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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 25, 1910)
Nebraska Staats- Anzeiger und J set-old. Jahrgang Grund oIsland Revis» 3.-. Februar1910. F tttttttt (Theil.) N ummer 27. E Wintermonderung. Von Mary Reichel Kariten Tief im Winter starrt vie Erde, Ruhe. Schweinen überall, Nur aus grauer Wollenheerde Leiser, weißer Flockeniall Alle Freuden gingen schlafen, Blatt und Blüthen well und todt. Himmelsfern am Sonnenhaien Blüan des Abends Rosen roth. Bliiht auch dir ein leichter Segen, Herz in deiner Winterruh, Und du träurnst auf weißen Wegen Deinem ewigen Friilyling zu. Wenn sie wandern. Von Käte Damm. Jch war noch ein lehr tleines Mäd ctwm vielleicht eben erst schulpflichtig geworden. als ich. zum Besuch bei einer lieben Tante in einer norddeut ickten Kleinitadt, auf einem Spazier gang vor dem Thore sah, wie zwei junge Wanderburickem jeder von der Mutter noch ein Stück Wege qeleitet, in hie Fremde zogen. Das hat sich meinem Gedächtniß so unauslöichlich eingepriiqt ivie teine andere Beaehenheit jener herrlichen Reit, da dem Großstadttinde zum er itenrnal die Nerli-leiten und Reize des ländlichen Lebens nnd tleinitädtiicher Verhältnisse nahe traten. Die unge bundene Freiheit in Garten und Feld, die Möalichteit, »allein« in der Stadt eine Beiorgunq zu machen, das Fehlen fast jeden Wagenverlehrg, in nsß die vierspännigen Kutschen, wel ckse die Landherrschaften gelegentlich iur Stadt brachten. anqestnunt wur den, das frohe EinderVogelikiTie nen«. die unbekannte Freude eines »wirtlichen zxayrmarrtes — Berliner, auf dem die Bäntelsänaer, die Bratwurstbuden, die Menaaerien und Karossels fehlten, habe iclt wahrscheinlich nicht fiir »voll'« ange fehen--«das alles ist in meiner Erin nerung verblaßt. Aber das Bild der beiden Mütter, die mit den jungen Söhnen, die Ränzel und Stecten tru aen und jeder noch ein Paar Stiefel am Räti,jel befestigt hatten, das ist mir geblieben, und jedeg Jahr zu der Zeit, da so und so viele Tausende von Kindern »in-s Leben treten«, steht dieses Bild swieder deutlich vor mei ner Seele. Ein Wanderbnrfcht Ich hatte von ihm gehört und gelesen, nnd die Kindermädchem die damals noch nicht Fräuleins hießen, hatten, wenn sie nicht aug- Berlin, sondern aus kleinen Orten ftammten, dznn und wann oon ihnen erzählt s— aber« qeiehen hatte ich keinen· Das »War um« machte wir grofie Pein. Die alte Kinderwärterin der Steinen Ku iine mußte die Fraan iiber sich er aehen lassen: »Das ift doch ichteälicb traurig, warum müssen denn die jun aen Gesellen wandern?« »Ja, Rind. die müssen, das ist nun mal so Handwertobrauch, sie müssen in anderen Städten arbeiten und noch mehr lernen; wag smein Bruder ielia war, Geldgießer auf Lampen, der war soaar bis nach Paris.« »Aber nachher fahren sie doch mit» der Bahn, Line, nicht wahr? Sie aeJ hen doch nur bis zur Station, wohin wir mit der Post fahren?« »Ach, behüte Gott — die laufen auf ihren zwei Beinen.« »Aber Link, da werden sie jas müde!« »Ja, müde werden fie wohl.« »Und die Stiefel werden schlecht."! »Nun, dafiir haben sie ja nockj welche mitt« I »und Ger haben sie nichts-« t »Nein, viel Geld nicht, das sollen» sie sieh oerdienen.« ; «Kännen sie nicht hier Geld verdie-» nen?« ’ llnser Gespräch wäre wohl noch eine autc Weile ohne sichtbare Erfolge fiir mein Verständnis fortaefetzt wor den, wenn nicht just am Kreuzwege, da. wo sich die beiden Cbauffeen nach Ost und Weit abzsweigten die eine blieb in Mecklenburg, die andere, mit Ichwakz WØIB gestrichen-m pure-« vreichnete die preußifche Grenze die Gruppe der beiden Mütter und Win« Derburschen Halt aemacht hätte. Der Abschied dauerte nicht lande. die jungen Burschen schwenkten die Hüte nnd schlugen die preußitche Chanssec ein, oie beiden Mütter aksek, tvständizr sich umsäumend tehrten den Weg zurück. Die Entfernung zwi schen den Wanderern und den Mitt tern wurde immer größer---ssnur noch ein Stückchen -— und sie waren ver schwanden. Trotz ihres Schmerzes grüßten die Frauen die Line. Die etne hatte etwas Stolzes, Her bei und Falles, die andere, tletnere, hatte weichere Züge, tbre blauen. alantloten Augen standen voller The-Unen. »Na — wohin sind sie?« fragte Line gleichmiithig. Mach Sübdeutschland über Stet tin und Berlin, sie wollen durchaus bis Italien-« »Gott schütze sie!« sagte Ltne an bachtig —, nnd das gefiel uns Kin dern von der Line. Die stolze, herbe Frau ging hoch aufgerichtet neben Line —— die kleine aber schlnchzte herzzerbrechend. Was sie sprachen, tonnte mein kindlicher Sinn nicht fassen, nur das eine ist mir im Gedächtnis geblieben; vie große Frau sagte: »Ich habe Hinrich gut ver-mahnt —- er soll ehr lich und brav bleiben, wie sein Vater war -— nur ehrlich und brav soll et mir wieder beimtommen.« Die Stim 7ne tlang scharf und hell, und es war trotz der Härte. die ich mebr instinitiv empfand etwas im Wesen Ver Frau, das mir imponirte. Die Kleine aber sagte weich: Har tnngsch, da versteh« ich Euch nicht Ich meine und habe Claus gesagt: Bleib’ brav und ehrlich ---— widersieh’ aller Versuchung zum Bösen und Schlechten —- aber das eine nimm mit in Gottes Welt, die weit ist, du weißt, wo du hingebörst, und bei dei ner Mutter ist immer Platz und Liebe fiir dich — wie du auch lommft.« Die große Frau blickte die tleine an —-- »und wenn er in der Fremde nicht gut thut, auch dann?« Da hob die tleine Frau OJH weiche. verweinte Gesicht und sagte feierlich mit ihrer milden Stimme: »Auch dann wo soll ein Kind bleiben, das in die Irre ging, wenn nicht bei der Mutter - bei ner Mutter ist im mer des Kindes Platz s immer. Ich bate, da ich nie wieder später in die Gegend tam, ans der die Ver wandten bald fortzugem niemals auch nur etwas von jenen Wander burschen erfahren -- und d.1«s'sind fest Un Kruste UeL Arml ermitteln ob sie wiederkamen und wie sie wie derkamen. Aber stets zu den Zeiten, wenn die Jungen die Flügel beben fijr ein-n Beruf, der sie in der Hei math läßt oder in die Fremde führt —- aleichviel, mir steht immer das Bild der beiden Mütter vor Augen, von damals, als dem Kinde eine Abnuna anfing von anderer Phitter liebe und anderen Muttersorgen als jenen, die ein zärtlich behütetes Kind in Faniilientreisen lennen lernt. Wenn sie wandern. Für alle Mütter tornmt biese Stunde einmal, auch wenn nicht gleich Meilen sich litviichen Mutter und Kinder legen! Wenn sie wandern. In diesem letzten Augenblick erst möchten viele Mütter alle Lehren, alle Mahnun aen, alle Ratbichliige den Kindern nabelegem zu eigen machen — sie be ichwörem bleibt gut. bleibt brav denlt an uns! Das alles ist gewis; gut und verständlich, und der Erfolg solcher letzter Mutterwiinfche tritt ge wiss os: ein -- vielleicht ebenso oft tritt aber auch das Gegentlseil ein. Und wenn sie nicht gut wieder-lehrten oder wenn sie im Strudel branden den Lebens und brandender Jahre verloren gingen - — ganz verloren dann denten die Mütter mit lum merschwerem Herren, wie es nur kommen tonnte, dass sie ihre Ermah nungen, ibre Bitte beim Scheiben so in den Wind sprachen, daß es Stun den geben konnte, in denen sie, die sie ziehen ließen, so gar nicht mehr dachten an Mutter-dort unv Mutter treue. Wer wollte sich darüber tvun dern?! Und noch mehr. Wer wollte rechten mit den Müttern, die vielleicht erst gerade fiir den letzten Augenblick des Scheideno die Ermahnungen aus fvarten?-! Wohl haben die Scheiben den sie gehört und haben, ergriffen von deni großen, herben Gefühle des Abschiede. fest und heilig versprochen: Gewiß —— wir bleiben gutr treu, wahr. Und trotz alledem tan! das —« Berge en! Die neuen Eindrücke, dir Selbst tänvigteit, all das, wag viel leicht nach dem ersten, schnell über wundenen Heimweh dem jungen, dem Leben entgegenreifenden Men ichn begegnet, zulächelt. ihn schließ lich an sich reißt, übertoältigt·sie. All Las Ukoßh ifkkmot luuustuyen uni iinßektickken Lebens taucht diese Wer denden in einen Steude!, in dem es tein Besinne-i gibt. Und wenn dann stilleke Stunden der Einter tom men, wenn früher oder später dass Verlangen sich meldet, einma( mit der Mutter traute Zwiespeache zu halten. ihr von den Wieenissen nnd Irie oft schon Jkenissen des jungen Lebens zu erzählen, --- ach da gibt es denn tanfende von Gegen münden, tausende von Abhaltung-ten Das Elternhaus taucht oft nur vor übergehend gleich einer Fata worna na vor dein geistigen Auge ant; die iem oder jenem, dessen Weg empor tiibtte, scheint es dann vielleicht ttein und eng und begrenzt, nicht passend nnd nicht gemacht site das Schaffen und die Thatttaft der Jugend, und i l ) f —— dag Mutterbild ist verblaßt in der Erinnerung, und die Mutterworte sind lvergeffem Und wenn man »zum Besuch« kommt, dann lotnmt man als Gast in das Elternhaus, nicht mehr als Kind zur Mutter. Es wird heutzutage noch vielfach den Miittern zum Vorwurf gemacht, daß sie auch ihre erwachsenen Kinder zu iehr als »Kinder'« behandeln, die fee gängeln und leiten möchten. Nun --— eine frühere Zeit, die Zeit des Gehorsam-Z nnd der «Kinderzncht, von der tnctn heute tat-m etwas wissen will, hat uns dennoch große, gute, tb.rtlräftige und stolze Persönlichkeiten gegeben Die meisten Mütter finden sich heute sel·,r früh und fetyr tlug mit dem Gedanlen ab, daf; »il1r« Kind nicht »dao" Kind bleibt. Die rechte Mutter will gar nicht, daß ihr Kind das Kind bleibt. eine rechte Mutter erfreut sich an der rigenartia entwi ckelten Persönlichteit ihrer Kinder, aleichvieL ob diese Persiinlichteit der ihrigen ähnlich oder entgegengeseyt aeartet ist. Und die echte nnd reche Mutter es tann die fchlichteste Frau aus dein Volke iein -- die lernt, manchmal unter schweren Er E ftiarnnaem manchmal unter lichteren Lebensphasen, daß man Elternhaus und Mutterherz zum Abschied nicht mit wenig Worten in der Erinnerung der Kinder seftmachen kann. Dazu aebört denn doch was anderes, dazu gehier das-, die Kinder, ganz gleich, ’in was für Verhältnissen sie heran :vachfen, fest und sicher, seitdem sie anfingen, zu denlen nnd itfre Eltern zu lieben, wissen: Hier aeliörst dn bin! Das ist ein Hafen, worin du immer aeboraen bist. Hier ist Frie den für sich nach Sturm, und Liebe fiir dich nach Hader. lind hier ist Liebe für dich auch, wenn dein Le » bensgana nnd wenn deine Fiihrunas ; nicht nach deni glsunscbe der Eltern zpvareu und seit-It wenn au irr-aus lcheltest und selbst wenn du stürztest - - auch dann ist da jemand, der dich liebt. llnd wenn selbst die Mutter arns ist und nicht einmal genug bat Tür sich - sie hat immer noch Liebe und immer noch Erbarmen auch sisr die Kinder-, die irrte-n und fehlte-. Ein Stern, ein gold glänzender, ein leuchtender Stern in der Dunkelheit der Nacht soll das Elternlsaus, sollen Vatertreue nnd Mutter-liebe den jun aen Menschen sein, als Stern soll die Erinnerung sie aeleiten und als-; Steuer die Zuversichk: Jch weis-« wo; ich hinqehörr. Grmahnunaen nnd War-minnen nützen nicht viel, wenn nicht mit den jenigen. welche wandern, das Bild des warmen, wohliatraulichen Hau ses lsieht. Ob es denn wirklich so schwach damit bestellt ist in unserer Zeit? Ob wirklich das Etternhausx so ost, anstatt Freude und Wärme zu spenden, kiihl bleibt und leer? Und neben dein Bild de-? Vater hause-«- die Getviszbeitt Alleseit ist dort ein Platz siir dich, allezeit — auch wenn du als .3chiifbriia«siaer wiederkehrst Und noch ein anderes Bildt dass Bild des Feierabendg im Familien-z treise! Sskuch die Erinneruna dieser; traulichen Feierabende kann sie unhei« wußt schiitzen vor dem Strancheln, sie, die da wandern. Die Noth ver Zeit zwingt ja Juch die Frauen sast aller Stände zu ei nem Beruf, der Kampf ums Dasein spannt alle Kräfte .1n. und die inei sten Menschen suchen Die nothwendige Freude des Feierabend-s in stetem Genuß, im Theater, Concert, in aka ßer, anstrengender Geselliqteit Da veröden die Feierabende der Familie, die oft die herrlichste Erinneruna der Kinder an das Elternhausz bilden. Und wenn schon das moderne Getrie be nicht aus die Feier dek- Feierabend-s außer dem Hause verzichten tann —-—— sollten doch die Frauen und Fami-l lienmiitter wieder Versuchen, wenig-T stens zwei bis drei Aibende der Woche für die Familie zu retten. Da ist so viel, was diese Abende, die heutzu tage leicht dem Spott als »Faniilien suupelei« verfallen, verschönen t.1nn: Gesang und Musik« Belehnna der Gesellsckiastgsspiele, Vorlesen und »in deree mehr. s Das lflteriibi1115, wenns- now iirmlich ist, soll Der Erinneruna der! erwachsenen Kinder lieb bleiben Lieb aber machen es unsJ Eljtutters treue und Mutterliebe. Und wenn sie anfangen isn Beruf selbstständig zu fein - « Söhne und Töchter dann müssen wir jltiitter uns sagen, daß unsere Leitung Eibers sliisfig ist« ja, daß sie hemmend und schädlich sein tann Nicht erst beim deeiden sagt es ihnen, jede Stunde, die ihr mit ihnen zusammen seid, von ihrer Geburt an durch die Kinderiahre und in der her anwachsenden stürmenden Zeit, zeigt es isbnent Jhr wißt, wo ihr binaebört —— und bei der Mutter ist immer Platz, und —- immer Liebe siir euch, wie ihr-»auch kommt-« Hochzeit auf den Philippinen. ,,Apotl1eter5 reisen in die Provinz zu einer großen Hochzeit«, sagte mein Mann während unseres Aufenthalts-! in Manila, als er eines Mittags Hum: Tiffin --— wie das warme Früh-Titel in Ostasien heißt -— nach Hause kam. »Was-'s ries ich aus, »das läth du dir so erzählen, natürlich; fahren wir mit.« Die liebens lviirdige AApotbeter s- Familie wars auch gleich bereit, uns mitzunehmen; die Vorbereitungen wurden getroffen, . worunter das Nothwendigste war, ein biibsches Hochzeitsgeschenl anszuwkib len! Jn den schönen Läden der Escols ta, Manilas Hauptgeschäftsstraße, war bald das Rechte gefunden, ein Toilet tentischaussatz aus einer Silbertompo sition mit Spiegel und Flatong fiik Parfllmz und Puder, ein sebr passen des Geschenk für eine Philippiuerin, die von den Spanierinnen das Parfiis mieren und Pudern gelernt hat. Kann man ihnen aber das verdenlen in einein Lande, lvo der Ylana-Ylangbaum wächst, der uns Grundstoff fast aller Pakfiims liefert? Am liebsten pudern sie sich weiß, um den Teint der Europäerinnen vorzu täuschen. Auch beim Karneval werden mit Vorliebe die weißen Pierrotmagi ten getragen. Früh mußten wir ausbrechen: unser Zug ging bereits um f; Uhr, und sieben Stunden betrug die Fahrt.die aröfzten teils durch Reisfelder und Zuckerulan tagen führte, auf denen Arbeiter gegen die Hitze in rothe Stoffe getlejdet sich malerisch abboben. Die Hitze war un erträglich, und unser reichlichcr Vor-— ratb an Whigtey u. Tans.-n. der über all in Ostnsien aetruntenen japanischen Quelle, neigte sich bereits seinen-. Ende zu, als die Landschast schöner wurde, wir ourw diente Palmenwatver. uver reißende Gebirasbäche unser vorläusi aes Ziel, Damime erreichten. Hier war die Wohnstätte des Bräutiaaing, und von hier bis zumHause der Braut, in dem dieHochzeit aefeiert wurde, aina ; es nun aus einem Flußdampser weiter. Jn Dagupan aus dem Bahnhos stand der Bruder des Bräutigams, aleich diesem Apotheter, ein junger liebens: » würdiaer Mann mit tadellosen Manie- T ren. tsr beariißte die vielen mit diesem Zuge anaelvmmenen Gäste um sich dann ausschließlich den Europäern zu widnten. Aus bereitstehenden Wagens ging es durch die tleine Stadt, iiber ei- - ne bambnsaeslochtene Briicte in die Apotheke, in der dieGäste erquickt wur den. Der Tisch reichte nur fijr 12Per sonen, hatten diese gespeist, so nahmen 12 andere Platzr so war es schon den aanzen Vormittag acaanaen, eine schwierige Haussrauenvflicht, der sich die Schwestern des Bräutigams auf das silnmuthiaste entleviaten Das Es sen war aut, alzer nicht erotisch, bis auf den Nachtisch der aus in Sirup einae - lachten Raiden-kiffen bestand lee- warT nun Reit, nach Linaayen, dem Wohnsitz » der Braut, zu fahren; der Dampfer,der schon mehrere Male an diesem Taae die drei Stunden weite Tfalsrt mit Hoch zeitsaästen aemacht hatte, legte an, nnd wir bestieaen ihn, soralich geleitet von dem Bruder des Bräutigams. Die Fahrt war schön, es aina durch Lotos nrtßwaldrinaeit hin: die llser waren umsiiumt von Nivahäusern. die manch mal bis in das Wasser hinein gebaut waren und der Fluß war bedeckt mit .phantastisch aussehenden Fischerneizen Aber ebenso interessant war die Gesell-: schast an Bord; neben mir saß eine niedliche Philipp-um« einen Brillanten am Finaer, der ihrem Finaernaael an Größe aleichlam, und mit einem ebenso kostbaren Kreuz an dem seinen brau nen Halse. Jn spanischen Zeiten war das Banlwesen so unsicher, daß die Philippinen vorzoaen, ihr Vermöaen in Juwelen anzuleaen, die man da durch am sichersten bewahrte. dass man sie stets trua. Sie war die Tochter deLJ Büraermeisters vonDagupan und hörs te sehnsiichtia einem jungen Mannen scr zu, der ibr die Veraniiaunaen ver» hanptstadt schilderte. Endlich lam der arofxe siirchthum ver Klosterlirche von Linaahen in Sicht. und bald lan lIclkll ll’lk, lIkUkllHl UVU Uclli Bklllllk aam, der selbst am Landnnnrsiiea feine Gäste erwartete. Zu Wagen aina eg in ein Hans-, das man ian als-Nachtquar tiek angewiesen butte- Aler wie snb es darin nncsl Das Haus lrsar ann; leer bil- ans ein großes Beit, das siiti in ei nein der Zimmer fand, und wir waren fiins Personen! Sonst war nichts dar in, lcine Wascheinrichtnna, die tnir vor Allen Dinrrcn am nötbiasten hatten. » Schon wollte ich in den Hof hinunter, nsn den Brunnen als Dnsche zu benui zei:, als unser Diener, den mir von Manila mitgenommen hatten. großer leere Petroleumdosen, mit Wasser ac siillt, anbrachte. Die Vetroleuindosen werden im Orient zu allem benutzt, sie dienen als Wassereimer, ihr Blech wird zn Backblechen benuhk es gibt fast sei-» nen häuslichen Gegenstand, den man nicht aus ihnen herstellen könnt-. Wir säuberten uns, putzten uns heraus und behängten uns der Landessitte gemäß auch mit Schmucksachen. So ging es in die Kirche, wo die seierliche Hand-— lung vorgenommen wurde. Das Brautpaar empfing darauf mit weltmännischerGewandtheit an der Treppe ihres Hauses, das reizend mit Palmen, Bananenblättern und Lam pions geschmückt war, und nahm die Glückwiinsche der Gäste entgegen. Der junge Ehemann, dessen Vater wohl von chinesische! Herknnst war, hatte noch viele chinesische Züge, seine junge Frau, die stolz hervorhob, eine spanische Me— stize zu sein, sah sehr schön in ihrem Brauttleid aus, dessen Rock aus weißer französischer Seide, die Bluse aber aus Pina bestand, dein seinen chissonarti gen Stoff, der aus Fasern der AnanaH gewonnen wird, und den es nur auf den Philippinen gibt. Beides. Rock wie Bluse, war mit der gleichen kunst vollen Stickerei versehen, denn die Phi lippinerinnen sind Meisterinnen der Stickknnst. die von den Nonnen gelehrt wird. Jn den Haaren trug die Braut einen Kranz aus künstlichen Orange bliiten,der hinten von einer wundervol len Brillantspange zusainmengehalten wurde. Sie freute sich sehr über unser Geschenk, noch mehr aber wohl über die Anwesenheit so vieler Europäer an ih retn Ehrentage. Es waren zwar auch sämmtliche anieritanischen Beamten nnd Ossiziere dieses Distritts mit ih ren Frauen anwesend. Jm Speisesaal war der Tisch ge deckt, und die Braut nahm mich bei der Hand und führte mich hinein. Es war ein langer Tisch, an dem 80 Per slsnen Platz hatten. Da aber ungefähr LUH anwesend waren, so wurde nach einander gespeist, nnd zwar die Ge schlechter getrennt. Hinter unseren Stühlen stand der junge Bruder des Bräutigams, nahm den Dienern die Schüsseln aus der Hand, um sie ung selbst zu reichen, ein Zeichen besonderer Ehrerbietung Das Essen war sehr lang: es fehlte auch nicht ein an einem Bambugstabe im offenen Feuer gebra trnes junges Schwein, dem größten Leckerbissen in diesem fleischarmen Lande. Die übrige Gesellschaft wur de inzwischen mit Musilborträgen un terhalten, denn der Filipino ist unge mein musikalisch. Als wir ein Ge sanggquartett hörten, ließen wir unser Essen im Stich und lehrten in die Ge sellschastgräunie zurück. Jch setzte mich nun bald zu dieser, bald zu jener Gruppe und knüpfte überall eine Kon versation an, auf die alle mit großer Liebengwürdigleit eingingen, mir so fort Komplimente über mein Spanisch machend. Plötzlich stürzte ein Herr mit allen Zeichen der Freude auf uns zu, indem er uns aus Deutsch sagte, wie er sich freue, Deutsche hier zu sehen. Es war ein früherer Jnsurs gcntenführer, der von den Spaniern des Landes verwiesen worden war, ..u,nd—dies-kjeit seine-J Exils in Deutsch land verlebt hatte. Er liebte Deutsch land wie fast alle gebildeten Fillipis nos. Die Ameritaner haben ihn, wie viele der früheren Jnsurgentensiihrer, um sie zufriedenzustellem zum Gouver neur einer Provinz gemacht. Die Braut hatte sich inzwischen um gelleidetz sie trug nun ein rothes-Kleid mit silbernen Sternen besetzt, der Rock wieder aus Seide, die Bluse aus dein einheimischen Stoff. Sie sah sehr trächtig aug, wie die bekannten Bilder auf den Zigarrentisten Nach ertra päischem Maßstab hätte man ihr wohl Ilu Jahre gegeben, sie war aber tat sächlich erst 18 Jahre. Jhre Erschei nung wurde von ihren Gästen einer wohlwollenden Kritik unterworfen; ich hörte, wie man ihre Kleidung lobte und ihren Schmuck pries, glaubte aber meinest Ohren oder meinem Spanisch nicht zu trauen, als ich aus einer Gruppe junger Mädchen und junger Leute die Worte vernahm: »Sie ist gesund uud wird eine glückliche Mut te: werden« ,,Costumbre del pai9«, Landes-litte, sagt achselzuclend der Fil lipino zur Entschuldigung bei allem, triag dein Fremden sonderbar erscheint. Ein ungeheuer großer Prozentsatz der Kinder auf den Phililippinen stirbt leiter im ersten Lebensjahre durch sal sehe Pflege. Schon nach wenigen Monaten gibt inan dein Rinde die landesübliche Nahrung ausz- Reis und getrockneten Fischen. Kuhmilch gibt es in fast ganz Ostasien nicht, doch wird vorzügliche Milch in Dosen, die Theste aus der Schweiz, iinportiert: sie shat sich wohl aber bei der einheiniischen Bevölkerung besonders in der Pro vinz, noch nicht genügend eingeführt. s Nun wurde getanzt, das Braut paar selbst siihrte den Rigodon an, eis nen Kontertanz, der sich in der philip pinischen Kleidung sehr gravitätisch ausnahm. Sehr sbaßig sah es aus, daß hinter jeder Dame ein Stuhl stand, auf den sie sich nach beendeter Figur sofort sente. Es war inzwischen Mitternacht geworden, wir zogen uns in unser Haus zurück, das durch die Fürsorge unsers Dieners ein Z. Bett bekommen hatte· Weich ist ein solches philippinisches Bett nicht, denn es hat keine Matratzen oder Sprungfedern. Der Bettboden besteht aus Rohrgei flecht, dessen Muster man am anderen Morgen auf seinem Körper findet. Welch großer Luxus aber diese Betten waren, sahen wir erst am nächsten Morgen, denn als wir wieder das Hochzeitshaus betraten, da war der Fußboden des ganzen Hauses mit fei-· nen Matten belegt, aus jeder Matte lag ein sauber bezogenes, rollenförmi ges Kopfkissen. Dies war die Schlaf gelegenheit der übrigen Hochzeitsge sellschaft gewesen. Die Familie des jungen Paareg versorgte uns nicht al lein mit einem sehr reichlichen Früh stück, wozu nach spanischer Sitte Schokolade getrunken wurde, wir mußten auch Vorräte fiir die Eisen bahn mitnehmen. Erna Arnhold. Die Rohr-post Die Rohrpost besteht bekanntlich im Prinzip darin, daß man die einzelnen Postämter durch unterirdisch verlegte Röhren miteinander verbindet, durch dir kleine, patronenförmige Kapseln (Büchsen) geblafen oder durchgesaugt werden, wobei die Preßluft oder Saugluft von maschinellen Anlagen geliefert wird. Hundert Jahre sind gerade vergangen, seit der Gedanke, auf diese Weise eine Beförderung her zustellen, von dem Engländer George Medhurst zuerst geschichtlich nachweis bar ausgesprochen wurde. Allerdings ging es auch diesem Erfinder ähnlich wie vielen anderen, die praktische Aug fiihrung folgte der geistigen That erst viel sparen Zuerst im Jahre 18328 ! E Z g z wandte man oag Prinzip auch sur eine Eisenbahn, die Wormwood Scrubss bahn, an. Der Betrieb mußte jedoch als-bald eingestellt werden, weil er viel zu thener war. Jm Jahr-e 1853 baute dann Latimer Clark die erste Rohr-Post im heutigen Sinne des Wortes zwi schen dem Bureau der internationalen Telegraphenkompagnie und der Lon doner Börse, die sich sehr gut bewährte. Dann folgte 1867 ein von Crespin konstruierteg Rohrpostsystem zur Ve fördernng von Telegrammen inner kalb der Stadt Paris,1875 die Rohr postanl age nach dem System von Fel binger in Wien,1876 nach demselben System in Berlin und 1899 in Prag, sieben Jahre vorher,1892, war schon in Philadelphia durch Batcheller die Rohrpost in Amerika eingeführt wor den, die dann auch alsbald in New York ihren Einzug hielt. Ganz all gemein können wir heute zwischen einem europäischen und einem ameri tanischen Rohrpostfystem unterschei den. Das erstere dient in der Haupt fache der Beförderung der Telegramine vorn Hanpttelegraphenamt an die ein zelnen Postämter zur Zustellung an die Adressaten. Außerdem werden auch besonders leichte Briefe nnd Kar: ten als Rohrpostvriete gegen besonde ren Tarif befördert. Dementsprechend find die Röhren ziemlich eng, in Ber lin z. B. 222 ;,oll· Die Kapseln, in denen die Briefe Platz finden, haben nur t; Zoll Länge, sie können etwa 20 Briefe und Karten fassen. Anders dag- amertkanische System. Es dient dem eingangs erwähnten Zweck, der Beförderung der Briesschaften von Postamt zu PostamL Die Röhren haben hier, ,.; B in New York, 8 Zoll Durchmesser die Kapseln 2 Fuß Länge. Jn jeder einzelnen können rund Hm gewöhnliche Briefe befördert werden« Format nnd Stärke der Sen dungen ist hier bei weitem nicht so be schränkt wie vei den enropäischen An lagen siwiseh en der Anlage in Ber lin und der in New York besteht außers dem noch der Unterschied, daß die Ber liner Rohrpost zentral verlegt ist: von einer Stelle gehen die Strönge strah lenförniig aus«-. Jedes lttolfrpostath »puttel« die Kapsel nacy oer Zentral nnd diese ,,Pnstct« sie nach der Stelle, fin die sie bestimmt ist. Jn New York geben vie Leitunan von Vostamt zu Postamt nnd schließen sich zu einent Ring. Bei dieser Methode ist die An lage billiger-, der Betrieb aber etwas langsamen Soll z. B. eine Sendung von Postamt l nach Postamt 7 gehen, sc sendet sie erst 1 an 2, dann 2 an Il, J an l n. s. w. Allerdings geschieht die tllleiterbesördernng sehr rasch, in ««««WLM nerhalb weniger Setundetn denn jede , Kapsel liat am Boden den Bestim n21iiiggort angegeben. Sobald eine Kapsel anlomntt, sieht ein Beamter f nach nnd gibt sie sosort wieder in den s Sendeapparat. salls sie nicht für das Amt bestimmt ist. Früher hat man »auch automatische Umsteuerungen und zWeiterbesörderungseinrichtungen ein gerichtet, sie waren jedoch zu verwickelt, der Betrieb von Menschenhand hat sich - als zuverlässiger und billiger erwiesen. · l « " IMHCPI « s «