Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 24, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    M glttcklicher Einfalt
dismmske von - sytefan ENDan
Oe zy.- Aus dem Ungakischen
von Jofefine Kauf
m a n n»
»Liebe Pia-Um das Einsscden von
Iriichten verstehst Du aus Iem »ff«,
sagte Ella gerianWätzIa. »aber wie
Ins-n einen Mann angetr, das weis-, ich
Thesset als Du! Weiten wir, Daß Pin
ktr dann Um meine Hand anhalten
wird, wenn esJ mir aefällt?«
Frau Mitolau machte ein saure-z
Gesicht- J
·Dein Pinter ist ein litntaltöpm s
sel«, sagte sie km Tone vollster Uekers
geugung »TJ9 Schicksal warf ihm
Hunderttausende in den Schoon
irrer-sie ihm iber als Gegengewicht so
viel blöde Furcht ei,n als ob er ein
Schulsbub wäre Das Mädchen
smöchte ich sehen, das Winter ein Lie
hesgeständuisi entloctt . . . .'«
»Du möchtest dieses Mädchen sehen,
liebe Maina?«
«Ja.«
Ella verbeugte sich lächelnd und
sagte mit siegesgewissen selbstbewuß
ten Schmunzelm «"( isse nicht«
Frau Mitolay, der diese Welttan
heit ihrer Tochter wohlgesiel nickte
—- sust autgelount musterte sie ihr
kliihendes. gesunder-, schönes Kind
von Kopf bis Fuss.
«Wenn der Grasasfe nur eine Spur
Von Verstand bätte", sagte sie binn
seufzend, »ließe er sich wirklich nicht so
sehr bitten, Dich zur Frau zu neh
wen
Sechs Stunden nach diesem Ge
spräche, Abends um 7 Uhr, stolverte
ein stotternden schlotternder. todten
blasser Jüngling in Frau Miit-lang
Speisezimmer. Erst lallte er einige
unverständliche Worte aber als die
haufsrau ihn giitig ausferderte, Platz
zu nehmen, gewann er nach und nach
Fassung und Selbstbewußtsein Es
war Pinter, der Held der nachmittäg
· lichen Berathschlagung Nach mehre
ten Erstickungsansiillen brachte er
schließlich heraus-, was er aus dem
herzen hattet ,,Gniidiae Frau
Ella sie liebt mich ich liebe
sie wenn Sie erlauben wenn«
Sie uns glücklich machen wollen. . «
Frau Miit-law deren Herz laut hör
bar klopfte, streckte höflich dem immer
verlegener werdenden Pinter die Hund
entgegen und sprach sanft und giit ig:
«Jedensalls danke ich Ihnen siir Jhr
Vertrauen, lieber Sohn .Aber da
rnir die Sache so ganz und gar uner
wartet kommt, erlauben Sie mir, nicht
wahr. daß ich mir vierundzwanzig
Stunden Bedenkzeit erbitte, ehe ich
eine endgültige Antwort gebe . . .«
Nach einer tleinen Viertelstunde
stürzte Pinter davon, Frau Mitolah
aber stürmte erregt zu der ruhigen
Ella hinein bie gemäthlich in ihren
, W und Ländern tramte
»Wie hast Du das angestellt?« frag
te die Mutter staunend.
Elle wollte nicht verrathen, wie sie?
et gemacht hatte, da jedoch unter snei
nen werthen Lesern gewiß auch einige
i Mantos großer Töchter sind die vom
Glücke ihrer Kinder träumen ver
rathe ich gern den genialen Eint-ill,
dem Ella ihr Glück verdantte j
l
l
i « sf
Nachmittaqg drei Uhr. Lille sitzt
allein in ihrem Zimmer nnd liest Ge
dichte. Wenn ich .1ber ganz aufrichtig
sein will, so muß ich einqesiehen daß
Eila, während sie sich den Anschein
gab, ganz in die Lettiire der sentimen :
tnlen Verse vertiest zu sein, in WHhr
heit an Den mit txllblauem Pliischi
tapezirtene Talen dachte den sie sich ins
Pintero Haus einrichten wird, wenn
sie nur erst drei Wochen verheiratbet
ist Mit dem tieftraurigen Gesicht
auedtncke einer Niobe dachte sie an
den blauen Solon weil Pinter
schon iin nächsten Anqenblick ihr helles
Mädchenzitncner betreten tann
Es war noch nicht ganz 4 Uhr, al;
sich ein zaghafte- Klopfen an der
. Ihiire hören ließ, Ellii hielt ihr Buch
» Iemnpfhaft in der Hand, dann sprang
He mit tardimlrothem Gesicht von ih
. Iem tulpenbemnlten Bauernstuhl ius.
» Minierk sigte sie leidenschaftlich
« »Wer, also doch Sie Eine ganze
Munde warte ich sehnschiig. daß Sie
Musen. .io viel. .is sehr viel
" hohe ich Ihnen zu sagen....« i
Hinter küßte ihr schüchtern dieZ
Just unbewußt blickte er sich in
winzige-n Reiche um
Sie sich«, sagte Ella sichtlich
its-cis Jett können wir allein und
sp.reehen Die liebe MI. me.
ihr Rachmiitiigsschliischen .....
M Ue Dienstboten pflegen niemals
w NOT-this dolce iar nie-nie zu
w» .Sehen Sie sieh nur her
»« hät. ganz nahe zu niir .....
— We nicht, daß man hörte.
aneinander sprechen wer
M verneigte sich höflich and zog
«’- he- tstpenbemtten Stuhl näher
fl- M Tisi- Ju da
Ists ist-We set-müd
Matt- MIC
schlug Elle init rnsdchenb:iiee An
rnutb die stahlblnuen Augen nieder.
»Sie .ibnen, weshalb ich Sie bitten
lies'«, fliisierte sie weich, bewegt
Pinter machte ein eintältiges Ge
tschi
»Nein'«. tagte er, »nein. aber Sie
tönnen sich denten. daß ich ohne Be
sinnung hereilte, als Marie mir ihr
Briefchen übergab . . . ."
HJch schrieb anen«, titbr iklla sanft
fort, »weil ich es nickt übers Herz
hätte brinqu können, Jbren Brief
auch nur einen einzigen Tag lang un
be.intwortet zu lassen Pinier.
warum soll ich es leugnen Sie
machten mich stolz und glücklich durch
Jhr Geständniß Wie est dachte
auch ich schon dar-nn, offen einzuge
steiiem nnd ich für Sie fühle .
Im Januar, aus dem Abgeordneten
pictnict als Sie nach Mitternacht
net-en mir bei Tasche saßen wiss
sen Sie, dann nach dem Souver
.. dn dachte ich eine Minute long
daran, es Jdnen muthig ins Gesicht
zu sagen, daß ich Sie liebe... Aber
das Wort blieb mir in der Kehle
stecken und bald wäre ich vor lau
ter Traurigkeit in Tbränen ausgeben-(
chen Wag- vermag ein ichwachesj
Weib dem starken und möchtigens
Manne gegenüber? Pinter ...i
jetzt kann ich es Ihnen in schon sie-I
sieben Zwei Monate lang gedieh-J
te ich Ihrer mit bitteren Inriinem
vom Morgen bis zum Abend
Nur der liebe Gott selbe weiß. wie
das alles geendet hätte« wenn ich nicht
heute sriih Ihren lieben stiften Briefs
bekommen Jhr Brief machte snich
so stolz, so glücklich. wie ich es nie im
Leben war Mde der Alimiichtiqe
Sie für diesen Brief iegnen .. . ich
verspreche Ihnen ewig eine treue. zärt
lich liebende Gattin zu fein..."
Winter, der während Ell-ic- niedli
chem Monologe auf seinem Bauern
stuhl hin nnd bergerutscht war, stot
terte seht erschreckt: »Von welchem
Briefe sprechen Sie?«
»Von Jhrem Briefe von Ich-;
rem siifzen Briefe den Sie heute
«
friih an mich richteten
Und ihr Sammtftammbnch auf-!
schlagend, zoa sie zärtlich einen gelb
lichem zusaminenaefalteten Brief iugs
den Blättern des Buches here-or. s
»Hier ist er', saate sie gliicklich
Pinter nahm den Brief in die
Hand, und während die Buchstaben
vor seinen Augen tanzten und spran
gen, verstand er nach und nach klar.
daß ein Spitzbube seinen Namen miß: ;
sbraucht hatte. Der Brief fing folgen
dermaßen xint »Was ich mündlich nie
wagen würde. anen zu gestehen. saae
ich Jhnen hier offen heraus-: Jch liebe
Sie! Jch liebe Sie! Jch
liebe Sie! ...." Und auf der vierten«
Seite unten, tief unten. endete der
Brief mit folgenden glühenden War-«
ten: ..... Schreiben Sie eine Zeile
ein Wort, wenn Sie mich nicht für
eiwih unglücklich machen wollen
Ihren Brief erwartet mit Ungeduld
—- Pinter.'
»Nicht mit geschriebenen Worten.
nicht mit todten Buchstaben will ich
Ihnen antworten«, sagte Ella thräs
nennen Auges. »sondern so, ins Ge
sicht fage ich Jhnent Pinter, ich
liebe Sie ich will Jhr Weib wer
den ....«
Und sehend, daß der junge Mann
auch nicht die leiseste Silbe antwortete,
fragte fie verwundert: »Als-) finden
Sie tein Wort der Ertoiederung auf
mein Geständnifz?«
Pinter fuhr mit brennender hand
glötteno über feine glühende Stirne
und ftotterte init mattem Erschreckem
»Diese: Brief ist ein Betrug Je
mand hat meinen Namen mißbraucht
ich richtete nicht eine einzige
Zeile an Sie...«
»Nicht Sie haben diesen Brief ge
schrieben?" schrie Ella erftist auf.
Entfth griff sie nach ihrem Herzen.
ihre hände begannen zu zittern. sind
plöslich drückte sie mit tödtlichem
Schrecken ihr Tafchentuch vor die Au
gen. «Giitiger Gott .... und im . · ..
meine Augen verbrennen mir vor
Scham, wenn ich daran denke, wag
ich Ihnen sagte Ich muß sterben
ich lxinn diese Schande nicht über
leben Ich sagte. daß qiiti
ger Goili ·.... Hilfe! ..... «
Und ebe Pinter es verhindern konn
te, warf sie sich plötzlich auf den Dis
van mit geschlossenen Augen...
Wind ihrer Brust entrsmgen sich schwe
re Seufzer·
Der unglückliche Pinier ftiirzie ganz
außer sich zur Wasserflasche und be
netzie iiovfenden herzenj Elias häm
inernde Schläfen Jetzt aber flüsterie
er- zärtlich, fast weinend: «Fassen Sie
sich doch verstehen Sie doch
hören Sie doch an, was ich Ihnen
sagen will wenn ich nach nicht
derjenige war. der den Brief schrieb
....dni Geständnis iii so gut. als
hätte ich es geschrieben Sie wis
sen, daß ich Sie liebe daß ich
Sie Don im Frisan schon damals
Me. eilt Sie auf der-e Abgeordneten
sit-is den SpupersTsOnrdni mit
sie tanzten Wenn Sie meine
Inn sei-den Sie machen mich
.i VII
M ... --sp«»..-«,..--s—« .--—-.-».. ..-- f-..---.--.-.
gliicklich und stolz. . Euch meine
süße Clla meine theore, einzige
Eih»..«
Das Mädchen schlug die Lider Ins
und begann, tief in Pinters Augen
blickend-, mit leiser weinender Stirn
e »Nicht wahr. ich träumte nur« daß
nicht Sie es waren, der den Brief
schrieb? .«'
Und Pinter erwiderte leidenschaft
lich: »Sie haben es nur geträumt«
»Dann gehen Sie hinein ges
ben Sie und sprechen Sie mit
meiner lieben Mann- ....«
f U- L
Pinter. wie der qeebrte Leier es be
reite weiß. stürzte thntiiictilich zur
Manm hinein und verianqte Von die
fer stürmiich Fräulein Elhs Hand.
Vielleicht gehört es nicht eben enge in
den Rahmen dieser Erziihluna cis-Inein,
aber doch muß ich es sagen:21n dem
selben Abend mischte Ella hinaus ins
Dienstbotenzimmer und lief-, eines ver
giönzendsten Eremptare ihrer Ge
burtstngsgotdstücte dem Ztisdenmäds
chen Marie in die Hand qleiten
»Dieses Goldstück werden Sie Ih
ren: Husaren gebenc sagte sie dank
v.1r»dafiir daß er Inir nach Tisch
den Brief nbgefcheieben bat Und
wenn ich einmal zufällig Papas
Schlüssel in die band bekommen
kann so soll-en auch noch zehn feine
Ciqarren dem Huinren fiir seine Mühe
zutbeil werden«
Der Fasan.
Novellette von K a rl B iisie
Lise Flobr lief die Treppen-. hinab
tin den Garten und hieb mit der Irnd
idurch die Lust. Es war ibr w bell;
lund freudig zu Muthe. Sie k:atte!
sblaiie Augen und fühlte eine inneres
JRrasL die sich irgendwie dethätigeni
i mußte. l
s Da stand vor der Küche der lleine
:rrinde Bottich mit dem Schweinefuti
ster. Es mußte gestampst werden« aber
-»Marieche«, das buckelige Dienstmäd
chen, hatte noch am herd zu thun.
Also trempte srch Lise Flohr die Aet
mel um und begann zii stampfen.
O, dac- Leben, dachte sie dabei —
wie grosz und schön und gerecht das
ist! Es schlug jeden Tag schlief-Sich in
die richtige«Forrn. Den einen schneller.
den andern langsamer. Bei Peter
Brunner ging es sehr sangsain, aber
Jahr siir Jahr sah man die Fort
schritte
Diesmal war er sehr gedrückt an
gekommen. Sie hatte es gleich gese
hen, als er heute sriih aus dem Zuge
gestiegen war. Jhr ganzes herz
hatte gelacht. So einer wie Peter
itoirnte sich gar nicht tief genug in die
Brennesseln setzen. Er war tein
Schwabe, aber mit vierzig Jahren
würde er erst tlug werden.
Lise Ilahr ließ den Stamdser sin:
ten. Sie sah nach dein Walde, dessen i
grüne Widsel sich gegen den weiß-!
blauen Septemberhimmel abzeichnetem ,
sie sah über die abgeernteten Felder«
und Wiesen nach der sernen Hat-eh
aus der langsam Segel zogen. Und
als ihr der Gedanle, daß Peter Brun
ner erst mit vierzig Jahren iliig wer-«
den würde, nach einmal kam, seufzte
sie. Hier in dem Landbause, das am
Walde stand. war es so einsam. llnd
sie war jung. sie sehnte sich.
,,Dummes Zeug« sagte sie vor sich
hin, »das Leben ist voller Vernunft
Auch Peter sindet schon! Er kam heute
schon ohne Künstlerkrawatte!«
Und sie stampste weiter, dass es nur
so schütterte.
Oben vom kleinen Baltan bog sich
ein Kopf herab. .
«Nanu. das sind Sie. Fräulein
Lise Was? . . . was ist denn das?««
Sie hob das von der Anstrxnguna
heiße Gesicht
.Ja.« sagte sie. »Höhenlust diir
sen Sie hier nicht suchen. Das ist
Schweinesutter. Und hören Sie, Pe
ter. dar- ist auch nöthig. Denn woher
kiimen sonst die Würste, die Ihnen im
Winter immer so gut schmecken?«
Er lachte kurz, ohne zu antworten
Nach einer Pause fragte er: »An- is
diesrnal der Wildstand hier?'·
»Der Wild -- -?« Sie war nicht
schlecht erstaunte »Seit wann interes
sitt Sie die Jagd? Na, drüben in der
Schonung gibt’s massenhast Kaniw
chen, Oasen scheinen auch reichlich da
zu sein, aber die hühner sehlen die
Mel-höhnen Nur ein paar Fasanen
wimmeln herumf«
«So, so. Schön! Jch hab nämlich
die Absicht, diesmal zu jagen. Ti
rektor Franziskus hat mir Erlaubniß
gegeben. Den Jagdschein hab’ ich
auch.«
List Floh- schüttelte halb ärgerlich,
halb lachend den Kons.
«Peter. Peter, was soll das nun
wieder! Sie sind unverhesserlich Sie
bei Ihrer Kurzsichtigkeit —! Na mei
netwegen· knattern Sie saviel Löcher
in dß Lust, wie Sie wolle-X
Oe verschwand im Balken nnd
tauchte bald daraus in der hart-this
cr war groß und schlank;der
selneväasdanzng stand ihm gut
Sie nnr nichts iutrauem
M .H«.-—.,Hk-W « --..
Fräulein Lise weis ich tanzt sagte
er
«Jeh?« erwiderte sie. «S-ehen Sie,
wie falsch Sie urtheilen! Jch trau
Jhnen eine ganze Menge zu. aber Sie
sind ein so pukiger Mensch, daß Sie
immer das Verlehrte von dem thun,
was Sie thun sollen. Jhr ganzes
Leben sind Sie immer um sich 'raus
aeganaen Und warum? Weil Sie zu
hochmüthig waren. Fähigkeiten haben
Sie genug. aber Sie mußten immer
prodiren, ob nicht noch andere in Ih
nen steckten. Dabei vetptempert man
sich. Amen. Nun aehen Sie meinet
wegen jagen!"
Peter Brunner war erstaunt, dann
empört:
l »Gewiß geb .ich,« sagte er. »Und
Sie stampfen inzwischen das Schwei«
nefutter."
Da lachte sie. »Ganz richtig. Es
ist nicht viel« aber es ist etwas. Und
ich fürchte, bei Ihrer Jagd kommt
nichts heraus.«'
Peter Brunner wars oben die
Flinte liihn über die Schulter, hing
eine neu getauste Jagdtasche um und
machte sich aus den Weg.
Eigentlich war ihm gar nicht jagt
gemäß zu Muthe. Was Lise ihm ge
sagt, hatte getroffen Immer wieder
in den letzten Wochen hatte er sich das
Gleiche vorgehalten. Er wollte im
mer zu viel « woran lag das.Z
Ander Erziehung. sagte er zu sich
selber.
Der alte Flohr und der alte Brun
ner waren Fabrikanten gewesen und
gute Freunde. Der alte Flohr hatte
sich zur Ruhe gesetzt und sich hier
draußen in Herbersdors tvo das Land
Inoch billig ioar ein Haus am Walde
s gebaut. Der alte Brunner jedoch hatte
weitergeschustet. Er wollte Kammer
zienrath werden und sich in Wannsee
eine Van bauen. Darüber war er
gestorben Weder das eine, noch das
andere hatte er erreicht.
Und er, Peter Brunnen der
Sohn-?
Seine Mutter hatte ihn nogottitch
geliebt. Weil er schon als Kind im
mer eine Sprosse höher wollte, als er
lannte. hatte sie in ihm ein Genie ge
sehen. Und Peter begann allmählich,
sich selbst als eine erotische Wunder
blume zu betrachten. die im Alltag er
bliidt war. Zuerst sollt« er ein neuer
Beethoven werden — denn er hatte als
Sechzebniähriger ein Lied tomponirt«
das die Mutter entzücktr. Dann sing
er an. die Musik zu oernachässigen und
dichtete dafür. Schließlich wuchs er
als —s— Student s— iiber die Lnril hin
aus. Es sollt· ein Roman fein! Na
türlich ein realistischer. Dazu mußte
man das Leben studiren. Da suchte
Peter Brunner die Kreise der jungen
Dichter und Künstler aus. Er hatte
immer Geld und studirte fleißig.
war also wohlgelitten Daß er nicht
ganz ernst genommen ward, ertrug er.
Wenn erst sein großer Roman sertig
war. dann wiirde man schon sehen!
Aber nach einem halben Jahr erkannte
Peter Brunnen daß er eigentlich der
gebotene Dtamatiter sei.
Inzwischen hatte er augstudirt Ein
Beruf mußte ergrissen werden, denn
»das Geld rollte, rollte, rollte. Das
einzig Menschenwiirdige war Privat
Idozent Aber das kostete sehr viel.
Hund als wieder ein Jahr herum war,
;ward Peter Brunner ganz bescheiden
sProbekandidat an einem Gymnasiurn
» Er war sebr unglücklich. Stück sür
IStiiet hatte das Leben seine stolzen
sTräume zerschlagen Von seinem
Jdeal hatte er ablassen müssen. Er
wurde aus den ganz lorninunen, bür
gerlichen Weg gedrängt. Und wie ei
nen stillen Protest gegen sein Gyrnnna:
siallelprerthum trug er die fliegende
Künstlertrawattr. lsr verachtete sei
nen Beruf. Er, der zu weiß Gott
was bestimmt war, mußte Quintaner
unterrichien
Eine Enttäuschung folgte aus die
andere. Das Leben nahm ihn in dir
Zangen.
So geschah, daß er Jahr sür Jahr
»kleiner« in das Landbaue- nach Her
bersdors lam.
Niemals war er aber gedruckter ge
wesen als diesmal Und daran hatte
die schöne Nita Röder schuld, der Lieb
ling aller, die sie einmal aus den Brei
tern gesehen· Jn den Künstlertreisen
hatte Peter Brunner sie tennen gelernt
und Hals iiber Raps sich in sie ver
liebt. Vor vierzehn Tage hatte er sse
ausgesucht und sie gebeten, seine Frau
zu werden. Er state zusammen, wenn
er an die Stunde dachte.
»Weder Freundf hatte die schöne
Rita gesagt, »Sie sind ein guter Kerl.
aber was in aller Welt treibt Sie zu
uns Künstlern? Sie sind ja Ihrem
herzen nach so brav, solide, Staate
biirger und Mittelgut-rissen German
siallehrer und Ordnungsstilye —
treuzungliicklich würden Sie werden,
wenn ich Ihnen den Gesallen thäte
und Sie heirathete. Sie brauchen
eine hauisrau. ein liebe-, illchtigei
Möbel —- glauben Sie tnir das nur!
Und wenn Sie jeden von den Künst
lern aus Ehre und Gewissen fragen.
er sagt Ihnen dasselbe. Sie sind viel
zu Irrt siie uni, viel zu brav.'
So wars noch ein ganzes Ende
« Mit-Musik aber Ists blieb
d
Korb. Und Poior Brunner meinte,
die Verzierung wäre das Böseste
daran.
Als Min, die schöne Rim, von der
tüchtigen Hausfrau gesprochen holte,
war ihm Lise eingefallen. Sie wäre
das gewesen, was die Künstlerin ihm
zudiktirt hatte.
Noch war es Zeit, sich aufzuraffen-i
Wenn er diesem Hoch-aufli, der ihns
stets aus falsche Wege trieb. den Heil-I
umdkohte, wenn et sich selbst in bie;
Zügel nahm: Hier ist dein Beruf, hier
leiste was hol’ dir die Lise als doinj
Weib wirs die eilten Träume hinter
dich « wenn er das that?
(
Es gährte gewaltig in ihm, wäh-»
rend er durch die Felder schritt. Er«
wollte dieier Liie beweisen, was er
konnte. Erstens mal, daß er heute ein
Wild heimbrachtr. Das wollt’ er hoch
halfem Was fagft du nun? Und dann
zu ihr sprechen: Da fehen Sie, auch
ein Jäger hin ich! Aber ich weiß, daß
man fich beschränken muß. Jch gebe
zu, daß ich bisher nur Kräfte vergeu
det habe. daß ich in Selbfttäufchung
befangen war. Jch will meine ganze
Kraft von nun an auf meinen Beruf,
auf Erreichbares richten. hilf mir
dazu, Lise!
So wollt er sprechen. Er hatte die
ganze Nacht gesonnen. Es war Zeit,
daß er fieh beschied. Sonft blieb er
wirklich ein Narr.
Aber vorher wollt« er noch was
schießen.
Er suchte die Felder ah. Nicht-.
Jnrmer mißmuthiger ward er. Die
Mittagsstunde rückte näher. Betör
gert ging er endlich quer iibers Feld
auf das Landhaus zu.
Da pliihlich —- wag bog da um die
Schonung?
Ein Zittern fiel ihn an. Infane
. ein . . . zwei .drei.
Der eine lief. O, er kannte dieses
»fpornftreiche Laufen der Fafane gut
Die anderen waren ruhig und pickten
Körner.
Langsani schlich er näher. Allerlei
fieberte durch sein Hirn. Den alten
hahn hatte sogar Direttor Franzis
tus nicht vor die Flinte bekommen.
sSeit drei Jahren war er im Revier
»und hatte sich nach und nach Hennen
herübergeloctt.
Und er . . · Peter Brunner . .
wenn er ihn beiöme!
Seine Hand zitterte. Jeht war sie
ruhig· Der Finger suchte den Abzug.
Donnernd rollte der Schuß.
Da . . . getrossenl Ein Jubelschrei
. . . Die übrigen Fasanen waren im
;Nu in der Schonung verschwunden.
Einer wälzte sich guckend am Boden
Jn wilden Sprüngen fchosz Peter
»Bruriner daraus zu.
Aber als er ihn aufhob. ward er
Purpurroth. »heiliaer Gott« dachte
»er: » . . . das ist ja ein Hohn! Ein
»richti»ae5, harmloseg Haushuhm dass
Igewiß Madame Flohr gehört. Wenn
idas nur nicht heraustomint; wenn
das nur Lise nicht erfährt«
Was soll er thun? Das huhn hier
liegen lassen? Das ging nicht. Da
wird es bald gesunden, und ganz her
bersdors lachte ihn aus-. Vergraben?
Aber woher einen Spaten nehmen?
Und das dauerte jetzt zu lange. Jni
Augenblick wiirde ihn Lise zum Essen,
rufen. Also entschlosz er sich, dass
Hahn in die Tasche-zu packen· um esi
bei nachtschtasender Zeit beiseite ins
schaffen- H
Er war wieder einmal völlig ge i
tniett. s
»Da erscheint der Triumbhator«,!
ries Lise Flohr schon von weitem. «3chs
hab« Jhren Schuß gehört --— wo ists
das Wild?« Sie sasi in der grüneni
Laube. «Sperren Sie sich nicht lange,i
Peter.« s
»Aber nein . . . wirtlich nicht,« stam-(
melte er. l
»Und was haben Sie in die Taschei
gepackt?«
Da gab er sich verloren.
»Ich schiesi nicht mehr. Ich bin zu
turzsichtig. Jch wollt’ einen Iasan
schießen- » · s
Er ließ es geschehen- Mit List bitt
l
Tasche austniipste. Es war ihin als
dürfe er sich nicht wehren. als sei das
Zugang. als müsse er so büßen.
Rp-sp-,.— ’" - . --.«.-.-—.«--—
Sie lachte laut anf. »Ein Iafanf
sagte sie. « . . . Peter, Peini« Und
ernste-: »Wenn Sie doch einsehen
wollten, daß es bei Ihnen immer so
kommt. Rach Fafanen gehen Sie und
ein Suppenhuhn bringen Sie heim.
Die Fahnen sind Ihnen versagt Und
vie Suppenhiihner triegt man richter.
Da braucht man nicht acht Tage lang
’rumzuiaufen und Zeit nnd Pulver zu
vertrödeln.«
Wie ein armer Sünder stand er vor·
ihr.
»Sie haben ganz Recht,« sprach er
nur. Und im stillen dachte er: Meine
Dichterei. mein Privatdozententhum,
meine Künstlernarrheit. die schöne
Rita . . . Faian, Peter Brunnen alles
Fasan
Aber mein Beruf, mein stiller Leh
rerberuf . · . das ift gesund, nahrhaft
Suppenhnhnk Und Liie Flahr
gehört auch dazu·
»Ich will auch von nun an vernünf
tig sein,« sagte er. Mut niiiffen Sie
mir helfen. Wollen Sie dag?"
»Gern," nickte fie.
s I s
Lise Flohe hat ihm wirklich gehol
fen. Sie machte ihn fo vernünftig,
dasz er sie schon ein Jahr darauf hei
rathete. Wollte feine alte Natur wie
der einmal durchbrechen« so sagte
Frau Life Brunner nur: »Petet, mir
scheint, du gehst wieder aus Fasanens
jagd.'«
Denn sie mußte, die Faianen hatte
ihr Mann abgeschworen
—--. Op- —
Die dass ou Iehemastlem
Die Finger einer oder beider hände
zum Zählen zu benutzen, ist im allge
meinen Sache der Kinder oder sehe
wenig gebildeter Leute. Es gibt aber
auch ein Mittel, dieg primitive Ver-:
fahren auf eine höhere Stufe zu heben
und die hond gewissermaßen als
Rechenmafchine zu oeriverthen. Man
tann dann bei einiger Uebung mit de:
größten Einfachheit und Gefamundtg
teit Aufgaben wie 25 mal 25 und thn
liche lösen. Man braucht dabei nur
den einzenen Fingern die Bedeutung
von bestimmten Zahlen zu geben. So
foll jeder Daumen die Zahl t; darstel,
len, jeder Zeigefinaer die Zahl 7, jeder
Mittelfinger s, jeder Ringsinger le,
und jeder kleine Finger lit. Die Fin
ger der einen Hand vertreten den Mul
tiplilandus nnd die Finger der ande
ren den Multiplitator. Man berührt
nun die betreffenden Finger beider
Hände und schließt die darunter be
findlichen. Die Zahl rer geschlosse
nen Finger der einen Hand wird mit
der der geschlossenen Finger der an
deren Hand multiplijirh und so er:
hält man die Einer des Produtte5,
während die Summe der offenen Fin
ger die Zehner ergibt.
Ein Beispiel wird das einfache
Verfahren noch tlarer machen. Ange
nommen, man will 8 mal 8 ausrech
nen· Dazu legt man die beiden Mit
telfinger aneinander und schließt die
je zwei darunter befindlichen, sodaß
man zwei Paar geschlossene und drei
Paar offene hat· Die ersteren erge
ben 2 mal 2 gleich 4 als die Einer, die
leßteren It plus It gleich 6 als die Zeh
ner, man erhält also M. Nun tann
man aber dasselbe Verfahren weiter
fiir schwierigere Rechnungen benuhen,
indem man beispielsweise die Daumen
11 und die anderen Finger nacheinan
der l2, fist, H und 15 bezeichnen lässt.
Diesmal aber miisfen dann die offe
nen statt die geschlossenen Finger muls
tiplijirt und zum Schluß 100 hinzu
gefiigt werden. Will man 14 mal 14
ausrechnen, so nimmt man die Zahl
der offenen Finger jeder Hand als
Prodult also 4 mal 4 gleich 16 fiir
die Einer: dann die Summe der offe
nen Finger, also 4 plus 4 gleich s, fiir
die Zehner. und siigt schließlich 100
bin-fu« was also zusammen die richtige
Zahl 196 ergibt. Aus diesem Wege
tann das Verfahren noch weiter aus
gebeutet werden
«0«
Es ist schwer, zuviel Arbeit zu ha
ben, aber noch schwerer ist ei, nichts
zu thun zu haben.
W
Unsinn-legt
»Nicht wahr, Den Tot-on unser Mo pferl ist ein reizend-o Tiekl Er darf
auch jeden Iaa am mis· essen. · «
»Ob« Frau, red’ nicht is von einem unvernünftige-i Titel Man fast: «Ek
frißt mit tin-l«