Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 07, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    , Wen-r Schreibebrief von
« Tit-zip stinkme
N
No. life-. Well. Mister Edithor, ich
iloske noch immer da, wie e verlassene
Eragtviddolk wo wie so e dummes
chaslamxn in rie Welt erum louse
dnbn Der Philipp, was mein Hos
d.inr ig, und der Wedesweiler, sin
noch immer sort un :ch sin schade se
den auch e gnte Zeit. Jch kann nie
mand for diebnie wie mich selbst, bi
talis es is meine Eidie gewese, den
Philipp widder gesund zu mache un
for den Riesen lien ich auch den We
der-weiter sein Plän mit Freude be
Rklciih daß er ihn mit fort auf dic
Jagd nemme wollt, sor daß er e we
nig Zerstreuuna hawwe sollt. Jch
dedt ja auch gar nicts sage, wenn der
Miit e klein kernig evvrieschfehte deht,
Zog-J ich alles for ihn gedahn hM Un
m Ficke noch immer for ian dulsn.
liclzept den Brief, wo ich legte Woch
aemenichend ten un wo der Wehes
krseiler aeichriwioe gehabt hat den ich
nur nockk einmal oon die Feger gehört
un scllen Brief hat der Philipp ge
schriwwe Sie wisse doch. was der
Kanne immer mit seine Mönners un
ferne Ettjuteisschen blohe duht, awwer
aus iein Brief ten ich nicks davon
nol.tisse lönnr. Ich will Jisne hier e
Oktpvie von schicke, meddie, daß er
idn dann emal zu Gesicht kriege duht
un sich dann recht schehme wuß. Der
Brief hat gesagt: »Lizzie. du tönntst
mich e aroßes Fehwer duhn. wenn du
nit so das Leide aus michbattere
Zenit for Briese zu ichreitre. Du
weißt gut genug, daß ich nit auf die
Jagd ganae sin, sor Briefe ,:,u schrei
:ve —-—- nosserie ich sin aus die Jagd
sang-, sok Rainer zu Dicht-m Wie
tann sich en Zeller da amisire nn e
gute Zeit bien, was er so arig nöthig
brauche ruht wie ich. wenn er jeden
Taa mit Briese gebattert werd un
iseriälslt kriegt wie die Buwe so nicksi
nutzig wäre un wag se dir io viel
Trunel mache delfte un wie du lohn
fommsiitile dunst un daß ich schreiwe
soll nn all io Stoff. Ivei da duht ia e
Kameel die Pehfckens verliere. Med
bie du weißt nit, das-, die Jäger es als
e schuf-ice Srin von Mißsodrtschen
ansehn, wenn se morgens iriib auf die
Jagd gern nn e alte Wummen dnht
iisren Weg lrasse. Jetzt sag mich
emai, wie kann ich sohrtschenet sei
«:—«nn ich jeden Morgen von e alt-.
ffrau en Brief kriege duhnZ Es is
kein Wnnner. daß mich der Weder-frei
Ier all die Näbbita oor die Nos eioeg
stxiilzte duth un alles was ich bitte,
.--g is e Bahrndoor odder en alte
Hund wo nit schnell genug ausreisse
!.1nn. Ich bitte dich noch emal, lasz
Dis Brief schreikve Wenn ich Geld
tsrauche dulin, dann schreib ich, un
Denn ich en tfckzident lien sollt, dann
schreib ich auch, awwer solang du keine
Nachricht von mich kriege duhst, kannst
du sättieseit sein, daß ich ahlrecht sein.
Dann noch e anneres Ding, ich stehn
ji doch kein Jahr fort un besor lang
sin ich widder heim: ior den Riesen
Lirt ich dich um alles in die Welt:
mach nur kein Eiemvt nit, hiexher zu
tomme: es is aria dednschereß hier un
wenn du von e Bullet aestroeke dedst
:ver’n müßt du dich selbst sor blelfmr.
For dass du awwer doch siehst, daß ich
an dich denke, schick ich dich anbei drei
Riibbits« wo ich heut Morden befor
Brecksest aeschulst un gekillt hen. So,
das is all; ietzt schreib ich dich noch
einmal un das is, wann ich von liier
abreisr. awnser es kann auch sein« daß
ich dran vergesse.«
Miiter Chitin-n wenn ich Jhne sage,
daß ich mich ganz schrecklich immer den
Brief acörnerk den un daß ich so wie
kner aui deikich sage dnhk beu!inq haik
.1n mähd neweie sin, dann könne Se
mich jedes Wort glauwr. Och ich hen
en Zorn qehabi, den kann nier mit
Diesenie Worte gar nii belchreiwe Jch
skn zu die Wedesiveilern gelauie un
xken die den Brief lese mache; le hat ge
was, da könnt ich sehn was die
Menniohls e koiie un roffe anpposis
scken wäre; daß se fiir edle Negunge
- wag se damit gemeint dat, weiß
ich nit, awwer ei werd schon seine
Richtigkeit hen —- daß se iijr edle
lllegunqe aar kein Herz und kein Ge
mieib hätte. Warum die Mel-estim
lern immer so Schabbrehkers juhfe
dahi, insteti lich in plehne deitiche
Lenawiklch zu ekkspresse un auszu
lwekiche. kann ich auch nii sehn. Aw
wer bei den Weg, dai s geiagi, wo
sin denn die Räbbiiik Jh den noch
keine gesehn, den ich ges-gi. das werd
wohl auch lo e Fuhkerei lein. Diej
mal sin ich annver mißkehken ewele,
bikalss e halwe Sinnd spiiker s rnik
die Eckspre e Back- konnne un da sin
drei hole rin qewese un ich kann
,
Ihne lage, Felleisch so groß tote die-l
Oämsmel Ich hen se reiteiveg zu die;
Wiedesweiletn gebracht un die is auch
iutvteitt gewese. Se hat gesagt, so
große Räkobits hätt ie in dies hier
Kontrie noch gar nit gesehn un se Steht
denke, ie deht Haiepfesser Jus die
Räbbits mache, das deht die Mena
xohs for Lonich gleiche. Da kann mer »
ehn,« wie ielfisch die Wedesweikern is, I
mitaus mich zu frage duht se iwmer
die Räbkits dispohse wo mein Philipp
fot mich geichuhtet hatt Ich hen nicks
gesagt, alowet gedenkt hen ich e ganze
Lott. Da start qui einmal die Wehes
weikern zu lache. Lizzie, hat le gesaat,
auck emal was da for e Lehbel an die ;
Backs gepehst is! Ich gucke un leie:
kaank Futlong un Kompenie, Dieler
m Gehm un Puhltrie.« Da is es mich
so klar un so licht in Front von meine i
Auge aeworde als wenn ich aus en:
dunkle Keller in die Sonn gesteppt2
war. Hat der Filuh die Näbbits gsks
Mt geschichtet gehabt, nosser in derg;
Stohr hat et se gekauft un will mi
einielliae dumme Frau qlauwe machejf
daß er se for mich getiut hat! Wert z
komm du mich nur heim, hen ich ger
hat, un dann hen ich die Wedesweisj
lekn den Permit gen-we, die RäbbiM
for ihren Lonichkauntek zu juhse.
Mit beste Riegards
Youts
Lizzie Hanfitengei. 1
Hunderten-.
»Dein Bräutigam zäin bereits 41
Jahre, und Du bist erst ZU Das ist
eigentlich ein schlechtes Verhältniß. «
,,,Na in diesem Jahre geht es schon l
an; aber im vorigen war er ja dop- s
peu so sit qtg ichs« s
Falsch gedeutet. s
Spät heimtehrender Chemann fals ;
ihm die Frau mit dem Stiefeltnecht in T
der erhobenen Hand entgegentritt, stot- .
ternd): »Ich. .ich babe ja die Stie
sel auf der Treppe schon ausgezogen, »
liebes Weibchen.«
NalitiIC
Er (bei der Besichtigung der neuen
Wohnung): »Dieses Zimmer scheint
feucht zu sein — das dürfte also nicht
viel benützt werden«
Sie: »Ganz richtig! . . Weißt Du.
das wird einfach Dein Arbeitgzims
mer!«
In der Instruktion-staats
Feldwebel leinem Rekruten den Be
griff ,,Tapferteit'« an einem Beispiele
demonstrirend): »Sie kennen doch die
Jungfrau von Orleans?«
Mayer: »Pe!fönlich nicht, Herr
Feldwebel!" ·
Dann freilich!
Mann: »Hast Du ein Dienstmäd
chen gefunden?«
Frau: »Nein.«
,.Waren denn teine da?«
»Massenbaft; aber die hatten wir
alle schon!« !
Anat-nehme Umriss-ung
Student lzurn Onkel, der ihn be
sucht): «Guten Tag, Onkel, du woll
test gewiß das Porto fiir die Postane
ioeisung sparen!«
Berbltimte Zurechtweifung.
Herr tin der Eisenbahn zum Mit
reisenden, der sich eben, ohne zu fra
gen, eine Zigarre angesteckt hat):
.,Entschuldigen Sie, mein Herr, genirt
eg Sie, wenn ich buste, während Sie
tauchen-"
In der Jnftruktionsftundr.
A ON
II- -ä"«"·s-—pi·
Felokrcbcl Mit-m Rettuten den Be
griff »Tapfetteit« an einem Beispiele
demonfttikend): »Sie kennen doch die
Jungfrau von Otleans?«
Mem-k- »Peksöa1ich nicht, Hut
Feldwebel!«
(Uemiiithch.
I , aus«-L
Räuber (itonisch): »Wie spät ist es
denn?«
Spaziergänger: »Schon viel zu spät
für Sie. Die Uhr hat mit nämlich
schon Ihr Kollege abgenommen.«
Die neuen Steuern in I
Frankreich
Paris, 18. Nov. Als der Finanzwi
nister im neuen Kabinett Briand Co
chery, sein Amt eingetreten hatte ver
tündete er: »Das neue Budget soll ein
ehrliches, klares-, unverschleiertes sein.'
Bravo! rief man von Lints. Bravo!
von allen Seiten »Das neue But-get
soll nicht mit Hilfe« einer Anleihe zu-«
stande lornrnenf so ließ Cochery weiter
wissen. Allgemeine Zustimmung in
der Presse und in den politischen Krei
sen »Keine Anleihe, nlser auch teine
vertappten lleinenAnleihen, teine kurz
fristigen Schatzscheine, keine Vermeh
rung der schwebenden Schuld!«' Aus
gqrichmt, lauun NO Echo »Uriu
Budget muß umso ehrlicher, wahrhaf
tiger sein, als wir vor der Ausgabe ste
hen die Kosten siir vie Altersversiche
rung der Arbeiter aufzubringen; da
dürfen wir nicht mit einer Lüge begin
nen. « Auch das leuchtete ein und alle,
die fiir die schleunige Erledigung der
,,It(·triut(-.-i mnsriksnss« find, waren
entzückt. ,,Wollen wir alter ehrlich
stin,so lonnnen nur nickn ohne neue
Steuern nns.« Dns tvar logisch. Aber
das Bravo wurde leiser. Immerhin,
natürlich, ohne Steuern wird's nicht
gehen.
Fragt sich nur, wer sie tragen wird.
Man spitzte die Ohren. Cocherh hatte
die öffentliche Meinung gut vorbereitet.
Nun suchte er nach neuen Steuern· Er
suchte und fand. Von den Einnahme
Erhöhungen, die schon sein Vergänger
Caillaux »gefunden« hatte, behielt
Cochety die Erhöhung des Plalatftem
relH bei. Kein Widerspruch Ferner
lehielt er die erhöhte Automobilsteuer
·bei. Tag erregte schon Unllwillen.
Soll die nationale Automobilindustrie,
bie schon schwer genug unter der Kon
lurrenz leidet, absichtlich ruinirt wer
den? Dann lamen die eigenen ,,Erfin:
dunaen« Cocherhs. Erhöhung der Erb
schastssteueri Freude bei den Soziali
sten nnd den ihnen benachbarten Grup
pen der Radilalen; leises Murren bei
den anderen Parteien. Nun ja: die
Erbschaftsfteuer trifft mehr die Rei
chen als die Armen; die Wähler wer
den nicht allzusehr schreien: die Erb
schastssteuer mochte hingeben. Schlim
met erging’s den anderen »Jdeen« Co
cherhå. Mehrbelaftung des Alloholst
Ein Schrei der tfntriistung bei den
Vertretern der Bezirke. in denen es
Aleinbrenner gibt. Belastung der
»Man-hund- (l(- vsn«, d. h. des Wein
nnd SchnapsangschanlW Was-? Man
will an die »Bistros« riihren. die Säu
le des republilanischen System-XI Jetzt
vor denWahlenS Die Kneipwirthe und
die lleinen Weinhandler sollen leiden?
Ganz undenlbar. Jn Paris hat jetzt
schon eine große Versammlung stattge
funden, die mit Empörung Einspruch
erhebt. Vertheurung des Tabaks? Lä
cherlich! Steuern sollen und müssen ge
zahlt werden. Aber eg mag nur int:
mer derthachbar sein, der sie aufbringtt
Keiner will es sein« der andere soll es
sein· Die ,,;teniale Idee« Cocherns
aber tvar es ferner, den Weinen, die
den Namen einer bestimmten Gegend
und also in aller Welt eine »Marle«
führen, Bordeaur, Burgunder, Sham
pagner, Vouvrahusw.« Qualitätsivei
nen, eine staatliche Garantie ihres Ur
sprungs mit auf den Weg zu geben.
Auf jeder Flasche und jedem Faß foll
te d«r FisluH eine ,,Vianette« unt-rin
gen: und dasiir wollte der Fislns eine
Iare erbeben. Anfangs schien alle
Welt entziicli. Bald erhoben sich
Vedenlem jetzt wollen die Weinbaaer
selbst am wenigsten davon hören; sie
befürchten, daf; nur Zwitanen der
Figlnsbeamten daran-J entstehen; an
fserdetn spielt die Frage der Vltsgrcn
zung der »verbiirgten«Weingebiete hin
ein« die Zur Zeit gerade viel END
aufwirbelt.
Die neuen Steuern haben die tfigen
tbiinilichleit, daß sie besonders- em
pfindliche Wäblerlreiie treffen! Dass
baten sich nun diejenigen Gransen der
Kammer, die Briand schon aern wieder
los wären, zunutze aemacltt Man bat
während der lentenWochen mächtig ge
wiiblt hinter den Kulissein Was hat
man Briand denn vorzumersenk
Die Radilalen können ihm doch
nur danlbar sein, das; er sich in
letzter Stunde der Wablresorm entge
gengestemmt bat! Aber man wühlt.
Natürlich lonnnt der Widerstand von
den Radilalen, aus der Regierungs-s
partei, selbst, wie schon unter tsleznen
rcau. Zwei Gruppen von Gegnern bat
jetzt Briand. Sie sind jetzt umso misz
vergnügter, als sie bei der letzten Ge
legenheit ---— eben lei der Bildung des
Kabinetts Briand wieder leer aug
geganaen find, obgleich sie so lange und
waclet aegenClemenreau aeliirnpst bat—
ten. Sie und andere schmerzt es noch
bitter, daß dag neue Kabinett so wes
nig wascherbte Raditale aufweist. Man
sagt, die Radilalen haben eben keine
Talente. Aber die Herren balten sich
siir taleiitreich genug, auch mal oder
mal wieder mitzureaierenl Das sind
die einen. Vielleicht gefährlicher sinkt
die anderem Die nämlich. die Mille
rand an die Stelle Briands setzen
möchten. Daß Millerand selber dein
nicht abgeneigt ist, braucht nicht ae
sagt zu werden« Er spielt sicher lieber
die erste. als die zweite Geige. Die
beiden Gruppen der Gegner, die Grup
pe Pelletan-Dubies-Violette- Constant
wie die Gruppe Doutner-Delcass6
Berteanx arbeiten sich dabei in die
Hände. Sie würden sich, falls sie sie
gen, gegenseitig Konzessionen machen
Aber noch ist nicht aller Tage Abend;
und Briand ist launt der Mann, sich.
ohne zähen Kampf zu ergeben! Der
Anstukm in Sachen der Steuern html
schon als abgeschlagen gelten, ehe et
feste Form annimmt, —- Ueberra:
schungen vorbehalten.
Die Weckuhr.
Cummckstc von Karl Mutni.
Jn lehter Zeit hatten wir viel Pla
ge mit dem Aufstehen. Abends blie
ben wir länger aus als sonst und konn
ten daher auch nicht früh genug er
wachen. Die Morgen waren schrecklich
dunkel, nebelhaft. Dazu waren noch
die Fenster des Schlafzimmers ver
hängt, und wir konnten also nicht se
hen, wann es tagte.
Dieses tägliche Aufstehen war mit
Nahm Ungemach verbunden. Jch
mußte schon um neun Uhr in der Os
fire ern, die Kinder mußten auch in
der « chule pünktlich erscheinen.
Man lann sich also die Situation
denken, wenn wir um acht Uhr er
wachten. Die Kinder kleiden sich wei
nend an, da sie sich verspäten müssen
und der Herr Lehrer sich für ihre Oh
ren interessiren wird. Natürlich
mußte man auch aufs Frühstück war
ten. Vor neun Uhr lonnten wir da
her das Haus nicht · verlassen, und
meines Office lag beinahe eine Stunde
entfernt.
Die sechs Kinder, Mädchen und
Knaben, heulten und trockneten die
Ihränem die Frau aber zerbrach aus
Eile täglich etwas Geschirr. und ge
wöhnlich theilte sie dabei auch Piiffe
aus. Jch murrte und schlug mit der
Faust auf den Tisch. Den einzigen
Nutzen hatte das Mädchen, denn bis
es- zum Frühstück kam, hatte niemand
mehr Appetit, und der Kassee und die
Kipfeln blieben ihr.
Da gab mir mein Chef einen guten
Rath, da er’s nicht mehr sehen konnte,
daß ich immer der letzte war· Er
fragte mich« weshalb ich teine Weckuhr
laufe; wenn ich dann den Zeiger aus
die sechste Stunde richte, wird die
Glocke anfangen zu läuten, daß ·es
selbst die Nachbarn hören müssen.
Ich kaufte daher am selbenTage eine
Weckuhr. Sie hatte ein gutes, träftis
ges Wert, hübsch ausgestattet, und
neigte selbst die Tage an. Sie hatte
zdie Form eines Häuscheng und war
sein Vergnügen zum Ansehen. Auf
s dein Nachttasten, wohin meine Frau sie
gestellt, machte sie eine vortreffliche
Figur, und wir beide meinten, sie ma
chc die Wohnung traulicher, und sie
habe nur noch gefehlt.
Wir waren sehr vergnügt den gan
zen Abend· Nach dein Abendesfen
istellte ich sie vor mich aus den Tisch
fund gestattete den Kindern, sie zu be
trachten, erllärte ihnen auch das Wert
und ließ sie probeweise läuten. Den
Kindern gefiel dies sehr und ich musi
te also ganze Läutetonzerte veranstal
ten. Dies hielt uns so sehr auf, daß
wir nicht lange vor Mitternacht ung
zur Ruhe begaben. Mit einer gewis
sen Aufregung erwarteten wir die
sechste Morgenstunde und lachten schon
im Vorm-XI über den Schreck, den soir
bei dem plötzlichen, gellenden Geläute
haben würden.
Die Kinder, die früher schlafen gin—
gen, schliefen jetzt nicht so bald ein.
Sie lauschten dem Ticten der Uhr und
warfen immer noch einen letzten Blick
auf fre, die ung- morgen weden wird.
Auch wir, wie die Kinder, lauschten
dem ungewohnten Mange, denn bis
her derbrachten wir die Nächte in voll
kommener friedlicher Stille.
Die Uhr stand aus meinem Nacht
tasten, und so drang mir das Geräusch
direkt aus nächsten Nähe in die Ohren.
lfs war mir angenehm, doch später
dachte ich doch, es sei etwas zu start.
Und da das Geräusch immer lauter
wurde lwie eg mir fchien), sagte ich zu
meiner Frau, sie möge die Uhr zu sich
nehmen, sie müsse ja doch als die erste
aufstehen. Die Frau, die ein wenig
neidifch war, daß ich die Uhr in Be
sitz genommen, nahm meinen Antrag
freudig an und stellte das Kästchen auf
ihren Rachtschrank, indem sie es strei
aielte und meinte, es fasse sich wie
Sammet an.
Nach einer Weile war aneh ihr dar
uttiiriterhrod1ene literarisch schon lästig
geworden Der Schlaf war uns rseri
ganaeIL nnd wir sehnten une nach ei
nem Stiindck en Ruhe. Allein die Uhr
wollte es nicht. Die Maschine rnsselte
sortwährend, das Tieren hörte nicht
aus, wurde aar nicht schwächer Die
Kinder wurden sckson nnrnhia, ja de:
Jüngste brach in Weinen ang, weil die
Uhr so start lärme.
Meine Frau nahm insgeheim dieUhr
und stellte sie verkehrt ans, Im Glan
ben, sie werde nnn stille seine und man
tönne dann sehlasenx allein es war
vergebens-, sie llieh unerbittlieh in ihrer
Arbeit, so das-, ich meiner Frau saate,
sie möae das Dina ans den Boden wer
sen. Ansanags sträubt-e sie sieh dagegen,
doch that sie es endlich. Welches Hoch
gesiihl zu hören« das elende Dina habe
seine Strafe erhalten und werden nun
schweigen.
65 war geaen zwei Uhr.
Die Uhr« verspottete Uns alter, denn
sie wollte nicht schweigen. Sicliirmte
sort, ebenso lästig mir. wie meiner Le
bensaesährtin, die ein Wort fallen ließ,
wie thöticht solche Leute seien, die eine
Maschine von zwanzig Pserdelrästen
in ihr Schlaf-Zimmer stellen, nur um
nicht schlafen zu tönnen. Jch antwor
tete auch in gleicher Tonart.und es ent
wickelte sich ein so onimirter Diskurs,
»daß die Kinder aus ihrenBetten schrei
send Fussuhrem
Nun sprang ich auf, trug dasStreit
f c - -
»nu- Mr artumsvoll zum Gott en, Ver auf dem Gericht war): ,,Nun?«
Mann: ,,ffreigefprock,en, bis auf lumpiise vierzehn Tä1'!«
ehjett in das zweite Zimmer, stellte es
aufs letzte Fensterbreth jetzt mochte sie
aetrest so vielLärm machen, als sie nur
wollte. Jetzt leaten wir uns zur Ruhe,
im Glauben« unsere Augen schließen
zu können.
Leider erwies sich unsere Hoffnung
als trügerisch denn dagUngethiim war
noch aeräuschvoller in der Stille. Ich
mußte daher die Thüre schließen, ob
wohl ich ein Freund der frischen Luft
bin. Selbst durchs-Schlüsselloch drang
aber auch jetzt ihr Ticken.
Endlich mußte ich mich aber damit
trösten: man muß sich daran net-zäh
nen, man muß nnr etwas Geduld ha
ben. Jsili legte mich aqu rechte Ohr,
dann aufs linle, alle-H reraekensx Ich
mußte trotzdem ihr grausameg Ticken
lhören, mask- mieb dazu betnoa, auszuste
«hen und sie ins dritte Zimmer zu tra
gen. Damit jedoch keaniiate ich mich
nicht, sondern nahm die Tischdecke.
wickelte das Werk in sie nnd stellte
dann das Ganze in meine Schreibtifchs
lade,und erst dann schliipste ich in mein
Bett.
Schon lanae, lanae hatte ich nicht ein
solche-z Wohlgefühl l·ei der nun herr-:
sctienden Ruhe aehaht Und ich erlaube,
aeaen rier Uhr schliefen mir alle er
miidet ein.
—- Als ieli ern-achte waren sclwns
all-: wann Die-Kinder waliten sich inc
ihren Betten, zuweilen verituinn1end,l
in der fznistiiina. ietzt müsse die Wert
alorte erllinaen Jan mail-te aber Licht
nnd sah auf meine Taschenuhr.
- Es- war elf ilhr vorniittaas. I
Ein nationales Gesundheitemmt
Der Präsident beabsichtigt, dem
Rongrefr die Errichtung einei- natio
nalen Gesundheitgath zu empfehlen
tfine derartige Einrichtung hat schon
einmal bestanden, aber sie ist wieder
eingegangen, weil namentlich aus dem
Süden endlose Ftlagen kamen, die be
treffenden Bnndegdeamten mischten
sich fortgesetzt in Angelegenheiten die
sie nichts angingen und die in erledi
gen Sache der Staaten sei. Seitdem
hat der Marine.s)osnitaldienst einen
Theit der Obliegenheiten iibernonnnen,
di· ehedem dem National Board of
Oealtli zugetheilt arrren Als-er als na
nonale Gesundheitsbehörde ist dass eine
sehr nnzulängliche Einrichtung Das
hat man in den letzten Jahren auch
immer mehr erkannt, und dem ent
sprechend hat die Opposition gegen die
direirnna einer neuen selbstFtiindiaen
Gesundheitgbehörde nationalen l5ha--j
ratterg erheblich geschloiicht Man
dentt jetzt an eine Nachdildung dez
kaiserlichen litesundheitgamteg in Ver
lin, das seine Thätiateit iiber dzss
ganze Reich erstreckt, ohne in die ver
fassungsmäßigen Befugnisse der Ein
zelstaaten einzugreifen. Es besteht and
einem Präsidenten, anr- ordentlichen
und außerordentlichen Mitgliedern, zul
denen die meisten Universitätglehrer
siir Hygiene .iählen, und aus wissen
schastlichen und technischen Hilsgarbei-»
tcrn. Dieses Amt besitzt freilich nurs
einen terathenden, leinen exetutivem
Charakter, da e5 den ttteichszlanzler le-!
diglich unterstützt und nur die Vorbe-.
reitung der Medizinal und Veterinär-"
gesetze in Händen hat; es hat aber
trotzdem eine außerordentlich segens
reiche Thiitigteit entfaltet. Es sammelt
statistische lkrhebitngen über die herr
schenden Krankheiten, veröffentlicht
wissenschaftliche Arbeiten und sorgt
l
l
zugleich durch ,topitl«cire Schriften fiir
die Aufklärung des Voller- iiber Sen-i
chen und Jnfeltiongtrantheiten Wenn
immer Epidemien ausbrechen, dann
sorgt das Reichsgesundheitsamt fiir
eine sofortige systematische und sach
tnndiae Bekämpfung Aber es enthebr
nicht die Stadt- und Landbehötden
der Pflicht der Ueberwachuna der lo
talen gesundheitlichen Zustände, es
bildet nur die oberste Regierungsw
l börde, die als Centralstelle das öffent
liche Gesundheitsrcesen regulirt. Aufl
ähnlicher Grundlage müsse auch die
biet geplante Behörde organisirt mer
dm wenn jiyre thatiateit nicht aber
malg auf unüberwindliche Schwierig
keiten stoßen soll. Sie muß in der
Hauptsache orientirenden und bera
tf«-enderc Charakters sein. die ciqent!iche
Aussicht über dass Sanitijtgwesen muß
den Staaten und Stadien überlassen
bleiben, die sie wirksam ja auch allein
nur üben können .
tDetroit Abendpost.)
-—-.
Der Rhogi und die Löwen Nahm
Hemde-.
Nach französischen und englischen
Blättern wurde seinerzeit von dem
scfiaueriichen Ende berichtet, das dem
Noghi nach seiner Gefanaennahme von
dein Sultan Mulvy Hafid bereitet
worden sein foll. Jngbesondere wurde
behauptet, daß Bu Hamnra mit gefes
selten Händen vor den Augen des
,,l««n:tgierigen und grausamen« Sul
tans den Löwen vorgeworfen morden
fei, denen der Unglückliche vergebens
zu entkommen versucht habe. Nachdem
eine Löwin dem Roghi einen Arm nd
aebissen habe, seien die Bestjen, uns die
Leiden des Unglücklichen zu verlän
aern, zunächst von ihrem Opfer zurück
gesmencht worden, nnd als- er endlich
aetödtet worden war, hätten dieRaub
thiere niit deuILeichnani wie die Katzen
mit der Maus gespielt. Die Erzäh
lnna wird jetzt von einem vertrauens:
wiiidiaen Zeuan nachdriictlich bestrit:
ten. Ein Angestellter der Firma Ha
qexil«-erj, Matthias- Walter, der gerade
in jener Zeit einen Elefanten bei dem
Enltan in Feg abzuliefern hatte, theilt
uns- niimlich mit, daf; die wilden Be
stim, deren Opfer der aefauaene Prä:
tendent geworden sein soll, in Wirk
lidrteit recht zalnne und furchtsame
Tlsiere waren, die einst dem Sultan
elcnfntlg von Oaaenbeck geliefert wor
den waren. Diese edlen Wiistenköniae
ers-rissen, nuf dass Geschrei des Roghi
sc lenniait das Hasenpanier und ver
tuschen sich in den Winkeln des Gar
ten-J. Der Roalii ist also, wie Herr
Weiter versichert, weder ganz noch
iuinTbeil die Beute der Löwen Miilay
Onfidg geworden Eg- ist vielmehr an
zunehmen, daß er noch lebt und sich iw
Eisltnngpalaste befindet.
lssr kennt das.
Anwalt: »Hat man Sie jemals ei
nem Ftreuzvcrhör unterworfen?«
Jllienh »Das will ich meinen! Jch
bin seit zehn Jahren verheirathet, und
meine Schwiegermutter wohnt bei
·I«
Uns-n
tsntscgrciftiilr.
Ortsvorsteher lzum Nachtwächter)
»Wie konnten Sie nur das Feuer se
hoch kommen lassen! Warum habest
Sie denn nicht sofort geblasen?«
»Ich wollt znerst überhaupt nicht an
Feuer glauben; ’5 hat doch man erst
vor acht Tagen bei uns gebrannt!«
tssinziqc schlechte Seite
Arzt: »Ist seiner Art ein wahrer
Musterpatient, der Haber. Alles be
folgt er ans-S gewissenhafteste und
piinttlichste, ob er nun einnehmen,
schwitzen oder gurgeln soll, ob ich ihm
Bäder, Einpactungen, Bewegung oder
Lustveränderung verordne . . . nur be
zahlen thut er nicht!«
Det Jkenfiihrer Dillon erklärte, daß
die Grüne Jnsel ihre Selbstregierung
dem Flottenprogmmm des deutschen
Kaisers zu danten haben werde. End
lich einmal eine verdiente Anerken
nnng.
Senatoe Albrich sagt, daß die leer
Panik dem Lande zwei Billionen Dol
lnts gekostet hat, und das schlimmste
ist, daß die Korporationen das nicht
bezahlten
?