Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 07, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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    WMUM L tm
Der verschollcne Sohn
Roman von
M. Betzhold
m-W"---— ——---- -
III
Wcsasssssssssssosss
(26. FortfenungJ
.Jst es denn nicht möglich, daß ich
einige Worte mit ihm sprechen kannt«
fragte er.
»Es wäre ia doch nutzlos!«
· .Das könnt Ihr nicht behaupten«
Euer Mann wird vielleicht gerne das
Geschäft übernehmen, und eine nicht
unbedeutende Nebeneinnahme tann
Euch doch nur erwünscht fein. Ich
muß für den Posten einen Mann ha
ben. dem ich volles Vertrauen schenken
dann, er hat Gräber für mich in Em
pfanq zu nehmen und wieder auszu
zahlen, nnd die Stimmen sind mitten
ter sehr sbedeutend.«
Jn den stecke-reden Augen der alten
Frau leuchtete es jäh auf, Hagen bat
te die richtige Saite angeschlagen die
Habsucht war geweckt.
«Warten Sie einen Augenblick, ich
werde sehen, wie mein Mann sich be
findet«, fsaate see, indem sie auf eine
Thüre zufchritt, »wenn man etwas
vertdienen kann, nimmt mai-IS gerne
mt .«
Die Berathung im Nebenzimmer
dauerte ziemlich lange, endlich wurde
die Thüre wieder geöffnet und die
Frau winkte ihm, näher zu treten.
Das Zimmer, in dem der Beamte
sich nun befand, enthielt nur ein Bett
nnd einiae alte Stühle, ein zerbroche
ner Spiegel und ein paar werth- nnd
gefchmacktofe Litboqraphien zierten die
fchmußiaen Wände.
heß lag wirklich bis an den Hals
Zugedeckt im Bett, auf einem Stuhle
stand eine Waichfchiissel mit Wasser
und das letztere zeigte eine rathe
Färbung.
Hagen brachte nach einigen Worten
der Theilnahme die Rede auf feinen
Holzhandel. et wiederholte dem Poli
zeidiener Alles, was er schon der Frau
Edesselben gesagt hatte, und Ließ schien
nicht abgeneigt zu sein, den Posten an
zunehmen.
·
Die Frau war natürlich zuaegen
sie wollte, wie sie tehauptete, dariiber
wachen, daß ibr Mann sich nicht auf
rege, Und schon drang sie daraus, daß
die Unterredung abgebrochen werde
da sie selbst ja nun alles Uebrige mit
dem Holzbändler verabreden könne,
als der Doktor Bitter eintrat.
hagen athmete aus, es hatte in sei-«
net Absicht gelegen, bei dem Besuch
des Arztes anwesend zu sein jetzt
Ionnte er mit eigenen Augen die Ent
wickelung der Dinge beobachten.
Als Doktor Bitter in die Wohnung
sdes kranken Polizeidienerä eintrat,
ersah Hagen sofort aus einem Blicke,
sden jener ihm zuwarf, daß er sowohl
Tiber den Verdacht als auch ijber die
wirkliche Stellung des angeblichen
«holzt,ändlers unterrichtet sei.
Die Frau Heß stand mit matt-sprü
hend-en Augen vor dem Doktor, den sie
giiihend haßte.
»Was wollen Sie hier?« fragte sie.
»Der herr Bürgermeister schickt
wich«, erwiderte er ruhig« »die Ge
sundheit eines Polizeidieners ist zu
werthvoll, als daß sie der Kurmetbode
einer Pfuscherin anvertraut werden
dürfte.««
»Ich will teinen Arzt!« rief Heiz.
»Auf-ig, ruhig«, saate der Doktor,
sder das Weib bei Seite geschoben hat
te und ietzt vor dem Krankenlager
stand, »wenn Jsbr Euch trank meldet,
deß, miißi Jer Euch eine ärztliche
Untersuchung gefallen lassen. Also,
wo fehlt’s?«
Hesz mochte einsehen, das-, weiteres
Protestiren ihm eher schaden als
nutzen konnte. er ergab sich in das
Unabänderliche, während seine Frau
mit beträchtlichem Achseizucten dem
perhaßten Doktor den Rücken wandte.
»Erkaltung« erwiderte er mürrisch
«U«;tsereiner lann auch einmal kranks
werden —«
»W- ß«, uiekte der Doktor und in1
Dem Tone; den er dabei anschlag, lag
eine schneidende Ironie, »eS sind schon
Nachtwächter am hellen Tage gestor
Ieu, das Alles laan vorkommen Aker
W glaube, Jbr habt Wundfieber, alle
f mpiome sprechen dasiirx wo seid
tarrlestim
.Uat sind das nun wieder sur
JWrdige Redensarten!« sagte die
Hure mit scharfer Betonunge« Lille ob
M ein Verwundeter Fie r halten«
Mk MEDIUM - «
»Nun, wie Ists-s- traqte Der Youoz
ohne die Grobheit zu beachten »Glaubt
Abs-, ich sehe das Blut in der Wasch
Ichüssel nicht?«
Das Weib lachte höcsnifch, in dem
fett-leistenden Gesicht ihres Manne-:
Ipiegelte sich namentofe Angst.
»Blut?" erwiderte sie. »Wie schlau
die betten sind! Nun ja, es ist Blut,
sich felbst hat-: Nasenbtktten gehabt —«
»Lüg’ Du und der Teufel!« tief der
Doktor indem er mit einem energi
schen Ruck die Bettdecke fortzog und
auf ten verbundenen Arm des Ver
mindeien zeigte. »Da haben wir ja
sie Descheetung?«
hegen war rasch zwischen die Thüre
Und des vor Besiützung sprachlofe
seid Wen. .
« Die Ehebute sind ms Namen des
Ists-O verha tet«, sagte er, indem er
« Mik- Eåm ZUFZZUTTW
, r
g- ck diese Zum-Ränk- aus«
« M ne 1 un ce
UHZR feine sen nd dä. wie
t
das Weib Loth’ö, als es zur Salz
iäule ward.
»Was soll das?« fragte er aufbewa
sen:. »Ich verlange, daß der Herr
Bürgermeister hieher kommt, der kennt
mich und tout-? bezeugen. daß ich
nichts Böses verbrochen hobe.'·
«Wollen Sie die Güte haben, den
Herrn Bittgerrreistet zu rufen?«'
wandte Hagen sich zu dem Doktor.
»Der Herr Kreiseithter muß ebenfalls
benachrichtiat werden«
..W:r?e Alles beforgen«, rief der
Doktor hinauseilend
»Und wer sind Sie denn, daß Sie
sitt-.- das Alles herausnehmen dürfen?"
fuhr das Weib auf.
»Krimin-al-Beamter«, er iderte Ha
gen ruhig. »Ihr habt drob nicht do
ran gedacht, daß Eure Verbrechen ein
mal »in den Tag kommen könnten?«
»Und wes sollen wir verbrochen ha
ben?" fragte Deß höhnisch. «
»Ihr werdet nachher das gknze
Sündenregiiter erfahren. Es hat
Euch in der vorigen Nacht wol-l Miihe
cetostet mit dem zerschosfenen Arm
über des Gitter in Clemensruh hin
über tu kommen?«
»Den Clemensruh?« spottete Heft.
»Hast Du’s gehört. Frau? Jch hab«
gestern Abend einen verdächtigen
Strolch verbastsen wollen, ich besiegen-«
te ihm auf der Chaussee vor derStadt:
wie ich den Kett aussordere, mir teine
Papiere zu zeigen, holt er eine Pistole
heraus, fchießt mich in' den Arm und
täuft davon-«
»So, fo«, sagte Hagen ietzt auch in
spöttisch-ein Tone. »Wenn das wahr
ist, hätten Sie doch nicht nöthig ge
habt, die Wunde zu verheimlichen.
Bleibt liegen, Heiz, es sollte mir leid
thun, wenn ich einem Verwundeten die
Handschellen anlegen müßte. Und Ihr,
Frau, setzt Euch auf jenen Stuhl« bis
die beeren tomrnen, Euer Recht soll
Euch werden« darauf dürst sehr Euch
verlassen.«
Die Beiden wechselten einen ver
stohlenen Blick mit einander, in ihm
spiegelte sich deutlich die Zuversicht,
) daß man keinen Beweis ges-sen sie fin
I den werde.
! Der Doktor lehrte jetzt in Begier
tun der- Biirgermeists er- zurück und
i der gLetztere erklärte dein Beamten mit
! leiser Stimme, er habe den im Städt
! cheu siationirten Gendartn in s Rath
haus beordert.
i Gleich daraus erschien auch derksiiccrv
ter mit seinem Altuar, und jetzt he
iichuldigte Hagen den Polizeidiener
Heß, in der vorigen Nacht einen Ein
sruch in Clemensruh versucht zu ha
Ten.
Hesz berichtete daraus seine angeb
liche quegnung mit dem Strolch, der
nach seiner Ausage den Schuß auf ihn
abgeieuert haben sollte, und seine
Frau bestätigte diese Erklärung
»Na, wir werden uns davon ja
überzeugen tönnen«, sagte der Doktor,
während er die Decke zuriickseislug nnd
den Verband abnahm, »die Wunde
wird rnit Sicherheit erkennen lassen,
oh die Kugel aus der Höh-: aelornmen
ist oder —- Teuiel, wie sieht die Wun
de aus! Das ist der Segen dieser
Kräuterquacksalhereil Wenn Euer
Mann den Arm verliert, Frau Hieß.
dann hakt Jhr das aus dem Gewis
sen! Uebrigens ist die Geschichte ganz
unzweifelhaft«, fuhr er nach kurzer
Untersuchung fort, »die Kugel ift von
oben eingedrungen und hat den Kna
chen zerschmettert Da helfen teine
Lügen met-r, Hieß, die Beweiie stehen
bomkensest!"
»Und ich rathe Euch in Eure-n eige
nen Interesse, die Wahrheit zu geste
hen«, nahm der Richter das Wart,
»der Verdacht, daß Ihr an den Ein
hriichen hetheiligt seid, hat längst aus
Euch geruht, fest ist er zur Gewißheit
gewordenk
»Und wer hat diesen Verdacht aus
mich aeworseni« erwiderte Hesi trotzig
»Ein Mann, der sich Kriminalheamter
nennt und —«
«Schweigt!« unterbrach der Bürger
meister ihn, »Ihr habt seht nur noch
die Fraaen zu beantworten, die an
Euch gerichtet werden. Ich hahe an
Eure Schuld nicht glauben wolle-,
weil ich Euch siir einen braven, ehrli
chen Mann hielt aber die Wunde hat
mich überzeugt« und ich bereue fest.
daß ich nicht sriiher schon die Unter
suchung eiiileitete. « -
»Und ich fraae noch einmal, wollt
Ihr gestehen?« sagte der Richter.
»Ich wüßte nicht. was ich gestehen
sollte«, spaltete Heß. »Es würde hier
anders aussehen, wenn ich all« das
Gold und Silber gestohlen hätte, was
meinst Du davon, Frau?«
»Es ist zu lächerlich!« erwiderte das
Weib achlelzuclend, aber so sehr sie sich
auch bezwang, die innere Angst, die
Haus ihren siechend-en Blicken leuchtete,
lonnte sie nicht ganz verbergen.
»Es wird Euch weniger lächerlich
erscheinen, wenn ich Euch die Zeugen
gegenübersirlle!« sagte Hagen. »Wir
wissen jetzt auch, wer ten Förfter
Brinkmann erschaffen hat«-«
Deß blickte betroffen auf, er war auf
diese furchtbare Anklage nicht vorbe
eitet, aber trosdern gelang ej ihm,
feinedgasung zu behaupten. (
ran Brinlmann will das
ra· sei « m .
Ko wfgkztaraännscharn weiß
es besser«, erwiderte der Beamte nett
gehobener Stimmr. ,
.Der!« ries Deß aussahrend »Wenn
Sie sich ans die Aussagen dieses W
nes stühen wollen, dann find Sie mit
Ihrer Anklage von vorne herein ver
loren. Hat er Ihnen nicht vorgelogen,
ich sei der Thäter?«
»Er hat Euch in jener Nacht ge
sehen!"
«Leuane ich das? Ich war in Cle
mensruh als der Schuß stet, ich muß
te hin, um zu erforschen, wer geschassen
hatte, und nun will der Fährmann he
canptem ich selbst habe diesen Schuß
ans den Förster adgeseuert?"
»Er behauptet noch mehr als dast«
«Hol’ ihn der Teufel, der Kett iit
ein hoshaster Lump, der mich stets mit
seinem Haß versolqt hat. trotzdem mei
ne Fran ihm Wohlthaten erzeigte.
Weshalb hat er nicht gleich am ande
ren Tage mich angetlagt?'«
»Die Untersuchung wird das Wei
tere ergrben«, nahm der Richter das
Wort. »Es muß ausfallen, Hesz, dass
nur in solchen Laäusern eingebrochen
worden ist, in denen Eure Frau Zu:
tritt hatte. Der erste Einhruch in
Clemensruh geschah durch ein offenes
Fenster, Eure Frau hatt-: kurz vorher
angeordnet, daß dieses Fenster Tag.
unk- Nacbt offen hteihen müsse, damit
die angeblich feuchten Wände trocknenj
könnten. Die Frau Majorin v. Bach.
wurde keitohien, nachdem Eure Frau
am Abend eurer atten Bewohnern dec
Lsauses einen Schlaitrnni gegeben
und gleichzeitig Maßregeln getroffen
» harte, damit der Dieb unbemerkt sich
; in das Hans schleichen tonnte« und der
Einbruch in der Villsa Niedel fand in
einer Nacht statt, in der Eure Frau in
dieser Van übernachtete.«
»Diese Antlaaen sind gez-en Dich
gerichtet Frau«, iaate Heis. Jetzt ver:
theidiae Dich-! Ich hab« Dir ja immer
pesaat Deine Aufopferung würde Dir
nur Undan! einbringen, nun hast Du
den Beweis-P
»Und weshalb soll ich micls vertkeis
diaen?" fragte das Weib in verächt
lichem Tone. »Man soll mir vorher
die Wahrheit der Antlaaze beweisen«
»Diese Beweise werden bei der
Hauosncksnna wohl aeiunken werden«,
sagte der Beamte in zuversichtlichem
Tone. »Die Frau wird uns tegleiten
den Vszrwnndeten tann inzwifchen der
Gendarrn bewachen."
Der Lestere wartete tmon im Main
kauie ans weitere Befehle, er wurde
Jeruiem der Bürgermeister machte ihr-.
iiir den Gefangen-In verantwortlic
und die Herren beaannen nun rnit der
anchinchuna derjenigen Räume, wel
cke die Ehelcure beß bewohnten
Dies war rascks nein-eben mansjnd
leine Spur von ten getan-isten Gegen
ständen, und das bosliaste, triumphi
rende Lächeln, welches die swinnlen
Lippen der Frau umzndte ließ den
Beamten deutlich erkennen, daß sie ihn
schon überlistet zu haben glaubte·
»C'«:ben trir in den Keller«, sagte er
nit einein scharfen, sorschenden Blick
auf das eckige Gesicht der alten Frau.
»daß wir in diesen Räumen nichts fin
ren würden. bade ich voraus newnß2.«'
»Sie werden auch dort nichts tin:
den«, errriderte Frau Hefe höhnisch.
tröstend sie die dunkle Irepre hinun
terstieg: »die Herren macken sich ker
gelslirlxe Miit-TO urn ehrliche Leute in
Schmach nnd Schanre in bringen« ich
greng Ihnen nicht reraessen."
»Spart Eure Drohungen!" sagte
der Richter barsch.
Die Frau war vor einen: lleinen
Gewölbe stehen aebliseken
Hier ist nnser Fiscller«, versetzte sie.
»Ich werde mir zuvor die anderen
Röunie ansehen«. erwiderte der Beam
te. ,.Wo iit der Raum, in dein die
Kohlen anikewalsrt werden?"
Es war zu dunkel, um die Gess tg
züge der Frau beobachten in können,
aber der heitere Ton ihrer Stisnrne
tlanq verdächtig. als- sie erwiderte· der
Kohlenoorrath iei augenblicklich sehr
klein.
»Führt mich bin, das Uebrige wird
sich sinden«, sagte Hagen barsch, nnd
einige Minuten später stand er in ei
nein halbduntlen Gewislbe vor einem
tleinen Koblenliausem der einen den
vierten Theil des Ren-net stillte, wäh
rend ein zweites Viertel zur Ausbe
Erahrung des hoch nuigeschichteten
Brennholzes diente.
Ra, hier werden Sie doch das Sil
kerqseichirr nicht suchen wollen 2« fragte
der Richter leise.
»Ich beabsichtige das allerdings« ,
entgegnete Hagen ruhig.
Aber ich bitte Sie. «die große Men
ge des Gestolslenen —«
· »Kann hier ein hinreichend geräu
miges Versteck gesunden habe-ich sagte
den Beamte indem er eine Schau-ei
ergriff und die Kohlen von der bis
herigen Stelle sortschqsstr. Die Leute
konnten ia hier thun und liessen, was
sie wollten ohne eine Störung be
fürchten zu müssen. nnd so lange sie
irn Rathhause wohnen, wird Rie
mnnd daran gedacht haben, hier eine
Revision zu halten-«
s—
Ein dummer Lon vetenrte oen vie- F
ernten der unverdrossen weiter arbei
tete, daß feine Vermuthuncsen begrün
det waren.
»Sorgen Sie, daß uns das Weib
nicht entwifcht!« rief er den Herren zu,
die mit sehr getheilten Erwartungen
hinter ihm standen, »wir Herden so
gleich die Beweise haben. «
Ein Fluch entfuhr den Lippen der
Frau, die Zuversi-,cht mit der Hagen
diese Behauptung ausgesprochen bat
te, mußte sie ja erkennen lassen, daß
die Katastrophe nahe war, es konnte
für sie fett keinem Zweifel mehr un
terliegen, daß der Beamte bereits eine
Entdeckung gemacht hatte.
Ach wußte ei isa«, fuhr sagen nach
einer lurzen Paule fort, wähnend der
schwarze Kohlensinub ihn immer dich
ter umhüllte «hier ift eine Fallthiir.
hören Sie, meine herren. das Werk
zeug stößt auf hols, und unter veni
holz befindet lich ein hohler Raum —
.halt val« rief der Dotier, nnd
mit einem ralchen Griff hielt er den
Arm der alten Frau umklammern die
eben Miene gemacht hatte, die Flucht
zu ergreifen, «Jl;r enttommt irns ietzt
nickt nicht«
,.Z’lch wollte nur Arbeiter holen, die
dein Herrn helfen follten«, sagte das
Weil-. nach Athem ringend-.
»Und auf dem Wege nziiret Ihr ar
blieben«, spottete der Dettton niiserr
Altersr. wollen Sie nicht eben bin-auf
sprincen und einige Arbeiter rufen?«
Deinen feste feine Arbeit fort« er
erhielt nach einiaen Minuten Unter
ltiitzunm und als die leyten Kohlen
trenneräumt waren. zeigte sich eine ge
iebiett in den Boden einqelallene Falls
thiire. die man Zier-· io lanne iibers
baupt lein Verdackt qegen Deß vorlag.
schwerlich pkluctt baden würde.
Durch diese Falltbiire svrnna FU
nen in einen ziemlich weiten nnd ikelir
sorgfältig aestiistezi Raum hinunter-,
das Erste aber. weis er dem vestiirrten
Bürgermeister aus der inntlen Oeffss
nuna herantreicktc war ein Paar eisiz
lerne Handlchellen l
»Das Weib muß qekesselt werden«,
iaate er, »Die Beweise sind sie-fanden.
Hat-en Sie keinen zweiten Gent-neinJ
disvonikel?« «
«Leider nein.«
»Dann lassen Sie den Berwundeten
durch einen Gerichtsdiener oder eine
andere inverliiilicie Person bewachen
uisd über-seien Sie dem Elend-arm
das Weik.«
Der Bürgermeister liigte lich ohne
Widerrede den Ansrdnungen die der
Beamte trat. und Hasen reichte ietzt
die Schätze heraus-. die das Versteck
barg.
Nicht nur das oesatnntte entwendete
Silberaeschirr. auch eine Mienfe ande
rer Gearnstiinde ttknen zum Vorschein
Ein in Wachs-nich aelxiilltes Packet
Banknoten. ein Beutel, der mit Gold
stücken, und zwei andere, die ntit Sil
bermünzen gefüllt waren, aante Stücke
Leinwand und Kleider-nagte fertige
Leibwiische und seidene Tücher und
zuletzt eine schwere, mit goldenen nnd
stlleerrirn Schnittasachen gefüllte Kiste,
deren Inhalt offenbar aus der vor
vielen th n erfolgten Berattbung
des Goldschtnieds herrührtr.
»Ich kaise. · Sie krskroen nun nicht
länger bezweifeln, das; die tFlteleute
Deß sich aller jener Etnbriicke schtildia
aemacht daren". sath der Beamte, als
er das Versteck aeleert hatte »Und
was die Ermordung des Försters
Brinkknann betrifft, so habe ich Hier
dieses alterthümliche Pistol gefunden,
aus- de«n wahrscheinlich der Mord
schuß aboefeuert worden ist. Man
must die Alten aus iener Isteit noch
einmal nachieoem vielleicht geben sie
iiber das ti.rliber der Markt-Tasse ge
naue Auskunft Und nun kommen
Zie. tvir wollen selten. ob der Heß
tniirte wird, trienn mir ihm die Be
weise seiner Schuld vorleaen.«
Hesz mußte wohl die seste lieber
zeuauna beaen, daß via-J Versteck nicht
entdeckt werden tönne. er empiina die
turiickteltrenden Herren mit spötti
schetn Liickskln Aber dieses Lächeln
wich dem Ausdruck des Entsetzen-L als
Haaen ji«-m die Wafe ocr die Augen
hielt. .
»Damit habt Alte den Förster er
schoisen«. szqte oer Beamte.
Deß blickte ihn stier an, er wußte
fest. dass« seine Schätze entdeckt waren.
»Wir ist meine Frau?« statt-: er.
»Im Gefättanisr". antwortete der
Nichter. »Wal« Jltr ietzt ein Geständ
nist ableaen?«'
Heft sckiittelte trotzin das Haupt
und schiviea aus alle Francm das
Protokoll knußte endlich Teichlossen
werden« da das meer und nieste tuned-,
mende Wundiieksxr die Fortsetzung des
Ver-hört- nicht aestattete.
hatten und der Doktor Bitter ver
ließen aenteinickastltch das Ratt-haus,
und ietzt tlteilte der Doktor seinem Be
ttleiter Alles das mit, was Morie
Felsan ibtn iilJer Bruno Winter und
dessen Bedienungen zu ihrer Familie
berichtet hatte.
Der Beamte tote iiber diese Mit
theilttnaen sehr erfreut.
»Jetzt weiß ich nennst, utn auch ge
aen diesen Burschen einschreiten zu
Wagens saat er, Jobald ich den Deß
zum Gestiin ist aelsracht habe, werde
ich mich jener Sache widmen.«
»Ich alaubg dann werten Sie sich
beeilen mäisenl Die Wunde gestillt
tnir nicht, das alte Weib bat durch
seine elenden Quatkialbeveien von
verriet-rein Alles verdorben, und der«
M kann Gott danken, wenn er weiter
nichts verliert als seinen Arm.«
Ellen-ten Sie siir sein Lebens«
»Wir wolleW abwarten«, sagte der
ttor achseltttclend, dann trennten
ch die Beiden, und eine Stunde spli
ter sprach schon die ganze Stadt von
nithei Inderetn strebe, als von der
Vettsttitung der Ebeleute Hest und den
Entedttunaem die itn Ratt-hause ne
tnacht worden waren. «
253.
Der Doktor Bruno Winter hatte sich
der qetrofferssn Verabreduna gemäß
nach feiner Rückkehr aus Cllraq in
Köln einaefunvem und war biet auch
von der Familie Riebel mit unverän
better-Freundschaft aufgenommen wor
Er als ubte allerdings zu bemerken,
daß Cur enie tältet und zutäckhaliem
der als früsset ge n ihn fei, abn- das
hatte jedenfalls einen Grund Inein
daß sie wußte. welche hoff-Inn en und
Erwartungen et tende, zum-a et sich
f
l
ia auch nur dann über solche Zurück-«
baliunq beklagen konnte wenn er
mit der jungen Dame allein befand.
Daß inan sich In Prag über ihn und
ieine Professur erkundigt hatte, das
Marie Felsinn in seiner Nähe weilte
und man ieden Tag die Rückkehr
Ednards v.Steinth.-1 erwarten durfte
das Alles blieb ihm ein Geheimnis »
ielbfi die Eltern Euneniens wußten
davon nichts. · . .
Euaenie torkelwndikte seht einig
mit Cliriede, die Beiden schmiedeten
liliine, die nicht vor-zeitig verrathen
werden durften, wenn man nicht den
Doitor veranlassen wollte. die Flucht
zu ergreifen.
Und darin weiten Beide einig daß
Brnno Winter »dem strafenden Arm
der Getechtiqleit "t-.-rlieiert werden
mußte. es lzaen ja niigende Schitldg
beweise neaen ihn vor.
Abs die Pläne der beiden jungen
Damen waren io tomplieirL daß En
aenie schließlich es doch iiie nötdiq et
nchiete ihren Baker in dieselben einzu
reiben nnd dies umsomehr-. als aera:;
dein ihrem Haufe die Katastropke vor ;
bereitet werden sollte. !
Papa Riedel kam in der Regel kurz
vor Mittag aus der Fabrik rnriick. um
in feinem Kabinet bei einein Glase
Bier die Zeiten-lesen zu lesen. io M
ichalt es auch deute. und eben wollte
Ewenie ihm folan. als der Doktor
Winter angemeldet wurde.
Sie wollte mit ilnn heute nicht zus
ianimen lotnmen. die Aufl-errung. in
der sie sich befand, konnte sie wörtlicher-:
tveile zu einer Aeufzeruna verleiten. dte
in seiner Seele Arawolin weckte, des
lalb verliesi sie das Wohnzimmer. uns
sich in ilsr eigenes tunliches Stäbchen
zurückzuziehen
Der Dotter blieb. bis die Supve
aufgetragen wurde. dann erst unpan
er sich, und bei Tisch tvufzte Riedel
nicht aenna von der Liebensiviirdiateit
des interessanten Mannes zu erzählen
« Guaenie betlieiliate sich an der Un
terhaltuna nicht« sie entschuldigte ihre
Einsilbiateit mit Kopfweh aber der
wechselnde Ausdruck ihres Gesichte-Z
ließ doch erlennen. daß sie dem Ge
ivräck mit lebhaftem Interesse folgte.
Als die Tafel aufgehoben tr-.1r, aina
Riedel wieder in fein Ranchlalsinet
und sobald auch die Mutter sich zur
aewohnten Sieita ziiriickgezogen hatte,
solate Enge-nie dem Vater. ver bei is
rem Eintritt betroffen aufichsrtite.
lffortieyung folgt-)
Feuersnoth und Feuersschutz
Mit berechtigtem Stolz gedenkt
ver moderne Großstadtbewokzner beut
vergangener Zeiten. Seine Sirt-kr
lIeit auch Degen das verheerende Ele
rnerrt ter- Feueri wird durch eine
Reihe bauvolizeilicher Bestimmungen
und durch gute Beruf-·- - Feuer
wehren gewahrt· Das Bifd einer
Feuersbrunst, wie es uns Schiller noch
ir- der Glocke malt, erscheint heut prak
tisch unmöglich Ganz fremd ist dem
richtigen Großsladtbewohner der Zu-:
stand der alten Römer, von denen Ze
reta l·:richtet: »Ein1k,eil unirerffrucht
sind unsere Häuser," und es wird une
überliefert, wie die Einwohner bei dem
geringsten Knistern aus lauter Angst
und Verzweiflung iiber ein etwa aus
brechendes Feuer sit- stiichteten.
Solche Furcht könnte unbegreiflich
erscheinen, rrenn man sich erinnert, dass
das alte Rom der Kaiserzeit bereits
ein ziemlich gut ausgebildeteg Feuer
löschwesen besaß. Wenn trotzdem je
der Brand beinahe ein Häuserviertel
mer-erlegte wenn unter Nero die ganze
Stadt niederbrennen konnte, so ist dies
aus den absoluten Mangel feuervolii
Zeiticher Vorschriften zurückzuführen
Obwohl dac- alte Rom dicMiethetasee
ne in der alterichlirnxnsten Form kann
te und sechs-. siebenstöeiiae Bauten, in
denen jeder Winkel vermiethet mar, die
Regel bildeten. so wurde doch in lie
derlichster Weise vornehmlich aus holz
gebaut und auch mit Holz aedeat. Aber
auch während des ganzen Mittelaltees
hindurch und bis spät in die Neuzeit
hinein wurde es nicht viel besser. Erst
im fiel-zehnten Jahrhundert werden
Feuerlöschordnungen allgemeiner, und
gleichzeitig beginnt man einigermaßen
massiv und seuersicher zu bauen. An
Stelle der engen gewundenen Gäßchen,
in denen sich die Menge bei jedem
Brande sofort stauen mußte, treten
breite Straßen, die nun auch endlich
eine Pslasterung erhalten und nicht
mehr durch fortgeworfenen Unratb un
gangbar gemacht werden dürfen. Das
Jahr 1690 bringt weiter die bedeuten
de Erfindung van der heydes. Er
zeigte, wie man aus tusamrnengeniihs
ten Segeltuchbahnen Schliiuche herstel
len tiinnr. Sie waren gewiß nicht
schön und im trockenen Zustande sehe
undicht, aber sie bildeten immerhin den
Anfang einer Entwickluna, die bei den
modernen, absolut dichten Gummb
schliiuchen endet. Auch die Bildung
von Berufsseueewehren setzte in Paris
im Jahre 1705, in Hamburg im Jahre
1750 ein. und von der Mitte des neun
zehnten Jahrhunderts an steigt dte
Zahl dieser Wehr-n se r schnell
Gleichzeitig erfahren die Zschmittel
eine getraltige Verstärkung durch die
Erfinduna der fahrbarenDampfsveihe,
und schließlich wird bei deeartigenr
Feuetsebuh auch eine Feuerveesicheeunq
zu verhättnißmiißia niedrigen Prä
miensiisen ganz allgemein. L
Der Fortschritt ist unvertennbat,l
aber von der Vollkommenheit sind wir
noch we«t entfernt. Die Ziffern für
die alljährlich tn den Vet. Staaten
sich ergebenden Brandrekluste find to
losiaL Es bettäsit der durchschnittliche
Ver-Luft- füt die ittngften fünf Jahre
OWW
siiber eine Viertelmilliarde, M Millio
; nen Mars genau. Wert im Betrage
»von 3731000 sind wä rend dieser
lfiins Jahre täglich in Rauch und Feuer
Taufgegangen Rund eine Million
iBrände hat es in den jiingsten sehn
FJahren in unserem Lande gegeben.
x sen Jahre 1908 betragen die durch
Brandan den Ver. Staaten angerich
ttelea Verluste 8215.000. Der Schaden
»durch Waldhrände ist dabei nicht ein
Igeschlossem im Herbst dieses Jahres
zhatte er sich viele Wochen lang täglich
Hauf eine Million belaufen. Die durch
iden Feuerdämon verursachten Ausga
Tben steigern sich aber weit mehr, wenn
Jman dazu rechnet, was seine Bekämp
fung tostet. Da erscheinen noch file
Erhaltung von Feuerwehr HELM
-s-00, fiir Wasser zum Schutz gegen
Feuer allein 829.000,000, siir priva
ten Feuerschuy 818,000.000, Versiche
,rungsprämien über den Betrag der
Verluste durch Feuer 8146,000.000,
zusammen also fiir das Jahr 1908
8457.000.000. Die Verschwendung
durch Feuer in den Ber- Staaten ist
um so viel größer als die der größten
sechs Länder Europas zusammenge
nommen, wie die Kosten der Erhaltung
der aesammten deutschenArmee für ein
ganzes Jahr. Der durchschnittliche
jährliche Verlust durch Feuer in den
sechs wichtigen Ländern Europas he
trug 33 Cents per Kopf der Bevölke
rung. während er in den Ver. Staaten
im Jahre 1908 TJML per Kopf betrug.
Was die Belämpsuna des Brand
iilsels hierzulande betrifft, so stößt
n«an aus die ersten Anfänge des Feuer
löschtrsesens bereits in der alten hol
länderlolonie am hudson Dort hatte
Peter Stunveiant taum mit seinem
einzigen Fuß auf dem Boden von New
Amsterdam Posto aefaszt, als er sur
Ernennung von zwei Feuerlommissäs
ren schritt. Sie hatten die Pflicht, den
etwa 1(:(t0 Einwohnern in die Schorn
ireine zu gucken. Waren sie nicht sau
ber aefegt, so mußte eine Strafe er
lmt werden« Das- tkield diente zur
Anschafsuna vonLöfchaeräthen. Bereits
im Jahre les-U waren 150 Ledereimer
vorhanden, und im Jahre 1737 lonnte
man an die Anfchassuna von zwei
Feueripritzen mit Handpumpen den
ten. Das entrinat uns heutzutage frei
lich ein leichtes Lächeln, wenn man da
ran denkt, wie im modernen New York
und allen anderen amerikanische-i
Etädten die Feuerwehr organisiert ist.
Mit ihren Kommandeuretr Mann
ichaften und vorzüglichen Apparaten
lann sie tu der besten der Welt gerech
net werden.
öteaheutöene und Oel-ör-.
Jn der Dietetic and Hygienic Ga
aette bat Dr. Albert Barnes einen in
teressanten Aufsatz iiler die Wirkung
des Straßentiirms reriissentlicht, in
dem er ausführt, daß die physiologi
sche Wirkuna des Lisrms aus das Ge
bör aenau der Blendung des Auges
durch zu startes Licht entspreche. Die
meisten Menschen aber. die davon be
troisen sind, merken nicht, daß ihr Ge
th aelitten hat. etenso wie man jah
relana an Sebschrriicbe leiden kann,
ohne daraus aufmerksam zu werden.
Wer Z. B. imstande ist, Telephonges
idräktte iu hören, hält in der Neaet
sein Gehör siir durchaus gesund. Ro
buste Personen leiden am wenigsten
unter dem Straßenlärw nervöse,
saktvächliche Menschen und solche, die
an das Leben in der Stadt nicht ge
wöhnt sind, können aber ernsthast ne
ichädiat werden und das um so mehr,
als-sie gewöhnlich garnicht erkennen,
was der Grund ihrer Rousschmerzen
und ihrer Mehörsstörungen ist. Wenn
sie längere Zeit hindurch in der Stadt
bei lsintiiusen beschäftigt sind, tritt ne
ben dem Avvischmerz allgemeines lin
behagen und arosie Reizbarteit ein,
Zymvtome, die zuweilen erst nach Ta
aen verschwinden. Die meisten Men
schen« deren Hörnermögen durch den
Strxrszerlärm aeschiidigt ist, hören auf
einem Ohr besser als aus dem anderen:
deswegen wird das besser hörende Ohr
bevorzugt, und die schädigende Wir
kung des Lärms verstärkt. Mittelbar
wird auch dieStimme durch den Stra
srenliirm geschädigt, denn die Sprache ·
wird durch das Geer tontrollirt.
Ebenso wie man den völlig Tauben zu
weilen an der Sprache erkennt, glaubt
Dr. Barnez Sumptvme an der Stim
me der Menschen bemerken zu können,
deren Gehör unter dem Straßenliirm
gelitten hat. Dr. Barneö schlägt
vor, man solle das Ohr dadurch ent
lasten. dass man die Augen beim hören
zu Hilfe nimmt und wie die Taub
stummen ieWorte von den Lippen des
Sprechen n abkiest. Außer Schonung
empfiehlt er das Anhören von Musik,
die seiner Ansicht nach aus das Gehör
so eririschend wirkt, wie das Sehen in
die Ferne aui das Auge-« noch besser
wirkt Aufenthalt in ganz stiller Um
gebung, z. B. aus dem Lande.
J
,
Den höusigen Unglückssällen bei
den mexiianischen Stiergesechien nach
scheinen diese Volksbelustigungen sasr
so gefährlich zu sein wie das Fuß
ballspiei bei uns
Q O i
Englands neuesies Schlachischisf,
mii dessen Bau dieser Tage begonnen
worden ist, soll Maschinen von 70,·
s)00 Pserdeiräsien bekommen. Sein
Vorgänger hat nur 45,000 Pferde
kräfte. Jnnner größere Schlacht
schisse. Und wozu? Zur Erhaltung
des Weint-jeden So versicherte we
nigstens die englischen Sinon-gönnen