Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 17, 1910, Zweiter Theil, Image 18

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    Scis weib, sein Glück
W von Markt Odlmquist
Iestlich ist das hübsche, elegante
Wer erleuaztet, Darm und sonnig
störet trodst das Licht aus den mat
ten Glocken an der Decke und aus den
Seitentischchen brennen stille. ireudige
Kerzen Hohe, grüne Zweige steigen
aus buchiigen Bronzedasen auf und
wirken feierlich und doch heimisch zu
den zartgelden Wänden und den Ma:
hagonimödeln Die Stube ist in eine
erwartungsvolle, besondere Stimmung
getaucht.
Die Thür zum Nebenzimmer steht
ein wenig auf, drinnen dlintt ein klei
ner, siir drei gebraten runder Tisch,
Silber und Kristall lugen aus reichem
Schmuck von Veilchen und dellila
Orchideen hervor, dustigee Grün
rantt sich mit feinen Fingern um das
weiße Damasttuch.
Eine junge Frau tritt herein, sie
schaut nach der kleinen Uhr am Ka
min. geht zum Fenster, schiebt die
Mullgardine ein wenig zurück und
wirft einen zerstreuten Blick aus die
unbelebie Straße hinab. Dann geht
sie unruhig im Zimmer aus und nie-;
der. Es scheint sie ein besonderes Ge- »
fühl zu beherrschen, sie sieht sehr anss
gegriffen, aber freudig erregt aus undi
eiseArt unbewußter Größe und Reises
prägt sich in ihren Zügen aug. Bis
toeilen zuckt sie wie in Angst zusam
men und der Blick der Augen verdun
seit sich.
Da geht die Thitr und der Gotte
kommt herein, ein Mann mit gütigem,
klugem Gesicht, Vierziger, hohe, gute
Gestalt, klar gebauter Kopf, schmale
händr.
-
Er geht auf die Frau zu. Lachean
tiißt er ihre Hand.
»Nun, Liebchen, du hier? Jch suchte
dich in deinem Zimmer. Es ist wohl
schon Zeit, daß ich mich umziehe, Har
land wird bald lommen.«
Die Frau ist noch ein wenig blasser
geworden, geht zwecklos ein paar
Schritte, ordnet mechanisch an den
grünen Zweigen in den Vasen und
Schalen. dann wendet sie sich zu ihrem
Mann.
»Ernst, wenn er nun nicht täme?«
Undesinirbar ist der Ton. Der
Mann hört Angst und Unruhe heraus
und sagt freundlich, aber mit Trauer
im Auge:
»Warum sollte er nicht, wie sollte
et heute fortbleiben, da er besonders
eingeladen ist« das glaubst du doch
selbst nicht. Beunruhige dich nicht-«
Er kann es doch nicht hindern, daß;
bei den lehten Worten eine leise Bit-l
ietleit mitklingt. Aber beherrscht und
vornehm bleibt seine haltung.
Der Frau klopft das herz zum Zer
springen. Sie findet kaum ein Wort,
sie möchte ihm an die Brust fliegen,
utrd kann es doch nicht, sie möchte ihm
zujubeln, und fühlt sich gebannt.
«Ernst, wäre es dir denn lieber, er
käme nicht?«
Sie schämt sich fast dieser totett er
fcheisenkn Frage. die so banal klingt,
so wenig passend zu dem wilden herz
schlag in ihnen beiden.
ihDer Mann wendet sich schnell zu(
r.
»Verz, warum darüber reden. Du
weißt, ich bin am liebsten mit dir
allein, aber ich gönne dir auch oon
Versen Harlands interessante Unter
haltung. Du weißt ja so genau, wie
ei in mir aussieht, habe ich dich doch
vielleicht allzu tiefe Blicke in mein
Jnneres thun lassen. Warum also
Worte?«
Gequältheit und Unbehagen warfent
einen Schleier über die freundlichei
Stimmung, die den Raum erfüllt und
die in den beiden Menschen vielleicht
erst mühsam erkämpft wurde· .
.Etnst,« —- es klingt so fest, so son
derbar, daß der Mann dicht zu der
Frau tritt — ,,,Ernft harland wird
nicht iomrnenf
»Er kommt nicht? Wieso, hat er
denn abgeschriebeni«
»Er hat nicht abgeschrieben, ich habe
ihm geschrieben, er möchte nicht kom
sein«
Moor abgerissen, drängen sich
die Worte hervor.
UnwiMrlich hat der Mann die
band des jungen Weibes ergriffen, et
sieht vor ihr und sieht ihr fast Schem
loi in die Augen.
»Lieb, —- sag’, wie konntest du, s—
heute, da er meinen Namenstag mit
uns feiern sollte —!?«
»Das soll et eben nicht! Aber es ist
dir wohl unangenehm, du denkst
ja nur get ihn — -—«
Sie lang die dummen, trotzigen
Worte nicht zurückhalten, trotzdem sie
dabei Eber sich ielbst ertöthet, und sie
murmelt: »Verzeih, Ernst« —- —
Ek aber reist sie an sich:
»Mit nich nicht, hörst du, mat
tere mich IM, —- Ivie kannst du so
frage-, fak, —- rede zu mir, —- wa
tus —- —?«
Unglaulmy bange Angst und zag
« hste Jst-de kämper in ihm. Fest
« W er U- sM Gestalt dek Gat
« " ti- im N der Zitieknden die brau
., sucht-M M
- Inn-M —Lieh, komm. —- tptnm zu
«
. Oktr- «
’ «Iksß, —- ich schrieb -- —- tt fdcte
ais los-In. — überhan nicht
Mhtx — Ernst. «- wir wollen ver
reisery —- dnld, — gleich. —- dtt wos
tesi ei doch gern, —- lsß nie- zusam
t nien fortgehen, wohin du willst, —- —»
streuen — rag- uichei — — s
! Wortlos halten sich die Beiden um
! schlangen.
Jeyt gibt es leine Worte. Was da
in ihnen Beiden stürmt, sich löst, zu
einander brandet, aussubeln möchte
und doch von schweren Kämpsen nach
zittert, das ist nicht in Worte zu fas
sen, nur Herz schlägt an Herz, Hand
preßt sich in Hand.
Die vergangene dunkle Zeit. die sich
jetzt in ihrer ganzen furchtbaren
Wucht und Unertriiglichleit so recht
offenbart, soll nun versintens Gliich
helle Freude und ungedemmtes Ver
steden soll wieder einziehen, — o, wie
sonnengolden liegt das Leben vor ib
nen! —
Aber der Mann weiß, wie die Seele
seines Weibes erschüttert sein muß.
wie das Ringen sie ausgewählt hat bis
zum Grund. Das war iein tiindeln
des Spiel gewesen -«- wie weiß er’5
vom eigenen Erleben — hat er doch ost
geglaubt, es nicht überstehen zu tön
nen· wenn er sah, daß sein Weib, sein
Alles sich in Banden schlagen ließ, de
nen sie sich lau-n entwinden konnte,
vielleicht es nicht wollte! Alles war
nur wie ein Hauch, nicht greisbar,
nicht in Worte zu sassen, nicht enit
Namen zu nennen, aber schienen nicht
ihre Wangen rasiger zu gliihen. wenn
— er — der andere, da war? Und
ihre Augen blickten nicht spri, wenn
die schwarzen Männeraugen redeten
und sich ihr ergeben und beherrschend
enrgegenneigren. Ver øan war im
mer unantastbar, tadellos, ob aus
Vorsicht, ob aus Ritterlichkeit, s— oh
aus Reinheit? —— — aber der Gatte
empfand es brennend, als entglitte
ihm leise, leise die Seele seines Wei
bes. Die Liebe stihlt die feinfke
Schwingung. wenn der Geift au
tausendmal nein ruft. Als die Ang
um sein kostbares, einziges Gut ihn
packte, — bat er fie· mit ihm zu rei
sen, aber sie, die sonst nur ihn im
Sinn und Fühlen hatte, mochte nicht
fort, war gequält und wechselnd in der
Stimmung gewesen, hatte nicht. wie
sonst, die ftiirmisch-warme Art ihrer
kindlichen Weils-natur ihm zuftrömen
lassen.
Aber nie hätte er ein Wort zu ihr
sagen können von den Qualen, der
Angst, die ihn durchbebten um sie, um
fein heißgeliebtes Weib. Denn frei
sollte sie sein, frei sein eigen fein, frei
handeln. Binden würde er kein Weib
an sich, das fich nicht freien herzens
in feine Arme schmiegte. Und sie
sollte nicht oerkleinert werden durch
Gebote oder Bitten von ihm; tämpste
sie, litt fie, mußte sie aus eigenem
Ringen zu ihm kommen —- —- oder
—- von ihm gehen. Sie war groß,
vornehm, er hatte ihr vertraut. Aber
grenzenlos schwer war es oft gewesen.
Und nun, heute!? Er kann nicht hin-:
dern, daß heiße Tropfen in feine Au
gen treten, als er nun seines Weibes
hände küßt. Sie klammert fich an
ihn, drückt den Kopf an seine Brust,
fchluchzt, weint, lacht und kiiszt wie
scheu seine Stirn. Sie murmelt:
»Verzeih —- — ——«
nNiemals dies Wort, Lieb — —.«
Tiefernft hält er sie umschlungen, die
Seine, ganz die Seine, sein Weib,
sein Glück.
Ver ViphteriefalL
Humoreste von M a r k T w a i n.
Herr McWilliams erzählte:
Also wie ich Ihnen schon sagte,
herrschte damals eine Diphtherie-Epis
demie in der Stadt, die allen Miit
tern eine heillose Angst einjagte. Jch
rief meiner Frau zu, aus unser klei
nes Töchterchen weisend:
»Mein Schatz, ich ließe an Deiner
Stelle Eise nicht an dem Holz tauen."
»Aber Männchen, das kann doch
nichts schaden,« rief sie zurück, im Be
Igrisf das Stäbchen wegzunehmen;
doch nicht ohne zu widersprechen, was
Frauen, zumal verheirathete, eben
nicht lassen können.
»Liebste,« entgegnete ich, «Fichten
holz ist nachgewiesener Maßen für
Kinder das wenigst nahrhaste hvlz.«
Da zog meine tFrau ihre hand wie
der zurück. Schmollend sagte sie:
»Du sprichst gegen Deine net-erzeu
gung. Du weißt, daß nach Ansicht
aller Doktoren das Terpentin des«
Jichtenholzec für Utickenschtviiche und
Nieren sehr gesund ist« »
»Ich so, verzeih-. Ich wußte nicht,
daß Eises Mitten und Nieren nicht in
Ordnung sind, und daß der Danner
angerathes hat« —
»Wer sagt den-L das unseres Kin
des M und Nieren nicht in Ord
ma HIW .
»Aber Schae. Da deutetestee doch
soeben aus«
»Nichts habe ich assdeutet.«
»Mein Liebling, we zdei Stunden
sM Du —«
»Unsimt. Gleichhieh was ich sagte,
jede-falls schadet ei Stichen nichts,
W es an dem holst laut. Sie sakl
es M sind seettgk
—
«Aber ich bitte Dich. Natürlich
Deine Grunde haben mich ödergeugt
Satori werde ich einige Kloster W
IiMlzei bestellen. Meine Kinder
sollen nichts entbehren, so lange ich-"
»Es ist Zeit. daß Du is- Bureau
Miit —- Nicht die harmlosesie Bemer
tung tann man machen, ohne daß Du
dariiber riisonnirst und sie einem im
Munde herumdrehft. Du sprichst und
sprichst, bis Du selbst nicht mehr
weißt, was Du redest. Und das weißt
Du überhaupt nie.«
»Du sollst recht haben. Jedoch in
Deiner legten Bemerkung war ein
Mangel an Logik, der" —-—
Meine Frau war mit sammt dem
Kinde fort. — Am Abend aber tam
sie ichneebleich im Gesicht mir entgegen
gestürzt.
»O Mortimer!« rief sie, »der tleine
Junge unseres Nachbars iit trank.«
»Diphtherie?« srug ich
»Didhtherie.«
«Hofsnungslos?«
»Ja, er wird sterben.««
Wenige Minuten später brachte das
Kindermädchen Elschen ins Zimmer-,
damit das Kind bete und den Gute
nachttuß empsange. Mitten im Ge
betchen hustete Elschen ein wenig.
Meine Frau sant, wie von einem
Schlage getroffen, zurück. Aber so
gleich sprang sie wieder aus, um math
doll anzutiiinpsen gegen die Krankheit.
Sie befahl, des Kindes Wiege aus
der Kinderstube in unser Schlamm
mer zu bringen, und ging selbst, unt
den Befehl ausführen zu sehen. Mich
nahm sie natürlich mit. Wir brach
ten schnell allei in Ordnung. Ein
Bett siir das Kindermädchen wurde im »
Antleidegimmer meiner Frau ausge-;
schlagen. Aber nun siel dieser ein. daßs
wir nun von unserer Jüngsten zu weit;
entfernt wären. Wenn diese auchs
wankend ver pracht ounen jouies -—
Die Aermste erblaßte abermals.
Also brachten wir die Wiege und
das Mädchen wieder in vie Kinder
stube zurück und schlugen für uns
selbsi ein Bett im Nebenzimmer auf.
Plöglich sagte aber meine Frau:
»Wenn nun Eise die Kleine anfteckt?«
Dieser Gedanke jagte ihr neuen Schre
cken ein, und wir alle mit einander
konnten die Wiege fast nicht schnell
genug aus dem Kinderzimmer wieder
wegschaffen.
Wir begaben uns sodann in den uns
teren Stock; aber da war tein Raum
siir die Warterin, deren Erfahrung.
wie meine Frau sagte, von unschägbw
rem Werthe seien. So tehrten wir
denn mit Sack und Pack wieder in
unser eigenes Schlafzimmer zurück,
froh, wie fturrngepeitschte Vögel. die
ibr Nest wiedergefunden haben. Meine
Frau eilte in’s Kinderzimmer, um
nach dern Rechten zu sehen. Sofort
kam fre, von neuem erschreckt, zurück
und sagte: »Warum schläft Märchen
nur so fest?"
»Sie schläft doch immer wie ein
Bär.«
»Gewiß, aber heute ist es so sonder
bar. Sie athrnet so —- so —- so re
gelmiisjig.«
»Aber das tbut sie doch stets-,
Liebste."
»Ja. ja, ich weiß· —- Dae Mädchen
soll bei ihr bleiben und gut Acht ge
ben."
»Das ist ein guter Gedanke; doch
wer wird Dir zur Hand gehen?«
»Du kannst ja das eine oder andere
machen. Jm großen Ganzen muß ich
ja doch alles selber thun.« ·
Jm Schlaf hustete Clse zwei Mal.
»We- bleibt nur der Doktor?«
Mortirner, das Zimmer ist viel zu
warm. Stelle die Heizung ab.«
Jch that ei, obwohl ich nicht einse
ben konnte, daß eine Temperatur von
15 Grad zu warm war siir ein tran
kes Kind. —- Ils der Kutscher zurück
kam, der den Doktor boten sollte, mel:
dete er, unser hauöarzt liege unwobli
im Bett und könne nicht kommen. I
»Das Schicksal will es. Nie wari
der Doktor krant. Und nun beuteLs
Mortirner, wir haben nicht immer soi
gelebt, wie wir sollten. Wie oft sagteJ
ich Dies schon. Nun ist die Straer
da. Glich-m unser armes Kind wird
sterben. Preise Gott, wenn Du Dir
keine Schuld beizumessen brauchst, ich
werde mir nie vergeben tönnen «
hat der Doktor keine Medizin ge
schickt,« srug sie nach einer kurzen
Pause
«Ratiirlich. Aber ich wollte Dich
nicht in Deiner Predigt fide-I
«Oieb schnell ber. Jeder Augen
blick ist kostbar. — Uber, was soll die
Kinn da Elle doch nicht zu retten
»Wo Leben ist« ist auch hoffnung,«
warf ich ein.
«hoffnung. Moeiimer, Du weißt
» nicht« was Du set-est —- Rimtn schnell
!——— was lese ich, alle halbe Stunde ein
Ficke-wißt — ais ob uns eine Ewig
keit zur Verfügung stände. Beeile
i Dich Mokiimet, gieb dem Kinde einen
Eßlöifel voll.«
»Nimm nicht am Ende ein Eßw
s fei —«
»Aber fo mach doch. — So, mein
Liebling, mein hetzblati. Schöne
gute-Medizin für mein braves Kind.
Sp, lege Dein Köpfchen an mich und
schlafe schnell ein. —- Jch weiß. sie
Dird den Morgen nicht erleben. —
Ille halbe Stunde ein EßlssseL —
Cek hole schnell aus dein Schritt
chen seitab-nach die wird ihr gut
thun. —- ——— Ochs Du verstehst davon
nicht«
Alsdann gingen wir zu Bett. Von
der Aufregung und den Umzugslkarlseii
ten müde, schlief ich bald ein; aber
schon weate mich eine Frage meiner
Frau.
»Motiimer, ist die Heizung zuk«
»Ja,« brummte ich.
«Dachte ich mirs doch,« ries meine
Frau. »Schneil össne sie. Es ist talt
hier."
Jch drehte die Oeizung wieder aus,
legte mich hin und ichliei, bis ich die
Frage vernahm:
»Wi- mag das Gänesett sein? Klin
gele doch bitte, Mortimer.«
Jch liingelte nicht erst, da es doch
teinen Zweit gehabt hätte, sondern
f ging sogleich in die Küche, wo ich nach
I
f
einigen mehr und weniger schmerz
haften Zusammenstößen mit Einrich
tungegegenstiinden das Gewänichte
sand. —
Wieder schlies ich ein und wieder
»wectte mich meine Frau.
L .«3ei nicht angehalten über die Stö
Trung Aber es ist noch zu talt, um
»das Kind einzureiben. Mache doch
;bitte etwas Feuer. Brauchst es nur
. anzuzünden.«
Ich schleppte mich zum Kamin und
zündete das Fauer an. Dann letzte
ich mich müde und traurig daneben.
»Aber sitz doch nicht da, Mortimer.
Du ertiiitest Dich. Gehe in’s Bett-—
Gieb Eise erst noch einmal Medizin«
Oe war eine Medizin. die ein Kind
beträchtlich ermuntert. Meine Frau
nahte diese Schiaspauie. umklse aus
zuziehen und mit dem Gönsetett ein-«
zureiben Jch ichlies wieder ein: doch»
abermals nur fiir wenige Minuten. «
»Mortimer, ich merle Zug. Bei der;
Krantheit schadet nichts ia sehr wie’
gerade Zug. Bitte, riicte doch die
Wiege an das Feuer.«
»sp- « k,(,.!
Das llstll tm uno man-Irre wuc
rnit dem Teppichlliuser den ich ins
Feuer stieß. Meine Frau sprang auo
dein Bett und rettete ihn wobei es zu I
einem tleinen Worttvechsel tam Einl
Weilchen hieraus schlies ich wieder j
stand dann aus Wunsch aus und berei
tete einen Leinsamen Umschlag, der
aus des Kindes Brust gelegt wurde.
Ein Holzseuer ist nichts dauerndes.
Alle 20 Minuten mußte ich ausstehen,
um neues holz auszulegen was mei
ner Frau zu ihrer großen Befriedi
gung Gelegenheit gab die Zeit zwi
schen dem Eingehen der Medizin um
10 Minuten zu verkürzen Jn Zwi-·
schenriiurnen erneuerte ich die Um
schlage und legte Sens, und andere
Pslaster dorthin, wo noch leere — Stel
len an dem Kinde waren. Gegen
Morgen war das Brenndolz zu Ende,
und meine Frau wünschte, daß ich in
den Keller ginge und welches hole.
Jch entgegnete, das sei doch eine gar
zu mühselige Arbeit; dem Kind müsse
nachgerade warm genug sein in den
verschiedenen hüllen
Könnten wir nicht noch einige Um
schlage auslegen und
Der Sag tam nicht zu Ende da ichj
unterbrochen wurde. Nun trug ich«
eine Zeit lang Holz von unten heraus, !
wars mich dann in o Bett und sing an!
zu schnarchen, wie nur ein Mensch
schnarchen tann der völlig entträstet,J
und dessen Seele ermattet ist Die;
Sonne schien schon hell in das Inn-z
mer, als ich mich an der Schulter ges ?
packt siihlte. — Meine Frau dliettes
starr aus mich und rang nach Athem.j
Als sie endlich sprechen lonnte, ries sie: ;
»Es ist alles oorveit Alles oorbeitz
Das Kind schwitztl Was ist da zu;
thun?« I
»himmel, wie Du mich erschreckt;
hast! Jch weiß doch auch nicht, was
loir thun sollen Vielleicht toenn wie
das Fett wieder abwaschen und Else
in Zug stellen.« -———
»Du Dummtops2 Wir haben keine.
Minute zu verlieren! Eile zum Dottor
Hund bringe ihn todt oder lebendig
; hierher.«
JO öklklc Ucll Ullllcll lccllllcll Dlsall
»aus dem Bett und brachte ihn. Er
l sah die Kleine an nnd sagte, sie werde
;nicht sterben. Mir war das eine
’Freude« aber meine Frau wurde so
böse darüber, als habe er sie beleidigt.
Er sagte weiter, der Hirsten wäre
durch irgend einen Fremdtörper oder
sontt einen Reiz in der Kehle verur
sacht. Da war meine Frau nahe da
ran. ihm die Thüre zu weisen. Dann
gab der Doktor Else etwas ein. was
einen tüchtigen hustenansall hervor
ries, und sogleich tarnen ein paar
holzsplitter zum Vorschein.
»Das Kind hat teine Diphtherie,«
sagte der Doktor, «es hat wahrschein
lich ein bischen Fichtenholz oder der
gleichen getaut und sa sind ihr einige
Splitterchen im halse geblieben. Sie
werden weiter nichts schaden«
,Sicher nicht,« wars ich ein« »Im
GegentheiL das Terpentin des Fich
tenhotzei ist sehr gut gegen einige Kin
dertranlheiten. Meine Frau lann
Ihnen darüber mehr sagen.«
Sie sagte aber nichts, sondern ber
ließ entrüstet das Zimmer. Seit die
ser Zeit nun giebt es eine Episode
aus unfeeein chelebem auf die nie
Anspielungen gemacht werden«
Wie-te M Lasset-am
eate is altes satte-.
Mr Unterfeeboote sind durchaus
nicht eines so neuen Dinqu wie man
wohl anzunehmen geneigt ift. Schon
Aristoteles spricht von einem zu feiner
Zeit von Tauchern gebrauchten Appa
rate, der fie mit Luft verforgte, wenn
sie sich unter der Oberfläche befanden.
Alex-ander der Große soll in feinen
- Dienst Männer gehabt haben, die mit
Hilfe von Apparaten auf dem Mee
resboden gehen tonnten. Auch Pli
,nius erzählt von einem Taucherapva
lrate. Der lenntniß- und erfindungts
reiche Franzistiinermiinch Roger Ba
ron bezieht ficb um 1270 auf Taucher
mit Luftriihren. Claus Manna-, Bi
schof von Upfaln, erzählt von Seeräu
Fern. die aus Leder gebar-te Schiffe
gebraucht hätten, mit denen sie nach
Belieben aus und unter dem Wasser
gehen tonnten, aund dädurch bohren
sie grofze Löcher in vorheitommende
» Kanffahrteilchiffe«. i
s Vor dem Kaiser Karl Y. soll 1538!
- in Ioledo mit einer Iancherglocke oderi
Teiner ähnlichen Erfindung experimenss
tirt worden fein. Aue dem Jahrel
1579 gibt es eine vollständige Be-«
E ichreibnng eines unterfeeifchen Bootes,
das von dem Engländer William
Bourne erfunden worden. Sie he
ginnt mit dem Sake: »Es ist möglich.
ein Schiff oder Boot zu bauen va
unter Wasser bis auf den Grund ge
hen nud nach Belieben wieder nach
oben tommen tann.« Das Boot sollte
drei Decke oder horizontale Ahtheilun
gen haben: va-· obere nnd untere wus
lerdicht, und das mittlere mit Löcher-i
durch-bohrt und mit zwei Längsfchot
ten verfehenx wurden die lesteren nachg
innen gezogen. so ließen sse Waffer
hinein, fo daß das Deplaeenient ver
ringert wurde, und ivenn sie hart ge
gen die durchlöcherten Seiten geftoßen
wurden. drängten sie das- Waffer hin
rtue und vergrößerten wieder das
Deplacernent des Schiffes-. Im Jahre
1610 machte der Hollänber Cornelius
Drebbel in der Ihemie erfolgreiche
Versuche rnit einem Verfahren zur
Wiedersöttigung der schlechten Luft
mit Sauerftoff. Durch einen aus dem
Jahre 10326 datirten Auftrag wurden
Fauchen Wasserrninen. Wasserpetarden
und Boote, die unter Wasser geben,
beftellt. und später bestellte der herzog
von Buttingbam »Bist) gefchrniedete
Eifentäften mit Feuerwert, 50 Waf
sercninen, 290 Wasserpetarben und
zwei Boote, unter Wasser zu führen.
fiir den Dienft Sr. Majeftät, mit ver
Flotte zu geben«.
Sprüche see Lesenitsetshett
handeln, das ist die Sache. Was
hilft uns das bloße Wissens
O I O
Alle Kraft des Menschen wird er
worben durch Kampf mit sich selbst
und durch Uebertvindung seiner selbst.
O I I
Nur im Streite tann vie Wihrbeit
qedeibem
II sf O
Notbsrvendia ist es nicht« durch die
herrschenden Sitten mitverdorien zu
werden
i- VI «
Es qibt teine unbieafameeen und
bärteren Menschen. als die immer mit
Betrachtung ihre-«- Ungliieto beschäftigt
sind.
I I O
Die Probe eines Genusses- ift feine
Erinnert-ag·
I i O
hartes Urtheil ift faft immer ein
Zeichen einej Charatters, der sich
nicht tennt und deshalb für besser hält,
als er ift.
z s- e- i
» Einfeitigteii ift die Klippe, an der
gerade die Stärtften zerfchellem
neit. «
Paulinchen tan ihrem zehnten Ge
burtstage): «Du, Mann, wie alt muß
ich denn fein, batnit ich auch in Ohn
macht fallen barf?«
serv-staut
Fräulein: «Ztoanzig Offerten sind
auf meine heiratbiannonee eingetau
fen; davon habe ich zehn beantwortet.
Mit vieren von den herren babe ich
ein Verhältnis angefangen. mit zweien
war ich verlobt und teiner bat mich
gebeiratbet.«
f OO
»Wie vielnsal«have ich du- Ichms ge
faFy du sollst dtk zum Aussdmiu keinen
di it mitgeben lasse-Il«
»Ur-»dem Dexk Lberleummit, das ist
kein Auf. da- t« Imman hat ver
Kaufmann qefaqtl«
, sp Zle wehren-.
Der alte Baumann siihrte tros sei
Im 70 Jahre ein strenges Regiment
l
aus seinem Dose.
Ein stattlicher, großer Etbhos war-'s
und es mochten wohl an die zwanzig
Jahre her sein. daß der Alte nicht
mehr von seinem hose heruntergehen
men war.
Früher ja, da aing er aus die Jagd,
war loohl auch hie und da einmal nach
samt-arg oder Hannooer hinüberges
fahren, böse Zungen behaupten sogar,
daß seine selige Alte zu ihrer Eifer
sucht recht viel Ursache gehabt habe-—
jedenfalls-, heut ist er zatm geworden.
und niemand bringt ihn noch einmal
aus die Eisenbahn·
Seine drei slotten Jungen hatten
höllischen Respekt vor dem Allen,
Pumpversuche prallten an ihm ab.
das holten sie zur Genüge ersahren,
und fiir'«e Schulden-nackten hatte er
gar kein Verständniß und verstand
auch nicht den kleinsten Spaß.
Einmal war ihm der Assessor mit
Schulden gekommen. Der Alte hatte
seine buschigen Augenbrauen zusam
mengezogen und ihm die Leviten gele
sen, daß er noch oft Nachts davon ge
träumt hatte,
Da tum der Jüngste« der Leutnant,
einmal aus seinem Jägerregiment nach
Hause. Der Aelteste, der Erbe des ho
ses, ver Landwirth, und ver Alte
saßen Abends in dem großer-. behag
lichen Jagdzimmer und hörten zu,
lvas das Resihiitchen alles siir Reuig
teiten aus der Welt zu erzählen wußte.
lind er erzählte von diesem und je
nem und von dem- bequemen Reisen
heutzutage, von dem D-3uge, in oenl
er immer nach Hause kommt. wo ei
sich so aut darin fährt, wo lnan im
Speisen-agen, wie im Restaurant he
quem sitzend. liebliche Gegenden an sich
vorübergehen läßt und sich gütlich thut
an Speise und Trant und skatspielend
sein Ziel erreicht, ohne zu wissen wie.
Der Alte horchte aus. Das gesiel
ihm, das hätte er aern mal gesehen.
Rothsoom Eigarren und schöne
Frauen, die drei verachtete er noch
J·
lange nicht« »Komm doch mal nur
nach hannoder, Vaterl« rief er und
blinzelte dein Bruder oerfchmist zu.
Der oerftand a tempo unsd beide be
arbeiteten den Alten io lange, bis bei
ihm schließlich alle Bedenken schwan
den und er feine Zufage gab, am an
deren Morgen mit dem fahrenden Re
ftaurant nach hannoder zu fahren.
Die Jungen freuten sich, wie die
Schneelönige, denn wenn der Alte ein
bißchen zuviel getrunten hatte --— da
war der rechte Moment, unt ihin ein
bißchen was adzutniipfen Und daß
diese Voraussetzung eintraf, dafür
würden sie fchon forgen.
Andern Tages wurden die Pferde
vor die Karosse gespannt. Papa Bau
in.tnn holte feine Staatsjoppe aus dein
Schrant und zog die gelben Ledergu
inafchen an —- forfch fah er aus —
und wohlgelaunt fuhren Vater und
Söhne durch die Heide bis sur näch
sten Bahnftation, bis Lehrte. wo der
Zug Berlin——P-aris durrhiani.
Der Alte wollte fofort in den Tite
itaurantiviiaen steigen und war höchst
unwillig und aufgeregt. Und daf- er
erst im Couvee feinen Plan haben
mußte, und daß er iir diesen seinen
bezahlten Platz auch noch eine Plan
tarte laufen niiiffe, das ging ihm vol
lends nicht in feinen harten Schädel.
Er fchirnpfte despettirlich wie ein
Heide.
Endlich war eå fa weit, von beiden
Söhnen forglich gehütet, erreichte er
endlich das Ziel feiner Wünfehksden
Speifewagen Die drei Hinengeftals
ten füllten den ganzen engen Raum.
Der eine nahm dem Vater sorglich
den dicken Mantel ab, der andere fehsb
einen Stuhl zurecht »s— da hutchte ein
fpijttifkhet Lächeln itber des Alten Ge
sicht: Da war ja die Klingel fiir den
Kellnen gest-' über ihm! Das war ja
ganz einfach, die Jungen düntten fich
doch gar zu überlegen; er wollte ihnen
fehon zeigen, daß er sich noeh zurecht
fand auch in der Welt —dainit reette
er feinen Arm in die Höhe und zog —
-· die Nothleinr.
Ein fehriller Pfiff, und mit einein
gewaltigen Nun ftand der Zug. Schaff
ner liefen hin und her, alles schrie und
fragte durcheinander —- —— — und der
alte Baumann mußte 100 Mart be
zahlen.
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Wie konnte er den t!einen, erbärm
lichen Knopf am Fenster denn sitr eine
Minget hatten? So was gab es aus
Eiern heidehof in der Lüneburger beide
nicht.
Aus dem Pumpverfuch ist nichts ge
worden, der Leutnant kam für lange
Zeit nicht heim, und wenn der Alte
jetzt Abends aus seiner Diele si0t, vor
sich den zinnernen Weintrug, sdie
Pseise im Munde und die Karten in
; der hanv —- dann schlägt er zuweilen
niit der Faust aus den Tisch und
T schimpft und stucht auf die neumodii
sche, verrückte Welt, daß es weithin
über die stille Heide dröhnt und die
äsenden Reise erschreckt in den Wasp
flüchten.