Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 14, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    In Tierwelt ngrlorm
Roman Hörtzszk—v«.soöektit.
QCHP O O.QPDEAQAAOOMQGLSOQJ
(9. Fortsetzung.)
»Gott belse'«, sagte er leise zu Jll
burgx «tnir bleibt nur noch ein ern
ziges Mittel, ein operativer Eingriff.
re von Jllburg und Sie. mein
Fräulein« -—— er wandte sich an Ma
bel —- «helfen Sie mir, bitte. das
Kind zu halten; icb muß einen Lust
riihrenschnitt wagen, sonst tritt die
Erstickung unfehlbar in der nächsten
Viertelstunde ein.«
Cr ordnete die Lage des Kindes an,«
Mir-bei und Egon bielten es fest. Ueber
den seinbesaiteten, neroenzarten Männå
evar eine eisige Entschlossenbeit gekom
men, aber er war so furchtbar bleich
geworden. daß der Arzt doch fürchten;
mochte, er würde nicht Stand halten«
Doktor Müller entschloß sich deshalbj
schnell, oen Knaben zu narkotisiren.
Die Betäubung trat fast augen-;
blicklich ein« und nun begann dies
Operation. Der Arzt bettete denx
Kopf des Kindes zutiick und bezeich
nete mit blauer Kreide einen seineni
Strich zwischen den Hals-denen dessen
Lauf er mit einein Messexchen folgte»
Dann führte er eine Hohlsonde in dies
Wunde ein, spaltete die tiefer gelegesz
nen Partien bis zum Knorpel der;
Luströbre und schnitt in diese ein.s
In diesem Augenblicke bewegte Pers
Knabe die Augenlider uno ein neu·
pseisender Ton drang über seine Lin-;
pen. Das schwere Röcheln verstummtei
nnd die kleine Brust hob sich sichtlich?
freier. Ueber den Hals herab tropftee
das Blut nnd röthete das hemdchen.«
Doktor Müller wandte sich zurück»
und voll unsäglicher Angst hing Egonsif
Blick an seiner Miene. ,
»Die Operation ist gelungen«, sagte
der Arzt leise, doch in zuversichtlichem
Tone, «darnit ist aber noch nicht jedes
Gefahr beseitigt. Es ist das erste.
Mal, daß ich bei einem so tleinenz
Kinde den Luströhrenschnitt angewen
det habe, indessen das Bübchen ist
kräftig, wird’s schon aushalten!
Muth, Herr von Jllburg!«
Ohne eine Antwort abzuwarten
beugte sich der Arzt von neuem übers
thnp herab. Er tupste das Blut
mit Watte vorn Halse des Kleinen
und schob ein silbernes Röhrchen in
die Wunde, das er rnit Faden bese
gtr. Dann ließ er, um die Lust
s Zimmers mit Feuchtigleit zu
durchtränten, rings an den Wänden
nasse Wittiicher aufhängen und Ge
fäße mit Wasser in die Ecken stellen.
Erst als der Arzt, nachdem er
Jllburg gesagt, daß er vor Anbruch
der Nacht nocb einmal wiederkehren
werde, das Zimmer verlassen hatte,
tarn Leben in Egons starkes Wesen.
Ohne Mabel und das Kindertnädchen
In beachten, ließ er sich vor dem
Bette Brunos in die Knie nieder und
bedeckte das Gesicht mit den Hän
den. So blieb er minutenlang. Als
er sich aber wieder erhob, zeigte seine
Miene und das thränensencbte Auge
einen ruhigen und gefaßten Aus
druck. Er trat Mabel entgegen und
nahm ihre Hand in die seine.
»Jch danke Ihnen, Mis; Lupo",l
sagte er bewegt, »dante Ihnen sur
Jbre aufopfernde Liebe zu meinem
Kinde. Gott ver-gelte eg Ihnen; ich
wektle nie vergessen, wag -ie mir in
dieser Stunde waren.« l
Mabel neigte stumm den Kons, umi
dem vor ihr Stehenden ihrer Wangens
Gluti; zu verbergen. I
Jn diesem Moment hörte mani
schrill den Klang der Haugalocke ers
tönen. ann zuckte zusammen —-— das
mußte Wanda sein. Er zog seine Uhr(
hervor-: es war zehn Uhr Abends-»
Schnell entschlossen verließ er das
Zimmer-, rief im Korridor dem Die
ner zu, zurückzubleiben, und ging
dann selbst, die Hausthüre zu öffnen.
Wanda schlüpste herein. ’
«Griiß Gott, Schatz«, sagte sie hei
ter, »Du bist doch nicht böse, daß
ich ein klein wenig länger geblieben
bin? Wie geht«-: mit Brutto-hof
fentlich besser?«
Wanda warf jetzt erst einen prü
senden Biict in das wie versteinerte
Gesicht ihres Gatten, und ein kalter
Schauer iiberlies sie. Schweigend
hatte er ihren Arm genommen und
sie in das nächste Zimmer geführt.
Dann schloß er die Thüre hinter sich
und stieß ihren Arm mit plöslich
ausbrechender heftiateit zurück. Er
sprach auch jetzt noch tein Wort aber
seine sanften Augen glühten und
hefteten sich mit sinsterem Ausdruck
aus sein zitternbes Weib
»Um Gottes Barmherzigkeit,Egon«,
schrie Wanda auf. »Was ist gesche
hen? Jst Bruno ——?"
,Bollende nur Deine Frage —
usende sie nur!« ries Jllburg
Mutt- «Jst Brutto todt?« —
stät wahr, das war's doch Joa
Dir aus den Lippen schwebte, und
beim himmel, Du konntest auch
stelle-! Während
. PMB-E Winken in
. unter tausendIua len mit
satt-—- TO fleht Dich an —"
: ste terms-f Mith- snd um
, Witt- Isets im Isch
I- . sit st- stch W
text-d erst Mrez
W Atti III-its
I M cis sast drohende
- - c I - - - I I s
Ernst lag aus seinem Gesicht, und
so sest umsoannten seine Hände ihre
Gelenke, daß sie den Druck derselben
schmerzhaft empfand. »Höre mich
an: .i wünsche, daß Du aufs Wort
besolg , was ich Dir sagen werde —
merk also aus! Mit Gottes Hilfe
bat Brung die Operation, die nöthig
war. ihn zu retten, überstanden,
aber noch immer ist die Gefahr« in
der er schwebt. eine große. Miß
Lupo hat die Pflege des Kindes
übernommen. Ich verlange unsd
will — hörst Du wohl: ich will —
dasz sie ihr verbleibt. Nur in inei
ner Gegenwart toitsi Du das Kin
derzitmner ktretenz jedes laute Ge
räusch, jede unvorsichtige Berührung
kann das Leben Brunos bedrohen —
erspare Dir also Alles, was ich nach
dem Vorbergegangenen doch nur für
Komödienspiel halten könnte. Bin
herzloses Verhalten dem eigenen Kinde
gegenüber bat in nnser eheliches Les
ben die erste tiefe Wunde gerissen —
steh zu, daß sie nicht unbeilbar bleibe!«
Mit starker Stimme hatte Caon
gesprochen — die Wirkung seiner en
ergischen Worte war aber doch eine
andere, als er erwartet hatte. Wanda
stieß einen Weheruf aus und stürzte
its-n zu Füßen, umschlang seine Knie
und schluchzte here-brechend
14. K a v i te l.
Signor Nocera hatte wahr aemachi,
was er Mabel versprochen, und auf
eigene Hand seine Rachsorfchungen
nach jenem verschwundenen Erich
Garben der eigentlich Erich von Jll
burg, hieß, begonnen.
Der schlaue Advolai ging bei die
sen Nackiorschungen nach einem ge
wiisen Systeme vor. Durch Mabel
wußte er, daß das letzte, mit dem
Namen William Lupo unlerzeichneie
Tekegtamm an diese Ende Dezember
oder Anfang Januar aus Neapel
abgegangen war. Um diese Zeit
mußte sich also Erich in der Golf
slavt aufgeht-lieu haben. denn es
war laum anzunehmen, daß der
Berbrecher sich Mitwissende geschafft,
die in seinem Auftrage die beirejfende
Depesche abgesandt hatten.
Aus dem italienian Telegraphew
ömiern besteht die Sitte, daß bei al
len Telegrammen nach überieeiichen
Ländern der Name und die Adresse
des Absenders noiirt wird. Auf diese
Einrichtung faßte Nocera zunächst
Er begab sich nach dem Haupiteiegras
phenbureau im Palazzo Gravina, und
sdori gelang es ihm, einen der augen
blicklich unbeschästigten Beamten zu
einer kurzen Unierreduna beiseite zu
nehmen. Er erläuterte diesem den
Fall nach seiner Weise. Jm Te einher
oder Januar sei ein mit Hilliam
Lupo unierzeichnetes Telegrmkn nach
Jamica abgesandt worden; ihm
liege nun daran, die damalige Woh
nung des Absenders lennen zu ler
nen. Ein Mimpern in der Hasen
tasche und das Versprechen, sich dani
bar zu erweisen, unterstüßie Nocetas
Anlieaen.
Der Telearapkiift theilte ihn- zu
nächst mit, daß die Meriducher je
den Monats irn Archive des Viieraug
geführt Die Meribücker iiir Dezem
ber und Januar waren schnell heraus
gefunden und durchgeblättert
»Hier, mein Herr, da ist, was
Sie fuchen2« rief der Bein-te plötz
lich und bezeichnete mit dem Finaer
eine Stelle in Dem vor ihm siegen
den Heite.
Nocera beugte sich über seine
Schulter und las-:
,,2. Januar 1823 Mabel Lupo
—- Kingfton, Fern-nim. — Alles
glücklich beendet, ich kehre mit näch
ftern Schiff zurück. -—s William·« ---
Abfender: Jackfon —- Wohnung:
Hotel Continental Neapel. -— Ge
zzhlte Taret :)2 Lire 6:) Centifimi.
—Ausgefertigt: C BoboiiJ ......
Der Anwalt las nicht weiter, er
wußte genug. Er drückte dem lie
benswürdigen Beamten feinen gol
denen Dank in die Hand, verließ die
Bureaus und machte sich sofort auf
den Weg nach dem Hotel Continen
tol. Auch hier that ein metallener
Händedruck Wunder. Der Portier
holte für den freigebigen Herrn
schleunigst das Fremdenbucb herbei,
das Nocera mit großer Aufmerksam
; teit prüfte.
Er hatte Glück. Arn I. Januar
hatte sich ein herr John T. Jaclion
in die Liste eingetragen. Unter der
Rubrik «Woher?« war «Arneriia«
angegeben, dieh ililgigen Igibriten
waren wie gen-o ni gar m t aus
gefüllt
«Sagen Sie, mein Freund«, wand
te fich Nocera an den Butter, der in
ehrerbietiger haltun hinter ihm
stund, .entsimeen Sie Ich zusiilltq noch
des Verm Jackfom Idee am Revis-dri
tage bei Ihnen abgestiegen iftf«
Derla te Sei-weiser schaute in das
Freiatzenbach Zika
i dem oloffaleu Vertehh der
de« uns herrf , meinte er fodann,
Jst et selbst r das beste Gedächt
nt , sich alle eins und aus-«
Fremden zu merken. ür
m arme Teufel« derPor iee
eins-nie dasich hinter-— der vor den
M Wge band — gin et
is Wiens-d Mit
tä- das Um skic VCMIGWD
die mich durch überraschend große
Trinkgelder erfreuten, vergesse ich nie,
und kämen sie auch erst nach fünfzig
Jahren zum zweiten Male in das Vo
tel Herrlich Just so ist es mir mit
Mister Jackson ergangen. Er btieb
nur drei oder vier Tage in der Stadt,
und wissen Sie, pas er mir als
Trinkgeld gegeben bati,Einen Lin-f
zigserantenschein — wie, das i. no
bel «
uJedenfalls amerikanisch: nun, er
bat es auch wohl dazu. Wissen Sie
nicht, wohin Mr. Jactson von biet
aus gereist ist.«
.Vas war ’ne eigene Geschichte,
Signore«, meinte er. «eine ganz
eigene Grichichtel Mr. Jackson wollte
nach Korsu. so sagte er mir wenig
stens; ich sab aber, als ich sein Gevatl
aus den Damoser brachte —- er reiste
nämlich zu Schiff weiter —- daß er
die .Martinique« benutzte, und merk
würdigerweise siihrt der Kurs der
«Martiniaue« gar nicht nach Korsu,
nicht mal vorüber —"
»Sondern —?« Nocera zündete
sich eine Cigarette an und biillte sich
in dichte Raucheoolten.
«Sondern nach Tuni5.«
Der Advolat sträubte die Asche sei
ner Cigarette ab.
»Das ist merkwürdig«, sagte er,
«stiinmt aber zu den sonstigen Ge
wohnheiten Jacksons, der immer als
etwas erzentrischer Sonderlina ge
golten bat. Die Sache interessirt
mich: Jackson war einmal ein guter
Freund von mir, dem ich viel zu
danlen bate. —- Sind anen anst
teine Sonderbarteiten an ihm auf
gefallen?«
Nocera zog seine Börse hervor,
und diese Beweguna veranlaßte den
warteten Sei-weiten sein Gedächtnis;
gewaltig anzustrengem
»Daß ich nicht wüßte«, entgegnete
er kopfschüttelnd »Er war ein wenig
zerstreut, wie alle vornehmen Herren,
trank viel schwere Weine und wider«
rief häufig einen Befehl, den er mir
gegeben, schon wenige Minuten später.
So gab er mir einmal ein Ielegramm
zur Beförderung aber schon wenige
Augenblicke später nabm er es mir
wieder ab, um eo selbst aus das Te
legrapbenamt zu tragen.«
»Was in diesem Telearamm stand,
wissen Sie wohl nicht mebräsp fragte
Nocera, der immer neugieriger ward.
nähere-J über seinen ebemaliaenFreundi
zu erfahren, und schob ein großes
Goldstück mit dem Finger aus dem
Tische bin und ber. J
Der Schweizer schielte mit beiden;
Augen auf das blinlende Metall. »
»Es war englisch aeschrieben und
sollte per Nabel befördert werden. also
jedenfalls nach Amerito qeben«, erwi«
derte er, »das weiß ich noch: aber den
Inhalt nicht«
,,Jst Ihnen nicht erinnerlich, ob die
Depesche an eine Miit Makel ano
in Jamaics adressirt war?"
»Jamaica -— richtig, Signore, das
spare-P und der Vortier schaute
triumpbirend aus, während er mit
Daumen und Zeigeiinaer ein tnallen
des Geräusch ertönen lies;. »Ich ent
sinne mich ietzt anchs daß ich mit Mr
Iaclion eine kurze Unterredung iiber
vie Frage Satte. ob eg- nicht besser tei,
Kabelararnme nach Centralamerita
von Genua auc- abgelien zu lassen!
Ja, ja, mein Herr. nach Jamaica aqu
die Bursche den Namen des Adressa
ten babe ich freilich oergessen.«
Nocera niate. »Ist auch tein Un
alück". meinte er freundlich, »was ich
wissen wollte, hast ich erfahren. hier
ist etwas iiir Ihre Zuvorlommenbeit,
mein Bester; vielleicht nebme ich Ihre
Gedächtnißlrast noch öfter in An
ipruch.«
sen Die qeotineie Danks re-. etc-e
tierg Ilitt das Goldstück-L mit dern
Noceri vorher gespielt hatte Wac
er erfahren hatte, bildete icnnxertiins
eine B1si5, aus der sich weiterdnienj
ließ. Er alaubte kaum noch daran»
zweifeln zu dürfen, das-. jener .I.Iir.i
John T. Jackiom der sich am Neu
jahrgtage im Hctel Continental ein
!oairt, identisch war mit tfrickt von:
Jllbutg, aliag Erich Garder.
In tiefe Gedanken versunken schritt
er die Straße hinab und bog dann
in eine jener engen Gassen ein, die nach
dem Strande, der Etrada del Piliero
und dem Porto piccolo führen, jenen
Stadttiiciiem in denen ein älmlkcnes
Volksleben herrscht, wie aus dem Figi
von Santa Lucia. Langiani schlen
derte er die Häuserreihen entlang; dag,
was ihn interessirte. waren die hier
gelegenen Auswandererbiireaus und
die Kontors der einzelnen Schiffsge
sellschsasten, und vor einem dieser Par
terrelöden blieb er sogar stehen, um
mit ausmertsamern Auge die rechts
und links von derThiire an die
Mauer geilebten bunten Zettel zu
mustern.
Es waren die Listen iiber die
Schifssstrwegungen der Sorieta Nu
battino es- Ca., die der Advoiat eisrig
studirte. Er suchte nach dern Dampser
«Martinique«. Da stand es ja:
«Marttniqae, Kapitiin Viola Bertncei.
jeden Fäusten und Sechzehnten Rach
mittagi vier Uhr erb, Neapel nach Pa
lermo, Marsala und Tunit.«
Nocera nickte befriedigt nnd trat
in das kleine Bureaiy dessen Wände
Unsei en, Retlamen send Schiffs-Isr
ten be ten, nnd in dem hinter einer
hölzernen Bartiere vier Schreiber ar
beiteten. Un einen derselben trat der
gäbe-tat heran und verbengte sich höf
.Entschnldigen Sie, »mein Herr«,
sagte er, »ich möchte nur eine Aus
innit erbitten Werden die Schiffe
sillets sitt den Personenverkehr ans
den Namen des betreffende Reise-then
autgestelltf s
i
«Gewiß, mein herr«, entgegnete
der Gefragtr.
Nocera haftete leicht. »Dann tön
nen Sie mir vielleicht-— auch sagen«,
iubr er fort, «ob am 5. Januar dieses
Jahres ein Mr. Jnetson sich ani dem
Dame-fee .Mariiniaue« nach Palermo
oder nach Tunie eingefchifit hat ?«
Der Beamte itand, ärgert-ich über
die Störuna und den Nachhs No
ceoas: Es handelt sich uin eiæen
Freund, mein Herr« — taum beach
tend. auf und entnahm einem Sei
tenregal ein großes, dickleibiges Such
»Wie hieß der Betreffende?« fragte
er noch einmal, in dem Folianten bliitx
ternd.
«Jaction, Sianore.«
»Stiinmt«, tagte der Schreiben
»John T. Indien, erster Klasse nach
Tunis, 87 Franken 50 Centinees.
Wünschen Sie noch etwa-ZU mein
Herri«
Nocera verbeugte sich wieder. »Ich
danke sehnen bestens-, mein herr«.
entgegnete er höflich und verließ das
Birkena.
Draußen winkte er einen Wagen
heran und ließ sich nach der Woh
nung der Madame Buiiloii fahren.
Die schöne Frau war zu hause und
Nocera wurde ohne weiteres vorge
lassen.
»Sieh da. mein Herr Doktor« —
sie lud ihn mit leichter Landbaue
auna ein, Platz zu nehmen —- »ich
hatte schon die Hoffnunq meine-geben«
Sie noch einmal wiederzusehen Brin
aen Sie mir etwas Neues-»
»Wie ich dente. sogar günigiae Nach
rickn«, erwiderte der Anwalt »Ich
habe die ersten Spuren Erim von
Jltburas entdeckt, bedarf aber einer
arößeren Summe. um sie veriolaen zu
tönnen.«
Jn das Antlitz Clem- niezi eine
fliegende Röthe und ein heller Glanz
iiillte ier Auge.
»Erzählen Sie«. sagte sie Euri.
Nocera sckilderte der Wut-then de
mäsz seine Entdeckungen in Bezug out
jenen qetieirnniszvollen Mr. Jackson
: Er bemühte sich, Clelia die Angelegen:
; beit so herzustellen als sei iede Möii
s lichteit eines Freibuan über die Iden
» tität Jacksons niit dem Gesuchtsn aus
geschlossen.
»Die Thais-schen greifen so inein:
ander«, schloß er lebhaft, »daß ich
keinerlei Zweifel mehr an die Nichtsei
leit meiner Muthinaßungen bege.
Clelia nicktr. »Ich bin nicht in allen
Dingen Ihrer Ansicht'«, erwiderte sie
«indessen —- nngenommen, Sie hör
ten recht: was qedenlen Sie nunmehr
iu beginnen?«
»Die aufgefundene Spur weiter
iursersolznem das heißt, umgebend nach
Tunis zu reiten und die nothwendigen
Nachforlchungen anzustellen«
»Und Ihre Auslagent" fragte
Clelta. ,
Rund auf isinftausend Franken!
Clelia zögerte ein wenig mit der
Antwort, erhob sich dann und schrit
In ihren SchreibtisQ un-. einem
Geheimfache desselben ein Ehecksuch
zu entnehmen, aus dein sie eine Seite
herssusrisz unkd diese mit Zahlen und
ihrer Unterschrift verfeh.
«Hier«, entgeqnete sie und- reichte
Nocera das Blatt. »Ich erleqne die
Mäßigteit Ihrer Forderung an,
habe nun abei auch noch eine Bitte
an Sie. Mir liegt unendlich viel
daran, Erich vogi Jllburg persönlich
gegenüberzutreten ihn nur ein ein
ziges Mal von Angesicht zu Ange
ffeist zu schauen und nur wenige
Worte mit ian zu sprechen, bevor
Sie mit Mitteln, sie Jhnen selbst
ist-erlassen bleiben mögen, gegen ihn
vorgeben und bevor Sie ihm rntt
dein Einschreiten der Gerechtigkeit
drohen. Ich brauche Ihnen tanni
noch Zu sagen das-, Jllburg dereinst
zum Kreise meiner näheren Vetannten
iiihlte s-- das wissen Sie wahrschein
lich längst un-. aber teinerlei Miß
treuen in sehnen wachiurusen ioill ich
Ihnen offen a stehen drss jener Mann
nich vor Zeiten aus eine schmähliche
unr- einvörende Weise hint ergangen
bat. und daß es eine Befriedigung
meiner Rache sein soll gerade in dein
Augenblicke vor ihn hinmäzutreten in
dem die Scheineristenz, die er sich
durch ein Verbrechen gegründet, mit
einem Schlage zerstört werden kann
;Jch will ihn zittern sehen. Finden
-.-ie Erich also so bitte ich Sie sich
zunächst nicht zu erkennen zu geben,
sondern mich telegraphisch zu benach
richtigen: ich würde in diesem Falle
umgebend abreisen und so schnell es
sich ermöglichen läßt bei Jhnen sein
Es ist dies das einzige, was ich rnir
von Ihnen als Dant sür die gebrach
ten Ooser erbitte·«
Clelia schwieg hocharrfathmend Sie
hatte in großer Erregung gesprochen,
und mit einem gewissen Pathos, das
nicht ohne Wirkung aus Nocera blieb.
Der Advotat glaubte in der That ih
ren Worten; er hielt dies Weib sitr
dämonisch aenug, so glühende Rachege
siihle zu hegen: war er sich doch längst
tlar darüber, daß ihr auffallendes Jn
teresse sür den Verschollenen dem ver
borgensten Winkel ihres herzens ent
sstarnmtr. ,
Trotzdem dachte er nicht im entsun
tesien daran, ihren Wunsch zue erfül
len, weil er ei unter allen Umständen
vermeiden wollte, daß sein Opfer vor
der ihm drohenden Jesahr gewornt
würde und die Möglichkeit einer ol
chen Warnung lag bei dein heißbl ti
gen und unberechenbaren Naturell
Cleliad immerhin vor. Wenn daher
seht zustinmiend den-e Log
neigte, so geschah dies selbstverstii
lich nur aus kluger Ueberlegung, denn
bis sur Stunde war die vor ihm
Sitende immer noch seine getreue
sundeigenossin, die er respektiren
muste.
»Ich füge mich jeder Ihrer Be
stimmungen, gnädine Fran«, erwi
derte er. »und werde pünktlich aus
fiihtem was Sie mir ansgetnnen
haben. Darf ich bei dieser Gelegen
heil fragen, ob here von Lnrzarvwsti
noch in Neapel ist?«
»Gewiß ist er das. lieber Doktor,
und ins bin überzeugt« data ihn eine
namenlcle Wirth packen würde, wenn
er eriiibre, daß Sie endlich die Spu
ren desjenigen gefunden nnd-en, nach
dem er solange schon tucht.«
»Das vermuthe ich auch. Uebris
gens sind mir recht seltsame Gerüchte
ist«-er den großen Apostel der Freiheit
zu Ohren Freiern-nein Es nimmt mick
wunder, daß Laczcrrotvsii tiilsn qenug
ist. sich offen in einer Stadt, in der es
von anarchiitiietgsen Elementen wim
rnelt« zu zeigen.«
Clelia trornmelte mit den Finger
ll spitzen auf der Tisch-leite
.Seirie Iolltiituiheit ifi immer gro
ßer aetoesen als sein MADE sagte sie:
aicti sitt-litt über Sie Komödie sei-ries
Lehenk wird einma! ganz plötzlich
der Verhanq satten.'· Sie strich rnit
der band über die Augen. als wolle
sie ein daselng Bild, das vor ihr
auiaetaucht, verwiscksen Dann sitt-r sie
swaend sartt «Haben Sie denn noch
nicht sdas verwandtschaitliche Verhält
nisi zwischen dem hiesigen Jllburg.
dein Gatten der vielbewunderten
Schönheit der Saiiom und unserem
Verschollenen in Erfahrung bringen
tönnen?«
»Ich habe mir redliche Miit-e gege—
ben. hinter dieses Gebeimnisz, dessen
Lösuna bei dein gegenwärtigen Stan
de der Angelegenheit mir übrigens
nicht allzu wichtig erscheint, za toini
men. allein Elisz Lupv ist teine son
derlid geschickte ttlgentim Nach meiner
ersten Unterreduna mit ihr war sie
Feuer und Flamme. seitdem iit ein
eigenartiger Geist iiber das Mädchen
aetornrnenx ilir ganzes Wesen hat et
was Mars. Unsicheres sind Ge
drücktes angenommen« io daß ich sitrchs
ten würde, sie hegte Mißtrauen ae«eii
mich, wäre- ich nicht mit äußercszter
Divlaniatie voraeaangen.«
«Gröszere Dir-samtnen als Sie, find
schon getäuscht worden. mein bester
Nocera. Sagen Sie mir übrigens:
weist Misz Lupo bereits, wie weit
Ihre Nachforschunaen gediehen sind?«
»Sie. gnädiae Frau, sind die er
ste. der ich von meinen Erfolgen
Nachricht aeaeben hat-e. Osisen ge
standen schwante ich auch noch. Ob
ich die kleine Ameritanerin in ineine
Pläne einweihen soll; ich halte das
siir unnötliig. Wir dürsen nie ver
aessen. daß sie sich im Hause eines
Jllbura aushält: ein einziaes Wort
an unrechter Stelle, dann sind män
Ikcherweise all meine Müden vergeß
lichl Respekt vor dein weiblichen Her
zen. aber auch vor —- der weiblichen
Zunge! Verzeihung, aniidige Frau:
ich sanae an, unastig zu werden, da
ist es wirtlich besser, ich gehe. Also
noch einmal: Sie erhalten unter allen
Umständen telegraphisch und brieslirli
Rats-sieht über das Resultat meiner
Reise.«
»Jet- hosse bestimmt daraus, Sig
nor .Nocera. Viel Gliick aus den
a.« . -
Sie iieß sich herab. dein zweit-i
basten Gesellen ihre band zu reichen,
aber sie zuckte doch leise zusammen, als
die seltsam talte und blutleere Rechte
des Advotaten ihre schmalen Finger
tumspanntr. —
15.Kapitei.
Klopite das nicht?
Basil richtete iich im Bett aus und
strich das Haar aus der Stirn. Er
fah bleich aus und duntle Schatten
Umgean seine Augen« Er lauschte.
Es pochte abermals an der Thüre
des Zimmer-L hastig fuhr Basil in
die Kleider und ließ sich vor dem
Tojiettentiich nieder, um sein Haar
zu ordnen.
«herein!« tiefer laut.
Der Obertellnee trat in das Ge
mach. Der Mann mit dem auftu
sirten und impertinenten Gesicht ver
beugie sich nicht einmal vor Laza
rotvsti. obwohl fein Rücken ionit ge
ichrneidia genug war.
Guten Morgen mein Herr«, Ha te
er turz und trat bis auf wen e
Schritte an Basis heran. Dann grif
er in die Bruittaiche seines Fractes,
holte ein Papier hervor, entfaltete es
und streckte es dein Polen entgegen.
Larzarowsti lächelte, den Nov-i nur
halb zur Seite neigend. "
»Die Rechnung, nicht wahr?« tagte
er leichtbim »Das ist das vierte oder
iiinite Mal, daß Sie mir dieselbe
präsentireth ohne daß ich sie ver!an t
habe. Ein niertwiirviges Haus, JFr
» betet Ich tagte Sehnen erst vorgesterm
daß ich Geld erwarte; es ist noch nicht
H
eingetroffen, also geduiHigen Sie sich
gekälliaft.«
Der Kellner zuckte mit den Schul
tern.
»Bei-arm ergebenst, bemerken zu
müssen; daß ich auf Befebi meines
Chefs auf Zahinng dringen soll«, ent
gegnete er. «
»Was sind das für ilegelhafte Mit
nieren. Herri« rief der Pole zornig.
»Was denten Sie sich denn eigenttichi
Wofür hatten Sie mich —- hei«
Der fchwaribefraette Ganymed zuck
te mit keiner Wimper, die Drohun
Laeiarowiis imponirte ihm sichili
wenig.
»Ich bin nicht berechtigt, auf Ihre
Frage Antwort zu geben. mein here-",
erwiderte er gelassen, »ich hindele irn
Anftraae meines Speis-«
Nun. so sagen Sie Jihrem Chef
dns ich mai-ten werde. wenn
Geld —-- nein. wenn ich Luft habet«
.Mein Herr Chef scheint eine ähn
liche Entgegnung erwartet Fu haben,
denn er bat mich iiir dieien Fall be
iuat, Ihnen mitzutdeitem daß Ihnen
nur noch bit morgen früh Frist gege
ben werden tann.«
Laczarowdti sprang auf. Sein Ge
iietzt war blutroth, er zitterte vor
Wirth
ilnverfaxiimter GefelleC lehrte er,
»lein Wort weiter ——- hinausl«
Der Kellner hob feinen flon und
schaute Basil aeringichöhia und ver
ächtlich non oben herab an.
aber verlor der Gedemiitbiate den letz
ten Rest von Selbftbeherrichung. Set
ne kräftige Faust erariff den Rocklrai
gen des Kellners dann stieß er die
Tbiire auf und mit einem einzigen
Satze flog der sich vergeblich Sträu
iende auer über den Korrivor.
Basil hörte draußen lautes Jam
mern. Stimmenliirm und hefti e
Worte. Er ftampfte mit »ein Fu e
auf; sein Zorn war im Nu verflo
aen unb er iiraerte sich ietzt wieder
einmal über sich selbst daß er sich
zu einer Unbesonnenheit hatte hin
eeiflen lassen. Die tbörichte Heiß
bliitiqteit hatte das Peinlickxe seiner
Situation erheblich verschlimmert·
Er beendete langsam feine Tot
lette. aber noch bevor er die letzte
Hand an dieselbe aeleat. tlopfte es
abermals und der Eigenthümer des
Hatels trat in Begleitung eines Po
lizeibeamten ein.
Mit höflicher Verneiguna näherte
sich der letztere Basil, der ruhig vor
dem Spiegel stehen geblieben war
und feine Krawatte lniivfte.
»Vorhin mein Herr«, sagte der
Polizist« »wenn wir Sie ftören Sie
haben sich an einem Kellner des
Hauses thätlich vergriffen« und ihn so
aewaltfam aus dem Zimmer gestoßen,
daß er zu Fall gekommen ist und sich
den rechten Arm gebrochen hat. Ich
bin in der unangenehmen Lage, «
bitten zu müssen. mich auf die haupt
wache zu bealeiten.«
Basil ver-färbte sich- »Ein welchem
Zweck?« fragte er.
«Behufs Aufnahme eines Prolog
i tolls.
E anzarowsti steckte fein Poetefeuille
in die Vrufttafche, ließ heimlich ein
kleines Terzeer in das Beinlleid glei
ten, toa feinen Paletot an und griff
nach dem Gute.
»Ich stehe zu Ihrer Verfügung«
Sie gestatten wohl, daß ich einen
Wagen holen lasse, damit mir das
unanaeiielime Schauspiel des gaffen
den Volleg erspart bleibt.«
»Seht gern, mein hat«
tFortfetzung folgt)
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Die Mitglieder der Schwarzen
Haut-, die sich europiiifchen Kabelrnels
Tdungen zufolge nach den Ver. Staaten
«eingefchifft haben, werden hoffentlich
kurzer Hand wieder nach ihrem hei
matsland fpediert werden·
Wenn der Tyrann von Nitaragua
nur halb fo feft auf feinem Throne
sitzt, wie der Dampfer Prairie im
Schlamm des Delaware, dann wird es
mit feiner Entfernung gute Weile
haben.
Fremder: Jch bin doch hier richtig
im Weißen Schwani Die Wirtin Zum
goldenen Hirsch: Obo, Sie wollen uns
wohl verhöhnen, weil meine Tochter
einen etwas langen Hals hatt —
Fremdeu Aber ich bitte Sie —- der ift
doch nicht weißt
Iemperen lerinnen von California
erheben Einspruch ge en die Ansstel
lun von Weinen au der Statt M
in arramento. hoffen die guten
men wirtlich, daß der Staat Caltforo
nia ihnen zuliebe feine befte und ein
triåegischfte Jnduftrte vernichten Ufe
wir
» Sei-sinds
X-«:—,«-,··:s-.W
Gast: »Herr Wirth. in dem Bier ist ia eine Fliege!«
»Wirth: »Die detffs Roß kaus nebma!«