Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 03, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    -.- »Mä- -- «
Der Liebe Mehlthaiu
humoreste von Alois Ulreich.
Der Böcermeistrr Kramer hatte fei
nen Berlnufiiladen sehr vortheilhait
Mich-reitst Seit einigen Wochen han
tirte nämlich eine junge Frau darin
nen, die sich zwilchen den Kuchen und
Semmeln sehr appetitlich ausnahm.
Es entstand eine förmliche hausse in
den Erzeugnissen aus Milch und Mehl
und Butter, seit diese Frau im Ge
schäfte war. Mit viel Vergnügen stell
te Bäckermeifter Kramer diesen Er
folg fest. Weit weniger Vergnügen
bereitete es aber diesem ausgezeichne
ten Mitbiirger, als er die Wahrneh
mung machte, daß es Leute giebt, die
ein Interesse fiir Haselnußtuchen heu
cheln, wie etwa jener junge Mann,
der täglich zweimal im Kramer’schen
Geschäfte erschien und unter »dem Vor
tvnnde, ein besonderer Freund von
Dafelnußtuchen zu sein, der hübschen
Frau Agathe allerlei Schmeicheleien
sagte. die sie nicht intereisirten. Als
sie bemerkte, daß die Aufmerksamkei
teu des eleganten, jungen Mannes
weniger den Kuchen und mehr ihr
gelten, verwandelte sich ihre anfäng
liche Freundlichkeit in eine gemessene
Zurückhaltung die aber Herrn Ar
thur nicht weiter ahschreckte, da er ein
berufsmäßiger Crit-derer war, der die
viele freie Zeit, die ihm seine Anstel
lung im Ministerium ließ, zu Liebes
nbenteuern verwendete. Frau Aga
the -teschloß, dem jungen Mann zu
nächst in aller höflichteit ihrenStanh
punslt llar zu machen.
«Sie essen lo gern Hoselnusiluchen«,
sagte sie eines Tages zu ihm,
sei-v «
's
»Ur-thi- O, nennen Sie mich
einfach Arthur!«
Frau Agathe überhörte diesen An
ruf und fuhr zu sprechen fort: »Wenn
Sie eine solche Leidenschaft für dasel
nußluchen haben, dann sollten Sie hin
iibser zu unserem Konkurrenten gehen,
der macht die Kuchen oiol besser und
feiner als wir . . . .«
»Aber, schöne Frau, wer sagt denn,
das-, ich wegen der Kuchen komme? Ha
lsen Sie noch nicht gemerkt, daf; ich
nur zu Jhnen lomme....?«
Frau Agathe danlte selir gemessen
fiir diese fragiviirdige Auszeichnung.
»Ich habe aber einen sle eifersuch
tigen Mann!" sagte sie warnend
»Quiilt er Sie?« fragte Arthur
theilnahrnsvolL
»Er kann unangenehm werden....
Jch glaube- er wäre im Stande, mit
einem Verehrer grob zu werden. Das
tpiire deshalb besonders schrecklich,
ereil mein Mann Mitglied eines Ath
letenoereines ist....«
»Für Sie ist mir teine Gefahr zu
groß«· retk,euerte der junge Mann.
»Dann hat er schon mehrere Preise
im Wettdoren belo:nmen«, warnte
nochmals die hübsche Böckermeisterim
Da Herr Arthnr auch diese Mah
nung in den'Wind schlug und an den
nächsten Tagen mit großer Piinttficlp
leit erschien, um wieder allerlei schöne
Komplimente los zu werden, berieth
Frau Agathe mit ihrem Manne, wie
sie den unangenehmen Kunden los
werden könnte· Sie legte sich einen
sehr Los-haften Rache- und Vertrei
bungsplan zurecht, fiir dessen Aus
führung ein besonderer Tag bestimmt
k(
wurde. Bis dahin ueg jytcu nun-ne
die unerwiinschten Artigteiten gedul
dig über sich ergehen sind befchräntte
sich nur auf vielsache Hinweiie aus die
Eifersucht ihres Gatten, die sie immer
schrecklicher schilderte, indem sie läg
lich neue Grausamkeiten ersann, die
ihr Mann Demjenigen zufügen mür
de, den er in Verdacht habe, daß er
sein eheliches Gliick stören wolle...
»Herr Artihur war siir diese gut ges
meinten Warnungen taub. So lam
der Tag des Schreckens. .
Arthur hatte wie immer seinen Ha
selnußluchen getaust, den er im Laden
stehend verzehrtej um diese Gelezens
heit zu allerlei Huldigungen zu be
nuyen. Heute war ihm nun allerdings
schonetwas bange geworden, denn der
Bäckerrneister Art-mer sivar in den leh
ten Tagen mit unheimlichen Blicken in
»dem Laden herumgeschlichen« die nichts
Gutes bedeutetem Fast bereute Ar
thnr, sich aus dieses Abenteuer einge
lassen zu haben.
»Ich lönnte heute nicht so ruhig
Kuchen essen!« sagte die schöne Bäcker
meissterin zu dem verliebten Jüngling.
»Mein Mann ahnt schon etwas. Wis
sen Sie, was er heute gesagt hast«
Arthur rasste seine Kräfte aus, um
zu lächeln.
»Nun, was hat er denn so Entsetz
liches gesagt?«
»Ein» ist zu viel am Leben hat er
gesagt. Einer ist zu viel: Jch oder er
. . . . Gerade so hat er gesagt!«
Ein leises Grauen lies iiber den Nii
cken Arthur’ö und er suchte nach einem
Argument, um laen Feldzng seiner
Verliebtheit möglichst rasch zu beendi
gen, ehe sich noch die Gefahr mehrte.
Aber die Bäckermeisterin ließ ihn heute
nicht los. Sie wußte noch allerlei
tiirchtetliche Aus-spräche. die ihr Mann
in den letten vierundzwanzig Stun
sen angeblich gemacht, bis tie in einein
,--E-- - .-—..-.--— ---.--. ««-,-,—
bestimmten Augenblick den letzten
Trumps ausspielte, indem sie seufzte:
»Es wäre schrecklich, wenn mein Mann
seht dahertiirne nnd Sie hier sähe,
denn er ist heute einen Revoloer tau
sen gegangen.« «
»Einn! Revolver«, hauchte Arthur
nicht mehr so ganz muthig wie bisher-,
wobei ihn ein recht deutlicheå Zittern
bestel.
»Jawohl. einen Revolver«, wieder
holte Frau Agathe bestätigend·
Nun gab es für Arthur nur einen
Gedantem möglichst bald das Freie
zu gewinnen.
Plötzlich stieß die Bäckermeisterin
einen sanften Schrei aus. »Sie tön
nen nicht mehr fortl« ries sie, »denn
dort kommt schon mein Mann. Sehen
Sie ihn nicht?«
Allerdings sah ihn Aether wobei
seine tapfere Männlichteit auch sofort
in Verlust gerieth. Er bat slehentlich
Frau Agathe, ihn doch zu retten.
»Sie miissen sich verbergen!«
»Aber wo?« stöhnte Arthur.
»Es bleibt nichts übrig, als daß Sie
in diesen Sack triechen«, erklärte die
Bäckermeisterin -
Ein Blick nach der Thür, in deren
Nähe der grimmige Gegner bereits
sichtbar wurde, veranlaßte Arthur, den
peiniichen Vorschlag anzunehmen und
gleich auszuführen fEr liest sich Den
leeren Sack iiber den Kopf ziehen,
duclte sich nieder-, drückte sich an die
Wand und wartete der Dinge, »die
nun kommen würden.
Der Bäckermeister lam gleich darauf
herein, rurnorte fürchterlich, redete vom
Toldtschieszen und anderen unangeneh
men Sachen, stieß ganz entsetzliche
Drohungen aus und besänftisgte sich
erst, als einige Augenblicke später ein
Knecht eintrat und ertliirte, das-, er
gekommen sei, die Mehtsiicke abzuha
len.
»Dort stehen Sie«, sagte der Bäcker
tneister und wies in »die Richtung jun!
Magazin, wo Arthur neben den Mehl
iäcten in seiner weißen Hülle zitternd
stand· Jetzt mußte sein Geheimnis-,
auftommen. Der Knecht trug zunächst
die beiden nebenstehenden Säcke bin
aus. Schon glaubte sich der junge
Mann aerettet Alter da tarn der
Knecht abermals, ergriff denSack, dei
sen kostbaren Inhalt Arthur aus
machte, faßte ibn in der Mitte und —
J Wunder « als ob es ein echter und
wirklicher Mehlsact wäre, natim er ihn
auf die Schulter und trug ihn hinaus,
nachdem er ihn vorher zugebunden
hatte. Arthurathcnete zunächst auf,
aber als sich gleich darauf der Wagen
in Bewegung setzte, als ein fürchter
liches Rütteln«»und Schütteln anhab,
als es in unheimlicher Fahrt durch Edie
gepflasterten Straßen ging und Ar
tbur bei jedem Holperer und Stolpes
rer, den der Wagen machte, in recht
unangenebme Ajtitleidenschaft gezogen
wurde. da erkannte er, daß er dar
prer einer boszhaften Abmachung ge
worden. Die Mefilatmospttiire driicktr.
Es wurde ihm unheimlich warm. Da
zwischen kroch der Aeraer über dieses
berungliirtte Abenteuer til-er seine
Seele. lfr suchte sich durch zuruf
mit dem Rosselenker in’-3 lsinvernetss
enen zu setzen, schien aber absichtlich
nicht gehört zu werten, denn der
Mann auf dem Kutschbock fuhr lustig
darauf log. Ganz bedeutende Angst
bereitete dein jungen Manne auch die
Ungewißheit wohin denn eigentlich
diese Fahrt qinae Vlrthur machte et
nige Male den Versuch, sich durch Ge
malt nus seiner Situation zu be
freien, nerietd aber dadurch nur erst
recht in eine unangenehme Lage, oft»
durch die heftigen Bewequngen der
neben ihm liegende Mehliack aus ihn
gelollert war.
So war die Teufelssahrt eine halbe
Stunde lustig daraus losgegnnaem
als der Wagen plötzlich hielt. Arthur’s
herz pochte ungestüm. Wird die Er
lösung lommen oder ertv.1rten ihn
neue unanaenehme Zwischenfälle? Wo
befindet er sich einentlich7
« »Dei« hörte er den Kutscher rissen.
»He-— Hausbesorger-— ich hätte da
hier einen Sack Mehl a—bzuaeben!«
Gleich darauf spürte Artltur, wie
sein Sack angefaßt und in die Höhe
gehoben wurde. Ein Ruck. und er
ftand auf der Erde.
»Wir lrieqen einen End Mel-if«
fragte in verwundertern Tone eine
Stimme, die Artbur zu feine-n neuer
lichen Entsetzen als ng Organ seines
Portiers erkannte.
«Einen geheimniszvollen Sack
Mehl«. lachte der Kutschen
»Der Sack rührt sich iat« ries die
Frau des Portiers. die auch hinzuge
treten war
Da wurde auch schon die Ver-schnü
runa oben am Sackhalse gelöst und die
mehlige hiille glitt zum groszen Er
staunen und ErgBken aller Leute, sie
sich inzwischen angesammelt hatten
und die dieses seltsame Schauspiel mit
viel heiterieit genossen, von den ju
etendlichen Schultern Artinsrs, der
mit« einer Verwünschung den Rest der
hülle abstreiste und unter idem Ge
lächter der Zuscher zornroth in das
Daus stürzte. um sich vor dem Spott
seiner Zeitgenossen zu verbergen. Er
Irte nur noch, wie eine Stimme ries:
»Das ist ja der Beamte aus dem »zwei
ten Stock
Seit dieser Mehlsaetfahrt, die dein
armen Jungen acht Tage lang in al
len Knochen und Muskeln lag, ssk
Arthur·S Begeisierung für Haselnufp
luchen nnd hübsche Bäckermeisterinnen
erheblich geschwunden Er meidet die
gefährliche Gegend, in der sich der Las
den des Meisters Kraiiier befindet.
—
Die Nacht der Frau.
Sie besteht nicht in der Ausübung
roher Gewalt; sondern sie zeigt sich in
der Bethätigung des Gemüthes und
Herzens. Die Frauenhand ist von Na
tur weich, das Herz liebreich und theil
niihinmoll. Möge sie ihre im engen
Rubinen der Häuslichteit. wie ini
Schaffen und Wirken für weitere-krei
se entfalten. Es wird ihr zum Ruhme
gereichen, wenn sie ihren Platz im Le
ben voll und ganz ausfüllt und ishn
auch gessen widrige Strömungen be
hauptet. Keiner soll müßig am Markte
des Lebens stehen und inutshlos klagen:
»Mich hat Niemand gedinget, meine
Kraft muß daher brach liegen« Auch
der schwächste Mensch kann noch, nach
seiner ert und Veranlagiing, ein mäh
liches Mitglied der menschlichen Ge
sellschaft sein. Er muß nur die ihm
oerbliebene Kraft in richtiger Weise
und weiser Selsbstbeschriintung anwen
den. Wer über die Kraft hinausgeht.
bricht unfehlbar unter den bösen Fol
gen zusammen Die Macht der Frau
beruht aus soeiii Maß der Güte und
Opferwilligteit, die sie im Verkehr ge
braucht. Die ausgetheilte Liebe tehrt
vervielfältiat zu dem liebreichen Her
zen zurück die Selbstlosigteit findet
den reichsten Lohn in dem begluctenden
Gefühl, dem Nächsten wahrhaft dien
lich zu sein. Wo die Frau in dieser
Weise zum Wohl Anderer thiitig ist.
da entfaltet sie eine Macht« der sich
leiner aus die Dauer entziehen kann.
Sie wendet teine Gewalt an, um ih
ren Zweck zu erreichen. Der Frieden
des Hauses, das Behagen aller quss
anaehöriaen, wird von vornherein ge
sichert, rrenn eine Frau mit liebrei
chem Herzen und durchdrinsgendem
Verstande die Leitung übernimmt
Freilich werden ihr trotzdem, oder sol
ien wir sagen, gerade deswegen die
inneren und äußeren Anfechtungen
nicht erspart -bleiben. Aibet sie erlangt
durch ihr taitvolleg Verhalten doch
endlich den Sieg· Sie zieht den
Trauernden und Verzagten mit unwi
derstehlicher Gewalt in ihren Bann,
weil sie das rechte Wort am rechten
Ort zu sagen weiß· Sie weint mit
dem Weinenden und freut sich mit dem
von der Freude Gegriißten Sie er
barmt sich des Nothleidenden und
zeigt fiir jeden eingehendes Verständ
nis-, feines besonderen Falles. Vor
allem aber inehrt sie den Frieden, den
kostbaren Frieden, so viel es nur ir
gend in ihrer Macht liegt. Mag ihre
Hand noch so zart und so schwach fein,
so hat sie doch zu allen Zeiten Kraft,
die Friedensvalme hoch zu halten. Sie
giebt der Welt dadurch ein leuchtender«
Beispiel, das- ganz dazu geeignet ist,
in weiteren Kreisen als nur im eiae
nen Heim vorbildlich und nachab
munaokverth zu wirken. Solcheriveiie
ist die Macht der Frau unbeschräntt,
und sie muß sich des in ihre Hand ge
legten Zeaeng stets- bewußt sein.
Was ist unser Orten ·t
Eine englische Zeitung wars obige
Frage aus und setzte einen Preis sur
die beste Antwort aug· Einige davon
lauteten: ·
Unser Heim ist die Blüthe, deren
Frucht dereinst der Himmel ist.
Eine Welt von Kampf, der ausge
schlossen, eine Welt von Liebe, die ein
geschlossen ist.
Die goldene Fassung, in welcher die
Mutter der schönste Edelstein ist.
Der einzige Flecl aus Erden, wo
die Mängel und Fehler der Menschen
vom Mantel der Liebe bedeckt werden.
Tser Platz, wo die vor Augen der
Menschen Großen ost llein, die Klei
nen häufig groß sind.
Des Vaters Königreich, der Kinder
Paradies-, der Mutter ganze Welt.
Der Ort, Ivo man am besten brban
delt wird, und doch am unzufrieden
sten ist.
-
Gespräch.
,,Billins, Sie find mein Freunds«
·»Getvisz, aber ich habe tein Geld bei
mir.«
»Gute Nachtl«
»Es war einmal . . .«
Frau Lehmann: »Was tragen Sie
denn in diesem Medaillon?«
Frau Heimanm »Da ist eine Haar-—
locke von meinem Mann d’rin.«'
Frau Lehmann: »Ihr Mann lebt
aber doch noch?«
Frau heimannt »Das schon, aber
Haare hat er schon lange nicht mehrt«
Druckfehler-.
»Es war ihr sehr unbebaglich zu
muthe während der Aussprache. Sie
»saß wie aus Nudeln.«
t
ZWCW
Die Gesandtschastsheiine.
Es ist soviel die Rede davon, daß
die Gesandten der größten Nepublit
der neuen Welt und der Welt liber
haupt im Auslande zur Miethe woh
nen müssen, während die Vertreter«
aller anderen Völker, die einiger
nmszen etwas auf sich halten, in hält-i
schen, ja stattlichen Häufern leben, die;
das Eigenthum ihrer Nation sind.i
Das wurmt schon lange gar manchesi
stolze Anieritanerherz und es hat sich
eine Gesellschaft zusammengeiban, um
mit Hochdruck darauf binzuarbeitem
daß die Verrinigten Staaten in ihren
unerariindlichen Säckel greifen und
in den Haitptstädten des Auslandeg
Gesandtschaftspalöste hinstellen sollen,
gegen die sich die der übrian Welt
versteclen müßten. Da hat besagte
Gesellschaft ein Büchlein herausgege
ben, in dem die bedeutendsten Ge
sansdtschasisgebäude der Welt in Bil
dern zusammengestellt sind, so daß
männiglich vergleichen tann, wie es
andere so herrlich weit gebracht und
wie kläglich lvir in der Ecke lteben sp
natiirlich bildlich Dabei kommt es
auch heraus, daß wir ja doch bereits
vor einigen Jahren, »der Noth ge
horchend, nicht dem eignen Triebe«,
weil es eben einfach nicht möglich
war, eine Wohnung für den Botschaf
ter auszutreiben, ein stattliches Haus
in Pera bei Konstantinopel erworben
haben, wo unser Vertreter bei der
Hoheit Pforte ,,residirt«. Wir bringen
nebenstehend das Bild dieses Hauses-,
dag- unbedingt einen sehr hiibschen
Eindruck macht. Es kostet blon
8129000 und das dahinter liegende
« Gebäude fiir die Geschöststiiumlichtei
ten noch 825,500, zusammen also
814R,000. Nicht einmal P15(),t100
»und ein so vornehme-, Gebäude!!
Damit ist aber auch unser Stolz er
schöpft; in den andern Hattvtstädten
Europas glänzen wir nicht durch
eigene Häuser. Das wurmt, wie ge
saat, und in dieser iwurntiaen Stint
muna ist offenbar die Zusammenstel
luna der Gesandtschaftsgebiiude ge
macht. Die Unterschriften tlingen
fast wie eine Parodie auf die große
Rede des Mart Antonius an der
Leiche Caesarst »Und Brutus ist ein
ehrenwerther Manni«
Die trritische Gesandtsclyast in Ber
lin, die vor nunmehr 88 Jahren er
worben wurde, hat an 865t),t)()0 ar
tostet; die sranzösischc Gesandtschast
in der Hauptstadt des Deutschen
Reichs wurde in 1861 aelauft tin-b
damals mit Sl()5,000 bezahlt und utn
den Preis von 830,000 mit Verbesse
rungen versehen. Bei der Ankunft
des jetzigen Botschasters wurde das
Jnnere neu ausgestattet und mit elel
trischem Licht und Centralheizuna
Versehen, war- noch 870,0«0 erfor
derte; die italienische Gesandtschaft an
der Spree ist ein neugebautes und
sein ausgestatteteg Haus« zum Preise
von 8240,00(I; die österreichische Ge
sandrschast wurde Vor 35 Jahren um
V225,0l)fk erworben; die russische Ge
sandtschast lostete in 18331 bereits
s750,()00 und wurde seitdem durch
neue Erwerbuttaen vergrößert und
verbessert —-— die Vereiniaten Staaten
haben lein eigeneh Gesandlfrhastkae
bäude in Berlin.
Jn Wien hat die britiscbe Gesandt
schast ein nrachtvolleg Haus mit Gar
ten und selbstverständlich enalifcher
Kirche; Frankreich ein herrlicher
liinstlerisch bedeutendes Gebäude im
Werthe von 8500,«00 mit einer Ein
richtung siir 815«"t,s:()(), und ausserdem
erhält der Gesandte Mänm s. q. site
präsentationsslostem Rußland ein vor
nehtnes Gebäude nebst einer etwas
erotisch anmuthenden vielthiirmigen
griechischen Kirche — die Vereinigten
Staaten haben tein eigenes Gesandt
schastsgebäude in Wien.
Jn Paris wimmelt eo von Gesandt
schastepalästem England besitzt ein
schönes großes Renaissance : Gebäude;
Deutschland desgleichen; ebenso Ita
lien, Oesterreich, Spanien, Russland
und sogar Japan — die Vereinigten
Staaten haben tein eigenes Haus in
Paris.
Jn London wiederholt sich die Ge
schichte; in Brüssel, Kopenshsagem Ma
drid, Lissabon, Rom, Bern, Chris
stiania, Petersbnrkn Konstantinopel
und Athen prangen mehr oder weni
ger schöne Gesandtschasts - Paläste
Deutschlands-, England-H«Frantreichg
n. s. w. —— nnd überall glänzen die
Vereintigten Staaten durch Abwesen
heit, nur einsam thront am Goldenen
Horn das Haus, das uns gehört.
Und dabei bezahlen die bedeutende
ren Länder ihre Gesandten recht aut.
England aibt seinen Vertretern: in
Paris s45,000; in Petersburg MA
000; in Rom 335,000; in Wien
840,000. Deutschland zaislt für:
Paris s53(),000; London It7,000;
Petersbnrg s;-Z7,00(); Rom 825,0l)0;
Wien 830,0s)0. Frankreich gibt an
Gehalt jedem Gesandten 88,()00, nnd
an Orts-i und Repräsentationgtoften
zwischen 820,000 bis 8132,000.
Oesterreich aibt 85,()00 Gehalt und
Repräseiitkitions- oder Anfw«ands
kosten zwischen 826,0s)0 nnd 830,000.
Italien zahlt s4,000 Gehalt und
Auswandstosten von 818,000 und in
Paris 819,(«)00. Rnßland zahlt in
Berlin s40,000, in London, Paris
und Wien desgleichen nnd in Rom
532,00(). !
Und was bezahlen wir? Na, wir
sind ein einfache biirgeeliche Republit
mit einfachen bürgerlichen Vertretern,
die es gar nicht nöthig haben, sich in
Aufwand und Prunt mit den Vertre
tern monarchischer Länder zu messen
Das ist der Grundsatz von dem ivir
ausgehen und dessen Befolgung den
Stolz und die Würde unseres Lande-«
ausmacht. Wenn wir wollten, stiinde
esin unserer Macht, unsere Gesand
ten zu besolden, daß sich die Herren
im Auslaude in ihres Nichts durch
bohrendendem Gefühle verstecken
müßten, aber wozu? Unsere Ge
Jsandten sind dienstlich im Auslande
jund haben dort zu arbeiten, nicht aber
sich zu vergnügen. Sie traaen leine
Unisorm und sollen allen Prunt und
Aufwand vermeiden. Danach sind
die Gehälter bemessen: in Deutsch
land, England, Trantreich Nuß and
und Mexico je 81750(); in Brasilien,
Italien und Oeskerreich je 812,ll00:
in Argentinien, China, Japan, Cuba
und Spanien je 812,l)00; in Bel
gien, Cl;ile, Colombia, den Nieder
landen und Luxe:nburg, Panamcn
Peru, Türkei und Venezuela je sitz
Ulle in Guateniala und Handourag
je 810,000; in Dänemark, Marollo,
Paraguay und Unten-sein« Portugal,
Rumänien und Indien« Schweden
und Normeaem und der Schweiz je
S7,500; in Griechenland und Mon
tenegro sowie siir die diplomatische
Agentnr in Bulqarien 87,3W; in
Volivia, Ecuador, Lmiti Korea Per
sien, und Eiam je «T ,(I«; Minister
resident und Generaltonsul in Lilie
ria s;5000;21eut und Generaltonsul
in Cario Sk:;()()l); diplomatische Be
amte im Auslande Its-»Um — allei« in
allein 840'7,«(«)«.
»Hm ein bißchen knapp isi dag- dem
doch unsere Sparsamkeit in allen
Ehren! lan dabei soll auc- diesem
Gehalte auch die Wohnungsiniethe be
stritten werden. Es wäre am Ende
doch gar nicht fo übel, wenn mir in
den Hauptstädten dei; Ausaindeg ei
gene Gesandtschafts -- Gebäude hätten»
Das gäbe der Stellung des Gesand-;
»Sp- »
ten doch einen sicheren Halt, weil so
wenigstens in der iiuszeren Erschei
nung die amerikanische Gesandtschaft
sich immer gleich bliebe, wie gross auch
der zufällige Vermögensstand der ver
schiedenen Gesandten selbst wäre.
Na, es ist ja noch nicht alle Tage
Abend. K. G.
P—
Zur Hirten-de.
»Wo sind denn meine beiden großen
Hüte hingekommen?«
»Ihr Söhnchen hat sie weg-genom
men und spielt damit auf dem See
Wasserläufer.«
Seine Werthnng.
»Der Baron Knax ist ein schneidi
get Kerl, das wäre ein Schwieger
sohn.«
»Was thu’ ich mit einem Schwie
gersohn, der den Hof — und nicht ein
Haus machen tann.«
meine Begriifgnerwirruns.
»Was wurde denn gestern in der
Oper gegeben?«
,,Tannhäuser.«
»Ist das nicht das Stück, wo der
Freischiitz dem Schwan einen Apfel
vom Kopfe schießt?«
Unheilbar.
»Der Dichter Y. soll doch mit Er
folg an seinem tranken Bein operikt
worden sein!«
»Das schon, —- aber seine Verse
hinten noch immer!«
Boshaft
»Was nur mit meinem Manne ist,
Herr Doktor; er schläft höchst unruhig
Und murmelt sogar Zahlen im
Traume!«
.,fnn vielleicht Wechselfieber?«
»e
Csr kann sich nicht satt lesen.
»Seit einer halben Stunde warte
ich, daß Sie endlich die Zeitung aus
der Hand legen! Was steht denn so
JnteressanteH drin?«
»Mein erstes Gedicht!«
Aus dem Testament eines Menschen«
sein«-.
»Meiner alten, langjährigen Köchin
Mili Brandmaier, welche mir unent
wegt die Speisen verbrannte, vermache
ich 2000 Kronen ausschließlich nur zu
dem Zwecke, daß sie seinerzeit auch ihre
Leiche tann verbrennen lassen.«
Briiizrtierzicliiiiig.
Lehrer: »Möchten mir Euer Durch
laucht sagen, wie geboren auf Franzö
sisch heißt-s
l Se. Durchlaucht (ärgerlich): ,,Nein!«
Lehrer: »Ganz recht, Euer Durch
laucht, nein, oder wie es im Volks
munde heißt, nd heißt geboren.«
Zu süss. s«
Erzähle mir doch, wie Dir der erste
Kuß von Deinem Bräutigam ge
schmeckt hat.«
»Ein erster Kuß läßt sich nicht be
schreiben, Den muß nian — erleben.«
Mahnung.
Frau Uqu Dienftniädchen): »Die
Thüre zu unserem Salon müssen Sie
auch einmal abpußen, SophieZ . . .
Jhr Ohr ist schon aanz schloarz!«
Nu beqliietter Vater·
Luftsehissen »Denten Sie sich meine
Freude, mein kleiner Junae hat als
sein erste-Z Wort Propeller gesagt!«
Vielsaneiid.
»Der Herr Rath scheint unter seiner
verstorbenen Frau viel ausgestanden
zu haben.«
,,We«ghalb glauben Sie das?«
»Weil er seine Villa »Amalien
heim« jetzt ,,Wilhelms:-ruhe« getauft
hat.«
Die amerikanische kalladtichaft in KonstantinvpeL