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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 27, 1910)
« Ezahigiiis Nebraska StaatS« Anzetger und I sei-old. imm. Zwei r(The l-) Nummer 39. m-«...-—·-—k—.-— H-. --WW Mein Stab. Das ist mein Wandetstabt —- Von Ha selhecken Schnitt einst ich ihn aus einem Gang durchs Feld. Es ist ein unscheinbaret, diikrek Stecken, Und sah doch schon die weite, weite Welt. Er leitete mich in die blaue Ferne, Durch Sturm und Staub und glühn den Sonnenbtand. Es hängt an ihm ein Glanz der ew’ gen Sterne, Die mit mit schritten durch das dunkle Land. Von manchem Regen ward et abge waschen, Geteoctnet schon von manches himmels Gluth Jch stieß ihn schon in Staub und Schutt und Aschen Und ging mit ihm schon ubek Veilchen blut. Am Feldweg fanden wie uns oft zu fammen. Wo neben Blumen goldner Weizen halmt. Der Stecken hat, man merlt es an den Schrammen, So mancher Biber schon das Haupt zermalmt Und wenn ich- sterbe, gebt mir leine Blumen hinunter in das sonnenlofe Grab! Legt mir, beflaubt von heil’gen Erden krumm, An meine Seite meinen Wanderstab. Den will ich treulich in den himmel tragen Als Pfand des Glücks bis hin vor . Gottes Thron. Und wenn die bösen Stimmen mich verllagen, So weis’ ich ihn —- und Gott versteht mich schon. qever Schdpsldffei. humoreske o. MarianneKineL Jn dem Augenblicke da Doktor Rudolf Menzsl sein Zimmer verläßt und auf den Gang hinaustritt, steht Lizzi König die Tochter seiner haus frau, an der Küchenschwelle Jn der Hand hält sie einen mächtigen Schaumlöffel, den sie fest, bei dem verlegenen Gruße sdes jungen Man net-, hastig zu verbergen sucht. Da bei sieht sie mit ihren vom Herdfeuer getötheten Wangen allerliebft aus. Ihr goldiges haar schimmert in der Sonne. und unter dem seinen Ge träusel der Stirnläachen schauen die Veilchenaugen wie zwei fröhliche Schelme in die Welt —- gegenwärtig allerdings auf idie Thiir des nachts-ar Iichen Zimmers. Dort ist der Schlüssel iteclen ge blieben. Doktor Menzel hat ihn ab zuziehen vergessen. Mit einer gewissen Schadenfreude nimmt Lizzie dies wahr. Sie lächelt Zugleich aber kommt ihr sder Gedan te, daß ihr, als der Tochter der haus srau, nunmehr die Pflicht obliegt, das Zimmer zu überwachen: Wie leicht tann ein Unherusener, ein Dieb ——--·Nein das darf sie nicht dulden. Die ganze Verantwortlichkeit ruht - jetzt auf ihr allein. CI m konn kne mand zu hause als sie. Mama sitzt bis Mittag —- es ist ein Sonntag -- « im Geichäitsladem die alte Köchin ist in die Kirche gegangen. Freilich, Doktor Menzel verdient es garnicht, daß man sich seiner an nehme ..... Und dann, Lizzie kann ihn eigentlich garnicht leiden, seitdem sie merkt, daß sie mit ihren achtzehn Jahren gar nicht auf der Welt zu sein scheint für ihn, der doch nichts weiter ist als eine simple Wiethgpar. tei mit eigenen Mitteln sundsie hat sich doch so viel Mühe gegeben seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken ..... Aber es war umsonst. Der fchlankgetvachiene Mann mit dem schwarzen Vollbärtchen und den ernst-« hatten, braunen Augen hat sie nicht beachtet· Und sie weiß doch, daß sie hübsch isi und außerdem die Tochter einer reichen Wittwe».. Lizzie hat die Sirt-be gelassen, zwei mal abgeichöpit und isi dann wieder auf den Gang hinnutgeetli. Sie muß die Mr tm Auge behalten. wenn sie den Doktor auch nicht leiden mag. Enbttch fällt ihr ein« daß sie den Schliitssel abziehen und in Verwahrung nehmen könnte. Schon tsi sie an die Thür, aber im begeist, dieselbe abzu sperren, tlberkommt sie ein tin-tägliche Verlangen, das Zimmer zu betreten . . .. Niemand kann sie ietzt sehen. . . . Sie will noch zögern und überlegen, findet aber teine Zeit mehr dazu, denn schon steht sie mitten in sder Stube, die Hand mit dem Schaumlöffel an das pochende Herz gedrückt, den Athem zu « rückhaltend ..... So sieht alfo eine Junggesellen ;wohniung aus« denkt sie. Altväteri· fche Möbel ..... Auf dem Schrank eine beftaubte Theemafchine mit Taf ’fen An der Wand das Portrait einer Dame mit sanften, leidenden Zügen Schwere Attenftöße auf "dem Schrei-Wische Dort liegen auch einige Blätter aufgeschlagen Lizzi nähert sich entfchloffen, legt ihren Schaumlöffel .· auf das bürgerliche Gesetzbuch und liest: »Carl Meter contra Marie Meier, geb. Wilt — —- Scheidung —- —« Aergerlich fährt sie zurück. Also mit fo häßli chen Dingen beschäftigt sich ver Herr Doktor an feinem freien Sonntage. Mit dem Elend und Jammer zweier armer Menschenkinder? Da tommt der Schelm iiber Lizzi: hastig reißt sie ein Blatt Papier von einem halb beschriebenen Bogen und lrißelt da rauf: »Was Gott zusammenfiiat, das soll der Mensch nicht scheiden, sagt —- Lizzi!« Den Zettel legt sie auf »die Atten. Darauf sieht sie sich um. Es wäre so trauiich hier, wenn sich i nur das Walten einer Frauenhand be zmertbar machen würde »Warte«. sdentt sie, »Du sollst wissen. daß eine sFee hier ihr Wesen getrieben bai.« i Damit nimmt sie die Rose, welche an sit-m Taiuk befestigt ist und sicut sie »in ein Glas Wasser, das auf dem Tische steht. Dann staubt sie den Theetesfel ab, wifcht die Tassen aus nnd eilt zum Spiegel. Auch diesen will sie saubern, hält aber inne, und während ein schelmisches Lächeln über ihr Gesicht fliegt, netzt sie den Zeige singer und zeichnet mit demselben th ren Namen in die Stanbschicht ...... Da hört sie Schritte. Sie fährt zu sammen. Jemand kommt, nnd sie - sie im Zimmer eines Mannes! Eilig stürmt sie hinaus, wirst die Tbür zu. sperrt sie ab und sbirgt den Schlüssel in der Tasche. —-- ---— Jm nächsten Augenblick steht sie athemlos am Herd und dreht den Braten in der Pfanne um. Dann will sie die Suppe ab ichöpfm — --» »Um Gotteswillen, der Schöpflöffel —— --—— der ist auch drin aeblieben«, denkt sie schaudernd. Unter-dessen steht Doktor Menzel vor der Thiir seines Zimmer-) und be nrliiht sich dieselbe zu öffnen. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen be ginnt er in seinen Taschen zu tramen und verdrießlich den Kon zu schüt teln. Dann wendet er sich der Küche zu. Sein Schatten fällt auf die Diele. Lizzi weiß daß ihr Nachbar dort steht und sie anstarrt, aber sie wagt es jetzt nicht, aufzublickem Sie zittert wie eine Missethiiterin. Es bedrückt sie ischswer, daß sie einer iibermiithigen iLaune nachgegeben. Was würde er I von ihr denken, wenn er sähe, was sie angestellt hat ..... daß sie sich ihm aufdriingen will sie . · .. ihm . .. dein Manne, der sie nicht beachtet, für den sie gar nicht auf der Welt ist iNeim er darf nicht in sein Zimmer xtommen jetzt. Das Weinen steht ihr ! nahe. ) »Fräulein Liz,3i«, lyört sie sich tu ; sen. I Sie hat in ihrem Uebereiket drei Iinal sdie Suppe gesalzen Nun inan :sie aber doch aufblicten langsam tin-d scheu. ; »Bei-when Sie«, kommt es zag haft von Menzel’5 Lippen ——- »ich bin in einer merkwürdigen Verlegenheit. Ich glaube bestimmt. ich habe vorhin den Zimmeeschliissel stecken lassen und jeht ist er nicht da. War vielleicht in meiner Abwesenheit Jemand — « »Nein, es war Niemand da«, unt wettet sie hastig. »Sie haben ihn ge wiß verloren«, fügt sie hinzu. Viel-— leicht tehtt et um und sucht ibn«, dentt JaAber er rührt sich nicht vom Fleck. ) Haben Sie keinen zweiten Schlitt : sel, c’fk«ciiileiiiii" »Nein«, beeilt sie zu sagen. Eine Pause beiderseitigen Schwei genä. »New Jhneiyso viel daran, in Jhr Zimmer zu kommen, here Doltoti« lskiiiit Liszt sanfter. Sie fiihtlt Mit lsleiv mit dein jungen Manne, der sie so treuherzig bittend anschaut. Es ist etwas merkwürdia Weiches in sei nem Blick. »Ja. Jch muß den Rock wechseln. Jch habe eine Einladung zum Mit tagessen angenommen, und ich kann doch nicht in meinem Arbeitswek in Damengesellschasi --— --—« Lizzie’g Mitleid verflieqt. ,,Recht geschieht dir« denkt sie »Du hast keinen Rock und ich teinen SchöHF ilössel.« Dabei salzt sie die Supspe « noch einmal. ! Jn diesem Moment tommt Frau König, eine noch hübsche, sehr leb ihafte Dame. Auch die Kdchin wird Lsichtbar Lizzi's Mama, welcher Menzels Mißgeschick sofort erzählt wird, entscheidet lachend den ver wickelten Fall. »Nun, dann müssen Sie eben mit uns speisen, Herr Dotior«, sagt sie und schiebt den verlegen Daum I schauenden resolut in das Zimmer Drei Uhr Nachmittags-. Frau Kö nig ist gleich nach dem Essen einge nickt. Lizzi und Doktor Menzel Isihen noch am Tische und plaudern I mit gedämpster Stimme. Es ist recht traulich und still iu dein großen luf tigen Zimmer. Sie miissen sich angenehme Dinge erzählt haben in dieser kurzen Stun de, denn ihre Augen leuchten und ihre Wangen glühen. »Und es thut Jhnen nicht leid, bei nuns geblieben zu sein« Herr Dot :or?« sliisterte sie. »O«, giebt er zurück, leid? Fräu lein Lizzie, wenn Sie wüßten! in meinen iiihnsten Träumen hab’ ich’s nicht gewagt, daran zu denken, daß ich einmal mit Ihnen, Fräulein Liz zi -—— -—— Lizzi —- -—« »Sagen Sie«, unterbricht sie ihn strahlenden Auges, »aber aufrichtig. hat Jhnen die Suppe geschmeckt?« »Wie gut Sie findt Und Mama und ich, wir tonnten sie nicht essen, so versalzen war sie." »Nun ja, ein bischen versalzen«, meint er sreundlichst. »Aber das macht doch nichts. Sie haben sie ja ge i tocht.« »Also, esz thut Ihnen nicht leid? Wie mich das sreui«!« »Und ich dante Gott, daß ich den Schlüssel «- -—« Lizzi giebt es einen Stich in’5 Herz. Was würde er zu dem Schöpslössel sagen, der aus seinen-. Schreibtisch liegt? Sie muß einen Augenblick spähen, um in sein Zim mer zu eilen. Wenn dort Alles in "Ordnung ist« dann wird sie ihm den Schlüssel in die Rocktasche prakti ziren. »Sonst hätte ich wohl nie ten Mutt gesunden", fährt Doktor Menzel fort, »so vom Herzen mit Ihnen zu spre chen. Und es ist mir schon lange wie ein herrlicher Wunsch Immer hab’ ich an Sie aedacht wie an etwas Un erreichbares ..... wie an einen Son nenstrahl, den man nicht haschen tgnn ..... wie an etwas Helles, Liebes und Freundliches. Und weil ich den Schlüssel verloren habe, sehen Sie, Lizzi. deshalb half ich Sie gesunden, Sie .. . .. Hier dars ich sitzen und Sie anschauen. —- —-—« -»«.t-.4 »C» Liszt Don zu lUlc uctuususk v spricht der Mann, von desn sie ge glaubt, er beachte sie nicht. Sie hat die Augen geschlossen. Unwilltiirlich neigt sich ihr Blondtops ihm zu. In - hat das Gefühl, als müßte sie ibn an seine Brust schmiegen nnd den leiden schriftlichen Worten lauschen, tage lang; dabei ist es ihr, als sollte sie von Herzengrund weinen vor Glück· Sie hat ihn ja geliebt vom ersten Tage an, da sie ihn gesehen. ,,Und«, schlägt es jetzt rannend an ihi Ohr --— »und können Sie mich lie ben, Lizzi. ein wenig nur -«— -—« Sie will die Lippen bewegen, aber eben östnet sich die Thiir und die lrei schende Stimme der Köchin ruft: »Der Schlosser war da. Jch hab’ ihn geholt. Jhr Zimmer ist offen. Herr Doktor. Die beiden jungen Leute springen erschreckt aus. Auch Mama fährt aus ihrem Schlummer. »Ich glaube, ich bin ein wenig ein genictt«, sagt sie gähnend. Lizzi ist mit einem Male bleich ge worden. »Den Schöslissset wenig stens muß ich haben, ehe er ihn sieht«. denkt sie und rennt davon. Da ist sie nun wieder in seinem Zimmer, aber nicht allein —— Dottor Menzeh der ihr besorgt nochgeeilt war, sieht neben thr. Er gewahrt die Rose im Glase unsd schaut das glühende Mädchen an. « »Was ist das?« fragte er leise. »Meine Antwort auf Jhre letzte Frage, Rudols«, antwortete sie ernst uno zittert. »Du warst also sriiher hier«, rust er stürmisch, »Du hast den Schlüssel?« »Pst«« macht sie, während er sie in stine Arme preßt, pst « »ticssteg Ge heimnisz —" »Was soll das bedeuten?« schreit Frau König· die eben in’s Zimmer tritt und schaut die Gruppe erstaunt an. ILizzi reißt sich los, stürzt auf den Schreibtisch zu, ergreift das Blatt, das sie beschrieben· und reicht es der Mama. »Was Gott Fusammenaeiiigt das soll der Mensch nicht scheiden, sagt »Lizzi!« liest sie. »L-izzi ist leider gewohnt, Recht zu behalten«, sagt sie dann mit einem humoristischen Seufzer. Was da vorgegangen war, das leuchtete auch der Köchin ein. Nur Eines konnte sie nicht begreifen, was zum Kulut der SchöslöffeL der auf dem Schreibtische des Doktor Menzel lag, mit der ganzen Sache zu thun hatte. Kaiserstadt Hangtschou. Vor mehreren Wochen ist die Bahn verbindnng zwischen Schanghai und der Stadt Hangtschou durch die Eis senbahngesellschaften von Kiangsu und Tschetiang vollendet worden, die ersten Bahngesellschaften, die größere Bahn streelen allein mit chinesischem Kapital, unter chinesischer Leitung und mit chinesischen Technitern hergestellt ha ben. Die Bahn erschließt dem in Schang hat ansässigen Westländer die frucht baren und sorgfältig bestellten Gebiete des Reislandes Kiangsu und des ;.Houptseidenlandeg von China Tsche !iang. Hangtschou, dieHauptstadt der Pro vinz, ist zwar seit dem Frieden von Schimonoseti dem Außenhandel als Vertragshasen geöffnet. Aber die ishinesen haben es verstanden, durch Verlegung der Fremdenniederlassung aus einen fünf englische Meilen von der unnvallten Stadt entfernten Platz, der freilich an dem hier endenden Kai sertanal liegt, die Fremden von jeder näheren Berührung mit dem eigentli chen Volksleben seruzuhalten. Nur die Japaner, auf derenVerlangen 1895 der Platz geöffnet tvzirde, spielen in der Niederlassung von Hangtschou eine wichtigere Rolle. hangtschou ist dem gewöhnlichen Westliinder in China, der sonft nicht viel von der Geschicht-: und den Meri iviirdigleiten des Landes kennt, wenig stens durch ein Nsitnrspiel bekannt, die Sturnisluth, oder, tvie man in China aewislknlich sagt, die Hangtschouer Bore. Der Tsicntang, der reiszende Ftüstensluß, der nahe bei Hangtscbcu in die länglich gestreckte und sich nur all mählich verbreiternde Bucht mündet. hat eine sehr starlc Strömung, die sich der täglichen Flut entgegentviilzt, und wenn diese Flut. wie dies bei Sturm tvon der See her und besonders wohl unter dem Einftuß des Mondes zu Vollmondszeit nach und vor der »Oerbsttagundnachtgleiche, ausnahms weise start ist, wird die Fluth von der .entgegenstiirmenden Strömung des Flusses in dein engen Meeresarm auf acstaut, gewöhnlich bis zu zwanzig bis lreißiq Fuß Höhe, und dies-Schauspiel miktt auf den Beschauer derart sesselnd, daß immer wieder Besucer von nah nnd fern nach Hanqtschou strömen, unt das eigenartige und aroßartiqe Schau ctsiel kennen zu lernen, das jeder, der ers gesehen hal, uls unveraeszlich schil dert. Das- hangtschou außer dieser Bote noch unendlich viel andere Sehengwiiri digteiten hor, ist den meisten fremden Vesuchern unbelannt. Nicht so den tshinesen, iiir die Hangtsehou etira ei nen ähnlichen Begriff bildet, wie für den gebildeten Deutschen Weimar, als die Kunststadt des Reiches überhaupt Das verdankt Hangtschou der hundert iünszig Jahre langen Zeit, in der es die lHauptstadt des Chinesischen Reiches erar. Es ist das die Zeit der südli »chen Sungdynastie. die etwa mit der hobenstaufenzeit zusammenfällt. Von ;der herrlichteit derSung-Kaiser in der Stadt selbst ist jeht so gut wie nichts mehr übrig. Was bis ins neunzehnte Jahrhundert davon geblieben war, fiel den Taipings anheim, die von Tem peln und Palästen nicht einen Stein aus dem andern ließen. Nur der feine Geschenk-C die Bildung und weichere Lebensgewohnheiten sind das Erbe der Bevölkerung geblieben, die ihre Pro vinz zu der gebildetsten und einer der reichften und wohlhabendsten von ganz China gemacht hat. Von dem regen Gewerbesleiß und seinen Geschmack zeugt besonders die Seidenindustrie, die zwar auch nicht mehr auf der Höhe steht, die sie vor der Zeit der Taipings gehabt hat, die aber doch noch die erste ganz China-Z ist und wunderbar seine Stoffe und Stickereien liefert. Was von der Herrlichkeit derKaiser zeit übrig geblieben ist, beschränkt sich auf den sagenberühmten Westsee, der unmittelbar an der Stadtmauer gele gen ist. Jn diesem nicht allzu weiten. von-freundlichen und malerischeii Hü geln umgebenen See hat die chinesische Gartentunft ein Fleckchen Erde geschaf fen, das zwar dem westliindifchen Ge schmack nicht allzu sehr zusagt, für den Chinesen aber mit deas Höchste über haupt ist, was er aus diesem Gebiete geschaffen hat. Freilich spielt in dieser Werthschätzung auch die ideelle Werthung der Erinnerung mit. Die Hügel hinauf und am See user entlang zieht sich eine Meine von Landhäusern und Gärten der Reichen und Vornehmen, die den Sommer hier verbringen, und im Herbst in die Stadt zurückkehren. Zwi schen diesen Sitzen der Reichen finden sich dann Grabanlagen, und zwar sind Plätze für Gräber in dieser Umgebung hochgefchätzt, da sie die günstigste Lage gewähren, die sich ein Chinse nach sei nem Tode nur wünschen kann, um ge geu den Einfluß der Wint- und Was sergeister geschützt zu sein. Zu den Gräbern führt eine sogenannte Geister allee mit stehenden und liegenden Bil dern von Thieren. Jn der Nähe liegt ein Schloß, das durch die gelbe Mauer als ein Palast der herrschenden Mand schudynastie kundgegeben wird. Die große Halle ist mit feinstem Raumsinn erbaut, das ganze Schloß aber und die Hof und Gartenriiume sind vollständig ohne Pfleger. Nirgends ist eine bewa chende und ordnende Hand zu erblicken. der Palast und sein Grundstück sind vollkommen verlassen,und die Folge ist auch, daß sich das ganze in einem trost losen Zustand des Verfalles befindet. Verfall kündigt sich auch auf den Jn seln an. die inmitten des Sees gelegen sind. Die größte ist mit deru Ufer durch einen breiten nnd langen Damm verbunden. dessen sechs Brückeudurchs lässe dafür sorgen, daß die Schiffahrt der Vergnüaungsboote auf dem See nicht behindert wird. Das Jnnere der Jnsel ist ganz von herrlichen Lotustei chen ausgefüllt, über die steinerne Brücken im Zickzack führen, deren höl zerne rotlackierte Geländer zwar fast spurlos vergangen sind, die aber noch heute einen Begriff von dem zierlichen und feinen Geschmack geben, der sie ins Leben gerufen hat. Ein Tempel des Kaisers Chienlung aus der herrschen den Dynastie ist verhältnismäßig gut erhalten« ein Pavillon Kaiser Kanghis aus der selben Dnnastie sogar noch sehr gut. DieseJnsel bildet jetzt einen der lieb sten Aussluqorie der Hangtschouer, auf ihr feiern sie ihre Feste und Schmausereien, und eine Menge nach chinesischein Geschmack sehr schön saus aeschmijckter Haushoote liegt zu solchen Festlichkeiten und Ausflijaen bereit, So ist ein Ausflug nach Hangtschou für den Chinesen Mittelchinas vielleicht das schönste Fest, das sich seine Phan tasie ausmalen tann. Für den West länder ist der ganze See zu chinesisch, die Natur ist zu sehr in die Fesseln der chinesischen Gartentunst eingeschnürt, und für richtigen westländischen Na-: turaenuß fehlt dein See auch die schöne blaue Farbe. Er ist seines schlammi aen Grundes- wegen schmutzig braun, was aber wieder dem Gedcihen der zahlreichenLotqulamen zugute kommt, nicht niinder dem der großen und schinackhasten Karpfen, die zu genießen unbedinat mit zum Erfordernis des Ausfluas für den Chinesen gehört. » Wenn daher ter Westliinder von dem Ausfan nach Hanatschou auch teineni reinen Naturaenuß nach seinem Ge schmack erwarten darf, wird durch ihn s doch seine Anschauung von der chinesi- » sehen Gefühls- und Gedankenwelt soI sehr bereichert, daß schon dieser Ge-; ivinn es fiir denBewohner von Schanas » hai zu einem großen Vortheil macht, daß die neue Bahn ihm diese alte Kai ser und Kunststadt erschlossen hat W Appettttostqut der Crassus-tim der. Appetitlosigteit der Kinder ist eine in der Großstadt weit verbreitetes Uebel und Ursache, dasz auch in zahl reichen wohlhabenden Familien der Ernährungszustand des Nachwuchses unbefriedtgend ist. Während des Säuglingsalters wird bei normalen Kindern selten Appetitlosigteit beob achtet, und solange ihre Ernährung sich auf Milch beschränkt, gedeihen sie und sehen voll und rund aus. Von größter Wichtigkeit sür den Appetit und damit für das Gedeihen der Kin der nach beendeter Säuglingszeit ist die Auswahl der ihnen nun an Stelle der Milch gereichten Nahrung. Der Eintritt von Appetitlosrgleit weist sast ausnahmslos auerrthümer in derEr niihrung bin. Ein sehr wichtiger Grundsatz ist« dasz die Milch, obgleich sie aufgehört hat, dasHauptnahrungs mittel der Kleinen zu sein, noch jahre lang einen wichtigen Bestandtheil der Kinderdiät bilden soll. Dies wird verhindert, wenn man Kinder an Ge tränke gewöhnt, die ihnen die Lust am Milchtrinten rauben, und das tritt überall da ein, wo man dem Kinde frühzeitig Kassee oder Ther, oder gar Bier zu tosten gibt. Genannte Ge tränke sind ReizmitteL und wer an ih nen Gefallen sindet, verliert den Ge schmack an reizlosen Genüssen, zu de nen das Milchtrinten zu rechnen ist. Die Klage so vieler Eltern: »Mein Kind will keine Milch trinken,« hat meistens nur diesen Grund. Aber nicht Inur mögen an Kassee gewöhnte Kinder strine Milch mehr; der Kaffeegenutz ve Lwirtt außerdem ein Zurückgehen des sAppetits für feste Nahrung. Dies gilt sfiir Erwachsene so gut wie fiir Kinder. »Also liegt im Koffeegenuß eine zwei lfache Ursache der Unterernährung. ’Appetitstd«rend wirten ferner alle zu schweren, dem kindlichen Verdauungs apparat nicht anaevafzten Speisen, be ) sonders fettes Fleisch, Räucherwaaren und alle Arten Wurst, fette Kuchen sorten, Zuckerwerl. Nicht minder swichtig für Erhaltuna des Appetits ist junbedingte Regelmäfzigteit in den TMahlzeiten unter Vermeidung von Näschereien in den Zwischenzeiten, und schließlich vernünftiges Maß in den «Quantitäten. Stadttinder dürfen nicht essen, soviel sie wollen, denn Kin der mit gesundem Appetit wollen meist mehr als erfahrungsmässig gut für sie ist, und Uebersiittigung, selbst mit der sonst zuträglichsten Speise, hat Appe ititlosigteit zur Folge. Landtinder ydarf man in dieser Hinsicht viel eher sich selbst überlassen, denn das Tum meln in der zehrenden Landluft ist ein wirksame-I Gegengewicht gegen Ditti fehler, welches dem Großstadtiinde versagt ist. ----· Neues lenkt-are- Lastschiff. Jngenieur Steffen in Krone-vagen bei Kiel hat in aller Stille ein lenkba res Lastschiff, ,,Kilia l« erbaut, das in der Osterwoche zwei wohlgelungene Aufstieae machte. Das Lustschiff ist das kleinste aller vorhandenen; denn es ist nur 80 Fuß lang und faßt nur 600 Kuhiivard Wasserstoffgiis. Motor nnd Gondel sind durch ein Ge äst von Stahlröhren unten an das Luftschiff angebaut. Der aus Holz gefertigte Prdpeller wird von einem 40pferdigen Benzinmotor getrieben. Alle Anlagen sind so getroffen, daß sie von einem einzigen Manne bedient werden können. Der erste Aufstieg brachte den Ballon 1000 Fuß hoch und währte eine Viertelstunde Der zweite Aufstieg dauerte ein volle Stunde und ging in eine Höhe von 2000 Fuß. Bei diesem Aufstiea zeigte Steffemdaß sein Lustschiff vorzüglich mauöveriert. Er fuhr direkt gegen den Wind, beschrieb au Kreise in der Luft und Doppel trei e (ach«ten). Bei dieser Gelegenheit trat derVortheil des kleinen Lastschif fes deutlich zutage; denn das Fahrzeug gehorchte dem Steuer sofort und zeigte gerade infolge seiner geringen Größe eineBeweglichteii, die staunengiverth ist. Dabei fuhr Sieffen vorsichtshalber rnit siart verminderter Kraft. Er hofft, eine Fahrgeschwindigteit von 32 Mei len in der Stunde erreichen zu können. Der Erfinder, ein Mann von 22 Jah ren, hat die vollste Zuversicht, daf; das Luftschiff sich auch bei stärterer Wind geschwindigteit halten wird. Tausende den Menschen sahen das Fahrzeug in diesen Tagen manöverieren. Nachdem einige Mängel, die bei den ersten Fahr-— ten hervortraten, beseitigt sind, werden die Aufstieae fortgesetzt werden. Der Patitosselheld. »Wollen Sie nicht auch die neue Oper anhören, Herr Grauser?« »Nein sie soll ja nur bis halb zehn dauern!« »Aber das thut doch nichts zur » Suche!« »O doch; was habe ich von einer O,per zu der ich keinen Hausschliisfel braitche?!« -—.--.—-.. Auch ein Grund. Frau (zum Mann beim Kaiser-trin ten): »Warum kann der Bäcker nicht« immer solch schönen Kuchen tiefern?«' tMannr »Weil mir das zu theuei tätnet«