Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 03, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    Giftmr Schreibebrief von
sitz-Jst sank-ungel.
—
W
No. 517. Mer hen, wie mer selle
Nacht heim scn komme, unsere
Schickenz all in den Keller gedahn; der
Schickentuhp is noch nit gesörnischt
gewese un mer lann doch so Dicht
cher, wenn se so en Strenjiuse Dag
hinner sich hen, nit mitaus e Bett
schlase lasse. Jn den Keller hen ich
alte Näcks hingelegt, wo se sich's be-;
quem mache konnte un emal die Nachts
pähse konnte. Es is grad, als wenn
unsereins in e hotel stappe duht. Da
kriegt mer auch nit alles so wie mer
es von heim gewöhnt is, awwer mer
muß ewe siittisseit sein mit den, was
mer kriegt, un so hen es auch die
Schickens mache lönne. Well, wie ich
ins Bett sin komme, da sin ich mehr
doht wie lawendig gewese un das is
auch gar nit surpreising. Ich hen noch
keine Seelend ins Bett gelege, da hen
ich schon geschlafe. ,Wenn ich wißt,
daß das e gutes Mittel wär, en die
sente Schlaf zu kriege, dann deht ich
seden Dag sor e paar Stunde
Schickenö tschehse un tetsche.
Well, ich hen also geschlase un wie
en Ochs, bis ich aus einmal aus mein
Schlaf ausgeschlehrt fin ivorde dorche
lautes Kicleritie! Jn meine Bewusztlo
scgteit hat es gesaund, als od ecs e Fahl
horn wär. Jch sin ausgetschuinpt un
wag toer’n Se deute, da hat doch der
verdollte Ruhster aus mei Bett gesosse
un hat getroht, als wenn er die ganze
Juneitet Stehte Ahrrnie zusammeruse
wollt. Jch hen e Pillo genomme un
hen es ihn an den Kopp geschmisse,
mit e Fohrsch, dasz ich schuhr gedenkt
ben, ich hätt ihn gelillt. Das Biest is
awwer aus de«n Dresser gesloge un hat
tvidder gestart zu lrohe un da hen ich
dann gedenkt, ich besser versuche es
emal mit gute Worte. Jch hen ge
sagt: Schick, Schick, Schick, tomrn
liier, puttie little Schick«. Wisse Se,
ich hen doch nit deitsch zu ihn tahke
tönne, bikahs so weit sin die Schulen-z
doch nit mit ihre Ettjutehschen, dasz se
verschiedene Sprache verstehn un sor
die Schickens is Juneitet Stehts enni
hau gut genug. Awwer er is immer
dabei gebliwwe, zu lrohe. Well, ich
hen emal nach die Klatk geguckt un da
is ev drei Uhr gewese! Das is die Zeit,
wo ich als e Nuhl mein beste Schlaf
hen; och, ich hen e Wuth gehabt, daß
ich am liebste gegliche hätt, das Fenster
auszumache un ihn autseit zu schehse.
Dann hätt ich oss Kohre unser ganzes
Enterpreis gespeult un da hen ich ge
dentt, well der Schmarteste gibt immer
nach. Jch hen mich gedreßt un sin
daunsteehrs un hen Kassee gelacht. Jch
hen dann den Ruhster so lang gebull
dohst, bis er aus mei Ruhm in den
Philipp. was mein Hosband is, sei
Ruhm gemartscht is un dort hat er
auch in e Minnit gestart zu lrohe un
hat es so lang tohntinnjuht, bis der
alte Mann auch auf is. Der hat nit
schlecht geslucht un ressenniertl Awwer
es hat ihn all lein Gut gedahu. Er
is schließlich auch aus den Bett un da
hen mer zusamme Breclsest gehabt.
Wie mer da mit durch ware, sin mer
in die Jahrd un hen den Schulen
Kuhp in Schehp gebracht un dann sin
die Schielens in ihr Heim komme. Wie
das alles fertig-war, da hat der Phi
lipp gesagt: »Ycau Ltzzm tue-ehren
mir hen gestern e böse Dag gehabt;
mir sin so ausgeteiert wie die hunde
un wenn ich lohnsiddere, daß es jeht
ericht vier Uhr is, dann mach ich die
Mohschen, daß met widder ins Bett
gehn un noch e paar Stunde ichlafe«.
Jch hen oss Kohrs erseht e wenig ge
lickt, ditahs wenn ich das nit immer
duhn, dann bild sich der Philipp meh
bie ein, et hätt immer recht, awwer
nach e kleine Weil hen ich gesagt, es
wär mehbie das beste un in leß den no
teim hen mer widder in unsere Vetter
gestocke un hen geschlafe, das hat eini
ges gebote. Jch hen grad gefühlt, als;
wenn mer iwwethaupt noch gar niti
geichlafe hätt. Wie ich wach gewordef
sin, da is es zwölf Uhr Mittags ge-i
weiei Well, da sin ich awtver aus den
Bett getschutnpt, wie e Spiealfedder.
Jch hen den Philipp aus den Bett ge
jagt un dann hen ich nach die Kinnee
geguckt. Es is awtver nii eins von se
dagewese. Well, da hen ich noch e au
nere Schiehr gehabt! Jch tin zu We
detweilersch gelaufe un da hen ich aus
gefunne, daß die Kinner nlt ins Haus
gekannt hätte un da hätte se bei vie
Wedesweilern gestappt. Se ware all
in die Schul un hen auch schon ihr
Dinner gehabt. Do hen ich dann nit
annerschter gekannt, als wie die We
deöweilern eetsplehne, daß nier in die
Kontrie ware un Schickens gekauft
hätte un daß mer nieks von gesagt
hätte, bitahc mer hätte die Kids sur- T
preise wolle. Das war gut genug un
se is mit fättisseit gewese. Se hat
blos gesagt, da hätte mer widder einal
ebbes fuhlisches gemacht, bikahs es deht
nit pehe, Schickens zu halte. Es wär
mehr Truhel nu Batter un Eckspenzes,
wie es werth wär un mer dehte es auch
noch aussinnr. I
Sell is off Kohrs nicks wie Neid
un Schellesie gewese: mer kenne se ja!
Wie ich widder heim sin, da hat osf
Kohrs die Wedesweilern mitgehn
miisse. Der Philipp is uns in die
Jahrd entgege komme un hat vier Ehks
gehabt: Sieh hier, Lizzie, hat er ge-«
sagt, trotz die schreckliche Zeit, wo die
arme Schickens gestern gehabt hen, hen
se doch vier Eier gelegt; da kann mer
sehn, daß se es eprieschiehte, daß mer
se von die Kontrie geholt un in e dis
serente Surraundings zu gebildete
Mensche gebracht hen. Well, ich hen
die Eier gefreit un ich kann Jhne sage,
so gut hen ich in met ganzes Lewe
noch keine Eier gesse. Da kann mer
sehn, daß es viel besser tehfte duht,
wenn mer die Früchte feines Fleißes
Un seiner Arbeit genieße duht. Well,
ich sin froh, daß ich die schmarte Eidie
mit die Schickens gehabt hen.
Mit beste Riegel-ds,
Yours,
Lizzie Hanfstengei.
Gewissens-ein
»Sie sind der Chef meines Bräuti
gams? —- Ja, was wünschen Sie
denn?'«
»»Pardon, liebes Fräulein, es ist
einmal bei mir Gefchiiitsprinzip, ich
interefsire mich fiir die Verhältnisse
meiner Angestellten!«
Geiefiäitsbkic
Herren Müller Fc Comp.
in Bergitadi.
Erledigen werthes Gefiriges mit
Heutigem durch Hinweis auf unser
ausfiihrliches Morgiges.
Hochachtungsvoll
Blum Z- Stengel.
Ein bedenkliches Symptom.
Bankier: Auf meinen Kassirer muß
ich Acht geben — der Mensch hat heute
Morgen das Lied »Hinaus in di
Ferne« vor sich hingepfissen.
——
Berlin-un
»Kennen Sie die Frau von dem Hei
rathsvermittler Miiller?«
»O ja, der scheint auch ein Opfer
feine-I Berufes geworden zu fein!'««
Sicheres Mittel.
Herr: »Ach, Herr Doktor, meine
Frau hat plötzlich die Sprache verlo
ren, sie tann tein Wort sprechen·«
Doktor: »Kommen Sie ’mal Nachts
um zwei Uhr nach Hause; vielleicht be
lommt sie sie dann wieder.'«
Var-Ist
Geisilicher (einen zum Tode verur
theilten, der bedeutend schwankt, zur
hinrichtung begleitend): »Sei stand
haft, mein Sohn, und verliere den —
Kopf nicht!«
Here fder seinen ehemaligen Diener
auf ver Strpße triffut »Seit Sie nicht
mesx bei mir sind. fehlt mir etwas, Jo
baut-l"
Johann sgesclmieichem J( »Wirklich?«
Heer «Ja« nämlcch meine silberne
Schsmpfztabatsdose l «
f—
heimtsvekmittlekk «Dieien Herrn trie
geu Sie für zwanzig Mart, weil er die
große Glase hat; aber er gebraucht
augenblicklich ein Haartvychsmtttel
wenn das hilfi, mussen See noch fünf
Mart nacljzahlen.«
Ver Buddha zu Kamakura.
Asin Bahnschalter in Yokohama, den
Japanerinnen bedienen, lösen wir- die
Fahrtarten nach sama-kura, betreten
durch die Bahnsteigsperre »die über
dachte halle, in der der Zug sauchend
und pustend zur Asbsahrt ereit pu-—
stend zur Asbsahrt bereit eht, und
nehmen in einem Wagen erster Klasse
Plan Bald schwentt der PUNITIva
vorsteher die rotihe Fahne, das Zeichen
zur Absahrt.
Die japanischenEisenbahnwagen der
ersten Klasse sind nach amerikanischem
Muster eingerichtet, der ganze Wagen
ei.i gemeinsames Coupfz in dem die
gevolfterten Sitze längs unter den
Fenstern entlanglausen. Statt der
heruntergelassenen Glasscnster sind in
der warmen Jahreszeit graue Fliegen
scheiden eingehängt, die den Staub ab:
halten, und doch die Lust angenehm
tiihlend durchlassen. Die erste Klasse
wird von Europäern und vornehmen
Japanern benutzt, die zweite Klasse,
in der die mit rothemWollenstoss bezo«
genen Bänie quer stehen« nur von Ja
panern. Sie ziehen ihre Strohsandas
len aus und hocken sich in ihrer gelieb
ten Stellung mit hochgezogenen Füßen
aus die Sitze, Theekännchen und Reis
tasten mit sich führend. Die dritte
Klasse ist nach Art unserer deutschen,
mit Holzbänien eingerichtet. Sie ist
sü: die große Menge des Voltes, doch,
obgleich sie meist übersiillt ist, läßt die
Sauberleit nichts zu wünschen übrig.
Mit mäßiger Eile snhren wir durch
das an lieblichen Bildern so reiche Ja
pan unserem Ziel entgegen.
Es ist Frühling! Das ganze Land
ein Blumengartrnt Azalien, Kame
lien, Hortensiem Glyzinien -—— alles
steht in sarbenpröchtiger Blüt-. Wo
gende Reisselder, wechselnd mit Hii
gellanv — Bauernhauschen unter
Palmen versteckt, auf ftrohgedeekten
Dächern blau- und gelbbliihende ris
bliithen —- Mhsterienlaubem re zend
anzusehen mit ihren iiber 3 Fuß lang
herunterhiingenden tila Blütendolden,
Euji genannt -— die alte eerstraße,
« otaido, von Kyota nach « otio füh
rend, von vielhundertjährigen Krhptw
merienbäumen beiderseits begrenzt und
beschattet —- bliihende Kirsch- und
Pflaumenbiiumchen, rosa wehenden
Scheiern gleich —-—- alles fliegt taleido
strpartig an ung vorüber, überspannt
vom blauen, leuchtenden Himmel. Wir
genießen die wechselnden Szenen der
frerrden schönen Welt mit staunenden
Augen.
Nach einstiindiger Fahrt sind wir in
Kamakaru angekommen· Dort stür
mcn etliche Ritschatulis auf uns ein,
ihre Wagen anbietend. Nachdem sich
dns Geschrei etwas gelegt, einigen wir
uns mit ihnen, denn der verlangte
Preis ist viel zu hoch. Dann wird
auggetnobelh wer uns fahren soll. Sie
tnoten ihre Stirntücher, machen ver
schiedenen Hokuspokus damit, und, sich
dem Schicksalsspruch ohne Murren
beugend, sieht uns der Verlierende mit
seinem Konturrenten davonlaufen.
Wir biegeu in die breite, von ural
ten Fichten eingesiiumteLandstraße ein,
die geraden Weges zum Hachimantecm
pel führt, der um 1100 dem Kriegggott
errichtet wurde. Seitlich der Allee la
den offene Theehiiufer zur Erfrifchung
ein, Edie Jugend löffelt Ziironeneis
und sieht uns neugierig nach.
Drei steinerne Thore und eine alte
verivitterte Brücke führen zu der brei
ten, hohen Steintreppe, aus der wir
hinaufsteigen zum Tempel, dessen Hin
tergrund prächtige alte Kryptnmerien
bänme bilden
,- « «- --- -.
OU UclUcll Ocllcll Ucl Ulllgullgvs
psorte blicken uns aus tiefen Nischen
die wilden Gestalten der Tempelwäch
ter Brahma und Narajana, mit ver
zerrten Gesichtern an. Sie sind durch
Drahtgitter geschützt, an dein kleine
weiße Hügelchen kleben. Der Japaner
hat die eigenartige Sitte, aus Papier
streisen geschriebene Gebete zu tauen,
und gegen das Gitter zu spuaen Er
hcsst dann aus Erhsrung
Jn: Vorhof empfangen uns Hun
derte von zahmen Tauben, sie lassen
sich herabsallen aus der Lust, in der
Erwartung, esiittert zu werden· Aus
den Steinstu en des tleinen Haupt
tenipels, in der Mitte des Hofes, knien
betende Frauen; sie ver-beugen sich tief,
mit der Stirn den Boden berührend.
Eine ossene Wandelhalle, die ein Alter
thumsmuseum enthält, umschließt den
Hof von allen Seiten. Uralte Ritter
rilsiungen, Schwerter, Dolche« Lam
pen, Schilder, Sänften und anderes
mehr silllen die langen Räume. Wenn
alles reden könnte von den blutigen
Rriegen und Fehden der alten Cho
gune und Daimyo!
Nicht allzu lange hält man es
zwischen vermoderten Dingen vergan
ener Zeiten aus, wenn es draußen
riiblin ist. So begieigen wir wie
der die il chas, und ahren durch die
selbe schattige Allee umDors.-Freund
liche, saubere häu er, ossene Liiden
begrenzen die engen Straßen. Hohe
Bretterziiune, von blühenden Blumen
überrantt, schließen die häuser der
Vornehmen, die hier tm Seebad Ka
malura die warmen Monate verleben,
von der Außentvelt ab.
Durch einen schmalen Weg kom
mend, erblicken wir am Ende den
Buddha von Kamakura, dem unser
Besuch heute anz besonders gilt. Ein
langer gevslafterter Weg silbrt zu ihm,
noch ein paar Stufen, und bewundernd
betrachten tvir dies einzi artige Göt
terbild aus grauer Vorze t. Von rie
senhaster Größe, mit himmlischer
iRuhe in den ehernen Zügen, macht der
tDaibutsu auch auf jeden Europäer ei
tnen unvergeßlichen Eindruck.
i Vergoldete Lotosblumen und große(
ITempellaternen stehen zu Füßen des
Buddha, der auf die Gläubigen herab
fieht, die mit tiefer Verneigung und
abgezogenem Hut kommen, ihren Gott
zu grüßen. Bliihende Kirschbäume
umgehen ihn in weitem Umkreis. Die
Zeit seines Entstehens fällt in das
zwölfte Jahrhundert, wo dies herrliche
Denkmal japanischer Kunst aus Bron
ze gegossen wurde. Eine kleine Wen
deltreppe führt in das Jnnere, das
durch ein Fenster im Rücken des Gottes
terhellt wird. Ein Postlartenoerlaufs
tstand zeigt, daß die moderne Kultur
isogar bis an diese Stätte gedrun
igen ist« -
j Der ganze umliegende Grund ist
Hals Garten angelegt, mit künstlichen
EBiiclkem riesigen Steinen darin, und
;Zwergbäumchen aller Art, bis er
zschlirßlich in die Landschaft übergeht
2 Wir wollen nicht scheiden von Ka
Jmalurcn ohne das ,,ewige Meer« ge
tsehen zu haben. Ein kurzer Spazier
zgang bringt uns durch ein schon däm
’meriges Kiefernwäldchen, in das die
» blasse, silberne Sichel des Mondes hin
teinschauh aus die weichen Sanddiinen.
Talatta, Talatta, das Meer! Die
letzten Strahlen der sinkenden Sonne
bestreiten es mit goldigenr Licht, glei
szend und plätschernd brechen sich die
Wellen nm Strande.
Das Abendessen nehmen wir im
Fittihiu-iu-Hotel auf der iine, das ein
deutscher Wirth leitet. Zu Fuß wan
dern wir durch das nun schlafende
Dörfchen dem Bahnhos zu. Hin und
wieder bellt noch ein Hund, nur aus
wenigen Häusern schimmert Licht, wie
Silbonetten bewegen sich die Gestalten
hinter den Papiertshüren.
Nach einem halben Stündchen errei
chen wir den Bahnhof und unseren
Zug. Er führt uns hinaus in die
schweigende Nacht, zurück nach Yoko
hama. L. Fleck
—.-.-——
Kristallisirte Seifenblasen.
Die Aktionäre des Stahltrust sind
,,fein heraus«, wie man zu sagen Pflegt
Von nun an ift ihnen eine Verzinsung
von fünf Prozent ihrer Kapitalsanlage
sicher. Friiher war es anders, als das
großartig angelegte Unternehmen mit
einem lolossal verwässertem Kapital
zu arbeiten hatte und es dem Laien im
Geschäft als ein Räthsel erschien, wie
selbst intensivste Ausbeutuug aller Fa
britationsfähigleit einen genügenden
Reinertrag bringen könnte. Den Un
ternehmern mag es mitunter auch blau, s
oder grau, vor den Augen geworden
fein, wenn sie berechneten, wie Minns
in Plus verwandelt werden könnte,
aber es ist ihnen gelungen und sie dür
fen sich zu ihrem Erfolge gratulieren,
gleichzeitig sich auch bei dem Onlelj
Sam, respektive dessen amtlichen Ver-!
treter bedanlen. der ihnen« gestattete,
unter Aufhebung entgegenstehendeer »
stiminungen ein Konkurrenz-Unterneh- (
men zu absorbieren und vermittelst des
Schutzzolls den Kunden im Jnlande
mehr abzunehmen als sie im Auslande,
wohin sie bedeutende Lieferungen zu :
machen hatten, den dortigen Mitbewer- s
bern gegenüber rechnen durften. »
Es hat neun Jahre gedauert, bis der «
Trust auf die gegenwärtige solide Ba
Es gelangen konnte· Und so wenig das
ublitum auch für dieseScrte von Un
ternehmungen übrig hat, man muß an
erkennen, daß die Leitung sich an
durchaus gefchäflsmäßige Prinzipien
gehalten hat. Soweit die laufinänni-’
sche Praxis in Betracht kommt. Eine
Kleinigkeit war es nicht, aus anschei- ;
nenden Seifenblasen auf reellen llnsl
tergrund zu gelangen. Als der soge
nannte »eoinmon stock« ausgegeben
wurde, glaubte lein Mensch, dasz dass
je als sichere Kapitalsanlage in Be
tracht lommen könnte, und als dann;
Dividenden ausgezahlt wurden, die,
nach auch nur oberflächlicher kaufmän- s
nifcher Berechnung, absolut leine Erst
tragsberechtigung hatten,da wurde das,
was es in Wirklichkeit auch war, als
Manöver aufgeführt. dein Publiturn
Sand in die Augen zu streuen undAn- "
sehen und Kredit zu gewinnen. Nun
ist die große Spekulation gelungen und
die Dust-Gesellschaft imstande, allen
ihren Aktionären eine sichere Jahres
zinseinnahme zu garantieren. Das
Wasser ist wirklich zu solidem Boden
geworden, das filtive Kapital hat sich
in altuelles verwandelt und tein Ak- l
tionär der Gesellschaft, auch die Ar
beiter nicht, die sich dazu bewegen lie
ßen, einen Teil ihres Lohnverdienftes
in ,,common stock« der Gesellschaft an
zulegen,wird es zu bereuen haben, daß
er. mehr Zutrauen in den Unterneh- l
mungsgeist der Leiter der großen Kor
poration hatte. als diellmstände seiner- s
zeit rechtfertigten.
Dem Truft soll hiermit lein Loblied
gesungen, sondern einfach nur konsta
tiert sein, was weitblickenderGeschäfts
stnn unter den eigenartigen wir-th
fchaftlichen Verhältnissen dieses Lan
des zu erreichen vermag.
W
Ein Mißverständniss.
Jn Zipfelhausen bezog das Ge
meindeoberhaupt seit unvorbentlichen
Zeiten wöchentlich 2 Werten. Doch auf
einmal hörte diese Herrlichkeit anf.
Der neue Amtsrichter hatte sämmt
liche Stiftungen in seinem Bezirk vi
sitirt. Dabei fand er zu seiner größ
ten Ueberraschung auch in Apfelbau
sen eine Stiftung zu ,,Schulzwecken«.
M—-«-.-..--.——-.--.. .
Matheinatische Spiele.
Die mathematischen Spiele nehmen
im Rahmen unserer Geselligkeit noch
immer nicht die Stellung ein, die ih
nen eigentlich gebührt. Sie stehen
durchweg im direkten Gegensatz zu
den Zufalls-spielen bei denen allein
das Glück des einen oder anideren
Spielers die Entscheidung und somit
Das Wesen des mathematischen Spie
les besteht darin, daß es unter festen
Gesetzen steht und zur Erkenntnis die
ser Gesetze hinführen will. Dr. W.
Ahreno bezeichnet in seinem hübschen
Büchlein über dieseMaterie jedesSpiel
als mathematisch, »das zu seinem Be
trieb eine geistige Thätigteit erfordert,
bei der Methoden Und Schlußweisen
nach Art der in der Mathematik übli
chen zur Anwendung gelangen, oder
doch bei verständigem Spiel gelangen
müssen.« So ist jedes mathematische
Spiel eine Art von Mathematitunter
richt, freilich in die Oblate vergnüg
lichster Kurzweil eingewickelt.
Der indische König Shihram soll
den Erfinder des Schachspiels zu sich
bestellt Und ihm als Zeichen sclllet
Dankbarkeit verheißen haben, ihm je
de Bitte, die er an ihn richten wollte,
zu erfüllen. Der Erfinder äußerte
nach der Meinung Shihrams einen
höchst bescheidenen Wunsch Er bat
nämlich, dasz man auf das erste Feld
des Schachbretts ein Weizenlotn lege,
aus das zweite zwei, vier auf das
dritte, und auf jedes weitere Feld das
doppelte wie aus das vorhergeherxr.
Diese Weizenlörner wollte er als — e
schenk haben. Der König nielte huld:
voll Gewährung, aber als er dann an
die Erfüllung seines Versprechens
schreiten wollte, merkte er zu seinem
Schrecken, daß er trotz all seines Reich
tums doch völlig außerftande war,
diese Menge von Weizenlärnern zur
Stelle zu bringen. Es würde sich
nämlich fiir die 64 Felder des Brettes
die stattliche Gesacnmtsumme vor:
18,446,744,073,709,551.615 Körnern
Ergeben. Das heißt, eine Menge, die
aus-reichen würde, das ganze feste Land
der Erde bis zu einer Höhe von fast
einem Fünftel Zoll zu bedecken. Man
sieht demnach, daß es mit der Beschei
denheit des Schachspielerfinders nicht
allzu weit her gewesen ist.
Ein anderes vielleicht noch drasti
scheres Beispiel fiir das fabelhaft ra
sehe Anwachsen der Potenzen von 2
bietet der folgende Fall: Um Mitter
nacht geschieht ein Mord. Es gibt ei
nen Augenzeugen und der theilt das
Faltum im Laufe der nächsten Viertel
stunde zwei Nachbarn mit. Jeder von
diesen macht in der nächsten Viertel
stunde wieder zwei weitere Freunde zu
Mitwissern und so geht es fort bis 28
Uhr morgens. Um diese Zeit würden
bereits 2000 Millionen Menschen iiber
das Ereignis verständigt worden sein,
das heißt also beträchtlich mehr, als
die gesammte Menschheit ausmacht.
Die mathematische Wahrheit, die
den Kern dieser Geschichteu bildet,
läßt sich natürlich noch in mannigfal
tige andere Einlleidungen stecken.
Man rechne sich zum Beispiel einmal
aus, wie viele Ahnen jeder von uns
hat. Zwei Eltern hat man, vier
Großeltern, acht Urgroßeltern. Man
sieht, es ist die gleiche Reihe, die wir
soeben lonftatieren, die Potenzreihe
von 2. Nun mag das Jahrhundert
lwas wohl gering angesetzt ist) auf
drei Generationen eingeschätzt wer
den. Rechnet man unter dieser Vor
aussetzung die Zahl seiner Ahnen bis
aus den Anfang der römischen Epoche
zurück, so erhält man eine Zahl von
Menschen, die der Zahl der Weizen
iörner auf dem Schachbrett noch er
heblich iiberlegen ist. Eis ist vollstän
dig unmöglich, daß diese Menschen
jemals in Wirklichkeit zu gleicher Zeit
gelebt haben; die Erde hätte ihnen auch
nicht genügend Raum bieten können.
Man sieht, wir sind hier zu einem
Widerspruch gekommen; wir haben
nämlich vergessen, zu berücksichtigen,
daß unter unseren Ahnen mannigfache
vertvandtschaftliche Beziehungen be
standen haben können, die Ahnenzahl
wesentlich herabdrücken würden. Acht
Urgroßeltern haben die meisten von
uns wohl noch besessen. Ob sie aber
Tiber tatsächlich sechzehn tlrgrofzeltern
verfügen, ist schon einigermaßen zwei
selhaft.
Schließlich sei hier auch noch an
eine praktische Verwendung des rapi
den Anwachsens der Potenz-armen von
zwei erinnert, an das sogenannte Hy
dra--, Schneeball- oder Lawinenshstem,
das im Geschäftsleben von Zeit zu
Zeit immer einmal wieder auftauchte.
Ein Kaufmann gibt eine Waare, sagen
wir eine Zeitschrift, ein Fahrrad, eine
Nähmafchine zu einem lächerlich billi
gen Preise ab,- falls ihm der Käufer
zwei weitere Käufer zur Stelle schafft,
»die ihrerseits unter den gleichen Be
dingungen die gleichen Verpflichtungen
zu übernehmen haben. Das System
wird meistens durch die Einführung
von Antheilscheinen noch weiter ausge
baut. Sehen wir den Fall, es handelt
sich um ein Fahrt-ad Der erste Käu
’fer hat zehn Dollars zu zahlen und
Ierhält dagegen zweiAntheilicheine, die
er in seinem Beianntentreis abzusetzen
hat. Sobald ihm dies gelungen ist
und die Empfänger dieser Antheilschei
ne dem Kaufmann wiederum je zehn
Dollars entrichten, enthält Käufer
No. 1 das Fahrrad. Den anderen bei
den werden nun ebenfalls solche An
theilscheine ausgehändigt und das-Spiel
beginnt von neuem. Man erinnert
J
sich vielleicht noch daran, daß diese
Geschäftöpraxis in Deutschland sogar
die Gerichte wiederholt beschäftigte
und schließlich zu einem offiziellen
Verbot Veranlassung gab.
Auch die Geschichte von dem zu Leb
zeiten Christi auf Zinseszins angeleg
ten Pfennig darf hier nicht ganz über
gangen werden. Nimmt man den
Satz von 4 Prozent und rechnet als
Anlagezeit des Kapitals nur 1875
Jahre, so erhält man schließlich als
Endkapital folgende Summe: 865,
986 Quaddrillionen, 626,476 Trillio
nen und 236,508 Billionen und 270,
156 Millionen und 786,660 Mark
und 24 Pfennig· Um eine ungefähre
Vorstellung von der Größe dieser
Summe zu haben, dente man sich, daß
die ganze Masse unserer Erde aus
Gold bestünde, das den Feingehalt
der deutschen Zwanzigmartstiicle hätte.
Dann würden 84 solcher goldenen .
Erdkugeln den Werth der soeben ge
nannten Geldsumme darstellen. Rech
net man 5 Prozent statt 4 Prozent, so
wären, um den-Werth der Summe dar
zustellen, sogar .:)291 Millionen solcher
goldenen Erdiugeln erforderlich
Eisenbahn-Haftpflicht
Jn der vom Kongresz angenomme
nen Bill iiber die Haftpflicht der Ei
senbahnen bei Unglücksfällen ihrerAn
gestellten, die der Gutheißung desPrä
sidenten sicher ist, da sie seinen.Emp-«
fehlungen entspricht, ist auf die Ein- «
idendungen, die das Bundes-Oberge
richt gegen das zuvor angenommene
Gesetz erhoben hatte, gebührend Rück
sicht genommen worden, so daß teine
Veanstandung von dieser Seite zu er
nsarten ist. Es legt Regeln fest, die
auch in den bezüglichen Gesetzen der
Staaten beobachtet werden müssen,
deren Jurisdittion dadurch besonders
festgestellt wird« daß jede Bahngesell
schrift, die im zidischenstaatlichen Ver
tehr beschäftigt wird, als Person ini
Staate, wie jeder Bürger desselben,
anerkannt wird, so daß in demselben
gegen sie Klage erhoben werden kann,
ohne daß der Kläger sich an die Bun
desgerichte zu wenden hätte. Eine ähn
liche Bestimmung befindet sich auch in
dein Nationalbantgesetzr.
Unter dem neuen Gesetz lann ein
Prozeß in einem Staats-s oder einein
Vundesgericht angestrengt werden und
über die Entschädigung ist von einer
Juri) zu urtheilen, die gleichfalls dar
iiber zu entscheiden hat, ob der verun
glücite Angestellte durch Nachlässigkeit
oder eigene Schuld den Unfall herbei
geführt hat. Mit dem alten Gesetz
über die Mitschuld von Arbeitern, das
bisher den Unternehmern Gelegenheit
gab, sich der Verantwortlichkeitzu ent
ziehen, wenn ein Unfall durch einen
Mitarbeiter des oder der Verunglück.·
ten herbeigeführt war, wird in dem
neuen vollständig aufgeräumt. Die
CoiEiiiployec : Ausrede ist nicht mehr
statthaft, sondern die Vahnverwaltung
hat die Schuld zu tragen.
Den Bahnen wird das neue Gesetz
zwar gar nicht gefallen, denn es legt
ihnen größere finanzielle Verantwort
lichteit auf als bisher, wo sie es daraus
anloinmeii lassen konnten, durch ge
schickte Advolatenarbeit die entstande
nen Verpflichtungen auf ein Mindest
niafz herabzusetzen oder ganz abzuleug
nen, aber schließlich wird es auch ih
nen zumVortheil ausschlagen, wenn si-,
mehr als bisher auf dieVerhiitung von
ltngliictsfällen bedacht sein müssen·
Die Mehrzahl derselben ist der Man
gelhaftigteii des Materials und des
Dienstes zuzuschreiben; unsicherer Un
terbau oder veriiachlässigte Geleise sind
nicht selten die Ursache von Entglei
sungen und dergleichen. Den vor
Jahren erlassenen Vorschriften der
Vertehrslominission über Sicherheits
rorrichtungeii ist noch heute nicht in
dein ganzen beabsichtigten Umfangs
entsprochen worden. Ueberbürdung
des Betriebs-Personals ist ein häufiges
Vorkommnis-, dazu auch, daß ungenü
gend geschulte Leute auf verantwort
liche Posten gestellt werden. Alle diese
Unziilänglichleiten werden die Bahnen
küiiftighin zu vermeiden gezwungen
sein, wenn sie die finanziellen Ver
pflichtungen für Verunglückungen ih
rer Angestellten so niedrig als möglich
halten wollen, und dabei werden sie
auch bei der Einstellung ihres Perso
nalg vorsichtiger sein müssen als bis
her, um.nur zuverlässige Leute zu ge
winnen, die sich in einer Probezeit als
geeignet gezeigt haben. Selbstver
ständlich bedingen solche Leute auch
guten Lohn, denn billige Arbeit ist, wo
es auf persönliche Leistung ankommt,
nichts werth. Das Gesetz wird di(
Bahnverivaltungen zwingen, nack;
allen diesen Richtungen hin Vorsicht
zn üben und bei gehöriger Beobach
tung derselben werden sie schließlich
zufrieden sein, daß das Gesetz sie dazu
gezwungen hat.
--—-.—.
Ach fsk
Frau: Diese Robe paßt nicht zu
meiner Gesichtsfarbe. Jch muß sie
ändern lassen.
Mann: Was, schon wieder Ausga
ben? Du wirft mich noch ruiniren!
Frau: Dummer Mann! Das Kleid
meine ich doch nicht! Blos den Teintl
— Jn Schweden wurden im le ten
Berichtsjahre sd viel- Elche gescho en,
daß ihr Fleifchwert 5 Millionen Dol
lars betrug. »