Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 08, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    Wisskhwibehrikk von
kizzit Isukstkngkh
W
No. 522. Mistet Edithor, e Frau
un wenn se das dummfte Knmeet is,
hat Zeite wo se auch emal fchmakt
wied. Jch weiß nit, ob feller Zeit
punkt bei mich komme is, aiwvek ich
fühle den Weg. Ich hen Jhne in mein
letzte Schreitvebkief riepohttet, wie der
Wedesweiler uns insoltet un unsszges
triet hat« Jch hen Jhne geschrien-ve
wie diögostet der Philipp, was mein
alter Schafstopp is, mit den Bruder
gewese is; ich hen auch gesagt, daß
ich mit den Philipp egtiet hen, daß er
nit mehr in den Wevesweiier sein
Scheunt gehn wollt un hen auch dann
ieine Mördergtnbe aus imein Herz ge
macht, nsenn ich Jhne mitgetheiit hen,
daß ich ihn e List von feine Schenkel
männek gewwe hen wo er sehn sollt
un in dene ihre Kompenie er essoh
schiehte sollt. Wenn fest en Mann,
ecisjuhse Se mich Mistek Edithot, daß
ich so ehbes en Mann rufe, mit io en
Disgost das Haus verlasse duht un
mich prammisse duht, baß et alles
duhn wollt, was ich ihn gesagt hen un
et kommt spät Nachts mii en Duft
wie e haus heim un is doch bei den
Schirwiak gewese, well, dann zieh ich
vie Lein.
Ganz gege mei Höbbit hen ich lein·
Wort gesagt; ich hen geäcktet als ob
der Philipp Wind un Luft wär un als
ob er for mich gar nit ecksilte deht.
Sell is die größte Ponnischment for
ihn gewese. En ganze Dag hat ielle
Kohndischen geherrscht. der Philipp
hat sich nit gemucklt un er hat e Fahl
gemacht, wie en Bad wo dabei ge
sietscht werd wie er seine erlchte Side
rett fchmohle duht. Jch hen genah
iißt, daß er e paar mal in den Keller
gange is un da hen ich mich gleich ge
dentt, daß er da verschiedene Drinls
aeiäckelt hat. Nach e Weil is er in
die Kitichen komme, wo ich grad
Potehtohs geichält hen, for das Sop
per. Er hat die Diehre zugelackt un
Zat die Riehs in iei Pastet gesteckt un
di fin ich doch lo effrehd geworde, daß
ich es Jhne gar nit lage kann. Ich
ben ichtthr aedenlt, der Philipp dehl
intente, mich kalt zu mache un ich hen
grad for Held hallern wolle, da hat er
aeiagt: »Nun Lizzie luele hier, diese
ldier thndischens iann ich nit mehr
sie-»Ide. Zuerscht hen ich leine Eidie
gehabt, was du vor hättst, owwer mit
einem mal is mich e Leit artfganae un
ich will dich jetzt alles verzähle un wie
mer so auf deitfch lage duht, e lliere
Breit mache.«
Well, das is mich doch widder en
Stein von mei Herzche gefalle, wie ich
ausgefnnne hen, daß er lein Mord uff
sei Gewisse lade wollt un ich sitt also
widder ruhiger geworde. Der Philipp
hat dann weiter gesproche: »Ich hen
alfo zuerlcht den Dotter Killmich ge
sehn un der hat gesagt, er wär zu
Toht getickelt, wenn er in meine Kont
penie lein könnt. Der Drogist Pauder
war der nächste un der hat mich das
nämliche gelogt. Dann hen ich den
Professor Graemmer gesehn un der
hat gesagi, er deht arig gleiche, wenn
er in e Gesellschaft sein könnt wo er
noch edbes lerne Könnt un den Wea
is es mich mit all die Schenielmiinner,
wo ich an meine kleine um get-um
den« qange. Jch ben dann mit se all
en Epeuntement gemacht, daß mer uns
um vier Uhr Wie-Ein miete wollte
Sell hen mer gedahn un mer sin in
den Mister Bauer sein Platz Sange,
wo bei den Weg en nrig seiner Mann
is. Dort hen mer e gute Zeit gehabt
un ich sin nur iwwer ein Ding sur
preist gewese —- no ich meine iwwer
zwei Dinger. Das erste war, daß die
Schentelntiinner so schnell mit-mich
gusgemacht hen un mich getriet hen,
als wenn ich auch en studirter Mann
wör; un das annere Ding- war, dass
se grad so viel Bier yen drtnke könne
wie mich. Den Weg it es komme, daß
mer gegenseitig unseren herze Lust
gemacht ben; mer hen uns unseren
Ttubel verziihlt un da hen ich ausge
sunne, daß jeder Mensch un wenn er
der schmnrteste odder der reickisie is,
was ja ennihau das nämliche ic, sein
Truhel hat —- der eine den Weg un
der anneee en a n ne re Weg, answer
jeder hat sei Packetche doreh die Welt
Zu shteppe un das is auch ganz recht
so. Well, wie se all gesproche den« di
«--s--- —--.. MW - »W
is auch mein Törn lomme un da hen
ich gesagt: Schentelmänner, in ntei
Familch, da hen ich nit de geringste
Trubel; ich hen e Frau, die is die beste.
Frau wo eckftste duht; mei Buwe, wo
ich plentie von hen, sin all gute Butve7
ich brauche mich lein Trukel in en sei
nenschiel Weg zu mache, ditahs ich sin
ziemlich gut gesilst un ich kann von
mei Geld lewe un noch e wenig sor en
rehnie Deh sehse. Mee stn auch all
gesund, eckzept mich, —- ich nohtisse
schon sor e lange Zeit daß ich e wenig
dumm im Kopp wer’n —- awtver das
battere mich alles nit. Un dann hen
ich sie mein Truhel mit die Wedestveb
lersch verzählt. Wie se das gehört hen
da hen se all egriet, das; das die größ
te Gemeinheit wär, wo se in ihr gan
zes Lewe gehört hätte. Jch hen e paar
mal ausgesetzt un mer hen so bei un
bei ziemlich gut gefühlt. Es is auch
dabei spät geworde, awwer da hen ich
nicks ,druin gen-we, bitwhs ich sen ja
in gute Kompenie gewese. Am Schluß
hat der Daritet Killmich noch e Battel
Wein komme lasse, die hen mer ge
drunte un dann hen mer e Neittkipp
an den Drogist Pauder draus geseht
un da hat der Prosessor Graemmer
gesagt. er hätt en Racheplan an den
Wedesweiler. Mer sin all in Front
von den Wedesweiler sein Platz, wo
schon zu war; mer hen den Wette-zwei
ler eraus gelloppt un wie er so e
Kraut gesehn hat« hat er sein Platz
schnell noch emal ausgemacht un auf
geleiht, dann hat Jedes e Bier geor
dcrt un wie mer das Bier vor uns hen
stehn gehabt, da hat der Mister
Graemmer gesagt, der Mister Weins
tveiler sollt uns ecksjushse, mer hätte
unseren Meind getischehnscht un mer
wollte heut nirts mehr drinle. Da sin
mer all autseit gemartscht un hen das
Bier stehn lasse mitaus dafür zu be
zahle. So, seht weißt du alles.'«
Well, Mister Edithor, unner die
Zittunmstenzes hen ich den Philipp
doch nit mehr bös sein könne, hen ich?
Mit beste Riegards
Yours
s LizzieHansstengeL
Natürlich.
»Den Dieettoy dem Gefangenen
von Nummer 7 hat der Anltaltsakzt
Bilder verordnet!«
»Wie, Bädeks Aber, natürlich nur
Sin-Bädek-«
«
Futter-ais
,,Dente dir nut, Männchen, die
Frau Renbant ift so eitel und läßt
sich in ihren alten Mantel seidenes
Futter machen!«
»Aber Kind — wer wird so futters
neidisch fein!«
s
· ,.NFin, Fiebek Baron, mit Ihnen »Wie
Ich Im meist em, Sie has-en mit meinem
verstor enen Manne zu viel Aehnlichkeit."
’·77," —I A
Eint-kreisen « ch kasm meist lange prü
fen oder wählen «
("Zchillek, «Tell«.)
»Ihr verstorbener Mann hat wohl
met qemm en?«
Jst-r hin nnd wieder Mal ·n Mäs
chen Schimpf-«
.So? Wie häufig bemü·
Alle Stunde-IF
f Eine neue Urbeiterstadt
; Der von der U. S. Steel Cotporm
tion gegrllndeten Eisen- und Stahl
’ ftadt Garn, in Jndinna, entsteht in
! der Nähe von Pittsburg ein Rivale
durch die in Aliquippa gelegenen, im
Emrnsfen Fabrikanltgen der Jones ckc
Laughlin Steel Co. die in gleicher
I Weise dazu bestimmt sind, den Kern
keiner anfehnlichen Jndustrieftadt zu
bilden Die von der genannten Ge
fellfchaft dort errichtete große Weiß
blechfabrit geht ihrer Vollendung ent
gegen. Ebendort wird bis Ende Juni
bereits der vierte Hcchofen fiit Be
triebseröffnung bereit fein, während
die Osfenberd-Stnhlwerke voraugsichts
lich bis Anfang September in der
Lage fein werden, die dortigen Fabri
ken der Gesellschaft von Blech-« nnd
Drahtvroduiten mit dem nötigen Roh
materinl zu versorgen. Bei vollem
Betriebe nller dieser neuen Fabrikan
iagen der Jones d- Laughlin Co. wer
den sie einer Arbeiterforce von 9000
Mann Beschäftigung gewähren.
Um Unteriunft für sie zu sichern,
war es für bieGefellfchaft nothwendig.
nahe ihrer, 22 M:ileu unterhalb von
Pittsburg an- Ohio gelegenen Eisen
und Stahlwerte in Aliquippa eine
Arbeiterstadt zu errichten. Sie liegt
in einem von dem Flusse sicb in die hil
gelige Ufergegend erstreckenden Thal,
und sie bedeckt ein Arcal von einer
Meile Breite und Bis Meilen Länge.
Die Gesellschaft hat dort 500 Wohn
hiiuser errichtet, von denen 400 für
die Beamten, Werlfiihrer und geübten
Mechaniker bestimmt sind und hinsicht
lich des Komsorts, den sie dem Bewoh·
ner bieten, modernen Vorstadt-Häu
sern gleichlommen Jm Herbst sol
len weitere 900 derartiger. aus Zie
geln, Stein und Zement mit hübschem
Schindeldach errichteten Häuser ge
baut werden.
eDie Straßen und selbst die Neben
wege der Stadt sind gepflastert, und
versügt sie iiber Polizei- und Feuer
dienlt. mit modernen Stationen und
Meldeitsinrichtungem An Erzie
hungsanstalten sind eine Hochschule
mit Kosten von 850,000, und drei
Volksschulen vorgesehen. Auch fehlt
es nicht an einem Klubhause siir die
Arbeiter, mit Schwimmbad, Turn
halle, Billardtischen, Theaters und
Ballsaal, Bibliothet. Rauchzimmer,
Küchenräumlichleiten etc. Ein De
oartementladen wird zur Zeit mit Ko
sten von 8250,000 errichtet, ferner sind
Banten, Läden aller Art und Kirchen
im Entstehen begriffen. Die Bevöl
kerung der Stadt beträgt gegenwärtig
bereits iiber 5000 Personen, und täg
lich findet neuer Juzug von Familien
statt. Bis zum Herbst dürfte sich die
Bevölkerung auf 12,000 gesteigert ha
ben. und schließlich wird es eine Stadt
von 25,00s) Einwohnern sein. Für
die Geisen- und Stahlwerte in Ali
guippa beabsichtigt die Jones de
Laugblin Co. allein einen Aufwand
von -.«:»,()»n,s100 zu machen, und die
Erbauung der neuen Arbeiterstndt
wird weitere Millionen erfordern.
Ein Halboergessener.
Nach langen Leiden ist Berlin der
lekannte Dichter Julius Wolff im 7·5.
Lebensjahr gestorben, ein Vierteljahr
hnndert nach seinem Ruhm! Im
. Laufe diese-J Vierteljahrhundertsi ist
»der unbarmherzige und riicksichtgslose
’Sturmzug der neuen deutschen Dich
tung über diese ganze künstliche Welt
der BußeIIscheibenlyriL des galvani:
sirten ilJiinnesängerthums nnd roman
tischer Sagenspielereien hinweggegani
gen. Man mag heute mit verständnis
losem Achselzucken vor der Thati.iche
stehen, dafz damals der populärste und
meiftgelesene Autor Deutschlands —
degselben Deutschlands, in dem Kel
ler, Storm und Meyer lebten — Ju
liug Wolff hieß. Während die Bücher
der genannten drei Großen mit Mühe
zur dritten oder vierten Auslage ge
langten und auch jetzt taum mehr als
zwölf bis fünfzehn Tausend erreicht
haben dürften, prangt auf dem Titel
blatt von Wolffs Wildem Jäger und
dem Rattenfänger längst das 75. Tau
send.
Der Grund dieser kaum begreifli
chen Verbreitung liegt in der maßlosen
Begeisterung jener Tage für Scheffel
und jene, die sich seine Weise zu eigen
machen wußten. Unter all denen, die
nach Paul heyfses Witztvort ihr Licht
auf den Schef el stellten, war Julius
Wolff einer der Geschicktesten und Be
gabtesten. Jn Klopstocks Vaterstadt
Quedlinburg am 16. September 1824
als ältestes Kind begüterter Eltern ge
boren, studierte er in Berlin Philoso
phie und Germaniftik. Nachdem er
darauf einige Jahre die Tuchfabrik
seines Vaters mit wenig Glück gelei
tet hatte, versuchte er, seinen litera
rischen Fähigkeiten Ausdruck zu geben,
und hatte schon mit einer seiner ersten
Arbeiten, dem Till Eulenspiegel Redi
vivus bedeutenden Erfolg. Jn unun
terbrochener Reihe folgten nun kleine
Verseven aus der deutschen Sage, in
weichlichen, glatten, wohlgeformten
Reimen und mit burschilosen, manch
mal wirllich an echte Spielmannswei
sen mahnenden, eingestreuten Liedern:
Der Rattenfänger von Oamelm Der
wilde Jäger etc.
Diese ersten Even zeigten neben fri
scher mpfindung bewegliche Einbu
du kraft; die Sprache war sehr ge
wandt. in den eingestreuten Liedern
(- -
Ll
zuweilen weichlich, aber im Tonfall
einschmeichelnd. Alte Worte waren
mit Geschick angewendet, und auch der
Strophenbau verlieh manchem Liede
etwas Alterthümelndes. Wohl konnte
man bei schärferer Prüfung erkennen,
daß der Begabung Wolssg etwas
Spielendes anhaftete. Je größer der
äußere Erfolg wurde, desto mehr trat
dieser Zug hervor: die Sprache verfiel
immer mehr in das Streben nach
äußerlicher Wirkung; die Nachahmung
der mit Fremdwörtern verunzierten
Ausdrucksweise tes mitelalterlichen
hösischen Epos wurde zur Manier;
die Empfindung verweichlichte, und
eine süßliche, halt-verhüllte Lüsternheit
trat hervor, besonders in Tannhiiuser,
Lurlei. Renata, Fliegender Holland-en
So wurde die Poesie zur Lüge; sie
wurde ebenso spielerisch wie die But
zcnscheiben in modernen Wohnräu
nien, sie weckte und nährte ein falsches
litesiihlsleben vornehmlich im weib
lichen Geschlechte, das diese Werke ver
schlang.
Auch einige Romane hat Wolsf ge
schrieben: Der Sülfmeister, Das Recht
der Hagestolze, Das schwarze Weib.
Es war ein richtiges Gefühl, das ihn»
rem Stofslreis des germanischen My- «
thos zutrieb; aber statt die Sage-wie
Richard Wagner es tat —allez Zufäl
ligen und Konventionellen zu entklei-s
den und ihre Gestalten aus das allge- ;
mein Menschliche und Thpische undt
aus ihre einsachsten Linien zurückzu
führen, putzte er eine willkürlich in ih
ren Rahmen htneingefabelte Begeben
heit mit allerlei künstlichem Schnörkel
werl aus« Hier und in einer immer
wachsenden Red- und Reimseligkeit
lieat der Grund seiner verblassenden
Wirkung Trohdem wird man den
Ton mancher Lieder —- besonders der
von Goldmarl in Musik gesetzten ausi
dem Wilden Jäger —und seine ersin- ;
derische Phantasie ebenso anerkenneny
müssen wie den etwas archaisierendenj
Humor, der aus manchenTheilen seines-H
Dichtung wohlthuend hervorspringt. !
Der bescheidene Mann, dem einej
iikerslijssige Gegnerschaft viel bittere’
Stunden bereitet haben mag, hat im
Verein mit dem srischeren, aber unbe
deutenderen Baumbach einer Bettstro
mung in geschmackvollster Weise Rech
nung getragen und hat sich trotz aller
Erfolge nie überhohen. Mit der Ent
wicklung der Kunst hat sein Schaffen
nichts zu thun. Seine Werte gehören
heute schon ins Museum der Literatur.
Aber seinen Namen wird die Litera
turgeschichte nennen müssen als einen
derjenigen, die ein bedeutsame-z »Glück
und Ende« in der Kunst erlebten.
H
Die Inseln der Depoktirten.
Von III-thesi Heindh
Helen Island ist ein tleiues, nur
200 Acres umfassendes Jnselchen in
der MortowBai. Rund, mit einem
mäßig hohen Hiigel in der Mitte, hat
es den großen Vor,zitg,iibersichtlich und
leicht vewachbar zu sein. Auf dem Hü
gel, den stets eine kühle Seebtise um
fächelt, kugt hinter einem schattigen
Dickicht von Kaurisichten, Ziersträu
chern und Blumen das Haus des Jn
seltoinmandanten hervor. Daran rei
hen sich einige kleinere Bauten in der
charakteristischen Form des austran
schen Blockhause6, in dem sechsund
dreißig mit Revolver, Säbel und Ge
wehr bewaffnete Aufseher ihr Heim
haben. Die Krone des Ganzen bildet
eine quadratisch angeleat9.etwa 13 Fuß
hohe Palisade, die die Schlafbaraclen,
Arbeits- und Eßränme für etliche hun
der Gefangene liebevoll behütet. Die
Gefangenen sind, je nachdem sie der
Division A, lt oder (" angehören, in
Jverschiedenen Varncken nnteraebracht.
Zur Klassifizierung dient das bekann
te englische Markensystecn, bei dem für
jeden Büßer ein Konto geführt wird.
Arbeitet dieser besonders fleißig und
erfolgreich, so erhält er pro Tag acht
Matten gutgeschrieben. Bei mittlerem
Fleiß bereichert er seine »laufendeRech
nung« nur um sieben, leistet er blon
das erlaubte Mindest-naß an Arbeit, so
bucht die Verwaltung nur sechs Mar-v
ken für ihn, und jeder Verston gegen
die Gefängnisdigziplin bedeutet einen
Verlust von is bis 80 sauer verdienten
Matten. Dieses Markensystem in der
Form eines tadellosen tiontokorrents,
der dem britischen Raufmannsgeift alle
Ehre macht, ist meine-Z Erachtens eine
vorzügliche Einrichtung Eine stets
evideute,Qualifikationcsliste, in der das
Gesasminturtheil über-Fleiß u. Geschick
lichkeit und Betragen tlipp und klar in
einer Zahl ausgedrückt ist. Für den
Gefangenen selbst hat die Höhe seines
Martenauthabens insofern praktische
Bedeutung, als die Division, der er zu
getheilt wird, dieGüte der Kost und der
sonstigen Behandlung und vor allem
die Höhe des schließlich einzuheimsens
den Arbeitslohnes sich nach dem Mar
kenkonto richten.
Die Beschäftigung der Sträflinge,
die täglich acht Stunden dauert, um
faßt so ziemlich alle Handwerksartem
die für den australischen Markt in Be
tracht kommen. Besonders groß ist die
Sattlerabtheilung (der echte Australiers
braucht wohl mehr Sattel als Stiefel «
im Jahrt; aber auch Schneider, Schu- -
fter. Buchbinder sind zahlreich vertre- i
ten. Kennif, der berüchtigte Busch-«
mörder, stillt Itzt auf Helen Island
feine Blutgelii te in legaler Weise, in
dem er dem ehrbaren Metzgerhundwerk
nachgeht und für den Sonntagsbraten
seiner Mitgefangenen sorgt. Die gei
stige Nahrung der Sträflinge wird
durch einen literarisch gebildeten Zucht
—- Ihr Antrag eint mich,c1err Baron, aber ich liebe Zic nicht
-—ch) Sie ja auch nicht,Guödigf1e, — das-s paßt aber ganz vorirefflicM
häusler besorgt, der die Bibliothek ver
waltet.
Die'-Balisaden auf Helen Island
bergen, wie Sie sehen, cin oeritables
Zuchthans das sich in nichts von den
Festlandsstrafanftalten Australiens
unterscheidet Um die für Helen
Jsland charakteristischenEinrichtungen
kennen zu lernen, miissen Sie die Pa
lisaden oerlassen und sich den Hügel
herunterbemiihen. Am Nordabhang
finden Sie ausgedehnte Kuh- und
Schweineställe, in denen sich der mora
lische Reinigiingsprozeß von etwa ei
nem Dutzend Sträflingen abspielt.
Wenden Sie sich darauf der Westliiste
der Insel zu, so fiihrt Sie der Weg
über gutgepflegte Getreideselder zu den
Maisspeichern, in denen abermals ein
paar Dutzend Gesangene beschäftigt
sind. Jeder Sträsling wird in Zwi
schenrriumen von etlichen Wochenz u
diesen landwirthschastlichen Arbeiten
kommandiert um nach der sitzenden,
einförmigen und in Helen Jsland recht
intensiven Werkstättenarbeit eine aus
frischende Bewegung iin Freien zu ge
nießen. Nur selten, wenn triftige
Gründe gegen einen Gefangenen vor
liegen, wird von dieser Berglinstigung
des »Landaufenthaltes« Umgang ge
nommen.
Das System dieser Verbrecherinsel
bezahlt sich. Die Jnsel liegt dem Fest
land so nahe, daß von Transportko
sten fast nicht gesprochen werden kann.
Der Gefanaene kommt in gewohnte kli
matische Verhältnisse und ist deshalb
sofort arbeitsbereit. Die fertigen Pro
dukte haben ebenfalls keinen weiten
Weg bis zur Absatzstelle zu machen,
lauter Vorzüge gegenüber Strafinseln,
die fern vom Mutterland liegen und
hohe Transportkosten pro Mann er
fordern, die ein Klima haben, an das
der körperlich arbeitende Europiier sich
erst nach mehreren ltsjsospitalmonaten
gewöhnt. Eine große Ersparnis an
Personal- und Bautosten bringt die
meerumschlungene Lage der Strafan
sialt mit sich; denn die MiretanBai
stellt gratis ein zahlreiikies Haisisch
wächterkontingent, das bisher nur zwei
Flüchtlinge passieren lies;. Die Aus
gaben fiir Arzt nnd Medizin sind auf
Helen Island ebenfalls gering. Ein
paar Tage stramme Arbeit auf dein
Feld ist na b Ansicht der Australier die
beste Kur fiir einen, der eine sitzende«
Lebensweise fiihrt. Den aeringen oder
wenigstens verhältnismäßig geringen
Ausgaben stehen recht ansehnliche Ein
nahmen geaeniiber. Besonders der
Viehhandel wirft nette Summen ab.
Daher kommt es, daß Helen Island,
wie die Queenslandregieruna in ihrem
Jahresbericht stolz hervorhebt, eine der
seltenen Strafanstalten ist, die dem
Staat mehr einbringen. als sie ihm ko
sten.
Schlafmittel bei wachem Zustande Er
müdung oder Schlafsucht gar nicht
zeigte.
Es vergingen bei ihm oft sechs bis
acht Tage, an denen er nicht ein Auge
zuthat, bis die Natur langsam ihre
Rechte geltend machte und den Schlaf
von ihm forderte. Aber auch dann
schlief er nicht sehr lange, wie Men
schen gewöhnlichen Schlages nach so
langem Wachen, sondern er konnte nur
drei bis vier Stunden schlafen. Da-«
bei fühlte er sich völlig wohl und kräf
tig. Jn den letzten Jahren zeigte sich
jedoch bei ihm nicht selten eine starke
Ermüdung, aber das Allheilmittel,
der Schlaf, wollte sich auch dann noch
nicht bei ihm einstellen. Schließlich
hatte er ein Mittel gegen diese Krank
heit gefunden, das in einer ausgiebigen
Kopfmafsage bestand. Man hielt die
ganze Sache zuerst für einen Scherz.
Aber die Aerzte, die der Kranke ton
sultierte, überzeugten sich bald davon,
daß es sich um eine ernsthafte Erschei
nung handle, die mit dem Schädel
bruch in Zusammenhang stand. Da
bei war anscheinend irgend eine Ver
letzung entstanden, durch die der Schlaf
gestört wurde.
Aehnliche Fälle kamen übrigens
auch früher schon, wenn auch nicht oft
vor. Man erinnert sich, daß in Paris
ein Arzt an dieser Krankheit litt, der
mertwürdigerweife auch einen Bruch
des Schädels bei einem Unglücksfatl
erlitten hatte. Die Obdultion des
Schädels nach dem Tode des Arztes
gab leinen Anhalt, welche Ursache für
diese Funktionsstörung maßgebend ge
wesen ist. Auch die Untersuchung des
Schädels des Anivaltes ergab keinerlei
bestimmte Ursachen.
W .
Sehr richtig.
Fräulein: »Herr Doktor, was thut
man am besten, um zarte, weiße Hände
zu betonnnen?«
Arzt: »Da thut man am besten —
«s«
gar nicht-·
Post-aft
Verläufer: »Sie brauchen das
Fleisch nicht so mißtrauisch zu betrach
ten, gnädige Frau; die Kalbgleulen
sind zwar etwas tlein . .
Dame: »So so, Kalbsleulen sind
das-, ich dachte, es wären Froschsclsew
tell«
Poesie und Profit.
»Meine Frau hatte, als ich von der
Reise zurückkam, die Hausthüre be
kränzt, und ein prachtvoller Blumen
lranz stand auf dem Tische!«
,,Murnpitz! Bei mir prangte ein
Kalbsbraten auf dem Tisch. und mein
kleiner Seppl lam mir rnit ’nem
schäumeuden Maßlrug entgegen.«
Es hat sich ein BadewanneniTrust
mit einem Kapital von 100 Millionen
Dollars gebildet, woraus zu ersehen
ist, daß die Gründer gleichzeitig für
Wasser gesorgt haben. Die menschen
freundliche Absicht ist, den Preis für
Badeivannen um 2F Prozent zu er
höhen und natürlich auch einen Millio
neu-Profit für die Gründer zu erlan
gen.
Die Oelseuerung auf unseren
Kriegsschiffen soll sich so vortrefflich
bewährt haben, daß ihre allgemeine
Einführung nur eine Frage der aller
nächsten Zukunft sein dürfte. Aus der
Mistreß of the Sea dürfte also mit der
Zeit Miste r werden: Rockefeller!
Ein Mann, der nicht schläft.
Aus Petergburg wird geschrieben:
Jn NitolgkiUssorith starb kürzlich ein
Rechtsanwalt namens Petronowitsch,
der seit 6 Jahren fast nicht geschlafen
hat. Der Anwalt hatte vor ungefähr
sechs Jahren das llnaliict, bei einer
Eisenbahnlatastrophe eine schwere Ver
letzung zu erhalten. Er erlitt einen
Schädelbruch, der so schwerer Natur
war, daß der Verungliiclte mehrere
Wochen zwischen Leben und Tod
schwebte. Aber vermöge seiner starken
Konstiiution erholte er sich wieder nnd
sein Zustand wurde ganz erträglich.
Schon nach einigen Monaten konnte
er als völlig geheilt aus der Klinit
entlassen werden. Jni allgemeinen
hatte er keinerlei Beschwerden. Nur
ein seltsamer Begleitumstand erinnerte
ihn beständig an die Katastrophe:
Seit dem Tage, wo er den Schädel
bruch erlitten hatte. floh ihn der
Schlaf. Zuerst empfand er es nicht
als störend, da sich keinerlei Bedürfnis
nach Schlaf bei ihm geltend machte.
Aber allmählich litt er doch ungeheuer
unter dieser ewigen Schlaflosigleit.
Er befragte die Aerzte, ließ sich
wochenlang in Sanatorien bearbeiten,
ohne daß irgend ein Heilmittel dagegen
gefunden wurde. Schlafmittel, die
ihm verabreichts wurden, hatten nicht
die gewünschte Wirkung. Jn den er
ften Tagen verschafften sie ihm wohl
für einige Stunden Schlaf, der ihn
aber nicht kräftigte. Jm Gegentheisll
Nach diesem Schlaf fühlte er sich
sschwach und müde, während er ohne
-
Chef: »Dies- «ahr»wer·deu wir mal
Konkurs machen, amtt Sie auch das
noch letnenl·