Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 20, 1910, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats— Anzetger und J sei-old
1910JiuI WI- )«
Nu Hmm Dis-T
- Drei Fragen.
WI
mshesus ich die Nachtigall:
sUZde mir doch, Miit-mete,
» Ver pslanzte die sherriichen Lieder all
— Jn deine winzige Kehle?
Ging auch zur Rose tun-beschwert,
Fragend an sie mich zu wenden:
Wer-hat dich das holde Wunder ge
lehrt,
So jiißen Balsam zu spenden?
Einer hat uns — sprachen die zwei —
Bestimmt zum Bliihen und Singen.
Was hast du Herz, in des Lebens Mai
Wohl deinem Schöpfer zu bringen?
Josephine Moos.
Sein Jnsiaf.
Slizze aus dem Berliner Leben von
B. H e r w i.
Motiv: »Und die Treue, sie ist
doch iein leerer Wahn . . .«
Eine verriiucherie Destille...dichi
am Droschenleihalteplatz. Waden und
Pferde führerlos bis aus den
ersten in der Reihe: die Rosse
lenler gemüihlich an langen, hölzer
nen Zischen in dem dunstigen
Raum die Gläser vor sich, trin
lend, rauchend ..... mit schmutzigen
Karten »Schlat" spielend ...... voll
Grimm der immer mächtiger wer
denden Konkurrenz der Automobile
Mitten unter ihnen eine eigen
thiimliche Erscheinung —- ein aus
geniergelter, langer, älterer Mann
mit auffallend großem Schädel Die
anderen nannten ihn den ,,Rentjeh« . . .
vas shatte seine Bedeutung. Fruher
auch von der sanft der Wasenlenter.
war er nach schwerem Geschick ein
Ausgestoßener, ein Arbeitdicheuer ge
worden. —
«heit wiedo nifcht los! knurrte
einer. —- Roch nich Knir- Handjeid
iemacht!« ein anderer. --s —--— »Don
nerwetter, da tomrnt ja ’n Neier,
der jehört doch nich in uns’re Reihe!«
»Morjen! reecht nich man
nich ussi ..... Bei mir hat sich's aug
jefahrent ..... Habe jetzt den ichiver’n
Jung nach de Schliichterei ..... muß
mir noch stärt’n -—- —- Schnell ’nc
Weiße mit 'ne Stempe! ..... Es is
so schwül drauß-n.« « Er trifchte sich
den Schweiß ad.
,,Nanu ..... ou machst ja wirklich
’n Jesichte, als ob de dir selbst be
iraben lassen willst!« —
»Alio —- abjethan«, murmelte der
»Rentjeh«: »denn möcht’ iet rnir for
de Wurscht von dem bevor-ten
«Sind Se denn een Ferdedottor,
Männeten?« fragte ver Neue. Klaus,
io hieß der mit dem dicken Schädel,
verneinte. »Aber von de Pieie uff
jedient; Feerdeinnge in’s Tratehner
A k4
Jestijt jeweten ..... oo oben m »st
preußen, und sehr eiiitnirt von de
Häuser; wie mal der jroße Doltor
von hier jetommen is ..... da nach
oben zurn Ferdetnarcht, habe ich ’n
müssen aussuchen helfen. Na, und
die zwec Braunen, det wa’n Staat!
Dann nahm er rnir mit als Kutscher
nach oberwärts « Jottl des war ’ne
Zeitl« -— Er starrte eine Weile vor
sich hin
Drauszen hatte lich ein Gewitter
entladen. Ein Kutscher nach dem an
deren verließ das Lotal. Durch die
ossene Thiir sah und hörte man, wie
die lluaen Thiere von selbst verrückten.
Endlich war nur noch ein Taxameter
da rnit dem armseligen Bronnen, der
seine letzte Fahrt antreten sollte
Sein Herr hatte sich neben Klaus
häuslich niedergelassen; der spendirte
·ihm einen Lümmel. Er war sroh,
wenn er einen geduldigen Zuhörer
fand; die anderen konnten ja längst
seine Geschichte, noch hatte teiner da
rüber gelacht.
»Na, wo war ick denn stehen jeblies
beni« srnote er, »richtigt Nu war ick
herrschaftlicher ieworden.« -— Dem
Neuen sunlelten die Angen. »Da hat
test«s woll iut?«
«,.Und totett —- Die Kriopen von
weißen Marmor ..... un silbernet
Jeschirr und ’ne Liwrehl —- — Mein
Professor wa«n berühmter Doktor un
lurirte Dausende von Weibe in de
Minil bloß mein Verteten
da langte de Krast nich aus; die muss
te dran ilaubenl —- Se hatte ooch
oben jedient, un wir liebten uns. un
noch «n paa Jahre da heiratheten wir.
—--Was warnt wir da unten in de
lleene Kutschestnbe ilietltchl Dichte ne-«
»-..-·- « -. —.--... » --« «-. ---.—-«- — —--. .
benan de Rernise und da Stall
mit de Jäule. —- Aus dem Peta machte
ick mir nich ville; der war tickfch, aber
mein Juftaf des wa«n Pracht
ierl! — Un nu sollte bei uns det Kind
kommen, und des Berteten arbeitete
und nähte . . .. und fttickte, bis se nich
mehr konnte. Und denn dauerte es
Tag und Nacht ..... Jott, wa’n des
Stunden! Und imma leiinta wurde
fe, und immer schlimmer wurde’ö, bis
et hieß: «Anspannen un in de Klinit
mit ihr!«
»Des wa ·ne Fuhre! Als ob mein
Justaf et wußte, wen er da in de Ar
tillierieftraße brachte! — Langsam
jing et wie in’n Trauerzug! Und
mein Professor tam mit de Axiftenten,
und wie’ne Prinzessin lag se nachher
da« aber de Opperazion war verjeblich;
se jing doch drqu un des Kleene, des
Marjellchen, ooch der Kopp war
zu groß, sagten fe —- na ja, mein
Schädel; siehste, Kammrad von
da an »fta-n1mt mein Trinken. Und
denn die verfluchten Automoksile,
die jrade ussiamen. Die verdammten
Dinger, die der Deibel erfunden! «
»Natürlich, jetz missen de Menschen
’ rasen; jeht ja nich mehr mit pö a pö.«·
l »Natierlich", fchaltete der aufmerl
same Zuhörer ein, »erst kommen de
sterde ab, und dann missen wir Kut
schee dran jlooben! -- Jelernt haben
ma nischt anders —- wo iell’n wa
hin? —— Und wat tam denn nu?«
»Wat nu weiter lam -——— wat
Schreckliches, wat Jräßliches dat
ic! nie verjeisen rann. —- Yec »u(
Professer ließ mir Schofför lernen,
natierlich hats er sich ooch so’n Dings
jetooft und wollte mir nich varnisiem
und ei jings allens janz jui, bis an
einen sscheenen Sonntag Morjen, wo
ict de Kinder in den Jrunewald raus
sahren sollte; der Herr band se mir us
de Seele; aber unterwegs nahm mir
der wilde Junge das Steuer aus de
Hand — heidi. jing’o. los — un plötz
lich, alle in’n Freiheit« un alle-VI la
putt, und Schreien und Brüllen
und Fetzen un Blut .
und det tleene Meechen dot! und
de Pollizei im ’n Jahr sitzen«
Der Gefährte legte ihm mitleidig
die schwere Hand auf den Arm; einen
Augenblick war es still »Der
Herr Professor hat mir nich verlas
sen: alle Ersten hol’ ict mir mein
Jeld —— und dadrum nennen se mir
«Ner.iLe.ht«
Des in ’n Leben, alle-Z sutsch, det
Berteien mit de Marjell draußen in
jebuddelt mein Justas vatoost
jewiß von eene hand in de an’re
jejangen wer weiß, ob er noch
lebt!« —- Das Gewitter war zwar
vorüber; aber in dem dunstigen Raum
mertte man nichts von der ersrischens
den Lust.
Allmählich kehrten die Kutscher zus
riiet. Klaus stand auf, öffnete ein Fen
ster that einen tiefen Athemzug.
»Ni- is et sor mir ooch Zeit«, mein
te der andere, »mein Brauner wird
unjedutdig da tuct ma, det olle
Thier —— « es is mir doch janz to
misch zu Muth!«
Klaus fah hin —- stieß einen lau
ten Schrei aus und wandte sich um.
Er zitterte an allen Gliedern. »Der
da ——— —-— da draußen ....« aber er
tam nicht weiter, er stürmte durch den
Laden, riß die Thüre auf, lief hin
aus hin zur Drofchte zum
Pferd.
»Det is er ja! det is ja mein Juitas!
—- Mein juta Juftas mein ollet
Ferdl » Jst tann mir nich irren!
Jott dn oben de weißen Flicke
uff de Stirn und hinta de Ohren; die
Niiitern öffneten sich weit. Der alte
Gaul trampelte und scharrte mit den
verbundenen Füßen unt-' wieherte ohne
Ende laut und fröhlich in die Mor
genluft hinein als ob er sagen
wollte: »Bist du wieder da?! - Sei
gilt sei gut zu deinem ar
men Pserd, dem es so schlecht geht«
Und Klaus schluchzte heftig auf.
Er umfing den Kopf des Thieres mit
beiden Armen und bedeckte ihn
mit Küssen und mit Thränen. Und
der andere ftand dabei und wischte
fich auch mit dem blauen Kutscher
rsiantel die Augen, als ob die eben
ioiweder hervorgetretene Sonne ihn
» blendete. — »Nee", sagte Klaus end
lich, »du tommft nich zum Abdecker«
mein Justaf, und nich in be Schlöcip
terei Von dir derf teene Wurfcht
iemacht werden —- — wat tost’a? Ja
toof’n dir ab!«
«Se haben ma 80 Mart geboten.«
— Klaus athmete schwer; er dacht·
nach, griff in die Westentasche
holte die dicke, silberne Uhr vor, die
ihm sein Verteten zum ersten Ge
iburtstag nach der Heirath geschenk:1
jhattr. »Bei lanat nich«, mutmelte
er; aber plötzlich mußte ihm wohl
eine Jdee durch den dicken Schädel
.aegangen sein »Eben erst Schnei«
sagte er vor sich hin — »der hat der
jProsessor noch Sprechstunde. Steige
idu bausn Bock: ick snehm dir als
Fuhre; nun woll’n wir mal nach dem
Kursiirstendanim, ick wer dir schon
sagen, wo. No denn sieig int«
s «Nich um de Welt! Jch wer mir
roch nich von det arme tibjeilappertes
Vieh ziehen lassen; ick loos net-en
bei, brauchst ja nich jrade Jaiopp zu
fahren!« »
, So ging die seltsame Fuhre da-"
von langsam, fast im Schritt,
lohne Peitsche ...... ohne Zuri.
Klaus neben seinem Justas. .· ihn
Istreichelnd ..... ihm Liebestoorte zu
isliisternd die alle aus dem Stallmi
lieu stammten.
Jn der Nähe deg Zoo angelangt,
blieb der Braune stehen und schnup
Perte und scharrte ..... und wollte
nicht weiter Jsastass Gedächtniß
war treu geblieben!
Dann stand Klaus vor Dem Ge
heiinrath und berichtete unter Stots
tern, was er erlebt.- »Und der Herr
Jeheimrath müßte doch einsehen, des
Iman det liebe Vieh nicht zerhacken
dürfte.«
»Gewiß, guter Klaus, gewiß! Aber
80 Mart —- ein bißchen viel.«
,,Bloß borjen, Herr Jeheimrath,
bloß borjent —- Jhr juter Freund,
der Professor von de Anntcmie, hat
mal zu mich jesagt: Mein Schädel . . ..
der wer so interessant, hat er jesagt,
— und den soll ick doch de Anatomie
vermachen, wenn ick dot bin. Er wür
de mir 100 Mart davor jeden. Aber
natierlich -- ich wollte damals nicht
—-— — Aber heit, Herr Jeheimrntlk
habe ick mir anders besonnen; det an
dere ohne Kopp tanr ja doch neben
mein Berteten befraben werden! Wenn
der Herr Jedeimrath mir dez zuliebe
thun wollte, denn kann ick mein Juftaf
bei mich behalten und Pflegen bis
an sein Ende.« s-- Er bog sich unge
schickt nieder und küßte die Hände des
erariffenen thanneo. Der zog die
Brieftnfche und gab ihm einen Hun
dertmartfchein.
»Und die Futterloften bezahle ich
dir auch, Alaus«, sagte er. —- »Aber
wo willst du denn mit ihm bleiben?«
»Wer schon was finden, herr Je
heiinrnth, nnd den Suss jewöhne ict
mir nu jnnz total ab. Nu bade
ick doch wieder ivot for’s Herz! Und
in bedant mir tausendmal, Herr Je
l)eimrath!«
Und Abends hatte er wirklich schon
seinen ,,J-nstas« in einen hölzernen
tleinen Stall geführt eine ein
fache, faubere Krippe hatte er zu
sammengezimmert ..... Wasser be
sorgt und Hafer in einer ticte
für seinen· »Justaf« Stroh aufge
schiittet, in der anderen für sich selbst.
Mit eiaenthiimlich pfiffigem Aug
druct saate er zu sich: »Die Lust im
Ferdestall soll ja gesund sind! - Nu
is et schon meeglich, daß der Herr
Professer, der nff meinen Schädel
To jiepprig war, noch recht lange uff
mir warten mußt Na, iute Nacht.
mein «Jnstaf«, saate er und streichelte
seinen alten Freund.
Dann faltete er nach langer Zeit
einmal wieder die Hände.
Der gewissem-aft- Mel-.
Ein russischer Bauer stahl dem Po
pen während der Beichte seine Ta
schenuhr. Dann fuhr er in dein Be
kenntniß seiner Sünden fort.
»Vaterchen,« sagte er, »ich habe fer
ner jemandeni eine Uhr gestohlen, und
das liegt mir nun schwer aus dem Ge
wissen· Jch weiß nicht, was ich mit
der Uhr anfangen soll. Willst dn sie
nehmen?«
»Wi) denkst du hin, mein Sohn,«
erwiderte der Pape. »Ich will die
Uhr nicht. Du mußt sie dein recht
mäßigen Eigenthümer zurückgeben-"
»Das würde ich wohl schon thun,«
klagte der Bauer, »aber er will sie nicht
nehmen«
»hast du ihn denn schon gefragt?«
»Ja, Väterchen.«
»Nun, wenn er sie nicht zurückneh
men will," entschied der Pape, »dann
kannst du sie ruhig behalten und
brauchst dir weiter keine Gewissens
bisse mehr darüber zu machen!"
W.
Der Zahn der Zeit läßt sich niemals
plombteren.
Ver Frühling auf der grünen
Insel
Wer zur Frühlingszeit iiber die
ftahlgraue, ewig unruhige Jrische See
hinüber gelangt ist zu den Gestaden
der grünen Insel Jrland, dem weht
eine förmliche Welle von Duft und
Frische entgegen und we,r den Hafen
von Ringstown und die lauten Stra
fien Dudlins dann eilig hinter sich läßt
und vorbringt zu den fruchtbaren Ge
genden ins Innere, den griifit eine
über alle Worte wohlthuende Aussicht
auf lauter satte-L üppiges Griin zu als
len Seiten, wohin der Blick sich wen
den mag. Der hier fast immer we
hendeWestwind lommt feucht und salz:
geladen vom großen Atlantir herauf,
um hinüberzustreichen über alle diese
sammetweichen und immer ariinen
Wiesenfliichen. Da ist Sitasenland
scheinbar ohne Aufhören, große grüne
Weiden in den weiten flachen Land
strichen zwilchen den Meeren; Weiden
aptch an den Hängen der Berge und in
Den .iusgedehntrn Paris der altange
seisenen oder aus England eingesvans
derten Großgrundbesitzer. Das Gras
ist so griin wie sonst nirgends und fast
so dicht gewachsen wie die Polcher der
Almen in: Hochgelsitge; die feuchte Luft
;uicd der so häufig regenverschleierte
Himmel, der keinen allzugrellen Son
nenbrand hindurchdringen läßt, und
die Nähe des linden Golfstromes, die
den harten Frost auch im Winter fern
hiilt das alles zusammen macht die
Jrische Jnsel zu einer Weidestätte
ohnegleichen.
Jn diefem Lande ift der Frühling
anders als sonst auf der Welt. Da
aibt es keine grausamen Rückfchläge
von Aprilfchneefällen und unerbittli
chen Maifröften und teine eisigen Oft
minde und Nachtfröfie, die das junge
Grün in Schwarz verwandeln. Schon
im Februar erwacht mit Gewalt das
neue Leben in der Natur, das auch ins
Winter nicht seht feft geschlafen hat«
denn die Nhododendronbiifche zeigen
fchon zu Weihnachten dicke saftige Blü
thentnogpen und das Grün des Gra(
fes bleibt faft so grün wie im Som
mer. Aber jetzt im Frühling kommt
dazu die Fülle der Blumen; zwar
find sie nicht fo farbenprächtig wie dit
an den Ufern des Mittelmeercg; aber
üppig und duftend und von einem Zau
ber ohnegleichen· An den Ufern der
vielen feichten Flüsse. die fich hell unt
heiter durch die Wiesen hindurchfchliin
geln, erblühen im feuchten Gras an
dicken graublauen Stenaeln die fchmal
blättrigen Narzifsen mit ihren gold
aelben Blüthen. Sie wachsen wild an!
ungenfleat und doch in übermältigen
den Massen Jshk Duft erkiiut dir
Luft nnd mischt sich mit dem würziger
Hauch des Graer, und in den weni
gen noch kahlen Buchenwäldern in.
4 LA. O»...e —-.--..-.---.
Ulllllllcll, tut-un Qual-- verklang-Just
Jahre, unter den seidcngrauen Stäm
rnen erwarben zu Tausenden die Pri
meln, feine, helle große sctiwefelgelbe
Blumen. Ganze Polster wie dicke re
gellos geformte Beete solcher gelber
Primeln dringen aus- dem vermodern
den Blatterwuil hervor-. Mit ihner
vereint sieh das Veilchen und draußer
in den Wiesen der irische Klee mit der
winzig tleinen Blättern, des Insel
reichs geheiligte Pflanze.
Jn den Flüssen springt der Lachg
die rotgcfleckte Forelle huscht hinter
den Steinen hervor und schießt pfeil
schnell mit der Strömung dahin. Zahl
lose Schafe und weiße wolliac Liimi
mer, die Erstaeburt des Jahres, weidet
auf den weiten Gragflijchen bis hin zr
den geheimnisvollen Mooren, die groß(
Teile im Innern der Jnsel bedecken
Da ist im Sommer wohl auch hie unt
da eine Decke von Grün iiber brauner
Torflagern, aber im Frühling ist al(
les noch sumnfia und ungangbar, gleick
den abgrundtiefen unheimlichen Morii
ften dicht daneben. Da ruht in de:
schwarzen Tiefe die dunkle und ftein
barte Jriiche Sumpfeiche, die seitJahr
hunderten imSckilamnie steckt und nun
zu Stein verhärtet, zutage geförder
und zu allerlei miihsamer Schnitzarbei
verwendet wird. Hie und da finde
sich auch das fossile Gebein des Jri
soffen !liiefenhirfches, der in der Dilu
vialzeit hier gehaust hat und der Kund
davon gibt, daß einstmals Jrland mi
Großbritannien durch eine breiteLand
drücke verbunden gewesen ist. Zitternd
weiße Sumpfbliithen an diinnen Sile
len und schwankende Schilfgriiser bre
chen im Frühling aus dem schwarzei
Moor hervor, und das Gras steht iip
piger denn je an den breiten Wasser
lachen, in denen sich der Himmel spie
gelt und die trotzdem nicht hell werden
weil ihre Tiefe zu dunkel und uner
gründlich ist.
Jn den nteist altehrwiirdigen unl
wohlgepslegten Landhiiusern des iri
schen und englischen Adels herrscht in
—— —- ...
Frühling reges Leben. Es ist die Zeit
der großen Pferderennen auf dem welt
belannten Rennvlatz von Punchestown
im Osten der Jnsel. Da fährt die
große Bahn über weiten Rasen hin«
und das edelste Pserdematerial findet;
sich alljährlich hier zusammen, trotz der ’
berüchtigten Steinmauer mit dem gro- i
seen Graben dahinter, die so manchems
Pferd und auch so manchem guten Rei- -
tcr den Todessturz bereitete. Die gro- -
seen Renntage im April vereinigen hier
alle Sportsfreunde Jrlands und viele
englische dazu. Der Vizetönig mit sei- »
nein Hofstaat erscheint in seiner Loge
und alle die schönen irischen Frauen,
die sich hier auf grünem Rasen, fern
von allem lünstlichem Licht, in ihrer
oft blendenden Schönheit zeigen kön
nen. machen das glänzende Bild des
rings erbliihenden Lenzes noch lebens
voller. Ja, eigenartig schön sind diese
Frauen, mit ihren oft rostroten oder
blonden Haaren und jener pfirsichwei
chen Gesichtshaut, die das feuchte Kli
ma ihrer Heimat aufs günstigste be
einflußt, mit ihrem aufrechten Gang
und liiegsamen Wuchs, in Sportiibung
und freier Luft gestählt von Kindheit
auf. Das alte Keltenblut mit einem
tsinsclklag gallischer Glut und britischer
Riihle erscheint hier oft in günstigster
Rassenmischung.
Jn den großen englischen Milliar
!agern nahe der Küste herrscht gleich
falls Frühlingsstimmung Zahlreiche
Soldaten, lauter stämmige Hochländer
in ihren bunten fliegenden Kilts, die
man von Schottland hierher gesandt
hat, sieht man stundenlang im Son
nenschein Fußball spielen. Auf den oft
schlechten Landwegen laufen die klei
nen flinken Pferde vor den allgemein
gebräuchlichen zweiräderigen Karten
wagen lustig und ausdouernd dahin,
und im Mundtvinlel des irischen
Landmanns qualmt Unausgesetzt die
lurze Shag-Pfeife, die ihm allein das
Leben behaglich macht. Denn bittere
Armuth starrt uns nur allzuhäufig
entgegen, wo der arme Bauer, der sei
nen Pachtzins meist in mühsamer Ta:
geliihnerarbeit abträgt, seinen Kartof
felacker bestellt und die einzige Kuh zur
Weide treibt, und doch ist diese Weide
so fett und der Acker trägt so willig
und reichlich seine Früchte. Aber die
Nothlagc der Bauern u. kleinen IWich
ter ist, wie man weiß, ein uraltes
Ilehel, das tief sitzt und mit der ganzen
Geschichte und Entwicklung der Jnsel
eng verlnijrst ist. Auch der vornehme
Grundherr aus dem alten Herrensitz
hat unter diesen Umständen manchmal
seine liebe Not, um auszukomrnen
und sich und seine Familie standesge
mäß zu erhalten. Aber iiber alle Noth
des Lebens und die ewigen sozialen
Kämpfe, die seit langem hier ausge
fochten werden« breitet jetzt der Früh
ling seinen Schimmer von Licht und
Freude, und die laue Luft macht die
« Glieder miide und schwer, macht un
fähig zu kräftigem Handeln und Ent
schließen und erfüllt nachts den Schlaf
lllll 1llllllylgcll L.l.uuut(«.
Man lebt dahin in einem Rausch von
Dust und Wärme, unitoft von schmei
chelnden Lüften. Es ist, als ob die
grüne Jnsel von geheimen Lebenskraf
ten in der Tiefe gespeist würde und als
ob der Seewind die ganze unverbrauch
t-. Urlraft des Atlantischen Ozeans zu
ihr herübertrüge. »Nichts zwischen
uns und Ameritat« sagt der Bewohner
der zertlüfteten Westtüste, wenn er sei
nen Blick hinausschweisen läßt aufs
Meer, dessen salziger Hauch jahraus,
jahrein über seine Wohnstätten dahin
streicht, freilich nicht immer lau und
milde, sondern oft mit ortanartiger
Gewalt.
Ja, der Frühling ist herrlich aus der
alten Insel, denn es ist ein Frühling
von Land und Meer zugleich, ein be
rauschender und sinnbethörender Früh
ling, der die linde Lust südlicher Zonen
sind die Herbheit des großen Atlanti
schen Ozeans köstlich vereinigt
Von der Schemen-.
Schanspieler (zum Direttor der
Schiniere): Aber Herr Direktor, Sie
müssen mir einen Vorschuß geben,
meine Stiefelsohlen sind durch; heute
Abend tnie ich doch auf der Bühne
bei der Liebesertlärung da würde es
ja das Publikum sehen?!«
Direttor: »Ach nee, mei Bester, das
, is Sie nämlich richtig realistisch . . .
- es hat den Eindruck, dasz Sie sich we
gen der Angebeteten die Stiefelsohlen
schon durchgelausen haben?!«
Er hat was läuten lssrcm
Karlchenz »Ihr habt ja teine Gar-—
dinen dran, Tante?«
»Die sind in der Wäsche.«
»Ja —- wie predigst Du denn jetzt?«
—
Weibertränen sind der Wegweiser
zum Mode-Magazin
Lachen ist gesund.
Von Dr. Otto Augenbqu
Der Lachalt ist der Gesundheit
höchst zuträglich, zunächst weil er ein
tiefesEirmthmen voraussetzt, dem dann
eine Reihe kräftiger Ausnthmungsftöße
folgen. Bei unserem gewöhnlichen
oberflächlichen Athem findet immer
nur eine unbedeutende Durchlüftung
der Lunge statt, besonders werden die
Lungenspitzem die berüchtigsten Brut
stätten gefährlicher Kraniheitsteime,
trenig berührt, denn nur ungefähr ein
Siebentel der in den Lungen vorhan
denen Luft wird dabei erneuert. Beim
,,herzlichen« Lachen aoer tritt plötzlich
ein voller Luftzug bis in die äußersten
Lungenwintel ein, als wenn in einem
Zimmer, in dem bisher nur ein oberer
Fensterfliigel etwas geöffnet war, mit
einem Male alle Fenster und Thiiren
weit aufgemacht werden. Jn Menge
wird da die sauerstoffreiche Lust der
Lunge zugeführt; für diese und für die
fauerstoffhungrigen Blutlörperchen
bildet der Lachalt eine Hauptluft
Inahlzeit.
l Solche Athmungsghmnasttt starrt die
lLunge, träftigt die Brust, trägt über
Ihaupt zur- Gesundung des ganzen
Körpers wesentlich bei. Freilich be
wirkt dies nur das richtige, herzhafte,
laute Lachen« das wie ein Gebirgsquell
» aus der Kehle hervorsprudelt, während
leichteres Lachen zu oberfliichlich ist
und tein tiefes Athemholen erfordert.
Man versuche es einmal! Das »Sieh
ausschiitten« vor Lachen schüttet auch
aus den verborgensten Lungenwinteln
alles Ungehörige aus und erweckt im
Innern der Brust ein Gefühl von Cr
leichterung und Wohlbefinden.
Die kräftigen Ausathmungsstöße
beim Lachen können das Zwerchsell so
erschüttern, daß man »sich den Bauch
halten« muß, um dem Zwerchfell stüt
zend beizusvringen. Dies Drücken und
Pressen des Zwerchfelles auf die unter
ihm befindlichen Organe, den Magen
und die Gedärme, trägt sehr wirksam
zur Fortbewegung der Speisen, zur
Verdauung bei. Lachen bildet gewis
sermaßen eine natürliche Massage der
Verdauungsorgane. Gesund ist dies
für jedermann, besonders aber fiir die
gütige Mutter Natur als eine Art
Gegengift für ihre Eß- und Trinllust
eine gesteigerte Lachlust verliehen hat.
Diese günstige Eigenschaft des La
chens erkannte schon der große Philo
soph Kant in sehr richtiger Weise. Er
schreibt: »Die angenehme Wirkung des
Lachen-z beruht auf der für die Ge
sundheit heilsamen Bewegung und ver
dauungfördernden Zwerchfellbewe
gung, da das Lachen immer Schwin
gung der Muskeln ist, die zur Verdau
ung gehören, die diese weit besser för
dert, als es die Weisheit des Arztes
thun würde.«
Dr. Hufelaud nennt dag Lachen
»eines der besten Verdauungsmittel«
und meint: »Die Gewohnheit unserer
Vorfahren, durch Lustigmacher und
Hofnarren Lachen zu erregen, beruhte
auf ganz richtigen gesundheitlichen
Grundsätzen«
Nun, als Wohltäter der Mensch
heit, als richtigen Lachdottor kann
man in der That jeden guten Humori
sten bezeichnen. Der kühnste aller
Humoristen, der Arzt Rabelaig, schrieb
an den Kardinal Chatillon: »Der
Hauptzweck meiner Schriften besteht
darin, die armen Kranken durch lustige
Einfälle und Geschichten zu erheitern.«
Obgleich man noch teinen Lachbazil
lug hat nachweisen können, wirtt
Lachen doch ganz entschieden anstet
tend. Das hat jeder oft genug erfah
ren. Auch in dieser Eigenschaft hat
eg schon viel Gutes gestiftet, hat sogar
als Rettunggmittel bei Katastrophen
gedient.
Wie verhält es sich aber mit den
Ausdriickem sich trank, halbtot, tot
lachen? Sind das nur Redensarten,
oder tann Lachen wirklich der Gesund
l)eit schaden? Jn der That tann aanz
unbändige-s Lachen Bauchschrnerzen
und sogenanntes »Seitenstechen« be
wirten durch die vorhin geschilderte
heftige Erschutterung deg Zwerchfells.
Aber diese Erscheinungen sind nur
vorübergehend und unschädlich.
Jedenfalls beweist sowohl die Er
fahrung des täglichen Lebens als auch
die ärztliche Wissenschaft, daß Lachen
im allgemeinen gesund ist. Sogar die
Götter der alten Griechen pflegten oft
in ein »unsterbliches Gelächter« auszu
brechen, wie Homer berichtet, was uns
noch heute als ,,homerisches Gelächter«
zum Vorbilde dienen kann.
Tenn wie die Zukunft sich auch mag ge
stalten,
Man soll doch stets auf die Gesundheit
hatten.
Und man taun wirklich nicht-s Gesündres
machen,
Als ab und zu sich einmal trank zu lachen.