nachftehenden geben tvir einige Einzelheiten aug dem öffentlichen Un terrichtgtvefen in China wieder, die einen Auszug aus der llnterrichtgoro nung für Chinefen männlichen Ge schlechts darstellen, die kürzlich Tfchangtchittoung, im Verein mit zwei gelehrten Mitarbeitern, vollendet hat. Nicht weniger als 2 Jahre haben die» Autoren zur Abfassung des umfang reichen Bandes gebraucht. Der Un ; terricht des Chinefen, der in der Ele mentarfchule mit dein siebenten Les bensjahre beginnt, dauert s- alles in allem —— 26 Jahre, wovon 5 Jahre «an die niedere Eleinentarfehule, 4 Jahre auf die gehobene Eleinentar fchule, 5 Jahre auf die Mittelfchule, : Jahre auf die höhere Schule, 4 Jahre auf die Universität und 5 Jahre auf das Kollegium der Hohen Studien entfallen. Will alfv ein Ivkßbegierii ger Chinefe alle die Schulen durch machen, fv kann er feine Stulien erft im Alter von TM Jahren beendigen. Es ist aber tein Sta.1te«biiraer Ghi nas hierzu verpflichtet, da alle diese Schulen einen lediglich fatultativen Charakter tragen. Die Unterhal tungskoften diefer Selmlen trägt zum größten Theile der Staat. U ----. Die junge Frau. »Ja Weihnachten lauft mir mein Mann immer ein Fläschchen Parfuni. Damit komme ich das ganze Jahr aus« »Aber —— wie ist das niöglich?« »Ja, im Juni hat er Geburtstag; da laufe ich wieder ihm ein Fläschchen --— er bezahlt es und erlaubt mit, es , zu benutzen« Eine site Ess. »Weißt Du, Elly, gieb mr doch mal e.nen Rath, ich will Muse-i studi ten und weiß nicht, ob ich mich« für Klavier oder Violine entscheiden foll?« »Das hängt ganz davon ab, wie Du vortheilhafter aussiehst, im Styen oder im Stehen!« Ein mode-net Freier-. »Ihr Antrag ehrt mich, Herr Ba ron, aber ich ltebe Sie nich-i . . .« »Ich Sie ja auch nicht, Gnädigste, — das paßt aber ganz vortrefflich!« Auf dkt Jagd. Sonntagsjäger (indem er auf einen Hasen anlegt): »Nun, Häschen, kannst «Du Dein Testament machen!« (E.k schießt und fehli). Förster: »Sehen Sie, er läuft zum Notar!« Mangelbnfte Bildung. Bankier Goldstem (zur Rebekka): »Du, mer werden kündigen dem Kla vierlehrer von unserer Sarab; es is e unverschämter Mensch. Jmmer schreit er: »Mehr Takt, mehr Tatt!« — wo unsere Sarah is gewesen im Pensionai 8 Jahre!« Als-sehn Leibarzt: ,,!211so geistige Arbeit ver meiden, Serenissimtts, Nervensystem alterirt ——, sage nochmals unter-tha nigst, jede, auch die geringste Thöiig teit ruhen lassen!« Fürst: »Aber, liebster Rath, das thue ich ja schon die ganze Zeit meines Lebenst« Lnnqwierige Arbeit. Gemeindediener teine halbe Stunde vor Atnts«schluß): »Du, Bürgamoasta, da sollst D’ no’ zwoa Schriftstitck un terschreib’n!« Dorfbürgermeister: »Dös gib-PS net, . . i mach’ toane Ueberstunden!« Ein Bifsinkt. »Spotten Sie nur nicht zu sehr über die Sonntagsjäger, Herr Qberförsteri Jch bin auch einer; aber was mir vor den Laus tommtt, »muß sterben,,!« »Schon gut; Sie alg »Arzt« mögen ja eine Ausnahme bilden.« Ein gedulding Vieh. »Da ist ja die Schildkröte, die ich so lange suchte.« Köchin: »Schildkröte? —- Ach nee, da hab’ ich doch ’n ganzen Winter druf det Holz tleene gemacht.« Nicht aus Knien-. « Gestern hat der Herr Lehrer die Ei dechfe besprochen und heute im Deutsch verlangt er von den Schülern Sätze-, in denen das Wort ,,Eidechse« vorkommt- Der kleine Stoffel, der gestern gefehlt hat, meldet sich keck als erster zum Wort und spricht: »Ei, vorder hunn mer behaam bei samme gesetzt-, id) unn m·ei Mutter; unn mein Vatter bot im Bett geleje. Do bot uff amol mein Vatter getan »Mutter-, mag hunn ich talte Füß’!« Unn do bot die Mutter gesat: ,,Ei de ck se zu!« Mkofzmiithig· »Nein, Herr Mein-, Sie bekommen nichts av, bunt Sie haben ja nicht das Geringste zu dem Pictuick tieiacstcucw »Ernst ckc doch nicht so mausan1, Mänlcin Etli, im stelle nnwhu mich mei mn um iiclbuncn mhnswclxn W allge meinen Vc1·fi·tmtnz1.« Jmmcr Fachmann V »Das ist der Zweite Mann von der Sclchewwitwc Rriicsvclspiizst »S« Der schaut ja aus, nlo wenn er, ihre säumt-' :vö-.«’sp