Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 25, 1910, Zweiter Theil, Image 20

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    Die Schießlehrerin
Von III TMeeL
Js- »Ist-F sagte vie zweite Tochter des
, Westen und Eises- voin 195. Infan
- Regiment, die von ihrer älteren
strr fchitnpflicherweise mit »si
. ji komm« genügend gekennzeichnet
- Ombe« «werden Sie Gefreiter werden,
; Der-e Doktors«
T Der Einjähtig Freitvillige nahm
. Inwisiiirlich die Harten zusammen
cis er so plöylich angeredet wurde und
die junge« schlanke Dante so plöklich
auf der Treppe vor ihm auftauchle
Ali et merlte, daß es nicht die »Adju
instin« war, milderte er sofort seine
Haltung, das Kinn an der Binde und
den stieren Blick ins Unendliche und
Blaue, der dein Soldaten in dieser
Las-e eigen ist.
«Nein," erwiderte er dann ziemlich
muthlos u· niedergefchlagen, »ich sver
de wohl nicht befördert werden, ich bin
nämlich nach der Ansicht meines ver
tsrten ern Haaptmanng ein
Schlump chiiheX
.Das ist ja ein niedlicher Titel fiir
den gestrengen Lehrer meines lieben,
dummen Brüderchens«, lachte das
junge Mädchen. «in es wirklich
wobei«
»Leider. Stehend freihändig schieße
ich schlecht nnd knieend wie« -——
»Ich weiß schon, ich weiß schon«.
zischte die Oberstentochter ab, als der
Einjöhrige nach einem anderen Ans
deuck als dem »gehentten Schwein«
des hauptmanns Meininger suchte.
«Uber wie können Sie schlecht schießen,
Herr Doktot!? Nehmen Sie sich doch
zusammen. Was soll denn das wer
den« wenn Sie jetzt nicht die Knöpse
beten-weni«
»Ja. was soll denn das toerden?«
Glang es trostlos in dem Gemiitd des-.
einjährig - freiwilligen Doktors nach.
Die Adjutantin würde, sich die Hand
he zuiniipfend — anders hatte er
, wenn er ihr zufällig bei seinen
ehrftusden begegnete, nie aeseben —
Ioch um drei Grad hochmüthiger an
ihn vorüber-sehen und :rauschen, der
W wiirde ihn respettlos anstaunen.
nnd hier die angebetete Kläre dürfte
ist dann wohl auch fallen lassen. Ein
jshrige wurden bei Oderfts nur und
höchstens ästimiert, wenn sie befördert
wurden und die Qualifikation zum
Mantel bekamen. Das war nochs
der nlte Schlag. Und im Grunde hat:
ten diese Leute ja auch recht. Ein
IMiIti er, der dem Sohne des Regi
mtichei Stunden zu geben auser
’ »oui«-lesen war, ein zukünftiger
ridatdozent, Historiter mit Vermögen
und sonst ein ftrammer und passabler
Mc und der nicht zur rechten Zeit »
Sesteiter wurde! Es war nnerhort.
Zier er war, wie gesagt, ein-anerkann
ter Schinmpschiiye Zu der vierten »
Bedingung war er an sieben: oder;
achtmal auf den Stand gezogen. »
Seitdem neulich einmal einige Leute i
aus der Anzeigerdeckung wegen Be
schönigung maßlos schlechter Trefferl
ogen waren, getrauten ficht
Ue ersahrensten und etgrautesten Kom- «
«Mniehusde nicht, die Sache zu deichg
sein. zumal sowohl Hauptmann wie
Oberst ständig auf dem Stand herum
ptstten Ersterer hatte sich sogar per
ntich seines Einjiihrigen angenom
men und versucht, ihm die Sache bei
zubringen, indessen ohne Erfolg; die
ser wurde immer unruhiger und schoß
immer schlechter. Eine Anzahl Tres
fer. «Scheibe rechtg«, .Eins turz«,
«Scheibe links unten«, ließ den Häupt
ling endlich trosilos auf eine Traderse
sten. und als nun noch ein paarmal
i Zeichen: »Sie haben dorbeigewun
ten« hintereinander gegeben wurde,
brach er in die Worte aus: Einsichti
« Sie sind und bleiben ein Schlamp
ciihr. Und dann kann man natürlich
nicht Gefreiter werden!"
Die reizende, schlanke Klöre sah ihn
underwandt von der Seite an. So
eis- gtvdet. hübscher und forschet
Mensch mit den flotten Schmissen im
W. und der sollte nicht schießen
könne-! Früher war er ihr immer so
spsttisch und überlegen trotz der strom
neen haltung vorgekommen, ietzt schien
er ganz betrübt und so niedergeschla
kn, daß er ihr leid that.
sit»Ist jemand von uns da?« fragte
·Nein, nur mein Schüler-, glaube
ich. Der here Oberst und Frau Ge
mahlin sind vorhin eben fortgefahren.«
«Gut,« meinte das junge Mädchen.
«Jest hole ich das Sechs - Millimeter
Tefching und Patronen, und dann ge
ben wir in den Garten schießen. Jch
will doch einmal sehen, ob eH wahr
Mk
UeJedenfalls war die Lage nicht ohne
Der Doktor Friebel empfand
He f ar als binreißend, wurde aber
sehne-keines anderen belehrt.
»Sie Jaben mich fest gar nicht an
. fuhr ihn Mitte ganz aller-—
abst, aber doch mit ernstem Nachdrnck
su, daß ee nur schnell wieder in ihr
Ue Tod-ter- dei Obersten und Schwe
see der Abjutantin erblickte. »Nun
jabes Sie schon wieder nur eine Sechs
«" - est Mmen Sie sich gar
II Und flugs jagte sie eine Kugel
h u schwarzen Spiegel der Scheibe
D- sich der Doktor ufammem
swm und immer titb er bit zur
! «Æssigtett und türntneete sich weder
«- ;- dh fsziankeu Minde, die ihm die
kindischen noch um die vor
’ Fest-tenden, blauen Ingen, fou
- sah nur anfineeifaen nnd gespannt
— M Hi und tiber ba- Korn
IF U- Unb schon hatte es
einen ssrmlirhen Kranz as Z-? ze. Spie
gel heraus sM.
«Run afso te til-like. «warnm
können Sie das draußen aus dem
Stand nirhti sit das denn so schweri
Das bischen ilitiirgewehr macht es
doch nicht. Druckpuntt und losl«
»Und losl« meinte der Einjiihrigr.
Er schien aus einmal wie mit einer
plöslichen Erleuchtung die schwere
Kunst des Schießens ersaßt zu haben.
Also dem Doktor war der berühmte
Seifensieder ausgegangen. hatte er
sonst vor einem derartigen Bedin
gungsichießen die unglaublichsten
Dinge ausgeführt urn die nötige Ruhe
zu haben, z. B. am Tage vorher nicht
getaucht. teinen Aliohol zu sich genom
men. um 8 Uhr ins Bett getrochemtiese
Athemiibungen ausgeführt n. derglei
chen. so war er heute vollkommen iiber
den inorgigen eIag Muhigt
Und ebenso wandelte er mit den be
riibmtesten Schlumdschiiden der Kom
pagnie, die noch an der Voriibung
tnaelten, dem Stand zu. Aber jäh
wurde er ans seiner erhabenen Sicher
beit ausgeichrertt, als bei dem ersten
Schuß. den er tniend abgab, das be
rühmte Kreuz zum Vorschein lam.
Sollte wirklich das alte Leiden wieder
les-gehen?
Jn diesem Augenblick erschien der
harptmann und neben ihm der
Oberst, der seinen Morgenritt gewöhn
lich nach den Schießstiinden hinaus
uachte Der unglückliche Dotter wars
einen halben Blick nach links. Nich
tigl Kläre hatte ihren Vater begleitet
unt- sab vom Pistolenstand mit vor
wurssoollen Blicken aus den unglückli
chen Schützen
»Das lind meine Besten!« sagte der
Hälsptling wenig wohlwollend Der
Oberst blickte stirnrunzelnd aus den
Lehrer seines Söhnebens. .Sehies;en
Sie weiter,« meinte er kurz zu ihm.
Er zog ab. «Einj·a«hrig - Freiwillis
ger Friedel. Eins lurz!" meldete er
dem Schüssel-reiben
»Ein Oberschlumpichiine,« sagte der
T hauptmann wie eriliirend. Der Oberst
strich grimmig seinen Bari. .Weiter
schießen, der Einfshrige!«
Der Dotter ließ die Hiilse der« lee
kkll Psllllllk Illkclcll lllls sllkq solclkck
aus die Bahre. Eine große Ruhe war
über ihn gekommen, schlimmer tonnte
es nun nicht mehr werden« Die Er
innerung an den aestrigen Nachmittag
tan: wie besanstigend gegen dieses
Elend hier iiber ihn. als Oberschlumb !
schätze gekennzeichnet, saß er hier aus!
den-. Präsentierteller Jegt erschien
auch noch die Adjutantin und blickte
neugierig und förmlich oon oben her
ab neben ihrer Schwester aus ihn hin,
als wollte sie sagen: «Jch babe es ja
gleich gesagt, das ist iein Soldat, der I
tann nicht einmal schießen, ein unter
geordneter Mensch, der niemals auch
nur Gesteiter werden wird.«
Irgend etwas lnaettr. Der Dottor «
hatte sich nämlich mit erheblicher Kraft
ans seinen rechten harten gesetzt. ums
den nötigen sesten Stätzpuntt zu ges i
minnen Sonst hatte er nie das Knie
so weit zurüabiegen können, seht aberE
saß er sest. Und ebenso zog er das
Gewehr ein, nahm entschlossen Druck
pnntt und zog ab. Ei war sieben.
hoch.
Der hauptmann wollte irgend et
was sagen. vermuthltch: »Auch mal so
i hineingedusett,« aber der Oberst winkte
sob. «Weiiet!«
Eine Zehn und eine Neun wurden
angezeigt. Der Dottor stieg herunter
und meldete die Bedingung als ersiillt.
Haben Sie ej nun ersaszt?" fragte
der Oberst. »Ja, manchmal dauert es
lange, aber dann hält ei oor.'· Damit
verließ er den Stand.
Der Einjiihrige Iriedel schoß an
diesem Tage noch zwei Bedingungen
Das soll zwar nicht sein« indessen,toenn
man es mit den Vorschriften beim Mi
litör genau nehmen wollte. täme man
überhaupt zu nichts. Und schließlich
fragte der hauotmann, ob der Doktor
Streichhölzer hätte.
Dies aver war dar Hexchen der »aus
söhnung Denn von einem Schlumpi
schützen nahm er, wie er einmal erlliirt
hatte, grundsäylich tein Feuer. Und
als der Einjährige strahlend und mit
unheimlicher Beflissenheit die Schach
tel hervorholte und das brennende
Streichholz hinhielt, meinte der Haupt
mann: »Sie machen jetzt natürlich nicht
mehr die Uebungen der Schlumpschiit
zen mit. Ich werde Sie auch zur Oe
siirderung eingehen. Wo haben Sie
denn aus einmal schießen gelerntk
Wenn jemand dem Doktor vor ei
nem halben ahre gesagt hätte,er wür
de sich wahr st freuen und sich ge
schmeichett siihlen. daß er einem Kö
niglich Preußisehen hauptmann Feuer
geben dürfe, und daß ihm ein Illp von
der Brust sollen würde, wenn er nicht
mehr die sinnreichen Uebungen der
Schlumpschiihen der Kompagnie mit
zurnachen brauche, bei denen dii zur
Monotonie der Vers geübt wurde:
«Zack, zuckt Strecket das Gen-e t«
nebst: »Aqu Nieder! Aqu Nie !
hinlegen!«, den würde er wahrschein
lich verständniiloj angesehen haben.
Nichtsdestoweniger wor ei so. Die
Aussicht aus ein Paar Knöpse he
rauschte ihn sogar sämtlich Und wenn
man dem Angehörigen der stolzesten
Butsrhenschast an der Universität ser
nerhin prophezeit hätte, er würde,wenn
ihm sein hauptmann zur Belohnung
siir gutes Schießen eine Ztgarre in der
bloßen band hinhielte, diese nehmen
und ooe stronun ausgether Freude
Mich erstarren, so hätte er hell aus
edscht
. C- «aber riihrnte er sieh s or en.
sun- hstte et nach ein IFU Tit-III
M ; snsnie ans seine Lettau-Ihm
Zank lassen so stürmte er Unaus.
Obeeß hatte ttos dee Verse
des Schauens befohlen die Nach iß
funden nicht zu unteebeecheeh Und
eichth traf ee auch schon unten im
Daueslue Kläkr.
Nun ja, « sngte sie, »ich habe es ge
nxi «s;t Das wäre auch noch schöner ge
wesenk
»Jl;nen habe ich es zu danken,«
meinte der Dotter warm, als hätte er
soeben sein Lebensglück gemacht.
,Wegen ein Paar Knöpse?" Sie
sasrivvte mit den pyinaekn
Aber ich war nebenbei E lump
swiitze. Sogar Oberk«
.Altch nicht schlimm-«
.Was denn'?'«
»Wenn man ein -- Bäblamm is
und aus einmal denlt, Poetepee und
Uchselstücte oder Raupen seien ganz et
was Besonderesk Da hatte der Dol
tne seine Zurückhaltung und Förmlichi
leii ziemlnch deutlich.
»Kliite,« meinte et als ek sie leise
utasasitr. «tvenn ieht die Avjutantin
vom Einhindeetdeeiundneunzigsten lä
nee?«
»Man sie, einmal etsöhtt sie es ja
dech.«
»Und der here Oberst?«
»Ach. dek hat neulich gesagt. du
mir t überhaupt ein netter Mensch «
Kein Schlumpschiiie?«
hAbek Waltee sage es noch einmal. (
und es aibt mai-. Wie lann man sal
ctxe qtiißlichen Wöttee gebmuchenl« «
»Noch ein halbes Junk. Klän, unk
Man«
»Wir lönnen dock noch nicht beim
en«, saqte sie entrüstet
,.Nein,'· meint et gleichmässig »aber
wie verloben uns zunächst.« «
s--. ---
Im Dunkeln
Erzählung von :«l. H.
Herr Hans Gerold erzraitsie stritten
»in der Nackt durch ein Seite-» aber
tmertroiirdigegs Geräusch Es tlang
;ibrn zuerst, als ob ein Holz-main kaut
:iclte, als er ais-er genauer liinbörte,
bemertte er doch, daß dar- Geräusch
eine andere Ursache haben In:ssrte. Er
richtete iich in seine-n Bette empor und
lauschte ausmertsani. llnd dann wußte
er plötzlich, was dies voriichtige Ge
räusch zu bedeuten dabe: irgend Je
mand mußte sich ganz leise mit einein
Dietrich an einem Schlosse zu schaffen
machen.
Eint-reader also! Das Geräusch
tonnte nur aus dein unter seiner
Junggesellenwohnuna lieaenden Laden
lotnnien, der »dem Kaufmann Richter
gehörte.
Eben überlegte Getold noch. was
jeht am besten zu tbun fei, als er blon
lich oon unten erreate und perioorrene
Stufe vernahm. Das bat etwas zu be
deuten — die lsinbrecher mußten ar
stört werden sein — vielleicht aber be
fand sich Der. der sie krestört hatte. in
Gefahr Ohne eine Setunde zi- zögern,
erarisi Gerold seinen Revolver und
eilte die Treppe hinunter.
Er tarn gerade zur rechten Zeit. Od
tvohi es nnten sehr finster wir, tonnte
er doch unterweiden dass mehrere
Gestalten miteinander tiinrpften Er
hörte vie Stimme des Kansmannee
Richter unt Hilfe rufen. »Ist tomnre«,l
Fries er ihm. alle Vorsicht vergessend.
zu. Jn demselben Moment drang
seine Gestalt aus ibn ein. Gerold
sseuerte Der Schußdröbnte so heftig,
daß er selbst dabei zusammenzuste.
und bei dem Ausdlisen des Schusses
lonnte er das Gesicht des einen der
Einbrecher deutlich sehen. Sein Geg
ner wich einen Moment zurilch nni
ins nächsten nur unt so bestiaee aus
l
s
ihn einzudringen Zu gleicher Zeit;
festgehalten Doch riß er sich los und
einmal, ohne jedoch sehen zu tönnen,
ob seine Kugel traf. Er hörte die
Einbwcher slnchen, nnd ej war ibni
auch, als ob Jemand schmerzlich stöhn
te. Zugleich aber war auch durch den
Knall seiner Schiisse das ganze hatte
alarntirt worden. Die Thüren öffne
ten srch unr- erschroeteneStinrnien frag
« ten. was ei gäbe.
wurde er auch oon binten gepact und
seuerie noch einmal und wieder noch
«Einbrecher!« net Gerotd mit lautet
Stimme. Nun stürzten mehrere Mön
ner ihm zur Hilfe, während dieFrauen
an die Fenster eilten und mit lauter
Stimme nach der Polizei riefen.
Die Eint-reitet sahen, daß ihre
Szche verloren war. Sie wichen zu
rück. und obgleich sich ihnen die hau
bewohner entgegenstellten, babnten sie
sich doch mit ihren Messern einen
eg. Die Dunkelheit tatn ihnen sehr
zu sintten, da die hatt-bewoer nicht
erkennen konnten. wen sie vor sich hat
ten. Endlich brachte Jemand Licht,
nd als dasselbe den Flur beleuchtete,
sah man, daß die Einbrecher entkom
men waren
Eine Setunde später befanden sich
Polizisten iin Haufe. Sobald sie er
fahren, was sich zugetraqen hatte,
suchten sie die Einbrecher noch auf der
Straße zu verfolgen, doch war teiner
von ihnen mehr zu erbiieer. So Oel-r
ten sie in das han« zurück, ioo das
Licht ietzt auf ernste und traurige Ge
sichter fiel. In einer Blatt-acht auf der
Erde lag der Kaufmann Richter ——
iodt. —
«,Eesoedet!« siästerten die deuts
toeper. Die Konsuwrnssron abe
lniete neben dem Todten en der Erde
und bedeckte fein Gesicht mit Misset
und Tbriinen und schien ei gar nicht
tun-n en können- daß er rede pas-.
Vor ihrem verzweifelte Schiner-e wag
te Niemand. ein Trostroort auszuspre
chM das bei der Furchtbarleit der
Katastropbse doch nnr tribiol geltungen
hätte. Endlich trat ein Polizist heran
und sagte sonst: »Er ist wenigstens
als mutlziger Mann gestorben, wir
aber wollen ihn rächen«
Bei diesen Worten brach die Frau in
Thränen aus. Die houebervobner
aber öußerten seht ihre Erregung in
heftigen Auetusungen nnd Verwün
schungen gegen di Mörder und Ein
brecher. Viete von ihnen meriten erst
je2t, daß sie selbst auch von den Ein
brechern verwundet waren, die bei ib
rer Ftucht mit ihren Messer-n noch
, rechte unb tinto um sich gestochen bat
l lett.
, Auch Gerold war verleyt worden.
» »Die Eint-reitet scheinen lich nur
ihrer Messer bedient zu baben", sagte
der Polizist. Dann die Wunde be
trachtend die der Todte erhalten hatte,
iiigte er halblaut hinste: ««-«-onderbar,
die Wunde sieht gar nicht nach eine-n
Messerstich aus«
Die Andern achteten nicht aus Diese
Worte, Gerolo aber wurde plötzlich
todtenbloß. Er betrachtete die Wunde
gerinner und mußte dem Polizisten
recht geben Es siel ihm ein« daß er
gerade nach jener Richtung in, in
welcher der Todte log, geschossen bat
te, obne in der Dunkelheit selten zu
tknneik wen er tns Die Polizei
beamten unterzoeten ibn jetzt einem
eingehenden Verbör. Wie in- Traum
gab er aus Alles Antwort. Er starrte
immer nur aus das bleiche Gesicht des
Todte-s sind fühlte. wie er selbst on
allen Gliedern zitterte. ikr hörte
lautr« ioiz um ibn weiter gesprochen
wurde, nur ais die Wittwe in neuer-,
lautes Weinen ausbrach, als ibr rnit
gen-eilt wurde.fy dass aus die Leiche
ihres Gatten plötzlich Beschlag gelegt
wurde und fee sich von iiir trennen
mußte, da zuckte auch er heftig zu
sammen Mit balderstietter Stimme
fragte er den Polizisten. oo re ibm
seht erlaubt sei, zu geben. Alc- dies
- « — !—- -- :.. r-:-- Its-ir
Vclslll malt-, Hur-g re su »u» »,-.,
nstng hinauf. Mit einem Stöhnen ber
Verzweiflung schleuderte er den Re
volver weit von sieh. so dah er hinter
Tag Sale fiel, und lanl dann aanz
erbrochen ans einen Stuhl nieder. Jn
Emn brannte nur die entsehliehe Frage:
»Man ei möglich, baß meine Kugel.
bie betn Einbterher galt, den Unschul
bigen getrossen hätte?'
Um andern Morgen war er- ihm,
bevor er sich zum Art-gehen in feinen
Beruf fertig machte, kaum möglich
etwas zu genießen, und bei ber Arbeit
verschwammen ihm bie Zahlen oor ben
Augen. Er toar kaum irn Stande, ei
nen klaren Gedanken zu saßen. Sein
Ches. ber ihn sonst als tüchtigenArbei-i
ter kannte, schob dies aus bie Verwun
bttng, bie er durch den Messerstich er
halten halte, und sagte schließlich mn
bie Mittagjzeit zu ihm: .Sie fiebern
ja förmlich lieber Getan-. Lassen Sie
nur siir heute bie Arbeit liegen, gehen
Sie nach hause und legen Sie sich
in’«s Bett.«
.- Ule Gerolb nach Hause lam, trat
ihm der Poraier entgegen. Ei lag et
was Sonderbares in seinem Wesen,
als er sagte: Ein Schuhmann war
vorhin noch Ihnen fragen. Als er
Sie nicht tras, sagte er, baß er tun
bieMittagszeit wiederkommen wärt-U
Getalb niste. Tausend Fragen
brannten ihrn aus den Lippen, aber er
war nicht im Stande, ein Wort davon
auszusprechen
Langsorn stieg er die Treppe empor.
Unterwegs begegnete er einem an
dern Daneben-ahnen der ihn mit eigen
thiimliehetm halbscheuerrh halb mitlei
»bigern Blick ansah.
f Kurz nachden- er seine Wohnung
l betreten hatte, tlingelte ea.
Ein Schukmann stand brausen.
I »Sei-en Sie mir den Rede-weh mit
F denr Sie gestern aus die Eindrecher ge
schossen haben,« sagt er mit demselben,
sast mitleidigen Ausdruck, den Gerold
vorhin schon bei dern Portier und dem
hausbewohner bemertt hatte. Gerold
suchte den Revolver unter dem Sopha
hervor, unter das er ihn geschleudert
hatte, und reichte ihn dem Schuh
mann.
Dieser stellte nun noch einmal die
genauesten Fragen nach dem nächt
lichen Vorgange
»Wie konnten Sie nur auf's Ge
ratheipohl in der Dunkelheit seuern?«
sagte er mit ernstem Kopsschiitteln
»Ich wollte doch dem Uebersallenen
zu Dilse tonrmen,« stammelte Gerold.
Der Schumann schwieg einen Au
genblick, dann sagte er: »Ich habe vor
hin schon einmal nach Ihnen gesragt«
als ich nämlich der Wittwe des Er
mordeten den Todtenschein ihres Man
nes brachte. Er ist nicht an einer Mes
ser-, sondern an einer Schnßverlegung
gehet-ein«
Getold sant ioie gebrochen ans sei
nen Stuhl nieder. Wai er slir eine
tunc-nich- Almma geholt-II hatt-.
Mörder.
Ei war ihrn noch immer, als tönnte
das gar nicht sei-. ilnd dann wieder
sah er das bleiche Gesicht des Todten
nor sich und verglich es mit dem bei
Lebenden. Er war ein fleißiger, stets
freundlicher Mann gewesen. der mit
seiner Frau und feinen beiden Kindern
in gliietlichem Jamilienleben gelebt
hatte —- sich freilich auch redlich im
Kampf un« Dasein hatte quälen
müssen viel mehr als Gerold selbst,
und nun lag er still und todt aus sei
ner Bahre --- und er, er war schuld
daran. Er war ein Mörder!
Es war ihm. alt tänne er mit die-»
sem furchtbaren Bewußtsein gar nielstZ
weiter leben. Wieder und wieder sahi
er das Gesicht dei Todten vor sich und«
das feiner weinenden Gattin. Er
fühlte, daß er nie im Leben wieders
glücklich wiirde werden tönnen, daß
dieses Blut und diese Thriinen stets
wie ein Feuer auf seiner Seele bren
nen würden.
»Deine die Kugel doch mich getrof
fen,« stöhnte er. tlnd unwirtlirh durch
zuckte ihn der Gedanke« daß derselbe
Revolber ja auch seiner Qual ein Ende
machen könne. Doch dann fiel es ihm
ein« daß der Schuhmann ihn ja mit
genommen hatte. und gleich daraus
schämte er sich seiner Regung. Nein,
nun mußte er erst recht leben, um
seine Pflichten gegen die zu erfüllen,
dir er des Ernährers beraubt hatte.
Wankend stand er auf und schritt
die Treppe hinab. Vor der Ihiir des
Verstorbenen ilingelte er.
Die Wittwe öffnete ihm. Sie trug
noch teine Trauertteider, aber der
Ausdruck ihres Gesichter zeigte, welch
tiefen Kummer sie litt. Als sie Ge
rold vor sich fah, zuckte sie zurück.
»Ich habe gehört, daß Jbr Mann
durch einen Schuß getödtet worden
ift," sagte er mit matter Stimme, .ich
weiß nicht, ab die Einbrecher geschos
sen haben ich weiß aber. daß ich
geschaffen habe! Und darum —--" Er
stöhnte ties aus und fuhr dann mit
halb erstickter Stimme fort: »Sie ha
ben viel verloren, Frau Richter, aber
glauben Sie mir. daß Sie noch tau
fendmal zu beneiden sind ins Ver-gleich
zu mir. Und nnu temme ich. um Sie
um Verzeihung zu bitten. Ob Sie
mir freilich verzeihen tönnen« weiß ich
nicht«
Sie hatte Groll und Schmerz gegen
ihn empfunden. Als sie aber seine voll
ständige Gebrochenheit sah, wurde sie
weich. Sie fiihrte ihn in das Zimmer
und dort sahen sie zusammen wie zwei
weinende Kinder-. Und obwohl ihre
Seele ganz zerrissen war von dem
Schmerze über den Verlust ihres
Manne-, fand sie doch Worte des
Trastes siir seinen ganz ver-zweifelten
Mörder.
Plötzlich ilingelte es draußen
Als Frau ichter öffnete, sah sie ei
nen Schuh-natur draußen stehen«
«in herr Gerold bei Ihnen?«
fragte der Beamte die ihm öffnende
Dame: »in seiner Wohnung wurde
mir nicht aufgemacht, und ein haus
bewahner sah ihn zu Ihnen herein
gehen.«
»Ja. er ist bei mie,« entgegnete
Frau Richter und führte den Schuh
mann in das Zimmer.
Gerald erhob sich bei seinem Ein
tritt· Er erwartete, daß der Schuh
mann gekommen war. um ihn
zu verhaften, ja, er sand in
seiner Verzweiflung sogar eine
gewisse Befriedigung darüber. »Sie
müssen mir sogleich aus die Pa
lizei folgen,« sagte der Schutz-nann.
»ja-it gtausen, die Eindrecher gefangen
zu haben, und Sie sollen fesifleilem
ol- er darunter ist« dessen Gesicht Sie
in der Nacht gesehen halten«
Sei-old niste. .
Eier dringe ich Ihnen übrigens
Jhren Revoiver wieder«. fuhr der
Schuhmann fort, »die Kugel, die in
der Brust des Ermordeten steckte, daß
te nicht in diesen Reisender-"
»Ur-ist« rief Gewid, indem sich
sein diasesGesicht heftig töthete, »was
sagen Sie das Mann! Sagen Sie
das noT einmal.«
«Ja!« ruf ver Wuymanm oer
nun feine ehrliche Freude nicht mehr
verbergen kannte. »Sie brauchen sich
nicht mehr für den Mörder zu halten.
Die Kugel, durch die Herr Richter ges-·
tödtet wurde« ift eine Tefchingkugel —
nndein Tefching, in den die Kugel
hinein paßt, befand sich im Befih ei
nes der Verhafteten.«
Da war es Gewid. als ob er auf
die Knie sinken muste. Der Riiafchtag
auf all diefe Nervenerregung war fp
groß, baß es ihm fiir eine Setunde
duntel vor ben Augen wurde, und er
faft taumelte.
Aber er raffte sich zusammen .
Er hatte das Unglück atragen miiffen
und tannte nun auch das Gtiiet ertra
gen. Nachdem ian Frau Richter
warm die hand gedrückt hatte, verließ
er das Haus.
Die hausbewohner, die ihm mit
dem Schuhmann begegneten und
glaubten, daß er verbaftet worden fei,
wanderten sich iiber fein strahlen-bei
: Gesicht Gerold aber hätte fie am
. liebsten umarmt —- den Schuh-nann,
der neben its-n ging. inbegrissenz so
ilber gibeklied irae er.
Uns der Polizei wurden ian die
vier Verbastuen Marscbri und
»Gerold ertannte sofort, zur großen
Freude der Polizei, in einein oon ib
nen einen der Einbrecher wieder. Die
Berbastung der Einbrecher war durch
Susall erslogt. Ein Kriniinalbeamter
hatte sich in einem Lolal befunden,
das sonst nicht von Verbrechern be
sucht wurde, und dort die Unterhal
tung der vier Männer bete-nicht aus
der hervor zu gehen schien. daß sie
inebr von dem Einbruch bei Richter
wußten, als die Polizei selbst. Dar
ausbin waren sie oerbastet morden
.Mertwiirdig ist es nur« daß sie
den Schuß gar nicht gehört baben".
sagte der Polizeibeamte zu Gerolb.
Da entsann sich Gerold, daß der
Knall seines ersten Schusses ein so
ungewöhnlich lautet gewesen war. das
er selbst dabei erschrocken gewesen und
das er aleich daraus von einem der
Einbreeber von hinten gepackt worden
war. Es unterlag teineni Zweifel — —
der Eindrecher sauste zu genau der
gleichen Zeit rnit ian geschossen und
dabei hinter ihm gestanden habe-, so
daß er das Ausblisen deo Schussee
nicht gehört hatte. Und so ioar das
unselige Mißverständnis entstanden.
Wie iTraunie ging er nachher-ist
Noeb nie in seinem Leben war er so
srob und bewegt arme-sen Ei war ihn-.
als hätte er ein herriiclxes Geichenl er
halten« Er war ja tein Mörder. - «
· Die Daneben-ahnen die inzwischen
den roabren Sachverbalt schon ersah
ren hatten, eilten ier entgegen und
beglückwünschten ihn. Sie hatten
ebenso. snie er ja selber an einen un
aliialietzen Zusall geglaubt, und sreu
ten sich nun mit iden. dass er schalt-los
war.
Der Wittwe des Erichottenen aber
Hieb Gerold fiir das aanze Leben ein
treuer Freund und Beet-then Er
suchte den Kindern die Liebe des
Vaters zu erieyem torate iiir eine gute
Ausbildung und erinnrte ihnen durch
ieine tbatträitige hitie den Kampf
unk- tägtiche Brod. dein Wittwe nnd
Waisen ohne ihn auf das Bitte-sie
ausgeiest gewesen wären. Die Leute
wanderten sich darüber, da er doch
teine Strald an dem Tode itsres Er
nährers trug. Jn feinem Herzen aber
war gerade darüber eine fp überm-et
tende Dantbarteit, daß er die Pflich
ten, zu der ihn ieine Schuld gezwun
gen hätte. nun gern mit Freuden und
freiwillig auf sich nahm.
Nelinec ! u einem demu, du« ohne
bezahlt zu ben. M Lotal verle
wim: Jlaten Sie einmal, mein Dem
was die Flasche Wem leitet, die Sie so
eben getrunken habe-IF
MI. Fi
»Wie finden Sie den neuen Stah
liouswmau von Insekt-P
»,.,X"smool Auegeztielmett Ich werde
ihn demnächst seien «
Du dein-im disstiiesr. «
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« ÜAJ ·
»Na, noch gar nichts Im Luwflochf
Pech habe M biet für eine einzige Iciiuk
lammeu!«
»Ur-em- I habe dem Staat erst nenn
undpsekzsg zahke als Lehrer der Jus-nd
gedient.«