Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 15, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    Nur mit Handgepäcs
site deutsche NeiseiHumorcste von
E l : C o r r e i.
Da war im Kreise der Damen das
sulein Amhvld, eine hochbetzige
Persönlichkeit. Sie wär fortschrittticn
Nonnen und eine solche Gesinnung
- erregte in den Damentteis ver flei
M Stadt immerhin ein gewisses
»Mitt, hört!" Fräuiein Arnhold
sich-n es jedoch damit auf und be
thätigte sogar ihre Gesinnung. Denn
Opte Familie war der einflußreichsten
MI.
Jalvohll
Und die vorn Zeitgeist fest iiker
all verbreitete Reifemode bewegte
auch die Gemüther des Dasmentreises
der kleinen Stadt. Die feirdersaen
tändlichen Sommerfrischen mit den-«
Fkühftücksbrot im Strickbeutel ge
nügten nicht mehr den gesteigerter
Ansprüchen Mart reiste schon in die
Schweiz und an die See, um irt
kotnfoetablen Hotels zu wohnen unr
das Menii zu tritisiren. Der Apo
theter erstieg sogar — natürlich al
lein Ohne Gattin) — in Waden
ftriitnpfen die Tauernz Herr Ober
Minspettor mit Gemahlin dehnten
ihre Somsnterreife bis nach Dane
statt aus« Fräulein Arnltnlv aber
Guts-bloß sich zu einer Frühlingstour
Ins Italien·
Den Winter aber rüstete sie sich
aus. Nicht ungern berichtete sie bei
den Damentafsees über ihre Reise
vorbereitungen, die —- so umfanai
reich sie erschienen —- dertnoch in be
iteff praktischer Einrichtung flatt
therth waren.
»Ich teile ja nur mit Handgepärt!«
erklärte Fräulein Arttbold mit gro
ssm Nachdrucl und erläuterte die
Vor-theile, die das brachte. Erstens:
M hatte alles hübsch bei sich-.
Mus: man spart Feuchten und
Srmportr. Drittens: man gewöhnt
Ich· praktisch zu »sein. Ja, dieses letzte
erzäherische Moment betonte Fräu
Ieis Arnhold besonders ..... und
W· man ihre Erfindungen vor
kmditiirten Toiletten-, Näh-, Me
dizin-Etuis, zusammenlegbaren Fuß
däntcheth dito Kleideryaltern und
Mut-leisten lfiir feuchtes Schuhwertj
Betrachtete, so konnte man nicht an
ders, als Fräulein Arnholds Reise
genie bewundern.
Sie besaß durch Erbschaft einen
guten Oandtoffen rnit jener aus
dehnnugsfähigen Harmonita - Tasche,
die den Koffer zu feinem doppelten
Umfang anwachfen läßt. Dieses gute
handgepäckftiiet nahm alles in sids
auf: Kleider, Wäsche, Stiefel, Bü
cher, Kleidethatem Fuß : Bauch-m
Schuhleiften lfiir feuchtes Schuh
wett), sogar einen Hut, wiewohl zer
treunt. Die Reiherfedern nahm Fräu
tein Atnhold in die Handtaiche, rnit
der Eatt de Cologne und den Scho
stoladepläschem den Caieö unid den;
Schmuckkästchen Als der wohlgepactte
Koffer aber geschlossen werden sollte,
ergab es sich, daß er sich nicht schlie
ssen lassen wollte. Das Schloß
schnappte nicht ein, da der reiche Jn
Thalt sich widerspenstig gegen den Kof
ferdeckel bäumte. Ohne tlcinniüthig
Hilfe herbeizurufen, versuchte Fräu
lein Arn-hold ordentlich zu drücken.
Vergebens Da entfchloß sie sich reso
lut, einen Kleiderhaten und das dicke
Jackett für Uebergnnggwetter heraus
gunehtnem Sie drückte von neuern —
e belastete den tlaffenden, keuchen
Koffer mit ihrem eigenen Kör
pergetvicht —- sie hörte innen ein
Krachen —- sie gedachte der mit Pa
pier ausgeftopften Blufeniirmel —
nnd ach, der Hut! — und die neuen
Stiefel! —- aber sie drückte dennoch
weiter and siehe: endlich schnappte
das einsichtsvolle Schloß ein nnd
Fräulein Arnhold drehte frohlockend
den Schlüssel um.
Sol Jhr Handgepäcl war fertig!
.Prall und drall lag es da. Zu heben
» stritt-echte fi« freilich nicht. Na ja
.«,. i- ftit acht oder auch zehn Wochen
brauchte man schon fein Theil Zeug.
Inn follte nicht meinen, wie inan
das alles auf so engen Raum —
breiviertel Quadratmeter — zusam
menpferchen konnte. Mit Genugthu
sung und Dankbarkeit betrachtete
Fräulein Arnhold ihren braunen
Iirankmen Reifebegleiter; sanft band
sie seine Riemen zusammen, um ihm
Deine weitere Bedrängniß »z«zufi.i:·en.
Als sie sich aber im Zimmer um-,
sah, entdeckte sie, oSchmekzl noli-i
Xihn Morgenfcbuhe, die zwei unent-·
Besuchen Plaids, das Jackett fiir
Uektgangswettet und bas- klein
Metisiew Auch noch den Hut, den
Midian-en Promenadehut mit deri
" Grause-lieben Schnell entschlossen
Its-Art fie noch ein Plaidbündel,"
tmd den Hutlarton — natürlich —
« Den mußte sie auch noch mitnehmen.
«- Qie Schirm kamen in ihr gestieltes
al, nnd Fräulein Ariel-old
: · trinuphirenty als sie die weite
Ieise mit dein bischen bar-Wes
»Mit-L —- Eiue Dis-feste beachte sie
m Ich-. «
Ver Mich-s DOMA- ibt MUS
zi- Mäg »Frau-» weil et eine
Gepäcktaxe für »die Kuffeki« is Is
technung brachte Das bedeutungs
rokle »Hu-Las mit dem« der Die-Iß
mann dann das Gepäck auf die
Schultern lud, um Fräulein Anthka
ji« Coupe zu schaffen. sieh das
Fräulein vermuthen, der Mann sinns
like in berechnendet Absicht. Da et
aber sichtlich schiwitztezund feuchte un-»
tet der Last, gab sie ihm das-i ein
Extratrintgddchen und bestoch ihn«
mit liebenswürdigen-e Lächeln, ihrs
Handgepöck hübsch unauffällig in einel
Este des Gepäeknehes zu zwängt-is
Beinah-e wäfs dabei der Koffer eine-tut
Herrn auf den Kopf gefallen. EinH
Dame bat magisch um »auch noch!
dem-as Pkaks sük ihre Hab-. Die vH
rurch entstehende Spannung glitt-H
Fräulein Auch-old mit Chololade aus«
die sie dem von ihr als «rei»zende
Kleine« benannten Iöchterchen der
energischen Dame eiserirtr.
Jn ihrem Herzen bangte sie dabei
vor dem nächsten Umsteigen. Germa
nische Kraft schien selten bei Bahn
hossdienstrniinnrrn. Sie sah daher
nach einer stattlich-en Gestalt aus. doch
solgte ihrem Wink irrthiiinlich ein
fchmöchtiger Jüngling, der such that
sächlich beim Transport nach dem ein
deren Bahngeleise das Gleichgewicht
verlor und längelang hinfiel.
Bei dein dadurch entstehean Ani
laus neugieriger Menschen tam Fräu
lein Arnhold etwas um ihre Kalt
dlütigteit· Sie wurde von dein Ge
dränge verwirrt und puterrotlp und
gerieth, als der Stationsvorstehser
tam und ihr Gepäcl musterte, in eine
solche Verlegenheit. die daheim Nie
mand der felbstbewußten Dame zu
getraut hätte.
»Seit das alles mit ins Conte?«
fragte der Herr mit ver rothen Mütze
»Es ist doch nur Handgepäet!« be
hauptete das Fräulein mit zitternder
Stimme.
Da schüttelte der Vorsteher befrem
det den Kopf nnd lächelte ein wenig
—- denn er war gutmüthig.
Aber ver Zugiiihrer des betont-rau
senden D-Zuges war nicht so gut
miithig. Er wollte das Gepön nicht
her-einlassen Er schrie.
» Und da verlor das redliche Fräu
lein Arnyold ihr seelisches Gleichge
wicht und antwortete ge:reizt »Es ge
hört nicht mir allein! Meine Freun
din hat den Zug versäumt ..... Wir
tressen uns in Angst-ural« DI- bei
;rerseste sie dem zaudernden Sei-äs
.triiger einen energischen Schuh ihm
vertraulich zusliisternd: «Schnell bin
einl Ich gebe Ihnen ein Ernste-int
geld!«
Sehr echauffirt und athemlos saß
sie dann auf ihrem Plas. Außer ihr
»wa: Niemand in dem Damenabtheit.
iDennoch war der Billettontrolleut
Wieder fchonungslos. Er musterte
durch den Horntneifer, der ihm auf
der Nasenspitze faß, ihre Sachen und
fragte ziemlich affrös: «Sagen Sie
mal, meine Dame, hier sind acht
Plätze —- wenn nun jeder Pasiagier
iolctIe Paeten mitbrächte, wohin foll
ten wir dann tommen?«
Fräulein Arnhold lächelte jetzt nur
noch trampihaft nnd schob dem Mann
mit ihrer Fahrtarte ein Mvttftüct in
die Hand. Die7es ließ ihn aufieuF
zen und einlenten: »Na ja, meine
gnädige Dame, ich will schon sehen,
daß es nicht zu voll wird his Mün
chen!«
Bis München hatte Fräulein Jen
hold genügend Zeit, sich darüber zu
amiisien, wie billig man von der
Dame zur gnädigen Dame anoanei-«
ren konnte, doch war ihre Freude
darüber nicht ganz rein. Auch tam
sie nicht dazu, sich der reizoollen Aus-i
sicht und der glatten Fahrt zu freue-H
geschweige fand ihre Seele Stiftung-l
ttaft genug, des ersehnten Zieles zu«
gedenken. Ihr guter dicker Koffer
oben im Reh lag ihr schier auf den
Nerven. Dazu hatte sie sich ein we
nig — nur gerade ein tlein wenig —
die haud verstaucht, als sie vorhin
selbst das Schirmpacket und.den Hut
tarton »durch die enge Waqenthiir ge
zwängt hatte. Sie gedachte ihrer
-,————
praktischen »Retleapothete". Die wohl
verwahrt im Koffer steckte. Aber da
war kein herankommen Auch ihre
Reiselellüre hatte sie aus Ell-ersehen
mit eingepackt. Jn der Plaidhülle
fand sich nur das Kursbuch nnd da
mit versuchte frcki F räulein Arnhold
die Zeit zu zerstreuet-. Aber die Zah
len wurden eigen leben-deg. Alle die
Ertratrinlgelder schienen da zu ste
hen. Und ihre stolze Seele dachte be
schämt des bestecksenden Lächelns, das:
sie an Dkensts und anperssmal ver-i
fes-wendet hatte. Solch Lächeln hatte
sie früher nicht mal ihren Verehrern
gegönnt. Sie hatte das als Tochter
ihres Vaters nicht nöthig zu haben
gemeint. Deshalb reiste sie nun auch
so ganz allein ..... «
Trübe Gedanken lamen. Sogar
ein paar Thal-irren fielen in's Kuri
buch und machten auf dem drinnen,
grau-treiben Papier dunkle Fleckchen.
Daß auch Nie-wand einstim. Inil dem
sie hatte etwas plaudern können, um
jin Stier-Innres zu lommenl Un einer
CW machte sie been freundliches
Weis Zecher Dei
winkte hesWd ab: Deine
sauget Ich laß Niemand reins·
Aber ihre Träbseligteit und Ner
vosität steigerte sieh derart, daß sie ht
Isehloß ihre Fahrt anders einzurich
»ten See war doch wahrlich nicht aus
die Reiß gegangen, um die Märtyre
rin ihres «Dandgepäcks« zu werden.
Und sie sagte zu der sie in Mün
chen auswdenden Blaubluse mit ihre-n
Jewohnten Besehtitom »Den Koffer
ausgeben! Bis Betona!«
.Scho’ gut!« sag-te der stämmige
Bayer und nahm mit der einen hand
den Koffer, mit der andern M
Uebrige. Er trabte so schnell tos. daß
Fräulein Amt-old kaum folgen
konnte. An der Gepäckgausgabse schob
sich der Träger geschickt dttrch’s Ge
dränge und rief laut: Aufgeben —»
s Taschers das«
Damit knallte er ziemlich uns-Inst
den schweren, prallen Koffer aus viel
Schranke. Der verstand jedoch den
Scherz schlecht und mit einem Krach
barst er auseinander —- « das kom
binirte Neressaire, die geknidten Stie
sel das zerbrochene Fuß-täuschen und
die Bücher sprangen befreit unter die
Leute.
Ver erste Subskriptionsball
Der Stadtrath außer Diensten Lö
bener besaß eine einzige. lieblich an
zuschauende Tochter. Namens Lucie.
die er iider alles liebte. Es unterliegt
also daher wohl teinem Zweifel. daß
er in liebenswürdiger Weise bemüht
war, dieser sowohl als auch seiner
Gattin die nöthigen Zerstreuungen zu
verschaffen, indem er mit ihnen Thea
ter, Konzerte usw. besuchte.
Da nun Fräulein Lucie bereits zu
einer salonfiidigen Jungfrau herange
reift war, so lag es nahe, daß er sie
nun in die Gesellschaft einzuführen des
adfichtigte, und zwar sollte sie zu
nächst einen Ball mitrnaYerk wozu sich
ietzt gerade eine günstige Gelegenheit
dot.
Der erste Substriptionsball stand
vor der Thür.
Der Herr Stadlratb a D. erstand
auch richtig einige Billette und in der
Löbenerschen Wohnung war alles rnil
den Vorbereitungen zur-n Balle be
schäftigt und m siebethafter Aufregung
namentlich Lucie, die sich theils vor
Wonne, theils vor Unruhe taum zu
iassen wustr.
Endlich tam der ersehnte Tag heran.
Der Herr Stadtrath Löbener strahl
te var Freude, als et seine Damen in
glänzender Balltailette zu deni Wa
gen siihrtr. Der Weg bis zum Opern
hause war bald zurückgelegt; hier ging
es der langen Wagenreihe wegen nur
Schritt siir Schritt vorwärts.
Bald war man vor dem Eingang
des Opernhauses angelangt. Schnell
entstiegen sie dem Gefährt und stürm
ten hastig durch die Thür. nrn das Jn
nere der Ballräumlichleiten zu gewin
nen.
»Bitte, die Billets«, ertönte es da
rnit eineni Male.
»Ach so, die Billets —- ja. wer hat
denn die?« Mit dieser Frage durch
suchte der Herr Stadtrath alle seine
Taschen, doch umsonst — er fand sie
nicht var.
Die Damen waren begreiflicher
weise in heller Verzweiflung denn ah:
ne Billet war hier ein weiteres Vor
dringen schlechterdings unmöglich.
Was war zu thun? Hier war guter
Rath theuer, doch mußte schnell gehan
delt werden. Er pastirte also seine
Gattin nebst Töchterlein in eine zug
sreie Ecke der Vorhalle und versiigte
sich aus schnellstern Wege mittels eines
Wagens nach seiner Wohnung, da er
der sicheren Ueberzeugung lebte, er habe
die Billete dort zurückgelassen
Zu hause angekommen, riß er aus
Leibeslriiiten an der Alingel
Ei war den bediensieten Mädchen
sdie Wohnung mit der strengen Wei-«
ssung übergehen worden, dieselbe nicht
zu verlassen nnd tvach zu bleiben, bis
die herrschast zuriicktiime, urn dann
Hilfe beim Anjlleiden leisten zu tön
nen.
Aug diefem Grunde hatte der Herr
Stadtrath es verabfäumt, die Schliif
fel zur Wohnung mitzunehmen
Jetzt läutete er vergeblich, ja sogar
fein chmliches Sturmiäuten batte tei
nen Erfolg. !
Da stand er nun schimpfend undz
fluchend da. Was half-! Er fand es
am gerathenften, fich schnell zum Por
tier des haufes zu begeben, um dort
vielleicht näheres erfahren zu können
s Er hatte in der That richtig taltulirtx
denn dort hörte er auf Befragen zu
feinem größten Erstaunen: »Die Mäd
chen find, beide in Ballftaat gekleidet,
ausgegangen haben indeß die Schlüs
sfel bei mir hier zuriigelassen«. Und
damit reichte er fie dem herrn Stadt
rath hin, der begierig danach griff
und, ärgerlichi etwas in den Bart
brummenv, eiligst zur Wohnung sich
hinauf begab.
Oben fing er an zu toben, einmal
über die bodenlofe Frechheit der dienst
baren Geister, ein andermal til-er feine
vers-blieben semähungem die Einlaß
gsrtm zum Subftkiptipniball zu fin
Ja feiner haft but-MAX ee alle
Seht-Risiken feines Seh-JUNGE
.Mein Gott, wo stecken denn mu
die anglüälichen Billets?« so todte ee
vor sich hin.
Da mit einem Male erinnerte er sich
fett. daß er bei der Adixhtt aus dek
Wohnung zuvor geiehen hatte, wie sich
seine Gattin die Billets zugesieett
hatte
Nun galt es schnell umzukehren und
die beiden Angehörigen aus ihrer fu
talen Situation zu erlösen
i Schnell warf et sich in seinen Wa
Jgem und nachdem et dem Rosseleniec
größte Eile empfohlen, gelangte et
hinnen kurzem wieder am Oreenhiiuie
lan.
Er trat hinein, doch — welche
Ueberraschung ward ihm dort! —
Seine Damen waren verschwunden
Anfangs darüber verdient, larn er
indess bald zu der vlaufrblen Ansicht.
dass die Damen bereits inzwischen vie
Billete gesunden hätten und in den
Saal gegangen seien.
Dicke Tropfen Schweiß rannen ihm
von der Stirne, so hatte er sich ge
önastigi und übereilt; er wischte sich
diese vom Antlitz ab.
Jent bot sich itnn ein neuer Schreck
dar.
Die Frau Stadtrath hatte sein Bil
let mit dinein in den Ballsaal ge
nommen und er stand billetlos da.
Eine Kette von Irrungen war über
sihn hereingebrochen deren Ende im
Auaenblick noch garnicht abzusehen
war.
Während er nun so hin und her
überlegte, was zu thun sei. erschien
ihm ider rettende Engel in Gestalt ei
nes Billeihiindlere, von dein Herr
Stadtratls Löbener gegen hob-es Geld
ein Zuschauerbillet erstand.
Aus dem hol-en Olymp in der letz
ten Reilse stehend, wurde es ihsn erst
nach langen Anstrengungen endlich
möglich, aus dem dort unten aus- und
abwagenden Menschengewiiikl seine
Gattin nebst Töchterchen hetauszuiim
den und dahin durch einen Boten die
Nachricht gelangen zu lassen. in wel
cher Lagert sich befinde. nach dem sich
bereits die Frau Stadtrath mit ils
rer Tochter-. arn Arme eines schmucken
Llrtillerie - Leutnante eifrig daran
gemacht hatten, den Herrn Stadtrath
in den Reihen der Tanzenden zu su
l
chen.
Durch die bereits angedeutete Ver
mittlung eines Boten get-trete der so
Geheyte nun endlich in den Besitz des
Ballbillets« und ietzt erst bntte die
Komödie der Irrungen ihr Ende er
reicht.
Jm Szale angelangt, stellte die
Frau Stadtrath ihrem Gatten den
jungen ArtillerieOssizier von Schlie
sen vor. der, ein weitläufiger Ver
wandter der Frau Stadtrnth, diese
auf dem Balle getroffen und sich der
Familie Löbener angeschlossen und
mit den Damen bereits aufs eisriztste
getanzt Gatte.
Der Leutnant von Schliesen liest
es sich aus der Heimsahrt nidtt neh
men, den Begleiter abzugeben wäh
rend ihn der Herr Stadtrath bereits
zum nächsten Tage bei sich zu Tische
einlud.
Dort sah man namentlich zwei
glückliche, freut-strahlende Menschen
— es war Fräulein Lucie und Herr
Leutnant von Schliesen. die sich be
reits leimen und lieben gelernt hat-l
ten. »
; Nach vier Wochen aber las man inti
Platte: s
Lucie Liibener !
Max v. Schliesen, ArtillerieEeutnant
Verlobte. .
So hatte der erste Stil-Primitiv
Ball ersprießliche Folgen gehabt.
Itus Ruhms-k
Ein Denk ists nachts in emek einsamen
Straße neben get-lichem um eine Ptiie
zu nehmen Als er gerade Anstalten
machs, umständlich und kräftig zu niesen«
wird ihm pläylich von hinten ein Paictot
über dgn Kopf gewokfth u·nd eine Stim
me ils-nett leise und enpdkn lich: »Ver
zeihuna, mein oktr, ej Ist 2 br. . » uns
meine Frau fchlaft hier parte-up
Die Sparkasse.
humoreste von A. Ko t f ch.
Studiofus Spund hatte Namens
tug. Es mochte gegen 10 Uhr Vormit
tags fein. als der Pockrtbote tlonfte
nnd iden noch feft fchlafenden Mufens
sohn unfanft aus feinen Träumen ris.
Mit einem Sprung war diefer aus
den Federn und öffnete die Thür, um
die RomenstogsSendung feiner Mut
ter in Empfang zu nehmen. ·
Neben Kuchen, Wäsche und fonftis’
gen niißlichen Sachen enthielt die
große Schachtel auch eine —- Spar- (
biichfe neuester Konstruktion j
Es war eine fefte Stahltoffe, die«
für den Einwurf von Zehnpfennigs
ftüeten eingerichtet war und den je
weiligen anfenbeftano genau regi
ftrirtr. Ein Schlüssel war nicht nö
thig. sda sie nach Opferung des ersten
Geldstückes sich ohne weiteres fchlofi
und erft dann wieder ihren Inhalt
felbftthätig steiget-, wenn er die Höhe
von 20 Mart erreicht hatte.
Acht Mart waren. wie ver »Peoel«
zeigte. von der lieben Mutter bereits
der Kasse anvertraut, um den filus
mehr zum Sporen anzufpornen
Spunv hesnh sich dieses Geburts
tagsgeschent nrit gemischten GefiihZem
Undanthar war er nicht. gen-iß nichts
aber die Geschichte mit dem Sparen
wollte ihm nicht recht in den Kopf
So waren vierzehn Tage vergan
gen, während welcher er thatsächlich
in guter Laune hier und da ein
»Zehnerl« in der Kasse gethan hatte.
io daß die Summe schon aus R,80
Mart angewachsen mar.
Doch wie reuten ihn heute diese ge
opserten 80 Pfennig. heute am 28.
des Monats, wo sein ganzer Bambe
sitz in 20 Psennig hestandt Wie wohl
würden ihm jetzt die 80 Pfennig thun,
ganz abgesehen non den 8 Mart. Da
zu war am Abend das Stiftung-seid
wozu Geld doch dringend nothwendig
war.
halt, da tam ihm ein Gedanke Wo
zu gab es denn Kunstschlosseri Diese
wußten doch sicher Bescheid« wie man
eine solche Kasse össnen tonnte. Ge
sagt gethan.
Mit der Kassette unter dem Man
teltragen, eilte er in die nächste
Schlosserei und ersuchte den Meiiter
zaghaft, seine Kunst zu probiren Der
russgeschmärzte Mann hieß Enund et
was warten. ging, wie er sagte in die
Werkstatt und tehrte mit einein -—
Schumann zurüc.
Tier arme Studio stand unter dem
schweren Verdacht, die Sparlasse ir
gendwo gestohlen zu haben nnd sand
init seinen Anaahen hei drin Polizeibe
amten teinen Glauben, zumal»da er
seine Legitimationstarte nicht bei sich
trug und so auch seine Behauptung,
daß er Student sei, nicht beweisen
konnte. r
Aber der Schutzniann war lein
«Wiitherich und schlug vor, gemeinsam
zu der angeblichen Wohnung des eben
so angeblichen Studenten zu wandern,
wo dieser seine Karte wohl finden
würde und sich außer-dem durch feine
Hauswirthin noch legitimiren tönnte.
Spund war natürlich damit einver
standen, und bald langte er unter Be
deckung auf feiner Bude an. Die her
beiaerufene Hausfrau war nicht weni-;
erschrocken beim Anblid de-· unifor
mirten Gesetzt-Mai Bald jedoch löste
sich die ganze Sache in Wohlgefallen
auf, und der Herr »Warhtnieifter« ent
fernte sich mit den treuherzigen Wor
ten: »Wir fiir ungut, here Dritt-»F
Nun erzählte Spuna der Hauswir
; ihin ausführlich feine ganze Leide-wac
’ fchichte. Und die gute Alte tonnte gar
nicht genug lachen über den mißlunge
nen Versuch, der 8,80 Mart habhaft
zu werden. —- »Diis hätten S billiger
;hah’n lönna«, nieinte sie, «na jeht
; hol’n wiss halt nach. J laß mir ietzt
»beirn Wirth fiir 11,20 M. Zehnerl
Jauswechtelm und nacha werf'n wir
’halt eins nach ’m anderm eini ins
Haftl, bir- ’s fchnackelt!«
hocherfreut über diese einfache Lö
sung« packte der Studio feine toer
lente Wiethin um die Taille, fo weit
man von einer folthen sprechen tonn
te, und walgte, und walzte rnit ihr
ein paar-nat durchs Zimmer.
Puftend eilte sie dann zum Wirth
und wechfelte sich —- 112 Stück
«Nittel« ein. Nun begann das Inst-l
tern der Oeldtaffette, und die Alte
hatte besonders ihren Spaß, wenni
jeder eingewprfene Gipfel-en, fo schön
Jeegtftrirt wurde.
Endlich fiel das letzte Zehneti
es gab einen Ihr-r. und » wie i-:
1001 Nacht sprang ver Deckel auf.
Nun gingst ans Theilen, und aiöi
Spund die 11,20 Matt seiner Wir-i
ihin cui-gezählt hatte. legte et noch aus
.Dankbatieii die von ihm selbst »ge
;fpaeien« 80 Pfennig als Zins dazu
! Die andern 8 Muts steckte er hoch
f befriedigt in die Tasche und eilte zur
Kneipr. mit dem Boesah sie atn Et
sten wieder in die Sparkasse zu is.hun
Aber bis heute zeigt der Negistrikaps
parat nach immer einen Kassenbesiand
von —0,000 Matt an. l
- - ——..—-——.
Verdienst-Wyom·
Von einein Jerthnrn des Zaun si
lolauj l., durch den ein verbienftpotler
foizier unfchulstg deßrsft und ein
vervienfilofer befördert wurde, wird
im »Am-suche Jlluftre« eine bezeich
nende Gefchichte erzählt. Eines Mor
gens fand Nikolaus l. auf feinem Ur
beititifch zwei Erlaffe zur Unter
schrift; durch den einen follte ein »ver
dienftvoller Offizier zum Oberft beför
dert werden, der endete verfügte die
Jnternirung eines anderen pflichtUers
gessenen foiziers in die Peter-Baub
Feftung und für fpiiter die Verban
nnng rmch Sibitien. Die Namen tos
ren noch nicht eingefehtx der Zar war
zerstreut und schrieb irrthiirnlich den
Namen des künftigen Oberften auf
den Haftbefehl und den Namen des
Beftraften auf die Beförderunggorder.
Die Umqehunq mertte zwar den Jer
thurn, aber teiner von den höflingen
hätte es gewagt, dem herrschet aller
Reufzen in irgendeiner Form zu ver
flehen zu geben, daß er sich überhaupt
irren tönnte, und fo ließ man schließ
lich den Dingen ihren Lauf; beide Be
fehle tvurden ausgeführt Monate
verftrichen Eines Tages fragte der
Zar, warum sich der beförderte Oberft
dem er fehr zugethan war, nicht mehr
bei Hofe feten ließe Die Höflinge
stotterten nnd wußten teine Antwort;
der Zar ahnte ein Geheimnis, wurde
ungeduldig nnd schließlich verlangte er
r
wiithend sofortige Aufklärung Als
endlich die Wahrheit an den Tag karn,
ließ Nikolaus l. eiligst anspannen und
fuhr sofort zur Peter-Pauls-Fesiung,
eiiie in die Zelle des unschuldig Vet
hafietem umarmte ihn und bat ihn
demüthig um Verzeihung Wenige
Tage später konnie der Zar den Reha
biiiiirten bei der Parade begrüße-u er
hielt fein Pferd an, zog den Degen
und salutirie vor Dem neuen Obersten.
Was mit dem andern geschah-, der
durch den Irrthnrn zunächst gewonnen
satte, wird nicht erzählt.
—
set-e Geteilt-essen is sen Hitar
seien-den«
Ein Kölner Arzt schreibt: Jn No.
list berichten Sie. daß die Theiinety
mer- der Südpolarerpedition unter
Führung des Leutnants Shaaletan
in den Polargegenden niemals an
einer Ertöltung litten, aber bei der
Rückkehr sosort itn ersten Hasen Alle
—- einschlieszlich Führer - davon be
sallen wurden. Gestatten Sie mir
dazirs die Bemerkung, daß diese aus
sallende Thatsache durch das Wesen
der Erlältung begründet ist. Wenn
der menschliche Körper ganz oder
theilweise plötzlich einer großen Tem
peraturabnahme ausgesetzt ist, so
wird er dadurch geschwächt. und der
geschwächte Organismus giebt einen
günstigen Näh-baden ais siir trank
heiterregende Keinie--Bazillen. Bal
terien u. s. w. , wie sie bei uns in
zahlloser Menge in der Lust herum
schwirren. Diese siedeln sich aus den
Schleirnhöuten der Nase, des Nachens-,
des Kehltopsec, der Lusiriihhren u. s.
w. an, vermehren sich schnell und bil
den ihre spezifischen Gifte. hierdurch
werden die Schleimbäute zu Entzün
dungen gereizt, und eH tritt infolge
dessen eine vermehrte Schleirnabson
derung s— Katarrh s s aus, welche der
Laie als ,,tkrkältung« bezeichnet. Da
die lrantheiterregenden Keime nun
pslanzliche Gebilde Pilz sind,
io können lie in den niedrigen Text-pe
raturen der Polargegenden nicht eri
stiren. Und wo solche nicht sind, kön
nen auch teine Katarrhe — «Erkiil
tungen« — entstehen. Dass der Kör
per der Polarsahrer aber zu Erkal
tungen diiponirt ist, wird dadurch be
wiesen, dasz sämmtliche Theilnehnier
der besagten Expedition im ersten ha
sen, also sofort, als sie in bazillenhals
tige Lust lamen. von Ertiiltungen he
sallen wurden. Diese Thatsache spricht
auch ein entschiedenes Wort siir die
Richtigkeit der Erkiiltungstheorie. die
bis vor wenigen Jahren sogar in
Aerztetreisen noch viele Gegner hatte.
—--.
Tributq
A
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Patient: »Dosten Sie, daß Sie
mirs-wirklich helfen können, Den Dos
tok."
A r zt :« »Nein Zweifel. Faein Liebes-l
Gerade mit dieser Kranfheuierfclxicmn
bin ich qtznz vertraut M behand e
nämlich einen katpenthh der genau das
selbe Leiden bat wie Ste. schon seit zwan
zig Jahre-IF «